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Abschnitt I. Das Phänomen der Sexualität | Abschnitt II. Die Glorie des Brahmacharya | Abschnitt III. Die Technik der sexuellen Sublimation | Abschnitt IV. Ein Symposium


Abschnitt III: Die Technik der sexuellen Sublimation

14 Unterdrückung und Sublimation
14.1 Von sexueller Energie zu spiritueller Energie
14.2 Das Geheimnis der sexuellen Sublimation
14.3 Vollkommene Sublimation ist schwierig, aber nicht unmöglich
14.4 Umwandlung des Samens in spirituelle Energie?
14.5 Der Vorgang der sexuellen Sublimation

15. Heiraten oder nicht heiraten?
15.1 Ist ein Zölibat möglich?
15.2 Ein dummes Argument der Epikureer (Genussmenschen)
15.3 Die Natur der Liebe in der Ehe
15.4 Mönch oder Familienvater?
15.5 Der Akhanda Brahmachari

16. Der Umgang mit dem anderen Geschlecht
16.1 Die Gefahren einer ungezügelte Phantasie
16.2 Der verbotenen Früchte Gottes für den Yogi

17. Stoppe das lüsterne Schauen
17.1 Kümmere dich um das Gefühl hinter den Blicken
17.2 Wie man unreine Gedanken beseitigt

18. Ernährung und Sexualität
18.1 Gesunde Lebensmittel
18.2 Lebensmittel, die der Yogi meiden sollte
18.3 Maßhalten bei der Ernährung
18.4 Das Fasten – eine reinigende Übung

19. Feuchte Träume und Samenverlust
19.1 Normale und krankhafte Pollution
19.2 Ursachen und Konsequenzen
19.3 Masturbation und Zorn
19.4 Eine gesunde Ernährung und Verdauung
19.5 Stehe morgens um 4 Uhr auf
19.6 Nimm Zuflucht zum Namen Gottes
19.7 Heilung bei Krankheiten

20. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Brahmacharya
20.1 Die Kontrolle des Gaumens
20.2 Meide schlechte Gesellschaft
20.3 Beobachte die Gedanken
20.4 Satsanga, das Zusammentreffen mit Weisen
20.5 Kultiviere Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit
20.6 Eine Klarstellung
20.7 Ein Gelübde ist eine große Hilfe
20.8 Willenskontrolle und Autosuggestion
20.9 Ändere den Blickwinkel

21. Hatha Yoga ist die Lösung
21.1 Siddhasana (halber Lotussitz)
21.2 Sirhasana, der Kopfstand
21.3 Sarvangasana, der Schulterstand
21.4 Matsyasana, der Fisch
21.5 Padangushthasana, die Zehenspitzenstellung
21.6 Anweisungen für die Yogapraxis
21.7 Mula Bandha (Zusammenziehen des Schließmuskels)
21.8 Jalandhara Bandha (Kinnverschluss)
21.9 Uddiyana Bandha (Bauchverschluss)
21.10 Nauli Kriya (Darmreinigung)
21.11 Maha Mudra (Großes Siegel)
21.12 Yoga Mudra, das Siegel des Yoga
21.13 Anuloma Viloma (Wechselatmung)
21.14 Bhastrika (Blasebalg)
21.15 Tipps zu Atemübungen
21.16 Vajroli Mudra (Aufsaugen des Samens mit dem Penis)

22. Einige veranschaulichende Geschichten
22.1 Die Energie der Sinneslust
22.2 Sokrates und seine Schüler
22.3 Desires never dies – Wünsche sterben nie
22.4 Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit
22.5 Schönheit liegt im Auge des Betrachters
22.6 Körperliche Schönheit ist keine Schönheit
22.7 Wie kontrolliert man die Lust?
22.8 Ausgewählte Worte

14 Unterdrückung und Sublimation

In der Praxis von Brahmacharya ist es erwünscht, die sexuelle Lust zu beseitigen, ohne sie zu unterdrücken. Das Unterdrücken führt nicht zur Entwurzelung der sexuellen Begierde. Du wirst niemals frei sein, wenn du diese Begierde unterdrückst. Der unterdrückte sexuelle Wunsch wird dich immer wieder heraufordern, er wird dir feuchte Träume (Pollutionen, nächtliche Orgasmen), Nervosität und Unruhe bescheren. Die Verdrängung oder Unterdrückung des sexuellen Wunsches wird dir nicht helfen. Wird die Sinneslust unterdrückt oder wird der Wille schwach, nimmt die Leidenschaftslosigkeit ab oder lässt die Meditation bzw. die spirituelle Praxis infolge einer Erkrankung nach, dann kehrt die Leidenschaft, sobald sich dazu die Gelegenheit bietet, mit doppelter Kraft zurück.

Versuche nicht, vor den Frauen davon zu laufen. Dann wird Maya, die Illusion dich verfolgen. Versuche, das Selbst (Gott) in allen Formen zu sehen und wiederhole häufig das Mantra „Om Ek Sat-Chit-Ananda Atma“. Erinnere dich, dass der Atman, die Seele, geschlechtslos ist. Geistige Wiederholung dieses Mantras gibt dir Stärke. Unwissende Leute wenden unkluge Methoden an, um die sinnlichen Wünsche zu beseitigen. Sie verfehlen oft das Ziel. Einige Unwissende amputieren sogar ihr Geschlechtsorgan. Sie denken, dass die Sinneslust durch solch ein Verfahren beseitigt werden kann. Was für eine unsinnige Tat! Die Lust sitzt im Verstand. Wenn der Verstand besiegt ist, was können die Geschlechtsorgane dann noch für einen Schaden anrichten? Einige schlucken Tonnen von Nux Vomica (Brechnuss, giftige Pflanze), um ihre sexuelle Begierde zu bekämpfen. Sie verfehlen das Bestreben, im Brahmacharya zentriert zu sein. Der Zustand ihres Verstandes bleibt derselbe, obwohl sie durch die Einnahme von Nux Vomica impotent werden.

Was gewünscht wird, ist eine vernünftige Kontrolle der Sinne. Den Wünschen sollte nicht erlaubt werden, sich in den sinnlichen Spurrillen auszutoben. Es sollte ihnen nicht erlaubt werden, uns rücksichtslos in die Tümpel der Weltlichkeit hinabzustoßen, wie ein stürmisches Pferd, das den Reiter davonträgt, wohin es mag. Brahmacharya bedeutet Kontrolle, aber nicht Unterdrückung der sexuellen Wünsche. Der Verstand sollte durch Meditation, Japa (Mantrameditation), Kirtan (Mantrasingen) und Gebet gereinigt werden. Wenn der Geist mit erhabenen göttlichen Gedanken, durch Meditation, Japa, Gebet und dem Studium der heiligen Schriften, erfüllt ist, dann werden die sexuellen Wünsche allmählich entkräftet und abklingen. Der Verstand wird ausgedünnt.


14.1 Von sexueller Energie zu spiritueller Energie

Die sexuelle Energie muss durch die Praxis von Japa (Mantrameditation), Gebet, Yogaübungen, Pranayama (Yogaatmung), Meditation und durch das Studium heiliger Schriften, in spirituelle Energie (Ojas Shakti) umgewandelt werden. Du musst Hingabe entwickeln und einen brennenden Wunsch nach Befreiung in dir verspüren. Du musst ständig auf den reinen, unsterblichen, geschlechtslosen, körperlosen und wunschlosen Atman (Seele) meditieren. Nur dann wird der sexuelle Wunsch vernichtet. Der Vorgang der Umwandlung sexueller Energie in spirituelle Energie wird in der westlichen Psychologie als Sublimation bezeichnet. Sublimation ist keine Verdrängung oder Unterdrückung, sondern ein positiver, dynamischer Umwandlungsprozess. Es ist ein Prozess der Kontrolle und Konservierung der sexuellen Energie, um sie in höhere Kanäle zu leiten und um sie schließlich in spirituelle Energie umzuwandeln. Die materielle Energie wird in spirituelle Energie umgewandelt, gerade so wie Hitze in Licht und in Elektrizität umgewandelt wird. Genau so wie eine chemische Substanz durch Verdampfen und anschließendes Kondensieren gereinigt wird, so wird auch die sexuelle Energie durch die spirituelle Praxis gereinigt und in göttliche Energie umgewandelt.

Ojas ist spirituelle Energie, die im Gehirn gespeichert wird. Durch erhabene Gedanken über das Selbst und den Atman, durch Meditation, Japa, Beten und Pranayama kann die sexuelle Energie in Ojas Shakti verwandelt und im Gehirn gespeichert werden. Diese aufgespeicherte Energie kann für göttliche Betrachtungen und spirituelle Fortschritte verwendet werden. Zorn und Muskelenergie können ebenso in Ojas umgewandelt werden. Ein Mann, der einen großen Betrag von Ojas in seinem Gehirn gespeichert hat, kann immense Geistesarbeit leisten. Er ist sehr intelligent, hat glänzende Augen und eine magnetische Aura in seinem Gesicht. Er kann Leute beeinflussen, indem er nur einige Wörter spricht. Eine kurze Rede von ihm, kann einen enormen Eindruck bei den Zuhörern hinterlassen. Seine Rede ist ergreifend. Er hat eine mitreißende und beeindruckende Persönlichkeit. Sri Sankara (indischer Advaita-Philosoph), ein Akhanda Brahmachari (ein Brahmachari, der 12 Jahre keinen Tropfen Samen abgegeben hat), bewirkte Wunder durch seine Energie von Ojas. Er eroberte die Welt und hielt dank seiner Ojas-Energie in unterschiedlichen Teilen Indiens kontroverse und erhitzte Debatten mit Gelehrten. Ein Yogi richtet seine Aufmerksamkeit immer auf die Ansammlung dieser göttlichen Energie durch unversehrte Keuschheit. Im Yoga werden diese Menschen Oordhvaretas genannt. Ein Oordhvareta Yogi ist jemand, der seine Samenenergie als Ojas Shakti im Gehirn gespeichert hat. Jetzt hat der Samen keine Möglichkeit mehr, durch sexuelle Erregung abwärts zu fließen. (Anmerkung des Übersetzers: An dieser Aussage habe ich so meine Zweifel, wenn ich bedenke, dass selbst einige hoch entwickelte Yogis, die bestimmt schon eine Menge Ojas in ihrem Gehirn gespeichert hatten, wieder abgestürzt sind. Ende Anmerkung.)


14.2 Das Geheimnis der sexuellen Sublimation

Entsprechend der Yoga-Wissenschaft existiert der Same in einer subtilen Form überall im ganzen Körper. Es ist in einem subtilen Zustand in allen Zellen des Körpers zu finden. Es wird unter dem Einfluss der sexuellen Begierde bzw. der sexuellen Betätigung dem Körper entzogen und den Geschlechtsorganen in Form von Samen zur Verfügung gestellt. Ein Oordhvareta Yogi, ein Yogi, der seine Samenenergie als Ojas Shakti (spirituelle Energie) im Gehirn gespeichert hat, wandelt seinen Samen durch seine yogische Kraft, durch die Reinheit seiner Gedanken, seiner Worte und Taten, nur in Ojas um und hat damit die Kontrolle über die Samenerzeugung der Hoden. Dies ist ein großes Geheimnis. Allopathen (Schulmediziner) glauben, dass bei einem Oordhvareta Yogi, die Bildung des Samens immerzu weiter geht und die Samenflüssigkeit vom Blut aufgenommen wird. Aber dieses ist ein Irrtum. Sie verstehen die inneren yogischen Geheimnisse nicht. Sie tappen im Dunkeln. Ihre Sichtweise wird durch ihre grobe (materielle) Sicht getrübt. Der Yogi aber dringt durch das yogische Auge der Weisheit in die subtile Natur der Dinge ein. Der Yogi erhält die Kontrolle über der Astralnatur des Samens und verhindert dadurch die Erzeugung des Samens selbst. Der Körper eines Mannes, der ein wirklicher Oordhvaretas ist, hat den Geruch eines Lotos.

Anmerkung des Übersetzers:

Bevor ich mit dem Text weiter mache, möchte ich ein paar Worte über den indischen Yogi und Heiligen Zipruanna aus Swami Muktanandas Buch „Spiel des Bewusstseins“ einfließen lassen. Muktananda schreibt über Zipruanna: „Ich besuchte einen anderen großen Heiligen, den ich kannte. Er hieß Zipruanna und war ein großer Siddha (Weiser). Er hatte die Angewohnheit, unbekleidet herumzugehen, und er verbrachte seine Zeit damit, ziellos durch die Gassen des Dorfes Nasirabad zu streifen. Er wurde von allen als Heiliger verehrt und von jung und alt mit „Anna“ angeredet. Er wohnte normalerweise dort, wo keine Menschen waren, in verfallenen Häusern und Hütten fern der Dorfbewohner. Er hatte einen sehr hohen Zustand im Yoga erreicht. Er war hellsichtig und wusste um vergangene und zukünftige Ereignisse. Sein Körper war vom Feuer des Yoga so rein gebrannt, dass ihn kein Schmutz mehr berührte. Er hatte seinen Körper in einen so hohen Zustand erhoben, dass ich ihn bewunderte. Das innere Selbst der Yogis ist frei von jedem Makel, und selbst der Körper Zipruannas hatte diese makellose Reinheit. Als ich ihn zum ersten Mal besuchte, entleerte er gerade seinen Darm in einer Ecke, und als ich mich näherte, rieb er seinen ganzen Körper mit dem Kot ein. Ich setzte mich ziemlich nahe zu ihm und stellte fest, dass von ihm ein süßer Duft ausging – er roch überhaupt nicht schlecht. Als ich ihn das nächste Mal besuchte, saß er auf einem Abfallhaufen. Selbst dann berührte ihn der Schmutz nicht. Ich hatte nicht den Mut, nahe hinzugehen, also blieb ich in einiger Entfernung stehen. Nach kurzer Zeit kam er von dem Abfallhaufen herunter. Ich wusch seine Füße. Ein Duft wie Ashtagandha (Granatapfel) strömte von seinem Körper aus.“

Ende Anmerkung Übersetzer.

Ein Mann, der kein Brahmachari ist, in dem grober Samen gebildet wird, riecht dagegen mitunter wie ein Ziegenbock. Der Samen verdorrt bei denen, die ernsthaft Pranayama (Atemübungen) praktizieren und die Samenenergie steigt zum Gehirn hinauf. Es wird als Ojas Shakti oder geistige Energie gespeichert und kommt als Nektar (Amrita) zurück. Der Prozess der sexuellen Sublimation ist sehr kompliziert. Er erfordert eine konstante und langwierige spirituelle Praxis und vollkommene Disziplin. Der Yogi, der vollkommene Sublimation erzielt hat, hat vollkommene Kontrolle über seine Sinneslust. Die komplette Sublimation wird durch konstante Meditation auf Atman und durch Selbstverwirklichung erzielt. Der Yogi, der das höchste Samadhi (Nirvikalpa) erreicht hat, in dem die unbewussten Wünsche erloschen sind, kann als ein vollkommener Oordhvareta betrachtet werden, der die komplette sexuelle Sublimation verwirklicht hat. Es ist nicht zu befürchten, dass er einen Absturz erleiden könnte. Er befindet sich in perfekter Sicherheit und ist vollkommen frei von Unreinheiten. Sein Zustand ist ein sehr hoher Zustand. Nur eine mikroskopische Minderheit der Menschheit hat diesen erhabenen Zustand jemals erreicht. Sankara, Dattatreya, Jnana Deva von Alandi und andere erreichten dieses Stadium.

Es gibt eine Sekte, die sich „Dhiryaretas“ nennt. Das sind Yogis, die für jeden lüsternen Gedanken ein Opfer darbringen und die sich sofort, nachdem sie dies bemerkt haben, wieder dem Brahmacharya zuwenden. Solch eine Person kann, wenn sie ein strenges Zölibat über zwölf Jahre ausübt, übernatürliche Kräfte erwerben. Medha Nadi oder Buddhi Nadi wird in ihm gebildet. (Der Medha Nadi ist ein Energiekanal, der laut Kirpal Singh, nach sieben Jahren Enthaltsamkeit zu wachsen beginnt. Dadurch gewinnt man die Kapazität in tiefere spirituelle Wahrheiten einzudringen (infinityfoundation). Buddhi Nadi (Buddhi = Intelligenz) ist dann wohl die intellektuelle Ausprägung davon.) Dies bedeutet, dass sein Gedächtnis, so lange er lebt, über eine große Kapazität und Merkfähigkeit verfügt, die es ihm ermöglicht, alles zu lernen. Durch Befolgung von Brahmacharya im Gedanken, Worten und in der Tat, während einer Periode von zwölf Jahren, wird einem sogar der Anblick Gottes geschenkt, wenn man danach strebt. Er ist in der Lage, selbst die schwierigsten Probleme zu lösen. Aber diese Art der Befolgung sollte möglichst vor dem zweiunddreißigsten oder vierunddreißigsten Lebensjahr beginnen.

Der Yogi, der sich durch eine konstante spirituelle Praxis, ununterbrochene Meditation, Pranayama (Atemübungen) und Erforschung des Atman (Seele), die Praxis von Sama (Geisteskontrolle), von Dama (Sinneskontrolle), von Yama (5 Enthaltungen: Nichtverletzen, Ehrlichkeit, Nichtstehlen, Brahmacharya und Unbestechlichkeit) und von Niyama (5 Verhaltensregeln: Reinheit, Genügsamkeit, Disziplin, Selbsterforschung und Hinwendung zu Gott) diszipliniert hat, ist auch sicher, obgleich er noch nicht das Stadium der vollkommenen Sublimation erreicht hat. Frauen haben auf ihn keine erotische Anziehung mehr. Er hat diese Gedanken abgelegt.


14.3 Vollkommene Sublimation ist schwierig, aber nicht unmöglich

Der Prozess der sexuellen Sublimation ist sehr schwierig, und dennoch ist er für jeden, der höhere spirituelle Ziele anstrebt, unbedingt erforderlich. Es ist die wichtigste Qualifikation für den Yogaschüler, egal ob er den Weg des Karma-Yoga (Spiritualisierung des täglichen Lebens), des Bhakti-Yoga (Hingabe an Gott), des Raja-Yoga (klassischer Yogaweg, Beherrschung des Geistes) oder von Jnana-Yoga (Yoga des Wissens, Streben nach der Erkenntnis „Ich bin Brahman“ oder „Ich bin Er“, Stichworte: Vedanta, Ramana Maharshi, Selbsterforschung), beschreitet. Die Sublimation ist eine grundlegende Vorbedingung für jeden Yogaschüler. Besitzt man diese Qualifikation, dann folgen alle weiteren Erfolge und heften sich ihm an. Alle guten Qualitäten stellen sich dann von selbst ein. Du solltest dieses Ziel unbedingt erreichen. Bestimmt wirst du dieses Ziel in zukünftigen Geburten erreichen. Aber warum versuchst du nicht, es bereits in diesem Leben zu verwirklichen?

Die vollkommene Auflösung aller sexuellen Wunsche ist das ultimative spirituelle Ideal. Nur die vollkommenen Sublimation schenkt dir Freiheit. Aber die Verwirklichung vollkommener Sublimation braucht Zeit. Sie erfordert für einige Zeit einen konsequenten Kampf mit Geduld und Ausdauer. Auch Familienväter sollten sich um das oben genannte Ideal bemühen und versuchen, es stufenweise zu verwirklichen. Ist der Zustand der vollkommenen Sublimation erreicht, wird Reinheit in Gedanken, im Wort und in der Tat einkehren. Dann wird kein sexueller Gedanke mehr in den Verstand eindringen. Durch konstante Selbsterforschung und Brahma Bhavana (Konzentration auf Brahman), löst sich der Verstand allmählich von den lüsternen Gedanken. Du musst nicht nur die sexuellen Begierden und Impulse, sondern auch die erotische Anziehungskraft besiegen. Denke an das Leid, das die Ehe durch die unterschiedlichsten Verstrickungen und Verpflichtungen mit sich bringt. Sieh ein, dass sexuelles Vergnügen falsch, wertlos, illusorisch und die Ursache vieler Leiden ist. Überzeuge den Verstand von den Vorteilen des Glücks, der Lebensfreude und dem Reichtum des intellektuellen Schaffens, die ein spirituelles Leben mit sich bringen.

Lass den Geist erkennen, dass ein erhabenes, langes Leben, Ausdruck des unsterblichen Atman ist. Wenn er beständig diese Suggestionen vernimmt, lässt er langsam ab von seinen alten Gewohnheiten. Die erotische Attraktion wird langsam abklingen. Nur dann findet sexuelle Sublimation statt. Nur so kannst du zum Oordhvareta werden, zum Yogi, der seine sexuelle Energie vollkommen zum Gehirn leitet. Es gibt zwei Arten von Kräften im Geist, nämlich feindliche und freundliche. Leidenschaft ist eine feindliche Kraft, die dich nach unten zieht. Reine Gedanken sind vorteilhafte Kräfte, die dich zum Göttlichen führen. Entwickle folglich reine Gedanken, um vollkommenes Glück und oberstes brahmisches (göttliches) Wissen zu erlangen. Dann werden die Leidenschaften von selbst verschwinden. Die sexuelle Sublimation ist in greifbarer Nähe, wenn du sie erreichen möchtest.

Der Weg ist ziemlich klar, geradlinig und einfach, wenn du ihn verstehst und wenn du ihn mit Geduld, Ausdauer, Beharrlichkeit und einem starkem Willen beschreitest, wenn du die Sinnesorgane disziplinierst, rechtes Benehmen, rechtes Denken, rechten Handeln, regelmäßige Meditation, Willenskraft, Autosuggestion und Selbstergründung nach der Frage „Wer bin ich?“, praktizierst. Atman, die Seele, ist geschlechtslos. Atman ist unveränderlich. Kann es irgendeine Spur der Sinneslust oder der Verunreinigung im ewig reinen Atman geben? Glorie jenen Yogis die vollkommene sexuelle Sublimation erreicht haben und in der wahren Natur ihres Seins ruhen! Mögen wir alle vollkommenes Zölibat durch die Praxis von Sama (Geisteskontrolle), Dama (Sinneskontrolle), Viveka (Unterscheidungskraft), Vichara (Selbsterforschung), Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Pranayama (Yogaatmung), Japa (Mantrameditation) und Dhyana (Meditation) erreichen, das Ziel unseres Lebens! Möge der Bewohner unserer Herzen uns geistige Stärke gewähren, um die Sinnesorgane und den Verstand zu kontrollieren! Mögen wir alle vollendete Oordhvareta Yogis wie Sankara und Jnana Dev werden! Möge ihr Segen uns Mut, Kraft und Zuversicht schenken!


14.4 Umwandlung des Samens in spirituelle Energie?

Tabelle 1

DrüseProzent
Hoden und Nebenhoden5
Samenleiterampullen?
Samenbläschen45 – 80
Prostata10 – 30
Cowpersche Drüsen2 – 5
Littré Drüsen?

Tabelle 2 – Zusammensetzung des Seminalplasmas

Menge: 2-6ml
pH-Wert: 7-8 (leicht alkalischer Puffer)

Samenblasensekret:
75% des Volumens, alkalisches fructosereiches Sekret (1,5-6,5mg/ml Fructose), Phosphorylcholin, Ascorbinsäure

Das Sekret der Samenbläschen steuert das meiste Volumen, ca. 50–70%, des Ejakulats bei. Sie dient der Verflüssigung des Ejakulats und enthält Fruktose (Fruchtzucker) und andere Stoffe die der Ernährung der Samenzellen dient, außerdem große Mengen an Prostaglandinen und Fibrinogen. Die Prostaglandine tragen zur Befruchtung bei, in dem sie die Gebärmutterschleimhaut empfänglicher für die befruchtete Eizelle machen, und möglicherweise in dem sie die glatte Muskulatur in der Gebärmutterwand zu peristaltischen Bewegungen anregen, die die Spermien in Richtung Eierstöcke bringen. Außerdem verhindern sie Infektionen im männlichen Geschlechtstrakt

Prostatasekret:
20%-25% des Volumens, Biogene Amine (Spermidin, Spermin), Zitronensäure, Cholesterin, Phospholipide, Proteasen zur Verflüssigung des Ejakulats (Fibrinolysin, Fibrinogenase)

Weitere Bestandteile:
Phosphat und Bikarbonat als Puffer, Prostaglandine, Hyaluronidase, Zelldetritus aus Sertolizellen, Zellen aus Vorstufen der Spermiogenese, Lymphozyten.
Das männliche Ejakulat wird von folgenden 6 Drüsen gebildet:
1. Hoden und Nebenhoden (Testosteron, die Spermien werden im Hoden produziert und im Nebenhoden gelagert)
2. Samenleiterampulle (habe keine weiteren Informationen gefunden)
3. Samenbläschen
4. Vorsteherdrüse (Prostata)
5. Cowpersche Drüse (Vorsekret des Spermas, Neutralisierung von Harnresten und saurem Scheidenmilieu)
6. Littré Drüsen (bilden zusammen mit den Cowperschen Drüsen den „Lusttropfen“


Anmerkung des Übersetzers:

Die obige Darstellung zeigt zunächst einmal die anatomische Anordnung der 6 Drüsen, die an der Produktion des männlichen Ejakulats beteiligt sind, und welchen Anteil sie zum Ejakulat beitragen. Aus Tabelle 2 kann man ersehen, dass das Ejakulat fast zu 95 Prozent aus dem Samenblasensekret (75 %) und dem Prostatasekret (20 %) besteht. Die reifen Spermien, die ja für die Befruchtung der weiblichen Eizelle zuständig sind, und die im Nebenhoden aufbewahrt werden, stellen nur einen sehr geringen Teil des Ejakulats dar. Nun wird von Swami Sivananda die Behauptung aufgestellt, dass der Samen in Ojas-Shakti, also in spirituelle Energie umgewandelt wird. Er stellt sich dieses wie folgt vor:

Entsprechend der Yoga-Wissenschaft existiert der Same (Spermien) in einer subtilen Form überall im ganzen Körper. Es ist in einem subtilen Zustand in allen Zellen des Körpers zu finden. Es wird unter dem Einfluss der sexuellen Begierde bzw. der sexuellen Betätigung dem Körper entzogen und den Geschlechtsorganen in Form von Samen zur Verfügung gestellt. Genau so wie Zucker im Zuckerrohr, Butter in der Milch, so ist auch der Samen im ganzen Körper vorhanden. Gerade so wie die Buttermilch dünnflüssig wird, nachdem man ihr den Butteranteil entzogen hat, so wird auch der Samen verdünnt, wenn man ihn verschwendet. Um so mehr der Samen verschwendet wird, um so schwächer wird der Mann. Das heißt: Der Verlust des Samens bringt den Tod; das Bewahrung des Samens schenkt das Leben. Der Same beherbergt die wahre Vitalität der Männer. Es ist der versteckte Schatz im Mann.

Diese vitale Samenflüssigkeit diffundiert durch den männlichen Körper, macht ihn männlich, stark, tapfer und heroisch. Wird er vergeudet, macht es den Mann unmännlich, labil und physisch schwach, anfällig für sexuelle Reize, verleiht ihm ein bemitleidenswertes Nervensystem, viele Krankheiten und letzten Endes den Tod. Die zwei Hoden sind mit der eigenartigen Eigenschaft der Aufnahme des Samens aus dem Blut (aus den Zellen) ausgestattet. So sammeln die Zellen des Hodens Tropfen für Tropfen des Samens aus dem Blut. Wann immer der Samen bewahrt wird, wird er vom Körper wieder resorbiert. Also wieder vom Blut (den Zellen) aufgenommen. Es geht zurück in den Blutkreislauf, bildet ein leistungsfähiges Gehirn, starke Nerven und ein muskulöses Gewebe.

Anmerkung des Übersetzers:

Der Samen wird nicht aus dem Blut aufgenommen. Hier irrt Swami Sivananda. Aber das konnte er 1934, als dieses Buch geschrieben wurde, wohl auch nicht wissen. Der Samen (Spermien) entsteht durch die Spermatogenese. Die Urkeimzellen, die die geschlechtliche Fortpflanzung erst ermöglichen, wandern vom primären Ektoderm ausgehend, in der dritten Schwangerschaftswoche, entlang der Dottersackwand zum Dottergang und in die Wand des Enddarms, um bis zur vierten bis sechsten Woche zur Genitalleiste (Gonaden = Hoden bzw. Gebärmutter) zu gelangen.

Urkeimzellen

Wie werden Keimzellen (pränatal – vor der Geburt – resp. postnatal – nach der Geburt) gebildet? Keimzellen (Geschlechtszellen, Gameten, Spermien) entstehen aus Urkeimzellen. Diese Urkeimzellen wiederum werden im Verlaufe der Embryogenese (von der Befruchtung bis zur Organentwicklung, beim Menschen ist die Embryogenese nach 8 Enwicklungswochen beendet.) von den Körperzellen ausgesondert und in einem speziellen Organ, der Keimdrüse (Keimstock, Gonade), gelagert, wo sie sich prä- (vorgeburtlich) und insbesondere postnatal (nachgeburtlich) zu funktionsfähigen Keimzellen (Spermien, Eizellen) weiterentwickeln. Urkeimzellen sind ab etwa der dritten Woche post conceptionem (nach der Empfängnis) in der Dottersackwand nachweisbar.

Mein Netdoktor meint: Ausgehend von einer Stammzellen-Teilung während der Embryonalentwicklung werden bis zur Pubertät Vorstufen der Spermien (Spermatogonien) gebildet. Mit Eintritt der Pubertät werden durch Teilung und Differenzierung dieser Vorstufen schließlich die reifen Spermien (Spermatozoen) entwickelt. Die Bildung der Spermien wird das ganze Leben lang fortgesetzt, kann aber im Alter oder nach schweren Krankheiten unterbrochen sein. Auch verschiedene Substanzen/Gifte können die Spermienentwicklung unterdrücken.

Und jetzt noch ein wenig fachchinesisch. Es erklärt den Vorgang, wie die Urkeimzellen zwischen der 4. und 6. Woche der Schwangerschaft vom Dottergang zur Genitalleiste (Hoden, Gebärmutter) wandern: Durch die kraniokaudale Krümmung und die laterale Abfaltung des Embryos begünstigt, wandern die Urkeimzellen zwischen der vierten und sechsten Woche wieder zurück in den Embryo. Sie bewegen sich entlang der Dottersackwand zum Dottergang und in die Wand des Enddarms. Nach der Durchquerung des dorsalen Mesenteriums treffen sie in der Genitalleiste ein. Während ihrer Wanderung, aber auch noch in der Genitalleiste, vermehren sich die Urkeimzellen durch mitotische Teilungen. Dieser Vorgang ist auf der Seite über den Ursprung der Keimzelle und über die Genitalleiste auch bildlich dargestellt.

Bei der Geburt enthalten die Eierstöcke der Frau etwa 1 bis 2 Millionen weibliche Keimzellen (Eizellen); in der Pubertät sind davon nur noch 400.000-500.000 vorhanden. Nur 400-500 werden bis zum Eisprung heranreifen, eine jeden Monat, bis zur Menopause. Alle anderen degenerieren in verschiedenen Entwicklungsstadien.

Ende Der Anmerkung.

Der Samen verdorrt bei denen, die ernsthaft Pranayama (Atemübungen) praktizieren und die Samenenergie steigt zum Gehirn hinauf. Es wird als Ojas Shakti oder geistige Energie gespeichert und kommt als Nektar (Amrita) zurück. Für Frauen gilt ähnliches. Hier übernehmen allerdings die Eierstöcke die Aufnahme der Eizellen aus dem Blut.

Dann stelle ich mir allerdings die Frage, wie verhält es sich eigentlich mit dem Samenbläschensekret, das ja selber keine Spermien enthält, sondern zur Verflüssigung des Ejakulats, zur Ernährung der Samenzellen und für andere Aufgaben vorgesehen ist, und welches immerhin 75 % des Ejakulats ausmacht. Wird das Samenbläschensekret etwa auch in Ojas-Shakti umgewandelt, obwohl es keine Samenzellen (Spermien) enthält oder wird es doch regelmäßig mittels Pollutionen ausgestoßen? Die gleiche Frage betrifft natürlich das Prostata-Sekret (immerhin 20 % des Ejakulats) und die restlichen Drüsensekrete (Cowperschen Drüse, Samenleiterampulle, Samenbläschen und Littredrüsen) die ebenfalls keine Samenzellen enthalten.

Darum stelle ich mir die Frage, ob die Erzeugung spiritueller Energie nicht eher eine Frage der sexuellen Energie, also eines elektrischen Potentials ist, nämlich genau jenes elektrischen Potentials, welches beim Orgasmus die Muskelreflexe auslöst und für die biochemischen Reaktionen verantwortlich ist, die den sexuellen Rausch (Orgasmus) auslösen, als eine Umwandlung des Samens. Abschnitt 14.4 ist nicht aus dem Buch Swami Sivanandas, sondern beruht auf Überlegungen des Übersetzers.

Ende Anmerkung Übersetzer.

Nachträgliche Anmerkung zur Sublimation:

In dem Text „The physiological value of continence“ schreibt Dr. Raymond W. Bernard:

Sowohl der Samen als auch das Gehirn bestehen größtenteils aus phosphorisierten Fetten oder Phospholipiden, zu deren Klasse Lecithin zählt. Lecithin ist eine Substanz, von großer Bedeutung für das Nervengewebe. Dass der Samen Substanzen von großem physiologischen Wert enthält, speziell in Bezug auf die Ernährung des Nervensystems, zeigt die chemische Analyse. Sie zeigt, dass der Samen sehr reich an Lecithin, Cholesterin und Phosphor ist, die wichtigsten Bestandteile der Nervenzellen und des Gehirngewebes. Daraus folgt, dass der Entzug dieser Substanzen aus dem Blutkreislauf durch den Samenerguss (freiwillig oder unfreiwillig), einen negativen Effekt auf die Ernährung von Nerven und Gehirn hat und zu Funktionsstörungen führen kann. Solche biochemischen Betrachtungen unterstützen die Ansicht, dass der Verlust der Samenflüssigkeit eine verminderte Versorgung von Nerven und Gehirn zur Folge hat. Geschieht dies übertrieben, so kann es zu nervlichen und psychischen Störungen kommen. Die bemerkenswerte Ähnlichkeit in der chemischen Zusammensetzung zwischen dem Samen und dem zentrale Nervensystem deutet auf eine Beziehung zwischen ihnen hin. Ältere Physiologen sind von dieser Tatsache überzeugt.

