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Kundalini

Aus dem Buch „Göttliche Wonne“ von Swami Sivananda


 

kundalini

Das Wesen der Kundalini
Nadis und Chakras
Wie die Kundalini erweckt werden kann
Das Erwachen der Kundalini
Erfahrungen beim Erwachen der Kundalini
Eine Fehlinterpretation
Das Aufsteigen der Kundalini
Yoga Übungen und innere Reinigung


Jede Aktivität hat einen statischen Hintergrund. Hinter jeder Energie ist Bewusstsein. Hinter Shakti ist Shiva.

Shakti selbst hat zwei polare Aspekte, statisch und dynamisch. Es kann nicht Shakti in dynamischer Form geben, ohne dass sie gleichzeitig in statischer Form vorläge, so wie die Pole eines Magneten.

Die Kosmische Shakti manifestiert sich im menschlichen Körper als Kundalini und Prana. Kundalini ist der statische Träger für die sich bewegenden Prana-Kräfte.

Der Mensch ist ein Mikrokosmos, Kshudra Brahmanda. Alles, was im äußeren Universum existiert, existiert in ihm. Alle im Universum sichtbaren Dinge, Berge, Flüsse usw. gibt es auch im Körper. Alle Tattwas (Elemente) und Lokas (Ebenen) sind im Körper und genauso die erhabene Shiva-Shakti.

Im menschlichen Körper weilt Shiva als unveränderliches Bewusstsein im Sahasrara Chakra im Scheitel. Die Kundalini ruht im Muladhara Chakra an der Basis der Wirbelsäule. ‘Muladhara’ bedeutet ‘Wurzelstütze’. Die Kundalini ist die Kraft, die dem ganzen Körper und all seinen sich bewegenden Prana-Kräften Halt bietet.

Das Wesen der Kundalini

Kundalini ist die Urenergie, die im an der Basis befindlichen Muladhara Chakra in einem schlummernden potentiellen Zustand liegt. Sie ist die kosmische Kraft in individuellen Körpern. Sie ist eine elektrische, feurige, okkulte Kraft, die mächtige Urkraft, die jeder organischen und anorganischen Materie zugrunde liegt. ‘Kundala’ heißt ‘aufgerollt’. Sie hat die Form einer aufgerollten Schlange. Daher der Name Kundalini.

Kundalini ist keine materielle Kraft wie Elektrizität oder Magnetismus. Sie ist eine spirituelle potentielle Kraft. Sie hat in Wirklichkeit keine Form. Der grobstoffliche Verstand und der Geist müssen am Anfang einer bestimmten Form folgen. Von dieser groben Form aus kann die subtile formlose Kundalini leicht verstanden werden.

Die Kundalini wird auch Bhujangini, die Schlangenkraft, genannt, weil sie im Körper des Yogi, der die Kraft in sich entwickelt, spiralförmig wirkt. Wenn sie erweckt wird, macht sie einen zischenden Laut, wie den Laut einer Schlange, die man mit einem Stock schlägt, und geht durch Brahma Nadi in der Sushumna nach oben.

Im Kundalini Yoga wird die schaffende und erhaltende Shakti des ganzen Körpers mit Shiva, dem kosmischen Bewusstsein, vereint. Der Yogi bringt sie dazu, ihn zu Gott Shiva zu führen. Das Sich-Erheben der Kundalini Shakti und ihre Vereinigung mit Gott Shiva im Sahasrara führt zum Zustand von Samadhi und bringt spirituelles Anubhava. Der Yogaschüler trinkt den Nektar der Unsterblichkeit.

Kundalini Yoga ist eine exakte Wissenschaft.

Nadis und Chakras

Eine genaue Kenntnis von Nadis und Chakras ist für alle Schüler des Kundalini Yoga von unbedingter Notwendigkeit.

Der physische Körper formt sich nach dem Astralkörper. Der physische Körper ist in gewisser Weise wie Wasser. Er ist die grobe Form. Der Astralkörper entspricht dem Wasserdampf. Er ist die subtile Form. Genauso ist der Astralkörper, Sukshma Sharira, im grobstofflichen, physischen Körper. Der grobstoffliche Körper kann ohne den Astralkörper nichts tun. Jedes grobstoffliche Zentrum des Körpers hat sein Astralzentrum.

