Meditation ist eine Arznei. Es ist die einzige Medizin, die es gibt. Vergiss also deine Probleme, gehe einfach in die Meditation hinein. (Osho).
Die Wirksamkeit der Meditation ist in zahlreichen wissenschaftlichen Studien untersucht worden. Bei Menschen, die regelmäßig meditieren, konnten unter anderem folgende Wirkungen beobachtet werden:
- Meditation stärkt das Immunsystem und vermindert die Anfälligkeit für Krankheiten.
- Das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen wird deutlich reduziert.
- Meditation hilft Ängste abzubauen und Depressionen vorzubeugen.
- Der physiologische und mentale Alterungsprozess verlangsamt sich.
- Fast alle Praktizierenden berichten von einer Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens.
- Wer meditiert wird innerlich ruhiger und gelassener.
- Das Bedürfnis nach schädlichen Gewohnheiten und Suchtverhalten nimmt ab.
- Das vermehrte Auftreten von mit Tiefenentspannung einhergehenden Gehirnwellen erklärt die entspannende und stressmindernde Wirkung der Meditation.
- Meditation fördert die Kreativität und intuitive Intelligenz.
- Sie vertieft die Selbstwahrnehmung und steigert die Kommunikationskompetenz, indem sie ein fließendes Gewahrsein der eigenen Gedanken und Vorstellungen sowie der körperlichen und seelischen Empfindungen ermöglicht.
- Meditation ist ein hilfreiches Element der Individuation.
- Sie führt auf Dauer unwillkürlich zur Überwindung dualistischer Denk- und Verhaltensmuster und stärkt auf diese Weise das Selbst- und Urvertrauen.
Angesichts der enormen Vorteile, die das Meditieren bietet, stellt sich die Frage, warum nur relativ wenige Menschen meditieren, und warum fast jeder Zweite die Meditationspraxis bereits nach kurzer Zeit beendet, wie verschiedene Untersuchungen belegen (zum Beispiel eine Studie der Universität Potsdam aus dem Jahr 2004).
Den Hauptgrund für die niedrige Meditationsquote und die hohe Abbruchrate sehe ich darin, dass Meditation die Bereitschaft erfordert, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist. Wie unbefriedigend das eigene Leben auch empfunden werden mag, die meisten Menschen halten lieber daran fest als das Risiko einer grundlegenden Veränderung einzugehen. Wer aber regelmäßig meditiert, muss damit rechnen, dass sich sein Selbst- und Weltbild grundlegend wandeln wird.
Das alte hyperreflektierende Selbst wird allmählich durch ein präsentes Selbst ersetzt, da der leere Raum, den wir uns in der Meditation zur Verfügung stellen, sukzessive all unsere Ego-Konzepte schluckt. Bei vielen Meditierenden löst das eine Angst vor der Leere (horror vacui) aus, was sie dazu veranlasst, gar nicht erst mit dem Meditieren anzufangen, oder es schnell wieder aufzugeben.
Ob Du richtig meditierst oder nicht, kannst Du am besten daran messen, inwieweit die oben beschriebenen positiven Wirkungen sich einstellen. Anfänger begehen häufig den Kardinalfehler, durch Meditation bestimmte Ziele erzwingen zu wollen. Meditation ist jedoch das Gegenteil von Wille und Zwang. Es geht zunächst darum, ebenso entschlossen wie absichtslos einfach nur wahrzunehmen, was geschieht.
Tauchen während dieser frei schwebenden Achtsamkeit Einsichten und Handlungsimpulse auf, kann es besonders für Anfänger sinnvoll sein, diese nach einer Meditation stichpunktartig festzuhalten. Es wäre aber wiederum ein Fehler, die neu gewonnenen Einsichten mit der Brechstange in Handlungen umsetzen zu wollen. Stattdessen sollte man die meditative Haltung im Sitzen immer mehr auf den gewöhnlichen Alltag ausdehnen und einfach nur beobachten, wie aus neuer Wahrnehmung neue Wirklichkeit wird. Je weniger egobezogen wir wahrnehmen, desto mehr erschließt sich uns, was die Welt im Innersten zusammenhält, wie Goethe es formuliert hat.
