Ein Kurs in Wundern
Unser Problem ist unsere Identifizierung mit dem Ego
Falschgesinntheit: Das Denksystem des Ego
Was ist das Ego?
„Was ist das Ego? Nur ein Traum dessen, was du wirklich bist. Ein Gedanke, dass du getrennt von deinem SCHÖPFER bist, und ein Wunsch, das zu sein, was ER nicht schuf. Es ist ein Ding des Wahnsinns und überhaupt keine Wirklichkeit.“ Ein Kurs in Wundern: Begriffsbestimmung
Zu allererst ist Ego eine ILLUSION. Es hat KEINE Macht über uns und existiert noch nicht mal; aber solange wir an es glauben, scheint es Macht zu haben und real zu sein.
Zum Zweck der Verdeutlichung teile ich hier die anscheinende Macht, die das Ego hat, wenn wir GLAUBEN, dass es wirklich ist.
Das Ego ist gleichbedeutend mit Angst. Es ist ein Blender, und es gibt sich als dein Selbst aus.
Es ist ein schnelles Denksystem, ein ununterbrochen wütend urteilender, verrückter und verwirrender Geist, der von Geburt an in uns alle eindringt. Es spricht laut und als erstes; so ist es leicht, es für unsere „eigene“ Stimme zu halten.
Das Ego ist der Geist der Trennung, den wir als Seelen kollektiv als Mittel, um das Unreale wahrzunehmen, annahmen. Wir wollten erfahren, wie es sein könnte, etwas zu sein, was wir nicht sind. Nach diesem Gedanken der Neugier, vergaßen wir zu lachen, und hier sind wir nun in dieser Welt, die wir Erde nennen.
Das Ego ist die Auswirkung dieser gemeinsamen Vereinbarung als Seelen. Nach tausenden von Jahren auf dem Planeten Erde, vergaßen wir, dass dies unsere Vereinbarung war. So hat das Ego übernommen und tadelt die Welt und andere für das, was vor sich geht, anstatt dafür Verantwortung zu übernehmen und zu sehen, das ES selbst die eigentliche Ursache für alles Leiden und Chaos dieser Welt ist.
Das Ego bietet uns Lügen und macht uns glauben, dass es unser Selbst ist und dass seine Gedanken über uns wahr sind. Es ist eine sehr hinterhältige und manipulative Stimme.
Das Ego identifiziert sich als zuhause im Körper und in dieser Welt und bleibt beschränkt in seinem Denkprozess. Es projiziert alles, was es denkt nach außerhalb von sich und versucht dann außen nach Antworten für die Probleme, die es selbst kreiert hat, zu suchen.
Kurz gesagt: Das Ego ist wahnsinnig und hat seinen Platz eingenommen als ein falsches Selbst, das uns daran hindert, uns an unser wahres Selbst zu erinnern. Das ist sein einziger Zweck.
Dieser Geist ist nicht klar und offen, er ist überladen und verwirrt. Es speichert „Informationen“, die wir akzeptieren von denen außerhalb von uns, einschließlich unserer Eltern, Freunde, Fernsehen, spirituelle Lehrer, Magazine, Religionen, Plakatwände, Nachrichten, Filme, Regierungen, die Geschichte und mehr. Er ist unser konditionierter Verstand. Es agiert wie ein Filter, durch den wir die Welt sehen. Darum hat niemand eine akkurate Darstellung von dem, was wirklich vorgeht, denn jeder schaut durch seine eigene von seiner Vergangenheit konditionierten Sicht auf das, was geschieht, weitergereicht von Generation zu Generation, um daran zu glauben. Doch nur weil der Geist etwas „glaubt“, ist es noch nicht wahr.
Das Ego hält uns gefangen mit seinen brillanten Abwehrmechanismen. Es mag es, Dinge durch schöne Worte und Ideen mit Zuckerguss zu überziehen, so dass wir diese Gedanken akzeptieren und träumend darin schwelgen. Es benutzt Spiritualität und Religion, sexy Körper und viel Geld, um bestimmte Egos besser als andere Egos aussehen, handeln und sprechen zu lassen. Das Ego möchte, dass wir anders sind als alle anderen, und versucht so zu leben, dass es sich besser fühlt und aussieht in den Augen von anderen.