Nadis sind psychische Nerven, Astralkanäle, um das Prana zu leiten. Sie bestehen aus Astralmaterie und leiten psychische Ströme. Durch diese subtilen Wege bewegt sich oder fließt die Lebenskraft. Da die Nadis aus subtiler Materie gebildet sind, können sie mit dem bloßen physischen Auge nicht wahrgenommen werden, und man kann am physischen Bereich keine Labortests machen. Diese Yoga Nadis sind nicht die normalen Nerven, Arterien und Venen, wie sie die Vaidya Shastra (indische medizinische Schrift) kennt. Yoga Nadis sind ganz anders.

Der Körper ist voll von unzähligen Nadis. So wie das Blatt des Ashwattha (indische Feige) Baumes von winzigen Fasern durchzogen ist, so ist auch dieser Körper durchzogen von Tausenden von Nadis.

Alle Nadis des Körpers entspringen aus dem Kanda. Kanda heißt Knolle. Kanda ist die Wurzel aller Nadis. Zwei Finger breit oberhalb des Anus und zwei Fingerbreit unterhalb des Geschlechtsorgans befindet sich das Kanda. Es hat die Form eines Vogeleis und ist etwa vier Finger breit. Zweiundsiebzigtausend Nadis kommen aus diesem Kanda.

Kanda ist das Zentrum des Astralkörpers. Diesem Zentrum entspricht die Cauda Equina im grobstofflichen, physischen Körper.

Von allen aus dem Kanda kommenden Nadis sind die wichtigsten Ida, Pingala und Sushumna. Und die Sushumna ist das Allerwichtigste. Die Sushumna geht vom Muladhara Chakra zu Brahmarandhra. Sie ist das höchste und von den Yogis am meisten erstrebte. Andere Nadis sind ihr untergeordnet.

Die westliche Anatomie anerkennt die Existenz eines Zentralkanals im Rückenmark, genannt Canalis Centralis, und die Zusammensetzung des Marks aus weißer und grauer Hirnmasse. Das Rückenmark selbst läuft im Hohlraum der Wirbelsäule. Ebenso läuft die Sushumna im Spinalkanal und hat subtile Teile. Sie ist rot wie Feuer.

In dieser Sushumna ist ein Nadi namens Vajra, das so strahlend ist wie die Sonne und rajasige Eigenschaften hat. In diesem Vajra Nadi wiederum ist ein weiteres Nadi, namens Chitra. Es ist sattwig und von blasser Farbe. Hier im Chitra ist ein ganz feiner winziger Kanal. Dieser Kanal heißt Brahma Nadi, durch den die Kundalini, wenn sie erwacht, vom Muladhara zum Sahasrara Chakra geht. In diesem Nadi sind alle sechs Chakras oder Lotusse.

Chakras sind Plexi oder Zentren von Sukshma Prana im Sushumna Nadi. Alle Körperfunktionen stehen unter der Kontrolle dieser Zentren. Chakras sind subtile Zentren der Lebensenergie. Sie sind die Zentren von Chaitanya, Bewusstsein. Die Chakras sind im Astralkörper auch nach der Auflösung des physischen Organismus beim Tod.

Diese Chakras oder feinstofflichen Zentren haben entsprechende Zentren im Rückenmark und den Nervenplexi im grobstofflichen physischen Körper. Das Anahata Chakra zum Beispiel hat sein entsprechendes Zentrum im physischen Körper beim Herzgeflecht. Jedes Chakra kontrolliert und stimuliert ein bestimmtes Zentrum im grobstofflichen Körper.

Die grobstofflichen Nerven und Plexi haben eine enge Beziehung zu den feinstofflichen. Da die körperlichen Zentren eine enge Beziehung zu den Astralzentren haben, haben die Schwingungen, die in den körperlichen Zentren durch die vorgeschriebenen Methoden erzeugt werden, die gewünschten Auswirkungen in den Astralzentren.

Das erste Bestreben des Kundalini Yogi ist die Reinigung der Nadis, was zur Öffnung der Sushumna führt, die bei weltlichen Menschen normalerweise geschlossen ist.

Wie die Kundalini erweckt werden kann

Vor dem Erwecken der Kundalini muss man Deha Shuddhi, Nadi Shuddhi, Manas Shuddhi, Buddhi Shuddhi, Bhuta Shuddhi und Adhara Shuddhi haben. Deha Shuddhi ist Reinheit des Körpers. Nadi Shuddhi ist Reinheit der Astralkanäle. Manas Shuddhi ist Reinheit des Geistes. Buddhi Shuddhi ist Reinheit des Verstandes. Bhuta Shuddhi ist Reinheit der Elemente. Adhara Shuddhi ist Reinheit des Adhara. Wenn Shuddhi, Reinheit, vorhanden ist, kommt Siddhi, Vollkommenheit, von selbst. Siddhi ist ohne Shuddhi nicht möglich.

