Abschnitt I. Das Phänomen der Sexualität | Abschnitt II. Die Glorie des Brahmacharya | Abschnitt III. Die Technik der sexuellen Sublimation | Abschnitt IV. Ein Symposium
Abschnitt II – Die Glorie des Brahmacharya
7. Die Bedeutung des Brahmacharya
7.1 Die acht Verstöße des Brahmacharya
7.2 Körperliches und geistiges Brahmacharya
7.3 Eine allgemeine Klage
8. Die Glorie des Brahmacharya
8.1 Das Geheimnis der Gesundheit und Langlebigkeit
8.2 Brahmacharya fördert die Konzentration
9. Die Bedeutung von Brahmacharya im spirituellen Leben
9.1 Das Zölibat in den verschiedenen Religionen
9.2 Brahmacharya, die Grundlage des spirituellen Lebens
9.3 Brahmacharya im fernöstlichen Mönchstum
10. Brahmacharya für Familienväter
10.1 Was bedeutet Brahmacharya in der Ehe?
10.2 Wenn die Frau zur Mutter wird
10.3 Das Leben in einer spirituellen Partnerschaft
11. Frauen und Brahmacharya
11.1 Brahmacharinis – einst und heute
11.2 Ein lockeres Leben ist kein Freiheit
11.3 Der Ruf zum spirituellen Leben
12. Brahmacharya und die pädagogische Arbeit
12.1 Die Nachteile der heutigen Erziehung
12.2 Die Aufgabe der Lehrer und Eltern
13. Einige ideale Brahmachrins
13.1 Hanuman, der Affengott
13.2 Sri Lakshmana
13.3 Bhishma
7. Die Bedeutung des Brahmacharya
Brahmacharya setzt sich zusammen aus Achara, was Führung bedeutet, und Brahman, also Gott. Brahmacharya ist also die Realisierung des Weges, der zu Gott führt. Es bedeutet die Kontrolle des Samens, das Studium der Veden (Heiligen Schriften) und das Nachsinnen über Gott. Die technische Bedeutung von Brahmacharya ist Selbstverwirklichung, besonders die vollkommene Beherrschung der Sexualität, die Freiheit von der Sinneslust in Gedanken, im Wort und in der Tat. Brahmacharya heißt nicht nur Enthaltsamkeit im Geschlechtsverkehr, sondern auch von den Selbstbefriedigung, von homosexuellen Taten und von allen anderen sexuellen Praktiken. Es bedeutet auch die Enthaltung von allen erotischen Phantasien und lüsternen Träumen. Alle Art von erotischen Abnormalitäten und sexuelle Gewohnheiten aller Art, wie Masturbation und Sodomie (Sex mit Tieren), müssen vollständig überwunden werden. Sie führen am Ende nur zu einem vollkommenen Zusammenbruch des Nervensystems und zu unermesslichem Elend.
Brahmacharya ist Reinheit in Gedanken, im Wort und in der Tat. Es ist Zölibat und das Gelübde der Keuschheit. Die Bezeichnung „Zölibat“ kommt vom lateinischen „caelebs“, und bedeutet unverheiratet oder Single. Aber Brahmacharya ist nicht nur ein Junggesellendasein. Es beinhaltet nicht nur die Kontrolle über die Sexualität, sondern es umfasst die Kontrolle aller Wünsche in Gedanken, im Wort und in der Tat. Dies ist die Bedeutung von Brahmacharya im weitesten Sinne. Brahmacharya ist die Tür zum Nirwana, zur Erleuchtung. Zölibat ist der Schlüssel zum Himmelreich. Die Allee zum Wohnsitz des höchsten Friedens fängt mit Brahmacharya und Reinheit an. Brahmacharya ist absolute Freiheit von sexuellen Wünschen und Gedanken. Ein Brahmachari macht keinem Unterschied, wenn er eine Frau, ein Stück Papier oder einen Holzklotz berührt. Brahmacharya gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Bloße Kontrolle der Leidenschaften allein, ist nicht für Brahmacharya ausreichend. Dieses ist unvollständiges Brahmacharya. Du musst alle Organe kontrollieren. Die Ohren, die lüsterne Geschichten hören möchten, das wollüstige Auge, das fesselnde Bilder sehen möchte, die Zunge, die erregende Dinge schmecken möchte und die Haut, die aufregende Körper berühren möchte. Lüstern zu schauen, ist Ehebruch der Augen; lüstern zu hören, ist Ehebruch der Ohren; lüstern zu sprechen, ist Ehebruch der Zunge.
