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Aus dem Buch: Die vier Versprechen von Don Miguel Ruiz

Seien Sie untadelig mit Ihrem Wort


DAS ERSTE VERSPRECHEN

Verwenden Sie mit Bedacht Ihre Worte und seien Sie untadelig mit Ihrem Wort

Das erste Versprechen ist das wichtigste und auch das am schwersten zu befolgende. Die Bedeutung dieses Versprechens ist so ausschlaggebend, dass Sie allein damit in der Lage sein werden, die Ebene Ihrer Existenz zu erreichen, die ich den »Himmel auf Erden« nenne.

Das erste Versprechen besteht darin, untadelig mit Ihrem Wort zu sein. Das hört sich sehr einfach an, ist aber dennoch äußerst machtvoll.

Warum Ihr Wort? Ihre Worte sind die Macht, mit der Sie etwas erschaffen können. Ihre Worte sind ein direkt von Gott kommendes Geschenk. Im Johannes- Evangelium in der Bibel heißt es im Zusammenhang mit der Erschaffung des Universums: Am Anfang war das Wort, und das Wort war mit Gott, und das Wort ist Gott. Durch das Wort geben Sie Ihrer kreativen Kraft Ausdruck; durch das Wort manifestieren Sie alles. Unabhängig von der Sprache, die Sie sprechen, manifestiert sich Ihre Absicht durch das Wort. Was immer Sie träumen, was Sie fühlen und wer Sie wirklich sind, all das kommt durch das Wort zum Ausdruck.

Das Wort ist nicht nur ein Ton oder ein schriftliches Symbol. Das Wort ist eine Macht; es ist die Macht, die Sie besitzen, sich auszudrücken und zu kommunizieren, zu denken, und somit die Ereignisse in Ihrem Leben zu kreieren. Sie können sprechen. Welches andere Tier auf der Welt ist dazu fähig? Das Wort ist das machtvollste Instrument, das Ihnen als Mensch zur Verfügung steht. Doch genau wie ein Schwert zwei Schneiden hat, können Ihre Worte zum einen den herrlichsten Traum verwirklichen, zum anderen aber auch alles in Ihrer Umgebung zerstören. Die eine Schneide bedeutet Missbrauch des Wortes, was eine lebendige Hölle schafft. Die andere Schneide ist die Untadeligkeit des Wortes, die nur Schönheit, Liebe und den Himmel auf Erden kreiert. Entsprechend der Art, wie es gebraucht wird, kann das Wort Sie befreien – oder es kann Sie noch mehr versklaven, als Ihnen bewusst ist. All die Zauberkraft, die Sie besitzen, basiert auf Ihrem Wort. Ihr Wort ist reine Magie, und der Missbrauch Ihres Wortes ist schwarze Magie.

Das Wort ist so machtvoll, dass ein einziges ein Leben positiv verändern oder das Leben von Millionen Menschen zerstören kann. Vor mehr als 50 Jahren war es in Deutschland einem einzigen Mann möglich, durch den Einsatz seiner machtvollen Worte ein ganzes Volk intelligenter und gebildeter Menschen wie nie zuvor in der Geschichte zu manipulieren: Adolf Hitler. Er führte sie ausschließlich mit der Kraft seines Wortes in den Zweiten Weltkrieg. Er überzeugte viele von ihnen, die widerlichsten Akte von Verbrechen und Gewalt durchzuführen. Er aktivierte die Angst der Menschen mit seinem Wort, und wie eine große Explosion brachen Aggressivität und Gewalt aus. Überall auf der Welt vernichteten Menschen sich gegenseitig, weil sie Angst voreinander hatten. Hitlers Worte, basierend auf angstbesetzten Glaubenssätzen und Vereinbarungen, werden die Erinnerung der Menschheit noch jahrhundertelang belasten.