Diese Überlegungen deuten darauf hin, dass jeder Verlust von Lipoiden durch Samenerguss, entweder durch Koitus, Masturbation oder nächtlichen Samenverlust, auf Kosten des Gehirns geht. Dieser Effekt ist besonders in der Kindheit und in den Reifejahren (in der Jugend) schädlich, wenn sich das Gehirn noch im Wachstumsprozess befindet. Chakraberty schreibt über die negativen Auswirkungen des Samenverlustes auf das Gehirn: „Der Verlust der Konzentration an Lecithin und Phosphaten führt zu einer schweren Belastung des Nervensystems, denn sie sind die wichtigsten Komponenten in der Struktur des Gehirns.“

Enthaltsamkeit führt zu einer besseren Versorgung von Lecithin, Cholesterin und Phosphaten im Blut und damit im Gehirn. Brown-Sequard hat gezeigt, dass testikuläre Sekrete (Spermien) die Vitalität von Nerven und Gehirn verbessern. Chakraberty bemerkt, dass das Essen von getrockneten Hoden eine stimulierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem hat. Hoden sind reich an Lecithin, Cholesterin und Phosphor. Dies sind auch wichtige Bestandteile des Nervensystems und Gehirns. Allerdings besteht nicht die Notwendigkeit getrocknete Hoden zu essen, weil jeder Mann in der Lage ist, seine kostbaren Sexualsekrete zu bewahren und zu resorbieren. Laut Fischer, können die Keimdrüsen (Hoden) als ein Reservoir an Lipoiden betrachtet werden, die sie über die Freisetzung ins Blut an das Gehirn und das Nervensystem weiterleiten. Umgekehrt können die Lipoide infolge sexueller Aktivität (Samenerguss) dem Blut und damit auch indirekt dem Gehirn entzogen werden.

Es kann kein angemessenes Verständnis über die Sexualität aufkommen, ohne das Verständnis der chemischen Zusammensetzung des Samens und der Spermien. Wenn verstanden wird, dass der Samen und die Spermien eine hohe Konzentration von Phospholipiden enthält, die sehr wichtig für die Ernährung und das Funktionieren des Nervensystems sind, dann wird klar, dass der Entzug dieser Substanzen durch den Samenerguss einen negativen Effekt auf die Ernährung von Nerven und Gehirn hat. Dies kann die Ursache für Neurasthenie (Nervenschwäche) und anderen Nerven- und Geistesstörungen sein. Diese Überlegungen bilden die Grundlage für eine neue Neurologie und Psychiatrie.

An diesem Beispiel wird deutlich, worum es bei der Kundalini in Wirklichkeit geht. Es geht nämlich um die Aufnahme von Substanzen der Sexualdrüsen (Lecithin, Cholesterin und Phosphor) die dann über den Blutkreislauf dem Gehirn zur Verfügung gestellt werden. Deshalb ist die Annahme, dass es eine göttliche Kundalini-Energie im Basis-Chakra gibt, die zunächst wie eine zusammengerollte Schlange schläft, dann aber durch spirituelle Praktiken geweckt wird und beginnt, über die Wirbelsäule zum Kronen-Chakra aufzusteigen, eher symbolisch zu verstehen. Dies ist traditionell dadurch bedingt, dass die Menschen, die die Veden schrieben, einerseits sehr religiös waren und diesen Dingen einen göttlichen Ursprung zuschrieben und dass sie andererseits kaum etwas von physiologischen Abläufen wussten. Somit ruhte also die göttliche Kundalini im Basis-Chakra. Und das Kronen-Chakra, auch Scheitel-Chakra genannt, war gewissermaßen die direkte Verbindung zu Gott. Viele sehen die Kundalini auch als göttliche Prana-Energie. In Wirklichkeit aber sind es Sexualsekrete, die über den Blutstrom zum Nervensystem und Gehirn transportiert werden. Das Kronen-Chakra ist deshalb nichts anderes als eine religiöse Interpretation der seligmachenden Wirkung, die die Sexualsekrete auf das Gehirn bzw. auf den Menschen haben.

Ende der Anmerkung.


14.5 Der Vorgang der sexuellen Sublimierung

Yogis gehen im allgemeinen davon aus, dass der verwirklichte Yogi keinerlei Pollutionen mehr hat. An diese Stelle möchte ich einmal Swami Sivanandas Vorstellung über die Sublimation wiedergeben. In seinem Text behauptet Swami Sivananda, dass die Samenproduktion eines Urdhvareto Yogi vollkommen zum Stillstand kommt. Ich habe da so meine Zweifel. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass die Vitamine, Mineralien, Proteine, Spurenelemente, Hormone, etc., die sonst beim Orgasmus vergeudet werden, über die Blutbahn den Nerven und dem Gehirn zur Verfügung gestellt werden. Welche Theorie ist die richtige? Sehen wir uns einmal Swami Sivanandas Vorstellungen an:
Wenn die Sexualenergie durch reine Gedanken in spirituelle Energie umgeformt wird, heißt das in der westlichen Psychologie sexuelle Sublimierung. So wie eine chemische Substanz sublimiert oder gereinigt wird, wenn sie durch Erhitzen in Dampf umgewandelt wird, der sich wieder verfestigt, so wird auch die Sexualenergie gereinigt und durch spirituelles Sadhana und die Pflege erhabener und erhebender Gedanken an das Selbst oder den Atman in göttliche Energie umgewandelt.

Sublimierung ist keine Frage von Unterdrückung oder Verdrängung, sondern es ist ein positiver und dynamischer Umformungsvorgang. Die materielle Energie wird umgewandelt in spirituelle Energie, so wie Hitze in Licht und Elektrizität umgewandelt wird. Wenn die Fortpflanzungsenergie kontrolliert, umgeformt und sublimiert wird, wirst Du ungeheure Gehirnkraft, Ojas, erwerben. Ojas ist spirituelle Energie, die im Gehirn gespeichert wird. Durch erhabene Gedanken, Meditation, Japa, Gottesverehrung und Pranayama kann die Sexualenergie in Ojas Shakti umgewandelt werden. So wie Öl im Docht hochsteigt und mit gleißendem Licht brennt, genauso fließt Virya, die Geschlechtsenergie, durch die Praxis von Yoga Sadhana nach oben und wird in Tejas oder Ojas umgewandelt. Dieses Ojas ist für Dich sehr hilfreich für lange, tiefe Meditation. Es wird im Gehirn gespeichert. Es hilft der Kontemplation. Selbst im fortgeschrittenen Alter ist es von Nutzen. Du wirst ein gutes Gedächtnis haben. Du kannst Bücher schreiben und ungeheure Gehirnarbeit leisten.

Ein Urdhvareto Yogi ist ein Mensch, dessen Geschlechtsenergie nach oben zum Gehirn fließt, als Ojas Shakti gespeichert wird und für die Zwecke der Kontemplation in der Praxis von Dhyana Verwendung findet. Er verwandelt die Geschlechtsenergie in Ojas. Das ist ein großes Geheimnis.

Allopathen (Schulmediziner) meinen, dass selbst in einem Urdhvareto Yogi die Samenbildung ununterbrochen weitergeht, und dass die Flüssigkeit wieder ins Blut aufgenommen wird. Das ist ein Irrtum. Sie verstehen nicht die inneren yogischen Geheimnisse und Mysterien. Sie sind in der Dunkelheit. Ihre Sicht bezieht sich nur auf die grobstofflichen Dinge des Universums. Der Yogi dringt in die subtile verborgene Natur der Dinge durch yogische Sicht und die innere Sicht der Weisheit ein. Der Yogi erlangt Kontrolle über die Astralnatur der Geschlechtsenergie und verhindert dadurch die Bildung der Flüssigkeit an sich.

Der Körper eines Menschen, der wirklich ein Urdhvaretas ist, riecht nach Rosen. Ein Mensch, der kein Brahmachari ist, und in dem sich der grobstoffliche Samen bildet, kann andererseits den Geruch eines Ziegenbocks haben.
Der Vorgang der sexuellen Sublimierung ist sehr schwierig, und doch ist sie überaus notwendig für den Aspiranten am spirituellen Weg. Sie ist die wichtigste Voraussetzung für den Sadhaka sowohl am Weg des Karma Yoga, Upasana, Raja Yoga oder Vedanta. Sie muss um jeden Preis erreicht werden. Der Mensch, in dem der Sexualgedanke tief verwurzelt ist, kann nie davon träumen, Vedanta zu verstehen und Brahman zu verwirklichen, nicht einmal in hunderttausend Geburten. Die Wahrheit kann nicht sein, wo Leidenschaft ist.
Quelle: Brahmacharya


15. Heiraten oder nicht heiraten?

15.1 Ist ein Zölibat möglich?

Es ist natürlich auch für einen Mann, der mitten im Leben steht und damit den verschiedensten Versuchungen und Zerstreuungen unterliegt, möglich, das Zölibat zu praktizieren. Früher haben dies viele Männer praktiziert. Aber auch in der heutigen Zeit praktizieren es noch viele Männer. Ein diszipliniertes Leben, eine gesunde Ernährung, das Studium heiliger Schriften, Satsanga (das Zusammensein mit Weisen), Japa (Mantrameditation), Dhyana (Meditation), Pranayama (Atemübungen), tägliche Selbstergründung (Wer bin ich?), Selbstanalyse und Selbstkorrektur, Sadachara (spirituelle Lebensführung), die Praxis von Yama (5 Enthaltungen: Nichtverletzen, Ehrlichkeit, Nichtstehlen, Brahmacharya und Unbestechlichkeit) und Niyama (5 Verhaltensregeln: Reinheit, Genügsamkeit, Disziplin, Selbsterforschung und Hingabe an Gott) physisches, verbales und geistiges Tapas (Askese), in Übereinstimmung mit dem 17. Kapitel der Bhagavad Gita (Verschiedene Arten des Glaubens.), alles dies wird uns dem Ziel näher bringen.

Die Menschen haben ein unregelmäßiges, unredliches, maßloses, unreligiöses und undiszipliniertes Leben. Folglich leiden sie und verlieren das Ziels des Lebens aus den Augen. Gerade so, wie der Elefant, der sich Sand auf seinem eigenen Kopf wirft, so bereiten sich die Menschen, durch ihre Ignoranz und Unwissenheit selber Schwierigkeiten und Sorgen in ihren Köpfen. Die, die Brahmacharya praktizieren, beklagen sich im Allgemeinen darüber, dass sie sich infolge der Enthaltsamkeit geistig ermattet fühlen. Dies ist aber nur eine Täuschung des Verstandes. Du bekommst manchmal einen Pseudohunger, wenn du an einem reich gedeckten Tisch sitzt, aber eigentlich keinen wirklichen Appetit hast und vorher auch eigentlich nichts essen wolltest. So gibt es auch eine falsche geistige Ermattung. Wenn du Brahmacharya praktizierst, musst du über riesige mentale Stärke verfügen. Du wirst nicht immer imstande sein, darüber zu verfügen. Aber du wirst diese Stärke entwickeln, sobald du sie benötigst, genauso wie ein Ringkämpfer seine körperliche Stärke in der Arena entwickelt, obwohl er sich im normalen Leben, wie ein normaler Mann empfindet.

Enthaltsamkeit ist nicht ungesund. Es bewahrt die Energie. Es gibt unermessliche Stärke und Frieden. Sexuelle Hingabe dagegen führt zu moralischen und spirituellem Bankrott, zu vorzeitigen Tod und zum Verlust der Fähigkeiten, der Talente und der Kapazitäten. Die Praxis des Zölibats ist nicht mit irgendeiner Gefahr oder irgendeiner Krankheit oder einem anderen unerwünschten Nebeneffekten verbunden, wie man es gelegentlich von den westlichen Psychologen zu hören bekommt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Das Zölibat wird sehr viele Krankheiten heilen. Die westlichen Mediziner und Psychologen besitzen kein praktisches Wissen über das Zölibat. Sie haben den falschen, unbegründeten Verdacht, die unbefriedigte sexuelle Energie, würde sich in den verschiedenen Formen psychischer Erkrankungen bemerkbar machen. Dabei ist es genau umgekehrt. Erst der permanente Abfluss von sexueller Energie, vermindert die Gesamtenergiebilanz des Menschen dramatisch und hat psychische und somatische Erkrankungen zur Folge. Sexuelle Ausschweifungen haben Eifersucht, Hass, Zorn, Leid und Depression zur Folge.

Umgekehrt ist ein wenig Selbstbeherrschung oder ein wenig Enthaltsamkeit ein ideales Stärkungsmittel. Es schenkt innere Stärke und inneren Frieden. Es stärkt den Verstand und die Nerven. Es hilft, die physische und geistige Energie zu bewahren. Es vergrößert das Gedächtnis, die Willenskraft und die Intelligenz. Es verleiht enorme Kraft und Vitalität. Es stärkt die körperliche Verfassung, erfrischt die Zellen und das Gewebe, regt die Verdauung an und schenkt Energie, um die Schwierigkeiten im täglichen Leben zu meistern. Die Tugenden von Ausdauer und Tapferkeit entwickeln sich mit einem Leben in Keuschheit. Ein vollkommener Brahmachary kann die Welt bewegen, die Wellen des Ozeans stoppen, so wie Jesus es konnte, er kann Berge fortblasen, und er kann die Natur und die fünf Elemente wie der Yogi Jnana Dev beherrschen. Es gibt nichts in den drei Welten (physikalische, astrale, kausale Welt), was er nicht erreichen könnte. Alle übernatürlichen Kräfte liegen ihm zu Füßen.


15.2 Ein dummes Argument der Epikureer (Genussmenschen)

Einige ignorante Menschen sagen: „Es ist nicht recht, die Leidenschaften zu zähmen. Wir sollten nicht gegen die Natur angehen. Warum hat Gott junge hübsche Frauen geschaffen? Seine Schöpfung muss doch einen Sinn haben. Wir sollten uns daran erfreuen und uns fleißig fortpflanzen. Wir sollten Nachkommen zeugen, damit unser Stammbaum erhalten bleibt. Wenn alle Leute Sannyasins (Entsagende) werden und in die Wäldern gehen, was würde dann aus dieser Welt werden? Dann würde unsere Rasse irgendwann aussterben. Wenn wir die Leidenschaften kontrollieren, werden wir krank. Wir müssen viele Kinder zeugen. Es gibt Glück im Haus, wenn wir viele Kinder haben. Das Glück einer Ehe kann nicht mit Worten beschrieben werden, so sagen die Leute. Kinder sind ihr Ein-und-Alles im Leben. Ich mag kein Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), kein Tyaga (Entsagung), kein Sannyasa (Gelübde der Entsagung) und kein Nivritti (Weg der Entsagung).“ Dies ist ihre simple Philosophie. Sie sind direkte Nachkommen von Charvaka, dem Gründer der materialistischen Schule der Philosophie, und von Virochana, dem vedantischen Anführer der Dämonen, der die Philosophie der Fleischeslust vertritt. Sie sind Anhänger der epikureischen1 Gedankenschule, die die Lust in den Mittelpunkt des Lebens stellte. Konsum ist das Ziel ihres Lebens. Dieser gedankenlose Konsum hat eine große Anhängerschaft. Sie sind Freunde Satans. Ihre Philosophie ist bedauernswert! Wenn sie ihren Besitz, ihre Frau und ihre Kinder verlieren, wenn sie an einer unheilbaren Krankheit leiden, sagen sie: „O Gott, befreie mich von dieser schrecklichen Krankheit. Vergib mir meine Sünden. Ich bin ein großer Sünder.“ Aber vorher verschwenden sie keinen Gedanken an Gott.

Anmerkung Übersetzer:

1Ich stelle mir gerade die Frage, ob Swami Sivananda hier nicht den Epikureismus mit dem Hedonismus verwechselt, denn Epikur ging es nicht um den Konsum von oberflächlicher sinnlicher Lust, sondern um Genüsse, die durch Erkenntnis, Gleichmut und Selbstdisziplin für eine heitere Seelenruhe sorgen. Im Hedonismus dagegen steht die Lust für materielle und sinnliche Genüsse im Vordergrund, die mit einer egoistischen Lebenseinstellung verbunden sind.

Ende Anmerkung.

Die Leidenschaft sollte um jeden Preis kontrolliert werden. Nicht eine einzige Krankheit entsteht, wenn die Leidenschaften kontrolliert werden. Ganz im Gegenteil erhältst du durch die Sinneskontrolle, unermessliche Energie, Freude und Frieden. Es gibt wirkungsvolle Methoden, die Leidenschaften zu kontrollieren. Man sollte sich dem Atman (Seele) zuwenden, wenn man seine Begierden besiegen möchte. Genau so wie ein Fisch gegen den Strom schwimmt, so solltest auch du gegen die sinnlichen Ströme angehen. Nur dann kannst du Selbstverwirklichung erreichen. Leidenschaft ist eine sehr unangenehme Eigenschaft. Sie sollte kontrolliert werden, wenn du das Glück des Atman genießen möchtest. Sexuelles Vergnügen ist in Wirklichkeit kein Vergnügen. Es ist eine geistige Täuschung. Es ist mit Gefahren, Schmerzen, Furcht, Anstrengung und Ekel verbunden. Wenn du Yoga oder die Wissenschaft von Atman kennst, kannst du die entsetzlichen Krankheiten, die durch die Leidenschaften entstehen, leicht kontrollieren. Gott wünscht, dass du das Glück von Atman genießt, das durch den Verzicht auf weltliche Vergnügen erlangt werden kann. Die schönen Frauen und der Reichtum sind die Instrumente der Maya, der Illusion, um dich zu täuschen und in ihre Netze zu verstricken. Wenn du also ein weltlich orientierter Mensch mit niedriger Gesinnung und niederen Wünschen bleiben möchtest, dann kannst du natürlich so handeln. Du hast die Freiheit zu wählen.

Du kannst 350 Frauen heiraten und viele Kinder zeugen. Niemand wird dich kontrollieren. Aber du wirst bald feststellen, dass dieses Leben dir keine Zufriedenheit geben kann, weil alle Dinge in Zeit, Raum und in ihren Ursachen voneinander abhängen. Es gibt Tod, Krankheit, Alter, Sorgen, Ärger, Ängste, Furcht, Verluste, Enttäuschung, Misserfolge, Hitze, Kälte, Schlangebisse, Skorpionstiche, Erdbeben und Unfälle. Du wirst nicht eine ruhige Minute finden. Wenn dein Verstand mit Leidenschaften und Unreinheiten besetzt ist, wird dein Verständnis bewölkt und dein Intellekt verliert an Leistungskraft. Dann bist du nicht mehr in der Lage, die illusorische Natur des Universums und das ewige Glück des Atman zu erkennen. Die Leidenschaft kann effektiv geprüft werden. Es gibt wirksame Methoden. Nach dem Sieg über deine Leidenschaften genießt du inneres Glück durch Atman. Nicht alle Männer können Sannyasins (Mönche) werden. Sie haben verschiedene Bindungen und Verpflichtungen. Sie sind in ihren Leidenschaften gefangen und können daher nicht ihr Heim verlassen. Sie sind an ihre Frauen, ihre Kinder und ihr Vermögen gebunden. Hast du jemals in den Chroniken der Weltgeschichte gelesen, dass alle Männer Sannyasins wurden? Das ist unmöglich. Warum glaubst du dann an die absurde Idee, die Weltbevölkerung könnte schrumpfen, wenn einige Sannyasins sich zur Meditation in die Waldeinsamkeit, in die Klöster oder in die Höhlen des Himalaya zurückziehen? Dieses ist ein scharfsinniger Trick deines Verstandes, um deine unsinnigen Argumente und deine sinnlichen Begierden zu unterstützen, die die sexuelle Befriedigung als eine Lebensnotwendigkeit betrachtet.

Dieses zeigt deine Unwissenheit und verdeutlicht deine leidenschaftliche Natur. Rege dich nicht über diese Welt auf. Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Gott ist allmächtig. Und selbst wenn diese Welt vollständig evakuiert ist, selbst wenn sich alle Leute in die Wälder zurückziehen, wird Gott mit einem bloßen Augenzwinkern Millionen neue Menschen erschaffen, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Finde lieber Methoden um deine Leidenschaften zu besiegen. Wir stehen heute vor dem Problem der Überbevölkerung und nicht vor dem Problem einer abnehmenden Bevölkerungsdichte. Außerdem haben die meisten Yogis, die sich in die Einsamkeit einer Himalayahöhle, in ein Kloster, in die Wüste oder in einen Wald zurückziehen, um dort zu sich und zu Gott zu finden, ihre familiären Pflichten bereits hinter sich gebracht. Nicht jeder möchte sich ehelich binden. Besonders ein Yogaschüler sollte sich von den ehelichen Fesseln fern halten. Für den Yogaschüler bedeutet Heirat ein Fluch. Für einen Mann mit einer lüsternen Einstellung, ist es extrem schwierig, seine sinnliche Leidenschaften abzulegen, weil sie eine Art Gitter der schützenden Wölbung seiner moralischen Rücksichtslosigkeit ist. Darum ist die Heirat für die große Mehrheit der Menschheit sinnvoller, die für ein Leben in absoluter Selbstbeherrschung noch nicht bereit sind. Von ihnen wird die Ehe als ein Sakrament betrachtet. Aber sie sollte nicht als eine Lizenz zur Genusssucht betrachtet werden.

Nicht jeder, der geboren wird, möchte sich binden. Die Heirat bedeutet, sein Leben in einer gewissen Weise zu ordnen. Aber heute hat die Ehe in der Gesellschaft einiges von der moralischen Haltung verloren, die sie einst besaß. Dort, wo es keine Leidenschaften im Herzen gibt, wo der Wunsch nach Gott vorhanden ist, wo es ein spirituelles Streben gibt, ist eine Ehe nicht unbedingt erforderlich. Ein junger Mann, der sein Leben nach diesen Zielen ausrichtet, kann das Leben eines Naishthik Brahmacharis führen, eines Brahmachari, der das Brahmacharya bereits seit seiner Kindheit praktiziert. Eltern sollten ihre Kinder nicht zur Heirat zwingen. Sie sollten das spirituelle Interesse ihrer Kinder nicht unterbinden. Viele junge Männer, in denen es ein spirituelles Erwachen gibt, schreiben zu mir in bemitleidenswerten Wörtern: „Lieber Swamiji, mein Herz schlägt für höhere spirituelle Dinge. Ich habe für weltliche Dinge kein Interesse. Der materielle Leben interessiert mich nicht. Ich bin bereits in den Maschen einer Heirat verwickelt. Meine Eltern zwingen mich, gegen meinen Willen zu heiraten. Eigentlich müsste ich dem Willen meiner Eltern folgen. Sie bedrohten mich auf unterschiedlichste Weise. Nun weine ich. Was soll ich jetzt tun?“

Jungen, die kein Wissen über diese Welt und dieses Lebens haben, werden mit 8 oder 10 Jahren verheiratet. Wir sehen Kinder, die Kinder zeugen. Die Mütter sind Kindermütter. Ein junger Mann mit 18 Jahren hat 3 Kinder. Was für ein schrecklicher Zustand! Frühe Heiraten führen zu einem frühen Verlust des Samens. Das führt zu körperlichem und geistigem Abbau und zum frühen Tod. Sie leben alle sehr kurz. Häufiges Gebären zerstört außerdem die Gesundheit der Frauen und bringt eine Menge anderer Nachteile mit sich. Wir haben in Indien verschiedene Gewohnheiten vom Westen, in Bezug auf Kleidung und Mode übernommen. Dadurch sind wir zu gemeinen Nachahmern verkommen. Aber im Westen heiraten die Menschen erst, wenn sie in der Lage sind, eine Familie ordentlich zu versorgen. Sie haben mehr Selbstbestimmung. Sie sichern sich zuerst eine annehmbare berufliche Position, verdienen Geld, sparen etwas und denken dann über eine Heirat nach. Wenn sie nicht genügend Geld verdienen, bleiben sie mitunter ihr Leben lang Junggesellen. Sie möchten keine Bettler in die Welt setzen, wie dies in Indien geschieht. Wer dieses menschliche Leid verstanden hat, möchte kein Kind mehr in die Welt setzen.


15.3 Die Natur der Liebe in der Ehe

Die Liebe zwischen Eheleuten ist vor allem körperlich, egoistisch und scheinheilig. Sie ist nicht konstant. Sie ist von einer kurzlebigen Natur und wird von sinnlichen Leidenschaften und sexueller Begierde getragen. Sie ist mit niedrigeren Gefühlen verbunden, mit einer lieblosen Natur. Und sie ist sehr begrenzt. Aber göttliche Liebe ist endlos, rein, erfüllend und ewig. Hier gibt es keine Scheidung. In der Wirklichkeit gibt es vielfach keine innere Verbindung zwischen Eheleuten. Prinzessin Savitri und Prinz Satyavan aus der Mahabharata (indisches Epos), sowie der gebildete aber gelähmte Weise und Gelehrte Atri und seine Frau Anasuya, aus dem Ramayana, die sich aufopferungsvoll um ihn kümmerte, sind sehr, sehr selten in diesen Tagen. Viele Eheleute sind nur aus egoistischen Gründen miteinander vereint. Selbst das Lächeln ist oft nicht echt. Was bleibt, sind die praktischen Dinge des Lebens und die körperliche Liebe.

Wenn es keine Vereinigung zweier Herzen gibt, gibt es immer wieder Reibereien und Trennungen, misstrauische Blicke und Streitereien. Wenn der Ehemann seine Frau nicht ins Kino führt, gibt es Streit. Kann man dies Liebe nennen? Es ist vielmehr ein kommerzielles Geschäft. Wegen der Sinneslust haben die Männer ihren Stolz, ihre Unabhängigkeit und Würde verloren. Sie werden zu Sklaven der Frauen. Was für ein bemitleidenswertes Schauspiel! Der Schlüssel liegt bei der Frau. Aber für einen bestimmten Geldbetrag zeigt sie Entgegenkommen. Und dennoch beteuert er, unter Selbsttäuschung und der Berauschtheit seiner Sinne, was er für eine süße und liebevolle Frau hat: „Sie ist wirklich anbetungswürdig, sie ist eine Göttin!“ In der käuflichen Liebe kann es kein wirkliches Glück zwischen dem Liebhaber und seiner Geliebten geben. Liegt der Ehemann im sterben, nimmt die Ehefrau das Sparbuch und geht damit ruhig zum Haus ihrer Mutter. Wenn der Ehemann seinen Job verliert, ist sie böse mit ihm, beschimpft ihn und verweigert ihm ihre Liebe. Das ist egoistische Liebe. Es gibt keine wirkliche Zuneigung. So gibt es immer nur Streit, Kämpfe und Ruhelosigkeit in der Ehe. Ehemann und Ehefrau sind nicht wirklich vereint. Sie ziehen sich gegenseitig runter und führen eine freudlose und trostlose Existenz.

Leidenschaft ist keine Liebe. Es ist ein animalischer Instinkt, sinnliche Liebe, körperliche Liebe. Verliert die Frau ihre Schönheit, dann lässt der Ehemann sich scheiden und heiratet eine zweite Frau. Diese Sachlage charakterisiert die Welt. Ein Ehemann liebt seine Frau nicht um ihrer Selbst willen, sondern um seines eigenen Selbst willen. Er ist egoistisch. Er erwartet sinnliches Vergnügen von ihr. Wenn eine Krankheit ihre Schönheit zerstört, endet seine Liebe zu ihr. Wenn die Frau stirbt, ertrinkt der Ehemann in Sorgen. Aber nicht wegen des Verlustes seiner liebevollen Partnerin, sondern weil er jetzt kein sexuelles Vergnügen mehr von ihr bekommt. Wenn deine Frau jung und schön ist, bewunderst du ihr lockiges Haar, ihre rosigen Wangen, ihre feine Nase, ihre glänzende Haut und ihre strahlenden Zähne. Wenn sie ihre Schönheit aber wegen irgendeiner chronisch unheilbaren Krankheit verliert, dann wendest du dich anderen Frauen zu. Hättest du deine Frau aber mit dem Bewusstsein geheiratet, das alles göttlich ist, hättest du verstanden, dass das Selbst in dir und in deiner Frau dasselbe ist, dann wäre deine Liebe für sie rein, selbstlos, dauerhaft und unzerstörbar. Genau so wie du alten Kandiszucker oder alten Reis liebst, die erst mit einem gewissen Alter ihr Aroma entfalten, so würdest du auch deine Frau immer mehr lieben, wenn sie älter wird. Das Wissen über Gott verstärkt die Liebe und vereint sie für immer.

Körperliche Liebe ist animalisch. Liebe des Körpers oder der Haut sind nur eine Leidenschaft. Sie ist nur eine überspannte sexuelle Leidenschaft. Sie ist grob und sinnlich. Die Leidenschaft für das Fleisch oder den Körper ist keine reine oder wirkliche Liebe. Es ist nur eine sexuelle Verhaftung, eine Verliebtheit, die von der Unwissenheit getragen wird. Du frönst deinen sexuellen Leidenschaften und tötest dabei deine Seele. Sogar berühmte Popstars zeigen ihren Fans eine Zeit lang ihre Liebe im Überfluss, ihr süßes Lächeln und ihre honigsüßen Worte. Sie tun es so lange, wie sie damit Geld verdienen können. Kannst du dies Liebe und wirkliches Glück nennen? Erkläre es mir aufrichtig. Du wirst Klugheit, Diplomatie, Gerissenheit, Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit finden. Es wirst kein Element der Aufopferung in dieser Liebe zu finden sein.


15.4 Mönch oder Familienvater?

Für leidenschaftliche Männer, die ihre Sinneslust nicht kontrollieren können, ist es besser, ein Leben als Familienvater zu führen. Wird jemand mit entsprechenden spirituellen Eigenschaften, mit einer angeborenen Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit, wie die Yogis Sankara oder Sadasiva Brahman geboren, so wird er kein Familienvater. Er wird bereits als Kind nach den Regeln des Brahmacharya leben. Die Srutis (indische Offenbarungen) unterstützen das. Sie sagen: „Verzichte von dem Tag an auf die Welt, an dem du leidenschaftslos wirst“. Bei einigen behindert eine Heirat den spirituellen Fortschritt; anderen hilft sie. Für den Sanskrit Dichter Raja Bhartrihari, der „Hundert Gedichte über die Liebe und über die Entsagung“ schrieb, war es eine Behinderung. Für den heiligen Dichter und reichen Kaufmann Tukaram, der während einer großen Hungersnot seinen Besitz an Hungernde verschenkte, dadurch verarmte, seine Familie verließ und in Tempeln lebte, war es eine Hilfe. Tukaram erreichte langfristig das gleiche Ziel. Man sollte allerdings versuchen, den kürzesten Weg zu finden.

Ein Leben im Zölibat ist hundertmal besser als das Leben eines Ehemannes. Ich glaube an das Zölibat, weil es die versteckte Energie im Mann entfaltet. Brahmacharya ist die Schnellstraße zur Gottesverwirklichung; Heirat ist der gewundene Weg. Der erste Weg ist dem letzteren auf alle Fälle vorzuziehen. Manch einer bevorzugt aber den zweiten Weg, um seine Leidenschaften zu reduzieren. Natürlich ist es auch dem Verheirateten möglich, Selbstverwirklichung zu erlangen, obwohl er die Last einer Familie auf seinen Schultern trägt. Der Heilige Tukaram war zweimal verheiratet und hatte Kinder. Er erreichte sein letztes Ziel, das Reich Gottes, in einem Vimana (Raumfahrzeug). Wenn du bereit bist, ein einfaches Leben zu führen, treu und ehrlich, und wenn dein Partner fromm ist und dich in allen Angelegenheiten unterstützt, dann ist gegen eine Heirat nichts einzuwenden. Fühlt sich aber jemand nicht vom Eheleben angezogen, dann sollte er nicht heiraten.

Wenn du striktes Zölibat leben möchtest, dann solltest du nicht heiraten. Tricks dich nicht selber aus, indem du sagst: „Ich praktiziere das Zölibat nach der Ehe.“ Am Ende wirst du dann womöglich das Zölibat doch nicht beachten. Du solltest es aber als deine Lebensaufgabe betrachten, dich selbst in Gott zu verwirklichen. Hast du nicht schon ausreichend sexuelle Erfahrungen gesammelt? Sexualität und Schlemmerei gehören zu den animalischen Trieben des Menschen. Sollten wir uns nicht davon lösen und spirituelle Ziele anstreben? Warum verbrennst du den edlen Sandelholzbaum, um daraus Holzkohle zu machen? Unser Leben ist sehr kostbar. Darum beneiden uns sogar die Götter. Ist das Leben einmal verloren, dann ist auch die Chance vertan, seine eigene Göttlichkeit zu verwirklichen. Sinnliches Vergnügen ist verlockend. Solange eine Person nicht das Objekt der Begierde besitzt, solange ist er davon verzaubert. Befindet sich dieses Objekt aber in seinem Besitz, schon hat er sich darin verheddert. Der Junggeselle denkt tagein, tagaus, an eine Heirat. Aber erotisches Vergnügen wird ihm keine Zufriedenheit schenken. Es verschlimmert und intensiviert nur seine Wünsche und macht den Geist, durch die Verstrickung in die Leidenschaft, noch ruheloser und begieriger. Irgendwie hat er das Gefühl, in Gefangenschaft zu sein. Dies ist ein Gaukelspiel der Maya, der Illusion, der Täuschung. Die Welt ist voller Versuchungen.

Du kannst durch weltliche Objekte kein Glück erlangen. Es ist nur materialistisches Gift. Außerdem ist die Heirat eine lebenslängliche Gefangenschaft. Es ist die größte Knechtschaft auf der Erde. Der Junggeselle, der einst frei war, liegt im Joch. Seine Hände und Füße liegen in Ketten. Dies ist die Erfahrung vieler verheirateter Leute. überlege dir also sehr genau, was du möchtest. Ein Entkommen ist nach der Heirat kaum noch möglich. Erkenne den Glanz eines spirituellen Pfades und die großen Schwierigkeiten, Probleme, Sorgen und Mühen, die eine Heirat mit sich bringt. Darum intensiviere deine Leidenschaftslosigkeit. Du hast ein Geburtsrecht auf göttliches Bewusstsein. Eine Heirat ist ein scharfer Einschnitt im Leben eines Menschen. Folglich sei mit dem Frieden vermählt. Die Leidenschaftslosigkeit sei dein ehrenwerter Sohn, die Unterscheidungskraft, deine großartige Tochter. Iss die köstliche Frucht der göttlichen Weisheit, die dir ein langes und glückliches Leben beschert. Wenn du kannst, dann heirate nicht. Ein Entweichen ist nach der Heirat nicht mehr möglich. Eine Heirat hat sehr angenehme Seiten, sie bringt aber auch viele Verpflichtungen mit sich. Was aber taten Buddha, Pattinattu Swami, Bhartrihari und Gopichand? Hatten sie nicht ein angenehmes und friedliches Leben?

