Daniele Ganser und Satya Marchand: Frieden und Trauma
Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser im Gespräch mit Erkenntnistherapeutin Satya Marchand: Ihr Gespräch beleuchtet die Frage, warum die Menschheitsfamilie nicht friedlich miteinander leben kann.
Ohne das Wissen von Trauma und Trauma-Dynamiken lässt sich diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Eine der entsetzlichsten Folgen von Bindungs- und Entwicklungstraumatisierungen ist diejenige, dass Menschen andere Menschen für grundsätzlich gefährlich halten.
Solange ein dysreguliertes Nervensystem im Überlebensmodus dieses Glaubenssystem aufrechterhält, wird Weltfrieden eine Illusion bleiben. Um Frieden im Außen erschaffen und erhalten zu können, muss erst der Krieg im Inneren, im autonomen Nervensystem, befriedet werden.
Können Körperübungen traumatisierten Menschen helfen? Eine dieser Methoden heißt TRE: Tension and Trauma Releasing Exercises. Die Übungen lösen ein sogenanntes autonomes Zittern aus und haben das Ziel, Trauma, Angst und Anspannung loszuwerden.
TRE® – Tension & Trauma Releasing Exercises ist eine einfach zu erlernende Übungsreihe, die es Körper und Psyche ermöglicht zu einem natürlichen Gleichgewicht zurückzukehren. Auf die Durchführung von speziellen Übungen reagiert der Körper mit Zittern, welches als Lösungsmechanismus für Stress und Trauma verstanden wird.
Die von David Berceli entwickelte TRE®-Übungsserie zielt auf die dem Organismus innewohnenden Lösungsmöglichkeiten muskulärer Verspannungen ab, die in Stress und jeglicher Form von Trauma eine zentrale Rolle spielen. In der Übungsserie wird eine gezielte Tiefenentspannung mit natürlicher Neu-Belebung verbunden.
Die Übungen sind ohne Risiko durchführbar und können von einzelnen Menschen, der Familie, von Selbsthilfegruppen oder großen Gruppen praktiziert werden. Sie wurden besonders zu dem Zweck entwickelt, die natürlichen Heilungsprozesse, die im menschlichen Körper genetisch angelegt sind, zu aktivieren. Obwohl sie einfach zu machen sind, rufen diese Übungen ein autonomes neurogenes Zittern hervor, das eine tief entspannende Wirkung auf den Körper haben kann.
Körperliche Reaktionen auf Stress – deshalb zittern wir
Die Reaktionsmechanismen des Körpers auf Stress (Gefahr) sind bei uns allen, auch bei den Säugetieren, die gleichen. Es gibt eine klare neuro-physiologische Abfolge: Wir Menschen reagieren auf Stress mit Kampf oder Flucht (fight or flight). Wenn das nicht möglich ist, reagiert der Körper mit dem Totstellreflex, dem Erstarren, um für den ‚Angreifer‘ uninteressant zu werden.
Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol sorgen dafür, dass sich der Körper anspannt. Er geht in Hab-Acht-Stellung und es wird eine Unmenge an Energie bereitgestellt, um auf diese bei Stress antizipierte Gefahr reagieren zu können. Dass wir aber eben auch im Stress des Alltags diese instinktiven Gefahrreaktionen entwickeln, ist uns kaum bewusst.
Neurogenes Zittern hilft beim Abbau von Stress und Spannungen
Als gestresste Menschen spüren wir häufig, dass unser Organismus den Gefahrenmodus nicht automatisch verlässt, sobald wir aus einer Stresssituation herauskommen. Es werden weiterhin Stresshormone ausgeschüttet, wir sind weiterhin angespannt und wir gehen weiter im Tunnelblick durch die Welt. Wir stecken fest. Kein Wunder also, dass wir zwangsläufig auf der Suche nach neuen Wegen sind, uns zu entspannen und zu beruhigen. Eine besonders wirksame Möglichkeit, Stress abzubauen und die Entspannung zu fördern, ist neurogenes Zittern.
In diesem Video erfahren Sie mehr über die TRE®-Übungsreihe und die Hintergründe.
Neurogenes Zittern – Übungen
Hier findest Du Übungen, die den Selbstheilungsreflex Deines autonomen Nervensystems, das neurogene Zittern, hervorbringen. Die „klassische“ Übung des Becken-Hebens kann für sportlich gut trainierte Menschen ungeeignet sein. Ganz besonders ungünstig ist diese Position für Menschen, die sexualisierte Gewalt erleben mussten, denn sie kann Gefühle von Ausgeliefertsein hervorrufen. Dies passiert mit diesen Übungen nicht. Sind sind sehr sanft und einfach zu erlernen, sind aber dennoch genauso effektiv.
Weitere Informationen finden Sie unter
www.praxis-satya-marchand.de
pdf-Downloads mit weiteren Informationen:
David Berceli: „Neurogenes Zittern- Eine körperorientierte Behandlungsmethode für Traumata in großen Bevölkerungsgruppen
– Zeitschrift Trauma & Gewalt 2/2010
David Berceli im Gespräch: „ … dem Körper erlauben, sich laufend selbst zu heilen“
– Zeitschrift Psychotherapie im Dialog 2/2006