Das Ego ist gleichbedeutend mit Angst, kann sich aber ausdrücken als Ärger, Hass, Schuld, Eifersucht, Einsamkeit, Bekümmerung, Wertlosigkeitsgefühl, Mangel leidend, Frustration, Depression, physischer Schmerz, Verurteilung, um nur einiges zu nennen.
Das Ego projiziert und attackiert genau diese Gedanken über uns selbst bei anderen und in der Welt.
Es hält uns fokussiert auf das, was außerhalb von uns ist, erinnert uns an die Vergangenheit und hält uns in Angst vor unserer unsicheren Zukunft. Das Ego springt von der Vergangenheit in die Zukunft, so dass wir nie eine beständige, erfreuliche Erfahrung im JETZT haben, dort wo alle Wahrheit liegt.
Es wird uns an das letzte Mal erinnern als wir versagt haben, oder wenn andere in der Vergangenheit versagt haben und hält uns in Angst vor der Wiederholung dieser Muster, und wird wütend auf andere für die Wiederholung der Probleme, die das Ego vorhersieht Das Ego ist wirklich wahnsinnig.
Das Ego sieht sich als getrennt und legt auch Wert auf Trennung.
Diese Trennung ist genau das „Problem“, das die Welt hat, ihre EINZIGE Lösung ist Einheit. Doch das Ego hat einen wirklich guten Job darin getan, uns uninformiert zu halten über unseren eigenen vereinten Willen. Es wird sogar sagen, wir sollten das Ego einfach lieben und es willkommen heißen, weil es ein Teil unserer menschlichen Erfahrung ist. Dies ist nur ein Trick, damit wir seinen Lehren weiterhin glauben. Wir müssen an es vorbeischauen und es nicht umarmen, denn dadurch bleiben wir GESPALTEN.
Noch mal: Das Ego ist brillant in seinen Abwehrmechanismen und versucht alles, damit wir weiter auf es hören. Wir brauchen das Ego nicht, denn wir haben den ganzheitlichen Geist Gottes, den wir stattdessen akzeptieren können.
Wir erwachen nun zu dieser Wahrheit und lassen es das Ego ersetzen, anstatt unbewusst weiterzumachen mit dem, was uns in der Vergangenheit beigebracht wurde. Wir brauchen nicht mehr Angst zu haben oder uns in irgendeiner Weise anders zu fühlen als andere, da wir alle EINS sind.
Jenseits des Egos ist der Geist der Liebe, der uns erinnert an unendliche Einheit und Frieden. Wir müssen den Wahnsinn des Egos erkennen, um uns darüber hinaus zu bewegen zu dem, was geistig gesund ist.
Unsere Egos sind nicht, was wir sind, und unser Glauben an das Ego ist der Grund für alles Leiden und Schmerz. Es ist Zeit, dass wir auf das Ego sehen mit dem Licht, das wir sind, und seine Unwirklichkeit für uns selbst bezeugen.
In dem Augenblick, in dem wir es als „nutzlos“ erklären, wird es verschwinden, sich auflösen und kann ersetzt werden durch den Geist der Liebe.