7.1 Die acht Verstöße des Brahmacharya
Du solltest als Brahmachari folgende acht Verstöße vermeiden:
1. das Betrachtens der Frauen mit leidenschaftlichem Blicken (Darshan)
2. den Wunsch, sie zu berühren (Sparshan)
3. mit ihnen zu spielen (Keli)
4. das Preisen der Qualitäten des anderen Geschlechts (Kirtan)
5. sich mit ihnen privat zu unterhalten (Guhya-Bhashan)
6. Ermittlungen über sie anzustellen (Sankalpa)
7. sich dem anderen Geschlecht mit dem Wunsch nach käuflicher Liebe zu nähern (Adhyavasaya)
8. den sexuelle Akt zu vollziehen (Kriyanivritti)
Diese acht Arten des Genusses sind acht Arten von Brüchen, die das Keuschheitsgelübde verletzen. Du solltest diese acht Verstöße mit großer Obacht, aufrichtiger Anstrengung und aufmerksamer Umsicht vermeiden. Nur der, der frei von allen diesen Verstößen ist, kann als ein Brahmachari angesehen werden. Ein Brahmachari sollte eine Frau nicht mit lüsternen Augen betrachten. Er sollte nicht den Wunsch haben, sie zu berühren oder neben ihr in sinnlicher Absicht zu gehen. Er sollte nicht mit ihr spielen, keine unanständigen Witze machen und nicht mit ihr streiten. Er sollte nicht die Qualitäten einer Frau preisen, auch nicht vor seinen Freunden. Er sollte nicht heimlich mit einer Frau sprechen. Er sollte nicht einmal an Frauen denken, solange er Brahmacharya nicht verwirklicht hat. Er sollte keinen Wunsch nach sexuellem Vergnügen haben. Ein Brahmachari sollte jeglichen sexuellen Verkehr vermeiden. Wenn er nur eine der oben genannten Regeln bricht, verstößt er gegen das Gelübde des Brahmacharya.
Obwohl die ersten sieben Arten der Verstöße gegen das Gelübde des Brahmacharya nicht zum Verlust des Samens führen, wird dennoch der Samen vom Blut getrennt oder es versucht ihm zu entgehen, wenn sich dazu die passende Gelegenheit bietet, entweder in Träumen oder auf andere Weise. Die ersten sieben Arten entsprechen vielmehr geistigen Genüssen, denen sich der Brahmachari ebenfalls enthalten sollte. Brahmachrins sollten nicht über Sex reden. Sie sollten nicht an Frauen denken. Vergegenwärtige dir das Bild deines persönlichen Gottes, wenn sich sinnliche Gedanken bei dir einschleichen. Wiederhole unaufhaltsam dein Mantra. Lüsterne Blicke, lüsternes Denken und feuchte Träume sind Verstöße gegen das Gebot des Brahmacharya. Sei tugendhaft in deinem Blick. Durch lüsterne Blicke findet eine interne Entladung statt. Samen wird aus dem System entfernt. Sieh Mutter Kali, die schwarze Göttin, in allen Frauen. Kultiviere göttliche Gedanken. Praktiziere regelmäßig Japa und Meditation. Dann wirst du Brahmacharya verwirklichen.
7.2 Körperliches und geistiges Brahmacharya
Es ist notwendig, dass dein Verstand rein ist, wenn du ein Brahmachari sein möchtest. Geistiges Brahmacharya ist wichtiger als körperliches Brahmacharya. Du solltest Erfolg in körperlichem Brahmacharya, aber auch in geistigem Brahmacharya anstreben. Dieser Geisteszustand, bei dem kein sexueller Gedanke mehr vorhanden ist, wird geistiges Brahmacharya genannt. Wenn die Gedanken unrein sind, ist der Geschlechtantrieb sehr stark. Brahmacharya hängt von der vollständigen Regulierung des ganzen Lebens ab. Wenn du nicht die lüsternen Gedanken kontrollieren kannst, dann kontrolliere zumindest den physischen Körper. Körperliches Brahmacharya muss anfangs streng geübt werden. Kontrolliere den Körper, wenn der sexuelle Impuls dich beunruhigt. Geistige Reinheit oder geistiges Brahmacharya wird sich dann ebenfalls allmählich einstellen. Sicher ist es besser, die Sinne zu kontrollieren, als sich dem sinnlichen Vergnügen hinzugeben. Praktizierst du ausdauernd Japa und Meditation, dann werden allmählich deine Gedanken gereinigt. Letztendlich wird auch der Verstand klein beigeben und sich der Kontrolle unterziehen.