Der menschliche Geist ist wie ein fruchtbarer Boden, in den unaufhörlich Samenkörner gepflanzt werden. Diese Samen sind Ansichten, Ideen und Konzepte. Sie pflanzen ein Samenkorn, einen Gedanken, und es wächst. Das Wort ist wie dieses Samenkorn, und der menschliche Geist ist überaus fruchtbar! Doch das große Problem besteht darin, dass er zu oft empfänglich ist für die Samenkörner der Angst, Jeder menschliche Geist ist fruchtbar, doch nur für jene Art von Samenkörnern, auf die er vorbereitet ist. Es ist wichtig zu erkennen, für welche Arten von Samen unser Geist empfänglich ist und ihn darauf vorzubereiten, die Samenkörner der Liebe zu empfangen.

Nehmen Sie das Beispiel Adolf Hitler: Er schickte alle diese Samenkörner der Angst aus, und sie wuchsen zu machtvoller Frucht heran und führten zu massiver Zerstörung. Wenn wir die ungeheure Macht des Wortes sehen, müssen wir verstehen lernen, welche Art von Macht aus unseren Mündern kommt. Eine Angst oder ein Zweifel, der in unseren Geist eingepflanzt wird, kann eine endlose Kette von dramatischen Ereignissen heraufbeschwören. Ein Wort ist wie ein Bann, und die Menschen benutzen das Wort wie schwarze Magier, die gedankenlos einander mit Flüchen belegen. Jeder Mensch ist ein Magier, und wir können entweder durch unser Wort einen anderen verfluchen oder ihn von einem Fluch befreien. Wir verhexen ständig alle mit unseren Ansichten. Zum Beispiel: Ich sehe einen Freund und sage ihm meine Meinung über etwas, das mir gerade in den Sinn kommt. Ich sage: »Hmmm! Ich habe die Art von Gesichtsfarbe, wie du sie hast, bei Leuten gesehen, die später Krebs bekommen haben.« Wenn der andere sich dieses Wort zu Herzen nimmt, wird er in weniger als einem Jahr Krebs haben. So groß ist die Macht des Wortes.

Im Laufe unserer Domestizierung haben unsere Eltern und Geschwister uns ständig ihre Meinung gesagt, ohne je einen Gedanken an die möglichen Folgen zu verschwenden. Wir glaubten, dass diese Meinungen richtig waren, und lebten in Angst vor diesen Ansichten, wie beispielsweise, dass wir nicht gut genug im Schwimmen, beim Sport oder Schreiben waren. Jemand tut seine Meinung kund und sagt: »Schau, dieses Mädchen ist aber hässlich!« Das Mädchen hört diese Worte, glaubt sie und wächst mit dem Gedanken heran, dass sie hässlich ist. Es spielt keine Rolle, wie schön sie in Wirklichkeit ist; solange sie diese Vereinbarung aufrecht hält, wird sie glauben, sie sei hässlich. Das ist der Fluch des Wortes, unter dem sie lebt. Indem es unsere Aufmerksamkeit fesselt, kann das Wort sich in unserem Kopf festsetzen und einen Glaubenssatz, eine Überzeugung zum Guten oder Schlechten hin verändern.

Ein anderes Beispiel: Vielleicht glauben Sie, dass Sie dumm sind, und vielleicht haben Sie das geglaubt, solange Sie sich erinnern können. Diese Vereinbarung kann sehr trickreich sein und dazu führen, dass Sie eine Menge von Dingen tun, die dieser Einschätzung entsprechen – und irgendwie interpretieren Sie alles so, dass das Negative immer wieder bestätigt wird. Sie mögen irgendetwas tun und bei sich selbst denken: »Ich wünschte, ich wäre klug, doch muss ich dumm sein, oder ich hätte das nicht getan.« Der Verstand läuft in unzählige Richtungen, und wir könnten viele Tage damit verbringen, unser Bewusstsein nur mit diesem einen Glauben an unsere eigene Dummheit zu beschäftigen. Aber vielleicht kommt eines Tages jemand daher und zieht Ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich, indem er Worte findet, mit denen er Sie wissen lässt, dass Sie nicht dumm sind. Sie glauben, was dieser Mensch sagt, und treffen eine neue Vereinbarung.