Diese Art des In-der-Welt-Seins wird im Taoismus seit Laotse als Wu wei bezeichnet. Es handelt sich um die fundamentale Einsicht, dass es ein universelles Wirkprinzip (Tao) gibt, das uns in allem begleitet und prägt, was wir tun oder unterlassen. Die großen Meditationsexperten aller Zeiten, besonders die Zen-Buddhisten, erklären übereinstimmend, dass wer regelmäßig wach und zwanglos meditiert, früher oder später zu dem Punkt kommt, wo er hinter den dualistischen Fassaden der phänomenalen Welt die Einheit von allem entdeckt. Diese Erfahrung wird als Erwachen, Erleuchtung, Satori usw. bezeichnet.
Dieser transzendente Aspekt der Meditation ist vielen westlichen Menschen fremd oder gar unheimlich. Sie haben meist nur die weltlichen Vorteile des Meditierens im Auge, was am Anfang auch überhaupt kein Problem darstellt. Wer aber ernsthaft meditiert, wird sich auf Dauer der transzendenten Ebene nicht verschließen können, es sei denn, er blockt diese bewusst ab. Dann aber gerät der gesamte Meditationsprozess ins Stocken, da alles Zwanghafte den freien Energiefluss auf der physischen wie auf der mentalen Ebene blockiert.
Wer mit dem Meditieren beginnt, sollte wissen, worauf er sich einlässt, denn Meditation bedeutet eine grundlegende Wende bezüglich des In-der-Welt-Seins. Uns wird allmählich oder blitzartig bewusst, dass es im Universum keine Grenzen gibt, außer denen, die unser dualistisches Denken selbst gezogen hat.
Jeder der meditiert, macht seine eigenen unvergleichlichen Erfahrungen, und doch lassen sich gewisse allgemeine Entwicklungsphasen beobachten, die während eines jahrelangen Meditationsprozesses gewöhnlich durchlaufen werden. Um vor allem Anfängern eine Orientierungsmöglichkeit zu bieten, beschreibe ich diese weiter unten als die sechs Stufen der Meditation.
Meditation findet nicht im luftleeren Raum statt. Sie sollte den zivilisatorischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst sein. Für westliche Menschen ist es besonders wichtig, die persönlichen Lebensumstände so weit wie möglich zu vereinfachen und die aus der Meditation gewonnene Kraft gleichermaßen geschickt für das eigene Leben einzusetzen wie für alle übrigen Lebewesen. Nur so kann man in einem materialistisch verseuchten Umfeld körperlich und seelisch gesund bleiben.
Sinn der Meditation und wie meditiere ich richtig
„Wenn ich mich zum Meditieren mit geschlossenen Augen auf einen Stuhl setze, schlafe ich oft nach kurzer Zeit ein. Wie kann ich mich wach halten, ohne mich anzustrengen? Kannst du vielleicht auch etwas über den eigentlichen Sinn von Meditation sagen?“
Es ist eine Frage der Balance, wie wenn du ein Pferd reitest. Die Zügel sind die Aufmerksamkeit. Wenn du die Zügel zu fest nimmst, dann ist da viel Anstrengung, die Anspannung steigt, die Gedanken fangen zu rennen an und du rennst mit ihnen, bis dich das Pferd abwirft. Wenn die Zügel zu locker sind, dann geht Entspannung in Schlaf oder in Tagträumerei über.
Im Alltag ist die Aufmerksamkeit häufig neben allem was im Außen geschieht auch noch auf all die Worte und Bilder und Gedanken gerichtet, die im Inneren ablaufen. Man ist völlig vertieft und gefangen in all dem was da zu sehen, zu hören, zu denken ist. Tausend Dinge laufen ab – die meisten davon völlig unbewusst. Tausend Dinge zu wollen, zu sollen, zu wünschen, zu mögen, nicht zu mögen. Tausend Stimmen im Kopf, die miteinander diskutieren. Und dennoch: in Wahrheit ist gleichzeitig die Stille immer da, wie der unendliche Raum – du bemerkst sie nur nicht.