Ein sexueller Akt belebt alle sinnlichen Ideen wieder aufs neue und gibt ihnen neue Nahrung. Darum sollte zuerst der Körper kontrolliert werden. Körperliches Brahmacharya muss zuerst verwirklicht werden. Erst danach kannst du mentale Reinheit, geistiges Brahmacharya verwirklichen. Du solltest in der Lage sein, den Geschlechtsverkehr für Monate oder Jahre zu stoppen. Aber es sollte kein sexuelles Verlangen mehr bestehen. Es sollten keine erotischen Gedanken mehr entstehen, wenn du eine Frau betrachtest oder wenn du in der Gesellschaft von Frauen bist. Hast du in dieser Richtung Erfolg, dann hast du Brahmacharya vollkommen verwirklicht. Dann hast du die Gefahrenzone durchquert. Man sollte seine Gedanken in Zaum halten. Ein schlechter Wunsch ist fast einem Ehebruch gleichzusetzen. Der Gedanke ist mitunter schlimmer als die Tat. Es ist aber ein großer Unterschied, ob man einen Mann erschießt, oder ob man nur den Gedanken hat, einen Mann zu erschießen. Genau so ist es natürlich ein Unterschied, von einer erotische Begegnung mit einer Frau zu träumen oder mit ihr realen Sexualkontakt zu haben. Wenn es auch nur einen einzelnen unreinen sexuellen Gedanken im Verstand gibt, kannst du kaum erwarten, strenges geistiges Brahmacharya zu verwirklichen.
Du kannst nicht als Oordhvaretas (ein Yogi, der die Samenenergie im Gehirn gespeichert hat) benannt werden, wenn deine Samenenergie nicht aufwärts zum Gehirn fließt, um dort als Ojas Shakti (spirituelle Energie) gespeichert zu werden. Gibt es auch nur einen einzigen unreinen Gedanken, dann hat der Samen die Tendenz, abwärts zu fließen. Der Zustand des geistigen Brahmacharya sollte auch unter erotischen Versuchungen und während einer Krankheit aufrecht erhalten werden. Nur dann bist du sicher. Die Sinne fangen an, sich während der Zeiten der Krankheit aufzulehnen und auch, wenn sie mit Sinnesobjekten in Berührung kommen. Wenn sich sinnliche Gedanken in deinen Verstand einschleichen, liegt er an unbewussten Leidenschaften. Der gerissene, diplomatische Verstand sucht leise nach sinnlicher Befriedigung, indem er eine Frau betrachtet und mit ihr spricht. Geistige Versuchungen finden heimlich und unbewusst statt. Die sexuelle Energie ist dann nicht vollkommen sublimiert worden. Das vitale Sein oder das Pranamava Kosa (die energetische, astrale Hülle, die die Emotionen und die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen beinhaltet) ist nicht tadellos gereinigt worden. Dies ist der Grund, warum unreine Gedanken in deinen Verstand eindringen. Praktiziere mehr Japa und Meditation. Praktiziere Nächstenliebe in Form von selbstlosem Dienst für die Gesellschaft. Und schon bald wirst du geistige Reinheit erlangen.
Lerne deinen Verstand mit dem Wasser der Reinheit des Zölibats und mit der Seife der göttlichen Liebe zu reinigen. Wie kannst du erwarten, innerlich rein zu werden, wenn du bloß den äußeren Körper mit Wasser und Seife wäscht? Innere Reinheit ist ebenso wichtig wie äußere Reinheit. Das Leben eines Brahmachari fördert den spirituellen Fortschritt. Gib der Sinneslust keine neue Bestätigung durch immerwährende Wiederholung sexueller Befriedigung. Lenke den Verstand ab. Intensive Grübelei über Sinnesobjekte schadet dem spirituellen Leben ebenso wie tatsächliche Sinnesbefriedigung. Wenn der Verstand nicht durch spirituelle Praxis gereinigt wird, bringt äußere Askese nicht den gewünschten Erfolg. Wenn die äußeren Sinne kontrolliert werden, die inneren Sinne aber noch voller Energie sind, dann nehmen sie Rache am Verstand und erzeugen intensive geistige Störungen und wilde Phantasien.
