Gedanken über Atlantis
von Wolfgang Haverkamp
Beim Studium esoterischer Texte bin ich vor einigen Jahren auf folgenden Text gestoßen: „Das zweite Reich, das zugrunde ging, war ein großes Inselland, das sogenannte Atlantis, das im Atlantischen Ozean lag. In ferner Vorzeit hing die Insel mit dem südlicheren Teil von Nordamerika zusammen, wurde jedoch durch vulkanische Senkungen abgetrennt.
Die Form der Insel kann einigermaßen mit einem schrägliegenden, langgestreckten, umgekehrten lateinischen „S“ verglichen werden. (Die obere Rundung nach rechts, die untere nach links gewendet.) Der nördlichste Punkt der Insel lag auf ca. 40 Grad nördlicher Br., 340 westl. L.; nach Süden erstreckte sie sich bis ca. 25 ½ Grad n. Br., nach Westen bis 470 w. L., 27½ Grad n. Br., nach Osten bis ca. 280 w. L.
Wenn man eine imaginäre Linie ausgehend von der englischen Stadt Plymouth bis in die Mitte der Insel Trinidad zieht, legt sie einen Längsschnitt durch die Insel, indem sie deren östlichen und südlichsten Punkt berührt. Die größere Hälfte der Insel läge dann westlich der Schnittlinie. Die Lage ist nur ungefähr angegeben, weil sich die Küstenformen der versunkenen Insel infolge von größeren oder kleineren Senkungen und Hebungen ständig ändern; bei eventuellen Nachforschungen wird man sie innerhalb des angegebenen Areals finden können.
Der Flächeninhalt der Insel betrug 5/6 desjenigen der spanischen Halbinsel; die Azoren, die nordöstlich und östlich der Insel lagen, waren zu jener Zeit unbewohnt, hatten aber in einer weiter zurückliegenden Periode mit ihr zusammengehangen.
Zwischen den Azoren und der spanischen Halbinsel langen einige kleinere Inselgruppen; ebenso lag eine Anzahl kleinerer Inseln südwestlich und südöstlich der Insel im Atlantischen Ozean; die sind jetzt alle verschwunden.“ (entnommen aus: Dem Licht entgegen, hrsg. M. Agerskov, Baur Verlag Freiburg, S. 233f
Diese konkreten geographischen Daten faszinierten mich, und ich begann zu forschen, ob es möglich war, diese Angaben mit dem jetzigen Stand der Wissenschaft und der Literatur zu überprüfen und eventuell zu belegen.
Durch Kartenstudium des betreffenden Gebietes, durch intensives Quellenstudium des Platon-Textes über Atlantis und mit der Auseinandersetzung und der Prüfung bisheriger Atlantis-Literatur sowie der Begegnung mit der alten Wissenschaft, der Geomantie, fand ich interessante Übereinstimmungen, die mich in meiner Absicht bestärkten, Atlantis in dem folgenden Gebiet anzusiedeln: Es lag südlich und südwestlich der Azoren, wobei ein Großteil des Gebietes um den „Atlantis Seamount“ gelegen haben muss.
Wichtig erschien mir, die Weise wie Platon Atlantis geographisch beschrieben hatte: „Dieses offene Meer (a) nun hatte eine Insel (1), vor der Mündung (b), welche Ihr, wie es heißt, Stelen des Herakles nennt. Diese Insel, von welcher aus den damaligen Reisenden ein Zugang auf die anderen Inseln (2) möglich war und von diesen Inseln aber auf das ganze Festland (3) gegenüber, dasjenige inmitten jenes wahren Meeres (d) ringsum, hatte größere Bedeutung als Libyen und Asien zusammengenommen.“ (entnommen aus Die Atlantische Lehre, Übersetzung und Interpretation der Platon-Texte aus Timaios und Kritias, Barbara Pischel, Peter Lang Verlag, Frankfurt a. Main. S. 28f).
Die Übersetzung von Fr. B. Pischel gibt durch ihre Detailtreue den Text Plantons‘ exakter wieder als vergleichbare klassische Übersetzungen.
