Ich besitze dieses schlecht konstruierte Fünfzig-Dollar-Haus im Jersey-Sumpf. Sehr wenige Menschen besitzen ihr Heim in so hohem Maße wie ich das meine. Meistens besitzt das Heim sie.
Ich beherrsche dieses Haus. Wenn ich will, kann ich es anzünden – ich wäre nicht ärmer, und Nachbarn habe ich keine, deren Besitz durch den Brand gefährdet werden könnte.
Ich wohne in keinem Dorf, in keiner Stadt, deren Bewohner, alarmiert durch den Brand, mit ihren Löschversuchen mich belästigen könnten. Ich kann überall durch die Wände Löcher bohren, ohne den Hausherrn um Erlaubnis zu fragen. Ich kann die ganze Bude vollrauchen, ohne Bewohner zu stören. Ich kann nachts aufstehen, Nägel einschlagen, Holz sägen oder einer anderen lärmenden Beschäftigung frönen, ohne dass Angst an mir zupft, es schreckte andere aus ihrer Ruhe auf. Ich kann meine Pantoffeln lassen, wie ich sie auszog, den einen mit der großen Zehe nach Norden, den anderen nach Süden gerichtet, und eine Woche später bei meiner Wiederkehr werde ich sie in der gleichen Stellung wiederfinden, nicht im dunkelsten Schlupf irgendwo versteckt.
Ich scheue mich nicht, Schmutz auf meinen eigenen Teppich zu lassen. Ich bin nicht an feste Mahlzeiten gebunden. Ich bin vor Besuchern sicher. Was immer meine Fehler sein mögen, hier innerhalb meiner vier Wände kümmern sie nur mich. Ich habe den Eingang ganz für mich allein. Keine Hausfrau beherrscht mich und rügt es, wenn ich eine Haselnuss im Wohnzimmer esse und die Schale auf dem Fußboden lasse. Ich kann Nägel jedes Formates in die Wände treiben, kann diese Wände mit Bildern bekleben oder sie selbst mit Fresken überziehen, ohne auf Schadenersatz verklagt zu werden. Ich kann eine Menagerie im Hause halten. Ich werde nicht durch kulinarische Nachbargerüche gefoltert. Keine hausherrlichen oder magistratlichen Verordnungen glotzen mir von hohen Tafeln beständig ins Gesicht und bedrohen mich mit Strafen, sollte es mir beifallen, Kaffeesud in den Ausguss zu schütten. Ich kann meine Zimmer unter Wasser setzen, ein Aquarium daraus machen – darin schwimmen, ohne den Horror, dass etwas durchrinnen und die Salongarnitur im unteren Stock beschädigen könnte.
Ich habe keinen Dienstboten, den häuslichen Spion zu spielen, über die Butter zu schimpfen, ihre Verwandtschaft auf meine Kosten zu unterhalten, meine Lieblingsvasen zu zerschmettern und betrunken auf der Treppe gefunden zu werden. Mehr als ich mein Heim aber besaß Diogenes sein Fass, denn er konnte es aus unerfreulicher Nachbarschaft rollen – auch im Winter in die Sonne – im Sommer in den Schatten, und weg von steigenden Wassern – und so war er reicher sogar als ich.
Was ist Besitz? – Ist es bezahlen für ein Ding, dessen Gebrauch von Meinungen und Gebräuchen anderer Leute reguliert wird? Wie wenige Menschen besitzen in diesem Sinn die Kleider, die sie tragen?
Besitze ich ein Paar Lackschuhe, die mich so drücken, dass ich sie, zu Hause angelangt, sofort herunternehme, oder sind es Machtmittel, Waffen der eleganten Gesellschaft, die mich unterjocht ? Besitze ich den Stehkragen, der bei jeder Kopfbewegung mir den Hals abzuschneiden trachtet – oder der Popanz der Gesellschaft? –
Besitze ich mich selbst, oder werde ich nur behaust, gefüttert, bekleidet den Wünschen und Launen gewisser Leute gemäß, vor denen ich fühle: so muss ich sein, oder ich bin nichts?
