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Vorsicht im Denken tut Not! Was man so „vor sich hindenkt“, ist nicht belanglos, weil Gedanken in Quellen dahinströmen wie Wasser und Wind! Gleiche Ströme verstärken sich, ungleiche zeigen Interferenzerscheinungen!

Wäre dieser spirituelle Ozean dem Auge wahrnehmbar, jeder könnte sehen, wie vibrierende Strahlen von Mensch zu Mensch gehen. Jeder würde erkennen, wie Leute von gleichem Temperament, Charakter und Wollen in derselben Strömung stehen, wie ein Mensch in verärgerter und deprimierter Stimmung in einer Welle des Kontaktes bleibt mit allen, die verärgert und deprimiert sind, dass jeder von ihnen wie ein Element in einer Batterie stromstärkend und stromerzeugend wirkt, wie andererseits die Hoffnungsvollen, Starken und Freudigen gleicherweise ihre Wellen vereinen und stärken.

Depression ist Einssein mit einem schädlichen mentalen Kreis. Es ist eine Krankheit, die nicht sogleich geheilt werden kann, wenn man einmal durch lange Zeit gewohnt war, seinen Geist dieser Art von Strömen zu öffnen.

Wenn eine Gruppe von Leuten über Krankheitserscheinungen spricht, über Todesursachen, Agonien, Sterbeszenen, wenn sie den morbiden Geschmack am Grauenhaften züchtet, lenkt sie einen ganzen Strom ähnlicher Vorstellungsbilder auf sich – ein Strom, der am Ende unfehlbar Krankheit und Leiden in irgendwelcher Form mit sich führen wird.

Wer, aus welchem Motiv es sein möge, viel von Kranken spricht, mit Kranken verkehrt und über sie nachdenkt, zieht eine Welle auf sich, deren böse Folgen sich endlich an seinem Leibe materialisieren. Wir haben weit mehr an uns zu retten und zu schützen als wir ahnen.

Besprechen Männer harmonisch und in Sympathie ihre geschäftlichen Unternehmungen, so wird ein Strom neuer produktiver Einfälle erzeugt – denn nur wenn ohne heimliche Missgunst, in ehrlichem Streben der Kreis sich zusammenschließt, springen neue Gedanken wie Funken über!

Reise immer in großem Stil, steige in den vornehmsten Hotels ab, kleide dich mit Geschmack! Bist du dazu pekuniär noch nicht imstande, so tue es wenigstens in Gedanken! Das wird der erste Schritt in der Richtung des Erfolges sein, der Strömung der Erfolgreichen entgegen! Wessen Sinn aus falscher Sparsamkeit auf das Billige gerichtet ist: billige Wohnung, billige Nahrung, billige Kleidung, gelangt in die Welle der Dürftigkeit des Sklavischen und Ängstlichen! Unsere Pläne und Lebensansichten werden dadurch gedrückt, paralysiert, die Schwungfedern brechen. Die Atmosphäre der Dürftigkeit, wenn man sie lange absorbiert, haftet an der Psyche und wird sofort von allen Erfolgreichen gefühlt. Sie flüchten, merken sie doch das Fehlen des Elementes, das sie trägt und hebt; sie isolieren sich und unterdrücken rasch den Strom natürlicher Sympathie, der überfließen möchte.

Sympathie ist der wichtigste Faktor jedes Schicksals. Die Manie für alles Billige strömt parallel mit Furcht und Missgeschick, trifft nie auf den Strom der Tatenlust und der siegenden Kraft! – Die Individuen, die in diesen Strömen leben, treffen nie aufeinander, – wer sich den Siegern des Lebens nähern will, muss die Richtung seiner Geistigkeit ändern, und sie werden an seinem Wege stehen!

Wenn Leute zusammenkommen und ihr Übelwollen und ihre Missgunst über andere ausgießen, fällt alles Schädliche in zehnfacher Kraft auf sie selbst zurück. Sie ziehen die gleichen Gedankenreihen an sich, die sie innerlich verpesten! Die Gedanken, die am öftesten gedacht werden, materialisieren sich auch am stärksten im Organismus. Wir absorbieren die Fehler und Unvollkommenheiten anderer, da wir uns psychisch mit ihnen beschäftigen. Klatsch ist ja faszinierend! Es liegt etwas von Rausch und Ekstase im Skandal und in der Ausschmückung fremder Unvollkommenheiten – fast dem Champagner gleich! Am Ende aber kommt uns dieses Vergnügen recht teuer zu stehen.