Das Ergebnis ist, dass Sie sich nicht länger als dumm betrachten oder dumme Dinge tun. Ein Bann ist gebrochen, nur durch die Macht des Wortes. Wenn Sie andererseits glauben, dass Sie dumm sind, und jemand trifft mit seinen Worten genau in Ihr Herz, indem er sagt, »Ja, du bist wirklich der dümmste Mensch, der mir je begegnet ist«, dann wird die Vereinbarung bestätigt und gewinnt zusätzlich an Macht. Was bedeutet es, das Wort untadelig zu verwenden? Untadelig heißt so viel wie ohne Tadel, ohne Sünde sein. Religionen sprechen von Sündern und Sünderinnen, doch was heißt es wirklich, zu sündigen? Eine Sünde ist jeder Gedanke und jede Aktion, die Ihrer wahren Natur widerspricht.

Alles, was Sie fühlen oder glauben oder sagen, das gegen Ihr innerstes Wesen geht, ist eine Sünde. Dazu gehören zum Beispiel Situationen, in denen Sie sich selbst für irgendwas beschuldigen oder verurteilen. Ohne Sünde zu sein, ist genau das Gegenteil. Untadelig zu sein bedeutet, nichts zu tun, was uns im Innersten widerspricht. Wenn Sie tadellos sind, übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Handlungen, doch weder geben Sie sich die Schuld für irgendwas noch verurteilen Sie sich selbst. Aus dieser Sichtweise heraus verändert sich das gesamte Konzept von Sünde von etwas moralischem oder religiösem zu einer Angelegenheit des gesunden Menschenverstandes. Sünde beginnt mit der Ablehnung Ihrer selbst. Selbstablehnung ist die größte Sünde, die Sie begehen können. In religiöser Hinsicht ist die Ablehnung des eigenen Selbst eine »tödliche Sünde«, die den Tod nach sich zieht. Tadellosigkeit andererseits führt zum Leben.

Tadellos und mit Bedacht mit Ihrem Wort umzugehen bedeutet, dass Sie Ihr Wort nicht gegen sich selbst richten. Wenn ich Ihnen auf der Straße begegne und Sie als dumm bezeichne, hat es den Anschein, als gebrauchte ich mein Wort gegen Sie. Doch in Wirklichkeit richte ich mein Wort gegen meine eigene Person, da Sie mich deswegen hassen werden, und Ihr Hass ist nicht gut für mich. Wenn ich also wütend bin und das damit verbundene emotionale Gift durch meine Worte in Ihre Richtung schicke, richte ich das Wort gegen mich selbst. Wenn ich mich selbst liebe, dann bringe ich diese Liebe in meinen Interaktionen mit Ihnen zum Ausdruck und bin untadelig mit meinem Wort, da ich weiß, dass meine Aktion eine ähnliche Reaktion hervorrufen wird. Wenn ich Ihnen gegenüber Liebe empfinde, dann werden Sie mich auch lieben. Wenn ich Sie beleidige, werden Sie mich beleidigen. Wenn ich Ihnen dankbar bin, dann werden Sie mir ebenso dankbar sein. Verhalte ich mich Ihnen gegenüber egoistisch, werden Sie mir gegenüber auch egoistisch sein. Wenn ich mein Wort benutze, um Sie zu verfluchen oder in Bann zu ziehen, werden Sie das Gleiche mit mir tun.

Mit Bedacht und untadelig mit Ihrem Wort umzugehen bedeutet, dass Sie mit Ihrer Energie richtig umgehen. Es zeigt, dass Sie Ihre Kraft im Namen der Wahrheit und Liebe für sich selbst einsetzen. Wenn Sie sich selbst das Versprechen geben, untadelig mit Ihrem Wort zu sein, wird sich allein aufgrund dieser Absicht die Wahrheit durch Sie manifestieren und all das emotionale Gift beseitigen, das sich in Ihrem Inneren angesammelt hat. Doch ist es nicht leicht, diese Vereinbarung zu treffen, da wir gelernt haben, genau das Gegenteil zu tun. Wir haben gelernt, gewohnheitsmäßig in unserer Kommunikation mit anderen Menschen – und, was wichtiger ist, mit uns selbst – zu lügen. Wir sind nicht untadelig mit unserem Wort und verwenden es unbedacht.