Die Lust ist der größte Feind auf Erden. Sie verschlingt einen Mann. Nach dem Geschlechtsakt folgt die Depression. Dein Intellekt ist dann nicht mehr so leistungsfähig. Wegen des permanenten Samenverlustes, leidest du schon bald unter Krankheiten, Depressionen, Schwächegefühl und dem Verlust deiner Vitalität. Folglich wirst du einen frühen Tod erleiden. Darum rate ich dir, praktiziere ein lebenslanges Zölibat. Befreie dich selbst aus deinem Elend, von deinen Sorgen und Beschwerden. Dort, wo Licht ist, kann kein Schatten sein. Dort, wo sinnliches Vergnügen herrscht, kann nicht das Glück des Atman (Seele) sein. Weltliche Menschen wollen beides zugleich, sinnliches Vergnügen und das Glück des Atman. Das ist aber absolut unmöglich. Sie wollen nicht auf das sinnliche Vergnügen verzichten. Sie besitzen keine Leidenschaftslosigkeit in ihrem Herzen. Weltliche Männer glauben, dass sie glücklich sind, wenn sie einige Ingwerkekse, etwas Geld und eine Frau besitzen. Alle weltlichen Vergnügungen sehen am Anfang wie Nektar aus, aber werden am Ende zu Gift. Ist man erst einmal verheiratet, dann kann es sehr schwer sein, sich von den Fesseln der sinnlichen Verhaftung zu lösen. Sei furchtlos. Löse dich von diesen Illusionen, löse dich von deinen sinnlichen Verhaftungen. Kontrolliere deine Wünsche und deinen Verstand. Dann wirst du allmählich Wunschlosigkeit entwickeln und ein perfekter Brahmachari sein.


15.5 Der Akhanda Brahmachari

Ein Akhanda Brahmachari, ist ein Brahmachari, der 12 Jahre keinen Tropfen Samen abgegeben hat. Praktizierst du über 12 Jahre ununterbrochen Brahmacharya, dann erfährst du, ohne weitere spirituelle Praktiken Erleuchtung. Die Samenenergie ist ein starke Shakti (kosmische Kraft, Kundalini). Der Samen ist Brahman (Gott) selbst. Ein Brahmachari, der über zwölf Jahre das Zölibat praktiziert, erreicht Nirvikalpa (Erleuchtung) in dem Moment, indem er das Mahavakya (vier wichtige vedantische Sätze) hört: „Tat Tvam Asi“ (Das bist du), weil sein Verstand dann extrem rein, stark und einpünktig ist.

Mahavakya

Vier Sätze der Upanishaden, die die höchste vedantische Wahrheit oder die Identität von individueller Seele (Atman) und absoluter Seele (Brahman) ausdrücken:

1. Prajnanam Brahma – Bewusstsein ist Brahman
2. Aham Brahmasmi – Ich bin Brahman
3. Tat Tvam Asi – DAS bist du
4. Ayam Atma Brahma – Dieses Selbst ist Brahman

Ein Akhanda Brahmachari, der während einer Periode von zwölf Jahren nicht einen Tropfen Samen vergeudet, erreicht ohne weitere Bemühungen Samadhi. Prana (Atmung) und Verstand sind unter seiner vollkommenen Kontrolle. Akhanda Brahmacharya wird ebenfalls als Bala Brahmacharya bezeichnet. Ein Akhanda Brahmachari hat eine starke Konzentrationskraft, Erinnerungskraft und Unterscheidungskraft. Er braucht keine intellektuelle Reflexion (Nachdenken) und keine tiefe Meditation zu üben. Selbst wenn er das Mahavakya nur einmal hört, erfährt er sofort Selbstverwirklichung. Sein Intellekt ist rein und sein Verständnis ist extrem klar. Akhanda Brahmacharins sind sehr, sehr selten; aber es gibt einige. Du kannst ebenfalls ein Akhanda Brahmachari werden, wenn du es ernsthaft versuchst. Du musst sehr sorgfältig auf Gegenreaktionen achten. Die Sinne werden einige Monate oder vielleicht auch ein oder zwei Jahre lang rebellieren, wenn du nicht aufmerksam und vorsichtig bist. Sie rebellieren und leisten Widerstand, wenn sich die Gelegenheit bietet. Schließlich wurde die Sexualität meist über Jahrzehnte in Richtung sexueller Befriedigung konditioniert. Einige Leute, die ein oder zwei Jahre lang Brahmacharya praktizieren, begehen den Fehler, dass sie unachtsam werden, und vergeuden am Ende wieder ihre ganze Energie. Verfilzte Haare und das Auftragen von Asche auf der Stirn und dem Körper, wie es von Yogis praktiziert wird, kennzeichnen keinen Akhanda Brahmachari. Der Brahmachari, der den Körper und die Sinnesorgane kontrolliert, dabei aber ständig sexuelle Gedanken in seinem Kopf hat, hat das Ziel noch nicht erreicht. Er sollte seinen Weg weiter fortsetzen. Dann verschwinden auch die sinnlichen Gedanken.


16. Der Umgang mit dem anderen Geschlecht

Sei nicht mit jedem gleich zu vertraut. Vertrautheit erzeugt Verachtung. Habe nicht zu viele Freunde. Buhle als Sannyasin (Mönch) nicht um Freundschaften mit Frauen und halte ein wenig Distanz, wenn du nicht frei von lüsternen Gedanken bist. Es könnte sonst dein Untergang sein. Vergiss niemals, aus „Freunde“ werden mitunter die ärgsten Feinde. Verkehre möglichst nicht mit Mitgliedern des anderen Geschlechts. Maya, die Illusion, arbeitet sehr unterschwellig, so dass dir dein Sturz gar nicht bewusst wird. Die subtilen sexuelle Begierden können sich mitunter ohne Vorankündigung urplötzlich einstellen. Erst begehst du Ehebruch, und danach bereust du es. Dann löst sich dein Charakter und dein guter Ruf in Luft auf. Ein schlechter Ruf kann schlimme Folgen haben. Ehebruch bedeutet eine tiefe Verletzung des Partners. Es gibt keine Buße, die dieses Tat ungeschehen machen könnte. Pass also auf, sei vorsichtig. Bhagavan Dattatreya, eine hinduistische Gottheit, der die drei Aspekte des Brahma (Schöpfung), des Vishnu (Erhaltung) und des Shiva (Zerstörung) in sich vereint, hat die Frau mit einer brennenden Grube aus Feuer und den Mann mit einem Topf Büffelbutter verglichen. Wenn die Büffelbutter mit dem Feuer in Berührung kommt, verbrennt sie. Folglich ist es besser, solche Feuerspiele zu vermeiden. übernachtest du in einer öffentlichen Wohlfahrtseinrichtung, und in einem benachbarten Raum übernachtet eine alleinstehende Frau, dann übernachte woanders. Du weißt sonst nicht, was geschehen wird. Es ist ratsam, die Gefahrenzone rechtzeitig zu verlassen, gleichwohl wie stark du durch die Praxis von Tapas (Askese) und Meditation sein magst. Setze dich nicht der Versuchung aus.

Prüfe deine spirituelle Stärke und Reinheit nicht, wenn du ein Anfänger auf dem spirituellen Weg bist. Begib dich nicht in schlechte Gesellschaft, wenn du ein spiritueller Anfänger bist, um zu zeigen, dass du den Mut hast, der Sünde und Unreinheit entgegen zu treten. Es ist ein gravierender Fehler. Sonst wirst du in eine Gefahr laufen. Du wirst einen schnellen Absturz erleben. Ein kleines Feuer kann sehr leicht gelöscht werden. Sogar Yogis, die große Fortschritte im Yoga gemacht haben, sollten sehr achtsam sein. Sie sollten Frauen möglichst meiden. Sie sollten nicht so töricht sein, zu glauben, sie seien bereits große Yogameister. Ein großer Heiliger erlebte einmal einen Absturz. Er lebte mit Frauen zusammen und bildete Schülerinnen aus, denen er erlaubte, seine Beine zu massieren. Da die sexuelle Energie nicht vollständig sublimiert war, und die Sinneslust immer noch in einer subtilen Form in seinem Verstand lauerte, wurde er ein Opfer seiner Leidenschaften. Er verlor sein Ansehen. Der sexuelle Wunsch war immer noch bei ihm vorhanden und als eine passende Gelegenheit kam, hatte er nicht die Stärke und Willenskraft, der Versuchung zu widerstehen. Eine andere große Seele, die von seinen Schülern als ein Avatar angesehen wurde, wurde ein Yoga Bhrashta, ein vom Yoga gefallener. Er vertrieb seine Zeit mit Frauen und verübte einen Fehltritt. Er wurde ein Opfer seiner Lust. Was für ein trauriges Unglück! Yogis klettern unter großen Mühen die Sprossen des Yoga empor. Sie können aber sehr schnell wieder abstürzen, wenn sie leichtsinnig, unachtsam oder überheblich sind.


16.1 Die Gefahren einer ungezügelten Phantasie

Die Anwesenheit einer Frau, oder die Erinnerung an eine Frau, sorgen normalerweise beim Einsiedler, der diese Welt zur spirituellen Läuterung verlassen hat, für sinnliche Gedanken und berauben ihn um die Früchte seiner Entbehrungen. Es ist sehr schwer, das Vorhandensein der subtilen Sinneslust im Verstand von anderen, besonders bei einem spirituellen Einsiedler zu erkennen, aber der Blick, die Stimme, die Gesten, der Gang und das Verhalten können einen Anhaltspunkt geben. Bedenke, wie Yogi Bhartrihari weinend während seiner spirituellen Praxis zu Gott flehte: „O mein Gott! Ich verließ meine Frau, mein Heim. Ich lebe von Blättern, Früchten und Wurzeln. Die Erde ist mein Sofa. Der blaue Himmel ist mein Baldachin. Die Unterkunft ist meine Bekleidung. Aber die Leidenschaft hat mich nicht verlassen.“ So ist die Energie der Leidenschaft.

Einfügung vom Übersetzer.

Die Heilige Julia Eustochium
Eustochium, Julia, Heilige, um 368 nach Christus in Rom aus altadeligem Geschlecht, † 28.9. 420 nach Christus in Bethlehem. Eustochium wurde von ihrer Mutter, der heiligen Paula, und deren Freundin Marcella fromm erzogen. Sie fasste früh den Entschluss, jungfräulich zu leben, und wurde darin bestärkt durch den Heiligen Hieronymus, der während seines Aufenthalts in Rom (382-385 n.Chr.) in ihrem Haus wohnte und für sie seine Abhandlung »De virginitate« schrieb. Als Hieronymus 385 nach Antiochia (heute: Antakya in der Türkei) reiste, folgte ihm dorthin etwas später Paula mit ihrer Tochter Eustochium.

Unter seiner Einwirkung hatten die beiden beschlossen, ihre vornehme Umgebung in der Weltstadt des Westens ganz zu verlassen und in der Nähe der heiligen Stätten (Bethlehem), wo der Herr gelebt und gelitten hatte, ihre Tage zu beschließen. Mit Hieronymus unternahmen sie 385/86 eine Pilgerfahrt in das Heilige Land und nach Ägypten, wo sie die Einsiedler der nitrischen Wüste aufsuchten. Paula und ihre Tochter Eustochium ließen sich für dauernd in Bethlehem nieder und lebten dort in regem Umgang mit ihrem geistlichen Berater Hieronymus. Paula gründete außer mehreren Pilgerhospizen ein Mönchs- und drei Nonnenklöster, von denen sie eines leitete. Als ihre Mutter 404 nach Christus starb, übernahm Eustochium die Leitung der drei Nonnenklöster. Sie wird als Heilige verehrt. Ihr Fest ist der 28. September.

Der Heilige Hieronymus
Der Heilige Hieronymus (347 n. Chr. – 30. September 420 n.Chr.) wurde in Stridon (heute Kroatien) geboren, studierte in Mailand und Rom Grammatik, Rhetorik und Philosophie und setzte sein Studium in Trier fort, wo er das Klosterleben kennen lernte, dann in Aquileia (Norditalien), wo er sich 373 n.Chr. dem asketischen Bund „Chor der Seligen“ anschloss. Eine Wallfahrt ins Heilige Land führte ihn für fünf Jahre zu Einsiedlern in die Wüste Chalkis bei Aleppo, dem heutigen Halab in Syrien.

35 Jahre lang wirkte der Heilige Hieronymus zurückgezogen als Mönch, aber mit intensiver schriftstellerischer Tätigkeit. Er wurde zu einem der bedeutendsten Theologen aller Zeiten, oft in seiner Gelehrsamkeit mit Augustinus verglichen; seiner Briefe an diesen sind erhalten. Auf Hieronymus zurück geht die Unterscheidung der Mönche in Anachoreten – das sind die urchristlichen Asketen, die sich aus allen menschlichen Bindungen lösen, um allein in Askese und Gebet zu leben – und Eremiten – das sind jene, die gemeinsam in einer Mönchssiedlung leben und gewisse Regeln befolgen.

Jerome (Hieronymus, bürgerlicher Name: Eusebius Sophronius Hieronymus, franz.: Jerome, Kirchenlehrer, Heiliger) schreibt über die jungfräuliche Heilige Eustochium, über ihren Kampf mit der Enthaltsamkeit und die Energie der Sinneslust: „Wie oft stellte ich mir in der Wüste, in dieser unermesslichen Einsamkeit, die durch die Hitze der Sonne verbrannte, in einem schrecklichen Kloster lebend vor, an den Wonnen Roms teilzuhaben! Aber ich war allein. Meine Glieder wurden durch einen erbärmlichen Sack bedeckt und meine Haut war so schwarz wie die der Äthiopier (Ostafrika). Täglich weinte und stöhnte ich. Und wenn mich widerwillig der Schlaf überkam, lag mein magerer Körper auf der bloßen Erde. Gar nicht zu sprechen erst von meiner Ernährung und den Getränken in der Wüste. Auch Invaliden haben keine Getränke, aber sie haben kaltes Wasser. Da ich mich aus Furcht vor der Hölle selbst zu diesem Gefängnis, zu deren Gesellschaft Skorpione und wilden Tieren gehören, verurteilt hatte, hatte ich häufig die Phantasie, mitten unter einer Gruppe Mädchen zu sein. Mein Gesicht war blass vom Fasten und in meinem Verstand entflammte das Feuer der Sinneslust, welches bereits tot zu sein schien.“ So ist die Energie der Sinneslust.

Ende Einfügung Übersetzer.

Der Verstand ist der Same der Welt. Es ist der Verstand, der diese Welt gestaltet. Die Welt existiert hauptsächlich innerhalb deines Verstandes. Die Bilder der Objekte werden von deinem Verstand entworfen. Der Verstand erzeugt Wünsche und Phantasien, wenn er diese Objekte nicht erhalten kann und richtet damit großen Schaden an. Sind deine Gedanken aber vollständig auf Gott gerichtet, dann stirbt die Verhaftung an alle sinnlichen Objekte. Lebten die Yogis meist in den Wäldern, in den Höhlen des Himalaya oder in Klöstern, so lebten Jesus und Mohammed zur Kontemplation und um zu fasten für längere Zeit in der Wüste. Auch die ersten moslemischen Sufis und frühchristlichen Mönche lebten meist in der Wüste. Die jüdischen Rabbiner werden niemals müde, die Bedeutung dessen zu unterstreichen, dass ihnen die Zehn Gebote und die Tora am Berge Sinai in der öden Wüste geschenkt wurden.


16.2 Der verbotenen Früchte Gottes für den Yogi

Gott unterwirft dem spirituellen Aspiranten einige Versuchungen, um seine spirituelle Stärke zu prüfen. Er gibt ihm aber auch die Stärke, diese Versuchungen zu besiegen. Die stärkste Versuchung in der Welt ist die Sinneslust. Alle Heiligen haben diesen Versuchungen widerstanden. Sogar Buddha wurde auf seine geistige Reinheit geprüft. Er musste Versuchungen jeder Art widerstehen. Und zwar nicht nur als er Erleuchtung unter dem Bodhibaum in Gaya fand. Der Satan versuchte Jesus auf verschiedene Weise. Die Leidenschaft ist sehr stark. Viele können ihr nicht widerstehen. Man muss sehr acht geben. Der Yogaschüler muss einen sehr hohen Standard an geistiger Reinheit entwickeln. Dann alleine wird er in der Lage sein, solche Prüfungen zu bestehen. Gott versetzt den Yogi in sehr ungünstige Umfelder, um ihn zu prüfen. Sie werden z. B. von jungen Mädchen versucht. Ist der Yogi zu Ruhm gekommen, dann hat er oft Kontakt mit normalen Menschen. Frauen fangen an, sie anzubeten. Sie werden zu ihren Schülerinnen. Dann müssen die Yogis sehr achtsam sein, um keine Fehler zu begehen. Solche Abstürze gab es leider schon viele. Yogis sollten unauffällig leben und sich den normalen Leuten anpassen. Obwohl sich der Weise Visvamitra in den Veden strengen Entbehrungen unterzog, wurde er durch seine unruhigen Sinne davongetragen, als er zufällig auf eine himmlische Nymphe stieß, die ihm vom Kriegsgott Indra gesandt wurde, um seine Askese zu stören. Wenn selbst Visvamitra, der von Blättern, Luft und Wasser lebte, Opfer der Sinneslust wurde, wie erst mag dann das Leben weltlich gesinnter Menschen sein, die über ein reiches Nahrungsangebot verfügen? Bevor sie ihre Leidenschaften kontrollieren, schwimmt das Vindhyagebirge (Gebirgszug in Nordindien) auf den Ozean und Feuer brennt abwärts.

Der sexuelle Instinkt ist sehr stark. Der sexuelle Drang ist beeindruckend. Er kann sich selbst in den hintersten Regionen des Verstandes verstecken und dich überfallen. Bist du einmal nicht aufmerksam, dann greift er dich mit doppelter Kraft an. Visvamitra wurde ein Opfer der Nymphe Menaka, einer himmlischen Tänzerin aus dem Palast des Kriegsgottes Indra. Ein anderer großer Rishi (Weiser) wurde ein Opfer der Nymphe Rambha. Die Asparas sind Nymphen aus der hinduistischen Mythologie. Unter allen Nymphen nehmen Rambha, Urvashi, Menaka und Tilottama eine besondere Stellung ein. Diese vier Nymphen werden von Indra wiederholt zu den Menschen auf der Erde gesandt, um Weise, die mit ihrer Enthaltsamkeit und ihrem Streben nach spiritueller Perfektion eine Gefahr für Indras oder anderer Götter Vormachtstellung zu werden drohen, zu verführen, und sie von ihrem Weg abzubringen. Der Gelehrte Jaimini (2./3. Jh. n.Chr.), der Verfasser der Mimansa-Sutren, die sich mit vedischen Opferritualen beschäftigt, wurde durch die unaufrichtige Masa versucht. Ein anderer mächtiger Weiser wurde durch den Anblick des Paarungsverhaltens von Fischen ermuntert. Ein Yogaschüler wurde gar von der Frau seines Gurus mitgerissen. Viele Yogis sind sich dieser geheimen Bedrängnis, dieses heimtückischen Feindes, nicht bewusst. Sie denken, dass sie sicher und rein sind. Werden sie aber versucht, dann werden sie zu hoffnungslosen Opfern. Darum bleibe lieber alleine, meditiere und beseitige dieses Verlangen.

Geld und Frauen glänzen heller als Gott für einen unwissenden, leidenschaftlichen Mann. Maya, die Illusion ist sehr stark. Adam verfiel wegen eines unachtsamen Augenblicks der Versuchung. Die verbotene Frucht sah in den Augen der Menschen immer schon sehr verführerisch aus. Eine Säule sieht wie eine himmlische Göttin aus und veranlasst dich, in Ehrfurcht vor ihr zu verneigen. Die Ketten aus Gold können zerschnitten werden, aber nicht die seidenen Maschen der Illusion. Ein einzelner unachtsamer Moment reicht aus, das ganze Schmuckkästchen der Perlen der guten Vorsätze, in den dunklen Abgrund der Leidenschaften und der Sinneslust zu stoßen. Verschiebt man Moos in einem Blumenk?bel ein wenig, so hat es schon nach einem winzig kleinen Moment seine Ausgangsposition wieder eingenommen. So ähnlich wickelt die Illusion selbst den Klügsten ein, wenn er auch nur eine Minute unachtsam ist. Darum ist stete Wachsamkeit auf dem spirituellen Pfad erforderlich. Ein Sprichwort sagt: „Zwischen Glas und Lippe gibt’s manche Klippe.“ Bevor du anfängst, die Frucht der Weisheit zu essen, hat der Affe der Täuschung (Maya) sie dir schon aus der Hand geschnappt. Selbst wenn du sie schluckst, kann sie dir im Halse stecken bleiben. Darum solltest du wachsam und vorsichtig sein, bis du die höchste Erkenntnis erlangt hast. Du solltest deine spirituelle Praxis, nicht unter der falschen Annahme beenden, dass du das Ziel bereits erreicht hast.

Der, der in Abgeschiedenheit lebt, ist Versuchungen und Gefahren stärker ausgesetzt. Er muss sehr vorsichtig und aufmerksam sein. Der Verstand wird versuchen, ihn zu verführen, da es niemanden gibt, der ihn zur Besinnung ermahnt. Alle unterdrückten und verdrängten Gedanken warten nur auf eine Gelegenheit, um mit doppelter Kraft anzugreifen. Er ist wie ein Mann, der sich mit einem Tiger, einer Schlange und einem Bären in einem Käfig befindet. Die Feinde Wut, Sinneslust und Geldgier werden listig versuchen, dich zu besiegen. Wenn du den spirituellen Weg allein beschreitest, dann werden sie versuchen, dich zu überfallen, so wie der Dieb den einsamen Reisenden im dichten Wald überfällt. Darum lebe lieber in der Gesellschaft von Weisen. So kannst du dich nicht verirren.


17. Stoppe das lüsterne Schauen

Ein Mann, der das Rauchen und das Trinken aufgegeben hatte, wollte Brahmacharya praktizieren, obwohl er verheiratet war. Seine Frau hatte nichts dagegen einzuwenden, aber er selbst hatte einige Mühe damit. Besonders schwer fiel es ihm, seine Blicke zu kontrollieren. „Die Straße ist mein Hauptfeind“, sagte er vor kurzem zu mir. Das heißt, dass der Blick von hübschen Frauen angezogen wird. Ein anderer Yogaschüler sagte: „Während ich Pranayama (Atemübungen), Japa (Mantrameditation) und Meditation übte, war mein Verstand rein, selbst wenn ich halbnackte junge Frauen sah. Aber als ich die Praxis nachließ, war ich nicht in der Lage, mein Schauen zu kontrollieren. Dann wurde mein Blick magisch von hübschen Frauen und den erotischen Bildern in den Straßen angezogen. Der Strand und die Einkaufsstraßen sind meine Feinde.“ Die, die Brahmacharya üben, sollten ihre Blicke kontrollieren. Dieser Impuls kann sonst zu einer Gefahr werden, da er die Neugier und die sexuellen Wünsche anregt. Durch lüsterne Blicke erwachen subtile Begierden. Das Betrachten einer hübschen Frau verursacht den Wunsch, mit ihr zu sprechen. Die Unterhaltung mit einer hübschen Frau verursacht den Wunsch, sie zu berühren. Vielleicht hast du unreine Gedanken und wirst zum Opfer deiner Lust. Darum betrachte keine Frau mit lüsternen Blicken. Sprich mit ihr nicht über intime Dinge. Sei nicht zu vertraut.


17.1 Kümmere dich um das Gefühl hinter den Blicken

Es hat keinen Nachteil, wenn man einen schönen Gegenstand betrachtet; aber du musst ein göttliches Gefühl entwickeln. Du solltest glauben, dass alles eine Erscheinungsform Gottes ist. Reinige deine Gedanken und Gefühle. Reinheit ist Brahman, Reinheit ist Gott. Sei eine Verkörperung der Reinheit. Wiederhole geistig das Mantra: „Reinheit, Reinheit. Ich bin Reinheit, ich bin Reinheit“ und versuche diesen unvergleichlichen Zustand der Reinheit zu erreichen. Du hast keinen lüsternen Blick, wenn du deine Mutter oder deine Schwester siehst, obwohl sie hübsch, gut gekleidet und mit Blumen geschmückt sind. Du betrachtest sie mit Zuneigung und Liebe. In deinem Kopf sind keine lustvollen Gedanken. Du solltest solche reinen Gedanken auch entwickeln, wenn du andere Frauen betrachtest. Gibt es Unreinheiten hinter deinen Blicken, dann gleicht dies einem Ehebruch. Eine Frau mit lüsternem Herzen zu betrachten, gleicht einem sexuellem Vergnügen. Es ist eine Art Geschlechtsverkehr. Dies ist der Grund, warum Jesus sagte: „Wenn du eine Frau mit lüsternem Blick betrachtest, hast du bereits Ehebruch in deinem Herzen begangen.“

Du wirst keinen Schaden haben, wenn du eine Frau mit tugendhaftem Blick betrachtest. Wenn du eine junge Dame betrachtest, dann solltest du denken: „Ich verneige mich vor dir, O Mutter“. Betrachte sie als eine Erscheinung der Göttin Kali. Wer hat diesen hübschen Körper geschaffen? Dahinter gibt es einen allmächtigen, alles durchdringenden und barmherzigen Schöpfer. Der Körper aber besitzt nur eine vorübergehende Schönheit. Gott der Schöpfer ist ewige Schönheit. Er ist die Verkörperung der wahren Schönheit. Er ist die Urquelle der Schönheit. Erkenne seine Schönheit durch Meditation. Du solltest Gefühle der Hingabe, der Bewunderung und der Ehrfurcht entwickeln, wenn du auf den Schöpfer dieser Schönheiten schaust. So kommst du nicht in Versuchung. Studierst du die Vedanta, die wichtigste Schrift der indischen Philosophie, dann weißt du: „Alles ist das Selbst (Gott). Die Namen und Formen der äußeren Dinge sind nur Illusionen. Sie haben keine unabhängige Existenz neben dem Selbst.“ Wie sollten die Weisen von einst, den Frauen das Wissen über Atman (Seele) vermitteln, wenn sie die Frauen nicht anschauten? Viele Frauen betrachteten es außerdem als eine Ehre, einem Yogi zu dienen. Die Maxime, betrachte kein Bild von einer Frau, gilt für leidenschaftliche Männer, die keine Selbstkontrolle besitzen. Der Weise Yajnavalkya lehrte seiner Frau Maitreyi das Wissen über Atman. Die Tochter von König Janasruti diente dem Weisen Raikva. Raikva war ein Naishthik Brahmachari, ein Brahmachari, der das Brahmacharya bereits seit seiner Kindheit praktizierte.

Sogar der befreite Weise, richtet seine Augen aus Gewohnheit auf die Objekte. Er betrachtet das Innere der Frau als Ausdruck des Atman. Er empfindet kein sinnliches Verlangen. Der weltliche Mann dagegen betrachtet das äußere der Frau und entwickelt lustvolle Gedanken. Er denkt nicht an den Atman, der hinter der äußeren Schönheit ist. Der normale Mann fühlt sich von der Schönheit der Frau angezogen. Das ist der Unterschied zwischen einem weltlich orientierten Mann und einem Weisen. Bei einem Weisen gibt es keine Voreingenommenheit und keine sinnlichen Gedanken, wenn er eine Frau betrachtet. Der Weise bewundert die Schönheit einer Frau genau so, wie die Schönheit einer Rose, die Schönheit des Meeres, der Sterne oder die Schönheit einer Landschaft. Denke daran, dass die Schönheit einer Frau zur Schönheit der Natur gehört, einer Natur, die Ausdruck Gottes ist. Wann immer du eine Frau siehst, stelle dir die Frage: „Wer ist der Schöpfer dieser hübschen Frau?“ Und sofort stellt sich Bewunderung, Demut und Hingabe bei dir ein. Wirfst du aber lüsterne Blicke auf die Frau, dann beginnt es in dir zu brodeln. Du begehst Ehebruch im Herzen. Lüsterne Gedanken haben Knechtschaft und Elend zur Folge.

Die Schönheit in den Gesichtern der Frauen, ist die Schönheit Gottes. In dieser Weise solltest du sie bewundern. Dann wirst du keinen Schaden nehmen. Frauen sind ein Symbol der Schönheit. Sie sind ein Symbol der Stärke. Sie sprechen zu dir in der Sprache des Schweigens: „Ich bin eine Repräsentantin der Adi Sakti, der göttlichen Energie. Sieh Gott in mir. Sieh die göttliche Mutter Kali in mir. Verwirkliche Gott durch mich. Bete Gott als Verkörperung der Schönheit an. Verehre ihn als Verkörperung der Energie. Erkenne seine Allmacht.“ Denke immer und immer wieder daran, dass die Schönheit eines Gesichtes, die Schönheit Gottes ist. Göttliche Gefühle sollten in dir aufsteigen, wenn du in das hübsche Gesicht einer Frau blickst. Studiere das zehnte Kapitel der Bhagavad Gita, Vibhuti Yoga (Der erhabene Schatz des Absoluten), immer und immer wieder.


17.2 Wie man unreine Gedanken beseitigt

Unreine Gedanken, die beim Anblick einer Frau entstehen, verschwinden allmählich, wenn deine Reinheit durch regelmäßiges Japa und Meditation wächst. Es dauert einige Zeit, bis die alten lüsternen Eindrücke im Unterbewusstsein beseitigt sind und sich ein neues Bewusstsein gebildet hat. Dann steigen allmählich reine Gedanken auf. Richte deinen Blick auf Gott. Versuche immer wieder, die Frauen als Göttinnen zu betrachten, dich von der sexuellen Vorstellung zu lösen und nicht im Körperlichen zu verhaften. Wann immer sich lüsterne Gedanken einstellen, dann denke daran, dass selbst die hübscheste Frau nur aus Fleisch, Knochen, Urin, Schweiß und Fäkalien besteht. Dieses verursacht Abscheu und Leidenschaftslosigkeit. Dann wirst du nie wieder einen unkeuschen Blick auf eine Frau richten. Frauen, die ebenfalls das Brahmacharya praktizieren, sollten in ähnlicher Weise vorgehen.

Du solltest nicht nur Abscheu entwickeln, sondern dich auch von der sexuellen Verhaftung befreien. Bist du nicht extrem erschrocken, wenn eine Kobra direkt auf dich zukommt? Die gleiche Einstellung solltest du besitzen, wenn lüsterne Gedanken in deinen Verstand eindringen. Dann nur wird die sexuelle Anziehung allmählich nachlassen. Selbst auferlegte Bußen sollen helfen, sich lüsternen Gedanken hinzugeben. Verzichte auf das Abendessen, wenn du dich lüsternen Gedanken hingegeben hast. Mache zwanzig Japas (Mantrameditation) mehr auf der Mala (Gebetskette). Trage einen Lendenschurz oder ein Langoti (eine Art Tanga) um Buße zu tun. Betrachte eine Frau nicht mit lüsternem Auge. Wenn sie alt ist, betrachte sie als deine Mutter. Wenn sie jung ist, als deine Schwester. Und wenn sie sehr jung, als dein Kind. Du kannst das Gefühl entwickeln, das alle Frauen deine Mütter und Schwestern sind. Befolge eisern diese Praxis. Wenn du auf der Straße gehst, dann schaue nicht wie ein Affe hierhin und dorthin. Gehe in dich gekehrt mit würdigen Schritten durch die Straße, in der Haltung eines Guru. Dies wird es dir erleichtern, nicht gegen die Gebote des Brahmacharya zu verstoßen.

O Kind von unsterblichem Wesen! Du bist lange Zeit mit lüsternen Augen durch die Welt gegangen. Kultiviere dein Urteilsvermögen und lerne die Kunst der Unterscheidung. So gewinnst du ein großmütiges Sehvermögen. Dann wird dir die ganze Welt als eine Masse kristallisierten Glücks erscheinen. Dann wirst du kein Übel und keine Hässlichkeit finden. Es ist nicht zu leugnen, dass die Sinneslust die mächtigste Kraft ist, die man überwinden sollte. Äußerlich kannst du sagen: „Ich sehe die Frau als meine Mutter, ich betrachte sie als meine Schwester.“ Aber selbst wenn du dich bemühst, alle guten Vorsätze zu beachten, so spielt dir dein Geist doch immer wieder einen Streich. Es zieht ihn immer wieder in die falsche Richtung. Immer wieder schleichen sich sinnliche Wünsche und Gedanken in den Verstand. Sie sind fast ebenso schlimm wie die Tat. Solltest du einmal auf die Probe gestellt werden, dann wirst du vielleicht hoffnungslos versagen, da du keine Kontrolle über deine Sinne hast.

Es gibt nichts, was der Yogi nicht erreichen könnte, wenn er seinen Verstand kontrolliert. Je größer die Schwierigkeit, desto größer ist der Glanz des Erfolges. Versuche es immer wieder. Betrachte die Frau nicht als Sexualobjekt. Wenn du dazu nicht in der Lage bist, und die Frauen weiterhin mit lüsternem Blicken betrachtest, dann stelle dir in deiner Phantasie das Bild einer Leiche, eines Skeletts oder einer verrunzelten, kranken und alten Frau vor und behalte es solange in deinem Gedächtnis, bis du mit Ekel erfüllt bist. Dieses wird dir ermöglichen, deine Leidenschaften zu überwinden. Gleichzeitig nimm Zuflucht zu den Lotosfüßen der Göttin Devi, die alle anderen Göttinnen in sich vereint. Bete zu ihr und bitte sie um die Stärke, den Versuchungen der Leidenschaft zu widerstehen und sie zu besiegen. Durch eine aufmerksame und konstante spirituelle Praxis, wird es dir gelingen, allmählich Fortschritte zu erzielen.

Anmerkung des Übersetzers:

Die Betrachtung der Frau als Leiche oder Skelett, sowie als alte, verrunzelte und kranke Frau, geht vermutlich auf Buddha zurück. Buddha ersann insgesamt 40 Meditationsmethoden, wobei sich zehn Meditationsmethoden auf die Unreinheiten des Körpers bezogen. Detailliert kann man dies im Tipitaka, dem Pali Kanon des Theravāda-Buddhismus, unter „Der Weg zur Erlösung“ nachlesen.

Ende Anmerkung Übersetzer.


18. Ernährung und Sexualität

Die Ernährung spielt beim Brahmacharya eine wichtige Rolle. Eine reine und gesunde Ernährung hat einen reinen Geist zur Folge. Verschiedene Arten der Ernährung haben unterschiedliche Auswirkungen auf dem Verstand. Es gibt bestimmte Arten der Nahrung, die den Verstand und den Körper sehr stark machen. Darum ist es sehr wichtig, dass wir reine und natürliche Nahrung zu uns nehmen. Die Ernährung und das Brahmacharya stehen in sehr enger Verbindung. Schenkt man einer gesunden Ernährung die rechte Aufmerksamkeit, so kann dies das Zölibat erleichtern. Der Einfluss der Nahrungsmittel auf die Gehirnzellen, das Gefühl und die Leidenschaften ist bemerkenswert. Es gibt unterschiedliche Bereiche im Gehirn. Jede Nahrung erzeugt in jedem Bereich des Gehirns seine eigene Wirkung und einen Einfluss auf den gesamten Körper. Eine Praline hat eine aphrodisierende Wirkung. Sie stimuliert die Fortpflanzungsorgane. Knoblauch, Zwiebeln, Fleisch, Fisch, Eier und scharfe Gewürze regen ebenfalls die Leidenschaften an.