Man sollte wunschlos werden und Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) sein, bevor man den Versuch unternimmt, die Kundalini zu erwecken. Wenn ein Mensch mit vielen Unreinheiten im Geist die Shakti einfach nur gewaltsam durch Asanas, Pranayamas und Mudras erweckt, wird er sich (im übertragenen Sinne) die Beine brechen und stürzen. Er wird die yogische Leiter nicht erklimmen können. Das ist der Hauptgrund, warum Menschen vom Weg abkommen oder in Probleme kommen. Am Yoga ist nichts falsch. Die Menschen müssen zuerst rein sein; dann eine gründliche Kenntnis des Sadhana haben, einen richtigen Lehrer finden und beständig, schrittweise praktizieren. Wenn die Kundalini erweckt wird, gibt es viele Versuchungen auf dem Weg, und ein Sadhaka, der nicht rein ist, hat nicht die Kraft, Widerstand zu leisten.

Ein Lehrer ist äußerst wichtig. Zur Praxis von Bhakti Yoga oder Vedanta braucht der Guru nicht an Deiner Seite zu sein. Nachdem Du die Shrutis einige Zeit lang vom Guru gelernt hast, musst Du alleine in vollkommener Zurückgezogenheit reflektieren und meditieren, wohingegen Du im Kundalini Yoga den Sitz der Nadis und der Chakras und die genaue Technik der einzelnen Yoga Kriyas verstehen musst. Das alles sind schwierige Unterfangen. Du musst ziemlich lange Zeit mit Deinem Lehrer verbringen und ihn bei jeder Unklarkeit um Rat fragen.

Die Kundalini kann von Hatha Yogis durch Pranayama, Asanas und Mudras erweckt werden; durch Konzentration und Übung des Geistes von Raja Yogis; durch Hingabe und vollkommene Selbstaufgabe von Bhaktas; durch analytischen Willen von Jnanis; durch Mantras von Tantrikern; und durch die Gnade des Guru, durch Berührung, Blick und bloßes Sankalpa (Gedanke).

Für einige Auserwählte ist eine der oben erwähnten Methoden ganz ausreichend, um die Kundalini zu erwecken. Die große Mehrheit kombiniert am besten die verschiedenen Methoden.

Chakren-System

Das Erwachen der Kundalini

Sobald die Kundalini erweckt ist, durchstößt sie das Muladhara Chakra. Der Aspirant singt und gibt eigenartige Laute von sich, wenn die Kundalini erwacht. Er hat verschiedene Visionen und Divya Gandha (göttlicher Duft). Er entwickelt übersinnliche Kräfte. Er sieht strahlende Jyotis (Lichter), so als schienen zehntausend Sonnen gleichzeitig im Muladhara Chakra.

Nachdem die Kundalini erwacht ist, bewegen sich Geist, Prana, Jiva und Kundalini gemeinsam nach oben. Das Prana steigt durch Brahma Nadi zusammen mit Geist und Agni (inneres Feuer) nach oben. Der Yogi ist befreit vom physischen Bewusstsein. Man ist von der äußeren gegenständlichen Welt abgehoben.

Erfahrungen beim Erwachen der Kundalini

In der Meditation hat man göttliche Visionen, erfährt göttlichen Geruch, göttlichen Geschmack, göttliche Berührung und hört göttliche Anahata Klänge. Man erhält Unterweisungen von Gott. Das deutet darauf hin, dass die Kundalini Shakti erweckt worden ist. Wenn im Muladhara ein Pochen auftritt, wenn die Haare zu Berge stehen, wenn Uddhiyana, Jalandhara und Mula Bandha unwillkürlich auftreten, dann wisse, dass die Kundalini erwacht ist.

Wenn der Atem ohne Mühe stillsteht, wenn Kevala Kumbhaka von selbst kommt, wisse, dass Kundalini Shakti aktiv geworden ist. Wenn Du Pranaströme zum Sahasrara steigen fühlst, wenn Du Wonne erfährst, wenn Du ganz automatisch Om wiederholst, wenn keine Gedanken an die Welt im Geist sind, wisse, dass Kundalini Shakti erwacht ist.