Wir benutzen unser Wort, um Schuld zuzusprechen und zu zerstören. Natürlich wenden wir es auch auf die richtige Art an, doch nicht sehr oft. Meistens benutzen wir unser Wort, um unser persönliches Gift zu verspritzen – um Wut auszudrücken, Eifersucht, Neid und Hass. Das Wort ist reine Magie – das mächtigste Geschenk, das uns Menschen gegeben wurde – und wir benutzen es gegen uns selbst. Wir planen Rache. Wir schaffen Chaos und Unglück mit unserem Wort. Wir benutzen das Wort, um Hass zwischen verschiedenen Rassen, verschiedenen Menschen, zwischen Familien und zwischen Nationen zu säen. Wir missbrauchen das Wort viel zu oft, und durch diesen Missbrauch kreieren wir den Traum der Hölle und halten ihn aufrecht. Durch den Missbrauch des Wortes ziehen wir uns gegenseitig herab in einen Zustand von Angst und Zweifel.

Da das Wort die dem Menschen eigene Zauberkraft und der Missbrauch des Wortes schwarze Magie ist, bedeutet dies, dass wir fast ständig schwarze Magie ausüben, ohne zu wissen, dass unser Wort überhaupt eine solche Zauberkraft hat. Zum Beispiel gab es da eine Frau, die intelligent war und ein sehr gutes Herz besaß. Sie hatte eine kleine Tochter, die sie liebte und vergötterte. Eines Abends kam sie nach einem anstrengenden Arbeitstag müde, emotional angespannt und mit schlimmen Kopfschmerzen nach Hause. Sie wollte nur noch Ruhe haben, aber ihre Tochter sang laut vor sich hin und hüpfte glücklich in der Wohnung herum. Die Tochter war sich der Gefühle ihrer Mutter nicht bewusst; sie befand sich in ihrer eigenen Welt, in ihrem eigenen Traum. Sie fühlte sich so wohl, und sie hüpfte immer wilder und sang immer lauter, ihrer Freude und Liebe am Leben Ausdruck verleihend. Sie sang so laut, dass die Kopfschmerzen ihrer Mutter noch schlimmer wurden, und dann kam der Moment, wo die Mutter die Kontrolle verlor. Wütend blitzte sie ihr kleines Mädchen an und sagte: »Sei still! Du hast eine hässliche Stimme. Kannst du nicht einfach still sein?!«

Die Wahrheit ist, dass die Mutter keinerlei Toleranz mehr für jegliche Art von Geräusch hatte; mit der Stimme des kleinen Mädchens, die gar nicht hässlich war, hatte ihr Ausbruch nichts zu tun. Doch die Tochter glaubte, was ihre Mutter sagte, und in diesem Augenblick gab sie sich ein Versprechen. Danach sang sie nie mehr, weil sie davon überzeugt war, eine hässliche Stimme zu haben, die jeden stören würde, der sie hört. Sie wurde scheu, und wenn sie in der Schule gebeten wurde zu singen, lehnte sie ab. Selbst das Reden mit anderen fiel ihr zusehends schwerer.