Es ist bezeichnend, wie ruhig und friedlich Elefanten und Kühe sind, die nur vom Gras leben. Tiger und andere fleischfressende Tiere sind dagegen sehr wild und unruhig. (Anmerkung des Übersetzers: Löwen und Tiger schlafen 16 bis 20 Stunden am Tag. Ende Anmerkung.) Dein Instinkt und deine innere Stimme werden dir helfen, die Nahrungsmittel auszuwählen, die für das Brahmacharya förderlich sind. Setzt man sich mit der gesunden Ernährung ein wenig auseinander, so weiß man nach einiger Zeit, welche Lebensmittel das Brahmacharya unterstützen und welche eher die Leidenschaften entfachen. Dabei kann man sich auch von erfahrenen Personen beraten lassen.


18.1 Gesunde Lebensmittel

Cheru (gekochter weißer Reis mit Büffelbutter, Zucker und Milch), Havis Annam (gekochter weißer Reis nur mit Büffelbutter), Milch, Weizen, Gerste, Brot, Büffelbutter, Butter, getrockneter Ingwer, grüne Sojabohnen, Kartoffeln, Datteln, Bananen, Quark, Mandeln und Früchte sind gesunde Lebensmittel. Diese Lebensmittel sind für Yogaschüler sehr hilfreich. Milch ist eine vollkommene Nahrung. Sie enthält die unterschiedlichsten nahrhaften Bestandteile in sehr ausgewogenen Anteilen. Früchte sind sehr gute Energielieferanten. Bananen, Trauben, Orangen, Äpfel, Granatäpfel und Mangos sind gesund und nahrhaft. Trockene Früchte wie Trauben, Rosinen, Datteln und Feigen, süße frische Früchte wie Bananen, Mangos, Breiäpfel (Sapotilla-Äpfel oder Manilafrucht), Melonen, Zitronen (Limetten), Ananas, Äpfel, Holzäpfel (Wildäpfel, Stammform des Kulturapfels), süße Granatäpfel, Zucker und Süßigkeiten, Honig, Sago, Pfeilwurz (Mehl), Milch, Butter und Büffelbutter, zartes Kokosnusswasser, Kokosnuss, Mandeln, Pistazien, Erbsen, Hirse, Gerste, Mais, Weizen, Reis des roten Paddys (ungeschälter Reis), dessen Kleie nur teilweise entfernt wurde, gut riechender Reis mit süßem Geschmack, alle Zubereitungen von irgendwelchen Getreidekörnern (Müsli) und weißer Kürbis sind reine Lebensmittel, die dem Aufrechterhalten des Brahmacharya dienen.


18.2 Lebensmittel, die der Yogi meiden sollte

Vor allem stark gewürzte Gerichte, wie heiße Currygerichte mit Gemüse, Fleisch und Reis, Chutney (eine würzige süß-saure Soße, häufig werden Mango, Tomaten oder Zwiebeln als Hauptzutaten verwendet), Paprika, Fleisch, Fisch, Eier, Tabak, Alkohol, saure Lebensmittel (Brathering, Mixed Pickles), Öle jeder Art, Knoblauch, Zwiebeln, bittere Lebensmittel, saurer Quark, veraltete Lebensmittel, Säuren (Essig, Zitronensaft), Schleimhäute zusammenziehende Lebensmittel (saure Früchtetees, Soda mit Zitronensaft), scharfe oder gebratene Lebensmittel, überreife und unausgereifte Früchte, schweres Gemüse und Salz sind für den Brahmachari nicht zu empfehlen. Zwiebeln und Knoblauch sind schlimmer als Fleisch. Salz ist der schlimmste Feind. Zu viel Salz regt die Leidenschaft an. Viele Lebensmittel enthalten Salz. Selbst wenn du keinen Salz nimmst, holt der Körper sich das notwendige Salz von anderen Lebensmitteln. Der Verzicht auf Salz hilft dir, deinen Gaumen zu kontrollieren. Dadurch kannst du auch besser deinen Verstand und deine Sinne kontrollieren.

Alle Arten Erbsen und Bohnen, frisch und gekocht, Urdbohne (Linsenbohne), Kichererbse, Pferdebohne (Ackerbohne), gekeimtes Getreide (Weizen, Dinkel, Karmut), Senf, alle Sorten Paprika, Asant (Gewürz, wegen seines Geruchs auch Teufelsdreck genannt), Linsen, Auberginen, Okra (Gemüse), Gurken, Malabar Spinat (Basellaceae, weiß und rot), Bambusspossen, Papaya (Melonen), Moringabaum, alle Arten von Kürbissen, auch weißer Kürbis und Schlangenkürbis, Rettich, Lauch, Pilze aller Arten, in öl oder in Büffelbutter gebratene Lebensmittel, Essiggurken aller Art, gebratener Reis, Sesamsamen, Tee, Kaffee und Kakao sollten gemieden werden. Weiter sollten alle Arten von Gemüse, Blätter, Wurzeln, Früchte und Nahrungsmittel, die Blähungen oder Verdauungsbeschwerden, Leid, Schmerz, Verstopfung oder andere Krankheiten hervorrufen, vermieden werden. Ebenfalls abzuraten ist von Gebäckzutaten (Füllungen, Zuckergüssen, Desserts), von Nahrungsmitteln, die trocken und brennend, bitter, scharf, sauer, salzig, und heiß sind. Von Tabak sowie Nahrungsmitteln und Getränken, die Alkohol oder narkotische Drogen wie Opium oder Haschisch enthalten. Lebensmittel, die verjährt sind, die übermäßig der Kälte ausgesetzt waren, sowie aufgewärmte Speisen, die ihren natürlichen Geschmack und Geruch, ihre natürliche Farbe oder Form verloren haben, sollte man nicht essen. Essensreste, die bereits von anderen Personen, Tieren, Vögeln oder Insekten gegessen wurden, die staubig sind, die Haare, Stroh oder anderen Abfall enthalten, sowie die Milch des Büffels, der Ziege oder der Schafe sollten vermieden werden. Zitronesaft, Steinsalz, Ingwer und weißer Pfeffer sollte nur in Maßen benutzt werden.


18.3 Maßhalten bei der Ernährung

Der Magen sollte zur Hälfte mit gesunden Lebensmitteln gefüllt werden. Ein Viertel sollte mit reinem Wasser gefüllt werden. Das letzte Viertel sollte frei bleiben. Brahmacharins sollten diese Regel streng beachten. Sie sollten besonders abends wenig Essen und den Magen nicht überlasten. Man bedenke, dass in den Klöstern bereits um 10.30 zu Mittag gegessen wird. Nach 12 Uhr mittags sollten die Mönche den ganzen Tag nichts mehr essen. Gegen 17 Uhr gibt es eventuell noch einen Saft zu trinken. Ein Vielfraß kann nur davon träumen, ein Brahmachari zu werden. Die Kontrolle des Gaumens ist eine notwendige Voraussetzung, die Sinneslust zu kontrollieren, wenn man das Gelübde des Brahmacharya beachten möchte. Zuerst muss der Gaumen kontrolliert werden. Dann wird es leicht, die Leidenschaft zu kontrollieren. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Gaumen und den Geschlechtsorganen.

Der Gaumen ist das Organ des Wissens. Er wird getragen vom reinen Teil des Urelements Wassers. Das Zeugungsorgan dagegen ist ein Organ der Tätigkeit. Es wird getragen vom belebenden Teil des Urelements Wasser. Sie sind verschwisterte Organe, die derselben Quelle entspringen. Wenn der Gaumen mit anregender Nahrung stimuliert wird, werden auch die Geschlechtsorgane angeregt. Darum sollte bei der Ernährung eine bewusste Auswahl und Begrenzung getroffen werden. Die Nahrung eines Brahmachari sollte einfach, schonend, ungewürzt und nicht anregend sein. Das Maßhalten bei der Ernährung ist sehr wichtig. Den Magen zu überfüllen ist in hohem Grade gesundheitsschädlich. Besonders der Verzehr von Früchten ist sehr vorteilhaft. Man sollte nur Essen, wenn man wirklich Hunger hat. Der Magen neigt mitunter dazu, dich zu überlisten. Dann hast du das Gefühl, du hättest Hunger. Setzt du dich dann aber hin, um etwas zu essen, hast du keinen Appetit mehr. Das Fasten kann ein sehr nützlicher Helfer bei einer gesunden Ernährung und bei der Praktizierung von Brahmacharya sein. Du solltest das Fasten nicht ignorieren und dich einmal damit auseinander setzen.


18.4 Das Fasten – eine reinigende Übung

Das Fasten kontrolliert die Leidenschaft. Es beseitigt die sexuelle Erregung, beruhigt die Emotionen und kontrolliert die Sinne. Leidenschaftliche junge Männer und Frauen sollten gelegentlich Zuflucht zum Fasten nehmen. Es erweist sich als sehr vorteilhaft. Das Fasten ist eine gute Bußübung. Es reinigt den Verstand und vernichtet sehr viele Sünden. Die Shastras, die heiligen Schriften, schreiben Chandrayana Vrata (Vrata = Gelübde), Krichara Vrata, Ekadasi Vrata und Pradosha Vrata für die Reinigung des Verstandes vor. Chandrayana Vrata ist eine Essensregel, die mit fünfzehn Bissen Nahrung am Tage des Vollmondes beginnt. Von da an soll das Essen tagtäglich bis zum Neumond um einen Bissen verringert, ab dem Neumond täglich wieder um einen Bissen vermehrt werden, bis die fünfzehn Bissen zum Vollmond wieder erreicht sind. Unter dem Ekadasi Vrata versteht man das Fasten am Ekadasi-Tag: Das ist der 11. Tag nach Vollmond und der 11. Tag nach Neumond. An diesen Tagen sollten man sich nur von Obst und Milch ernähren. Das Pradosha Vrata ist die Anrufung Shivas mit der Bitte um Erfolg in allen Unternehmungen und die Erfüllung aller Herzenswünsche, in der Abenddämmerung des 13. Tages jeder Mondhälfte. Auch am Pradosha-Tag sollte man fasten.

Das Fasten kontrolliert den Gaumen, den großen Feind der Enthaltsamkeit. Wenn du fastest, dann erlaube dem Verstand nicht, an köstliche Gerichte zu denken, weil du sonst keinen Erfolg beim Fasten haben wirst. Das Fasten regeneriert die Atemwege, den Kreislauf, das Verdauungssystem und die Harnwege. Es scheidet alle Verunreinigungen, Harnsäuren und Gifte des Körpers aus. So wie unreines Gold durch Schmelzen gereinigt wird, so wird der unreine Verstand durch Fasten gereinigt. Junge und robuste Brahmacharins sollten fasten, wenn sie von der Leidenschaft bedrängt werden. Du kannst während des Fastens sehr gut meditieren, da der Verstand ruhig und gelassen ist. Du solltest die Fastenperiode für eine konsequente Meditation nutzen, da die Sinne sehr ruhig sind. Du solltest alle Sinne zurückziehen und den Verstand auf Gott richten. Bete zu Gott und bitte ihn um seine Führung, dass er deinen Weg mit seinem Licht erleuchte. Bitte in Andacht: „O Gott! Mögest du mich erleuchten. Führe mich, schütze mich. Ich bin dein, mein Gott!“ Du wirst Reinheit, Licht, Stärke und Wissen erhalten. Das Fasten ist eine der 10 religiösen Vorschriften des Yoga. Vermeide übertriebenes Fasten. Es erzeugt Schwäche. Benutze deinen gesunden Menschenverstand. Die, die nicht in der Lage sind, einen ganzen Tag zu fasten, sollten neun oder zwölf Stunden lang fasten. Abends oder Nachts können sie dann Milch und Früchte zu sich nehmen.

Während des Fastens haben die Verdauungsorgane wie der Magen, die Leber und die Bauchspeicheldrüse Ruhe. Schlemmerer und unermüdliche Esser erlauben diesen Organen nicht, wenigstens einmal für ein paar Minuten zu ruhen. Folglich sind diese Organe häufiger krank. Diabetes (gestörte Insulinproduktion), Verdauungsstörungen und Hepatitis (Leberentzündungen) haben ihre Ursachen in der Überfettung. Neunzig Prozent aller Menschen essen mehr, als der Körper eigentlich braucht. Das Überessen ist zu ihrer Gewohnheit geworden. Das hat sehr viele Krankheiten zur Folge. Gelegentliches Fasten ist sehr sinnvoll, um eine gute Gesundheit zu erhalten, die inneren Organe zu entlasten und Brahmacharya zu praktizieren. Krankheiten, die von den Medizinern mitunter als unheilbar eingestuft wurden, wurden oft durch Fasten kuriert. Das Fasten erzeugt Willensenergie und Ausdauer. Manu, das hinduistische Gesetzbuch, betrachtet das Fasten als Hilfsmittel, um sich von den fünf Todsünden (Gier, Hass, Nichtwissen, Stolz und Neid) zu befreien.

Es ist besser, während des Fastens, entsprechend der Temperatur und Neigung, eine große Menge kaltes oder lauwarmes Wasser zu trinken. Es spült die Nieren, entfernt das Gift und alle Verunreinigungen des Körpers. Du kannst dem Wasser auch einen halben Teelöffel Backpulver (Natron, Soda Bicarbonat) hinzufügen. Natron wirkt entgiftend. Die, die zwei oder drei Tage fasten, sollten ihr Fasten nicht durch eine feste Nahrung unterbrechen. Sie sollten einen Fruchtsaft nehmen, entweder Orangensaft oder Granatapfelsaft. Sie sollten den Saft in kleinen Schlücken trinken. Das Reinigen des Darmes bringt alle Giftstoffe, die sich seit Jahren im Darm abgelagert haben, nach außen. Ein reiner Darm nimmt dann die Vitamine und Mineralien wesentlich besser auf. Beginne am Anfang an einem Tag zu fasten. Dann erhöhe langsam die Anzahl der Tage, entsprechend deiner inneren Stärke. Es kann sein, dass du am Anfang eine leichte Schwäche fühlst. Der erste Tag kann sehr ermüdend sein. Am zweiten oder dritten Tag fühlst du dich sehr glücklich. Der Körper fühlt sich sehr leicht an.

Während des Fastens fällt das geistige Arbeiten dir leichter. Die, die häufiger fasten, haben ihre Freude daran. Am ersten Tag möchte der Verstand dich auf vielfältige Art verleiten, etwas zu essen. Bleibe standhaft und trotze der Versuchung. Praktiziere während des Fastens mehr Japa (Mantrameditation) mit dem Gayatri-Mantra oder einem anderen Mantra. Fasten ist eher ein geistiges als ein körperliches Handeln. Du solltest das Fasten für höhere spirituelle Zwecke nutzen. Richte deine Gedanken auf Gott und denke über den Sinn des Lebens nach. Stelle dir die Fragen „Wer bin ich?“ und „Was ist Atman (Seele) oder Brahman (Gott)?“ Was sind die Mittel und Wege, um Gott zu erreichen? Seid ohne Furcht und Sorgen und ruht in der Reinheit für immer und ewig. Meine lieben Brüder! Haben dich diese Zeilen zum Fasten ermutigt? Dann beginne sofort damit. Friede euch allen!


19. Feuchte Träume und Samenverlust

Viele junge Männer sind mit feuchten Träumen (nächtliche Orgasmen, Pollutionen) und unfreiwilligem Samenverlust ohne Orgasmus (Spermatorrhoe) konfrontiert. Zu Spermatorrhoe kommt es bei Menschen, die statt natürlicher Nahrung Nüsse, Cerealien (Müsli, Frucht- und Müsliriegel, Extrudaten (Snack- oder Frühstückserzeugnisse aus Maisgrieß, Maismehl, Reis-, Hafer-, Hirse-, Roggen-, Weizenmehl und Kartoffelstärke, z. B. Erdnussflips, Kleieflips), Loops, Crisps und Cornflakes), Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Salz, Tee, Kaffee und alkoholische Getränke zu sich nehmen und die rauchen. Die erste Wirkung dieser Reizmittel besteht darin, dass der Mann seine Geschlechtskraft überschätzt, da er aufgeputscht ist. Das führt zu übertriebenem Sexualverkehr oder zu Masturbation (Selbstbefriedigung), mit dem Ergebnis, dass die Organe geschwächt werden. Anfangs treten Pollutionen durch wollüstige Träume und Erektionen auf; doch mit der fortschreitenden Schwächung kommt es auch beim Urinieren und beim Stuhlgang zur ungewollten Samenabgabe. Infolge der unnatürlichen Reiznahrung hat sich Spermatorrhoe entwickelt. Aus all dem ist zu ersehen, wie wichtig eine natürliche Ernährung für das Geschlechtsleben des Mannes ist.

Die Spermatorrhoe, diese entsetzliche Krankheit, hat viele brillante Jugendliche unglücklich gemacht, die einst gute Schüler waren und denen sonst eine glänzende akademische Laufbahn bevorgestanden hätte. Diese schreckliche Krankheit hat vielen Schülern und auch Erwachsenen die Vitalität geraubt, sie ausgelaugt und sie körperlich, moralisch und geistig zu Grunde gerichtet. Sie hat das Wachstum vieler junger Leute gehemmt und sie zu unwissenden und lasterhaften Menschen werden lassen. Diese bemitleidenswerte Krankheit hat die Hoffnungen vieler junger Männer vereitelt und Verzweiflung, Trübsinn, eine zerrüttete Gesundheit und eine ruinierte seelische Verfassung hinterlassen. Ich erhalte zahlreiche Briefe mit mitleiderregenden Geschichten von ausschweifenden und verlorenen Jugendlichen. Die kulturelle Entwicklung besteht in der Zunahme von billiger pornographischer und erotischer Literatur und von obszönen Filmen, die zum seelischen und gesundheitlichen Ruin der fehlgeleiteten Jugend beitragen. Der Verlust der lebenswichtigen Energie erzeugt große Angst. Der Körper wird schwach, das Gedächtnis lässt nach, das Gesicht verliert an Ausstrahlung und der junge Mann ist irgendwann nicht mehr in der Lage, seinen bemitleidenswerten Zustand zu beenden. Aber es gibt keinen Anlass zum Verzweifeln. Wenn du die Tipps der folgenden Seiten beachtest, entwickelst du eine vernünftige Haltung zum Leben, führst ein diszipliniertes, spirituelles Leben und erreichst schließlich höchstes Glück.


19.1 Normale und krankhafte Pollution

Spermatorrhoe ist eine ungewollte Samenabgabe. Der Patient führt den Samen zusammen mit dem Urin während der Harnentleerung ab. Wenn es gelegentlich zu einer ungewollten Samenabgabe kommt, dann brauchst man nicht weiter beunruhigt zu sein. Die ungewollte Samenabgabe kann auf eine erhöhte Körperwärme, auf den Druck der gefüllten Därme oder auf eine gefüllte Blase zurück zu führen sein, die auf die Prostata bzw. auf die Samenbläschen drückt. Dieses sind keine krankhaften Zustände. Nächtliche Orgasmen, Pollutionen und feuchte Träume sind synonyme Bezeichnungen. In einigen Fällen findet auch tagsüber ein Samenerguss statt. Ein Orgasmus kann auch in körperlichen Extremsituationen auftreten, verursacht etwa durch exzessives Beten oder Hungern, extreme körperliche Betätigung (Leistungssport), bei körperlichen Schmerzen (auch außerhalb sexuell betonter Sado/Maso-Praktiken), in massiven Angst- oder Bedrohungssituation, oder durch Gewalterlebnisse bei Opfern oder Tätern. Der Orgasmus könnte hierbei die Funktion haben, eine Überreizung des Nervensystems vorzubeugen und emotional aus der überfordernden Situation auszusteigen (Orgasmus).

Es gibt zwei Arten von Pollutionen, nämlich normale und krankhafte. Bei der normalen Pollution findet eine Auffrischung statt. Du solltest über diesen Vorgang nicht weiter besorgt sein, wenn die Samenentleerung nur gelegentlich geschieht. Dies ist ein geringfügiger periodischer Abfluss des Samens, um die Vorratsspeicher, in der das Ejakulat aufbewahrt wird, zu reinigen und vor dem Überlauf zu schützen. Wegen dieses Vorganges braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben. Möglicherweise bemerkt man den nächtlichen Orgasmus, der ja im Schlaf geschieht, nicht einmal. Bei krankhaften Pollutionen allerdings, wird der Samenerguss von sexuellen Gedanken begleitet. Depressionen sind die Folge. Es stellen sich Reizbarkeit, Trägheit, Faulheit, und die Unfähigkeit zu arbeiten und sich zu konzentrieren, ein. Gelegentliche Pollutionen dieser Art sind ohne Konsequenz. Aber häufige Pollutionen dieser Art verursachen Depressionen, Erschöpfung, Verdauungsstörungen, Niedergeschlagenheit, Vergesslichkeit, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Augenbrennen, Schläfrigkeit und ein brennenden Empfinden beim Harnlassen und beim Samenfluss. Der Samen wird außerdem dünnflüssig.


19.2 Ursachen und Konsequenzen

Feuchte Träume und ungewollter Samenverlust können die verschiedensten Ursachen haben: Verstopfung, ein überfüllter Magen, Lebensmittel, die zu stark reizen (scharfe Gewürze) oder Gase erzeugen, unreine Gedanken und häufige Selbstbefriedigung aus Unwissenheit und Gewohnheit. Samenverlust, nächtliche Orgasmen, wollüstige Träume und alle anderen Auswirkungen eines unsittlichen Lebenswandels, führen zum Unglücklichsein, wenn sie nicht durch eine verantwortungsbewusste Medizin erkannt wird. Aber die Medizin kann dem Patienten keine dauerhafte Heilung bescheren. Ein Patient kann eine vorübergehende Erleichterung erfahren, wenn er eine Medizin nimmt. Selbst westliche Ärzte sagen, dass solch eine Medizin keine dauerhafte Heilung bewirken kann. Von dem Moment an, wo die Medizin wieder abgesetzt wird, treten die alten Leiden wieder auf.

In einigen Fällen wird der Patient durch den Gebrauch von Medikamenten sogar impotent. Die einzig erfolgversprechende und dauerhafte Heilung kann nur durch Yoga erreicht werden. Nasti Yogat Param Balam (Keine Kraft ist größer als Yoga.) Die unterschiedlichen Methoden, die in diesem Buch beschrieben werden, führen zum Erfolg, wenn du sie regelmäßig praktizierst. Lass dich nicht durch die bombastischen Anzeigen beirren, die von den Wunderdoktoren und Scharlatanen veröffentlicht werden. Führe ein einfaches natürliches Leben. Und bald wird es dir wieder gut gehen. Gib dein Geld nicht für so genannte Wundermedizin oder irgendwelche Besonderheiten aus. Sie sind wertlos. Die Wunderdoktoren versuchen nur die Leichtgläubigen und Unwissenden auszunutzen. Gehe nicht zu solchen Ärzten. Trachte danach, dein eigener Arzt zu sein. Bemühe dich darum, die Naturgesetze, die Grundregeln der Hygiene und Gesundheit zu verstehen. Verstoße nicht gegen die Gesetze der Gesundheit.


19.3 Masturbation und Zorn

Vermeide alle Arten von Selbstbefriedigung. Sie berauben dich deiner lebenswichtigen Energien. Hinterher fühlst du dich wie ein toter Mann oder wie ein ausgepresstes Zuckerrohr. Der Samen ist in der Tat ein unbezahlbarer Schatz. Vergeude ihn nicht für eine momentane Erregung und Sinneslust. Beende sofort diese schlechten Gewohnheiten. Du wirst dich sonst nur selber ruinieren, wenn du diese Praxis weiter fortsetzt. Öffne deine Augen. Wache auf. Werde weise. Meide schlechte Gesellschaft und lerne tugendhaft zu sein. Bis heute warst du blind und unwissend, in der Dunkelheit gefangen. Du hattest keine Ahnung von den unheilvollen Auswirkungen der Masturbation (masturbieren = selbstbefriedigen). Du verlierst dein Sehvermögen. Deine Sehkraft wird getrübt. Du bekommst zerrüttete Nerven. Richte deine Aufmerksamkeit nicht immer wieder auf die Sexualorgane. Berühre sie nicht immer wieder mit den Händen. Dieses wird nur immer wieder deine Leidenschaften erwecken. Hast du eine Erektion, dann praktiziere Mula Bandha (Zusammenziehen des Schließmuskels) und Uddiyana Bandha (Bauchverschluss).

Unter Mula Bandha versteht man das Zusammenziehen der Anusschließmuskeln. Es zieht das Prana nach oben und öffnet den Sushumna, den feinstoffliches Energiekanal in der Wirbelsäule. Uddiyana Bandha besteht aus einem Einsaugen des unteren Bauchs. Dazu atme vollständig aus und presse auch das letzte bisschen Luft aus deinen Lungen. Nun stütze deine Hände auf deine leicht gebeugten Knie, die Arme sind gerade und ziehe den Unterbauch mehrmals ein. Uddhiyana Bandha hilft, das Prana in die Sushumna zu bringen und das Prana in der Sushumna über das Manipura Chakra (Solarplexus, Sonnengeflecht, Sitz der Emotionen) hinaus nach oben fließen zu lassen. Wiederhole mehrmals aufmerksam das Mantra „OM“. Denke an die Reinheit. Mache zwanzig Atemübungen. Und die lüsterne Wolke wird sich bald verzogen haben. Sexuelle Ausschweifungen und Zornesausbrüche sind eng miteinander verwandt. Beendet man die sexuellen Ausschweifungen, dann legen sich allmählich auch die Wutausbrüche. Ist der Verstand ruhig und ausgeglichen, dann hast du eine wundervolle Gesundheit, Kraft und Potenz. Durch den Zorn wird die Energie nur unnötig verbraucht und die Zellen und das Gewebe mit krankhaften Giftstoffen belastet. Das wird verschiedene Arten von Unpässlichkeiten zur Folge haben. Das Blut wird heiß und dünnflüssig. Das kann nächtliche Pollutionen zur Folge haben. Verschiedene Arten von nervösen Krankheiten sind auf den Verlust der Samenenergie zurückzuführen. Es ist häufig die Ursache von Wut und Zorn.


19.4 Eine gesunde Ernährung und Verdauung

Die meisten Krankheiten haben ihren Ursprung in der Völlerei. Darum achte auf eine maßvolle Ernährung. Vermeide vor allem späte Abendessen. Die Abendmahlzeit sollte leicht verdaulich sein und zwischen 18 und 19 Uhr eingenommen werden. Wenn möglich, nimm Abends nur Milch und Früchte zu dir. Nach dem Sonnenuntergang sollte man möglichst keine feste oder flüssige Nahrung mehr zu sich nehmen. Wenn du Milch trinkst, mische etwas Ingwer (Gewürz) unter. Oder koche etwas frisch zerdrücktes Ingwer mit Milch, bevor du sie trinkst. Iss möglichst kein Chutney (eine würzige süß-saure Soße), kein Knoblauch, keine Zwiebel und keine scharfen Gewürze. Heißer Curry, Chili (scharfe Paprika) und Chutney machen den Samen wässrig und führen häufig zu feuchten Träumen. Iss milde, beruhigende, nicht reizende, einfache Nahrung. Gib das Rauchen und den Alkohol auf. Trink weder schwarzen Tee noch Kaffee. Iss weder Fleisch noch Fisch. Hast du nachts den Drang zur Harnentleerung, dann stehe sofort auf, um die Blase zu leeren. Eine gefüllte Blase kann eine Ursache für feuchte Träume sein. Darum sollte man, bevor man zu Bett geht, die Blase entleeren. Bei einer Verstopfung und gefüllten Därmen, findet ein Druck auf die Samenbläschen statt, die sich zwischen der Blase und dem Darm befinden und in denen sich etwa 45 bis 80 % des Ejakulats befindet. Dadurch kann es zu einer Pollution kommen.

Einer Verstopfung kann mit einer Darmspülung am wirkungsvollsten begegnet werden. Der Gebrauch von Abführmitteln ist bei einer Verstopfung nicht zu empfehlen, da es Hitze im Körper erzeugt. Hitze begünstigt ebenfalls Pollutionen. Darum ignoriere nicht das Drängen der Natur, wenn der Körper sich entleeren möchte. Sind Würmer im Darm, dann entferne sie durch eine Wurmkur, einem Abführmittel oder durch Rizinusöl. Dies hält die Därme gesund. Manchmal geschehen Pollutionen auch durch einen Überfluss an Wärme im Körper. Dieses kann durch langes Gehen oder Reisen geschehen, durch das Essen großer Mengen Konfekts oder durch den Genuss von Chili und Salz. Verzichte auf Tee, Kaffee, Chili und nimm nur wenig Bonbons und Zucker zu dir. Vermeide leckere Gerichte, Soßen, Käsetörtchen, kleine Toasts oder kleine Pastetchen (die besonders in Großbritannien und den USA als Vorspeise oder als Ende einer Hauptmahlzeit statt der sonst üblichen Käseplatte gereicht werden) und Gebäck. Faste gelegentlich, sagen wir einmal wöchentlich. Trinke am Fastentag nicht einmal Wasser. Und fahre nicht zu viel Fahrrad. Kaue häufig Stücke der gelben Arura (Terminalia chebula, Myrobalanenbaum). Kommt es nachts häufiger zu Pollutionen, dann solltest du zwei zerdrückte Campfer (Campherbaum, auch Campherlorbeer genannt, Cinnamomum camphora, die Früchte sind erbsengroß, oval und schwarz) in einer Schale Milch auflösen und sie nachts gelegentlich nehmen. Trink davon die eine Hälfte in der Nacht und die andere Hälfte am frühen Morgen.


19.5 Stehe morgens um 4 Uhr auf

Nächtliche Pollutionen treten im Allgemeinen im vierten Viertel der Nacht auf. Die, die es gewohnt sind, zwischen 3 und 4 Uhr morgens aufzustehen, und die, die ihren Tag mit Japa (Mantrameditation) und Meditation beginnen, können daher kein Opfer von nächtlichen Pollutionen werden. Mache es dir zur Angewohnheit, jeden Morgen um 4 Uhr aufzustehen. Schlafe möglichst auf einer rauen Unterlage. Benutze am besten raue Matten. Schlafe auf der linken Seite. Erlaube dem Sonnen-Nadi, Pingala, während der Nacht durch das rechte Nasenloch zu atmen. In medizinisch bedingten Fällen, schlafe bis zur Genesung auf dem Rücken. Es gibt auf jeder Seite der Wirbelsäule einen Energiekanal. Der linke wird als Ida bezeichnet und der rechte als Pingala. Diese sind zwei der drei wichtigsten Energiekanäle (Nadis), subtile Kanäle, die das Prana (Lebensenergie) leiten. Im Ida Nadi bewegt sich die Mondenergie, im Pingala Nadi die Sonnenenergie. Ida (Mondenergie) ist kühlend, Pingala (Sonnenenergie) ist erhitzend. Ida fließt durch das linke Nasenloch und Pingala durch das rechte Nasenloch. Der Mond (Ida, links) hat die Natur des Tamas (Trägheit oder Faulheit) und die Sonne (Pingala, rechts) die Natur von Rajas (Leidenschaft oder Aktivität). Gift hat Eigenschaften der Sonne und Nektar solche des Mondes.

Der Atem fließt 1-2 Stunden lang überwiegend durch das rechte Nasenloch. Dann ist Pingala Nadi (Sonne, Leidenschaft) aktiv. Anschließend fließt der Atem 1-2 Stunden lang überwiegend durch das linke Nasenloch. Dann ist Ida Nadi (Mond, Trägheit) aktiv. Man ist emsig mit weltlichen Dingen beschäftigt, wenn das Prana durch Ida und Pingala fließt. Wenn die Sushumna (Zentralkanal in der Wirbelsäule) aktiv wird, ist man wie tot für die Welt und tritt in Samadhi (Überbewusstsein) ein. Ein Yogi gibt sein Bestes, um das Prana in der Sushumna, die auch als das zentrale Brahman Nadi bekannt ist, zum Fließen zu bringen. Bist du verheiratetet, dann schlafe in einem getrennten Raum. Du solltest deiner Frau niemals erlauben, nachts deine Beine zu massieren. Das wäre eine unvorsichtige Praxis. Um den Samen zu schützen, ist es unerlässlich, die Geschlechtsteile nachts zu bekleiden. So vermeidet man nächtliche Samenergüsse und den Wachstum der Hoden. Darum trage immer ein Langoti (eine Art Tanga) oder ein Kaupin (Lendenschurz). So bekommst du keine Blasenentzündung oder eine Hodenerkrankung. Dies hilft dir, das Brahmacharya aufrecht zu erhalten. Lege dich mit einem nassen Lendenschurz ins Bett, wenn die Krankheit sehr unangenehm ist. Die Feuchtigkeit saugt die Gifte aus dem Körper. Es ist für den Brahmachari sinnvoll, hölzerne Sandalen zu tragen. Dadurch wird der Samen konserviert, das Sehvermögen gefördert, das Leben verlängert und die Heiligkeit und der Glanz werden erhöht.


19.6 Nimm Zuflucht zum Namen Gottes

Sobald du morgens aufgestanden bist, praktiziere für eine oder zwei Stunden Japa (Mantrameditation) und Meditation. Mache dies auch, bevor du um 22 Uhr Abends schlafen gehst. Dies ist eine gute Reinigungsübung. Dieses wird den Verstand und die Nerven stärken. Es bewirkt die beste Heilung. Wiederhole das Mantra: „Punarmamaitu Indriyam“ (Stelle meine verlorene Stärke wieder her.). Bete am frühen Morgen vor Sonnenaufgang zur Sonne: „Oh Gott, Suryanarayana, Auge der Welt, Auge der universellen Seele, gib mir Gesundheit, Stärke, Kraft und Lebensenergie.“ Wiederhole diese Mantras und Anrufungen der Sonne bei Sonnenaufgang früh am Morgen. Du wirst gesund, stark und vital sein und sehr gut sehen.

Gebet zu Gott

Oh anbetungswürdiger, mitleidiger Gott. Gegrüßt seiest Du. Gib’ mir innere Kraft, Versuchungen zu widerstehen. Lass dieses Ego, das härter ist als Granit oder Diamanten, schmelzen und in Dir aufgehen. Lass mich immer Dein auserwählter Spielgefährte sein in Deinem wundervollen Spiel des Universums. Lass mich Dein geheimnisvolles Spiel verstehen. Mache mich immer zu einem Kanal Deiner Liebe zu allen Deinen Kindern. Benutze meinen Körper, meine Sinne und meinen Geist als Instrumente für Dein ungehindertes Spiel. Oh heimliche Liebe! Oh unvergängliche Schönheit! Lass meine Seele friedvoll in Dir ruhen in alle Ewigkeit.

Oh Licht der Lichter! Oh Strahlender! Ich lebe für Dich. Ich sehe Dich im Lächeln der Kinder, in den Tränen der Betrübten, in meinen Gedanken und Gefühlen, im Morgentau des Himalaya und in den Strahlen der Sonne. Mein Zimmer ist erfüllt von Deiner süßen Gegenwart. Ich nehme Deine gütige Gnade mit meiner täglichen Nahrung zu mir. Ich koste Deine strahlende Liebe mit meinen täglichen Getränken. Du bist ein Ozean voll Liebe und Mitleid. Lass meine Liebe zu Dir eine stürmische Flamme werden. Nimm jedes Übel von mir. Erfülle mein Herz mit Reinheit, Güte, Liebe und höchsten Tugenden. Mache mich unsterblich.