“Nur in der Verwirrung ist es ein Experte. Etwas anderes versteht es nicht.” Ein Kurs in Wundern, Kapitel 8, 1
„Was wäre, wenn du nach innen schautest und keine Sünde sähest? Diese furchterregende Frage ist eine Frage, die das Ego niemals stellt. Du aber, der du sie jetzt stellst, bedrohst das ganze Abwehrsystem des Ego zu ernstlich, als dass es sich noch Mühe geben würde, so zu tun, als wäre es dein Freund. (…) Dein Glaube bewegt sich nach innen, am Wahnsinn vorbei und weiter zur Vernunft.“ Ein Kurs in Wundern, Kapitel 21
„Du magst wohl fragen, wie die Stimme von etwas, das nicht existiert, so beharrlich sein kann. Hast du über die verzerrende Macht dessen, was du dir wünschst, nachgedacht, selbst wenn es nicht wirklich ist? Es gibt viele Beispiele dafür, wie das, was du dir wünschst, die Wahrnehmung verzerrt. Niemand kann an der Geschicklichkeit zweifeln, mit der das Ego falsche Argumente aufbaut. Ebenso wenig kann jemand an deiner Bereitschaft zweifeln, zuzuhören, bis du beschließt, nichts anderes mehr als die Wahrheit zu akzeptieren. Wenn du das Ego weglegst, ist es nicht mehr da. Die STIMME des HEILIGEN GEISTES ist so laut wie deine Bereitschaft, zuzuhören. Sie kann nicht lauter sein, ohne deine Entscheidungsfreiheit zu verletzen, welche der HEILIGE GEIST wiederherzustellen, nie aber zu untergraben sucht.“ ~ Ein Kurs in Wundern, Kapitel 8
Unser Problem ist unsere Identifizierung mit dem Ego
Wir haben nicht nur unser wahres SELBST und die Erinnerung an unser wahres SELBST verloren, sondern auch unsere wahre Identität durch ein Bild von uns ersetzt: das Ego. Schlimmer noch, wir haben nicht nur ein Bild von uns gemacht, sondern uns völlig mit diesem Bild identifiziert. Es scheint einige verborgene Bereiche von uns zu geben, die nicht immer mit dem Ego übereinstimmen, aber dies gibt uns bestenfalls den Eindruck einer irgendwie geteilten Identität, als wenn zwei Kräfte oder Persönlichkeiten miteinander in Konflikt stehen.
Unser Problem ist nicht einfach, dass wir alle ein Ego haben, sondern dass wir meinen, wir sind das Ego. Wir identifizieren uns damit. Wenn unser Ego triumphiert, fühlen wir uns gut, wird unser Ego angegriffen, fühlen wir uns schlecht. Tut unser Ego etwas Schlechtes, fühlen wir uns schuldig. Wir sind so sehr gewohnt, uns mit dem Ego zu identifizieren, dass wir sogar versuchen, unser Ego vom Standpunkt des Ego aus zu überwinden. Es scheint, wir wollen unserer eigenen Beerdigung beiwohnen. Dies kann nicht funktionieren.
Viele Menschen sind der Ansicht, unser Ego ist eine dunkle Macht irgendwo in uns selbst, wobei dieses „Selbst“ das ist, was wir wirklich sind. Dieses Bild trifft aber keinesfalls den Kern. Dieses eigentliche „Selbst“, von dem wir denken, dass wir es sind, diese individuelle Unterscheidung von anderen Individuen, diese Person mit einem Namen und einem Körper, dieses „Ich“, das irgendwie vom „Du“ getrennt ist – das ist das Ego. Das „Ich“, das offenbar einen eigenen Willen hat, der sich vom Willen des anderen und dem Willen Gottes unterscheidet – das ist das Ego.
Das Ego ist nicht unser „Selbst“, es ist das Nichtbewusstsein unseres SELBST. Es ist ein Phantasiegebilde, eine Illusion, die den Platz unseres SELBST eingenommen hat, als wir unser SELBST vergessen haben. Das Ego ist tatsächlich nicht mehr als ein Vergessen unseres wahren SELBST. Es ist nur ein Glaube, ein Gedanke in unserem Geist. Es hat keinerlei Existenz aus sich selbst heraus.
Das Ego ist „nichts“. Es hat nicht dieselbe Form von Existenz wie unser eigentliches SELBST. Wir sind nicht zwei Persönlichkeiten in Konflikt, das Gute und das Böse, die Dunkelheit und das Licht. Es gibt nur ein SELBST, das andere Selbst, das Ego, hat keinerlei Realität. Die Dunkelheit verschwindet spurlos beim kleinsten Licht. Wo sind die Traumbilder, wenn ich erwacht bin?
Falsche Lösungen
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, mit dem Ego umzugehen, die einfach nicht funktionieren. So gut wie jeder von uns verfängt sich irgendwann in den Fallstricken einer oder mehrerer dieser Möglichkeiten.
