Skip to content

Eine bewusste Atmung sorgt für ein wirkungsvolles »Durchlüften« der Lungen und sogar unser Lungenvolumen lässt sich durch Atemübungen aus dem Yoga verbessern; Es gibt reinigende, anregende oder beruhigende Atemübungen.

Unser Atem unterstützt uns dabei, uns zu zentrieren und zu konzentrieren. Durch den ununterbrochenen Fokus auf unseren Atem erreichen wir einen Zustand von Konzentration auf diesen Vorgang (Dharana), bis wir völlig in diesem Objekt der Beobachtung versinken (Dhyana) und sich ein Einheitsgefühl einstellt (Samadhi).

Pranayama im Yin Yoga


Zuerst sollten wir uns dabei auf die Ausatmung konzentrieren, danach auf die Einatmung, erst wenn wir unseren Atem gut kennen, können wir Atempausen in Betracht ziehen. Patanjali (ein indischer Gelehrter des klassischen Yoga, 2. Jh. n. Chr.) beschreibt in den Yoga-Sutren, wie unser Geist allein mit dem Atmen zur Ruhe kommt. Und auch die frühen Hatha-Yogins erkannten: »Wer den Yoga (Vereinigung) anstrebt, ohne den Atem (pavana) zu beherrschen, erscheint den Yogins wie jemand, der den Ozean in einem ungebrannten Tongefäß überqueren möchte (Yoga Bija).

Beobachte den Atem, bis du alles über ihn weißt.
T.K.V. Desikachar

Der Atem ist in unserer Yogapraxis aber auch ein hervorragendes Barometer: Wenn wir die Praxis des Yoga beginnen, halten wir den Atem beim Üben oft unwillkürlich an oder er wird flacher, unregelmäßiger und angestrengter. Wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen, fließend zu atmen. Das Beobachten unseres Atems ist für unsere Yogapraxis eine elementare Grundlage. Die Achtsamkeit beim Üben auf dem Atem zu behalten markiert den wichtigsten Unterschied zwischen Gymnastik und der Praxis von Yoga!

Der Atem im Yin Yoga

In der Yin Yoga-Praxis ist es generell gut, den Atem frei fließen zu lassen und dabei zu beobachten. Solange unser Atem frei fließt, können wir uns relativ sicher sein, dass wir nicht zu tief in einer Haltung sind und in einem achtsamen Üben bleiben. Sobald wir den Atem jedoch unbewusst anhalten, unser Atem zittrig, abgehackt oder unregelmäßig wird, ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir gerade in Stress geraten, entweder durch die Intensität der Yin Yoga-Haltung oder durch die Intensität unserer Gedanken oder Emotionen. Jede Haltung wird unseren Atem in einer einzigartigen und subtilen Weise verändern.

Wenn wir den Atem daher bewusst in immer dasselbe Schema pressen wollen, ist dies innerlich eine »Yang«-Haltung, das Streben nach Optimieren. Damit verwehren wir uns jedoch zu beobachten, welchen Einfluss eine einzelne Yin Yoga-Haltung auf den Atem und damit direkt auch auf die Qualität der Meditation hat, in der wir uns in der Yin Yoga-Praxis befinden. Auch in der sitzenden Meditation variiert der Atem, je nachdem, wie tief wir gerade eintauchen.

Wenn wir in unserem Üben schläfrig werden, ist es z. B. in der Vipassana-Meditationspraxis üblich, für einige Atemzüge intensiver zu atmen. Dies kann uns über das dabei entstehende Geräusch zentrieren und uns gleichzeitig wacher machen! Auch im Yin Yoga können wir dieses Werkzeug verwenden, wir können dazu die rechts beschriebene Ujjjayi-Atmung nutzen, eine tiefe Zwerchfellatmung.

VedenIm Goraksha Paddhati wird die yogische Atemwissenschaft als die Essenz der Veden, der Heiligen Schriften des Hinduismus, dargestellt. In den frühen Zeiten der Veden bestand die Yogapraxis darin, den Atem zu beherrschen, um den Verstand und das Gemüt zu zähmen.