Alles im Leben des kleinen Mädchens veränderte sich aufgrund dieses Versprechens: Sie glaubte, ihre Emotionen unterdrücken zu müssen, um akzeptiert und geliebt zu werden. Wann immer wir eine Meinung hören und sie glauben, treffen wir eine Vereinbarung mit uns selbst, die dann Teil unseres Glaubenssystems wird: Das kleine Mädchen wuchs heran, und obwohl sie eine wunderschöne Stimme hatte, sang sie nie wieder. Sie entwickelte einen tief gehenden Komplex wegen einer einzigen Aussage, die von der Person ausgesprochen worden war, die sie am meisten liebte. Doch ihre Mutter merkte nicht, was sie mit ihrem Wort angerichtet hatte. Sie merkte nicht, dass sie schwarze Magie benutzt und einen Fluch über ihre Tochter ausgesprochen hatte. Sie war sich der Macht ihres Wortes nicht bewusst, und daher kann man ihr nicht die Schuld geben. Sie tat, was ihre eigene Mutter, ihr eigener Vater und andere ihr auf viele Weise angetan hatten. Sie alle missbrauchten ihr Wort.

Wie oft fügen wir unseren eigenen Kindern solche Dinge zu? Wir sagen ihnen gedankenlos unsere Meinung, und unsere Kinder schleppen diese schwarze Magie jahrelang mit sich herum. Personen, die uns lieben, belasten uns mit schwarzer Magie, doch sie wissen nicht, was sie tun bzw. dass sie es tun. Aus diesem Grund müssen wir ihnen vergeben; sie wissen einfach nicht, was sie tun.

Ein anderes Beispiel: Sie wachen am Morgen auf und sind einfach glücklich. Sie fühlen sich so fantastisch, dass Sie ein oder zwei Stunden vor dem Spiegel verbringen und sich besonders schön herrichten. Nun kommt eine Ihrer besten Freundinnen daher und sagt: »Sag mal, was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja schlimm aus. Was hast du nur für ein Kleid an; du siehst echt lächerlich aus.« Und schon ist alles anders. Diese Worte reichen aus, Sie völlig runter in die Hölle zu ziehen. Vielleicht hat Ihnen diese Freundin das nur gesagt, um Ihnen wehzutun. Was ihr gelungen ist. Sie tat Ihnen ihre Meinung kund, hinter der die ganze Macht ihres Wortes steckte. Wenn Sie diese Meinung akzeptieren, wird sie zu einer Vereinbarung, in die Sie Ihre ganze eigene Macht stecken. Damit wird diese Meinung eines anderen zu Ihrer eigenen und zu schwarzer Magie.

Diese Sorte von Flüchen ist schwer loszuwerden. Die einzige Art, einen solchen Bann zu brechen, besteht darin, eine neue Vereinbarung zu treffen, die auf der Wahrheit beruht. Die Wahrheit ist der wichtigste Aspekt beim richtigen Umgang mit Ihren Worten. Auf der einen Schneide des Schwertes befinden sich die Lügen, die schwarze Magie kreieren, und auf der anderen Schneide des Schwertes ist die Wahrheit, die die Macht besitzt, den Bann der schwarzen Magie zu brechen. Allein die Wahrheit wird uns befreien.

Wenn Sie die täglichen Interaktionen zwischen den Menschen betrachten, stellen Sie sich einmal vor, wie oft wir mit unserem Wort andere negativ in unseren Bann ziehen. Im Laufe der Zeit hat sich diese Interaktion zur schlimmsten Form der schwarzen Magie entwickelt: dem sogenannten Klatsch.

Klatsch ist schwarze Magie in ihrer schlimmsten Form, weil sie pures Gift ist. Wir haben das Klatschen aufgrund einer Vereinbarung gelernt. Als wir Kinder waren, hörten wir, wie die Erwachsenen in unserer Umgebung ständig über andere redeten und rückhaltlos ihre Meinung zum Ausdruck brachten. Sie tratschten sogar über Leute, die sie gar nicht kannten. Gleichzeitig wurde mit diesen Meinungen und Ansichten emotionales Gift an uns weitergegeben, und wir lernten dieses Verhalten als eine normale Art der Kommunikation.

