Autorin: Nouk Sanchez – aus dem Amerikanischen von Kendra Gettel
Leseprobe aus „Das Ende des Todes – Die tiefergehenden Lehren von Jesus: Band 1: Die Entwicklung des Vertrauens“
KAPITEL EINS
DAS EGO: EIN KNAPPER UMRISS
Aus meiner gegenwärtigen Perspektive nach mehr als zwanzig Jahren mit Ein Kurs in Wundern sehe ich ganz deutlich, dass das Ego nichts weiter ist als der Wille zu leiden. Darüber hinaus handelt es sich bei ihm um den unbewussten Wunsch, allein und getrennt von allem zu sein.
Aber würde jemand in gesunder Geistesverfassung sich je bewusst dafür entscheiden, in der Illusion der Zeit über Ewigkeiten hinweg allein zu leiden? Das würde niemand – wenn er denn wirklich in gesunder geistiger Verfassung wäre. Das Egodenksystem ist ganz eindeutig eine kranke Geistesverfassung. In dem durch das unbewusste Ego gelebte Leben, das wir kennen, ist Leiden in all seinen Varianten allgegenwärtig.
Das Ego ist nur ein mentales Konstrukt, ein illusionäres persönliches Identitätsselbst. Es stellt einen getrennten Willen dar, durch den wir eine Welt außerhalb von Gottes Liebe gemacht haben. Dieses Selbst ist nicht echt und letzten Endes nicht aufrecht zu erhalten. Und doch: Aus dem ewigen, unveränderlichen Willen der allumfassenden Liebe kam eine kleine verrückte Idee. Und diese Idee bestand darin, „nicht Gott“ zu erfahren.
Zu dieser Erfahrung von „nicht Gott“ gehören auch alle Gesetzmäßigkeiten dieser Welt, die wir als naturgegeben und unveränderbar betrachten, so wie Zeit, Natur, Geburt und Tod. In der Zurückweisung unseres ursprünglichen, unzerstörbaren Zustandes allumfassender Liebe (die kein Gegenteil hat), entschieden wir uns stattdessen dafür, das Gegenteil der Liebe in Form von Angst zu erfahren. Wir haben uns selbst, andere und die Welt durch diese Brille der Angst wahrgenommen. Aber zum Glück ist diese angsterfüllte Wahrnehmung, so überzeugend sie uns auch erscheinen mag, tatsächlich nur ein Traumzustand. Die ewige Wahrheit unserer heiligen Vollkommenheit bleibt durch diesen Traum unberührt.
Gewisse scheußliche Nebeneffekte sind Teil der angsterfüllten Egoprojektion, und zu ihnen gehören entsetzliche grauenerregende Phänomene wie Krankheiten, emotionale und körperliche Schmerzen, Unfälle, Konflikte, Mangel und schließlich (als ultimatives Sahnehäubchen auf dem Kuchen) der physische Tod. Sie alle stellen unsere eigenen unbewussten Projektionen dar, die zu erfahren wir uns entschieden haben. Wir benutzen sie als Ablenkung um sicherzustellen, dass wir niemals aus diesem Traum der Angst aufwachen müssen.
Unsere angsterfüllten Projektionen erscheinen uns als sehr reelle Bedrohungen von außen, gegen die wir uns wappnen müssen. In unserer Wahrnehmung haben sie nichts mit uns selbst zu tun und verfügen über die magische Macht, uns zu verletzen. Dazu, wie der Egogeist die Augen (und anderen Sinne des Körpers) dazu benutzt, uns genau die Schlüsse ziehen zu lassen, die es will, sagt Jesus:
“Es ist der Geist, der die Botschaften der Augen deutet und ihnen „Bedeutung“ gibt. Und diese Bedeutung existiert in der Außenwelt überhaupt nicht. Was als „Wirklichkeit“ gesehen wird, ist einfach, was der Geist vorzieht. Seine Hierarchie von Werten wird nach außen projiziert, und dann schickt er die Augen des Körpers aus, um es zu finden.“ H-8.3:4-7
„Du bist mit der Welt, wie du sie wahrnimmst, uneins geworden, weil du denkst, sie sei dir feindlich gesinnt. Das ist eine notwendige Folge dessen, was du getan hast. … [Du] musst begreifen dass dein Hass in deinem Geist und nicht außerhalb von ihm ist, bevor du ihn loswerden kannst, und deshalb musst du ihn loswerden, bevor du die Welt so wahrnehmen kannst, wie sie wirklich ist.“
T-12.III.7:7-10
WARUM BEHARREN WIR DARAUF, ZU LEIDEN?