Unterdrückung und Verdrängung
Wenn wir hier und da mit den dunkleren Seiten unseres Egos und Denksystems konfrontiert werden, ist die erste Reaktion oftmals „Ich nicht!“. Wenn wir erfahren, dass unser Denken und Handeln Ego-bestimmt ist, dass unsere Liebe zu unserem Partner auf Hass gründet, dass unsere Abneigung gegen eine andere Person in uns selbst – im Ego – begründet ist, glauben wir, dass wir nicht gemeint sind. Wir nicht. Unsere Aggression liegt an den Umständen, an der anderen Person, die uns verletzt hat, denn wir sind „gut“. Die andere Person hat sich falsch verhalten, so dass ich mich ärgere, aber ich bin ein liebender Mensch. Der andere ist schlecht, ich nicht. Selbst wenn uns das Verhalten unseres Ego deutlich klar gemacht wird, können wir es nicht erkennen.
Dies ist eine typische Verdrängung, und das Ergebnis von Verdrängung ist Projektion. Ich setze die andere Person herab, weil sie von mir getrennt ist. Der Grund für meinen Ärger liegt nicht in mir, sondern in der anderen Person, denn sie ist getrennt von mir und hat daher nichts mit mir zu tun.
Manchmal geschieht es, dass Menschen schockiert sind über das, was ihr Ego denkt oder wie es handelt. Sie sagen: „Ich kann nicht glauben, dass ich so etwas denke!“. Vielleicht wünschen wir einem anderen Schlechtes oder gar den Tod, obwohl wir überzeugt sind, dass wir doch ein sanftmütiger und liebender Mensch sind. Unser Selbstbild passt nicht zu den Gedanken, die uns im Kopf herum gehen. Unsere Handlungen stimmen vielleicht nicht mit dem überein, was wir tun „sollten“. Diese Überraschung, das Ego bei seinem Wirken zu erleben, ist das beste Beispiel für unsere Verdrängung. Der Mörder war immer da, wir haben ihn nur aus unserem Gesichtsfeld verdrängt.
Einige Menschen gehen sogar so weit zu glauben, sie hätten ihr Ego überwunden oder haben keines mehr. Das untrügliche Zeichen, dass dem nicht so ist, ist die Tatsache, dass sie jedem davon erzählen müssen oder stolz darauf sind. Das Ego lässt sich nicht über Nacht überwinden, in dem wir sagen, dass es verschwinden soll. Eine der bevorzugten Verteidigungswaffen des Ego ist die Vorspiegelung, es sei nicht mehr da.
Wenn wir verleugnen, dass das Ego oder seine Aktivitäten da sind, glauben wir, dass wir es loswerden. Niemand kann vor seinen Illusionen entfliehen, wenn er sie nicht ansieht und betrachtet, wie das Ego sich schützt. Ein paradoxes Zeichen des Fortschritts ist gegeben, wenn wir unserer „bösen“, mörderischen, aggressiven Gedanken bewusst werden, Gedanken, die wir vorher nicht wahrhaben wollten. Das Ego versucht natürlich, dies zu verhindern oder uns klar zu machen, dass dies gefährlich ist, uns verletzten wird oder völlig nutzlos ist. Das Ego war immer schon da, jetzt wird es hervorgeholt. Dies ist gut, nicht schlecht. Wie willst du dem Ego entkommen, wenn du es nicht kennst?
Das Ego ausleben lassen
Der nächste falsche Weg ist das genaue Gegenteil des ersten. Fühlen wir uns ärgerlich über jemanden, lassen wir dieses Gefühl einfach heraus. Wir geraten in Rage, schreien die Person an oder greifen sie an. Oder wir greifen zu Ersatzhandlungen und lassen unsere Wut an Gegenständen aus. Dies klärt die Atmosphäre.
Der Nutzen dieser Handlungsweise liegt darin, dass dies ein ausgezeichneter Ausbruch aus der Verdrängung ist. Es befriedigt das Ego und beruhigt die Gefühle, so dass wir in Ruhe weiterarbeiten können. Außerdem machen wir uns frei von unserer Angst und unseren Schuldgefühlen dem Ego gegenüber.
Nach Jahren der Unterdrückung und der Verdrängung kann es gut und notwendig sein, der Reaktionen des Ego, die wir versteckt und verdrängt haben, bewusst zu werden. Allerdings löst es nicht unser Problem. Es ist tatsächlich nur ein Weg, das Problem bewusst zu machen. Wenn wir damit den Druck ablassen können, um zu einer ruhigeren Betrachtungsweise zu kommen, ist es eine Vorbereitung zur Selbstheilung. Mehr aber nicht. Es ermöglicht uns, unsere Gefühle ohne Angst und Schuld zu betrachten und uns für unsere eigenen Gefühle verantwortlich zu fühlen. Es ist eine Vorbereitung, unser Ego zu betrachten und es zur Vergebung zu bringen.