Klatschen hat sich zur hauptsächlichen Kommunikationsform in der menschlichen Gesellschaft entwickelt. Durch Klatschen fühlen wir uns anderen Menschen nahe, da es uns ein besseres Gefühl gibt, wenn wir sehen, dass es jemand anderem genauso schlecht geht wie uns. Es gibt ein altes Sprichwort, in dem es heißt, »Unglück liebt Gesellschaft«, und Menschen, die in der Hölle leiden, wollen nicht alleine sein. Angst und Leid sind ein wichtiger Teil vom Traum des Planeten; durch sie gelingt es dem Traum des Planeten, uns unterdrückt zu halten.

Wenn wir die Analogie des menschlichen Geistes als einem Computer benutzen, kann Klatsch mit einem Computer-Virus verglichen werden. Ein Computer-Virus ist ein Teil der Computer-Sprache, der in den gleichen Weise wie alle anderen Kodierungen geschrieben ist, hinter der sich jedoch eine schädliche Absicht verbirgt. Diese Kodierung wird in das Programm Ihres Computers eingefügt, wenn Sie es am wenigsten erwarten – und in der Regel, ohne dass es Ihnen bewusst ist. Ist dieser Code erst einmal aktiviert, funktioniert Ihr Computer nicht mehr richtig, weil die Kodierungen mit so vielen verschiedenen, entgegengesetzten Botschaften vermischt werden; dass der Computer nicht mehr in der Lage ist, gute Resultate zu produzieren.

Bei der menschlichen Sucht zum Tratschen verhält es sich genauso. Zum Beispiel beginnen Sie einen neuen Kurs mit einem neuen Lehrer, auf den Sie sich schon lange gefreut haben. Am ersten Schultag treffen Sie jemanden, der diese Klasse bereits besucht hat und der Ihnen sagt: »Also, dieser Lehrer ist so ein eingebildeter Trottel! Er hat keine Ahnung, worüber er redet. Außerdem ist er pervers, pass lieber auf!« Sofort prägen sich Ihnen diese Worte und der emotionale Code der Person ein, die Ihnen diese Information gegeben hat; nicht bewusst ist Ihnen jedoch dabei die Motivation, die derjenige hatte, als er Ihnen seine Meinung über den Lehrer sagte.

Vielleicht ist derjenige wütend darüber, dass er den Kurs nicht bestanden hat, oder er stellt eine Behauptung auf, die auf seine Ängste und Vorurteile zurückzuführen ist. Doch da Sie gelernt haben, sich Informationen wie ein Kind einzuverleiben, glaubt ein Teil von Ihnen an diesen Klatsch, wenn Sie schließlich den Kurs besuchen. Während der Lehrer spricht, rührt sich in Ihrem Inneren das emotionale Gift, und Sie merken nicht, dass Sie ihn durch die Augen der Person sehen, die Ihnen diesen Klatsch zugetragen hat. Dann fangen Sie an, mit anderen in der Klasse darüber zu reden, und auch sie sehen den Lehrer von nun an mit den gleichen Augen: als Null mit perversen Neigungen. Mittlerweile ist Ihnen der Kurs samt Lehrer zuwider, und es dauert nicht lange, bis Sie beschließen, nicht mehr hinzugehen. Sie geben dem Lehrer die Schuld, doch in Wirklichkeit ist die Klatschsucht schuld.

Diese ganze Misere kann durch einen einzigen kleinen Computer-Virus verursacht werden. Ein winziges Stück Fehlinformation kann die Kommunikation zwischen Menschen zum Erliegen bringen und dafür sorgen, dass jeder, der diese Fehlinformation aufnimmt, infiziert und für andere ansteckend wird. Stellen Sie sich vor, dass jedes Mal, wenn Ihnen jemand irgendeinen Klatsch oder ein Gerücht erzählt, derjenige gleichzeitig einen Computer-Virus in Ihren Geist pflanzt, der dazu führt, dass Sie immer weniger klar denken. Dann stellen Sie sich vor, wie Sie bei dem Versuch, Ihre eigene Verwirrung zu klären und sich ein wenig Erleichterung von dem Gift zu verschaffen, selbst zu klatschen beginnen und diese Viren an eine andere Person weitergeben.