Wieso sollten wir die Illusion von Angst und Bedrohung beständiger Liebe, Sicherheit und Freunde vorziehen? Was haben wir davon? Unsere tief vergrabene Angst vor Gott ist die brennende Wut, die unseren unbewussten Leidenswillen anheizt. Dieser verborgene Auslöser hält uns in der Identifizierung mit unserem persönlichen Selbst und seinem wahnsinnigen Willen, getrennt von Gott zu bleiben, fest. Unser anhaltendes Verlangen, vor Gott davonzulaufen, wird durch Schuld begründet.
Dies ist unsere tiefste, dunkelste Abwehr gegen Gottes Liebe. Unsere Schuld wird durch den imaginären Glauben verursacht, wir hätten Gott getötet – weil es so scheint, als hätten wir die Liebe verlassen. Unbewusst glauben wir, ein unverzeihliches Verbrechen begangen und das Universum für immer ins Dunkel gestürzt zu haben. Wir glauben, in monumentalem Ausmaß gesündigt zu haben. Und dem Ego zufolge kann Sünde nicht ausradiert werden.
Dieser tiefsitzende, unbewusste Glaube an unsere eigene ewige Schuld ist von solch unerträglichem Ausmaß, dass er vergraben, verleugnet und vergessen wurde. Wenn etwas geschieht, das uns zu sehr schockiert und traumatisiert, spalten wir uns davon ab und ziehen uns in die Verleugnung zurück. Und wie die Psychologie lehrt, führt Verleugnung zur Projektion der verleugneten Erfahrung. Wir nehmen den einen Ursprung aller Angst also nicht länger in unserem Geist wahr, sondern sehen die Quelle unseres Schreckens, die von uns verleugnete Schuld, jetzt als außerhalb von uns, und zwar in Form anderer Menschen, unseres eigenen Körpers oder der Welt im Allgemeinen.
Sünde, Schuld und Angst sind die Bestandteile des Ego-Teufelskreises. Wir glauben, dass wir gesündigt haben, und tragen deshalb eine tiefe Schuld mit uns herum, die nach außen projiziert wird. Die natürliche Folge dieser Projektion ist, dass ihre Wirkungen sich gegen uns zu wenden und uns anzugreifen scheinen, und zwar oft in einer Weise, die keinen Bezug dazu zu haben und willkürlich zu sein scheint. Und so bringen wir uns selbst bei, dass wir unsere Körper, andere Menschen und die Welt fürchten und in Schach halten müssen.
Das Überleben des Ego hängt davon ab, unsere Aufmerksamkeit im Außen zu halten! Solange wir immer noch auf die Fehlwahrnehmung hereinfallen, dass jeder und alles, auch Krankheit, Mangel und Tod, Erscheinungen sind, die mit uns nichts zu tun haben und außerhalb von uns existieren, ziehen wir weiterhin Leiden an.
Indem es uns weiterhin im Glauben an unser Opferdasein belässt – in welchem wir von der niemals endenden Suche nach Vergnügen, Liebe, Wohlstand und Gesundheit abgelenkt sind, während wir gleichzeitig versuchen, Schmerz, Verlust, Mangel und Tod von uns fernzuhalten – hat das Ego effektiv unser Innerstes nach Außen gekehrt. Oder genauer gesagt hat es unser Innerstes gegen unser Heiliges Selbst gekehrt. Dieses Selbst erkennt klar, dass alles Leiden nur eine Quelle hat, unabhängig davon, wie äußerliche Erscheinungen aussehen mögen. Und diese eine Quelle ist das Ego, das nirgends außer in unserem eigenen Geist gefunden werden kann.
Solange wir die Wahl treffen, die unbewusste Schuld zu verbergen, im Dunkeln in Sicherheit zu bringen und niemals zu wagen, sie anzusehen, werden wir weiterhin davon überzeugt sein, dass die Ursache unseres Leidens in anderen, in der Vergangenheit und in unseren Körpern liegt. Erst wenn wir schließlich entscheiden, dass wir von des Egos fieberhafter, fruchtloser Suche nach der Ursache des Leidens wie auch unserer Errettung im Außen genug haben, sind wir bereit, uns auf den Weg seiner Auflösung zu begeben.
ERKENNE DICH SELBST: DAS HEILIGE SELBST
Unser wahres, Heiliges Selbst liegt tief unter dem falschen Selbstbild des Egos vergraben. Solange diese falsche Egoidentität gewünscht wird und intakt bleibt, verdeckt sie die grenzenlose Großartigkeit und unangreifbare Sicherheit unseres Heiligen Selbstes. Wir müssen uns für die eine oder die andere der beiden Identitäten entscheiden, denn sie schließen einander gegenseitig vollkommen aus. Sie sind in jeder Hinsicht zueinander diametral entgegengesetzt und können nicht gemeinsam existieren.