Wir fühlen uns nach einem solchen Angriff besser. Es ist das „gute“ Gefühl des Eroberers, das „gute“ Gefühl von jemanden, der dem Feind einen entscheidenden Schlag versetzt hat. Aber es ist ein Angriff, und damit eine der Kernaktivitäten des Ego.
Das Ego korrigieren oder verbessern
Wenn wir also die Existenz des Egos nicht verleugnen können und das Ausleben des Ego nichts zum Guten ändert, können wir es vielleicht korrigieren und verbessern. Wenn wir unseren Ärger nicht los werden, können wir ihn vielleicht zurückhalten und nicht darauf reagieren. Wir nennen dies Zivilisation, wir versuchen uns so zu verhalten, wie wir uns verhalten sollten, ohne es eigentlich zu wollen. Wenn wir also glauben, dass Agression nicht zu rechtfertigen ist, entscheiden wir, nicht aggressiv zu sein. So versuchen wir zu handeln, als wenn wir nicht aggressiv sind, selbst wenn wir es sind.
Das einzige Resultat dieser Verhaltensweise ist Stress. Du tust, was du eigentlich nicht tun willst (nett sein) und nicht das, was du tun willst (den anderen verletzen oder gar töten). Diese Zwiespältigkeit produziert weiteren Ärger und führt unweigerlich zu Projektionen. Es handelt sich also nur um eine zusätzliche Form der Verdrängung! Es ist keine völlige Verdrängung, da du dir deines Ärgers und deiner Aggression bewusst bist, aber es ist eine Verdrängung auf der Verhaltensebene, ohne die Emotionen zu berühren. Dies ist die Art der Verdrängung, die plötzlich in Gewalttätigkeit explodieren kann, wenn die Gefühle lange genug zurückgehalten wurden.
Es ist einfach nicht möglich, das Ego zu korrigieren oder zu verbessern. Das Ego vergibt nicht und wird immer angreifen. Es wird immer versuchen, Vorteile auf Kosten anderer zu erlangen. Es wird immer Schuld in dir und in anderen erzeugen. Das Ego ist und bleibt, was es ist.
Wenn du es nicht ändern kannst, was kannst du dann tun? An dieser Stelle fühlen viele von uns ein Gefühl der tiefen Hoffnungslosigkeit. Nach Monate langen oder Jahre langen Versuchen, das Ego zu ändern, zu zivilisieren, uns selbst zu schulen finden wir heraus, dass sich nichts geändert hat. Alle Eindämmversuche zeigen nur, dass das Ego immer eine Lücke findet und das mühsam aufgebaute Selbstbild zerstört. Es scheint, als sei es nicht aufzuhalten und wir fühlen uns als totale Versager.
Ohne es zu merken, haben wir uns immer noch mit dem Ego identifiziert. Das Ego hat keine Macht, wenn wir sie ihm nicht geben. Der einzige Grund, warum das Ego immer noch aktiv ist, ist die Tatsache, dass wir das wollen und dem Ego die Macht dazu geben. Es ist nur eine andere Form der Verdrängung, wenn wir sagen: „Ich kann mir nicht helfen, ich bin ein Opfer meines Egos!“
Das Ego bekämpfen
Eine Erweiterung des eben beschriebenen Fehlers, das Ego verbessern zu wollen, ist der Versuch, es zu bekämpfen und zu vernichten. Wenn wir es nicht ändern können, töten wir es eben. Dies ist eine Form des Angriffs, und der funktioniert nicht!
Wir finden dies in extremen Formen der Spiritualität. Früher verbrachten Mönche täglich Stunden damit, sich selbst zu geißeln, um den Teufel und alle Fleischeslust auszutreiben. In der modernen Form des Christentums gibt es die Geißel nicht mehr, aber wir reden immer noch über den Krieg zwischen Geist und Fleisch, der Notwendigkeit, die Bedürfnisse des Fleisches zu bekämpfen, um das Selbst zu heiligen und der Welt zu entsagen.