Oh Gott! Enthülle mir Deine bezaubernde Form. Lass mich Deine lebendige Gegenwart spüren. Erfülle mein Herz mit Liebe. Lass mich in Dir aufgehen. Lass mich auf dem Pfad der Rechtschaffenheit wandeln. Reinige meinen Geist von allen schlechten Gedanken. Hilf mir, meinen Geist auf Deine Lotusfüße zu richten. Umarme mich und mache mich rein. Lehre mich, in die Stille zu gehen und Deine Herrlichkeit zu genießen. Erleuchte meinen Geist mit dem Licht wahrer Erkenntnis. Bringe mein versteinertes Herz zum Schmelzen und lasse es Dir zufließen.


19.7 Heilung bei Krankheiten

Bei schwereren Erkrankungen dauert die Heilung mindestens einen bis sechs Monate, entsprechend der schwere der Krankheit. Ist die Krankheit langjährig, kann die Heilung länger dauern. Die Natur arbeitet langsam, aber sicher. Wann immer du durch sinnliche Gedanken verfolgt wirst, solltest du versuchen, sie durch heilige Gedanken zu ersetzen. Beachte die Krankheit einfach nicht. Ignoriere sie. Leugne sie. Denke und meditiere über das reine Selbst. Suche dir eine Beschäftigung, die dich ausfüllt. Gib dem Verstand keine Gelegenheit, sich mit der Krankheit zu beschäftigen. So sollte man alle Krankheiten behandeln. Singe Gottes Namen auf verschiedene Art und Weise oder lies ein wenig in den heiligen Schriften. Hilf selbstlos anderen Menschen. Jogge in der frischen Luft. Schwimme im See. Schreibe dein persönliches Mantra eine Stunde lang in dein Notizbuch.

Reinige deinen Verstand, indem du Hingabe zu Gott kultivierst. Praktiziere Japa und meditiere. Lies religiöse Bücher. Bete zu Gott und beachte das Brahmacharya. Halte dich nicht unnötigerweise mit Frauen auf. Sieh‘ in allen Frauen die heilige Mutter. Richte deine Aufmerksamkeit auf das Selbst: „Ich bin Dein, mein Herr. Alles ist Dein. Dein Wille geschehe.“ Vermeide Kinos, Romane, Zeitungen, schlechte Gesellschaft, oberflächliche Gespräche. Sei nicht eitel und schaue nicht unentwegt in den Spiegel. Benutze keine Parfüms und verzichte auf extravagante Mode. Vermeide Tanz- und Musikveranstaltungen. Schaue keinen Tieren bei der Paarung zu. Vermeide Faulheit, Trägheit und Bequemlichkeit. Überwinde die Denkfaulheit und beschäftige den Verstand mit nützlicher Arbeit. Halte den Verstand mit den großen Geheimnisse des Brahmacharya beschäftigt. Führe ein diszipliniertes Leben und denke nicht zu viel über deine Krankheit nach. Dann wird sie bald verschwinden. Wenn sich schlechte Gedanken einschleichen, dann wiederhole den Namen Gottes und bete zu ihm. Schließlich ist die Gnade Gottes, seine helfende Hand, die sicherste Heilung von allen Krankheiten. Vertraue auf Gott. Ergebe dich in Liebe der Reinheit und Frömmigkeit. Pflege erhabene Gedanken und lies in den heiligen Schriften. Und nichts wird dir Kummer bereiten.

Bald wird deine Krankheit verschwunden sein. Sei darum nicht ängstlich, besorgt und deprimiert. Deprimierende Gedanken sind gefährlich. Die Sorge belastet dich nur noch mehr. Brüte nicht zu sehr über Vergangenes. Ändere deinen Blickwinkel. Meditiere über die Vorteile des Zölibats. Denke über das Leben der Akhanda Brahmacharins, wie Hanuman, Bhishma und anderer nach, die während einer Periode von zwölf Jahren nicht einen Tropfen Samen vergeudet haben. Denke über die Nachteile eines sinnlichen Lebens nach, an den Verlust der Gesundheit, das Schamgefühl, die Krankheiten und den frühen Tod. Entwickle Unterscheidungsvermögen. Du bist ein Kind Gottes im Universum. Das Glück ist in dir. Es gibt in Wahrheit kein Körnchen Vergnügen in sinnlichen Objekten. Identifiziere dich nicht mit deinem Körper, identifiziere dich mit Gott. Wenn dein Verstand rein und gesund ist, wird auch dein Körper rein und gesund sein. Darum vergiss die Vergangenheit und nimm Zuflucht zu einem neuem Leben der Keuschheit und der Spiritualität, der Liebe zu Gott und dem Streben nach einem göttlichen Leben. Lerne Geschmack am göttlichen Leben zu finden. Intensiviere deine spirituelle Praxis. Und du wirst zu einem vollständig geänderten und gesegneten Menschen.


20. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Brahmacharya

Du wirst beim Brahmacharya keinen Erfolg haben, wenn du nicht die Rahmenbedingungen beachtest. Du solltest auf deine Ernährung und die Gesellschaft achten, in der du verkehrst. Eine schlechte Gesellschaft verseucht den Verstand mit unreinen Gedanken. Entferne dich schleunigst von diesen weltlich gesinnten Menschen. Entferne dich aus der hektischen Stadt, aus der aufgeregten Welt. Die, die immer nur über weltliche Angelegenheiten reden, werden dich sonst verunreinigen. Dein Verstand wird zaudern und zu wandern beginnen. Lies keine erotischen Geschichten oder Romane. Besuche kein Kino und kein Theater. Pflege keinen Umgang mit falschen Freunden. Was du benötigst, ist eine komplette Veränderung deines Blickwinkels, deiner Einstellung gegenüber dem anderen Geschlecht. Erblicke in jeder Frau die göttliche Mutter und betrachte jede Frau als deine eigene Mutter.


20.1 Die Kontrolle des Gaumens

Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der sexuellen Selbstkontrolle und der Kontrolle des Gaumens. Derjenige, der den Gaumen kontrolliert, hat damit bereits alle anderen Sinne kontrolliert. Köstliche und belebende Nahrung regt die Zeugungsorgane an. Verzichte auf Fleisch, Fisch, Kaffee, schwarzem Tee, Alkohol und auf das Rauchen. Fleisch kann aus dir einen Wissenschaftler, aber keinen Philosophen, keinen Weisen, machen. Fleisch regt die Leidenschaften an. Salz und Tamarinde (auch indische Dattel oder Sauerdattel genannt, erinnert an Zitronensaft) sollte man möglichst meiden. Salz erregt die Leidenschaften, die Sinne und die Emotionen. Der Verzicht auf Salz beruhigt den Verstand und die Nerven. Dies hilft bei der Meditation. Zu Beginn wird dir der Verzicht auf Salz vielleicht noch schwer fallen. Später solltest die vollkommen salzlos leben. Probiere es einmal sechs Monate lang. So wirst du die wahre Natur des Seins schnell verwirklichen. Alles, was von dir erwartet wird, ist das aufrichtige und ernsthafte Bemühen. Möge Sri Krishna dir Mut und Kraft geben, den spirituellen Weg zu beschreiten, um das Ziel des Lebens zu erreichen! Überlaste deinen Magen nachts nicht. Das Abendessen sollte sehr leicht sein. Ein halber Liter Milch und einige Früchte sind ein gutes Abendessen. Für das Brahmacharya und zur Kontrolle des Gaumens, nimm morgens einige Basilikum-Blätter und abends einige Blätter des Niembaums. Beginne mit einem Blatt und erhöhe sie bis auf zehn. Nimm jeden Tag eins mehr. Nimm einige Monate lang jeden Tag 10 Blätter. Dann kannst du es auf zwanzig Blätter am Tag erhöhen. Das ist sehr gut.


20.2 Meide schlechte Gesellschaft

Obszöne Bilder, vulgäre Worte und erotische Literatur, regen die Leidenschaften an und erwecken niedrige, unerwünschte Empfindungen. Dagegen erzeugt der Anblick eines Bildes von Krishna, Rama oder Jesus und das Hören eines erhabenen Liedes von Surdas (indischer Poet und Musiker, 1479 – 1581), Tulasidas (indischer Heiliger und Dichter, 1532-1623) und Thyagaraja (indischer Musiker, 1767 – 1847) edle Gefühle und aufrichtige Hingabe im Herzen, göttliche Wonneschauer, Freudentränen und Gottesliebe und erhebt den Geist augenblicklich zur Vereinigung mit Gott. Erkennst du den Unterschied? In welchem Zustand bist du, wenn du an einem Ballspiel oder an einer Tanzparty teilnimmst oder wenn du einen Kriminalroman liest? In was für einen Geisteszustand bist du dagegen, wenn du an einem Treffen mit Swami Jayendrapuriji Maharaj von Benares teilnimmst, wenn du bei Rishikesh an den Sandbänken des Ganges an einem abgelegenen Platz bist, oder wenn du die, die Seele beflügelnden, klassischen Upanishaden studierst? Erkenne den Gegensatz in deinem geistigen Zustand.

Erinnere dich daran, mein Freund, dass es nichts gibt, was die Seele so sehr verdirbt, wie eine schlechte Gesellschaft. Yogis sollten schlechte Gesellschaft unbedingt meiden. Sie sollten nicht den Geschichten über die Frauen, über den luxuriösen Lebenswandel der Reichen, über scharfe Gerichte, Autos, Politik, seidene Kleidung, Blumen, Parfüms usw. zuhören, weil der Verstand sonst in die falsche Richtung gelenkt wird. Er fängt sonst an, die Weisen der reichen Leute nachzuahmen. Wünsche und Erwartungen werden geweckt. Das Kino erweckt falsche Hoffnungen. Am liebsten möchtest du jeden Tag ins Kino gehen. Deine Augen möchten halbnackte Frauen und viele bunte Farben sehen, und deine Ohren möchten sich an der Musik berauschen. In jungen Mädchen und Jungen wird die Leidenschaft geweckt, wenn die Schauspieler in den Filmen sich umarmen und küssen. Die, die sich spirituell entwickeln möchten, sollten das Kino meiden. Sie sollten selbst die so genannten religiösen Filme nicht ansehen. Sie sind nicht wirklich religiös. Es ist ein Trick, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Welches spirituelle Format besitzen die Schauspieler? Nur spirituelle Menschen können eindrucksvolle Geschichten mit einer guten Moral darstellen, die den Geist der Zuschauer inspiriert.

Du solltest nicht mehr zu diesen aufregenden Filmen gehen, wenn du es dir zur Gewohnheit gemacht hast. Meide diese ordinären, sinnlichen Szenen, wo immer sie auch zu sehen sind. Vermeide es, Bilder von nackten Frauen zu betrachten. Dieses weckt nur die Leidenschaften und führt zum Verlust des Samens. Das solltest du unbedingt vermeiden. Das Lesen von erotischen Romanen ist eine andere schlechte Angewohnheit. Die, die gerne erotische Romane lesen, verbringen jede freie Minute damit. Sie wollen ihre Nerven mit diesem sensationell prickelndem Gefühl erfreuen. Das Lesen erotischer Romane füllt den Geist mit niedrigen, lüsternen Gedanken und erweckt die Leidenschaft. Es ist ein großer Feind des Friedens. Viele Leute betreiben Wanderbüchereien, um Romane gegen ein kleines Entgeld zu verleihen. Sie wissen gar nicht, wie viel Schaden sie dem Land zufügen. Es wäre besser, sie würden ihren Lebensunterhalt auf andere Weise verdienen. Sie verderben die Moral der jungen Leute, durch die Verteilung dieser wertlosen Romane, die nur die Leidenschaften anregen. Die ganze Atmosphäre dieser Romane ist verunreinigend. Strenge Bestrafung erwartet sie im Yama Loka, dem Königreich des Todes, aus welchem sie wiedergeboren werden.

Lies keine erotischen Romane. Sie verderben den Charakter. Erotische Romane sind die Ketten der westlichen Zivilisation, die ihre ahnungslosen Opfer in den glitzernden Fesseln der Leidenschaft gefangen hält. Lies nicht jene Zeitschriften, die die niederen Instinkte anregen. Auch unmoralische Lieder hinterlassen einen negativen Eindruck. Begib dich nicht an Orte, an denen solche Lieder gesungen werden. Bemühe dich, dich von Orten fern zu halten, die die sexuellen Wünsche anregen. Lass deine Phantasie nicht durch erotische Romane, lüsterne Gespräche oder durch eine schlechte Gesellschaft verunreinigen. Verkehre nicht mit denen, die deinen Geist mit erotischen Irritationen vergiften. Pflege Umgang mit spirituell fortgeschrittenen Menschen und lies nur Bücher, die deinen spirituellen Fortschritt begünstigen. Stellt sich die Sinneslust ein, dann versuche nicht, sie nieder zu ringen. Das beste ist, sie einfach zu ignorieren. Das muss man natürlich erst einmal lernen. Wirst du aber von der Leidenschaft bedrängt und beherrscht du diese Technik noch nicht, dann hole dir bei jemandem Hilfe, der diese Technik beherrscht. Gehst du in die Einsamkeit, dann wird der Verstand dich quälen und dich mit sinnlichen Gedanken nieder werfen. Du wirst dein Gleichgewicht verlieren. Sei vorsichtig. Die sinnlichen Gedanken werden aber mit ein wenig Wachsamkeit von dir weichen.


20.3 Beobachte die Gedanken

Durch schlechte Gedanken werden die Sinne angeregt. Ist das ein Wunder? Weil dir das sehr oft passiert, ist es dir schon zur Gewohnheit geworden. Du hast diesen wichtigen Punkt wegen deiner Unachtsamkeit einfach ignoriert. Der Verstand ist eine große elektrische Batterie, er ist ein großer Dynamo, ein Elektrizitätswerk. Die Nerven sind die isolierten Leitungen, die den elektrischen Strom als Nervenimpuls zu den verschiedenen Organen, dem Gewebe, und zu den Händen, Beinen und Füßen übermitteln. Infolge einer Schwingung des psychischen Pranas, der psychischen Lebensenergie, einer Schwingung des Unterbewusstseins, ergibt sich eine Schwingung in den Gedanken. Diese Schwingung der Gedanken wird mit Lichtgeschwindigkeit über die Nerven an die Organe übermittelt. Die Eindrücke und Wünsche des Unterbewusstseins, drücken sich im physischen Körper als Lust und Verlangen aus. Der Verstand eines undisziplinierten und leidenschaftlichen Menschen beeinflusst seine Zeugungsorgane. Der fortgeschrittene Yogi wird nicht mehr von seinem Unterbewusstsein beherrscht.

Ein aufmerksamer Brahmachari sollte seine Gedanken immer sehr sorgfältig beobachten. Er sollte in seinem Geist nicht einen schlechten Gedanken passieren lassen. Wenn sein Verstand auf die Meditation konzentriert ist, dann ist dort kein Raum für einen schlechten Gedanken. Selbst wenn ein schlechter Gedanke die Falltür des Verstandes überwunden hat, sollte man ihm nicht erlauben, von einem Besitz zu ergreifen. Wird man allerdings zum Opfer dieses Gedankens, dann reagiert augenblicklich der Körper darauf. Die Sinne und das Nervensystem entwickeln ein brennendes Verlangen. Der schlechte Gedanke sollte wie eine Knospe geknickt werden, indem man göttliche Gedanken entwickelt. Es sollte ihm nicht erlaubt werden, sich auszubreiten. Wenn dein Wille stark ist, kannst du den schlechten Gedanken augenblicklich vertreiben. Pranayama (Atemübungen), intensives Beten, Unterscheidungskraft, das Nachsinnen über den Atman (Seele), Meditation über Gott, und das Beisammensein mit Weisen, können die schlechten Gedanken im Keim ersticken.

Die innere Auseinandersetzung wird dir am Anfang vielleicht noch schwer fallen. Aber wenn du im Laufe der Zeit immer reiner und reiner wirst, wenn deine Willensenergie sich allmählich entwickelt, und sich Fortschritte in der Meditation einstellen, dann wird sich auch die rechte Einstellung zum körperlichen und mentalen Brahmacharya entwickeln. Erkenne die Macht der Gedanken und nutze sie in deinem Sinne. Sei ein wachsamer Beobachter deiner Gedanken. Bändige sie, bevor sie von dir Besitz ergreifen. Es ist unser Verstand, der unser Handeln lenkt. Ein Wunsch entsteht in deinem Verstand und dann denkst du darüber nach, wie du diesen Wunsch befriedigen kannst. Du beginnst zu Handeln. Die Überlegungen des Verstandes werden in die Tat umgesetzt. Zuerst entsteht ein Gedanke, ein Wunsch, eine Vorstellung und dann folgt die Handlung. Darum erlaube dem sexuellen Gedanken nicht, in deinen Verstand einzudringen. Das, was vom Verstand gedacht wird, wird durch die Zunge ausgesprochen. Die Zunge spricht das Verlangen der Zeugungsorgane aus. Der ist der Grund, warum in den Veden gesagt wird: „Lass meinen Verstand erhabene Dinge denken.“ Entwickle erhabene göttliche Gedanken. Dann werden die alten sexuellen Gedanken und Gewohnheiten allmählich verschwinden.


20.4 Satsanga, das Zusammentreffen mit Weisen

Unter Satsanga versteht man das Zusammensein mit Weisen, Heiligen, Yogis, Sannyasins (der Welt Entsagende) und Mahatmas (Großen Seelen). Das Zusammensein mit solchen Menschen ist unbeschreiblich. Die Glorie und die Energie solcher Zusammenkünfte wurde verschiedentlich in der Bhagavata (18.000 Verse, auf 12 Bücher aufgeteilt), im Ramayana (indisches Nationalepos, auf Gott Rama bezogen) und in anderen Heiligen Schriften beschrieben. Sogar ein kurzes Beisammensein mit solchen weisen Menschen kann ausreichen, die alten lasterhaften Eindrücke des Unterbewusstseins der weltlich gesinnten Menschen zu verändern. Die magnetische Aura, die spirituellen Schwingungen und die leistungsfähigen Gedankenströme dieser entwickelten Menschen bewirken einen enormen Einfluss auf den Verstand ihrer Zuhörer.

Der persönliche Kontakt mit Mahatmas sollte von jedem als ein Segen betrachtet werden. Einem Heiligen zu dienen, reinigt den Verstand von leidenschaftlichen Männern sehr schnell. Das Satsanga erhöht den Verstand zu segensreichen Höhen. So wie ein Streichholz große Bündel Baumwolle in Sekunden entflammen kann, so kann das Zusammensein mit Heiligen, die Unwissenheit, die negativen Eindrücke des Unterbewusstseins, die Leidenschaften und die Sünde innerhalb kurzer Zeit auslöschen. Dies ist der Grund, warum der Philosoph Sankara (auch Shankaracharya genannt), der die Philosophie des Advaita Vedanta systematisierte, und andere, in so hohem Grade in allen ihren Büchern von Satsanga sprachen.Wenn ein Satsanga an deinem Wohnort nicht möglich ist, dann kannst du Pilgerreisen nach Rishikesh, Benares, Nasik, Prayag und Haridwar unternehmen. Das Lesen der Bücher, die von verwirklichten Personen geschrieben wurden, ist mit einem Satsanga gleichwertig. Satsanga kann eine erfolgreiche Hilfe sein, brennende Leidenschaftslosigkeit und den Wunsch nach Befreiung zu entwickeln.


20.5 Kultiviere Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit

Man sollte versuchen, Unterscheidungskraft zwischen dem göttlichem Selbst und dem unreinen Körper zu entwickeln. Der Yogi sollte die Nachteile der Sexualität erkennen, speziell den Energieverlust, die Schwächung des Nervensystems, die Krankheiten, das vorzeitige Altern, die sexuelle Verhaftung und anderes Unheil, das damit verbunden ist. Er sollte sich immer und immer wieder daran erinnern, dass der Körper einer Frau aus Fleisch und Blut, aus Knochen und Exkrementen, aus Urin, Eiter und Schleim besteht. Diese Idee sollte er sich in seinen Verstand einhämmern. Der Yogi sollte an den reinen unsterblichen Atman denken und den Glanz des spirituellen Lebens, an das Erreichen der Unsterblichkeit, des ewigen Glücks und des höchsten Friedens. Allmählich wird dann die erotische Leidenschaft beim Betrachten einer Frau verschwinden, egal wie attraktiv sie ist. Der Verstand hat sich dann abgewöhnt, beim Anblick einer Frau, erotische Phantasien zu entwickeln. Weibliche Brahmacharinis sollten die gleiche Praxis anwenden, um innere Reinheit zu erlangen.

Jemand, der Unterscheidungskraft besitzt, merkt keinen Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau. Die gleichen Elemente, Leidenschaft, Zorn, Habsucht und Verhaftung, sind sowohl im Mann als auch in der Frau vorhanden. Nur ein lüsterner Mann, der mit brennender Leidenschaft erfüllt ist, meint eingebildete Unterschiede zu erkennen. Die Unterschiede sind aber nur mentale Einbildungen. Nichts in dieser Welt kann dich reizen, wenn du Unterscheidungskraft entwickelt hast, wenn du deine Sinne überwindest und wenn du die unwirklichen sinnlichen Genüsse und die flüchtigen Vergnügungen dieser Welt als Gift erkennst. Frauen und weltliche Dinge haben auf dich keine Anziehung mehr. Die Lust wird nicht imstande sein, von dir Besitz zu nehmen. Du wirst ewigen Frieden und endloses Glück besitzen.

Erinnere dich immer daran: „Durch die Gnade Gottes, werde ich jeden Tag reiner und reiner. Das Vergnügen kommt, aber nicht um zu bleiben. Der sterbliche Körper ist nur aus Lehm. Alles wird vergehen. Brahmacharya ist der einzige Weg zu Gott.“ Yogis sollten Bhartriharis (indischer Poet) „Vairagya Satakam“ und andere Arbeiten über Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) studieren. Dieses entwickelt Leidenschaftslosigkeit im Verstand. Die Erinnerung an den Tod und den Schmerz der Wiedergeburt wird euch dabei helfen. Es sei daran erinnert, dass genau aus diesem Grunde, einige buddhistische Mönche, einen Totenschädel bei sich haben. Ein Philosoph hielt den Totenschädel einer Frau in den Händen und fing an zu philosophieren: „O Schädel! Noch vor einiger Zeit, da begehrte ich dich, mit deiner glänzenden Haut und deinen rosigen Wangen. Wo ist jetzt dein Charm? Wo sind deine Honiglippen, deine Lotusaugen geblieben?“ Darum entwickelte er intensive Leidenschaftslosigkeit. Wenn du den menschlichen Körper analysierst und ein Bild aus Fleisch und Knochen in deinem Bewusstsein verankerst, dann wird dir der Körper einer Frau nicht mehr begehrlich erscheinen. Versuche es einmal mit dieser Methode.

Die Erinnerung an den toten Körper einer Frau wird die Leidenschaftslosigkeit in dir erwecken. Der Körper besteht aus vielen Unreinheiten. Und am Ende wird er wieder zu Asche. Wenn du dich daran erinnerst, beginnt in dir die Leidenschaftslosigkeit zu wachsen. Die erotische Anziehung der Frauen auf dich wird allmählich nachlassen. Wenn du eine hübsche Frau siehst, dann stelle dir vor, wie sie aussieht, wenn sie alt und hässlich ist. Das wird die Leidenschaftslosigkeit festigen. Erinnere dich an den Schmerz der Wiedergeburt, an die Unwirklichkeit der Objekte und an die Knechtschaft, die eine Ehe mit sich bringt. Wähle die Methode, die dir am besten gefällt. Setze dich hin und denke ruhig und ehrlich darüber nach, welche Schönheit wirklich in einer Frau aus Fleisch und Blut, Nerven, Fett, Mark und Knochen zu finden ist. Wo bleibt die Schönheit der gleichen Frau, wenn sie alt wird? Betrachte dir den Zustand der Augen und des Körpers einer Frau, wenn sie sieben Tage lang krank war! Was ist aus ihrer Schönheit geworden? So schnell kann die Schönheit verfallen. Wo bleibt ihre Schönheit, wenn sie eine Woche lang nicht gebadet hat? Der Geruch ist entsetzlich. Schau dir die senile alte Frau von 85 Jahren an, wie sie mit müden Augen, eingefallenen Wangen und faltiger Haut in der Ecke sitzt. Analysiere ihren menschlichen Körper und erkenne ihre wahre Natur.

Frauen sind die größte Ursache für die Verwirrung des Mannes. Sie sind die Flammen der männlichen Laster. Sie sind die lodernden Flammen, die den Mann wie trockenes Stroh verbrennen. Die reizende junge Frau ist wie eine giftige Droge, die durch ihre lüsterne Verführung das Leben der Männer zerstört. Ohne den Verzicht auf die Frauen, wirst du niemals das ewige Glück des Brahman erreichen. Die Körper der attraktiven jungen Frauen, die so viel von unwissenden Männern gehätschelt werden, werden zum Friedhof getragen, nachdem sie ihre Lebensenergie verloren haben. Maden und Würmer werden ihren Körper zerfressen. Ohne Brahmacharya wird es keine Selbstverwirklichung geben.


20.6 Eine Klarstellung

Die Frauen sollten keinesfalls beleidigt sein, wenn sie diese Zeilen lesen. Ich habe nur die Lehren der Philosophen Sankaracharya und Dattatreya wiedergegeben. Ich habe großen Respekt und Bewunderung für die Frauen. Ich möchte beide Geschlechter auf die Kraft des Brahmacharya und auf die Nachteile der Lust hinweisen. Brahmacharya sollte von den Männern und von den Frauen geübt werden. Das bloße Verurteilen der Sinneslust ist nicht ausreichend, um den Verstand von sexuellen Begierden zu entwöhnen. An diesen Punkt sollte man sich erinnern. Die Sinneslust ist sehr stark, hinterlistig und eindrucksvoll. Die Sinneslust ist durch Personen mit schwachem Willen nicht kontrollierbar. Man sollte die Tricks der Maya, der Illusion, durchschauen, mit der sie versucht, dich in den Schlingen ihres Netzes einzufangen. Eine Frau sollte den Charme eines Mannes berücksichtigen, der sie verführen möchte, und ein Mann sollte den Charme einer Frau berücksichtigen, die ihn verführen möchte. Ein Mann besitzt sehr viel Charme, um eine Frau zu verführen. Der Mann versucht die Frau durch seine Kleidung, seine Schlipse, seine tiefen Verbeugungen, durch sein Lächeln, seine Zuneigung, seine flüchtigen Gesten und Blicke, seine blumigen Worte, durch seine Frisur und auf andere Weise zu beeindrucken.

Die Sinneslust ist eine starke Kraft. Es ist sehr schwierig, sich davon zu befreien. Der ist der Grund warum die Shastras (Bücher des Wissens) und die Heiligen die Frauen tadeln. Sie wollen bei den Männern Sachlichkeit und Unterscheidungsvermögen entwickeln, um sie von lüsternen Tendenzen und ihrem draufgängerischen Verhalten abzuhalten. Sri Sankara, Sri Dattatreya, Sri Rama, Sri Tulasidas, haben die Frauen nicht aus Hass, aus Voreingenommenheit oder aus Ablehnung kritisiert, sondern aus Mitgefühl, um die Menschen aus dem Sumpf des Rades von Tod und Wiedergeburt zu befreien. Ihre Kritik an den Frauen, beinhaltete ebenso die Kritik an den Männern. Ihre Kritik hat das Ziel, den Verstand der weltlich gesinnten Menschen, durch die Erzeugung von Abscheu, vom sexuell orientierten Verhalten abzuhalten. Dieses ist von einigen missverstanden worden. Die gleichen Schriften und Heiligen, die die Frauen kritisierten, lobten sie im gleichen Maße. Sie sagten: „Frauen sollten verehrt werden. Sie sind Ardhanginis, Ehefrauen, die andere Hälfte des Mannes. Sie sind die Verkörperung der Shakti, der Energie Lord Shivas. Nur die, die Frauen ehren, können Wohlstand erlangen.“ Darum ihr Frauen, versucht das Herz der Schriften und die Worte der Heiligen zu verstehen und weise zu werden.

Der Verstand junger Leute ist häufig mit unreinem Eindrücken und sinnlichen Erwartungen durchtränkt, infolge falschen Umgangs und den negativen Einflüssen der modernen Zivilisation. Sogar die Gesellschaft einer Frau oder das Gespräch über eine Frau, kann genügen, den Verstand in eine schädliche Richtung zu lenken. Darum versuche ich, im Verstand der Brahmacharins ein geistiges Bild zu platzieren, dass sie vor den erotischen Versuchungen beschützt. Wenn ich sage, dass eine Frau nur ein lederner Sack ist, so heißt das nicht, dass ich die Frauen verachte. Es geschieht, um Leidenschaftslosigkeit zu entwickeln. In Wirklichkeit sollte eine Frau als Mutter Shakti verehrt werden. Sie ist die Mutter, Erzeugerin und Ernährerin des Universums. Sie sollte verehrt werden. In Indien wird die Religion vor allen Dingen durch die aufopferungsvolle Hingabe der Frauen gepflegt und erhalten. Hingabe ist eine fundamentale Eigenschaft hinduistischer Frauen. Hasse die Lust, aber nicht die Frauen. Am Anfang, bis du die Leidenschaftslosigkeit und die Unterscheidungskraft erworben hast, solltest du die Gesellschaft der Frau wie Gift behandeln. Wenn du die Unterscheidungskraft und die Leidenschaftslosigkeit erreichst, dann kann die Sinneslust keinen Einfluss auf dich nehmen. Du wirst sehen und erkennen: „Sarvam Khalvidam Brahma. (Alles ist Brahman).“ Die sexuelle Verhaftung wird verschwinden. Und irgendwann wirst du eins mit Gott.


20.7 Ein Gelübde ist eine große Hilfe

Das Gelübde des Zölibats gibt dir einen sicheren Schutz gegen Versuchungen. Es ist eine starke Waffe gegen die Sinneslust. Praktizierst du nicht das Gelübde des Zölibats, dann wird der Verstand dich jederzeit reizen. Du wirst keine Stärke besitzen, der Versuchung zu widerstehen und du wirst ein sicheres Opfer der Versuchung. Der, der schwach und unmännlich ist, hat Angst vor dem Zölibat. Er flüchtet sich in viele Ausreden und sagt: „Warum sollte ich das Gelübde ablegen? Mein Wille ist stark und kraftvoll, ich kann jeder Versuchung widerstehen. Ich lebe züchtig und verehre Gott.“ Er wird es langfristig bereuen, weil er langfristig keine Kontrolle über seine Sinne hat. In diesem Mann, der vorgibt, auf den subtilen Wunsch nach Lüsternheit verzichtet zu haben, lauert sie weiterhin in den Ecken seines Unterbewusstseins. Seine Beteuerungen sind nichts als unglaubwürdige Ausreden. Du solltest rechtes Verständnis, Urteilsvermögen und Sachlichkeit entwickeln, denn nur das Zölibat ist dauerhaft und beständig. Wenn deine Entsagung nicht das Resultat deines Unterscheidungsvermögens und deiner sachlichen Überlegungen ist, dann wird der Verstand einfach die Gelegenheit abwarten, bis sich die Gelegenheit ergibt, in die alten lüsternen Gewohnheiten zurückzufallen.

Fühlst du dich nicht so stark, dann übe das Zölibat für einen Monat und versuche es auf drei Monate auszudehnen. Du wirst in dieser Zeit an Stärke zunehmen. Dann kannst du versuchen, das Zölibat auf sechs Monate auszudehnen. Allmählich wirst du in der Lage sein, das Gelübde auf ein, zwei oder drei Jahre auszudehnen. Schlafe getrennt, übe fleißig Japa (Mantrameditation), Kirtan (das Singen religiöser Lieder) und meditiere täglich. Dann wird die Lust an der Sinnlichkeit langsam vergehen. Du wirst Freiheit und unbeschreibliche Freude erfahren. Solltest du verheiratet sein, dann wäre es schön, wenn du diesen Weg gemeinsam mit deinem Lebenspartner beschreitest. O Mohan, du hast ein unverzeihliches Verbrechen begangen, als du das Gelübde des Zölibats gebrochen hast. Wie kann es Religion oder Spiritualität geben, wenn es Leidenschaft gibt? Du bist ein alter Mann. Warum wiederholst du so schamlos dieses alte unwürdige Verhalten mit der Ausrede: „Gelegenheit macht Liebe.“ Niemand möchte deine Ausreden hören. Du solltest deine Leidenschaften bändigen, wann immer die Sinne sich regen. Möge Shiva dir die Stärke geben, diesen entsetzlichen Feind zu kontrollieren, damit du deine spirituelle Praxis fortsetzen kannst.


20.8 Willenskontrolle und Autosuggestion

Wenn du deinen Geist rein machen kannst, stark und unwiderstehlich, indem du die Wünsche beseitigst, indem du Freude und Leid ausrottest, indem du Geduld und Gleichmut übst, stirbt die Leidenschaft. Der Wille ist ein großer Feind der Leidenschaften. Die Sinneslust hat ihren Ursprung in der Unwissenheit und den fehlenden Vorsätzen. Nachsicht und Unachtsamkeit verstärkt sie. Wenn du dich entschlossen von der Leidenschaft abwendest, verschwindet sie und stirbt. Setze dich allein in deinen Meditationsraum und schließe deine Augen. Wiederhole langsam immer und immer wieder folgende Formeln. Lass den Geist mit der Bedeutung der Formeln verschmelzen. Tränke den Verstand und den Intellekt mit diesen Ideen. Dein vollständiger Körper, dein Blut, deine Knochen, deine Nerven und Zellen sollten mit den folgenden Ideen im Gleichklang schwingen:

Ich bin ReinheitOm Om Om
Ich bin der sexlose AtmanOm Om Om
Es gibt weder Lust noch sexuelle Wünsche im AtmanOm Om Om
Lust ist geistige Unreinheit. Ich bin Zeuge dieser UnreinheitOm Om Om
Ich löse mich vom materiellen BewusstseinOm Om Om
Mein Wille ist rein, stark und unwiderstehlichOm Om Om
Ich bin vollkommen im geistigen und physischen Brahmacharya gefestigtOm Om Om
Ich fühle in mir die ReinheitOm Om Om

Du kannst auch nachts meditieren. Meditiere am Anfang nur 10 Minuten. Dann erhöhe die Zeit langsam auf eine halbe Stunde. Behalte diese Einstellung auch während der Arbeit bei. Schreibe in großer Schrift sechs mal „Om Reinheit“ auf einem Blatt Papier und stecke das Papier in deine Hosentasche. Lies dir die Worte so oft am Tage durch, wie du kannst. Hänge solch einen Zettel auch in deinem Haus auf. Vergegenwärtige dir die Worte „Om Reinheit“ deutlich in deinem Verstand. Erinnere dich mehrmals täglich an die Heiligen Brahmacharins. Denke über die vielfältigen Vorteile des Lebens im Brahmacharya, und über die vielfältigen Nachteile und Übel eines unreinen Lebens, nach. Hör nicht auf zu praktizieren. Übe regelmäßig. Allmählich wirst du reiner und reiner und schließlich wirst du ein Oordhvareta Yogi, ein Yogi, der die Samenenergie im Gehirn gespeichert hat. Sei geduldig. Dein tägliches Gebet könnte lauten: „Durch die Gnade Gottes, geht es mir jeden Tag besser und besser.“ Das ist Autosuggestion, eine sehr effektive Methode.