Es ist der Verstand, der für diese Unruhe sorgt. Ein Wunsch entsteht in deinem Verstand und die Phantasie bekommt Flügel. Dann beginnst du zu handeln. Die Wünsche des Verstandes werden in die Tat umgesetzt. Zuerst gibt es Sankalpa (den Gedanken, den Wunsch, die Vorstellung) und dann kommt die Handlung. Darum erlaube dem sexuellen Gedanken nicht, in den Verstand einzudringen. Kein Raum ist allzeit leer. Dies ist ein Naturgesetz. Wenn eine Sache von einem Platz entfernt wird, nimmt unmittelbar eine andere ihren Platz ein. Das gleiche Gesetz hat Gott für die geistige Welt vorgesehen. Darum ist es notwendig, schlechte Gedanken durch reine Gedanken zu ersetzen. Wie du denkst, so wirst du. Dieses ist ein ungeschriebenes psychologische Gesetz. Der lüsterne Verstand wird allmählich durch göttliche Gedanken gereinigt.
Es gibt immer wieder Klagen von Männern, die keinen rechten Erfolg im Brahmacharya erlangen, obwohl sie sich ernsthaft um aufrichtiges Brahmacharya bemühen. Sie sind unnötigerweise besorgt und entmutigt. Sie unterliegen einem Irrtum. Es gibt auch im spirituellen Bereich gewissermaßen eine sehr subtile thermische Registrierung. Das spirituelle Thermometer registriert oder zeigt die geistige Reinheit sehr minuziös an. Ein geläuterter Intellekt beinhaltet einen hohen Grad an Reinheit. Intensive spirituelle Praxis, Leidenschaftslosigkeit und der brennende Wunsch nach Befreiung und Erkenntnis, bringen den höchsten Grad an geistiger Reinheit. Wenn jemand das Gayatri-Mantra oder die heilige Silbe OM für eine halbe Stunde wiederholt, dann registriert das spirituelle Thermometer sofort einen minuziösen Anstieg der geistigen Reinheit. Du wirst aber nicht imstande sein, die Veränderung des unreinen Intellekts sofort zu erkennen. Übe für ein oder zwei Jahre regelmäßig spirituelle Praktiken und vergleiche anschließend deinen Geisteszustand mit dem der vorhergehenden Jahre. Du wirst bestimmt eine beträchtliche Veränderung feststellen. Du wirst mehr Stille, mehr Reinheit und eine größere moralische Kraft und Stärke vorfinden. Daran gibt es keinen Zweifel. Sind die alten Gewohnheiten und Begierden sehr stark, wird es einige Zeit dauern, um geistige Reinheit zu erlangen. Du brauchst darum nicht entmutigt zu sein. Verzweifle nicht. Mit dem rechten Bemühen, kommt jeder ernsthafte Brahmacharya irgendwann ans Ziel.
8. Die Glorie des Brahmacharya
Es kann keine Sprache ohne Vokale geben. Du kannst kein Bild ohne eine Leinwand malen. Du kannst kein Buch ohne Papier schreiben. Ebenso kannst du keine Gesundheit und kein spirituelles Leben ohne Brahmacharya verwirklichen. Brahmacharya bringt sozialen Aufstieg und gesundheitliche Verbesserungen. Es ist die Grundlage für ein moralisches Leben. Es ist die Grundlage für ein langes und gesundes Leben. Es ist eine Frühlingsblume, die Unsterblichkeit von ihren Blütenblättern ausströmt. Es ist die Basis für ein Leben des Friedens in Atman (Seele). Es ist der feste Rückhalt für Brahmanishtha (Gotteskenner), der begeistert von Weisen und Yogaschülern ersehnt wird. Brahmacharya ist das Schild für einen Kampf gegen die Sinneslust, den Zorn und die Geldgier. Es dient als Tor zum Glück. Es öffnet die Tür zur Befreiung. Es führt zur beständigen Freude, zum ununterbrochenen und reinen Glück. Sogar Rishis (weise Ratgeber), Devas (Halbgötter), Gandharvas (himmlischen Musikanten) und Kinnaras (Astralwesen, halb Mensch, halb Vogelwesen) dienen zu Füßen des Brahmachari. Sogar Isvara, der Gott des Raja Yoga, trägt auf seine Stirn den Staub der Füße eines Brahmachari. Brahmacharya ist der einzige Schlüssel, zum öffnen der Sushumna, des Hauptenergiekanals im Rückenmark, um die Kundalini zu wecken. Brahmachari bringt Glorie, Ruhm, Tugend und göttlichen Segen. Wer kann die Großherzigkeit, das Majestätische und die Glorie eines verwirklichten Brahmachari beschreiben!