In New-Age-Kreisen ist dieser Kampf vielfach zu einem Untergrundkampf geworden, in Form einer exzessiven spirituellen Suche, der intensiven Teilnahme an immer neuen Workshops, dem Springen von einem neuen Buch zum nächsten, dem Wechsel von einem Guru zum nächsten. Wir haben zwar die Kriegsterminologie abgelegt, aber unsere Suche spielt sich ab im Umfeld von Kampf und Frustration.
Eine Form der Egobekämpfung ist extreme Selbstdisziplin, der Versuch, mit Gewaltspirituell zu werden. Vielleicht sind wir nicht sicher, ob wir unsere Lektionen, Meditationen, Gebete richtig oder oft genug machen. Wir könnten den Versuch unter nehmen, öfter, regelmäßiger oder länger zu meditieren. Wir strengen uns vielleicht mehr an, um den Durchbruch zu schaffen. Und alle Bemühungen sind umschattet von einer dunklen Wolke der Schuld, nicht genug zu tun, nicht gut genug zu sein, nicht schneller Fortschritte zu machen.
Natürlich sollen wir regelmäßig üben, uns täglich bemühen und unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Disziplin ist notwendig, aber:
„Wenn der Widerstand groß und der Wille schwach ist, bist du noch nicht so weit. Bekämpfe dich nicht selbst.“ (Kurs in Wundern)
Das Ego zu bekämpfen macht es nur stärker. Der Versuch, spirituelle Größe zu erzwingen, ist kontraproduktiv. Inneren Frieden erlangt man nicht durch Zwang, sondern durch stilles Eintauchen.
Oft sieht es so aus, als wären dort zwei gegensätzliche Persönlichkeiten in einem tödlichen Kampf, Gut und Böse, Liebe und Hass, Geist und Fleisch. Durch dieses Bild von uns selbst fühlen wir uns in einem ständigen Konflikt. Unser wahres SELBST kann nicht geteilt werden! Das Bild vom geteilten Selbst ist nichts anderes als das Ego. Illusion steht in Konflikt mit der Wahrheit, aber die Wahrheit steht mit nichts in Konflikt, sie ist einfach.
Es gibt keinen Grund, das Ego zu bekämpfen. Wenn du das Ego nicht unterstützt, wird es still verschwinden, es hat keine Existenz aus sich selbst. Es bekämpfen heißt, es unterstützen. Immer wenn wir uns im Konflikt mit unserem Ego fühlen, handeltes sich um nichts anderes als um zwei Illusionen, die miteinander kämpfen, um verschiedene Aspekte des Ego im Krieg miteinander. Wir befinden uns vollständigem Umfeld des Ego. Das SELBST oder der Geist hat keinen Grund, zu kämpfen oder sich zu verteidigen. Die Stimme Gottes ist eine leise Stimme des Friedens. Wenn wir das Ego nicht bekämpfen, kann es uns nicht aufhalten.
Das Ego lieben
Ein sehr moderner Ansatz zur Behandlung des Ego, speziell in New-Age-Kreisen, ist es, das Ego zu lieben. Bei diesem Ansatz wird das Ego mit unserem verwundeten und verwirrten inneren Kind verwechselt, das gehalten und geliebt werden muss.
Es spricht absolut nichts gegen die Arbeit mit unserem inneren Kind. Es ist jedoch nicht das Ego. Das Ego ist nicht unser Freund, es betrachtet unser eigentliches SELBST als Feind. Es ist nicht verletzt, sondern wahnsinnig und krank, ein nicht kontrollierbarer Mörder. Der Schlüssel zur Behandlung des Ego ist, es nicht zu verurteilen. Aber Toleranz gegenüber dem Denksystem und dem Verhalten des Egos ist nicht angemessen.
Um mit dem Ego richtig umzugehen, müssen wir unsere Identifikation mit ihm aufgeben. Wir sind es, die die Gedanken des Ego denken, aber wir sind nicht das Ego. Wir müssen uns weigern, das Ego als Teil unserer Identität anzuerkennen. Unsere Identität ist Liebe, nicht Angst und Hass. Wir schauen auf den Ärger, die Angst und den Hass des Ego und sagen: „Das ist nicht erforderlich.“. Unser Gefühl dabei ist nicht Hass, aber auch nicht Liebe, es ist neutral. Wir beurteilen die Aktivitäten des Ego weder als gut noch schlecht, als Angst erregend oder sündig oder gefährlich. Wir sehen viel mehr, dass das Ego einfach bedeutungslos ist.