Um unser Wahres Selbst zu finden, brauchen wir die Hilfe anderer, denn es ist unmöglich, das Heilige Selbst alleine zu finden. Andere Menschen dienen uns als perfekte Spiegel unserer eigenen unterdrückten und unerkannten Urteile, Glaubenssätze und Werte. Jeder, dem wir in unserem Leben begegnen, fungiert als Leinwand, auf die wir unsere ganze verleugnete Schuld projizieren. Andere zeigen uns ganz genau, wo unsere emotionalen Trigger liegen. Und wir brauchen diese Trigger, um damit zu beginnen, die wahre Ursache unseres Leidens zu identifizieren und zu vergeben, die immer in unserem Geist liegt. Sie liegt nie im Außen, in der Vergangenheit, dem Körper oder im Verhalten anderer.
Bevor wir allerdings direkt in die Suche nach unserem einen Heiligen Selbst eintauchen, müssen wir alles daran setzen, das falsche Selbst aufzulösen – ein Prozess, der die Umkehr aller unserer Werte und Überzeugungen beinhaltet. Sich auf den Weg der Auflösung des Egos zu begeben bedeutet, den Mut zu haben, nach innen zu schauen, um die versteckte Spaltung unseres Geistes aufzuspüren. Diese Spaltung bleibt so lange für uns unsichtbar, bis wir uns entscheiden, Licht darauf zu werfen.
Das Ego überlebt nur, wenn es ihm gelingt, sich in Dunkelheit zu hüllen. Diese Dunkelheit ist nötig, um seinen Angstkreislauf aufrechtzuerhalten und unsere ganzen Schuldprojektionen vor uns versteckt zu halten, damit wir sie niemals entdecken. Solange die versteckte Schuld unentdeckt bleibt, kann das Ego sie nach außen projizieren, um uns scheinbar auf so viele Arten wie möglich von außen anzugreifen.
Sein System ist ein geschlossener Kreislauf, der dazu gedacht ist, uns in ständiger Angst zu halten und somit sicherzustellen, dass wir uns immer wieder ans Ego wenden, um Lösungen für eben jene Probleme zu finden, die es selbst projiziert. Das Ego wird uns jedoch nie dauerhafte Lösungen anbieten, denn sein durchgängiges Mantra lautet: Suche, aber finde nicht.
DIE IDENTIFIZIERUNG DER INNEREN SPALTUNG
„Das Wunder ist möglich, wenn Ursache und Folgen zusammengebracht und nicht getrennt gehalten werden.“
T-26.VII.14:1-2
„Krankheit und Sünde werden als Konsequenz und Ursache gesehen, in einer Beziehung, die vor dem Bewusstsein versteckt gehalten wird, damit sie sorgsam vor dem Lichte der Vernunft gehütet werden möge.“
T-26.VII.2:4
Die innere Spaltung, die die Illusion der Trennung nährt, wird durch unsere Weigerung am Leben gehalten, nach innen zu schauen. Wir alle haben Angst davor, tief in uns hinein zu sehen, weil wir unbewusst davon überzeugt sind, vor lauter Schrecken tot umzufallen, wenn wir es täten. Außerdem bin ich aus meiner eigenen Erfahrung und der Erfahrung anderer Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, zu dem Schluss gekommen, dass wir alle entweder bewusst oder unbewusst sehr tief von unserer vollkommenen Wertlosigkeit überzeugt zu sein scheinen.
Dieses Gefühl von Wertlosigkeit ist natürlich unbegründet, auch wenn es uns so real erscheint. Es ist nur eine Maske, welche die Schuld verbirgt, die anzuschauen in uns solchen Schrecken auslöst. Tiefe Gefühle von Scham oder Wertlosigkeit, so schmerzhaft und destruktiv sie auch sein mögen, sind aber nur eine dienliche Tarnung für das, was darunter liegt. Schuld ist der Schatz, von dem das Ego niemals möchte, dass wir ihn in uns finden, denn sobald uns das gelingt, können wir sie ganz leicht loslassen. Und wenn wir die Schuld loslassen, müssen das Ego und sein Wunsch nach Leiden gleichfalls verschwinden.
Die Schuld hinter unserer Wertlosigkeit besteht aus unserer (von allen) geteilten unbewussten Überzeugung, dass wir uns von Gott getrennt haben und ER deshalb hinter uns her ist, um uns in die Finger zu bekommen. Obwohl wir annehmen, dass es Tausende Dinge gibt, für die wir in unserem Leben schuldig sind, und Millionen Dinge, die wir verurteilen und fürchten müssen, ist es tatsächlich allerdings nur eine Überzeugung tief in unserem Unbewussten, die sie alle hervorbringt: Unsere unbewusste Angst vor Gott.