20.9 Ändere den Blickwinkel

Der Mann sollte die Frau als Mutter, Shakti (weibliche Energie), oder Atman betrachten. Die Frau sollte den Mann als Vater, als Shiva, oder ebenfalls als Atman betrachten. Es reicht nicht, wenn der Mann die Frau als Schwester betrachtet. Das könnte misslingen. Betrachtet der Mann die Frau als Schwester und die Frau, den Mann, als Bruder, so wird dies nicht ausreichen, die sexuelle Anziehung und die Unreinheit in den Gedanken vollkommen abzulegen. Die schwesterlichen Gefühle zu einer Frau haben schon viele Männer getäuscht und betrogen. Reine Liebe kann jederzeit in Leidenschaft entarten, wenn man unvorsichtig und unachtsam ist. Das Gefühl, von einer Kobra angegriffen zu werden, verlangt vom Yogi höchste Konzentration. Nach dem Gefühl, von einer Kobra bedroht zu werden, erfordert das Gefühl, die Frau als Mutter zu betrachten, vom Mann die höchste Aufmerksamkeit. Betrachtet man die Frau dagegen als Atman (Seele), dann ist die Gefahr nicht so groß, dass die Leidenschaften erwachen. Mit sich selbst ringende Yogis können dieses besser verwirklichen, als trockene Philosophen.

Die Kultivierung der Gefühle ist sehr schwierig. Du kannst das Gefühl, dass alle Frauen deine Mütter und Schwestern sind, hundertmal verfehlen. Aber auch wenn du das Ziel mitunter verfehlst, verfolge deswegen trotzdem weiter hartnäckig deine Praxis. Diese Abgrenzung wird dich schließlich zum Erfolg führen. Du musst die alten Ansichten zerstören und neue Ansichten kultivieren. Dennoch musst du es tun, wenn du Unsterblichkeit und ewiges Glück erreichen möchtest. Du hast Erfolg, wenn du dein Ziel konsequent verfolgst und über eine eiserne Entschlossenheit verfügst. Die Einstellung wird sich Schritt für Schritt, durch eine konstante Praxis, festigen. Bald wird sich diese Einstellung etabliert haben. Dann bist du in Sicherheit. Der Mann und die Frau sollten Selbstanalyse machen. Sie sollten das rechte Wissen über die Art und Weise, wie Sinneslust funktioniert, und über die Gefühle, die die Leidenschaften entfachen, besitzen. Nur die Kontrolle der Lust führt zum Erfolg.

Aber der Verstand wird immer wieder versuchen, innerlich Unheil anzurichten. Er kann sehr diplomatisch sein. Es ist sehr schwierig, seine Überlegungen und seine geheimen Untergrundoperationen zu durchschauen. Es verlangt einen subtilen Intellekt und eine sehr sorgfältige Selbstbeobachtung. Wann immer ein erotisches Bild in deinem Kopf entsteht, wiederhole geistig das Mantra: „Om Durga Devyai Namah“ (Om. Ehre der erleuchteten Göttin Durga) und mache eine geistige Verbeugung vor der göttlichen Mutter Durga. Langsam aber sicher werden die alten Gedanken verschwinden. Wann immer du eine Frau siehst, übe diese Einstellung und wiederhole geistig das Mantra. Dann wird dein Blick rein. Alle Frauen sind Erscheinungsformen der Weltmutter. Vernichte die Idee, dass eine Frau ein Gegenstand der Lust ist, und ersetze sie durch die Idee, dass sie ein Gegenstand der Anbetung und der Verkörperung der göttlichen Mutter Durga oder Kali ist.

Ändere deine Einstellung, ändere deine geistige Haltung. Und du wirst den Himmel auf Erden erleben. Der Wunsch nach Brahmacharya wird sich in dir weiter festigen. Dieses ist ein wichtiger Schritt, um ein aufrechter Brahmachari zu werden. Siehe den Atman (Seele) in allen Frauen. Konzentriere dich nicht auf äußere Namen und Formen, sondern auf die göttliche Essenz, die dahinter steht, auf das immer währende Sat-Chit-Ananda (Sein, Wissen und Glückseligkeit). Alle äußeren Namen und Formen sind unreal. Sie sind so unwirklich wie Schatten, wie eine Fata Morgana und das Blau des Himmels. Für den Wissenschaftler ist die Frau nur eine Ansammlung von Protonen, Neutronen und Elektronen. Für einen Vaiseshika (indisches Philosophiesystem) stellt sie sich als eine Ansammlung von Atomen, als Dualität (Atman – Brahman) und in unterschiedlichen Substanzen (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Zeit, Raum, Seele und psychisches Organ) dar. Der Tiger betrachtet sie als gute Mahlzeit. Für einen Ehemann ist sie ein Objekt der sinnlichen Begierde, und für ein schreiendes Kind ist sie eine liebevolle Mutter, die Milch, Bonbons und Liebe schenkt. Für eine eifersüchtige Schwägerin oder Schwiegermutter ist sie eine Feindin. Für einen leidenschaftslosen Yogi, ist sie eine Kombination aus Fleisch, Knochen, Urin, Fäkalien, Eiter, Schweiß, Blut und Schleim. Und für einen voll erblühten Jnani (Yogi des Wissens) ist sie das göttliche Sat-Chit-Ananda.

Die Leidenschaften entstehen, wenn du an den Körper einer Frau denkst. Bist du in der Gesellschaft von Frauen, dann denke an das eine unsterbliche reine Selbst des Atman, das im Körper der Frau zu finden ist. Das sexuelle Begehren wird langsam verschwinden und mit ihr die Leidenschaft. Dieses ist die stärkste Methode, die Leidenschaft und die sexuelle Fixierung auszurotten. Wiederhole geistig das Mantra: „Sat Chit Ananda“. Dieses führt zur Vernichtung der Sinneslust und zur vedantischen Erkenntnis der Einheit mit Gott. Es gibt weder Sex noch sexuelle Wünsche in Brahman (Gott). Brahman ist ewig rein. Denke konstant an den sexlosen Atman und du erlangst Festigkeit im Brahmacharya. Dieses ist die erfolgversprechendste Methode. Dieses ist die beste Art der spirituellen Praxis für die, die die Technik der Unterscheidung beherrschen. Aber nur fortgeschrittene Jnana-Yogis (Jnana = Wissen) sind in der Lage, allein durch Brahma Vichara (Unterscheidungskraft) die Leidenschaften zu besiegen. Für die beträchtliche Mehrheit der spirituellen Menschen, ist eine kombinierte Methode angemessen und empfehlenswert. Wenn die Feinde sehr stark sind, dann wird eine kombinierte Methode aus Schlagstöcken, Pistolen, Schrotflinten, Maschinengewehren, Unterseebooten, Torpedos, Bomben und giftigen Gasen die Feinde besiegen. So ist ebenso, bei der Vernichtung der Leidenschaft, eine kombinierte Methode absolut notwendig.


21. Hatha Yoga ist die Lösung

Die regelmäßige Praxis von Yoga- und Atemübungen hilft beträchtlich bei der Bemühung, den sexuellen Impuls zu kontrollieren. Der Schulterstand und Kopfstand helfen dir, zu einem Oordhvaretas, zu einem Yogi, der seine Samenenergie als Ojas Shakti (spirituelle Energie) im Gehirn gespeichert hat, zu werden. Sie werden auch als umgekehrte Haltungen bezeichnet. Sie sind von Yogis entwickelt worden, die uns ermuntern wollten, selber Oordhvaretas zu werden. LotussitzDurch Atemübungen werden die groben Schwingungen des Verstandes immer mehr verfeinert. Dadurch wird der Verstand in die Lage versetzt, immer besser zu differenzieren und neue Einsichten zu gewinnen, die ein grober Verstand nicht erkennen kann. Dadurch übt er eine bessere Kontrolle über sexuelle Reize aus. Wenn dich also ein lüsterner Gedanke stört, dann praktiziere den Lotussitz (Padmasana, Bild links), den halben Lotussitz (Siddhasana) oder den Schneidersitz und mache einige Atemübungen. Und der lüsterne Gedanke wird dich bald wieder verlassen.


21.1 Siddhasana (halber Lotussitz)

SiddhasanaDer halbe Lotussitz wird von den Yogis für die Praxis des Brahmacharya sehr empfohlen. Er hilft dem Yogi, seine Leidenschaften und seine nächtlichen Orgasmen (Pollutionen) besser zu kontrollieren. Der halbe Lotussitz ist besonders für die Praktizierung von Japa (Mantrameditation) und Meditation zu empfehlen. Lege die linke Ferse so nahe wie möglich an den Anus / Beckenboden. Dann lege den rechten Fuß auf den linken Unterschenkel, so dass sich die Fußknöchel gegenseitig berühren. Die rechte Ferse liegt dabei am Schambein an. Halte den Körper, den Hals und den Kopf gerade. Du kannst die linke Hand auf das linke Knie und die rechte Hand auf das rechte Knie mit den Handflächen nach oben legen, wobei der Zeigefinger den mittleren Teil des Daumens oder die Daumenspitze berührt (Chinmudra). Schließe die Augen. Beginne mit einer halbe Stunde und verlängere langsam die Zeit bis auf drei Stunden. Gelingt es dir, den halben Lotussitz 3 Stunden lang zu praktizieren, dann sagt man, du beherrscht ihn vollkommen.


21.2 Sirhasana, der Kopfstand

Kopfstand.jpgSirshasana, der Kopfstand, ist der König der Yogaübungen. Die Vorteile, die von dieser Yogaübung abgeleitet werden, sind unvorhersehbar und unbeschreibbar. Dieses gilt besonders für das Stoppen der nächtlichen Pollutionen. Der Kopfstand hilft, den Samen in Richtung zum Gehirn zu leiten, damit er in Ojas Shakti, geistige Energie, umgewandelt werden kann. Lege eine gefaltete Decke auf die Erde. Knie dich mit beiden Unterschenkeln auf die Decke und setze dich auf deine Unterschenkel. Dann verschränke deine beiden Hände, wie beim Falten zum Gebet und lege deine gefalteten Hände vor dir auf die Decke. Stütze dich dabei auf deine Unterarme und halte die gefalteten Hände vertikal. Die Hände sollen beim Kopfstand am Hinterkopf anliegen und den Hinterkopf stützen. Dann stelle die Oberseite deines Kopfes zwischen beide Hände. Nun hebe langsam, aber ohne irgendeinen Ruck deine Beine an, bis sie vertikal stehen. Übe am Anfang an einer Wand oder bitte einen Freund um Hilfe. Nach einiger Übung wird es dir gelingen, das Gleichgewicht zu halten. Solange du den Kopfstand übst, atme nur durch die Nase. Wenn du den Kopfstand beendest, dann senke langsam wieder die Beine. Unregelmäßiges Atemanhalten, Ausatmen und Einatmen führt zu Schwankungen. Übe den Kopfstand möglichst nicht mit vollem Magen. Viele chronische, unheilbare Krankheiten des Magens, des Darms, der Lungen, des Herzens, der Nieren, der Harnwege, der Ohren und der Augen werden durch die regelmäßige Praxis des Kopfstandes geheilt. Fangen die Beine an zu torkeln, dann halte für einen kurzen Moment die Luft an.


21.3 Sarvangasana, der Schulterstand

schulter.jpgDer Schulterstand ist eine wichtige Yogaübung, der dir in der Praxis von Brahmacharya behilflich sein kann. Die Verdauung, der Kreislauf und das Nervensystem werden in einer geheimnisvollen Weise durch den Schulterstand beeinflusst. Dieses ist keine übertriebene Verherrlichung oder eine Lobrede, meine lieben Freunde! Übt den Schulterstand und spürt den heilsamen Einfluss am eigenen Körper. Dieses ist das beste Hilfsmittel gegen feuchte Träume und viele andere Krankheiten. Es ergibt ein gesundes Funkeln in den Augen, einen einzigartigen Glanz, Charme, Schönheit und eine magnetische Aura in deinem Gesicht. Breite eine Decke auf dem Fußboden aus. Lege dich flach auf den Rücken und hebe langsam den Rumpf, die Hüften und die Beine an. Unterstütze dabei auf beiden Seiten den Rücken mit den Händen. Das ganze Gewicht des Körpers ruht nun auf den Schultern und den Ellbogen (Unterarmen). Halte die Beine gerade. Presse das Kinn fest gegen die Brust und atme langsam durch die Nase. Beginne mit fünf Minuten und versuche den Schulterstand so lange zu üben, wie du kannst.


21.4 Matsyasana, der Fisch

Der Fisch sollte nach dem Schulterstand geübt werden. Es lindert die Steifheit des Nackens und alle Verkrampfungen der Halsregion, die eventuell durch den Schulterstand verursacht werden. Dies ist eine natürliche Massage für die verkrampften Muskeln des Halses und der Schultern. Weiter garantiert es dem Yogaübenden, dass er den maximalen Erfolg aus dem Schulterstand erlangen kann.

Yoga-Asana Fisch

Setze dich im Lotussitz auf eine Decke, indem Sie den rechten Fuß über dem linken Oberschenkel und den linken Fuß über dem rechten Oberschenkel legst (manche üben den Fisch auch ohne Lotussitz – Bild oben). Dann lege dich flach auf den Rücken. Hebe den Rücken an und strecke den Kopf so weit zurück in den Nacken bis die Kopfoberseite (Fontanelle) auf der einen, und der Hintern auf der anderen Seite, auf dem Fußboden ruhen. Der Rumpf bildet dabei gewissermaßen eine Brücke. Für den Anfänger ist es sinnvoll, wenn er die Hände dabei neben den Körper legt und sich auf den Unterarmen abstützt. Fortgeschrittene legen die Hände auf die Oberschenkel oder ergreifen die Zehen. Du wirst den Rücken dabei gut zurück biegen. Die Yogaübung „Fisch“ beseitigt viele Krankheiten. Sie ist sehr nützlich für die allgemeine Gesundheit.

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Fisch aus dem Lotussitz


21.5 Padangushthasana, die Zehenspitzenstellung

Die Zehenspitzenstellung sollte nur geübt werden, wenn die Kniegelenke gesund sind, und wenn sich die Stellung in den Knien angenehm anfühlt. Hocke dich dazu hin und stütze dich dabei mit beiden Händen auf dem Fußboden ab. Dann richte die linke (rechte) Ferse aufwärts, so dass der linke Fuß nur noch auf den Zehen steht. Nun platziere die linke Ferse in die Mitte des Perineums, das ist der Raum zwischen dem Anus (Po) und dem Geschlechtsorgan. Dann verlagere das vollständige Gewicht des Körpers auf die Zehen des linken Fußes, insbesondere auf die linke große Zehe, indem du dich gewissermaßen auf die Ferse setzt. Nun lege den rechten Fuß in der Nähe des linken Knies auf den linken Oberschenkel.

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Zehenspitzenstellung

Dann nimm die Hände vom Fußboden, hebe die Arme an und halte sie weit auseinander, damit du mit den Armen balancieren kannst. Mache erst weiter, wenn Du in dieser Stellung sicher bist. Es kann sein, dass du diese Stellung einige Tage oder Wochen üben musst, bevor du weiter gehen kannst. Wenn es dir schwer fällt, diese Übung freihändig auszuüben, dann halte dich anfangs irgendwo fest oder stütze dich an einer Wand ab. Beherrscht du das Gleichgewicht, dann stütze die Hände in die Hüften. Dies ist eine mögliche Endstellung. Du kannst aber auch die Hände vor der Brust zusammenlegen, Handinnenfläche an Handinnenfläche (wie bei Albrecht Dürers „Betende Hände“), oder die Arme gestreckt über den Kopf halten und die Hände in eben beschriebener Weise aneinander legen.

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Geschlechtsorgane des Mannes

manngenital1 Harnblase
2 Urethra, pars prostatica
3 Ductus ejaculatorius
4 Prostata
5 Urethra, pars membranacea
6 Urethra, pars spongiosa

Der perineale Raum ist etwa vier Zoll (10 cm) breit. Oberhalb des Perineums liegt der Veerya Nadi, der Samenkanal, durch den u.a. der Samen aus dem (Neben-)Hoden transportiert wird. (Wenn man sich die beiden oberen Bilder anschaut, so kann er eigentlich nur den Punkt in der Prostata gemeint haben, in dem die beiden Samenleiter und die Urethra, die Harnröhre, zusammentreffen. Das ist genau derselbe Punkt, den Taoisten wie Mantak Chia als den „Millionen-Dollar-Punkt“ bezeichnen.) Indem man dieses Nadi mit der Ferse zusammenpresst, kann man den Samenabfluss kontrollieren. Eine unveränderliche Praxis dieser Yogaübung vermeidet feuchte Träume, ungewollten Sperma-Abluss (Spermatorrhoe) und macht dich zu einen Oordhvareta Yogi, dessen Samenenergie vollkommen zum Gehirn fließt. Eine Kombination von Asanas (Yogaübungen) wie Kopfstand, Schulterstand und Siddhasana (halber Lotussitz) ist zum Aufrechterhalten des Brahmacharya sehr förderlich. Jede Übung hat ihre speziellen Wirkungen. Siddhasana wirkt auf die Hoden und die Samenzellen und verhindert die Entwicklung des Samens. Der Kopfstand und der Schulterstand helfen dem Samen, zum Gehirn zu fließen. Die Zehenspitzenstellung wirkt speziell auf den Samenleiter.


21.6 Anweisungen für die Yogapraxis

Körperliche Tätigkeiten entziehen uns die Lebensenergie, das Prana. Yogaübungen dagegen bringen es zurück. Yogaübungen wirken nicht nur physisch, sondern auch spirituell. Sie helfen langfristig, die Sinne, den Verstand und den Körper zu kontrollieren und den Körper, die Nerven und die Muskeln zu reinigen. Übst du Liegestützen und Klimmzüge fünfhundertmal am Tag, und machst du das fünf Jahre lang, dann wirst du in keinster Weise irgendeine spirituelle Erfahrung produzieren. Normale körperliche Übungen entwickeln nur die Muskeln des Körpers. Du kannst zwar durch körperliche Übungen einen athletischen Körper, den Körper eines Bodybuilders bekommen. Aber Yogaübungen beeinflussen sowohl die körperliche als auch die spirituelle Entwicklung. Legt eine Decke oder Yogamatte auf den Fußboden und praktiziert dort die Yogaübungen. Wenn ihr den Kopfstand macht, dann legt ein dünnes Kissen unter den Kopf. Trage ein Langoti (eine Art Tanga) oder ein Kaupin (Lendetuch), wenn du Asanas (Yogaübungen) praktizierst. Trage während der Yogaübungen möglichst keine Brille und nicht zu viel Kleidung. Diejenigen, die den Kopfstand längere Zeit praktizieren, sollten nach der Beendigung der Übung etwas leichtes Essen oder etwas Milch trinken. Mache möglichst täglich deine Yogaübungen. Die, die üben, bleiben gesund und profitieren allmählich von den spirituellen Fortschritten. Regelmäßigkeit in der Praxis ist absolut erforderlich, wenn man den maximalen Nutzen der Übungen erzielen möchte. Vielfach üben die Leute am Anfang mit großer Begeisterung zwei Monate lang und verlieren dann die Lust. Das ist eine falsche Einstellung.

Yogaübungen sollten möglichst mit leerem oder leichtem Magen getan werden, also etwa drei Stunden nach einer Mahlzeit. Es ist vorteilhaft, wenn du sowohl Japa (Mantrameditation) als auch Pranayama (Atemübungen) praktizierst. Dann genießt du die Vorteile beider Übungen. Yogaübungen können an den Sandbänken der Flüsse, an luftigen Plätzen und am Strand der offenen See praktiziert werden. Selbstverständlich kann man Yoga auch zu Hause üben. Der Raum sollte sauber und gut belüftet sein. Am Anfang der Praxis, mache jede Yogaübung nur eine oder zwei Minuten lang. Dann erhöhe langsam die Zeit, solange du kannst. Vermeide zu viel Anstrengungen, wenn du die Yogaübungen machst. Du solltest die Yogaübungen mit Freude und Heiterkeit praktizieren. Ich habe euch einige Yogaübungen gezeigt, die für das Aufrechterhalten von Brahmacharya sehr nützlich sind. Ausführliche Anweisungen für fast neunzig Yogaübungen, findest du in meinem Buch „Yoga Asanas“ (Englisch). Ich empfehle: Kostenlose Onlinebücher von Swami Sivananda in Deutsch.


21.7 Mula Bandha (Zusammenziehen des Schließmuskels)

Die Hatha-Yoga-Bücher sagen, dass man sich beim Mula Bandha auf den Anus, den Schließmuskel konzentrieren soll. Das ist korrekt. Das Zusammenziehen der Enddarmöffnung ist Mula Bandha, wie es von den Anfängern beim Hatha Yoga aufgefasst wird. Mula Bandha ist ein Zusammenziehen des Damms, dem „Sitz“ des Kundalini Muladhara Chakras (Wurzelchakra). Es ist der Bereich zwischen dem Enddarm und den Geschlechtsorganen, der zusammengezogen werden soll. Mula Bandha ist leicht differenziert bei Frauen und Männern. Bei Frauen ist es mehr die Damm- bzw. die Scheidenmuskulatur. Bei den Männern ist es jener PC-Muskel (Pubococcygeus, Schambein-Steißbein-Muskel oder Beckenbodenmuskel) zwischen Anus und den Genitalien. Diese Muskeln sind leicht zu spüren, wenn man uriniert, währenddessen den Urinstrahl stoppt und anschließend wieder löst. Beim Zusammenziehen der Anusschließmuskeln wird das Prana nach oben gepresst und man öffnet den Sushumna (feinstofflicher Nadi = Haupt-Energiekanal in der Wirbelsäule). Dies kann beim Atem-Anhalten gemacht werden, bei vielen Pranayamas (Atemübungen) und auch beim Einatmen.

Ausführung

Mula BandhaIm aufrechten Sitz, wird die untere (linke Ferse) fest gegen den Damm, zwischen dem Schließmuskel und den Geschlechtsorganen, dieser Bereich wird Perineum genannt, und die obere (rechte) Ferse gegen den Geschlechtsbereich (im Bereich der Schambehaarung, also oberhalb des Penis) gedrückt. (Man setzt sich gewissermaßen mit dem Perineum auf die linke Ferse und legt dann die rechten Ferse an den Unterleib, oberhalb des Penis. Früher meditierten die Yogis sehr lange und diese Yogahaltung sollte gewissermaßen das Brahmacharya symbolisieren, da die beiden Fersen symbolisch die Sexualität einsperrten). Lege die Handflächen auf die Knie. Lenke die Wahrnehmung auf den Damm/Vaginalbereich (Beckenbodenmuskel). Kontrahiere diesen Bereich, indem du den Mastdarm nach innen und nach oben ziehst und dann wieder löst. Bei dieser Kontraktion bewegt sich der Damm mit. Mit wachsender Achtsamkeit und Kontrolle jedoch vermindert sich die Kontraktion oder hört sogar auf. Das Ziel dieser Übung liegt darin, einen einzigen Punkt der Bewegung gegen die Fersen zu fühlen. Verharre so lange, wie du bequem den Atem anhalten kannst.

Wirkungen

Mula Bandha hat ernorme körperliche, mentale und spirituelle Wirkungen. Die Beckennerven, das Urogenital- und das Ausscheidungssystem werden angeregt. Die innere Peristaltik (Muskeltätigkeit von Magen und Darm) wird stimuliert und löst Verstopfung und Hämorrhoiden. Hilfreich ist die Übung bei Rissen oder Geschwüren in der Analgegend. Bei Entzündung der Prostata, in einigen Fällen von Hypertrophie (Vergrößerung eines Organs oder Gewebes durch Vergrößerung der Zellen) der Prostata und bei chronischer Beckenentzündung. Die Ausstrahlung der freigesetzten Energie geht bis in das Gehirn und in das endokrine System (Gesamtheit aller hormonbildenden Organe und Zellen) hinein. Daher ist die Übung auch hilfreich bei Asthma, Bronchitis und Arthritis (Gelenkerkrankungen). Depressionen werden gelindert. Das Apana Vaju, die Energie, die für die Ausscheidung von Kot und Urin verantwortlich ist, hat die natürliche Tendenz abwärts zu fließen. Durch die Praxis von Mula Bandha, wird das Apana Vayu gezwungen, sich durch das Zusammenziehen des Schließmuskels, aufwärts zu bewegen. Mula Bandha ist eine Yogaübung, die dem Yogi hilft, das Apana und die sexuelle Energie aufwärts fließen zu lassen. Der Yogi sitzt im Siddhasana (halber Lotussitz) und lässt das Apana und die sexuelle Energie durch die Kontraktion des Schließmuskels und durch Kumbhaka (Atemanhalten), aufwärts fließen. Bei längerer Praxis wird der abwärts fließende Samenfluss kontrolliert und der Samen in Ojas Shakti (geistige Energie) umgewandelt. Dieses Bandha verhindert feuchte Träume und hilft das Brahmacharya aufrecht zu erhalten.

Kritik an der modernen Praxis

Solch eine vorteilhafte Yogaübung, die von den Weisen und Yogis von einst vorgeschrieben wurde, wird heute mitunter durch unerfahrene und unwissende Yogis falsch angewendet. Sie unterrichten diese Yogaübung, aus egoistischen Zwecken, um ein bequemes Leben zu haben. Sie betreiben prunkvolle Werbung, dass die Leute die lebenswichtige Samenflüssigkeit für lange Zeit behalten können und in dieser Zeit intensiven sexuellen Genuss haben können (taoistische Sexualpraktiken). Sie unterrichten das Mula Bandha für reiche Familienväter. Einige der getäuschten Familienväter werden durch solche falschen Aussagen, dieser yogischen Scharlatane, deren Ziel Geldverdienen für ein bequemes Leben ist, angelockt. Sie verlieren ihre Vitalität und ruinieren ihre Gesundheit in kürzester Zeit. Durch unüberlegte Praxis dieser Yogaübung, wird das Apana, die Ausscheidungsenergie, durcheinander gebracht. Daraus resultieren verschiedene Krankheiten wie Koliken (krampfartige Schmerzen), Verstopfung und Hämorrhoiden.

Anmerkung des Übersetzers:

Der taoistischen Philosophie zufolge, hat die Kontraktion, das Zusammenziehen, des PC-Muskels folgende Wirkung: Wie bekannt ist, umgibt der PC-Muskel die Prostata, die der Samen während des Orgasmus‘ passieren muss. Es wird behauptet, dass man dann, wenn man während der Kontraktionsphase, also in der Zeit, in der sich während eines Orgasmus‘, die Prostata unwillkürlich zusammenzieht, um die Prostataflüssigkeit, dem Ejakulat beizumischen, zusammenpresst (indem man also die PC-Muskeln anspannt), dann könne man es vermeiden, von der Kontraktionsphase in den Samenerguss zu schliddern. Man könne also den berüchtigten „Point of no return“ vermeiden. Es wird gesagt, man solle den Orgasmus verhindern und statt dessen die sexuelle Energie, bevor es zur Ejakulation kommt, zum Gehirn hinauf zu leiten, um mehrere Ganzkörperorgasmen (multiple Orgasmen) zu erlangen. Weiter wird behauptet, dass man dann, sollte es zur Ejakulation kommen, die sexuelle Energie dadurch bewahren könne, indem man mit dem Fingerverschluss, bei dem man mittels des Zeige-, Mittel- und Ring-Fingers der stärkeren Hand, kräftig auf den „Millionen-Dollar-Punkt“, das ist der Punkt direkt unter der Prostata, dort wo die Harnröhre die Prostata verlässt, drückt. Angeblich soll nun die sexuelle Energie nicht mehr verloren gehen. In Wirklichkeit findet aber ein ganz normaler Orgasmus statt, nur das das Ejakulat (Samen), wegen des Druckes der drei Finger auf den „Punkt der Millionen Goldstücke“, bei der der Samenleiter und der Harnleiter, die in der Prostata zusammenlaufen, versperrt werden, nicht, wie bei einem normalen Orgasmus, durch die Harnröhre entweicht, sondern wie bei der Injakulation in die Harnblase gelangt. Es wird also keineswegs die sexuelle Energie erhalten.

Kommt es aber nicht zum Orgasmus, indem man die Spasmen, die unwillkürlichen Kontraktionen der Prostata, mittels des Anspannens des PC-Muskels unter Kontrolle bringt, und gleichzeitig die sexuelle Energie, mittels wiederholter Kontraktionen des PC-Muskels, zum Gehirn hinauf leitet, so soll man ein wenig abwarten, bis sich die sexuelle Erregung ein wenig gesenkt hat. Ist das Erregungsniveau ein wenig gesunken, so soll man die Erregung wieder bis an den Punkt des nächsten Höhepunktes steigern, der nun ein höheres Energieniveau als beim ersten Höhepunkt (den man vermeiden sollte) hat. In diesem Sinne solle man weiter verfahren, so dass sich die sexuelle Energie zu immer neueren Gipfelpunkten hinaufschwingt, ohne dass es zum Orgasmus kommt. Beim multiplen Orgasmen verläuft die Erregungskurve, wie eine sich zeitlich steigernde Welle der sexuellen Energie, die einen „Höhepunkt“ erreicht und dann, anstatt zu kippen und in sich zusammenzustürzen (in den Orgasmus zu fallen), in eine höhere Welle übergeht, um auf einen noch höheren Gipfelpunkt hinaufgetragen zu werden.

Die Idee ist also, dem Punkt, an dem die Ejakulation unvermeidlich wird, so nah wie möglich zu kommen, ohne in die Ejakulation abzurutschen. So soll man den Geschlechtsverkehr schließlich beenden, ohne es zum Orgasmus kommen zu lassen. Dadurch soll die sexuelle Energie den ganzen Körper durchströmen und mit sexueller Energie bereichern. Im Prinzip entspricht dieses der tantrischen Technik. Die Zwischenhöhepunkte werden gewissermaßen als multiple Orgasmen ohne Ejakulation betrachtet, obwohl ja eigentlich kein Orgasmus stattfindet, sondern ganz bewusst der Orgasmus vermieden wird. Darum halte ich es für falsch, von multiplen Orgasmen zu sprechen. Der springende Punkt sowohl an der taoistischen, als auch an der tantrischen Philosophie ist allerdings, dass eigentlich niemand die Disziplin besitzt, diese Techniken über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Möchte man seine sexuellen Energien nämlich für das spirituelles Wachstum nutzen, so müsste man diese Techniken so lange praktizieren, bis die sexuelle Verhaftung von einem abfällt. Das aber kann durchaus einige Jahre dauern.

Wollte man also taoistische oder tantrische Sexualpraktiken anwenden, so müsste man schon fast über eine übermenschliche Disziplin verfügen. Die Realität sieht wohl eher so aus, dass man es vielleicht einige Male schafft, den Orgasmus zu vermeiden, aber dass am Ende doch wieder die Sinneslust siegt und die sexuelle Energie vergeudet wird. So tritt man am Ende auf der Stelle und bewegt sich spirituell keinen Millimeter weiter. Darum halte ich sowohl die taoistischen als auch die tantrischen Sexualpraktiken für ungeeignete Methoden, um spirituelle Fortschritte zu erzielen. Die einzig wirksamen Tantra-Techniken praktizieren für mich die Tantra-Linien, die wie die Gelugpa-Schule, der auch der Dalai Lama angehört, von vornherein auf jegliche Sexualpraktiken verzichten und das Zölibat praktizieren. Um einmal zu sehen, dass die taoistischen und die tantrischen Techniken im Grunde genommen identisch sind, sollen die Tantra-Techniken aus Oshos Buch „Tantrische Liebeskunst“ dargestellt werden:

Osho beschreibt die Tantra-Praxis wie folgt: „Euer (gewöhnlicher) Geschlechtsverkehr unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Tantriker. Ihr schlaft mit jemandem, um euch zu erleichtern. Es ist mehr oder minder so, als ob ihr einen Niesreiz spürt und einmal kräftig niest. Dadurch wird die Energie ausgestoßen und ihr fühlt euch erleichtert, aber das ist das Gegenteil von Kreativität, es ist ein Akt der Vernichtung. Das hat seine guten Seiten, es ist eine Art Entspannungstherapie. Der Geschlechtsakt der Tantriker ist diesem Verhalten grundsätzlich und absolut entgegengesetzt. Er dient nicht euer Erleichterung, er gibt euch keine Gelegenheit, eure Energie loszuwerden, sondern es geht darum, im Liebesakt zu bleiben, ohne zu ejakulieren, ohne Energie auszustoßen. Man soll vollkommen verschmelzen und immer in der Anfangsphase bleiben, nicht zum Höhepunkt kommen. Das gibt dem ganzen eine völlig andere und grundverschiedene Qualität. Versucht, diese beiden Dinge zu verstehen. Es gibt zwei Arten von Orgasmen. Die eine Art kennt ihr: ihr gelangt zu einem Höhepunkt der Erregung, an dem es nicht mehr weitergeht, das ist das Ende. Die Erregung wird auf eine derartige Spitze getrieben, dass der Akt unfreiwillig wird; die Energie fährt in euch hinein und entlädt sich. Dann seid ihr erleichtert, von einer Last befreit; ihr entspannt euch und flüchtet euch in eure Traumwelt zurück. Sex wird als Beruhigungsmittel benutzt.

Zu einem Gipfel der Erregung zu kommen ist eine Art, den Orgasmus zu erfahren. Das Schwergewicht der tantrischen Lehre liegt aber auf der anderen Art. Die erste Art von Orgasmus kann man einen Gipfel-Orgasmus nennen und die tantrische Art einen Tal-Orgasmus. Dabei kommt man nicht zu einem Gipfel der Erregung, sondern gleitet ins tiefste Tal der Entspannung. Bei beiden Arten wird die sexuelle Erregung der Anfangsphase benutzt. Deshalb sagte ich, dass beide Arten sich am Anfang genau gleichen, aber das Ende ist völlig verschieden. Die anfängliche Erregung wird auf zwei völlig verschiedene Arten benutzt: entweder erklimmt man damit den Gipfel seiner Leidenschaft oder fällt ins tiefste Tal der Entspannung. Bei der ersten Art muss die Erregung immer mehr gesteigert werden, man muss dazu beitragen, dass sie immer intensiver dem Höhepunkt entgegenstrebt. Bei der zweiten Art ist man nur beim Vorspiel erregt. Sobald der Mann in die Frau eingedrungen ist, entspannen sich beide. Sie bewegen sich überhaupt nicht mehr und gehen völlig in der Umarmung auf. Und nur, wenn einer von beiden spürt, dass die Erektion nachlässt, bewegen sie sich ein wenig, um das Feuer wieder zu entfachen; dann sinken sie wieder in einen Zustand vollkommener Entspannung.