In Meditation richtest du die Aufmerksamkeit auf die Stille. Immer noch steigen zunächst Gedanken und Bilder und Gefühle auf. Du unterdrückst sie nicht, du lässt sie geschehen, aber du berührst sie nicht, du folgst ihnen nicht, du reitest nicht auf deinen Gedanken davon, du badest dich nicht in deinen Gefühlen. Sondern du sitzt still, lässt Gedanken kommen und gehen, lässt Gefühle kommen, fühlst sie, lässt sie gehen und bleibst still und unbewegt dabei. Bleibst ganz jetzt, ganz hier, ganz wach dabei.
Und du beginnst den Raum zu bemerken in dem all das geschieht. Du beginnst die Lücken zwischen den Gedanken, zwischen den Gefühlen zu bemerken, in denen die wahre Natur deines Geistes – die ursprüngliche spiegelgleiche Klarheit offen zutage tritt. Stille. Raum. Niemand da. Reines Beobachten, ohne jemanden der beobachtet. Nur Sein. Aber jetzt versuche nicht die Lücken festzuhalten, die Stille festzuhalten. Denn kaum versuchst du das, ist da wieder jemand, der will, der strebt… sind da die tausend Stimmen und tausend Dinge … der Lärm beginnt von neuem – wie in dieser Geschichte:
Vier Zen-Schüler, die enge Freunde waren, versprachen einander, sieben Tage lang Schweigen zu bewahren. Am ersten Tag waren sie alle still. Ihre Meditation hatte Glück verheißend begonnen, aber als die Nacht kam und die Öllampen trübe wurden, konnte sich ein Schüler nicht zurückhalten, einem Diener zuzurufen: “Sieh nach den Lampen!“ Der zweite Schüler war überrascht, den ersten reden zu hören. „Wir sollten doch kein Wort sprechen“, sagte er. „Ihr seid beide dumm. Warum redet ihr?“ fragte der dritte. „Ich bin der einzige, der nicht gesprochen hat“, stellte der vierte Schüler fest.
Bleib da, ganz still und ohne Absicht. Das ist wichtig. Meditation ist absichtslos, will nirgends hin und fragt noch nicht mal nach dem Sinn. Und lass zu, dass der Duft der Meditation sich in deinem ganzen Leben ausbreitet. Beschränke Meditation nicht auf die Zeit, die du vielleicht still sitzt – lass Meditation dein ganzes Leben durchdringen in jedem Tun und jedem Nicht-Tun.
Quelle: Pyar Februar 2002 – www.pyar.de
Die Meditation und ihr Ruf
Die Meditation kam immer wieder in Verruf und wurde auch immer wieder neu entdeckt – hier ein Text des spanischen Mystikers Johannes v. Kreuz (1542 – 1591):
Es gibt geistliche Führer, die kein Verständnis haben für Menschen, die sich in friedvoller Kontemplation befinden. Da sie selber nicht so weit gelangt sind und nicht erfahren haben, was es heißt, über das ruhelose Denken hinausgelangt zu sein, meinen sie, die anderen täten nichts. Solche Führer wissen nicht, was der Geist ist. Sie handeln überaus ehrfurchtslos gegenüber Gott, da sie mit ihrer plumpen Hand in das Werk seiner Hände hineinpfuschen. Es hat Gott viel gekostet, jene Menschen so weit zu fördern…
Dann kommt so ein Seelenführer, der nur draufloszuhämmern versteht und mit dem Seelenvermögen wie ein Grobschmied umgeht. Und weil das seine ganze Weisheit ist und er nichts Höheres kennt als die betrachtende Meditation, wird er sagen: ‚Genug, lasst dieses Stillesein, es ist nur Müßiggang und Zeitverschwendung. Nehmt euch etwas vor, denkt nach und vollzieht innere Akte! Ihr müsst verwirklichen, was in euch ist, alles andere ist Betrug und Faulenzerei!‘
Solche Seelenführer mögen sich bewusst machen, dass der eigentliche Beweger und Führer der Seelen ja nicht sie sind, sondern der unablässig um sie bemühte Heilige Geist; dass sie nur Wegweiser sind kraft des Glaubens. So sei denn ihr ganzes Bestreben, die Menschen nicht eigensinnig ihrer eigenen Weise anzugleichen, sondern sich zu prüfen, ob sie den Weg erkennen, den Gott die Anderen führt. Und wenn sie ihn nicht erkennen, sollen sie jene Gott überlassen, anstatt ihnen ein Ärgernis zu geben.