Jede Art von Schuldgefühl und jeder Auslöser von Angst und Wut sind Projektionen dieser einen, tief liegenden Quelle der Schuld. Wenn uns dies klar wird, dann können wir anfangen, eine ganze Reihe an Problemfeldern in unserem Leben in Ordnung zu bringen, die nichts mit diesem Sachverhalt zu tun haben scheinen, wie Krankheiten, Beziehungsprobleme, Mangelzustände, Süchte, Depressionen, fixe Ideen, Aufschieberitis, Einsamkeit und mehr.
Solange unsere Grundangst vor Gott im Untergrund festgehalten wird und wir dem Ego erlauben, sich aufzuspalten und diese Angst täglich auf so viele scheinbar unzusammenhängende Arten nach außen zu projizieren, werden wir weiter leiden.
Wir können unsere vollkommene Unverwundbarkeit und Sicherheit nicht aus erster Hand erfahren, bis wir willentlich alle Lügen, die in uns verborgen sind, ans Licht bringen. Wir müssen den Mut aufbringen, nach innen zu sehen, indem wir uns selbst jedes Mal radikal in Frage stellen, wenn andere Menschen oder äußere Umstände unsere Emotionen triggern. Was ist die wahre Ursache dieses Problems und worin besteht es wirklich? Wo liegt tatsächlich seine Quelle?
In jedem Geist gibt es zwei entgegengesetzte Denksysteme: Ego und Gott – oder genauer gesagt: Angst und Liebe. Nur die Liebe ist wirklich. Das Ego wird nur durch unseren Entschluss am Leben erhalten, diese zwei entgegengesetzten Denksysteme voneinander getrennt zu halten. Wenn man sie zusammenbringt, wird einem sofort klar, dass man nur eines von beiden annehmen kann. Wenn wir unsere tiefsten Glaubenssätze im Kern ausgraben, bringen wir das Egodenksystem ans Licht und setzen es neben das Denksystem Gottes. Damit ist der Untergang des Ego besiegelt.
Hier ein kleines Beispiel dafür, die Absichten des Ego ans Licht zu bringen: Ich fühle vielleicht eine Erkältung kommen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich ein wichtiges Projekt fertigstellen muss, das unhinterfragte Ego entscheidet sich allerdings in eben diesem Moment, durch eine Erkältung anzugreifen. Was ist sein Ziel? Meinen Plan zu durchkreuzen, dafür zu sorgen, dass es mir schlecht geht, und mich davon zu überzeugen, dass ich der Gnade meines Körpers ausgeliefert bin. Denn spätestens wenn ich nach dem zehnten Taschentuch greife, habe ich ja den Beweis, dass ich ein Körper sein muss und nicht das perfekte Kind Gottes.
Insgeheim teilt mir das Ego mit, dass ich von Gottes Liebe getrennt bin; Es sagt mir, ich sei meinem Körper gegenüber machtlos, obwohl ich die grenzenlose Macht von Gottes Willen teile. Wenn ich diese Gelegenheit dazu nutzen würde, nach innen zu sehen und mich dem Denksystem des Heiligen Geistes zu öffnen, würde ich erkennen, dass nur der Geist dem Körper Befehle erteilen kann und der Körper mich nie ohne meine Einwilligung im Stich lassen könnte.
Ich würde erkennen, dass ich allem in meiner Welt seine ganze Bedeutung und Macht gegeben habe, auch der Krankheit. Diese Erkältung hat keine Bedeutung außer der, die ich ihr gebe, und sie kann mich nicht beeinträchtigen, wenn ich es in meinem Geist nicht so entscheide. Mit dieser stärkenden Wahrheit gerüstet, würde ich das Ego bei dieser und jeder anderen sich ergebenden Gelegenheit in Frage stellen. Im Laufe dieses kontinuierlichen Prozesses, Licht in seine Dunkelheit zu bringen, hätte das Ego schließlich keine andere Möglichkeit, als dahinzuschwinden.
Wenn wir das Ego in Frage stellen, tun wir das immer, indem wir nach Innen gehen und dort unser Heiliges Selbst um Führung bitten. Wir enthüllen die Unwahrheit, indem wir sie dem Licht des Heiligen Geistes aussetzen. Noch einmal zu meinem Beispiel mit der Erkältung: Sobald ich festgestellt habe, dass ich mich für die Erkältung entschieden habe, kann ich diese Entscheidung gemeinsam mit dem Heiligen Geist durch Vergebung rückgängig machen.