Wenn sich in der Meditation die Augen auf das Trikuti in der Mitte der Augenbrauen heften, wenn das Shambhavi Mudra eintritt, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in verschiedenen Körperteilen Prana-Schwingungen spürst, wenn Du Erschütterungen wie elektrische Schläge spürst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in der Meditation das Gefühl hast, dass kein Körper da ist, wenn sich die Augenlider schließen und trotz Anstrengung nicht öffnen, wenn Ströme wie elektrischer Strom entlang der Nerven auf und ab fließen, wisse, dass die Kundalini erwacht ist.

Wenn Du in der Meditation Einsicht und Inspiration erfährst, wenn die Natur Dir ihre Geheimnisse enthüllt, alle Zweifel verschwinden und Du klar die Bedeutung der vedischen Texte verstehst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Dein Körper so leicht wird wie Luft, wenn Dein Geist in schwierigen Situationen ausgewogen bleibt und wenn Du unerschöpfliche Energie zur Arbeit hast, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.

Wenn Du göttlichen Rausch erfährst, wenn Du Rednerkraft entwickelst, wisse, dass die Kundalini erwacht ist. Wenn Du unwillkürlich Asanas oder Yogastellungen ohne den geringsten Schmerz und ohne Mühe ausführst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du unwillkürlich herrliche erhabene Lobgesänge und Gedichte verfasst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.

Das Aufsteigen der Kundalini

Wenn die Kundalini erwacht ist, geht sie nicht direkt und ganz plötzlich zum Sahasrara Chakra. Sie muss von Chakra zu Chakra geführt werden.
In der Sushumna sind sieben Chakras (siehe unten):

1. Muladhara (Basis-Chakra – Unteres Ende der Wirbelsäule)
2. Swadhishthana (Sexualchakra – Kreuzbein)
3. Manipura (Nabelchakra – hinter dem Nabel)
4. Anahata (Herzchakra – Herzzentrum)
5.Vishuddha (Halschakra – Kehle)
6. Ajna (Stirnchkra – Punkt zwischen den Augenbrauen)
7. Sahasrara (Scheitelchakra – Fontanelle)

Alle Chakras stehen in enger Verbindung mit dem Sahasrara Chakra. Daher ist es kein Chakra wie die sechs anderen.
Das Muladhara Chakra liegt am unteren Ende der Wirbelsäule. Das Swadhishthana ist an der Wurzel der Genitalien. Das Manipura ist in der Nabelgegend. Das Anahata ist im Herzen. Das Vishuddha ist im Kehlkopf. Das Ajna ist im Trikuti, der Stelle zwischen den Augenbrauen.
Die sieben Chakras entsprechen den sieben Lokas (Ebenen des Seins). Die fünf Chakras vom Muladhara zum Vishuddha sind die Zentren der fünf Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther). Das Ajna ist der Sitz des Geistes. (Element=der Geist)

Wenn der Yogaschüler das Muladhara (unteres Ende der Wirbelsäule) durchstößt, hat er die Erde bezwungen. Die Erde kann ihm nichts mehr anhaben. Wenn er über das Swadhishthana (Geschlechtsorgane) hinausgeht, hat er das Element Wasser bezwungen. Er ist in Verbindung mit Bhuvarloka (Astralebene). Wenn er das Manipura (Nabel) überschritten hat, hat er das Element Feuer bezwungen. Das Feuer kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Swargaloka (Himmelswelt). Wenn er das Anahata Chakra (Herz) überschritten hat, hat er das Element Luft bezwungen. Die Luft kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Maharloka (Name einer himmlischen Weltenebene). Wenn er das Vishuddha Chakra (Kehle) überschritten hat, hat er das Element Äther bezwungen. Äther kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Jnanaloka (Weisheit). Wenn er das Ajna Chakra (zwischen den Augenbrauen) überschritten hat, ist er in Verbindung mit Tapoloka (?). Dann betritt er Satyaloka (höchste Wahrheit).

Die Kundalini kann über vier Wege zum Sahasrara gelangen. Der längste Weg geht vom Muladhara zum Sahasrara entlang des Rückens. Der Yogi, der die Kundalini diesen Weg entlang führt, ist sehr stark. Das ist der schwierigste Weg. Bei Shri Shankaracharya (indischer Heiliger und Philosoph) nahm die Kundalini diesen Weg. Der kürzeste Weg geht vom Ajna Chakra (Punkt zw. d. Augenbrauen) zum Sahasrara. Der dritte geht vom Herzen zum Sahasrara. Der vierte geht vom Muladhara vorne zum Sahasrara.