Sechs Stufen der Meditation
Kein Guru kann einem diese Erfahrung vermitteln. Sie stellt sich dann ein, wenn der Praktizierende geduldig, offen und absichtslos meditiert:
„Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts. Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst“
– Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, Fischer Verlag, Frankfurt/M, 1998, S. 202
In diesem Sinne sollen die im Folgenden aufgeführten sechs Stufen der Meditation verstanden werden, nicht als Anleitung, sondern als Möglichkeit der Selbstorientierung.
Sie sind lediglich mögliche Entwicklungsphasen, die sich im Laufe eines langen Meditationsprozesses ergeben können. Je mehr man sie anstrebt und erwartet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Meditieren keinen Schritt vorankommt.
Meditation ist das Gegenteil von Etwas-erreichen-wollen. Wer das begriffen hat, und nichts mehr erreichen will, dem wird das Tao reichen, was er wirklich braucht.
- Selbstbeobachtung
- Selbsterfahrung
- Selbstintegration
- Selbsttranszendenz
- Selbstauflösung
- Nichtdualität – Leere – Tao – Nirvana
1. Selbstbeobachtung
In aufrechter Haltung und mit wachem Geist beginnen wir mit der Selbstbeobachtung . Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf den Fluss des Atems. Ohne jegliche bewusste Steuerung beobachten wir ganz einfach, wie wir ein- und ausatmen. Dabei registrieren wir, dass unentwegt Gedanken in uns aufkommen, die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und von der Beobachtung des Atmens ablenken.
Nun beobachten wir diese Gedanken: wie sie entstehen, ihren Verlauf nehmen und sich schließlich auflösen, um neuen Gedanken Platz zu machen. Besonders am Anfang unserer Meditationspraxis verlassen wir immer wieder unsere beobachtende Haltung und gehen ganz in den Gedanken auf. Irgendwann merken wir das und begeben uns wieder in die Beobachterrolle. Manchmal haben wir starke körperliche Gefühle wie Schmerz- und Lustempfindungen, die unsere Aufmerksamkeit ablenken. Wir werden uns dieser Gefühle bewusst und beobachten sie einfach, ohne sie verändern zu wollen.
2. Selbsterfahrung
Sind wir nach ausreichender Übung in der Lage, die Beobachterposition weitgehend aufrecht zu erhalten, befinden wir uns in einem kontinuierlichen Prozess der Selbsterfahrung. Wir nehmen bewusst wahr, wie wir atmen und was wir denken und fühlen. Dabei werden wir mit Gedanken und Gefühlen konfrontiert, die zum ersten Mal in uns die Schwelle zum Bewusstsein durchbrechen. Unser persönliches Unbewusstes nutzt die offene Haltung, die wir in der Meditation einnehmen, um verdrängtes Material an die Oberfläche zu befördern.
Hier handelt es sich überwiegend um verdrängte Sorgen und Ängste sowie um bisher unbewusste Wünsche und vielversprechende Ideen. Anfänger, die ohne einen erfahrenen Begleiter meditieren, kapitulieren meist an dieser Stelle. Sie hatten erwartet, dass die Meditation sie beruhigt, und nun geschieht das Gegenteil: Man ist aufgewühlt, gestresst, verunsichert. Wer hier durchhält, wird erleben, dass diese Phase nur von kurzer Dauer ist. Die einst gefangenen Flaschengeister verflüchtigen sich, wenn der Korken regelmäßig vom Flaschenhals entfernt wird. Man ist seine Ängste und Sorgen, Wünsche und Ideen nicht los, aber sie verlieren mehr und mehr an Macht über uns.