So übersetzt zum Beispiel Fr. Pischel (S. 29, wie oben)
„Diese Insel, (…) hatte größere Bedeutung als Libyen und Asien zusammengenommen. “
Der Begriff „meizoc“ im Text ist Adverb, Komparativ von mega = groß, aber kein Adjektiv. Bisherige Übersetzungen gehen von „größer als Libyen und Asien“ aus. Es wird also bei Plato keine Größenangabe von Atlantis gemacht.
In dieser Übersetzung wird nur eine kleine Insel Atlantis genannt, auf der das Heiligtum der Atlanter, der Poseidontempel stand.
Den dahinter liegenden westlich gelegenen Kontinent konnte man über dazwischen liegende Inseln erreichen. Interessanterweise hat Platon diesen Kontinent nicht benannt, sondern seine Topographie, Flora und Fauna, Siedlungen usw. beschrieben.
Ich gehe also davon aus, dass das, was wir bisher Atlantis genannt haben, in drei Teilbereichen zu suchen ist:
a.) Die Insel Atlantis westlich vor der Mündung der Stelen (Grenzmarken) des Herakles
b.) die dazwischen liegenden Inseln
c.) Kontinent mit der großen Ebene, etwa 200.000 km², die von einem Kranz von Bergen umgeben ist und das Gebirge im Norden, das die kalten Winde abhielt.
Weitere geographische Angaben macht Platon mit den Begriffen der Meeresfluren:
a.) Mündung ,der Straße von Gibraltar
b.) offenes Meer oder Nordatlantik (pelagos)
c.) Binnenmeer (pontos) zwischen den vielen Inseln und dem Festland
d.) südlich davon gelegener Meeresteil, Südatlantik (thalatta)
(B. Pischel, S. 49)
In den bisher vorliegenden Übersetzungen (z. B.. Platon, Rowohlts Klassiker, 1987, werden die letzten drei genannten Meeresfluren einheitlich mit „Meer“ bzw. „See“ übersetzt.
Da ich der Meinung bin, dass die Übersetzung der Meeresfluren dem Urtext von Platon angemessen ist, ergeben sich folglich aus der Übersetzung für mich besondere Anhaltspunkte für die geographische Lange von Atlantis.
Zeichnung: Petra-Haverkamp-Schankin
Legende
1 Pontos
2 Pelagos
3 Ihalatta
4 Ebene mit Kranz von Bergen
A Atlantis – Insel mit Heiligtum
B Atlantisches Festland
C Stelen des Herakles
D Inselgruppen
E Azoren
F vorgegebene Linie aus „Licht entgegen…“ – eventuell geomantische Linie Stonehenge oder Avebury?
Atlantis könnte demnach tatsächlich etwas unterhalb der Azoren im Atlantik gelegen haben! Platons Angaben lassen sich mühelos einordnen!
Nun habe ich versucht, in der wissenschaftlichen Literatur Anhaltspunkte und Bestätigung für meine Annahme(n) zu finden.
In einer Untersuchung im Jahre 1947 am „Atlantis Seamont“ (Tiefseevulkan) südwestlich der Azoren wurde einer der geförderten Kalksteinkiesel mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf ein Alter von 12.000 Jahren plus/minus 900 datiert. Weiterhin lässt der Zustand der Versteinerung einer der Kalksteinkiesel vermuten, dass er unter Lufteinwirkung versteinert wurde und dass dieser Seamount innerhalb der letzten 12.000 Jahre eine Insel gewesen sein kann. (aus: Flat-Topped Atlantis, Cruiser and Great Meteor Seamonts, Bruce C,. Heezen, Maurice Ewing, D. B. Ericsin and C. R. Bentley, Lamiont Geological Observatory (Columbus University) Palisades, N.Y., Bulletin of the Geological Society of America _Volume 65, 1954, S. 1261)
J. Verhof und B. J. Colette haben in ihren Untersuchungen in diesem Gebiet südlich vom „Atlantis Seamont“ und vom „Plato Seamount“ ein großes Gebiet entdeckt, wo die unterseeische Sedimentdicke mehr als 400 Meter beträgt. Auch nördlich und nordwestlich dieser untermeerischen Berge fällt eine dicke Sedimentschicht auf, die eine große Asymmetrie zu dem umgebenden Gebiet zeigt. Östlich dieser Berge ist praktisch kein Sediment zu entdecken. (aus: A geophysical investigation of the Atlantis-Meteor Seamount Complex by J. Verhof and B. J. Collette, 1985, S. 445).