Die Veden, die indischen Heiligen Schriften, erklären, dass durch Brahmacharya und die Buße der Götter der Tod besiegt wird. Wie wurde Hanuman, der Affengott, ein Mahavir (großer Krieger)? Es geschah mit der Waffe des Brahmacharya, die ihm unübertreffliche Stärke verlieh. In der Bhagavad Gita wird berichtet, dass der große Bhishma, der Großvater der Pandavas und der Kauravas, den Tod durch Brahmacharya besiegte. Es ist nur Lakshman (Bruder Ramas, Rama ist die siebte Inkarnation von Vishnu), der ideale Brahmachari, ein Mann von unschätzbarer Tapferkeit, der Eroberer der drei Welten (Hölle, Erde, Himmel), der Sohn von Ravana, der Meghanada abwehrte. Sogar Gott Rama wagte nicht, sich ihm entgegen zu stellen. Nur durch die Kraft des Brahmacharya, war Lakshman in der Lage, den unbesiegbaren Meghanada zu besiegen. Der Mut und die Größe des letzten Hindukaisers Prithviraj, lagen in der Kraft, die der Brahmacharya ihm verlieh. Es gibt nichts in den drei Welten, das nicht durch einen Brahmachari erreicht werden könnte. Die Rishis von einst wussten um den Wert des Brahmacharya und das ist der Grund, warum sie in schönen Versen über die Glorie von Brahmacharya sangen.
Genau so wie Öl den Docht herauffließt und in einem glühendem Licht verbrennt, so fließt auch der Samen (die sexuelle Energie) durch die Yogapraxis aufwärts zum Gehirn und wird dort in Ojas (spirituelle Energie) umgewandelt. Das Zölibat verleiht dem Brahmachari einen brahmischen Glanz in seinen Gesicht. Brahmacharya ist das helle Licht, das aus seinen Augen erstrahlt. Es ist die erblühte Blume des Lebens, um die die Bienen der Stärke, der Geduld, des Wissen, der Reinheit und der Gelassenheit summen, hierhin und dorthin fliegen. Mit anderen Worten, der, der Brahmacharya beachtet, wird mit den oben genannten Qualitäten ausgestattet. Die Heiligen Schriften erklären es nachdrücklich: Durch die Praxis von Brahmacharya nehmen Langlebigkeit, Ruhm, Stärke, Vitalität, Wissen, Reichtum, Berühmtheit, Tugenden und Hingabe zur Wahrheit zu.
8.1 Das Geheimnis der Gesundheit und Langlebigkeit
Reine Luft, reines Wasser, gesunde Nahrung, Yoga, Joggen, Sport, Spiele im Freien, Wandern, Spazieren gehen, Fahrrad fahren, Rudern, Schwimmen, leichte Spiele wie Tennis, alles dies trägt zur Erhaltung einer guten Gesundheit bei und sorgt für eine hohe Vitalität. Es gibt in der Tat viele Wege, Gesundheit und Kraft zu erlangen. Diese körperlichen Betätigungen sind zweifellos ein unentbehrliches Erfordernis. Aber Brahmacharya ist von allen das wichtigste. Ohne Brahmacharya bleiben alle deine Übungen ohne Erfolg. Es ist das Sesamöffnedich zum öffnen der Reiche von Gesundheit und Glück. Es ist der Eckstein zum Gebäudes des Glücks und zur reinen Glückseligkeit. Brahmacharya ist das einzig Besondere, das die Männlichkeit aufrechterhält. Die Bewahrung des Samens ist das Geheimnis der Gesundheit und der Langlebigkeit. Es ist der Erfolg im körperlichen, geistigen, intellektuellen und spirituellen Wohlbefinden. Derjenige, der sogar nur ein wenig Brahmacharya praktiziert, wird über eine Krise oder eine Krankheit leichter hinwegkommen. Leidet der normale Mann beispielsweise einen Monat lang an einer Krise, so hat derjenige, der wenigstens ein wenig Brahmacharya praktiziert, die Krise vielleicht bereits nach einer Woche überwunden.