Wenn nur zwei Personen es über sich gewinnen könnten, sich in regelmäßigen Zwischenräumen zu treffen, womöglich im gleichen Raum und immer zu derselben Stunde und mit lichten, frohsicheren Sinnen über Schönheit, Weisheit und Stärke des Leibes wie des Geistes sich unterhielten, wenn sie die Tore ihrer Seele weit öffnen würden, bereit, von der höchsten Weisheit Gedanken und Mittel und Wege in Demut zu empfangen, um die vollkommene Schönheit, Gesundheit und Stärke zu erlangen, wenn sie Freude fänden an diesen Zusammenkünften, wenn sie ohne Zwang imstande wären, sie fortzuführen – ohne Streit oder vorgefasste Meinung, ohne Neben- und Hintergedanken, – diese beiden Menschen stünden am Ende des Jahres vor den Wirkungen dieser Stunden wie vor Wundern aus dem Märchenbereich.

Nur zwei Menschen mögen am Anfang diese Übung versuchen, nicht mehr, denn es ist viel schwieriger, als man meinen sollte, auch nur zwei Menschen zu finden, die ihre Stimmungen in Einklang zu bringen vermögen. Auch muss der Wunsch nach solchen Zusammenkünften spontan entstehen – andere, fremde Motive würden den höchsten Strom zum Guten ausschalten.

Natürlich wachsen die Wirkungen mit der Zahl der Wünschenden! Die Indianer Nordamerikas erregten nach diesem Prinzip die Ekstase des Kriegstanzes! Der schweigende Kreis der Vielen bewirkte den Wunsch des Einen; je mehr Indianer ihren Willen auf das eine Ziel – die Ekstase des Tanzenden – warfen, desto eher kam dieser in Trance. Bei Rednern, bei Schauspielern ist es das nämliche.

Ein häufiger Irrtum gerade der besten Menschen liegt darin, allzu viel über ihre eigenen Fehler zu brüten und sie auf diese Art zu stärken. Es genügt, wenn ein Fehler erkannt wird, – man muss sich nicht immer vorsagen: „Ich bin feig und schwach oder übellaunig und unvorsichtig.“ Besser ist es, die Gedanken der Stärke, des Mutes, der Freude, der Vorsicht herzuleiten, aus ihnen das Bild des Ichs aufzubauen und von den Fehlern einfach wegzudenken.

Das soll kein Moralisieren sein, ich sage in diesen Essays nicht: „Das soll man tun und jenes lassen.“ Ich zeige nur Ursachen und Wirkungen auf. Wer sein Gesicht ins Feuer steckt, wird rot und wund und entstellt sein, weil er es den Wirkungen dieses Elementes ausgesetzt hat, – setze dich dem Brande des Neides, der Missgunst und des Übelwollens aus, und du wirst in irgendeiner Form entstellt werden von einem Element, das, wiewohl unsichtbar, doch so wirklich wie Feuer ist.

Alles, was hässlich und unvollkommen ist, schlechte Eigenschaften der Mitmenschen, unschöne, unangenehme Dinge sollen so schnell und restlos wie möglich aus dem Bewusstsein entfernt werden. Sonst bleiben die Gedankenbilder, um sich endlich in ihrem spezifischen Korrelat zu materialisieren. Wer sich einen Menschen immer in dem Augenblick vorstellt, da er einen charakteristischen Fehler macht – macht am Ende sicher den Fehler selbst.

Es ist besser, sich in die Vorstellung des wogenden Kornfeldes und der rollenden See zu versenken als sich in die Schrecken der Lokalchronik hineinzulesen. Wir ahnen gar nicht, welchen Druck wir physisch und psychisch überflüssigerweise täglich auf uns nehmen durch die Orgien der Scheußlichkeit, die uns die Tagespresse jeden Morgen vorsetzt. Was kann es irgendeinem Menschen nützen, wenn er über jedes Unglück, jedes Verbrechen und jede Schreckensszene informiert ist, die sich innerhalb vierundzwanzig Stunden auf dieser Erde zugetragen hat!

Wer ein Übel erkennt, hat es schon halb geheilt. Kommt eine üble Stimmung über uns, so heißt es vor allem dessen eingedenk bleiben, dass ein fremder Strom übler Stimmung uns durchflutet, dass wir in Rapport geraten sind mit vielen verdüsterten und schlechtgelaunten Gemütern, die sich alle gegenseitig ihre widerlichen Stimmungen zusenden und sie ins Unerträgliche steigern. Das Nächste, was zu geschehen hat, ist Bitte, Gebet, Verlangen nach Kraft, um aus diesem Strom übler Gedanken herauszukommen.

Jeder vermag es, im Lauf der Zeit immer öfter Stimmungsströme in sich zu leiten von allem, was licht, lebhaft und strahlend ist – denn spielerisch sollte das Leben sein –; fortgesetzter Ernst, ein paar Schattierungen verdunkelt, gibt schon Melancholie.

Und überall strömt die Furcht! Die gesamte Menschheit fürchtet sich unaufhörlich: vor Krankheit, Tod, Verlusten an Geld, an Liebe, kurz, vor irgend etwas! Jeder hat noch extra seine private Lieblingsfurcht, die er hätschelt! Das erstreckt sich bis zu den trivialsten Dingen hinab! Alle Straßen sind voll von Leuten, die in Ermangelung eines Besseren wenigstens fürchten, die nächste Elektrische oder den nächsten Zug zu versäumen!