Durch radikale Selbsterforschung finde ich vielleicht auch heraus, dass ich die Erkältung willkommen geheißen habe, weil ich Angst habe, das Projekt abzuschließen oder eine „legitime Rechtfertigung“ brauchte, um einen Tag frei zu haben. Aber ganz unabhängig davon, was ich in meinem Inneren finde, wenn ich die Ursache allen Leidens auflösen möchte, wende ich Vergebung an. Vergebung kann allerdings erst stattfinden, wenn ich bereit bin, die vom Ego projizierte Lüge in meinem Inneren anzusehen, und zwar gemeinsam mit dem Licht der Liebe des Heiligen Geistes, das diese Lüge für mich auf richtige Weise interpretiert.
Dies zu tun, wird sich so anfühlen, als ginge es gegen die eigene Intuition. Das Ego glaubt ja, unsere Sicherheit läge darin, nicht nach innen zu schauen, und ganz besonders nicht auf unsere verborgensten Ängste. Aber die Wahrheit lautet, dass, was auch immer in unserem Unbewussten versteckt ist, nach außen projiziert werden wird. Und das geschieht, indem es sich als willkürlicher Angriff von außen manifestiert. Unsere Ängste und Urteile sind die geheimen Magneten, die diese Erfahrungen zu uns bringen. Sie arbeiten daran, genau die Dinge anzuziehen, die wir so verzweifelt versuchen zu vermeiden.
Jesus versichert uns, dass unsere Ängste und die daraus resultierenden Angriffe immer der Liebe weichen werden, wenn wir sie ans Licht des Gewahrseins bringen und nicht länger verstecken.
“Es gibt keine Dunkelheit, die das Licht der Liebe nicht auflösen würde, es sei denn, sie wird vor der Mildtätigkeit der Liebe geheim gehalten. Was von der Liebe fern gehalten wird, kann ihre heilende Kraft nicht teilen, weil es abgetrennt und in der Dunkelheit gehalten wurde.“ T-14.VI.2:3-4
Solange, bis wir das Licht des Gewahrseins ins Innere bringen, werden wir fälschlicherweise annehmen, dass das Ego ist, wer wir sind, und nicht erkennen, dass ein anderes, vollkommenen verschiedenes Denksystem für unsere wahre Identität steht. Und solange wir an die Echtheit unseres Egoselbst glauben, werden wir unsere Werte und Überzeugungen mit dem verwechseln, was wir sind.
Wenn jemand zum Beispiel etwas kritisiert, das wir tun, oder in einem uns wichtigen Punkt anderer Meinung ist, werden wir dies als persönlichen Angriff betrachten, als ob unsere Identität selbst bedroht wäre. Wir werden nicht erkennen, dass unsere wirkliche Identität nicht bedroht werden kann, nur weil jemand eine uns lieb gewordene Überzeugung, Meinung oder ein ebensolches Urteil in Frage stellt. Wir sind nicht unsere Werte und Überzeugungen, die alle so wechselhaft sind wie der Wind. Wer wir unter unserem illusorischen Egoselbst wirklich sind, ist allerdings unveränderlich. Wir können nicht darauf hoffen, dies selbst zu erfahren, bevor wir anfangen, unser falsches Egoselbstbild zu demontieren und als den Hochstapler zu erkennen, der es ist.
Dieses falsche Selbst ist aus Millionen nicht identifizierter Urteile, Glaubenssätze, Werte und Meinungen aufgebaut. Nichts davon macht unsere wahre Identität aus. Stattdessen macht das alles aus, wer wir nicht sind. Wir werden allerdings nicht wissen, wer wir sind, bis wir diese ganzen falschen Identitätsfetzen erkannt und bereitwillig losgelassen haben.
„Die Suche nach der Wahrheit ist nur das ehrliche Ausfindigmachen all dessen, was die Wahrheit beeinträchtigt.“
T-14.VII.2:1
Wenn wir zusammen mit dem Heiligen Geist nach innen schauen und uns dabei nicht selbst verurteilen, werden wir überrascht sein, herauszufinden, dass jedes Mal, wenn wir dies in ehrlicher Absicht tun, nur Liebe übrig bleibt. Ohne Urteil nach innen zu schauen ist der Schlüssel dazu, die vormals so wahnsinnig gefürchtete Dunkelheit zu vertreiben. Das Ego wird in unendliche Panik ausbrechen, wenn wir anfangen, unsere Ängste auszugraben und festzustellen, dass sie unbegründet sind.
Während wir alle Überzeugungen entwirren, die das Rad des Leidens in Gang gehalten haben, sehen wir allmählich das Licht. Nach und nach treffen wir die Entscheidung, unsere Abhängigkeit von der Herrschaft des Ego zu beenden. Wir wenden uns mehr und mehr an den Heiligen Geist in uns und warten auf Führung durch die Liebe, anstatt noch länger zuzulassen, dass wir durch Angst manipuliert werden.