Die Srutis, die hinduistischen Schriften, halten ein Alter von 100 Jahren für einen Mann für normal. Dieses Alter kannst du aber nur erreichen, wenn du Brahmacharya praktizierst. Es gibt zwar Männer, die ein langes Leben und eine hohe intellektuelle Leistungskraft, trotz ihrer unmoralischen Lebensweise, erreichen. Aber sie wären noch leistungsfähiger und brillanter gewesen, hätten sie einen besseren Charakter und etwas mehr Mäßigkeit besessen. Nachdem Dhanvantari, der Vater des Ayurveda, seinen Schülern alle Details über Ayurveda mitgeteilt hatte, erkundigten sie sich nach dem Hauptgedanken seiner medizinischen Wissenschaft. Der Meister antwortete: „Ich sage euch, dass Brahmacharya wirklich ein kostbarer Juwel ist. Es ist in der Tat die wirkungsvollste Medizin, die Krankheit, Unglück und Zerfall zerstört. Für das Erreichen des inneren Friedens, von Freundlichkeit, Wissen, einem guten Gedächtnis, einer guten Gesundheit und zum Erlangen der Selbstverwirklichung, sollte man Brahmacharya, das höchste Dharma, die höchste Ethik, unbedingt beachten. Brahmacharya ist das höchste Wissen; Brahmacharya ist die größte Stärke. Die Natur des Brahmacharya entspricht der Natur des Atman. Atman, die Seele, hat ihren Wohnsitz im Brahmacharya. Verneige dich vor dem Brahmacharya und Heilung wird dir zuteil. Brahmacharya kann alle unheilvollen Leiden auflösen.“
Die Praxis von Brahmacharya gibt eine gute Gesundheit, innere Stärke, Frieden des Verstandes und ein langes Leben. Es kräftigt den Verstand und die Nerven. Es hilft, körperliche und mentale Energie zu konservieren. Es vergrößert das Gedächtnis, die Willenskraft und die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Es schenkt enorme Stärke, Tapferkeit und Vitalität. Das Auge ist das Fenster der Seele. Wenn der Verstand rein und ruhig ist, ist das Auge ruhig und sicher. Der, der im Brahmacharya ruht, hat glänzende Augen, eine wohlklingende Stimme und einen schönen Teint.
8.2 Brahmacharya fördert die Konzentration
Durch das Praktizieren von Brahmacharya, wird Vitalität erreicht. Der Yogi erlangt Selbstverwirklichung durch das Erreichen von geistigem und körperlichem Brahmacharya. Wenn der Verstand rein und klar ist, hilft Brahmacharya ihm, göttliches Wissen und andere Fähigkeiten zu erlangen. Dann wird die Fokussierung des Verstandes einfach. Konzentration und Reinheit gehen dabei Hand in Hand. Selbst wenn ein Weiser nur einige wenige Worte spricht, hinterlässt er meist einen tiefen Eindruck bei seinen Zuhörern. Dieses liegt an seinem Ojas Shakti, seiner spirituellen Energie, die durch die Bewahrung des Samens und seiner Umwandlung entsteht. Ein aufrechter Brahmachari, der Enthaltsamkeit in Gedanken, im Wort und in der Tat praktiziert, hat eine wundervolle Gedankenenergie. Er kann die ganze Welt verändern. Wenn du strenges Zölibat entwickelt hast, entwickelt sich eine starke Unterscheidungskraft und eine starke Konzentration. Die Unterscheidungskraft ist die Energie, die die Wahrheit erforscht. Die Konzentration ist die Energie, die die Wahrheit erfasst und sie festhält. Wenn ein Mann im Zölibat lebt, wird die Samenenergie aufwärts zum Gehirn gelenkt und wird als Ojas Shakti gespeichert. Dadurch wird die Leistung des Intellekts um einen bemerkenswerten Grad verstärkt. Durch das Zurückhalten des Samens wird der Intellekt scharf und klar. Wird der Samen noch mehr zurückgehalten, so wird die Leistung des Gedächtnisses noch weiter gesteigert. Das strenge Zölibat hat sogar im Alter ein scharfsinniges und kühnes Gedächtnis zur Folge.