In dieser Phase der Meditationspraxis erfahren wir also, dass unser Selbst viel mehr beinhaltet, als wir bisher dachten. Wir werden uns unserer dunklen Seite, das heißt unseres Schattens (C.G. Jung) bewusst, was schmerzhaft und irritierend sein kann und sogar eine persönliche Krise auslösen kann. In diesem Fall sollte man sich an einen erfahrenen Meditationslehrer oder Therapeuten wenden, der dabei hilft, die Krise positiv zu bewältigen.
3. Selbstintegration
Nun befinden wir uns auf der Stufe der Selbstintegration. Die wesentlichen Elemente des Selbst, die uns im Prozess der Selbsterfahrung erstmals bewusst geworden sind (besonders der Schatten, zu dem auch all unsere noch nicht gelebten Lichtseiten gehören), müssen integriert werden, damit wir eine neue lebensfähige Persönlichkeitsstruktur entwickeln können.
In dieser Phase werden wir uns unserer Projektionen bewusst, das heißt der Tatsache, dass wir unsere verdrängten Bewusstseinsinhalte oder Persönlichkeitsanteile auf andere Menschen projiziert haben und zwar in Form von Idealisierungen und Verteufelungen. Wir erkennen, wie wir andere Menschen mit Eigenschaften etikettiert haben, die in Wirklichkeit unsere eigenen (bis dahin unbewussten oder verdrängten) sind. Damit bürden wir uns einerseits eine große Verantwortung auf, weil wir niemanden mehr für unser Schicksal verantwortlich machen können, andererseits gewinnen wir an persönlicher Freiheit, insofern wir vom Wohl- und Übelwollen der anderen unabhängiger werden.
Unsere Meditationspraxis ist jetzt nicht mehr beschränkt auf die Zeit des „Sitzens“, sondern erstreckt sich auf alle Prozesse unseres Lebens. Die damit einhergehende Erweiterung unserer Persönlichkeitsstruktur sowie unseres Selbstbildes beinhaltet auch eine Veränderung unserer Wertvorstellungen und Handlungsstrategien. Gelingt der Prozess der Selbstintegration, dann sind wir in der Lage, uns selbst so zu sehen, wie wir sind. Erst jetzt können wir auch anderen Menschen gegenüber ein tiefes Mitgefühl und Einfühlungsvermögen entwickeln.
Haben wir unseren Schatten erfolgreich integriert, taucht immer weniger Material aus unserem persönlichen Unbewussten auf. Wir kreisen jetzt nicht mehr permanent um unser Ego, sondern sind in der Lage, reines Gewahrsein zu praktizieren, das heißt die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, ohne verzerrende Vorlieben und Abneigungen, ohne Kategorisierungen und Etikettierungen.
4. Selbsttranszendenz
In dieser Phase der Meditationspraxis macht das Selbst die Erfahrung, dass es sich durch nichts von seinen Bewusstseinsinhalten unterscheidet. In dem Augenblick, wo es sich selbst beobachtet, ist es bereits Gegenstand seines Bewusstseins. Alles was existiert (also auch das Selbst) ist Teil eines Bewusstseinsstroms, der weder räumlich noch zeitlich begrenzt ist. Wenn wir diesen Bewusstseinsstrom in Form von Gedanken, Vorstellungen und sinnlichen Empfindungen wahrnehmen, sind wir nicht mehr und nicht weniger als dieser Bewusstseinsstrom selbst. Nehmen wir keinen solchen wahr, existieren wir nicht. Wird uns dies bewusst, befinden wir uns im Zustand der Selbsttranszendenz.
Unser Selbst hat jetzt keine festen Grenzen mehr. Es erfährt sich als integraler Bestandteil des universellen Bewusstseinsstroms. Innen und Außen existieren nicht mehr, ebenso wenig wie Vergangenheit und Zukunft. Die Begrenzungen durch Raum und Zeit sind aufgehoben. Das Selbst erfährt sich in jedem Augenblick als absoluter, unbegrenzter Raum und absolute, unbegrenzte Zeit.
5. Selbstauflösung
Noch hält das Selbst aber daran fest, dass es ein Selbst gibt, das diese Erfahrungen macht. Bevor es die Schwelle zum Nichtdualen überschreiten kann, muss es noch einen letzten, entscheidenden Schritt tun. Es muss sich mit seiner eigenen Nichtexistenz abfinden, das heißt, dem Tod ins Auge blicken.