Nun stellen Sie sich vor, wie sich dieses Muster in einer nie endenden Kette zwischen allen Menschen auf der Erde immer weiter fortsetzt. Das Resultat ist eine Welt voller Menschen, die ihre Informationen nur durch Kreisläufe erhalten, die mit einem giftigen, ansteckenden Virus verstopft sind. Noch einmal, dieser Virus ist das, was die Tolteken mitote genannt haben, das Chaos von tausend verschiedenen Stimmen, die alle gleichzeitig in unserem Inneren zu reden versuchen. Noch schlimmer sind die schwarzen Magier oder »Computer-Hacker«, die den Virus absichtlich verbreiten. Erinnern Sie sich an eine Zeit, als Sie Wut auf jemand anderen hatten und sich rächen wollten. Um diesen Wunsch nach Rache zu realisieren, redeten Sie über den Betreffenden schlecht oder sagten ihm Dinge ins Gesicht mit der Absicht, Gift zu verspritzen und ihn dazu zu bringen, sich schlecht zu fühlen. Als Kinder tun wir das meistens gedankenlos, doch später werden unsere Bemühungen, andere Menschen zu verletzen, immer kalkulierter. Dann hören wir auf die Stimmen in unserem Inneren und sagen, dass der Betreffende eine gerechte Strafe für seine Missetat bekommen hat. Wenn wir die Welt infiziert durch einen Computer-Virus betrachten, ist es leicht, selbst das grausamste Verhalten zu rechtfertigen. Was wir dabei nicht sehen, ist die Tatsache, dass der Missbrauch unseres Wortes uns selbst noch tiefer in die Hölle stürzt.

Jahrelang haben wir nicht nur den Klatsch und die Flüche der Worte anderer Menschen aufgenommen, sondern auch unsere eigenen Worte. Wir reden ununterbrochen mit uns selbst, und meistens sagen wir Dinge wie, »Ich sehe fett aus, ich bin hässlich. Ich werde alt, mir fallen die Haare aus. Ich bin dumm, ich begreife nie was.« Fällt Ihnen auf, wie wir unser Wort gegen uns selbst richten? Wir müssen anfangen zu verstehen, was das Wort ist und was Worte bewirken können. Wenn Sie das erste Versprechen verstehen, und beginnen, mit Ihrem Wort untadelig und mit Bedacht umzugehen, werden Sie bald die vielen Veränderungen feststellen, die in Ihrem Leben eintreten. Zunächst einmal Veränderungen in der Art und Weise, wie Sie mit sich selbst umgehen, und später in Ihrem Umgang mit anderen Menschen, insbesondere denjenigen, die Sie am meisten lieben.

Erinnern Sie sich, wie oft Sie über den Menschen, der Ihnen am meisten am Herzen liegt, in der Absicht geklatscht haben, andere für Ihren Standpunkt einzunehmen? Wie oft haben Sie die Aufmerksamkeit anderer an sich gerissen und Gift über Ihre Liebsten verbreitet, nur um Ihre Meinung als die richtige hinzustellen? Ihre Meinung ist nichts anderes als die Art und Weise, wie Sie eine bestimmte Situation sehen. Sie entspricht nicht automatisch der Wahrheit. Ihre Ansicht entspringt Ihrem eigenen Glaubenssystem, Ihrem eigenen Ego und Ihrem eigenen Traum. Wir kreieren all dieses Gift und infizieren damit andere Menschen, um das Gefühl zu haben, dass unsere Sichtweise die richtige ist.

Wenn wir uns die erste Vereinbarung zu eigen machen und untadelig mit unserem Wort umgehen, wird irgendwann unser Geist und unsere Kommunikation frei sein von jedem emotionalen Gift in unseren persönlichen Beziehungen, einschließlich denen mit unserem Hund oder unserer Katze.