Ein Mann, der die Energie von Brahmacharya besitzt, kann unermessliche geistige und physische Arbeit verrichten. Er hat eine strahlende Aura um sein Gesicht. Er kann Leute beeinflussen, indem er nur ein paar Worte spricht, oder sogar allein durch seine Anwesenheit. Er kann den Zorn lenken und die ganze Welt verrücken. Betrachte Mahatma Gandhi! Er hat diese Energie durch konstante und vorsichtige Praxis von Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Satyam (Wahrheit) und Brahmacharya erworben. Er beeinflusste die Welt allein durch diese Energie. Durch Brahmacharya, nur durch Brahmacharya alleine, kannst du körperlichen und geistigen Aufstieg im Leben erlangen. Es ist wert, es zu wiederholen, dass ein wahrer Brahmachari enorme Energie, einen klaren Verstand, gigantische Willensenergie, ein mutiges Verständnis, ein gutes Gedächtnis und die Kraft zur Selbsterforschung besitzt. Swami Dayananda stoppte das Massaker eines Maharaja (indischer Fürst). Er zerbrach das Schwert mit seinen Händen. Dieses war auf die Energie zurückzuführen, die Brahmacharya ihm verlieh. Jesus, Sankara, Jnana Deva und Samarth Ramdas waren Brahmacharins.
Vom Übersetzer eingefügt:
Hier einige Verse aus der Bibel, die darauf hindeuten, dass auch Jesus, genau so wie Buddha, vermutlich enthaltsam lebte:
Matthäus 19,12 : 12 Denn einige sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe unfähig gemacht; und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!
Ermahnung und Warnungen
Im Brief an die Galater erwähnt der Apostel Paulus die Unzucht, die Unlauterkeit, die Ausschweifung und andere Laster als „Werke des Fleisches“ und weist darauf hin, dass jene, die solches tun, das Reich Gottes nicht erlangen werden.
Gal. 5, 13-26: 13-15 Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; allein gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander. Denn das ganze Gesetz ist in einem Worte erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet.
16-26 Ich sage aber: Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf dass ihr nicht das tut, was ihr wollt. Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so steht ihr nicht unter dem Gesetz. Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unlauterkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, gleichwie ich auch vorhergesagt habe, dass, die solches tun, das Reich GOTTES nicht ererben werden. Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit; wider solche gibt es kein Gesetz. Die aber des CHRISTUS sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten. Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln. lasst uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.
Dieselbe Lehre wiederholt Paulus auch gegenüber den Ephesern:
Epheser 5,1-14: So seid nun Gottes Nachfolger als seine geliebten Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns hat geliebt (…). Hurerei aber und alle Unlauterkeit oder Gier werde nicht einmal gesprochen unter euch, wie es Heiligen geziemt… Denn das sollt ihr wissen, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger, welcher ist ein Götzendiener, Erbe hat in dem Reich Christi und Gottes. Lasset euch niemand verführen mit vergeblichen Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Darum seid nicht ihr Mitgenossen. Denn ihr waret ehedem Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichts, die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit, und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn. Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie aber vielmehr. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist auch zu sagen schändlich… Darum heißt es: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“
Im ersten Brief an die Korinther weist der heilige Paulus darauf hin, dass „der Leib nicht für die Unzucht da ist, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib:
1 Korinther 6, 12-20: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. Die Speisen sind für den Bauch da und der Bauch für die Speisen. Gott wird beide vernichten. Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Dirne machen? Auf keinen Fall! Oder wisst ihr nicht: Wer sich an eine Dirne bindet, ist ein Leib mit ihr? Denn es heißt: Die zwei werden ein Fleisch sein. Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!“
Im Brief an die Kolosser kehrt Paulus zum selben Thema zurück:
Kolosser 3, 5: „So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind, Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geiz, welcher ist Abgötterei.“