Da mein Bestreben war, den eingangs eingeführten Text aus „Dem Licht entgegen“ zu überprüfen und zu bestätigen, habe ich die Dateien aus beiden Texten gegenüber gestellt, kombiniert und komme zu folgenden Schlussfolgerungen:
Die beschriebene Linie, die im Text „Dem Licht entgegen“ angegeben ist, die von der Insel Trinidad bis zu der Stadt Plymouth in Großbritannien führt, könnte eine geomantische Linie sein. Sie trifft genau den höchsten Punkt des „Atlantis Seamount“.
Es müsste ohne weiteres möglich sein, die Insel Atlantis und auch den Kontinent mit Hilfe der geomantischen Linien zu orten, zumal auf der Insel Atlantis der Poseidontempel, das Heiligtum der Atlanter, nach Platon stand, der mit Sicherheit auf einem Kraftpunkt der Erde bzw. auf einem Verbindungspunkt zwischen Erde und Kosmos erbaut worden ist.
Am Ende meiner Ausführung möchte ich noch darauf hinweisen, dass ein wesentlicher Begriff aus Platons Text, nämlich Himmelsbewegung (reuma ouranion) bisher nicht von mir befriedigend geklärt werden konnte (siehe auch B. Pischel S. 147f.).
Wenn nach Heraklit zwischen Erde und Kosmos „alles fließt“ (panta rei), dann müsste sich auch der Untergang des Kontinents mit der Insel Atlantis im Universum abgezeichnet haben.
Eventuell müsste es mit Hilfe von astronomischen Berechnungen möglich sein, eine solche Himmelsbewegung zu rekonstruieren, zumindest rein rechnerisch zu erfassen.
Warum war für die Seeleute nach Platon der Große Bär vom Südatlantik aus nicht sichtbar, obwohl nach Berechnungen dieses Sternbild zum Zeitpunkt des Unterganges etwa -60 Grad (60 Grad südlicher Breite) nördlich an Himmels stand? Ist dafür vielleicht eine Erdachsen- oder Himmelskörperverschiebung verantwortlich?
Meines Wissens hat es in dem von mir angegebenen Gebiet (besonders um die Seamounts herum) noch keine Bohrungen gegeben.
Es müssten Untersuchungen in der obersten Sedimentschicht vorgenommen werden, um eventuell vorhandene Relikte des etwa 500.000 km² großen Kontinents nachweisen zu können.
Ich meine, es lohnt sich, nach wissenschaftlichen Beweisen für den untergegegangenen Kontinent zu suchen. Wir Menschen müssen der Vergangenheit ins Gesicht sehen, damit wir aus einer solchen Katastrophe lernen, uns nicht noch einmal umzubringen. Ich bin der Überzeugung, dass die Atlanter ihren Untergang durch menschliches Fehlverhalten (Platon spricht von Gier nach Reichtum, Abhängigwerden vom Sterblichen, Gewalttätigkeit) verursacht haben, indem sie die seelisch/geistige Verbindung zwischen Erde und Kosmos gestört haben. Die Folge war eben eine Himmelsbewegung, die auch die Erde beeinflusst hat (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen usw.).
Durch das Auffinden von Atlantis erhoffe ich auch einen Bewusstseinssprung bei uns, den modernen Menschen, so dass die drängenden Probleme der heutigen Zeit – sozialer, bevölkerungspolitischer, ökologischer, chemischer, industrieller und militärischer Art – humaner erdverbundener und gottvertrauender gelöst werden.
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