Untadeligkeit des Wortes wird Ihnen zudem Immunität gegenüber Flüchen anderer Menschen verschaffen. Sie werden nur dann einen negativen Gedanken aufgreifen, wenn Ihr Geist einen fruchtbaren Boden für diese Idee bietet. Sobald Sie untadelig mit Ihrem Wort werden, ist Ihr Geist nicht mehr länger ein fruchtbarer Boden für Worte mit schwarzer Magie. Stattdessen ist er aufnahmebereit für Worte, die der Liebe entspringen. Sie können die Untadeligkeit Ihres Wortes am Grad Ihrer Selbstliebe messen. Wie sehr Sie sich selbst lieben und welches Gefühl Sie über sich haben, entspricht proportional der Qualität und Integrität Ihres Wortes. Wenn Sie untadelig mit Ihrem Wort sind, fühlen Sie sich gut; Sie sind glücklich und zufrieden.

Sie können den Traum von der Hölle umwandeln, indem Sie sich einfach das Versprechen geben, untadelig mit Ihrem Wort zu sein. In diesem Augenblick pflanze ich dieses Samenkorn in Ihren Geist. Ob dieser Samen wächst oder nicht, hängt von der Fruchtbarkeit Ihres Geistes für die Samen der Liebe ab. Es liegt an Ihnen, diese Vereinbarung mit sich selbst zu treffen: Ich bin untadelig mit meinem Wort. Pflegen Sie diesen Samen, und während er in Ihrem Geist wächst, wird er immer mehr Samenkörner der Liebe hervorbringen und mit ihnen die Samen der Angst ersetzen. Diese erste Vereinbarung wird die Art der Samen verändern, für die Ihr Geist einen fruchtbaren Boden bietet.

Verwenden Sie mit Bedacht Ihre Worte und seien Sie untadelig mit Ihrem Wort. Dies ist das erste Versprechen, das Sie sich geben sollten, wenn Sie frei sein wollen, wenn Sie glücklich sein wollen, wenn Sie über die Stufe der Existenz hinauswachsen wollen, die wir als Hölle bezeichnen. Diese Vereinbarung ist sehr machtvoll. Benutzen Sie Ihr Wort auf die richtige Art. Benutzen Sie Ihr Wort, um Ihrer Liebe Ausdruck zu geben. Benutzen Sie weiße Magie und fangen Sie bei sich selbst damit an. Sagen Sie sich, wie wunderbar Sie sind, wie großartig Sie sind. Sagen Sie sich selbst, wie sehr Sie sich lieben. Benutzen Sie Ihr Wort, um alle diese kleinen schädlichen Vereinbarungen und Versprechen, die Sie gegeben haben, und die Ihnen soviel Leid verursachen, aufzulösen.

Es ist möglich. Es ist möglich, weil ich es getan habe, und ich bin nicht besser als Sie. Wir sind genau gleich. Wir haben die gleiche Art von Gehirn, den gleichen Körper; wir sind alle Menschen. Wenn es mir gelungen ist, diese Vereinbarungen zu brechen und neue zu treffen, dann können Sie es auch. Wenn ich untadelig mit meinem Wort sein kann, warum nicht auch Sie? Allein diese eine Vereinbarung kann Ihr ganzes Leben von Grund auf verändern. Untadeligkeit des Wortes kann zu persönlicher Freiheit führen, zu großem Erfolg und Reichtum; sie kann alle Angst auflösen und sie in Freude und Liebe verwandeln.

Stellen Sie sich einmal vor, was Sie alles mit der Untadeligkeit des Wortes kreieren können. Mit ihr können Sie den Traum der Angst überwinden und ein völlig anderes Leben führen. Sie können den Himmel auf Erden haben inmitten Tausender von Menschen, die in der Hölle leben, weil Sie dieser Hölle gegenüber immun sind. Sie können das Königreich des Himmels erlangen durch die Einhaltung dieses einen Versprechens: Verwenden Sie Ihre Worte mit Bedacht, Seien Sie untadelig mit Ihrem Wort.


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