Kaffeetrinker können aufatmen. Ihr Lieblingsgetränk ist besser als sein Ruf und soll sogar vor manchem gesundheitlichen Problem schützen.
Reife Kaffeekirschen sind rot, unreife grün. Erst durch das Rösten
bekommen die Bohnen ihre braune Farbe und das unverkennbare Aroma
Neue Forschungsergebnisse lassen Diabetiker, die gerne Kaffee trinken, aufhorchen. Auf der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft in München präsentierten griechische Wissenschaftler eine Untersuchung, in der Diabetiker, die nicht mehr als drei Tassen Filterkaffee am Tag trinken, seltener einen Herzinfarkt bekommen. Kaffeetrinker, die mehr als drei Tassen Kaffee trinken, hatten dagegen ein höheres Infarktrisiko.
An den Tassen entlang bis zum Mars und noch etliche Millionen Kilometer darüber hinaus. So hoch ist der Turm, würden die Deutschen alle ihre drei Kaffeetassen aufeinander stapeln, die sie im Jahr trinken. 74 Milliarden Tassen insgesamt oder rund 150 Liter aus 7 kg Bohnen für jeden Einzelnen kommen so im Jahr zusammen, meldet der Deutsche Kaffeeverband. Damit ist der Kaffeedurst hierzulande größer als der nach Mineralwasser und Bier (beide ca. 130 Liter). Doch Weltmeister sind wir damit noch lange nicht.
Schützt Kaffee denn nun vor Diabetes?
Die Finnen trinken pro Jahr und Kopf fast doppelt so viel. Aber nicht nur mit ihrem Kaffeedurst lassen die Finnen aufhorchen, auch mit ihren Forschungen zu den braunen Bohnen. So hat eine Gruppe von Wissenschaftlern um den Diabetes-Experten Jaako Tuomiletho herausgefunden, dass Kaffeetrinker seltener an Typ-2-Diabetes erkranken. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen unabhängig voneinander auch Studien in den Niederlanden und den USA. Ob jedoch auch bereits erkrankte Diabetiker mit Kaffee gegen hohe Blutzuckerwerte vorgehen können, ist bislang noch unklar.
Dagegen sprechen Versuche, bei denen man festgestellt hat, dass Koffein dafür sorgt, dass die Körperzellen für kurze Zeit unempfindlicher auf Insulin reagieren. Mit Empfehlungen für Diabetiker ist man hierzulande wegen der unklaren Lage deshalb sehr zurückhaltend. So kommt das Deutsche Diabetes-Forschungsinstitut (DDFI) in Düsseldorf auf seiner Internetseite zu der Schlussfolgerung, dass „es nicht sinnvoll erscheint, hohen Kaffeekonsum zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes zu empfehlen“. Ob Kaffee nun tatsächlich vor Diabetes schützen kann, muss mit weiteren Studien geklärt werden.
Nicht Wasserräuber, sondern Wasserlieferant
Einen Makel hat das Aufgussgetränk aber abgelegt: Ein Flüssigkeitsräuber ist Kaffee nämlich offenbar nicht. Professor Friedrich Manz, ehemaliger Leiter des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund, erklärt das so: „Kurzfristig scheidet der Körper nach einem Kaffee zwar Flüssigkeit etwas schneller aus, aber bei ausreichender Gesamtflüssigkeitszufuhr ist er in der Lage, diesen Verlust rasch wieder auszugleichen.“ Professor Manz hält die Behauptung vom Flüssigkeitsräuber für eine Mär. Seiner Meinung nach ist es deshalb auch nicht nötig, zum Kaffee zusätzlich ein Glas Wasser zu trinken. „Kaffee ist für viele Menschen ein wichtiger Teil der täglichen Gesamt-Wasserzufuhr“, sagt Manz, „und er kann daher in die Flüssigkeitsbilanz eingerechnet werden.“
Filterkaffee, Espresso, löslicher Kaffee: gut für die Cholesterinwerte
Kaffee ist schlecht fürs Herz, auch an dieser weit verbreiteten Meinung rüttelt die Wissenschaft. Zwar erhöht regelmäßiger Kaffeegenuss von fünf Tassen am Tag leicht den Blutdruck (um rund 2 mm Hg), doch halten Experten wie Professor Heiner Laube aus Gießen einen moderaten Kaffeegenuss für ungefährlich. Laube, Vorsitzender des Ernährungs-Ausschusses der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, weist aber darauf hin, dass es Filterkaffee sein sollte. Denn das Filterpapier hält die Substanzen Cafestol und Kahweol zurück, die im Verdacht stehen, das Cholesterin im Blut zu erhöhen.
Kaum Cafestol und Kahweol enthalten auch Espresso und löslicher Kaffee. Doch trotz all dieser positiven Erkenntnisse sollte man nicht literweise Kaffee trinken, warnt Laube. Denn das Koffein im Kaffee kann in größeren Mengen und bei sehr empfindlichen Menschen zu Unruhe, Schlaflosigkeit und Herzrasen führen. Mehr als fünf bis sechs Tassen Filterkaffee am Tag würde Laube deshalb nicht trinken.
Besser geht’s nicht: langsames Aufbrühen per Hand
Die Wissenschaftler haben also längst ihre bevorzugte Zubereitungsmethode für Kaffee ausgemacht. Und die deckt sich auch mit der Lieblingsmethode der Deutschen. In neun von zehn deutschen Haushalten steht eine Kaffeemaschine mit Papierfilter. Kenner schwören aber auf das langsamere Filtern per Hand. Wichtig dabei: kein kochend heißes Wasser verwenden – ideal sind 92 bis 96 Grad Celsius – und das Pulver in mehreren Schwällen mit heißem Wasser überschütten. Immer beliebter werden auch so genannte Press-Stempelkannen, mit denen die Franzosen traditionell ihren Kaffee zubereiten.
In die zylindrische Glaskanne füllt man am besten etwas gröber gemahlenes Kaffeepulver und übergießt es mit nicht mehr kochendem Wasser. Nach rund vier Minuten drückt man den Stempel – ein Metallfilter, der dicht mit dem Glaszylinder schließt – nach unten. Nachteil dieser Zubereitungsmethode: Die gesundheitlichen Vorteile des Papierfilters fehlen. Vorteil: Der Kaffee bekommt einen markanteren, kräftigeren Geschmack. Über die Lust auf Kaffee freut sich im Übrigen auch der Bundesfinanzminister. Stolze 2,19 Euro pro Kilogramm Röstkaffee und sogar 4,78 Euro pro Kilogramm löslichem Kaffee fließen dank Kaffeesteuer in die öffentliche Kasse. So unterstützen die Kaffeetrinker den Staat mit rund einer Milliarde Euro im Jahr.
Kaffee – nicht die Bohne ungesund!