Jeder Mensch hat seine Lieblingsfurcht – eine Krankheit, die er nie gehabt hat, aber stets erwartet –, irgend etwas, vor dessen Verlust ihm besonders graut! Jede Kleinigkeit, ein zufälliges Wort, bringt ihm diese Lieblingsfurcht mit einem Stoß ins Bewusstsein, das durch jahrelanges Training sich allsogleich weit dem ganzen Schrecken öffnet, der wie ein Strom hereinstürzt, seinen Schaden anzurichten. Dieser Strom vibriert virtuos gerade auf jener Saite unserer Natur, von der seit Jahren unsere Lieblingsschwäche erklingt.

Dann leidet auch der Körper! Es gibt Myriaden verschiedener Symptome! Schwäche, Appetitlosigkeit, müde Glieder und Unfähigkeit, sich auf seine Berufspflichten zu konzentrieren, Gedankenflucht usw. Die Fähigkeit, leicht Gedanken zu empfangen, kann zu einer Quelle der Schwäche wie der Kraft werden. Gerade die sensitivsten, höchst entwickelten Geister der Gegenwart haben oft die schwächsten Körper, weil sie unbewusst auch viele schädliche Wellen absorbieren, ohne eine Ahnung von ihrer bloßen Existenz zu haben. Persönlicher Verkehr mit den unrichtigen Personen ist eine Hauptquelle dieser Übel. Der feinere, weibliche Organismus ist noch viel empfindlicher für jeden mentalen Schatten und Strahl seiner Umgebung! Der Mann, in seine Geschäfte vertieft, erzeugt zeitweilig eine gewisse Positivität, die ihn befähigt, Furchtströme zurückzuwerfen. Frauen aber leiden oft tausendmal mehr im Schutze des Hauses, als ihre Männer ahnen, die sich nicht genug verwundern können, wie die Frauen zu diesen ewigen Krankheiten und fixen Ideen und Nervositäten kommen.

In dem Maße, wie wir beginnen, unsere Stütze im unendlichen Geist zu suchen, der uns befreien soll aus dieser Sansara übler Kräfte, kommen ganz von selbst materielle Hilfsmittel in unseren Weg, – gute Einfälle in Bezug auf Nahrung, Medizinen, Reisen und Veränderungen! Ein Wechsel in unserem gesamten äußeren Leben tritt ein, Freunde stellen sich ein, eventuell ein glänzender Arzt als Helfer, um uns aus dem Bann der bösen Ströme zu lösen. Man nehme sie als gutes Omen der Erfüllung und als Vorzeichen dankbar an, nie aber lasse man die ganze Hoffnung auf einem Menschenwesen ruhen; das höchste Vertrauen muss im Unendlichen sein. Das Individuum, dessen wir bedürfen, kreuzt nur nach geheimnisvollen Gesetzen die Linie unseres Schicksals im rechten Augenblick als Stütze, als Krücke gleichsam, bis unsere spirituellen Glieder stark genug sind, uns selbst zu tragen, auf dass auch wir im Kranz der Kreaturen zu Helfern heranreifen.

Wer mehr und mehr teil hat an dem unendlichen Geist, wird immer rascher regeneriert, physisch und psychisch, die Kräfte wachsen an ihren Wirkungen, alle Furcht fällt ab, da es offenbar wird, dass nichts zu fürchten ist für den, der im Gedankenstrom des unendlich Gütigen fließt! Wie ein Wunder scheint es, dass dann alle materiellen Dinge scheinbar mühelos, ohne viel Anstrengung von unserer Seite, in unser Leben treten. Wir staunen das Rasen und Mühen und Schinden der Menschheit an, die eben durch alle diese Plage die Güter, nach denen sie strebt, von sich treibt. Die Erkenntnis beginnt in uns zu wachsen, dass das Leben, zu dem wir berufen sind, wir – die Wenigen jetzt, die Vielen einst –, ein Aufsteigen von Glück zu Glück bedeutet, dass mühevolles Ringen ganz überflüssig wird, weil alle Dinge dieser Welt geistigen Strömungen folgen! Alles, was wir wollen, ruhig ohne Ungeduld, doch fest und klar, harrt unser auf dem Wege, den wir schreiten! Gar keine Grenze ist der Macht gesetzt, der Gedankenströme untertan sind!

In der Fähigkeit des Menschen, sich mentale Wellen von einer feineren Art und höheren Intensität dienstbar zu machen, liegt das Geheimnis der Magie.

Das Mysterium des Schlafes oder Unsere doppelte ExistenzInhaltsverzeichnisWer sind unsere Verwandten?

 

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