Dies ist eine Kurzfassung des Artikels Ein Fall von falsch verstandener Identität von Allen Watson, Circle of Atonement.
Falschgesinntheit: Das Denksystem des Ego
Die beiden für das Verständnis von Ein Kurs in Wundern entscheidenden Denksysteme werden als Falschgesinntheit und Rechtgesinntheit bezeichnet. Falschgesinntheit kann mit dem Ego gleichgesetzt werden. Rechtgesinntheit ist mit dem Denksystem des Heiligen Geistes identisch, der Vergebung. Das Denksystem des Ego ist kein sehr angenehmes. Der Kurs legt deutlich dar, dass das Denksystem des Ego und auch dasjenige des Heiligen Geistes in sich selbst vollkommen logisch und konsequent sind. Zudem schließen sie sich gegenseitig aus. Es erweist sich jedoch als hilfreich, die Logik des Egosystems genau zu verstehen, denn es ist sehr logisch. Wenn Sie erst einmal diesen logischen Aufbau begreifen, dann wird dies sehr vieles im Text verständlich machen, was sonst unklar erscheint.
Sünde, Schuld und Angst:
Es gibt drei Schlüsselbegriffe, um das Denksystem des Ego zu verstehen. Es sind die Grundbausteine des ganzen Systems: Sünde, Schuld und Angst. Immer wenn Sie das Wort »Sünde« im Kurs vorfinden, können Sie es durch das Wort »Trennung« ersetzen, weil die beiden Begriffe identisch sind. Die Sünde, deren wir am meisten schuldig sind und die die letztendliche Quelle all unserer Schuld bildet, ist die Sünde, an eine Trennung von Gott zu glauben – die Thematik, die ich gerade eben beschrieben habe. Das entspricht in etwa dem, was die Kirche als »Erbsünde« gelehrt hat. Die Beschreibung im dritten Kapitel Genesis gibt eine perfekte Darstellung von der Geburt des Ego, worauf im ersten Abschnitt des zweiten Textbuchkapitels Bezug genommen wird (T-2.I.3-4).
Der Anfang des Ego liegt also im Glauben, dass wir uns von Gott getrennt haben, und darin besteht die Sünde. Sie ist die Überzeugung, uns von unserem Schöpfer getrennt und ein Selbst hergestellt zu haben, das von unserem wahren Selbst getrennt ist. Das Selbst ist synonym mit Christus. Immer wenn Sie das Wort »Selbst« in Kapitälchen gedruckt finden, können Sie es durch »Christus « ersetzen.
Wir meinen, ein Selbst hervorgebracht zu haben, das unsere wahre Identität ist und unserem wirklichen Selbst wie auch Gott gegenüber autonom ist. Hier liegt der Anfang aller Probleme auf der Welt: im Glauben nämlich, dass wir von Gott getrennte Individuen sind. Sobald wir meinen, diese Sünde begangen zu haben, oder überhaupt glauben, gesündigt zu haben, ist es psychologisch unausweichlich, dass wir uns anschließend für das schuldig fühlen, was wir vermeintlich getan haben. In einem gewissen Sinn kann Schuld als die Erfahrung definiert werden, gesündigt zu haben. Wir können im Grunde also Sünde und Schuld synonym benutzen. Sobald wir annehmen, gesündigt zu haben, können wir nicht umhin, uns für schuldig zu halten und das zu empfinden, was wir als Schuld bezeichnen.
Wenn Ein Kurs in Wundern über Schuld spricht, benutzt er das Wort anders als im gewöhnlichen Sprachgebrauch. Bei Letzterem schwingt immer die Assoziation mit, dass man sich für das schuldig fühlt, was man getan oder unterlassen hat. Schuld ist immer an konkrete Ereignisse aus unserer Vergangenheit geknüpft. Aber diese bewussten Erfahrungen von Schuld gleichen nur der Spitze eines Eisbergs.