Wenn sich der Yogi auf das Ajna Chakra konzentriert, öffnen sich die unteren Chakras automatisch und werden überwunden.

Der Kundalinistrom steigt durch die Wirbelsäule und kribbelt manchmal wie eine Ameise. Manchmal, wenn der Yogi rein ist, hüpft sie wie ein Affe und erreicht das Sahasrara. Manchmal erhebt sie sich wie ein Vogel, der von einem Zweig zum anderen hüpft. Manchmal steigt der spirituelle Strom auf wie eine Schlange und bewegt sich Zick- Zack. Manchmal schwimmt der Yogi glücklich wie ein Fisch im Ozean göttlicher Wonne.

Der Yoga Übende erhält Hilfe von innen, wenn er sich von Chakra zu Chakra bewegt. Eine mysteriöse Kraft, eine mysteriöse Stimme wird ihn bei jedem Schritt führen. Er muss unerschütterliches vollkommenes Vertrauen zur Göttlichen Mutter haben. Sie führt den Sadhaka. Sie führt Ihr Kind von Chakra zu Chakra. Sie gibt ihm unsichtbar jede Hilfe. Ohne Ihre Gnade kann man kein Zoll in der Sushumna steigen.

Die Kundalini bleibt nicht lange im Sahasrara. Die Dauer des Verweilens hängt ab von der Reinheit, dem Grad des Sadhana und der inneren spirituellen Stärke des Yoga Übenden. Viele Schüler bleiben nur in den niederen Chakras. Sie werden vom Glück mitgerissen, das sie in den niederen Chakras erfahren und machen, bedingt durch ihre missverstandene Zufriedenheit, nicht den Versuch, das Sahasrara zu erreichen.

Der Yogi erfährt Versuchungen in den niederen Chakras, den Ruheplätzen. Er muss alle Siddhis (übersinnliche Kräfte) meiden. Siddhis sind Hindernisse am Weg. Wenn er beginnt, mit den Siddhis zu spielen, wird er das Ziel verfehlen und einen Rückschlag erleiden.

Die Kundalini kann leicht erweckt werden, aber es ist sehr schwierig, sie zum Manipura, zum Ajna Chakra und von dort zum Sahasrara im Kopf zu bringen. Es verlangt sehr viel Geduld und Ausdauer von Seiten des Übenden. Es ist sehr schwierig, das Manipura Chakra zu durchstoßen. Der Yogi muss in diesem Zentrum sehr viel üben.

Der Körper wird weiterbestehen, auch nachdem die Kundalini das Sahasrara Chakra erreicht hat, aber der Yogi wird kein Körperbewusstsein haben, solange die Kundalini im Sahasrara verweilt. Erst wenn Kaivalya (endgültige Befreiung, Erleuchtung) erreicht ist, wird der Körper leblos.

Man lebt sicherlich weiter, nachdem die Kundalini ins Sahasrara gebracht worden ist. Aber denke daran, dass sie, auch nachdem das Sahasrasa erreicht worden ist, in einem Moment wieder ins Muladhara zurückfallen kann! Erst wenn man in Samadhi fest verwurzelt ist, wenn man Kaivalya erlangt hat, kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen.

Eine Fehlinterpretation

Das Erwachen der Kundalini Shakti, ihre Vereinigung mit Shiva, der Genuss des Nektars und andere Funktionen des Kundalini Yoga, die in den Yoga Shastras beschrieben werden, werden falsch interpretiert und von vielen wörtlich verstanden. Männer halten sich für Shiva und meinen, die Frauen wären Shakti, und dass bloße sexuelle Vereinigung das Ziel des Kundalini Yoga sei. Das ist natürlich Unsinn. Diese Art der Vereinigung ist keinesfalls Kundalini Yoga.

Manche törichte junge Männer und Frauen machen ein paar Tagelang ein, zwei Asanas, Mudras und auch ein wenig Pranayama, so, wie es ihnen angenehm ist, und stellen sich vor, die Kundalini sei bis zu ihrem Hals gelangt. Sie stellen sich als große Yogis dar. Sie sind bedauernswerte Seelen, die sich selbst täuschen.