Unlängst sah ich eine Frau von ihrem „Shopping“ heimkommen – mit sechs Paketen. Ich sah die Sorge in ihrem Gesicht und Mühsal in ihren Armen. Da sie in die Straßenbahn einstieg, geschah es voll Angst, ein Paket könnte zu Boden fallen. Sie setzte sich und verteilte die Pakete um sich und zählte sie, ob keines fehle.
Verfiel sie auf der Fahrt für einen Augenblick in Unbekümmertheit und Wohlbefinden, gleich kam das quälende Aufschrecken zum Bewusstsein der Bürde ihrer Bündel. Waren noch alle da – und wo? Keines gestohlen, keines unter die Bank gefallen – oder was eben sonst Lebensinhalt der Bündel bildet? Beim Aussteigen, Straßen kreuzen – die Pein der Bündel blieb. Ihr Inhalt aber waren lauter Gelegenheitskäufe – Quelle so vieler Ungelegenheiten, erstanden unter dem Banne des Kurzwarenmagiers. Kaum hatte sie diese verdächtigen Dinge gekauft und, wie sie meinte, Besitz von ihnen ergriffen, ergriffen sie schon Besitz von ihr, begannen sie zu tyrannisieren – zu versklaven. Es war noch ein Samstagabend. Ich zweifle nicht, dass einige dieser Pakete ihr sonntags den Weg zur Kirche, zur inneren Sammlung verlegten. Ich spreche in voller Sympathie mit dieser armen Frau, denn oft und oft habe ich mich selbst von Bündeln einfangen lassen, Bündeln von kleinen Geschäftigkeiten, von imaginären Bedürfnissen, Bündeln von erborgten Sorgen und Bündeln von Snobismen. Welch eine Last an Ärgernissen trug diese Frau in ihren Paketen nach Hause.
Da waren Sachen darin zum „Ausfertigen“! Aber die Schneiderin kam nicht zur vereinbarten Stunde. Ärgernis I. Als sie kam, nahm sie falsch Maß. Ärgernis II. Als die Arbeit fertig war, verlangte sie höhere Preise. Ärgernis III. Nun musste der Mann um mehr Geld angegangen werden. Ärgernis IV. Natürlich wurde das Kleid nicht einmal rechtzeitig zur Soiree fertig. Ärgernis V. Besaß diese arme Frau das Kleid – oder das Kleid sie? Kann irgendein Kleid „gut genug stehen“, um solchen Verlust an Fröhlichkeit, Zeit, Spannkraft zu ersetzen! Und wie sehen die meisten Produkte solcher Mühe aus! Wie traurig, stillos und kläglich für sehende Augen.
Während ich mein Haus baute, gestattete ich zu einer bestimmten Zeit den Brettern, mich zu haben, weil sie nicht rechtzeitig ankamen und mich das ärgerlich machte. Auch meine beiden Sohlbänke hatten mich drei Tage lang, während sie verladen irgendwo auf einem Seitengeleise standen. Ich fühle auch jetzt, wie viele Dinge um mich bestrebt sind, mich zu fangen. Sobald sie anfangen, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – sich in mir breit zu machen, sich zu räkeln in meinem Bewusstsein, droht Gefahr.
Was mir Sorgen macht, besitzt mich. Wenn ich hasste und schussle, um meinen Hühnerstall bis morgen abend fertig zu bekommen – dann hat der Hühnerstall mich. Wenn ich mich nicht den Kuckuck drum schere, ob der Hühnerstall diese Woche oder diesen Monat fertig wird, dann habe ich den Hühnerstall. Ich sah einmal einen Mann, dessen unversichertes Haus abbrannte, sich davor setzen und die Flammen und das ganze Getriebe ringsum genießen. Der Mann hatte immer noch das Haus.
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