Diese Art von tiefer, zärtlicher Vereinigung kann stundenlang dauern, ohne dass es zum Samenerguss kommt. Danach fallen beide in einen tiefen Schlaf. Das nennt man einen Tal-Orgasmus. Nach einem tantrischen Liebesakt seid ihr mit Energie aufgeladen, ihr seid lebendiger und frischer als je zuvor. Und dieser ekstatische Zustand kann stundenlang, ja tagelang anhalten. Das hängt davon ab, wie sehr ihr darin aufgegangen seid. Wenn ihr tief in diese Art Sex hineingehen könnt, wird euch früher oder später klar, dass ein Samenerguss reine Energieverschwendung ist. Man braucht nicht zu ejakulieren, es sei denn, man will ein Kind zeugen. Nach einem tantrischen Sex-Erlebnis seid ihr den ganzen nächsten Tag zutiefst entspannt, selbst viele Tage lang fühlt ihr euch ruhig und gelassen, in euch selbst zentriert. aus: „Tantrische Liebeskunst“ (Seite 208) von Osho.

Ende Anmerkung Übersetzer.

Diese unwissenden Yogis haben dem Yoga im Ansehen der Öffentlichkeit großen Schaden zugefügt. Anstatt dass sie diese nützliche Yogaübung zum Erreichen des Brahmacharya empfehlen, haben diese irregeführten Seelen, die Leidenschaften der Familienväter entfacht. Sie haben die Wissenschaft des Yoga und die Yogis verunglimpft. Sie argumentieren: „Wir müssen uns den modernen Zeiten anpassen. Die Leute wollen das. Sie lieben solche Übungen. Solche Übungen werden gefordert. Sie sind glücklicher, wenn sie diese Übungen praktizieren dürfen.“ Eine wundervolle Philosophie, in der Tat! Dies ist die Philosophie der Genussmenschen und Charvakas, die in der Sinneslust den Sinn ihres Lebens sehen. Ihr ignoranten Leute, öffnet eure Augen. Erwacht aus eurem Tiefschlaf und aus eurer Unwissenheit. Vertraut nicht den süßen Worten und den unanständigen Demonstrationen dieser yogischen Scharlatane und Pseudo-Gurus. Sie werden euch ruinieren. Enthaltet euch solcher Praktiken und bewahrt eure Lebensenergie. Verwandelt sie durch Japa (Mantrameditation), Kirtan (Singen religiöser Lieder), Pranayama (Atemübungen) und Vichara (Selbsterforschung) in spirituelle Energie. Führt ein frommes Leben. Das Leben ist für einen höheren Zweck bestimmt. Es ist bestimmt, um Selbstverwirklichung zu finden.

Ihr unwissenden Yogis. Führt die Menschen nicht auf den falschen Weg. Erweist euch als würdige Nachfolger der verehrungswürdigen Weisen der Vergangenheit. Opfert diese edle Yogaübung nicht den niederen Trieben. Seid vorbildlich. Habt edle Ziele und erweist euch eines Yogi als würdig. Sonst werden die vernünftigen und kultivierten Leute euch auslachen, wenn ihr solche Ansichten verbreitet. Zeigt den Leuten, wie man Brahmacharya praktiziert. Sei ein wahrhafter Yogi. Dann werden die Leute dich und deine selbstlose Arbeit schätzen.

Vorsichtsregeln und Gegenanzeigen

Schwangere sollten das Halten von Mula Bandha nicht übertreiben: Sind die Muskeln des Beckenbodens zu fest und damit unnachgiebig geworden, wird der Vorgang der Geburt enorm erschwert, da das Kind nicht losgelassen werden kann. Mula Bandha sollte nicht während akuter Entzündungen im kleinen Becken gehalten werden. (Den oberen Teil der Beckenhöhle bezeichnet man als das „große Becken“, den unteren Anteil, der von den Scham- und Sitzbeinen gebildet wird, wird als „kleines Becken“ bezeichnet. Im kleinen Becken liegen der Mastdarm, die Harnblase und alle inneren Geschlechtsorgane.) Da es bei der Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur zu einem starken Zug der Bänder auf das Steißbein kommt, sollte es einige Zeit nicht geübt werden, nachdem man sich das Steißbein geprellt oder gebrochen hat. Mula Bandha


21.8 Jalandhara Bandha (Kinnverschluss)

Jalandhara BandhaJalandhara Bandha ist der Kinnverschluss und somit das energetische Gegenstück zum Mula Bandha (Verschließen des Schließmuskels). Während letztere das Entweichen der Energie aus der Körperunterhälfte verhindert, vermag Jalandhara Bandha dies für die obere Körperhälfte zu leisten. Atme zunächst ein und halte dann den Atem an. Dann verschließe der Hals, indem du das Kinn fest gegen die Brust drückst. Der Kinnverschluss wird ausgeführt, indem man das Kinn zum Brustbein senkt und damit den Hals zusammenzieht. Dadurch wird der Nacken stark gedehnt. Achte darauf, dabei die Wirbelsäule weiterhin gerade zu halten. Der Kinnverschluss stimuliert auch die drei Nerven, die von der Halswirbelsäule ausgehen und das Zwerchfell beherrschen. Es wird am meisten eingesetzt bei einigen Umkehrstellungen wie Schulterstand, Kopfstand usw.

Zugeordnete Drüse: Schilddrüse

Die Schilddrüse spielt eine wichtige Rolle beim Wachstum des Skeletts und der inneren Organe. Sie sorgt für den Ausgleich zwischen dem körperlichen und geistigen Wachstum und reguliert den Stoffwechsel und damit die Art und Weise sowie die Geschwindigkeit, in der wir unsere Nahrung in Energie umwandeln und diese Energie verbrauchen. Darüber hinaus regelt sie den Jodstoffwechsel sowie den Kalkhaushalt in Blut und Gewebe. Im Hals-Chakra finden wir das Zentrum der menschlichen Ausdrucksfähigkeit, Kommunikation und Inspiration. Es stellt eine wichtige Verbindung zwischen Denken und Fühlen, zwischen unseren Impulsen und den Reaktionen darauf. Jalandhara Bandha


21.9 Uddiyana Bandha (Bauchverschluss)

Uddiyana-Bandha heißt wörtlich hinauffliegen und bezeichnet das Ein- und Hochziehen des Nabels. Dies bewirkt eine entsprechende Bewegung in den Bauchmuskeln und erzeugt einen Hohlraum unter dem Brustkorb. Die Ausführung geschieht, indem man bei leerer Lunge, nachdem man vollkommen ausgeatmet hat, die Bauchdecke so weit wie möglich in Richtung Wirbelsäule ein und hochzieht. Wenn man mit Visualisierung arbeitet, kann man sich einen Faden vorstellen, der vom Nabel ausgehend, die Wirbelsäule hoch wandert. Dies alles verlangt langes und intensives Arbeiten und benötigt oft Jahre um die Dynamik richtig zu spüren. Uddiyana-Bandha soll den großen Vogel Prana zwingen, durch Sushumna-Nadi, den Hauptenergiekanal für den Strom der Nervenenergie, empor zu fliegen. Man sagt, dass Uddiyana-Bandha das Beste aller Bandhas sei. Es heißt, dass dieses Bandha der Löwe sei, der den Elefanten namens Tod besiegt. Man sollte es nur während Bahya Kumbhaka (Atemanhalten nach dem Ausatmen) üben. Wird es während Antara Kumbhaka (Atemanhalten nach dem Einatmen) ausgeführt, werden Herz und Zwerchfell zu stark angestrengt und die Augen schwellen an.

Uddiyana Bandha

Uddiyana-Bandha im Sitzen

Im aufrechten Sitz, die Wirbelsäule ist aufrecht und die Knie berühren den Boden. Lege die Handflächen auf die Knie. Atme aus und leere die Lungen so weit wie möglich. Halte den Atem nach dem Ausatmen an. Hebe die Schultern und gib damit der Wirbelsäule eine weitere Dehnung. Drücke die Handflächen kräftig gegen die Knie, strecke die Ellbogen. Nimm spontan Jalandhara-Bandha (Kinnverschluss) ein und presse das Kinn gegen die Brust. Kontrahiere die Bauchmuskeln nach innen und oben. Halte den Bauchverschluss mit angehaltenem Atem so lange wie möglich, ohne dich zu überfordern. Löse den Bauchverschluss, beuge die Ellbogen und senke die Schultern. Hebe den Kopf, atme noch ein wenig mehr aus und erst dann langsam ein.

Uddiyana-Bandha

Uddiyana-Bandha im Stehen

Stehe aufrecht, die Füße etwa einen halben Meter auseinander. Atme tief durch die Nase ein. Beuge dich aus der Taille nach vorn und atme alle Luft durch den Mund aus. Versuche, die Lungen so weit wie möglich zu leeren. Halte die Wirbelsäule gerade und beuge ein wenig die Knie. Lege die Handflächen auf die Oberschenkel, direkt über den Knien, so dass die Knie das Gewicht des Oberkörpers tragen. Die Finger zeigen nach unten oder zueinander. Stelle sicher, dass die Arme gestreckt sind. In dieser Haltung wird sich der Bauchbereich automatisch zusammenziehen. Ziehe den Bauch nach oben und nach innen zur Wirbelsäule. Leichter ist Uddiyana-Bandha im Stehen auszuführen. Es sollte aber nur mit leerem Magen und Gedärmen geübt werden! Auf der physiologischen Ebene massiert, kräftigt und reinigt Uddiyana die Bauchorgane und macht sie stark und gesund. Durch das Einziehen des Leibes in den Brustkorb stellt es auch die Elastizität der Lunge wieder her und massiert das Herz. Das Zwerchfell wird immer wieder nach oben und nach unten gepresst, wobei auf beiden Seiten Druck entsteht. Durch diese Spannung in den verschiedenen Verdauungsorganen, Leber und Magen im unteren und mittleren Bereich, Herz und Lunge im oberen Bereich, entsteht nach loslassen der Kontraktion eine bessere Durchblutung der genannten Organe. Es heißt dass Uddiyana Bandha die Jugendlichkeit zurück bringt.

Zugeordnete Drüse: Bauchspeicheldrüse

Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung und Verdauung der Nahrung. Sie schüttet das Hormon Insulin aus, das für das Blutzuckergleichgewicht und den Kohlehydratstoffwechsel von ausschlaggebender Bedeutung ist. Die von der Bauchspeicheldrüse abgesonderten Enzyme sind für den Fett- und Proteinstoffwechsel wichtig. Das Solar-Plexus-Chakra ist unser Kraftzentrum. Es ist jener Bereich von dem aus unsere emotionale Energie nach außen dringt. Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, Sympathien und Antipathien sowie die Fähigkeit, dauerhafte emotionale Verbindungen einzugehen, werden weitgehend von diesem Zentrum aus gesteuert. Es ist der Sitz der Persönlichkeit. Es ist der Ort, an dem er seine gesellschaftliche Identifikation findet und die durch persönliche Kraft, Leistungswillen und Machtstreben, oder auch durch Anpassung an die gesellschaftlichen Normen zu bestätigen sucht.

Wirkungen

Uddiyana Bandha ist ein Allheilmittel bei vielen Bauch- und Magenerkrankungen, z. B. Verstopfung, Verdauungsstörungen, Würmern und Diabetes, vorausgesetzt, alle diese Störungen sind nicht chronisch. Das Verdauungsfeuer wird angeregt, die Bauchorgane werden massiert und belebt. Die Adrenalindrüsen werden harmonisiert, wodurch Trägheit und Lethargie verschwinden. Angst und Anspannungen lösen sich auf. Der Blutkreislauf im ganzen Rumpf wird angeregt und alle inneren Organe werden gekräftigt. Uddiyana-Bandha ist eine sehr gute Übung, um das Zwerchfell bewusst wahrzunehmen. In der aktiven Phase, in der der Bauch nach innen und oben gezogen wird, werden die Muskelfasern des Zwerchfells und der oberflächlichen Bauchmuskulatur (besonders des queren Bauchmuskels) gestärkt.

Vorsichtsregeln und Gegenanzeigen

Uddiyana-Bandha ist bei allen akuten entzündlichen Prozessen im Körper, insbesondere jedoch im Bereich des Rumpfes (Magen- oder Darmentzündungen oder Geschwüre, Leberentzündungen und –Schwellungen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse usw.) verboten, ebenso bei schwerem Asthma, schwerer Bronchitis, stark erhöhtem Blutdruck, in der Schwangerschaft und längere Zeit nach Operationen (weil sich die Narben verziehen könnten) und bei Brüchen im Bauchraum (Hernien). Vorsicht ist bei leichten Störungen des Kreislaufs und der Verdauung geboten, außerdem bei der Tendenz zu einer starken Regelblutung und beim Tragen älterer, t-förmigen Verhütungsspiralen. Menschen mit großen Operationsnarben sollen sehr achtsam auf Reaktionen dieser Narben sein, da Schmerzen auftreten können, wenn Verwachsungen des Narbengewebes vorliegen.

Bandhas – Techniken für die Wirksamkeit und Sicherheit von Asana und Pranayama
Die Bandhas und ihre Wirkungen



21.10 Nauli Kriya (Darmreinigung)

Uddiyana Bandha
Uddiyana Bandha

Nauli ist eines der Kriyas (Reinigungsübungen) aus dem Yoga. Die Übung soll den Dünndarm reinigen, Verdauungsprobleme beseitigen und basiert auf einer Massage der inneren Bauchorgane durch die kreisförmige Bewegung der Bauchmuskulatur.

Uddiyana Bandha, die Bauchkontraktion, kann sowohl im Sitzen als auch im Stehen geübt werden.

Nauli

Nauli aber wird im Allgemeinen im Stehen geübt. Stelle die Beine etwa einen Fuß breit auseinander, beuge den Rücken vor und lege deine Hände auf die Oberschenkel. Dann praktiziere Uddiyana Bandha, die Bauchkontraktion. Nun drücke die Bauchmuskeln als zentralen Bauchmuskelwulst nach vorne und schiebe diesen Wulst nach rechts und nach links.

Zu Beginn der Übung sollten die mittleren Bauchmuskeln entspannt und nur die rechten und linken Bauchmuskeln angespannt sein. Die Muskeln sollten in der Mitte einer vertikalen Linie verlaufen. Praktiziere die Übung so lange, wie du sie bequem ausüben kannst. Übe sie am Anfang ein paar Tage lang, bis du sie vollkommen beherrscht. Nach etwas Praxis solltest du die rechten Bauchmuskeln anspannen und die linke Seite entspannt lassen. Dann verlaufen alle Muskeln auf der linken Seite in einer vertikalen Linie. Dann spanne die linken Bauchmuskeln an und lasse die rechten Bauchmuskeln entspannt.

Durch diese stufenweise Praxis, lernst du es, die Muskeln in der Mitte und auf der linken und rechten Seite des Bauches anzuspannen. Jetzt kommt die Krönung von Nauli Kriya. Spanne die Muskeln in der Mitte des Bauches an und lass sie dann langsam zur rechten Seite und dann zur linken Seite wandern. Lass sie sich mehrmals von rechts nach links bewegen und anschließend mehrmals von links nach rechts. Du solltest die Muskeln langsam in einer kreisförmigen Bewegung von rechts nach links oder von links nach rechts rotieren lassen. Du wirst nicht ausreichend von dieser Übung profitieren, wenn du sie nicht langsam und sorgfältig ausübst. Anfänger werden bei den ersten Versuchen einen geringfügigen Schmerz im Bauch verspüren. Sie brauchen keine Angst zu haben. Der Schmerz wird nach zwei oder drei Tagen regelmäßiger Übung verschwinden.

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Nauli: Wie Uddhiyana Bandha anfangen. Dann gerade Bauchmuskeln als zentrale Bauchmuskelwulst nach vorne drücken. Abwechselnd nach rechts und nach links schieben.


21.11 Maha Mudra (Großes Siegel)

Das Sanskrit Wort Maha bedeutet groß. Das Maha Mudra ist ein großes Mudra im Sinne seiner großen Wirkung! Setze dich beim Maha Mudra auf dem Fußboden mit dem Anus (Po) auf deine linke Ferse. Das linke Bein ist dabei nach hinten gestreckt. Strecke das rechte Bein nach vorne vor deinen Körper. Nun beuge dich nach vorne und ergreife mit beiden Händen die Zehen des rechten Fußes. Atme ein, halte die Luft an und presse das Kinn fest gegen die Brust. Richte nun deine ganze Aufmerksamkeit auf das „Dritte Auge“, auf den Punkt zwischen den Augenbrauen, und halte die Stellung so lange wie du kannst.

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Maha Mudra
Dann wiederhole die Übung, indem du die rechte Ferse unter den Anus setzt und das linke Bein nach vorn ausstreckst. Nun ergreife mit beiden Händen das linke Bein, presse das Kinn wieder fest gegen die Brust, richte die Aufmerksamkeit wieder auf das dritte Auge und halte die Stellung so lange, wie du kannst. Danach setze dich hin, strecke beide Beine nach vorne, beuge dich nach vorne und ergreife mit beiden Händen beide Füße (sitzende Vorwärtsbeuge). Du solltest die Übungen, mit den drei verschiedenen Positionen, insgesamt drei mal wiederholen.


21.12 Yoga Mudra, das Siegel des Yoga

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Yoga Mudra
Yoga Mudra (auch als Yoga Mudrasana, Yoga Mudrasan, Yoga Mudra Asana, Yoga Mudra Asan bezeichnet) bedeutet „Symbol des Yoga“ bzw. „Siegel des Yoga“. Diese Yogaübung gilt in besonderem Maße als Symbol für die Vereinigung der individuelle Seele mit der Kosmischen Seele und damit für „Yoga“ im Sinne von „Vereinigung“. Alle Asanas (Yogaübungen) sind letztlich Hingabe und Verehrung an das Kosmische, das auch als Gott, kosmische Intelligenz, Schöpfer aller Dinge, kosmische Energie, höhere Wirklichkeit oder göttliche Mutter bezeichnet wird. Auf der physischen Ebene ist Yoga Mudra sehr gut für die Flexibilität von Hüften und Wirbelsäule und ist eine gute Übung für die Verdauungsorgane. Längere Zeit in Yoga Mudra führt zur Erfahrung tiefen geistigen Friedens. Yoga Mudra kann immer vor und/oder nach Meditation und Pranayama geübt werden.

Lotussitz
Lotussitz
Halber Lotussitz
Halber Lotussitz

Setze dich in den Lotussitz (Anfänger sollten vielleicht den halben Lotussitz bevorzugen – weitere Meditationshaltungen hier). Lege die Handflächen auf die Fersen. Atme langsam aus und beuge den Oberkörper so weit nach vorne, bis die Stirn den Fußboden berührt. Wenn du die Haltung für längere Zeit beibehältst, kannst du ganz normal ein- und ausatmen. Verweilst du aber nur kurze Zeit in dieser Stellung, dann halte den Atem so lange an, bis du den Kopf wieder anhebst und in deine Ausgangsstellung zurückkommst. Dann atme wieder ein. Anstatt die Hände auf die Fersen zu legen, kannst sie auch hinter den Rücken legen und das linke Handgelenk mit der rechten Hand festhalten. Das Yoga Mudra ist nützlich, um Brahmacharya aufrecht zu erhalten. Es verringert übermäßiges Fett im Bauch und entfernt alle Störungen des Magens und der Därme. Verstopfungen werden beseitigt und das Verdauungsfeuer geschürt. Der Appetit und die Verdauung werden dadurch verbessert. Wenn du die Haltung nicht über eine längere Zeit halten kannst (1 bis 2 Minuten), dann wiederhole die Übung mehrmals. Lege zwischen den Übungen eine kleine Pause ein.


21.13 Anuloma Viloma (Wechselatmung)

Setze dich zur Wechselatmung mit leerem Magen in deinem Meditationsraum in den Lotussitz oder in den halben Lotussitz und schließe deine Augen. Verschließe mit dem rechten Daumen das rechte Nasenloch und atme 4 Sekunden die Luft durch das linke Nasenloch ein. Fülle die Lungen etwa zu 3/4. Dann verschließe mit dem rechten Ringfinger und dem kleinen Finger der rechten Hand das linke Nasenloch und halte den Atem etwa 4 Sekunden lang an. Dann nimm den rechten Daumen vom rechten Nasenloch, die beiden anderen Finger bleiben aber auf dem linken Nasenloch, und atme langsam 8 Sekunden lang durch das rechte Nasenloch aus und dann wieder 4 Sekunden lang ein. Dann lege den rechten Daumen wieder auf das rechte Nasenloch und halte die Luft wieder 4 Sekunden lang an. Nun nimm die beiden Finger vom linken Nasenloch und atme 8 Sekunden lang aus und wieder 4 Sekunden lang ein und verschließe das linke Nasenloch wieder mit den beiden Fingern der rechten Hand (kleiner Finger, Ringfinger).

Dieser Prozess stellt einen Atemzyklus dar. Wiederhole diese Übung 20 mal am Morgen und 20 mal am Abend. Langsam und behutsam erhöhe die Zeit, in der du den Atem anhältst und die Anzahl der Atemübungen. Wenn du Fortschritte in der Praxis gemacht hast, kannst du drei oder vier Sitzungen am Tag machen und jedes mal achtzig Pranayamas üben. übe mindestens 3 bis 8 Runden. Du kannst die Atemübungen bis auf 20 oder 30 Minuten steigern, wenn Du willst. Beginne mit dem Verhältnis Einatmen : Anhalten : Ausatmen mit 4:4:8. Steigere es langsam auf 4:8:8, dann auf 4:12:8, schließlich 4:16:8. Auf die Frage ob es gefährlich ist Atemübungen ohne die Hilfe eines Gurus zu praktizieren antwortet Swami Sivananda: Zögere nicht. Warte nicht darauf, einen Guru zu finden, der an Deiner Seite sitzt und nach Dir schaut. Wenn Du ernsthaft, regelmäßig und systematisch bist und den Regeln und Anweisungen dieses Buches sehr sorgfältig folgst, wird es keinerlei Schwierigkeiten geben.


21.14 Bhastrika (Blasebalg)

In Sanskrit bedeutet Bhastrika Blasebalg. Das charakteristische Merkmal von Bhastrika ist die rasche Folge von forcierten Ein- und Ausatmungen. So wie ein Schmied seinen Blasebalg rasch auf und ab bewegt, so solltest auch du deinen Atem rasch rein und raus bewegen. Setze dich für den Blasebalg aufrecht in den Lotussitz und schließe den Mund. Anfänger wählen den halben Lotussitz oder den Schneidersitz. Atme zwanzig Mal schnell wie ein Blasebalg durch die Nase ein und aus. Spanne dafür rhythmisch deine Bauchmuskeln an und entspanne sie wieder. Man sollte mit dem Ausstoßen des Atmens beginnen. Dann sollte das Ein- und Ausatmen in schneller Reihenfolge erfolgen. Hat man die erforderliche Zahl von Ausatmungen erreicht, sagen wir einmal zwanzig für eine Runde, dann sollte der letzten Ausatmung eine tiefe Einatmung folgen. Nun halte die Luft so lange an, wie es dir bequem erscheint, und dann atme sehr, sehr langsam wieder aus. Dann ist eine Runde Bhastrika beendet. Mach eine kleine Pause und lass eine zweite Runde folgen. Mache drei Runden am Morgen und drei Runden am Abend. Dies ist eine sehr nützliche Übung für Brahmacharins. Du kannst die Übung auch im Stehen ausüben.


21.15 Tipps zu Atemübungen

Bade nicht unmittelbar nach Atemübungen. Sondern ruhe dich zunächst einmal eine halbe Stunde aus. Mache im Sommer morgens nur einmal Atemübungen. Atme stets langsam ein und aus. Vermeide beim Einatmen jedes Geräusch. Vermeide auch beim Bhastrika (Blasebalg) jedes gewaltsame Geräusch. Atme nur durch die Nase. Ein Anfänger sollte einige Tage lang nur die Einatmung und die Ausatmung üben, ohne den Atem anzuhalten. Du musst das Einatmen, das Ausatmen und das Atemanhalten so praktizieren, dass du zu keiner Zeit ein Gefühl von Atemnot oder Unannehmlichkeit empfindest. Du solltest die Ausatmung nicht unnötigerweise verlängern. Wenn du die Zeit der Ausatmung verlängerst, dann ist die folgende Einatmung beschleunigt und der Rhythmus wird unterbrochen. Erhöhe allmählich die Periode des Atemanhaltens. Halte den Atem in der ersten Woche für 4 Sekunden, in der zweiten Woche für 8 Sekunden, in der dritten Woche für 12 Sekunden an und fahre fort, bis du in der Lage bist, den Atem so lange an zuhalten, wie du kannst. Wiederhole während der Atemübung geistig das Mantra „Om“, das Gayatri-Mantra oder irgendein anderes Mantra. Kultiviere Barmherzigkeit, Frieden, Nachsichtigkeit, Toleranz mit der Einatmung und verjage Arroganz, Egoismus, Stolz, Zorn und Lust mit der Ausatmung. Wenn du einatmest, dann stelle dir vor, dass du Energie von einer göttlichen Quelle einatmest, kosmisches Prana, und dass dein ganzer Körper vom Kopf bis zu den Zehen mit frischer Energie gesättigt wird. Mache keine Atemübungen, wenn du ernsthaft krank bist.


21.16 Vajroli Mudra (Aufsaugen des Samens mit dem Penis)

Dies ist eine wichtige Yogaübung im Hatha Yoga. Du musst hart arbeiten, um vollen Erfolg in dieser Yogaübung zu erhalten. Es gibt nur sehr wenige Leute, die Experten in dieser Übung sind. Der Yogaschüler saugt zuerst Wasser durch einen silbernen Schlauch, ein besonders angefertigter Katheter (Röhrchen), der etwa 12 Zoll (30 Zentimeter) in die Harnröhre eingeführt wird, durch den Penis ein. Nach einiger Übung saugen sie Milch, dann Öl und dann Honig ein. Zum Schluss saugen sie Quecksilber (kann Quecksilber nicht zu Vergiftungserscheinungen führen?) mit ihrem Penis ein. Später sind sie in der Lage, diese Flüssigkeiten direkt durch die Harnröhre, ohne die Hilfe eines Schlauches, aufzusaugen. Diese Übung ist für das Aufrechterhalten eines vollkommenem Brahmacharya von enormer Bedeutung. Am ersten Tag solltest du den Katheter nur etwa einen Zoll (2,5 cm) in die Harnröhre einführen, am zweite Tag zwei Zoll, am dritten Tag drei Zoll, und so weiter. Du solltest so lange üben, bis du in der Lage bist, zwölf Zoll (30 cm) des Katheters in die Harnröhre zu schieben. Raja Bhartrihari, ein indischer Sanskritdichter des 7. Jahrhunderts, war in dieser Yogaübung sehr geschickt.

Der Yogi, der diese Yogaübung beherrscht, kann nicht einen Tropfen Samen verlieren. Selbst wenn er einen Orgasmus hatte, kann er den Samen durch diese Übung wieder aufsaugen (Anmerkung Übersetzer: Irrtum – Er saugt nämlich das Ejakulat, das aus einer Mischung von mehreren Drüsenflüssigkeiten besteht, – siehe: Das männliche Sperma – in die Blase ein und transportiert sie nicht zurück in die Drüsen). Der Yogi, der in der Lage ist, seinen Samen aufwärts zu ziehen und ihn zu konservieren, besiegt den Tod (Anmerkung Übersetzer: Butter bleib bei die Fische – oder wie sagt man?). Ein guter Geruch entströmt seinem Körper. Der ehemalige Trailinga Swami von Benares war ein Experte im Vairoli Mudra, also im Aufsaugen seines eigenen Ejakulats. Sri Swami Kuvalayanandaji von Lonavala unterrichtete diese Übung. Die Praxis von Mula Bandha (Zusammenziehen der Schließmuskeln), von Uddiyana Bandha (Bauchverschluss), von Maha Mudra (Großes Siegel), von Asanas (Yogaübungen) und Pranayamas (Atemübungen) ermöglichen es einem, Vajroli zu verstehen und Erfolg in seiner Praxis zu erhalten. Dieses sollte allerdings unter der Anleitung eines Gurus geschehen.

Der Sinn der Vajroli Mudra besteht darin, Perfektion im Brahmacharya zu erlangen. Wenn der Yogaschüler dieses Mudra übt, lenkt er seine Aufmerksamkeit unbewusst zum Sexualzentrum. Dadurch aber könnte der Erfolg der Übung gefährdet werden. Darum ist strenges Brahmacharya für diese Übung absolut erforderlich. Daher solltest du bei der Ausführung dieser Übung, weder an eine Frau, noch an den Sexualverkehr, denken. Da viele Ehemänner denken, dass Vajroli Mudra gut für die Geburtenkontrolle ist, haben sie den verstärkten Wunsch, dieses Mudra zu üben. Es ist alles nur eine Torheit und Täuschung. Sie haben den Sinn dieser wichtigen Yogaübung nicht richtig verstanden. Dein Motiv, das Vajroli Mudra zu lernen, sollte rein sein. Du solltest von der Idee der Selbstverwirklichung und vom absoluten Brahmacharya geleitet sein. Strebe die sexuelle Sublimation an. Du solltest die Energie, die du durch diese Yogaübung gewinnst, nicht missbrauchen. Analysiere und hinterfrage deine Motive sorgfältig. Es lauern sehr viele Versuchungen und Gefahren auf dem yogischen Weg. Vorsicht und göttliche Liebe auf deinem spirituellen Weg!

Anmerkung des Übersetzers: Swami Sivananda hält das Vairoli Mudra für solch eine bedeutende Yogaübung, weil er das männliche Sperma mit Ojas Shakti gleich setzt. Das Sperma setzt sich aber aus insgesamt sechs unterschiedlichen Drüsensekreten zusammen. So könnten die Spermien also gar nicht zum Nebenhoden zurückwandern, wo sie normalerweise aufbewahrt werden, weil sie sich mittlerweile mit den anderen Drüsensekreten vermischt haben. Außerdem werden sie durch die Vajroli-Praxis in die Harnblase eingesogen. Boris Sacharow, der über eine mindestens 42jährige Yogapraxis verfügt, zählt in seinem Buch „Kriya Yoga“ sowohl das Vairoli Madra, als auch das Khechara Mudra (Verlängerung der Zunge), das Viparitakarani Mudra (man legt sich auf den Rücken, hebt die Beine dabei vertikal an und stützt dabei das Gesäß mit den Händen und Ellbogen – und das täglich 3 Stunden lang) und das Trataka Mudra (Schauen in die Sonne) zu den falsch verstandenen Auswüchsen einer falsch verstandenen Yogalehre. Und ich fürchte, er hat recht. Einige Yogis benutzen das Vajroli Mudra auch zu Showzwecken. Zunächst saugen sie Öl mit dem Penis ein und pumpen dann wie ein Feuer speiender Drache das Öl wieder durch die Harnröhre heraus und zünden es dabei an. Es würde mich gar nicht wundern, wenn es dabei schon den einen oder anderen leicht gegrillten Penis gegeben hat.


22. Einige veranschaulichende Geschichten

22.1 Die Energie der Sinneslust

Einst hielt Sri Vedavyasa inmitten seiner Schüler seinen Vedanta Unterricht. Im Rahmen eines Vortrags, erwähnte er, dass junge Brahmacharins acht geben sollten und nicht mit jungen Damen verkehren sollten, da sie sonst, trotz ihrer Wachsamkeit und Umsicht, leicht ein Opfer ihrer Sinneslust werden könnten. Einer seiner Schüler, Jaimini, der Autor der Purva-Mimamsa, einer Schrift, die sich mit den vedischen Opferritualen beschäftigt, war ein wenig vorlaut und sagte: „Guruji Maharaj! Deine Behauptung ist falsch. Keine Frau kann mich erregen. Ich bin fest im Brahmacharya verankert.“ Der Lehrer Vyasa sagte: „Jaimini, du wird es bald wissen. Ich gehe nach Benares und komme innerhalb von drei Monaten zurück. Sei vorsichtig und lass dich nicht vom Stolz beherrschen.“

Sri Vyasa, nahm, durch seine yogische Kraft, die Form eines schönen jungen Mädchens an, mit durchdringenden Augen, einem bezauberndem Gesicht und bekleidet mit einem dünnen seidenen Kleid. Die junge Frau stand im Sonnenuntergang unter einem Baum. Die Wolken zogen sich zusammen und es begann zu regnen. Durch einen Zufall stand Jaimini plötzlich neben ihr unter dem Baum. Er sah das Mädchen, hatte Mitleid mit ihr und sprach: „Oh, junge Frau, wenn sie möchten, können sie mit in meinen Ashram kommen und dort bleiben, bis es aufgehört hat zu regnen. Ich werde ihnen Schutz geben.“ Die junge Frau fragte: „Leben sie allein oder leben sie mit einer Frau zusammen?“ Jaimini antwortete: „Ich lebe ganz alleine dort. Aber ich bin ein perfekter Brahmachari. Die Lust kann mir nichts anhaben. Ich betrachte Männer und Frauen als heilige Wesen. Sie können bei mir übernachten.“ Die junge Frau aber wendete ein: „Es ist nicht recht, für ein jungfräuliches Mädchen, mit einem Brahmachari allein die Nacht zu verbringen.“ Aber Jaimini sagte: „Junge Frau, haben sie keine Angst. Ich verspreche ihnen, ein perfekter Brahmachari zu sein.“ Dann stimmte sie zu und verbrachte die Nacht in seinem Ashram.

Die junge Frau schlief im Haus und Jaimini legte sich vor dem Haus nieder. Mitten in der Nacht, fühlte Jaimini plötzlich, wie die Sinneslust in seinen Verstand eindrang. Eine sexuelle Begierde entstand in ihm. Als er die junge Frau am Baum getroffen hatte, war er noch absolut rein. Nun aber klopfte er an die Tür und sagte: „Draußen ist es sehr stürmisch. Ich kann die kalten Windböen nicht ertragen. Ich möchte gerne im Haus schlafen.“ Dann öffnete sie die Tür und Jaimini schlief im Haus. Aber diesmal, als er der jungen Frau so nahe war und den Klang ihrer Armreifen vernahm, erwachte seine sexuelle Begierde ein wenig intensiver und leidenschaftlicher. Er näherte sich ihr und umarmte sie. Sofort nahm Sri Vyasa seine ursprüngliche Gestalt mit seinem langen Bart an und sagte: „Mein lieber Jaimini, wo ist nun die Stärke deines Brahmacharya? Hast du das Zölibat wirklich perfekt verinnerlicht? Was hast du geantwortet, als ich über dieses Thema unterrichtete?“ Jaimini senkte beschämt seinen Kopf und sagte: „Guruji! Ich redete unüberlegt. Ich bitte um Verzeihung.“ Dieses Beispiel zeigt, dass selbst große Menschen durch den Einfluss der aufbegehrenden sinnlichen Lust verleitet werden. Brahmacharins sollten sehr vorsichtig sein.