Yoga-Übungen und innere Reinigung

Manche Yogaschüler fragen mich: “Wie lange muss man Shirshasana, Paschimottanasana, Kumbhaka oder Maha Mudra praktizieren, um die Kundalini zu erwecken? Keine Yogaschrift spricht über diesen Punkt.”

Ein Schüler beginnt sein Sadhana an dem Punkt oder in der Phase, wo er es in seiner letzten Geburt verlassen hat. Daher kommt es völlig auf den Grad der Reinheit an, auf den Entwicklungsstand, das Ausmaß der Reinheit der Nadis und der Pranamaya Kosha und vor allem den Grad von Vairagya und Sehnsucht nach Befreiung.

Nur Yoga Kriyas alleine helfen nicht viel. Reinigung des Herzens ist sehr notwendig.

Mache Selbstanalyse und entwurzle Deine Fehler und schlechten Angewohnheiten. Bereinige Deine Fehler wie Selbstsucht, Stolz, Eifersucht, Hass usw. Entwickle Dein Herz. Teile das, was Du hast, mit anderen. Übe selbstlosen Dienst. Dann wirst Du zu Reinheit des Geistes gelangen.

Heutzutage vernachlässigen Aspiranten diese Dinge und machen nur Yoga-Übungen, um Siddhis zu bekommen. Das ist ein gewichtiger himalajagroßer Irrtum. Früher oder später erleben sie dann große Rückschläge.

Ich rate: mache Dir nicht zuviel Gedanken um Siddhis oder ein rasches Erwecken der Kundalini. Entwickle Hingabe zu Gott. Habe vollkommenes Vertrauen zu Ihm. Entwickle den Geist des Dienstes an der Menschheit. Die Kundalini wird von selbst erwachen.

Das Erwecken der Kundalini ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Es ist äußerst schwierig. Wenn alle Wünsche verschwinden, wenn der Geist absolut rein wird, wenn alle Sinne bezwungen sind, wenn Du Einpünktigkeit des Geistes in einem erwünschten Ausmaß erlangst, und wenn alle Gedanken des Egoismus und des ‘Mein’ dahinschmelzen, wird die Kundalini von selbst erwachen. Nur dann ist das Erwachen der Kundalini auch nutzbringend.

Ein vorzeitiges Erwecken ist nicht wünschenswert. Der Aspirant, der die Kundalini ohne die nötigen geistigen und spirituellen Vorbereitungen erweckt hat, wird nicht viel Nutzen davon haben. Es kann all den Nutzen, den das Erwachen der Kundalini bringt, weder spüren noch zeigen.

Nur die Frucht, der es gestattet ist, am Baum zu reifen, wird gut schmecken. Aber das dauert lange. Das beste Holz kommt von den Bäumen, die am langsamsten wachsen. Genauso wird der Aspirant, der geduldig und über eine lange Zeit hin mit Ausdauer und Eifer intensives Sadhana übt, der trotz verschiedenster Hindernisse auf seinem Weg hartnäckig bei den spirituellen Praktiken bleibt, der seine Fehler und Schwächen eingesteht und versucht, sie mit den geeigneten Mitteln zu beseitigen, in der Lage sein, seine Kundalini zu erwecken und ein dynamischer und vollkommener Yogi werden.

Oh rührende, begeisterte, junge Aspiranten! Haltet nicht die Bewegungen von rheumatischen Winden im Rücken, die von einem chronischen Lumbago kommen, für das Aufsteigen der Kundalini. Mache Dein Sadhana mit Geduld und Ausdauer, bis Du Samadhi erreichst. Beherrsche jede Phase im Yoga. Mache keine schwierigeren Kurse, bevor Du nicht die niederen Schritte vollständig beherrschst.

Sorgt Euch nicht. Seid nicht beunruhigt, meine lieben Freunde, Brüder und Schwestern! Ein strahlender wartet darauf, für Euch anzubrechen. Ihr werdet voller Kraft erstrahlen, ja, Ihr werdet Gott Selbst werden. Lacht über alle Sorgen und Hindernisse und haltet die Augen alle vierundzwanzig Stunden lang auf die Kundalini Shakti gerichtet. Macht, was Ihr könnt, um sie zum Aufsteigen zu bringen. Wenn man Euch Reinigung verordnet, müsst Ihr Euch reinigen. Welche Alternative gäbe es? Daher reinigt Euch.

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