Auf dieser Stufe der Meditationspraxis kennt das Selbst keine begrenzten Bewusstseinsinhalte mehr, mit denen es sich identifizieren könnte. Das vergängliche Selbst (Atman) hat sich im Absoluten (Brahman) aufgelöst.
Die Selbstauflösung beinhaltet den Verlust jeglicher begrenzter Identität, aber auch den Gewinn der absoluten Identität in der umgreifenden Sphäre des Nichtdualen. Der Zen-Meister Shido Bunan bringt dies anschaulich auf den Punkt:
Stirb, während du lebst, und sei vollkommen tot.
Dann tue, was immer du willst – alles ist gut.
zit. nach: Zenkai Shibayama, Eine Blume lehrt ohne Worte, Scherz Verlag, Bern, 1989, S. 42
6. Nichtdualität
Da das „Ich“ als isoliertes Subjekt nicht existent ist, ist es als solches auch nicht vergänglich, also ewig. Der physische Tod kann dieses Selbst nicht vernichten. Er ist selber nur ein Bardo-Zustand zwischen zwei Gestalten ein und desselben Selbst.
Mystiker haben zu allen Zeiten versucht, die Nichtdualität mit Worten zu beschreiben. Heute bemüht sich vor allem die Quantenphysik dem Geheimnis des Urgrunds allen Seins auf die Spur zu kommen mit Begriffen wie „implizite Ordnung“ (man beachte die Parallele zwischen Bohms Begriff „superimplizite Ordnung“ und Laotses Formulierung „des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis“), „Multiversum“ usw.
Die philosophischen Implikationen der Quantentheorie übersteigen das Denk- und Vorstellungsvermögen der meisten unserer Zeitgenossen. Doch bereits die ersten Worte des Tao te king – das Laotse vor mehr als 2500 Jahren schrieb – , lassen erahnen, dass der Weise aus dem fernen Osten damals bereits intuitiv wusste, was die theoretische Physik unserer Zeit wissenschaftlich nachzuweisen imstande ist: Die untrennbare Einheit von allem.
Hilfsmittel
Wenn man sich mit den neurowissenschaftlichen Grundlagen der Meditation beschäftigt, erfährt man, dass sich während der Meditation die Gehirnwellen verändern.
Wenn nun während der Meditation eine Veränderung der Gehirnwellen bewirkt werden, was kann diese Veränderung noch herbeiführen? Binaurale Klänge können das. Ist es dann vielleicht möglich mit Hilfe der binauralen Klänge, einfacher in einen meditativen Zustand zu gelangen?
Binaurale Klänge resultieren aus dem gleichzeitigen Hören zweier verschiedener Frequenzen – in jedem Ohr eine andere. Der Binaurale Klang ergibt sich aus der Differenz der beiden Frequenzen. Wenn Sie zum Beispiel im linken Ohr einen Ton mit der Frequenz 210Hz hören und im rechten Ohr einen Ton mit der Frequenz 200Hz, dann „hört“ Ihr Gehirn einen Ton mit der Frequenz 10Hz (= 210Hz-200Hz). Damit das Gehirn derart reagieren kann, muss die Differenz-Frequenz unter 100Hz liegen. Und – damit Sie zwei unterschiedliche Frequenzen im linken und rechten Ohr hören können, müssen Sie einen Stereo-Kopförer verwenden.
Binaurale Klänge können die Gehirnwellen-Aktivität in einem bestimmten Bereich erhöhen, weil unsere Gehirnwellen sich an die gehörte Frequenz anpassen. Denken Sie sich Binaurale Klänge als Infraschall-Frequenzen, die vom Gehirn „gehört“ werden können. Sie sind Artefakte der Verarbeitung der beiden Frequenzen durch das Gehör/Gehirn. Weitere Informationen über Binaurale Klänge erfahren Sie unter meditations-cd.de.