22.2 Sokrates und seine Schüler

Einer der Schüler von Sokrates fragte: „Mein ehrwürdiger Meister, wie oft sollte ein verheirateter Mann mit seiner Frau schlafen.“ Sokrates antwortete: „Nur einmal in seinem Leben.“ Darauf antwortete der Schüler: „Oh, mein Gott! Das ist für einen weltlichen Mann absolut unmöglich. Die Leidenschaften sind schrecklich und unangenehm. und die Welt ist voller Versuchungen. Familienväter haben nicht die Kraft, diesen Versuchungen zu widerstehen. Dagegen lehnen sich die Sinne auf. Sie sind sehr stark. Der Verstand ist erfüllt mit Leidenschaften. Du bist ein Philosoph und Yogi und verstehst es, diese Leidenschaften zu kontrollieren. Wir bitten dich, sei so freundlich und beschreibe uns einen einfachen Weg, es dir gleich zu tun.“ Darauf antwortete Sokrates: „Ein Familienvater sollte nur einmal im Jahr mit seiner Frau intim sein.“ Der Schüler antwortet: „O ehrwürdiger Sokrates, dies ist auch eine zu harte Prüfung für sie. Du solltest ihnen einen leichteren Weg vorschreiben.“ Sokrates antwortete: „Gut, mein lieber Schüler, einmal im Monat. Dies ist angemessen. Es ist ziemlich einfach. Ich denke, dass du nun zufrieden bist.“ Der Schüler antwortete: „Dies ist auch unmöglich, mein verehrter Meister. Familienväter sind sehr wankelmütig. Ihr Verstand ist voll von sexuellen Wünschen und Begierden. Sie können es nicht einmal für einen einzigen Tag ohne sexuellen Verkehr aushalten. Du hast keine Vorstellung von ihrer Mentalität.“

Darauf erwiderte Sokrates: „Gut beobachtet, mein liebes Kind. Nun tue folgendes. Gehe zu einem Friedhof. Kaufe einen Sarg und ein Leinentuch für die Leiche und grabe von Hand ein Grab. Jetzt kannst du dich so oft selber befriedigen, wie du möchtest. Dies ist mein abschließender Rat für dich.“ Dieser letzte Rat durchbohrte das Herz des Schülers. Er fühlte es sehr heftig. Er dachte ernsthaft darüber nach und verstand plötzlich den Wert und den Sinn von Brahmacharya. Von nun an betrieb er seine spirituelle Praxis mit der notwendigen Ernsthaftigkeit. Er praktizierte das lebenslange Gelübde des Zölibats. Er wurde zum Oordhvareta Yogi, zu einem Yogi, der seine Samenenergie vollkommen in spirituelle Energie umwandelt, und hatte Selbstverwirklichung. Er wurde einer von Sokrates‘ Lieblingsschülern.


22.3 Desires never dies – Wünsche sterben nie

Es lebte einmal der weise König Yayati. Er genoss für volle tausend Jahre alle Vergnügen, die ein König seiner Position haben konnte. Als das Alter ihn angriff, er aber immer noch den Wunsch hatte, seine königlichen Vergnügen für weitere Jahre zu genießen, fragte er jeden seiner Söhne, einen nach dem anderen, ob sie ihm etwas von seinem Alter abnehmen und ihm dafür etwas von ihrer Jugend abgeben würden. Er versicherte seinen Söhnen, dass er ihnen nach eintausend Jahren ihre Jugend zurück geben und sie wieder gegen sein Alter eintauschen werde. Aber nicht einer seiner Söhne war bereit, das Angebot anzunehmen, ausgenommen sein jüngster Sohn Puru. Puru sagte mit aller Bescheidenheit, dass er bereit sei, den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Dementsprechend gab er seinem Vater seine Jugend und bekam im Gegenzug vom Vater das hohe Alter und infolge dessen auch seine Gebrechlichkeit. König Yayati war außerordentlich erfreut über seine neue Jugend und fing wieder an, sich sinnlichen Vergnügungen hinzugeben. Er erfüllte sich alle seine Wünsche und vergeudete dabei alle seine Energien, ohne dabei allerdings die Gebote der Religion zu verletzen. Er war dabei sehr glücklich. Nur ein Gedanke besorgte ihn. Und das war der Gedanke, dass die tausend Jahre bald zu einem Ende gehen würden.

Als die tausend Jahre vorüber waren, ging er zu seinem Sohn Puru und sprach zu ihm: „Mein Sohn. Ich habe mit deiner Jugend alle meine Wünsche ohne Begrenzung auf meine Energien genossen. Aber die Wünsche sterben niemals. Sie werden niemals durch Schwäche und Nachgiebigkeit gesättigt. Durch Nachsicht lodern sie wie ein Feuer auf, in welches man Öl gegossen hat. Wenn man allein nach irdischen Gütern strebt, nach Reichtum, Sinnlichkeit, Ruhm und Ehre, so hat man immer das Gefühl, nie genug zu bekommen. Folglich sollte der Wunsch nach Genuss vermieden werden. Das Verlangen nach Genüssen, das schwer abzulegen ist, ist eine unverzeihliche Schwäche des Menschen. Dieses Verlangen abzulegen, ist wahres Glück. Tausend Jahre lang hatte ich die Möglichkeit, alle Vergnügungen kennen zu lernen. Mein Verlangen aber, hat dadurch nicht abgenommen, sondern täglich zugenommen. Folglich sollte ich mich von meinem Verlangen befreien. Ich sollte mich bemühen, wunschlos und friedlich zu werden, mich zurückziehen, und mich auf Brahman (Gott) konzentrieren.“ Nachdem er das gesagt hatte, gab er Puru seine Jugend zurück, setzte Puru auf den Thron und zog sich in den Wald zurück, um das Leben eines Asketen zu führen.


22.4 Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit

Der Poet Vemana wurde 1820 in einem kleinen Dorf im Bezirk von Godavari in Andhra Desa geboren. Er hatte einen Bruder namens Anu Verna Reddy. Seine Eltern, die der Bauernkaste angehörten und sehr vermögend waren, zogen fort, als er noch ein kleiner Junge war. Vemana wurde zur Grundschule geschickt. Aber er war nicht in der Lage, weiterhin die Schule zu besuchen. So kam er in schlechte Gesellschaft und wurde ein Rowdy. Aber er war sehr attraktiv und aktiv. Trotzdem mochten sein Bruder und dessen Frau Narasamma Vemana sehr gerne. Im Alter von fünfzehn, wurde Vemana zum Lüstling. Er gab viel Geld für Frauen aus. Trotzdem war er sehr beliebt. Sein Bruder und dessen Frau wollten Vemana wieder auf den rechten Weg bringen. Sie gaben ihm kein Geld mehr. Deshalb stahl Vemana eines nachts den Schmuck seiner Schwägerin und gab ihn einer Prostituierten. Als seine Schwägerin den Diebstahl bemerkte, fragte sie Vemana: „Wo ist mein Schmuck?“ Vemana antwortete: „Da du mir kein Geld gabst, nahm ich ihn und gab ihn meiner Geliebten.“ Seine Schwägerin Narasamma sagte nicht ein Wort. Sie informierte auch ihren Ehemann nicht über den Verlust des Schmucks. Sie mochte Vemana immer noch sehr gerne. Aber sie verschloss fortan ihren Schmuck in den Safe.

Die Prostituierte drängte Vemana, noch mehr Geld oder Schmuck zu bringen. Mitten in der Nacht wachte Vemana auf und versuchte, einige der Schmuckstücke vom Hals seiner Schwägerin zu stehlen. Sie trug nur das heilige Mangala Sutra, welches sie seit ihrer Heirat um ihren Hals getragen hatte. Ihren anderen Schmuck hatte sie in den Safe gelegt. Als er versuchte, den Schmuck zu stehlen, wachte Narasamma auf, hielt ihn an der Hand fest und fragte ihn, warum er um Mitternacht zu ihr ins Schlafzimmer käme. Er antwortete in verwegener Weise: „Meine Geliebte bat mich, ihr noch mehr Schmuck zu bringen. Darum kam ich, um ihn zu holen.“ Narasamma bat ihn, ihr Schlafzimmer sofort zu verlassen. Dann fing Vemana an zu weinen und fiel zu ihren Füßen. Narasamma aber betete zu Gott, er möge Vemana Unterscheidungskraft schenken und aus ihm eine reine, tugendhafte Seele machen. Dann versprach sie, Vemana ein Schmuckstück zu geben, sofern er strikt ihre Anweisungen befolgen würde. Vemana gab ihr sein Ehrenwort. Narasamma sagte: „Vemana! Bitte die Frau, sich nackt vor dir zu stellen. Dann soll sie sich mit dem Rücken zu dir drehen. Dann bitte sie, sich nach vorne zu beugen und den Schmuck aus deinen Händen zu nehmen, indem sie ihre Hände durch ihre Schenkel führt.“ Vemana versprach ihr dies zu tun und legte einen Eid auf die Göttin Kali ab.

Vemana fuhr direkt zum Haus der Prostituierten und bat sie, den Schmuck so entgegen zu nehmen, wie seine Schwägerin ihn gebeten hatte. Während die Prostituierte sich vorbeugte, sah er sehr deutlich die intimen Stellen seiner Geliebten. Plötzlich erwachte in ihm die Leidenschaftslosigkeit. Er trat den Rückzug zu seinem Haus an. Den Schmuck hielt er immer noch in seiner Hand. Er sagte: „Meine liebe Schwägerin! Danke für deine freundliche Hilfe. Nun bin ich ein veränderter Mensch. Es gibt kein wirkliches Glück auf dieser Welt. Es ist alles nur ein Spiel der Maya, eine Täuschung, eine Illusion. Ich werde jetzt das wahre Glück suchen.“ Er verließ das Haus, ging zum Kali-Tempel und setzte sich vor das Bild der Göttin Kali. So geschah es eines Tages, dass ein Mann namens Abhiramayya im Tempel zur Göttin Kali um eine göttliche Vision betete. Eines Nachts erschien sie in seinem Traum und sagte: „Komme Morgen um Mitternacht. Dann will ich dir erscheinen.“ Aber der unglückliche Kali-Verehrer konnte am nächsten Tag nicht kommen. Als Kali kam, war aber Vemana dort. Kali bat Vemana, er möge ihr einen Wunsch nennen. Vemana sagte: „O Mutter! Gib mir Brahma-Jnana, das Wissen über Gott.“ Dann weihte Mutter Kali ihn in die Geheimnisse des Brahma-Jnana ein. Von diesem Tag an, wurde Vemana ein tugendhafter Mann mit großer Hingabe, yogischer Stärke und Wissen.

Im Folge seiner Wanderungen, kam Vemana nach Cuddapah im Bundesstaat Andhra Pradesh in Südostindien. Er lebte in der Nähe von Cuddapah in einem Wald. Dort pflanzte er verschiedene früchtetragende Bäume wie Melonen und Gurken. Die Gurken waren alle mit Gold gefüllt. Mit diesem Gold errichtete Vemana einen Tempel bei Sri Sailam. Noch heute enthält dieser Tempel das berühmte Jyotirlingam von Mallikarjuna. (Jyotirlingams, ein konisches Symbol Shivas, welches oft als Phallus dargestellt wird, sind die heiligsten Shiva-Tempel Indiens. Es existieren genau 12 Jyotirlingas, die sich über ganz Indien verteilen.) Es ist ein berühmter Pilgerort.

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Weißer Jyotirlingam

Eines Tages kamen einige Diebe, um die goldenen Gurken zu rauben. Aber sie wurden, infolge der yogischen Kräfte Vemanas bewusstlos. Einst betrat Vemana um Mitternacht die Hütte eines armen Brahmanen, um auf seinem Bett zu schlafen. Während der Nacht hatte er das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Aber die Natur war schneller. Der Teil des Bettes, der verunreinigt war, wandelte sich in Gold. Vemana starb 1865 in Katarupalli im Bezirk Cuddapah. Er schrieb einige Bücher auf Telugu (indische Sprache) über Yoga.


22.5 Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Es gab in den alten Zeiten einen König, der Muktachuda genannt wurde. Er regierte das Königreich von Dasarna. Er hatte zwei Söhne, Hemachuda und Manichuda. Sie waren beide sehr ansehnlich und tugendhaft und besaßen ein vorbildliches Benehmen. Sie waren auch in den Künsten sehr bewandert. Sie gingen beide mit Begleitern und Waffen für die Jagd zum Berg Sahya. Sie schossen viele Tiger und wilde Tiere. Doch plötzlich tobte ein schrecklicher Sandsturm und eine unermessliche Dunkelheit brach herein. Man konnte nicht einmal seinen Nebenmann erkennen. Hemachuda schaffte es irgendwie, die Einsiedlerei eines Weisen zu erreichen, in der viele Obstbäume standen. Er sah in dem Ashram eine schöne Jungfrau. Er fragte die junge Frau: „Wer bist du? Wer ist dein Vater? Warum bist du so alleine hier? Woher hast du so viel Mut?“ Sie antwortete höflich: „Willkommen, O Prinz! Nimm Platz und ruhe dich ein bisschen aus. Du siehst etwas müde aus. Sei so freundlich und nimm etwas von diesen Früchten und Nüssen. Ich werde dir meine Geschichte erzählen.“ Der Prinz aß von den Früchten und Nüssen und ruhte sich eine Weile aus.

Dann fing die junge Frau an zu erzählen: „O Prinz! Höre meine Geschichte mit der rechten Aufmerksamkeit. Ich bin das Patenkind des Weisen Vyaghrapada, der von allem verehrt wird, der die Welt durch seine Askese erobert und Selbstverwirklichung erreicht hat. Mein Name ist Hemalekha. Vidyutprabha, eine himmlische Nymphe von unvergleichlicher Schönheit, kam eines Tages zum Fluss Veena um zu baden. Sushena, der König von Vengas, kam ebenfalls. Sushena war von der bezaubernden Schönheit Vidyutprabha’s sehr fasziniert. Die himmlische Nymphe war ebenso von der attraktiven Erscheinung König Sushena’s fasziniert. Sushena bekundete seine Liebe zu Vidyutprabha. Sie erwiderte sie. Der König verbrachte einige Zeit mit ihr. Danach kehrte er in seine Hauptstadt zurück. Bald gebar Vidyutprabha ein Kind. Sie ging zu ihrem Ehemann Da sie aber Angst vor ihm hatte, nahm sie das Kind nicht mit. Ich bin dieses Kind. Der Weise Vyaghrapada kam für seine Waschungen täglich zum Fluss. Er sah mich und hatte Mitleid mit mir. Er kümmerte sich um mich, wie eine Mutter. Ich betrachte ihn als meinen Vater und begegne ihm mit Ehrerbietung. Durch seine Anmut bin ich furchtlos geworden. Mein Vater wird bald zurückkehren. Warte bitte einen Moment. Erweise ihm deinen Respekt und empfange seinen Segen.“ Die intelligente junge Frau verstand das Herz des Prinzen und sagte: „O Prinz! Sei nicht entmutigt. Deine Wünsche werden mehr als zufrieden gestellt. Mein Vater wird dir einen Wunsch erfüllen.“

Unmittelbar darauf kam der Weise Vyaghrapada mit Blumen für den Gottesdienst zurück. Der Prinz stand auf und warf sich vor dem Weisen nieder. Der Weise verstand, dass der Prinz in die junge Frau verliebt war. Er gab Hemalekha zur Heirat mit dem Prinzen frei. Der Prinz ging mit ihr in seine Stadt zurück. Sein Vater war sehr erfreut. Er richtete die Hochzeit mit Prunk und Pracht aus. Der Prinz liebte Hemalekha sehr und verbrachte viel Zeit mit ihr. Aber er beobachtete, dass ihr sinnliche Vergnügungen nichts bedeuteten. Eines Tages fragte er sie: „O liebe Hemalekha, was ist los mit dir? Ich fühle mich sehr zu dir hingezogen. Warum erwiderst du meine Liebe nicht? Du bist so leidenschaftslos und nichts scheint dich umstimmen zu können. Wie kann ich genießen, wenn du solch eine Einstellung hast? Du sitzt immer nur mit geschlossenen Augen da, wie einer Statue. Du lachst, spielst und scherzt nicht mit mir. Sei bitte so nett und erkläre mir dein Verhalten. Sei bitte ehrlich.“ Hemalekha antwortete respektvoll: „O Prinz! Höre mich. Was ist Liebe? Was ist Abneigung? Auf diese Fragen habe ich keine klare Antwort. Ich denke sehr viel darüber nach. Ich bin bisher noch zu keiner endgültigen Entscheidung gekommen. Hilf mir bitte, eine Lösung zu finden.“ Hemachuda (der Prinz) antwortete mit einem Lächeln: „Es ist wahr, dass Frauen einen unschuldigen Verstand besitzen. Selbst Tiere verstehen, was Zuneigung und Abneigung ist. Wir sehen, dass sie angenehme Dinge mögen und unangenehme ablehnen. Schönheit bereitet uns Vergnügen. Hässlichkeit bereitet uns Schmerz. Warum verschwendest du deine Zeit mit solchen Fragen?“

Hemalekha antwortete: „Es ist wahr, dass Frauen nicht so oft über solche Dinge nachdenken. Ist es also nicht deine Aufgabe, meine Zweifel auszuräumen? Würdest du also dein Licht auf mich werfen, dann würde ich bestimmt aufhören zu zweifeln und mich von dir angezogen fühlen, mein Prinz. Du sagtest, dass Zuneigung und Abneigung oder Liebe und Hass aus Vergnügen und Schmerz entstehen. Das gleiche Objekt kann uns Vergnügen und Schmerz bereiten, je nachdem, zu welcher Zeit, unter welchen Umständen und in welcher Umgebung man ihn antrifft. Feuer ist im Winter ein Vergnügen, im Sommer eine Qual. Dasselbe Feuer bereitet Vergnügen in kalten Ländern und Qual in warmen Ländern. Feuer hat also unter unterschiedlichen Umständen unterschiedliche Qualitäten. Ähnlich verhält es sich mit Reichtum, Frau, Mutter, Kind und anderen Dingen. Sie verursachen Freude und Kummer. Warum ist dein Vater, Muktachuda, trotz seines unermesslichen Reichtums, trotz seiner Söhne und seiner Frau immer so traurig? Andere, die all das nicht besitzen, sind sehr glücklich. Weltliches Glück ist mit Elend, Schmerz, Furcht und Angst gemischt. Es kann nicht als wirkliches Glück betrachtet werden. Das Elend ist persönlich und unpersönlich, intern und extern. Das externe Elend wird durch die äußeren Erkrankungen des Körpers verursacht. Das innere Elend zeigt sich im nimmermüden Strom der Wünsche. Die Wünsche stehen in Verbindung mit dem Verstand. Aus diesem Grund ist das innere Leid größer als das äußere. Es ist der Same für alles Leid.

Die ganze Welt ist in diesem inneren Elend ertrunken. Der Baum des Elends trägt Wünsche als nie versagenden Samen. Sogar Indra und andere Götter wurden durch diese Wunsche genötigt. Sie wurden Tag und Nacht von ihnen beeinflusst. Wenn es keine Wünsche gibt, dann kann allmählich Frieden einkehren. Im Menschen ist, inmitten von Tausenden von unbefriedigten Wünschen, nur sehr wenig Zufriedenheit anzutreffen. Dieser Zustand kann nicht als Glück bezeichnet werden. Und wenn du sagst, dass du glücklich bist, wenn du meine körperliche Schönheit betrachtest, ist dieses Glück genau so illusorisch, wie das Umarmen einer hübschen Frau in einem Traum. Hemalekha erzählte weiter: „Ein schöner Prinz hatte eine sehr attraktive Frau. Er war sehr von ihr angetan. Sie aber, war in den Diener des Prinzen verliebt. Sie betrog den Prinzen hinterlistig. Der Diener mischte eine berauschende Droge in den Wein, der dem Prinzen gegeben wurde. Dann schickte er dem Prinzen ein hässliches Dienstmädchen. Er selbst amüsierte sich mit der Frau des Prinzen. Der Prinz dachte in seiner Berauschtheit: „Ich bin sehr glücklich. Ich habe die hübscheste Frau der Welt.“ Viele Tage vergingen auf diese Weise.

Eines Tages vergaß der Diener, das Narkotikum in den Wein zu tun. Außerdem trank der Prinz an diesem Tag nicht so viel. Er rief die Frau, als er ein Opfer seiner Leidenschaften wurde. Dann aber bemerkte er, dass die Dienstmagd kam. Er fragte sie, wo seine geliebte Frau sei? Zuerst schwieg sie. Dann aber bedrohte der Prinz sie mit dem Schwert. Er sagte, er werde sie töten, wenn sie nicht die ganze Wahrheit sage. Sie erklärte ihm alles und zeigte ihm den Platz, wo seine schöne Frau mit dem Diener war. Der Prinz sagte: „Was für ein Narr war ich. Ich habe mich selbst erniedrigt, indem ich trank. Wer auch immer eine Frau zu sehr liebt, ist verachtenswert. So wie ein Vogel nicht auf einen bestimmten Baum fixiert ist, so ist auch eine Frau nicht auf einen Mann fixiert. Sie hat einen unbeständigen, unsteten Verstand. Ich habe ein Biest bekommen. Außerdem habe ich meine Unterscheidungskraft verloren. Ich hielt meine Frau für wertvoller, als mein eigenes Leben. Ein Mann, der einer Frau zugetan und ihr ergeben ist, ist in der Tat ein wahrhaftiger Esel. Frauen schwinden dahin, wie der herbstliche Himmel. Bis heute verstehe ich die Natur der Frauen nicht. Sie verlässt mich, der ich mich immer so zuverlässig um sie gekümmert habe und geht zu dem Diener. Sie täuschte mir, wie eine dramatische Schauspielerin, Liebe vor. Ich wurde betrogen. Dabei ist der Diener äußerst unattraktiv. Was mag sie bloß an ihm finden? Der Prinz war von allem angeekelt. Er verließ das Königreich und ging in den Wald.“

Hemalekha fuhr fort: „Schönheit ist nur eine geistige Schöpfung. Schönheit ist eine Geistesgeburt. Gerade so wie du Schönheit in mir erblickst, finden andere sogar mehr Charme in hässlichen Frauen. Sieht ein Mann eine Frau, so wird ihr Spiegelbild im Geiste eines Mannes abgebildet. Wenn ein Mann ständig an die Schönheit einer Frau denkt, dann werden auch die Leidenschaften angeregt. Der Mann, in dem die Wünsche erwacht sind, erfährt sinnliches Begehren, während der, dessen Wünsche nicht angeregt sind, nicht an hübschen Frauen interessiert ist. Die Ursache, für das Erwecken der Leidenschaften, ist das konstante Denken über die Schönheit der Frauen. Jungen und Asketen denken nicht daran. Demzufolge haben sie keinen Wunsch nach sinnlichen Vergnügen. Die, die Vergnügen an der Gesellschaft einer bestimmten Frau haben, erzeugen in ihrem Verstand ein Bild von der Schönheit der Frau, egal ob sie schön oder hässlich ist. Sie übertragen ihre Vorstellung von Schönheit auf die Frau. Ein leidenschaftlicher Mann ist in seiner Verliebtheit blind. Er empfindet selbst die hässlichste Frau als hübsch. Auch Amor wird oft mit verbundenen Augen gemalt. Der leidenschaftliche Mann findet die Schönheit der himmlischen Nymphe Rambha selbst in der hässlichsten Frau.

„Die Menschen sind in die Schönheit des Körpers vernarrt. Sie vergessen dabei, dass er aus Fleisch und Blut, Nerven, Haut, Knochen, Haaren, Galle, Schleim, Urin und Exkrementen besteht! Wie können solche Menschen, die so sehr am körperlichen Vergnügen orientiert sind, sich den Würmern überlegen fühlen? O Prinz, du findest meinen Körper so attraktiv. Jetzt analysiere einmal meinen Körper, Teil für Teil, und denke darüber nach. Alle Dinge, die wir essen, werden in Kot umgewandelt. Wo sind also all die Dinge, die so lieblich, entzückend und lustvoll sind?“ Hemachuda hörte den nektargleichen Äußerungen Hemalekha’s mit großer Aufmerksamkeit und Interesse zu. Er entwickelte Leidenschaftslosigkeit und Unterscheidungsvermögen, meditierte über den alles durchdringenden, reinen und unsterblichen Atman und wurde ein Jivanmukta, ein befreiter Weiser. Manichuda lernte die Wahrheit von seinem Bruder, Muktachuda von seinem Sohn, und seine Frau von ihrer Schwiegertochter. Die Minister und Bürger dieser Stadt wurden weise. Sogar die Vögel dieser Stadt, zwitscherten weise von den Dächern. Der weise Vamadeva und andere beobachteten, dass alle in dieser Stadt, einschließlich der Tiere und Vögel, lernten und weise wurden. Darum wurde die Stadt Vidyanagar (heute Hampi) in Südwestindien, Stadt der Weisheit, genannt.

Hampi liegt mitten in Indien im Staat Karnataka und war vor ungefähr 800 Jahren die Hauptstadt des hinduistischen Königreichs Vijayanagar und angeblich von ca. 1 Millionen Menschen bewohnt. Durch einen Einfall muslimischer Soldaten wurde die Stadt nach mehreren Kriegen dem Erdboden gleich gemacht. Die Bewohner flüchteten, und der Legende nach soll ein portugiesischer Reisender an seinen König berichtet haben, „hier leben nur noch Tiger“. Heute sind der Haupttempel und die zuführende Hampi-Bazaar-Straße wieder von Einheimischen und Händlern aus anderen Bundesstaaten belebt. In einem Gebiet von 30 km² sind überall kleine Tempel und hinduistische Statuen verstreut. Die Kulturdenkmäler sind in eine außergewöhnliche Felsenlandschaft eingebettet, die von fruchtbaren Bananenplantagen und Reisfeldern durchschnitten ist. Die Region lebt vom Fluss (Viannagara oder Tunghabhadra), der die paradiesisch anmutende Landschaft im natürlichen Flusslauf begrünt.


22.6 Körperliche Schönheit ist keine Schönheit

Einst, als ein junger Prinz auf der Jagd war, sah er auf den Sandbank eines Flusses, eine schöne Prinzessin. Die Prinzessin hatte Interesse an der Philosophie gefunden. Sie hatte einige vedantische Bücher studiert und praktizierte tiefe Meditation auf Atman. Der Prinz näherte sich ihr und wünschte sie zu heiraten. Sie aber lehnte ab. Der Prinz bat sie immer und immer wieder. Schließlich erklärte sie ihm: „Besuche mich bitte in 10 Tagen. Dann werde ich dich heiraten.“ Der Prinz war auch ein Vedantaschüler, aber er besaß keine Leidenschaftslosigkeit. Er verbrachte schlaflose Nächte und am Morgen des zehnten Tages fuhr er sehnsüchtig zum Palast der Prinzessin. Die junge Prinzessin aber hatte bereits einen Plan ersonnen, einer Heirat zu entkommen. Sie hatte 10 Tage lang ein Abführmittel aus Krotonöl (Krebsblume) genommen. Den Durchfall dieser 10 Tage hatte sie in 10 separaten Nachttöpfen gesammelt, die sie alle fein säuberlich in einem großen Raum aufbewahrte. Die Nachttöpfe bedeckte sie mit hübschen seidenen Kleidern. Dann schaute sie auf ihre Haut und ihre Knochen. Ihre Augen waren eingefallen und sie legte sich auf das Bett.

Der Prinz kam, um sie mit großer Freude zu treffen. Die Dienstmagd führte den Prinzen in den Raum, in dem die Prinzessin lag. Der Prinz aber konnte sie nicht erkennen. Er fragte das Dienstmädchen: „Wo ist die hübsche junge Frau? Das ist nicht die Frau, die ich vor 10 Tagen traf!“ Aber die Prinzessin antwortete: „Lieber Prinz, ich bin dieselbe Frau, die du vor 10 Tagen getroffen hast. Ich habe sorgfältig meine Schönheit im jenem Raum dort aufbewahrt. Sei so freundlich und geh mit mir, um die gesammelte Schönheit zu bewundern. Komm mit mir. Ich werde sie dir zeigen.“ Sie ging zusammen mit dem Prinzen in den Raum, entfernt die seidenen Kleider, und fragte den Prinzen, ob er ihre Schönheit bewundern wollte. Sie fügte hinzu: „Dies ist die Schönheit meiner Haut und meines Fleisches.“ Der Prinz war fassungslos. Er sprach nicht ein Wort zu ihr. Er warf sich zu ihren Füßen und betrachtete sie als seine Mutter. Er warf seine fürstlichen Gewänder fort und zog sich in die Wälder zurück. Nun war sein Herz mit intensiver Leidenschaftslosigkeit erfüllt. Er suchte den Schutz eines Weisen, der ihm Anweisungen erteilte, praktizierte Meditation und erreichte schließlich Selbstverwirklichung.


22.7 Wie kontrolliert man die Lust?

Der Verstand ist wie ein Geist. Er ist immer rastlos. Einst hatte ein brahmanischer Gelehrter durch Mantrameditation die Kontrolle über seinen Geist erlangt. Der Geist sagte zum Gelehrten: „Ich kann jede Arbeit für dich in einer Minute erledigen, denn ich besitze übernatürliche Kräfte. Du kannst mir jederzeit die verschiedensten Arbeiten auftragen. Wenn du mich aber nur für eine Sekunde ohne Arbeit lässt, dann verschlinge ich dich sofort.“ Der Brahmane stimmte zu. Der Geist grub einen Graben, pflügte die Felder und erledigte verschiedene Arbeiten in kurzer Zeit. Für weitere Arbeiten aber war der Geist nicht mehr erforderlich. Der Geist drohte ihm: „Es gibt keine Arbeit mehr für mich. Ich werde dich verschlingen.“ Der Brahmane war ein wenig verwirrt. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er ging zu seinem Guru und erklärte ihm seine Situation. Sein Lehrer sagte zu ihm: „Benutze deinen gesunden Menschenverstand. Lasse einen großen, starken, hölzernen Pfosten vor deinem Haus anbringen, trage Rizinusöl, Wachs und andere schmierige Substanzen auf dem Pfahl und bitte den Geist, den Pfahl den ganzen Tag hinauf und hinab zu klettern.“ Der Brahmane tat, was ihm sein Guru sagte und kontrollierte damit den Geist ohne irgendwelche Schwierigkeiten. Der Geist war ihm hilflos ausgeliefert. Genau so solltest du den Verstand beschäftigt halten, damit er sich nicht permanent mit sinnlichen Gedanken beschäftigt: Japa, Meditation, Selbsterforschung, Nächstenliebe, Kirtan (Mantrasingen), Beten und so weiter. Du musst ihn vollkommen beschäftigt halten. Nur dann kann er vollkommen kontrolliert werden. Nur dann schleichen sich keine schlechten Gedanken ein. Dann bist du sowohl im psychischen wie auch im physischen Brahmacharya gefestigt. Hat man erst einmal psychisches und physisches Brahmacharya verwirklicht, dann kann man etwas lockerer an die Sache herangehen, da der Verstand nicht mehr das Bedürfnis hat abzuschweifen. Dann fühlt er sich nämlich am wohlsten, wenn er Einpünktigkeit praktiziert.


22.8 Ausgewählte Worte

Yajnavalkya (bedeutender klassischer Yogatext): Brahmacharya heißt enthaltsam leben von allen Arten des Geschlechtsverkehrs, sowie von jeglichem sexuellen Genuss, an allen Plätzen und unter allen Umständen, physisch, geistig und verbal.

Daksha Smriti (die Smriti sind spätere Erklärungsversuche der Veden)
:1. An eine Frau oder ihr Bild zu denken
2. eine Frau oder ihr Bild zu loben
3. etwas mit einer Frau oder ihrem Bild zu unternehmen
4. flüchtig auf eine Frau oder ihr Bild zu blicken
5. geheim mit einer Frau zu reden
6. an sündhaftes Tun mit einer Frau zu denken
7. das Besprechen sinnlichen Tuns und
8. das Ausüben sinnlichen Tuns

– mit dem Ergebnis des Samenverlustes – sind die acht Eigenschaften des Geschlechtsverkehrs. Brahmacharya ist allen diesen acht Tätigkeiten entgegengesetzt.

Mahabharata (hinduistisches Epos): Wisse, dass es in dieser Welt nichts gibt, das nicht durch einen Yogi erreicht werden kann, der von der Geburt bis zum Tod ein vollkommenes Zölibat praktiziert hat. Der eine, erlangt das Wissen der vier Veden und der andere, erlangt das perfekte Zölibat der Veden. Der zweite ist dem ersten, der das Zölibat anstrebt, überlegen.

Shankaracharya (Vedanta-Philosoph): Brahmacharya oder fleckenlose Keuschheit ist die beste aller Bußen. Ein Brahmachari solch fleckenloser Keuschheit ist kein menschliches Wesen, sondern in der Tat ein Gott. Für einen Brahmachari, der seinen Samen mit großen Bemühungen bewahrt, gibt es in der Welt nichts unerreichbares. Durch das Vermeiden des Samenverlustes, wird jemand so wie ich.

Chhandogya Upanishad (philosophische Schrift): Jenen Yogis, die die Welt Gottes durch Keuschheit finden, gehört dieses himmlische Land. Ihnen gehört die Welt des Friedens.

Buddha: Ein kluger Mann sollte die Heirat meiden, als ob sie eine Grube glühender Kohle wäre. Vom Kontakt kommt die Empfindung, von der Empfindung kommt die Lust, von der Lust kommt das Anhaften. Indem man sich von dieser Verhaftung löst, wird die Seele von allem sündhaften Dasein befreit.

Narada (altindischer Weiser): Die sexuellen Neigungen, obwohl sie anfangs wie kleine Wellen sind, erlangen die Dimensionen eines Meeres, wenn man in schlechter Gesellschaft ist.

Krishna: Die Sinneslust zerstört das Leben, den Glanz, die Stärke, die Vitalität, das Gedächtnis, den Reichtum, den Ruhm, die Heiligkeit und die Hingabe zu Gott.

Siva Samhita (Quellentext des Hatha Yoga): Der Tod wird beschleunigt, indem man seinen Samen verausgabt. Das Leben wird verlängert, indem man ihn bewahrt. Es gibt keinen Zweifel, dass Leute vorzeitig sterben, indem sie ihren Samen verausgaben. Dieses wissend, sollte der Yogi seinen Samen bewahren und im Zölibat leben.

Atreya (indischer Philosoph): Vorsicht in der Diät ist vom dreifachen Wert, aber Enthaltsamkeit vom sexuellen Verkehr ist vom vierfachen Wert. Der Sanyassin (Mönch) hatte und hat die Regel, niemals nach einer Frau zu sehen.

Manu (Gesetzbuch des Hinduismus): Lass einen Brahmanen keine nackte Frau sehen.

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