Bei einem Eisberg liegt eine riesige Masse unter der Meeresoberfläche. Sie repräsentiert hier, was Schuld ist. Schuld ist die Summe aller negativen Gefühle und Überzeugungen, die wir uns selbst gegenüber hegen, und aller negativen Erfahrungen, die wir mit uns selbst gemacht haben. Schuld kann sich also in Form von Selbsthass oder Selbstablehnung äußern, in Gefühlen von Inkompetenz, Versagen und Leere oder in dem Gefühl, dass es uns innerlich an etwas mangelt, dass etwas fehlt oder unvollständig ist.
Der größte Teil dieser Schuld liegt im Unbewussten. Deswegen ist das Bild eines Eisbergs so hilfreich. Die meisten der Erfahrungen, die anzeigen, für wie schlecht wir uns wirklich halten, befinden sich unterhalb der Bewusstseinsschwelle, was sie natürlich praktisch unzugänglich für uns macht. Die eigentliche Quelle all der Schuld ist der Glaube, dass wir durch die Trennung gegen Gott gesündigt haben. Als Folge begreifen wir uns als getrennt von allen anderen und von unserem Selbst.
Sobald wir uns schuldig fühlen, können wir nicht umhin, Bestrafung für das zu erwarten, was wir unserer Meinung nach an Schrecklichem getan haben, wie auch dafür, dass wir so furchtbare Kreaturen sind. Wie der Kurs lehrt, verlangt Schuld immer nach Bestrafung. Fühlen wir uns erst einmal schuldig, dann werden wir glauben, für unsere Sünden bestraft werden zu müssen. Psychologisch gibt es keine Möglichkeit, diesen Schritt zu vermeiden. Also haben wir dann Angst. Alle Angst, unabhängig von ihrer scheinbaren Ursache in der Welt, kommt von dem Glauben, dass wir für unsere Handlungen oder Unterlassungen bestraft werden sollten. Anschließend fürchten wir uns davor, wie die Strafe aussehen wird.
Da wir Gott als denjenigen ansehen, gegen den sich unsere eigentliche Sünde richtet, wobei die Sünde in der Trennung besteht, glauben wir nun, dass Gott selbst uns strafen wird. Wenn Sie bei der Lektüre der Bibel auf all die furchtbaren Stellen über den Zorn und die Rache Gottes stoßen, so liegt deren Ursprung in dieser Überzeugung. Das hat nichts mit der Wirklichkeit Gottes zu tun, denn Gott ist nur Liebe. Es stammt ausschließlich von der Projektion unserer Schuld auf ihn. Nicht Gott verstieß Adam und Eva aus dem Garten Eden, sie warfen sich selbst hinaus.
Sobald wir glauben, gegen Gott gesündigt zu haben, was bei uns allen der Fall ist, müssen wir vonseiten Gottes auch eine Bestrafung erwarten. Der Kurs spricht über die vier Hindernisse vor dem Frieden. Das letzte Hindernis ist die Angst vor Gott (T-19.IV-D). Selbstverständlich haben nur wir selbst, als wir anfingen, uns vor Gott zu fürchten, den Gott der Liebe in einen Gott der Angst, des Hasses, der Bestrafung und der Rache verwandelt. Das entspricht ganz den Wünschen des Ego.
Sobald wir Schuldgefühle entwickeln, ganz gleich, aus welchem Grund, glauben wir nicht nur, dass wir tatsächlich schuldig sind, sondern auch, dass Gott uns töten wird. So verwandelt sich Gott, unser liebevoller Vater und einziger Freund, in unseren Feind. Ihn zum Feind zu haben ist zweifellos nicht gerade angenehm. Hier liegt also der Ursprung der Überzeugung, die Ihnen in der Bibel oder anderswo begegnet, dass Gott ein strafender Vater sei. Ihn für einen solchen zu halten heißt, ihn dieselben Egoqualitäten zuzuschreiben, die wir haben. Wie Voltaire einmal sagte: »GOTT schuf den Menschen nach seinem Ebenbild, und dann gab der Mensch das Kompliment zurück.« Der Gott, den wir uns geschaffen haben, ist in Wirklichkeit das Abbild unseres eigenen Ego.
(…)
Kenneth Wapnick, Einführung in Ein Kurs in Wundern, S. 41ff
A Course in Miracles
Original Version – Sparkly Edition
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