Hier können Sie testen, wie Binaurale Klänge die Gehirnwellen verändern können. Beta-Gehirnwellen (13-40Hz) werden dem aktiven Denken und der Konzentration zugeordnet. Alpha-Gehirnwellen (7-13Hz) werden der Entspannung und der Schläfrigkeit zugeordnet. Theta-Gehirnwellen (4-7Hz) werden dem Träumen, der Meditation und dem REM-Schlaf zugeordnet.
Hier sind Frequenzen für jeden Gehirnwellen-Typ. Probieren Sie jede Frequenz aus und sehen Sie, ob und wie jede der Frequenzen auf Sie wirkt. Ich empfehle Ihnen beim Anhören einen Kopfhörer zu benutzen, denn dadurch ist gewährleistet, dass die Ohren zwei getrennte Töne hören, was für die Wirkung sehr wichtig ist.
hohes Beta, 25 Hz | |
mittleres Beta, 20 Hz | |
tiefes Beta, 15 Hz | |
Hohes Alpha, 12 Hz | |
mittleres Alpha, 10 Hz | |
tiefes Alpha, 8 Hz | |
hohes Theta, 6 Hz | |
mittleres Theta, 5 Hz | |
tiefes Theta, 4 Hz | |
Delta, 2,5 Hz |
Jede dieser Klangbeispiele ist darauf ausgelegt, einen bestimmten Gehirnwellen-Typ, beta-, alpha- oder theta-Gehirnwellen, zu steigern. Alle diese binauralen Klang-Dateien basieren auf einer 136,1Hz Sinus-Welle. Dieser Ton wird „Nada Brahma“ genannt, der Klang des „Om“.
Mein Vorschlag: Hören Sie die Klänge in der Reihenfolge Beta, Alpha, Theta, Delta. Dies entspricht dem Vorgang, sich immer weiter in Ihre Meditation zu vertiefen. Starten Sie mit der „hohen“ Frequenz und schreiten dann fort zu niedrigeren Frequenzen. Oder wählen Sie einfach eine aus und experimentieren Sie damit.
Die Binauralen Klänge können Ihnen eine nützliche Hilfe sein, um zu meditieren. Sie leisten Ihnen vielleicht gute Dienste und sie nutzen Sie immer und immer wieder. Die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden, ist: probieren Sie es aus.
Hören Sie damit noch nicht auf! Lernen Sie weiter, besorgen Sie sich Literatur über Meditation, versuchen Sie vielleicht einmal die Brainwaves-CDs, die sich sehr zur erfolgreichen Meditation bewährt haben (Weitere Informationen und theoretische Grundlagen sowie Hörproben unter meditations-cd.de!). Meditation ist das wirksamste Mittel gegen alle möglichen Krisen und Probleme! Es ist das Beste, was Sie für sich und indirekt dann auch für andere tun können!
Meditation und Bewusstheit im Alltag
Die folgenden Punkte sind Beispiele für Bereiche des täglichen Erlebens, in denen Bewusstheit täglich geübt werden kann. Bewusstheit ist der Schlüssel zu jeder geistigen Entwicklung.
Meditation und Bewusstheit sind interdependent – gegenseitig abhängig.
Meditation fußt auf jenem Grad der Bewusstheit, welcher das Alltagshandeln auszeichnet – oder auch nicht auszeichnet. Höhere Meditationsstufen sind ohne Steigerung der alltäglichen Bewusstheit nicht denkbar, denn Meditation ist nur die Steigerung der alltäglichen Bewusstheit, welche andersherum die Ausgangsbasis der Meditation ist.
Da Meditation die vorhandene Bewusstheit steigert, führt sie umgekehrt zu größerer Bewusstheit außerhalb der Meditation. In jeder Minute des Lebens sollte Bewusstheit vorhanden sein. Anmerkung für Anfänger: am Anfang ist eine Minute im Alltag auch schon schön. Also die Ziele nicht gleich zu hoch stecken.
Bewusstheit heißt auch, sich seiner selbst und der Welt um sich herum bewusst zu werden. Still in Gedanken zu sein und nur zu schauen. Es ist ein anderes Lebensgefühl, das viel mehr Inhalte und Intensität bietet.