Kevala Kulumbhaka – den Atem entschleunigen

Psyche und Atem sind aufs Engste verknüpft. Ein gehetzter und unregelmäßiger Atem ist Zeichen eines gestressten und emotional aufgewühlten Geistes, ein ruhiger und feiner Atem Zeichen eines entspannten und konzentrierten Geistes. Durch das Üben von Yin Yoga kommen Sie in den Zustand der verlangsamten Atmung.

In Bewegung verbrauchen unsere Muskeln den meisten Sauerstoff unseres Atems. In der Yin Yoga-Praxis, in der unsere Muskulatur entspannt, kann der Atem immer feiner und langsamer werden.

Je häufiger man meditiert oder Yin Yoga übt, umso schneller findet dieses Umschalten auf beinahe »null Energieverbrauch« statt. In dieser Ruhe verbraucht dann nicht mehr die Muskulatur, sondern das Gehirn den meisten Sauerstoff. Die Meditation wird mit fortwährender Praxis immer tiefer, dabei entstehen von selbst immer längere Atempausen – dies ist der Weg zu Kevala Kumbhaka (dem Reduzieren des Atems auf ein kaum wahrnehmbares Maß) in unserer Yin Yoga-Praxis, dem Pranayama (Regulieren der Vitalenergie Chi/Prana) über den Atem, dem in der Hatha Yoga Pradipika (dem Handbuch des Hatha Yoga) die höchste Bedeutung beigemessen wird.

Dieses allmähliche Ruhigerwerden des Atems üben wir nicht bewusst, es geschieht ohne unser Zutun, wenn unsere Praxis tiefer wird und sich verfeinert. Wenn sich unser Atem verfeinert, wird unser astrales und kausales Bewusstsein, sprich unsere Emotionen und unser Denken, ruhiger und fokussierter.

Mudra

Mudras, Handhaltungen, können Ihnen helfen,
während der Atemübungen konzentriert zu bleiben.

Ujjayi Pranayama – der Atem des Meeresrauschens

Diese Atemübung hilft Ihnen, Ihren Geist zu beruhigen, und fördert somit einen Zustand des achtsamen Beobachtens als Vorbereitung für unsere Yin Yoga-Praxis oder eine sitzende Meditation: sie kann sogar bei Schlafstörungen helfen und bewirkt einen heiteren Geist. Setzen Sie sich aufrecht hin oder gehen Sie in eine entspannte Rückenlage – Sie können diese Atmung auch in ein Asana integrieren. Atmen Sie durch die Nase ein und langsam durch den Mund aus, so, als ob Sie etwas anhauchen würden.

Dabei verändert sich die Lage unserer Stimmlippen im Kehlkopf, sie verengen sich, und es entsteht ein leise rauschender Laut in unserer Kehle (nicht in der Nase!), der sich wie eine sanfte Meeresbrandung, wie ein »Haaaaa« anhören kann. Atmen Sie nun weiter durch die Nase ein und aus und behalten Sie dabei die Verengung in der Kehle bei, um weiterhin denselben Ton zu erzeugen.

Im Ujjayi-Atem empfinden wir unseren Atem nicht mehr durch die Nase, sondern durch die Kehle, dabei bleiben wir in einem weichen und tiefen Atemrhythmus. Während Sie Ujjayi atmen, können Sie sich vorstellen, dass Sie aus dem unendlichen Ozean der Luft um uns herum schöpfen, eine Quelle, die nie versiegt, und aus der wir alle nehmen können, so viel wir benötigen.

In der Verfeinerung ist Ujjayi kaum mehr hörbar und wird nur noch als kühler Hauch um Anahata, unser Herz, herum wahrgenommen.

Quelle: Yin Yoga von Helga Baumgartner


Weitere Themen:

Nacken und Schultern

Augenübungen

Pranayama, die Yoga Atmung

Prana und Pranayama

Pranisches Heilen

Kapalabhati – die Schnellatmung

Anuloma Viloma – die Wechselatmung

Die Raja Yoga Sutras von Patanjali

Yoga Bodywork – Gegenseitiges Helfen in fortgeschrittene Asanas

Sukadev Bretz: Die Praktiken des Kundalini-Yoga

Kundalini – Sadhana von Swami Sivananda

Sivanandas Integraler Yoga

Yoga Nidra

Die Tibeter – Quelle der Jugend

An den Anfang scrollen