Und wenn wir erkennen, dass wir unseren Glauben nicht länger auf zwei entgegengesetzte Denksysteme bauen können, ereignet sich eine tiefe Kehrtwendung. An diesem Punkt muss man sich von ganzem Herzen für eines von ihnen entscheiden. Wahrer und beständiger Frieden kommt nur zu uns, wenn wir die Entscheidung treffen, wachsam für Gott und gegen das Ego in unserem Geist zu sein. Bis dahin steht das Ego mit einem Fuß in der Tür unserer Wahrnehmung, und wir werden seinen angstbasierten Projektionen in all ihren vielen Formen zum Opfer fallen.
“Dissoziation ist ein verzerrter Denkprozess, bei dem zwei Glaubenssysteme, die nicht zugleich bestehen können, beide aufrechterhalten werden. Bringt man sie zusammen, wird es unmöglich, sie beide zugleich zu akzeptieren. Wenn aber eines vor dem anderen im Dunkel gehalten wird, scheint ihre Trennung beide am Leben und gleich wirklich zu erhalten. Ihre Verbindung wird somit zur Quelle der Angst, denn treffen sie zusammen, muss einem von ihnen die Akzeptanz entzogen werden. Du kannst sie nicht beide haben, denn eines leugnet das andere.“
T-14.VII.4:3-7
Der Heilige Geist lebt als unser Heiliges Selbst in uns und ist daher in jedem Moment für uns da, in dem wir geistige Gesundheit und Frieden wollen. Aber wir müssen auch die Ängste und Urteile in unserem Inneren mit Ihm gemeinsam ansehen wollen. Solange wir unsere Ängste und Sorgen horten und unter Verschluss halten, kann uns der Heilige Geist nicht helfen.
„Der HEILIGE GEIST bittet dich nur darum: Bringe jedes Geheimnis zu IHM, das du vor IHM weggeschlossen hast. Öffne IHM jede Tür und bitte IHN, in die Dunkelheit einzutreten und sie wegzuleuchten. Auf deine Bitte tritt ER freudig ein…ER sieht für dich, und wenn du nicht mit IHM schaust, kann ER nicht sehen.“
T-14.VII.6:1-6
DER EISBERG UNBEWUSSTER SCHULD UND ANGST
Nur zehn Prozent dessen, was in unserem Leben geschieht, passiert durch unsere bewusste Absicht. Die übrigen neunzig Prozent steuert unbewusst der heimliche Wunsch des Ego, ungerecht behandelt zu werden. Das Ziel dieses verborgenen „Eisbergs“, der unser Leben steuert, lautet Selbstbestrafung, und dazu beschützt er unsere versteckten, unbewussten Überzeugungen, Urteile, Ängste und Abwehrmechanismen.
Erinnern wir uns daran, dass was auch immer wir fürchten, abwehren, verleugnen oder wogegen wir uns verteidigen, am Ende nach außen projiziert wird und sich in unserer weltlichen Erfahrung manifestiert. Bevor wir unsere versteckten, in dieser Masse vergrabenen Ängste und Schuldgefühle nicht ans Licht bringen und uns damit einverstanden erklären, sie durch Vergebung/ den Prozess der Sühne loszulassen (gemeinsam mit den Folgen, die sich durch sie manifestiert haben), werden sich diese unbewussten Ängste weiterhin in unserem Leben materialisieren.
Innerhalb dieser dunklen, verborgenen Egomasse können wir auch erkennen, wie hoch wir unhinterfragt auf die Gesetze des Egos gebaut haben – sowohl die Gesetze, die uns am Leben zu erhalten als auch die, die uns anzugreifen scheinen. Um was für Gesetze handelt es sich dabei? Es gibt viele von ihnen. Wir sind überzeugt davon, dass Essen, Trinken, Geld und Medizin für unser Überleben notwendig sind. Würden wir ohne sie nicht an Hunger, Durst, Armut oder Krankheit sterben?
Umgekehrt glauben wir genauso fest, dass Krankheit, Schmerz, Mangel und Tod uns angreifen. Sie gleichen scheinbar Gesetzen, über die wir keine Kontrolle haben. Alls diese „Gesetze“ (und viele weitere) sind aber nur Dinge, an die wir glauben, und jedes von ihnen muss begutachtet und mit dem Heiligen Geist zusammen gründlich hinterfragt werden.
Von uns wird nicht verlangt, sie aufzugeben, aber wir müssen sie dem Heiligen Geist für eine neue Interpretation anbieten.
Solange wir glauben, dass uns durch eines dieser Gesetze entweder Gefahr droht oder Heilung geschieht und sie über der unbegrenzten Macht Gottes stehen, werden sie unser Gewahrsein der Gegenwart der Liebe blockieren. Jeder Ursache kommt aus dem Geist, und solange wir den Gesetzen des Ego fälschlicherweise die Macht zuschreiben, irgendetwas zu „verursachen“, weisen wir die Auflösung der wirklichen und einzigen Ursache all unseres Leidens unweigerlich zurück: Unser tief vergrabenen Schuld.