Alle Vorurteile, Zu- und Abneigungen sind Symptome eines Mangels an Bewusstheit. Das Überwinden dieser Symptome führt zur Steigerung der Bewusstheit.
Bewusstheit muss geübt werden. Anfänglich mag es nur wenige Minuten gelingen. Man beginnt mit einfachen Übungen. Man beginnt mit kurzen Zeiten und weitet diese dann aus. Erst wird in der Meditation geübt, nach ersten Erfolgen dann im Alltag.
Man geht zum Beispiel in einen anderen Raum und nimmt sich vor, bewusst zu sein, bis man dort ist.
Das ist lustig und es wird klar, wie oft wir Dinge tun oder sagen, die wir nicht mehr wissen oder wir vergessen sogar, warum wir überhaupt in den anderen Raum gegangen sind. Was wollten wir denn eigentlich da? Na?
Es fängt an, mit einer Minute am Tag mal stille stehen. Dabei bewusst wahrnehmen. Hallo da bin ich. Schlussendlich kann man das auch dann mehrere Minuten am Tag machen. Es bringt so unendlich viel.
Irgendwann denkst Du mal dran und machst es …
Meditation und Liebe
Wenn Meditation geschieht, geschieht auch unweigerlich Liebe. Wenn keine Liebe aufkommt, so ist das ganz einfach ein Zeichen dafür, dass noch keine Meditation geschehen ist.
– Osho
Für Menschen, die noch niemals geliebt haben, ist Meditation sehr, sehr schwierig.
Übe die Liebe. Setz dich allein in dein Zimmer und sei liebevoll. Strahl Liebe aus. Fülle den ganzen Raum mit deiner Liebesenergie. Fühle, wie du auf einer neuen Frequenz schwingst, wiege dich und fühle dich, als seist du im Ozean der Liebe. Schaffe Schwingungen von Liebesenergie um dich herum. Und du wirst sofort spüren, dass etwas geschieht – etwas in deiner Aura verändert sich; eine Wärme entsteht und umgibt deinen Körper… eine Wärme, wie ein tiefer Orgasmus. Du lebst auf, so als weiche der Schlaf von dir. Etwas wie Bewusstheit geht auf. Wiege dich in diesem Ozean. Tanze, singe und lass dein ganzes Zimmer von Liebe erfüllt sein.
Am Anfang fühlt es sich sehr seltsam an. Wenn du zum ersten Mal dein Zimmer mit Liebesenergie anfüllen kannst, mit deiner eigenen Energie, die sich über dich ergießt, auf dich zurückwendet und dich so glücklich macht, fängst du an zu denken: „Hypnotisiere ich mich vielleicht selbst? Ist es eine Täuschung? Was ist los?!“ denn du hast immer gedacht, dass Liebe nur von einem anderen kommen kann. Dass eine Mutter nötig ist, die dich liebt, ein Vater, ein Bruder, ein Mann, eine Frau, ein Kind – irgendjemand.
Das ist eine arme Liebe, die auf einen anderen Menschen angewiesen ist. Liebe, die in dir entsteht, Liebe, die du aus deinem eigenen Wesen erschaffst, ist reale Energie. Wohin du gehst – dieser Ozean der Liebe umgibt dich, und du wirst spüren, dass jeder, der dir nahekommt, unter den Einfluss dieser Energie gerät.
Die Menschen werden dich mit offeneren Augen anschauen.
Du gehst an ihnen vorbei und sie werden spüren, dass der Hauch einer unbekannten Energie sie gestreift hat; sie werden sich frischer fühlen. Halte jemandem die Hand, und sein ganzer Körper wird anfangen zu pulsieren. Du brauchst nur jemandem nahe zu sein, und er wird sich auf einmal sehr glücklich fühlen, ohne jeden Grund. Du kannst es beobachten. Dann bist du bereit zu teilen. Dann such dir einen Geliebten, jemanden, der dich aufnehmen kann.
aus Das Orangene Buch: Die Osho Meditationen für das 21. Jahrhundert
Alle Suche ist nutzlos. Das Suchen ist eine Begleiterscheinung des Denkens. Sobald du im Zustand des Nicht-Suchens bist, ist der große Augenblick der Transformation da.
– Osho
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