Im Kern der unbewussten Masse des Eisbergs befindet sich der heiß geliebte wichtigste Traum des Ego. Dieser besteht aus dem Konzept des Todes, und auf ihm baut sich alles andere auf.
Dieser Kern zieht uns heimlich unwiderstehlich an. Sowohl kollektiv als auch individuell haben wir diesen fundamentalen Kern des Todes auf unseren innersten Altar gelegt – und dazu alle Ahnungen über Gott beiseite geschoben. Der Tod nimmt im unbewussten Denksystem des Ego den zentralen Ort der heiligsten Anbetung ein. Alle sonstigen fehlgeleiteten Überzeugungen und ausgesuchten Blockaden gegen die Liebe kreisen um diesen inneren Kern.
DES EGOS WUNSCH NACH UNGERECHTER BEHANDLUNG
Abwehrmechanismen: Das Ego glaubt, dass wir auf ungeheuerliche Art gesündigt haben und befindet uns für schuldig. Aus seiner Sicht verdienen wir deshalb Strafe! Und darum treibt es uns ständig dazu an, uns vor Bedrohungen zu schützen. Jede Form von Bedrohung existiert allerdings nur im Geist. Es gibt keine Gefahren von außen, wie uns das Ego gerne Glauben machen würde.
Der Grund für dieses ganze Gefühl der Bedrohung wiederum ist, wie schon gesagt, unbewusste Schuld. Also ist diese einzige Ursache die einzige, die wir beheben müssen. In Wahrheit ist Gottes Liebe alles, was existiert. Bei der Auflösung des Ego entdecken wir, dass wir durch die Deckung unseres heimlichen Hingezogenseins zu Leid, Strafe und Tod tatsächlich unser gesamtes Leben damit verbracht haben, uns vor Gottes Liebe zu verteidigen und zu schützen.
Gesetze des Egos, die uns angreifen oder am Leben erhalten: Alles, was wir in der Welt wahrnehmen, wird durch das Egodenksystem in unsrem Geist nach außen projiziert. Das Ego projiziert nur das, was es uns sehen und glauben lassen will. Es will, dass wir von seiner Führung allein abhängig bleiben, denn sein eigenes kleines Überleben wäre bedroht, wenn wir uns woanders weiseren Rat suchten.
Das Ego will uns glauben lassen, dass der Körper/ die Welt mehr Macht besitzt als unser Geist und mehr Macht als der Wille Gottes. Das letzte von dem es will, dass wir es herausfinden, ist, dass alle Macht im Geist liegt. Wenn wir den ganzen Umfang der Macht in unserem rechtgesinnten Geist entdeckten, würden wir das Ego auf der Stelle fallenlassen.
Solange wir unseren Glauben fälschlicherweise auf unseren Körper und die Welt bauen, um uns zu erhalten und Sicherheit zu geben, werden wir nie unsere Macht in Gott kennen. Genauso wenig werden wir die Erleichterung, Freude und das tiefe Gefühl von Sicherheit erfahren, die davon kommen, herauszufinden, dass nur die Liebe Gottes uns am Leben erhält. Wenn wir nicht lernen, dieser Wahrheit über unsere eigene Natur zu vertrauen, werden wir Opfer der Welt bleiben, die wir sehen.
Erfüllung durch das Ego suchen: Wenn wir mit den Mitteln des Egos nach Erfüllung, Kontrolle oder Selbstvervollständigung streben, tun wir nichts anderes, als unser Schuldgefühl zu verstärken. Jedes Mal wenn wir versuchen, unser Selbst getrennt vom Heiligen Geist zu erfüllen oder zu vervollständigen, verfestigen wir unseren Glauben an die Realität des Körpers. Uns ist nicht klar, dass wir damit unweigerlich eine Bestrafung durch das Ego heraufbeschwören. Alles, was wir mit dem Ego tun, zieht Schuld an.
Jedes Verlangen, das sich um den Körper dreht (zuviel essen, besseres Aussehen, Diät halten, gesunde Ernährung, Sex), wie auch das Verlangen nach Geld, Karriere, besonderen Beziehungen, Anerkennung von außen etc. sind durch den Drang motiviert, das Ego zu befriedigen. Und die Befriedigung des Egos zieht Schuld nach sich. Es ist nicht so, dass irgendeine dieser Verhaltensweisen an sich schlecht wären; sie sind schlichtweg neutral. Das Schuldgefühl schleicht sich ein, wenn wir dabei dem Rat des Egos folgen und versuchen, diese Dinge für ein besseres Selbstgefühl zu bekommen oder zu benutzen, ohne den Heiligen Geist dazu zu fragen.
„Wann immer du versuchst, ein Ziel zu erreichen, bei welchem die Verbesserung des Körpers zum Hauptnutznießer wird, versuchst du, deinen Tod herbeizuführen. Suche nicht außerhalb von dir. Die Suche beinhaltet, dass du in deinem Inneren nicht ganz bist und Angst hast, auf deine Verwüstung zu schauen, und vielmehr lieber außerhalb von dir nach dem suchst, was du bist.“
T-29.VII.4:1:5-6
Tod, der zentrale Traum des Egos: Der Tod liegt im Allerinnersten unserer unbewussten Wünsche. Solange dieses Hingezogensein zum Tod tief im Geheimen verborgen gehalten wird, folgen wir weiter unwissentlich seinem verführerischen Sirenengesang. Die Absicht des Egos lautet, den Körper umzubringen, bevor wir zu unserer vollkommenen Unverwundbarkeit in Gottes Liebe als unser Heiliges Selbst erwachen. Allerdings verfolgt uns das Ego sogar nach unserem Tod noch weiter.
„Das Ego will, dass du tot seiest, es aber nicht. Die Folge seiner seltsamen Religion muss deshalb die Überzeugung sein, dass es dich über das Grab hinaus verfolgen kann.“
T-15.I.3:3-4
Das Ego muss mit seinem Ziel aber nicht das letzte Wort haben. Sein gesamtes Denksystem wird nur durch eine Ursache in Gang gehalten: Unsere permanente Entscheidung, ihm zu glauben und zu vertrauen. Das ganze Leiden resultiert aus unserem unhinterfragten Glauben an alles, was das Ego bezeugt. Die meisten von uns vertrauen dem Ego blind und nehmen unseren körperlichen Sinnen gutgläubig ab, was sie uns als wahr verkaufen.
Als Kinder wurden wir von Eltern erzogen und in Schulen unterrichtet. Ihre fehlgeleitete Hauptanstrengung geht aber dahin, uns zu helfen, größere Egos aufzubauen. Mit großen, starken Egos treten wir dann in die Gesellschaft hinaus. Dort nehmen wir begierig überall um uns herum Mangel, Gefahr und Konflikt wahr, obwohl wir gleichzeitig endlos nach äußerer Erfüllung und Glück suchen. Diese Suche ist der individuelle wie auch kollektive Motor für die ganze Welt der Egobegierden. Das versteckte Mantra des Egos lautet allerdings: Suche, aber finde nicht.
Das Fernsehen und die Massenmedien tragen einen großen Teil dazu bei, das angsterfüllte und unzufriedene Ego zu füttern, und sie spielen eine tragende Rolle dabei, uns im Traum des Egos weiterschlafen zu lassen. Viele von uns erkennen den schädigenden Einfluss gar nicht, den diese unterschwelligen Botschaften auf unser Selbstgefühl haben.
Der Weg zur Entwicklung des Vertrauens, den zu gehen Jesus uns nahelegt, ist ein lebendiger Prozess. Bei ihm geht um einen Transfer unseres Vertrauens. Durch beständige Selbsterforschung und Vergebung entziehen wir dem Ego und seinen vielen weltlichen Erscheinungen nach und nach unser Vertrauen. Nur dann können wir es dem geben, dem es rechtmäßíg zukommt, nämlich unserem Heiligen Selbst. Dieser Prozess besteht aus dem systematischen Ausgraben aller unserer Überzeugungen, Werte und kulturellen Konditionierungen, damit sie alle unter die Lupe genommen und im Licht des Heiligen Geistes neu interpretiert werden können.
Täuschen wir uns nicht. Das Glaubenssystem des Egos ist total. Und deshalb muss jede Überzeugung, die wir haben, ob bewusst oder unbewusst, vollkommen neu interpretiert werden. Jede einzelne Überzeugung des Egos steht in totalem Gegensatz zu Gottes allumfassender Liebe. Wenn wir nur eine davon annehmen, müssen wir das ganze Egodenksystem annehmen. Und deshalb ist es so wichtig, alles in Frage zu stellen, woran wir glauben, und zu lernen, alles zu vergeben, was uns triggert. Wenn es nicht Freude und Liebe ist, ist es nicht wahr. Punkt. Alles, was nicht echt ist, muss vergeben werden. Und durch die Vergebung löst sich der Todesgriff des Egos, in dem wir stecken.
„Diesen Kurs zu lernen, erfordert die Bereitwilligkeit, jeden Wert infrage zu stellen, den du hast. […] Keine Überzeugung ist neutral.“
T-24.Einleitung.2:1-3
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