Das Keuschheitsthema wird vom heiligen Paulus unter verschiedenen Gesichtspunkten im 7. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther entwickelt. Es handelt sich nicht um eine „Abhandlung“ im eigentlichen Sinn, vielmehr finden wir hier Antworten auf Fragen vor, die Mitglieder der Gemeinde an den Apostel herangetragen haben. Das ganze Kapitel zeigt deutlich, dass der Apostel den sexuellen Bereich in einem engen Zusammenhang mit der ursprünglichen Beziehung eines jeden Menschen zu Gott sieht. Der heilige Paulus räumt ein, dass sowohl der Ehestand als auch der Zölibat oder die Jungfräulichkeit Gaben Gottes sind (1 Kor 7. 7-38) und daher der Ehestand durchaus legitim und heiligend ist. Aus mehreren Gründen erachtet er jedoch den geweihten Stand der Jungfräulichkeit oder des Zölibats als empfehlenswerter. Einmal, weil die Jungfräulichkeit deutlicher als die Ehe das Siegel der Wirklichkeit des Reiches Gottes trägt, gehört die Ehe doch zur „Gestalt dieser Welt, die vergeht“. Da der Stand der Enthaltung größere Freiheit für die Dinge Gottes schenkt, „möchte ich, dass ihr frei seiet von rastloser Sorge. … Die unverheiratete Frau und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, dass sie heilig seien an Leib und Geist“. Die Verheiratete aber bemüht sich notgedrungen und aus Standespflicht darum, ihrem Gatten zu gefallen, das bedeutet Sorge um viele vergängliche Dinge. Um so schwerer fällt es unter diesen Umständen, die für einen Christen angebrachte Haltung einzunehmen, zu der der Apostel aufruft: „Seid ihr also auferweckt worden mit Christus, so sucht, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Was droben ist, habt im Sinn, nicht was auf Erden ist!“ (Kol 3,1f).
In seinem ersten Brief an die Thessalonicher um 50 n.Chr. sprach sich Paulus gegen die Unzucht aus und mahnte die Christen zur Heiligung ihres Leibes:
1 Thessalonicher 4,3-8: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, und dass ihr meidet die Hurerei. Und ein jeglicher unter euch wisse sein Gefäß zu behalten in Heiligung und Ehren und nicht in der Brunst der Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen… Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung… Wer nun verachtet (Gottes Wille), der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist gegeben hat in euch.“
Quelle: Kardinal Jorge Medina Estevez: Die Keuschheit
1.Korinther 7,7-9 : 7 Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so. 8 Den Ledigen und Witwen sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. 9 Wenn sie sich aber nicht enthalten können, sollen sie heiraten; denn es ist besser, zu heiraten als sich in Begierde zu verzehren.
1 Korinther 7,29: „Die da Weiber haben, dass sie seien, als hätten sie keine.“
Wenn wir verheiratet sind, können wir es nicht vermeiden, in den Anliegen der Welt verwickelt zu sein; es wird immer schwierig sein, sich rein von weltlichen Dingen zu halten. Und dies ist der Grund, warum Jesus uns sagt, andere haben auf Heirat verzichtet, wegen des Himmelreiches. Die Führung, die uns die Bibel also gibt, ist unverheiratet zu bleiben und so zu leben, als ob wir keine Frau hätten.
Kolosser 3,1-2 :“Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“
Römer 8,5-8 : 5 Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. 6 Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. 7 Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. 8 Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.
Römer 13,13–14: Lasset uns ehrbar wandeln wie am Tag. Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste.
Eine zweite Version lautet
Römer 13,13-14: Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus und wartet des Leibes, doch also, dass er nicht geil werde.
Matthäus 24,38 : „Denn gleichwie sie waren in den Tagen vor der Sintflut, sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging“.
Lukas 17,26-27 :“Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird’s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes: sie aßen, sie tranken, sie freiten, sie ließen freien bis auf den Tag, da Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um“.
Lukas 20,34-36 : „Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien; welche aber würdig sein werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen. Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.“
Hier beschreibt Jesus ein typisches weltliches Leben, ein Leben von Leuten deren Sinn und Streben auf die Dinge hier drunten ausgerichtet sind. Ihre Herzen sind bei den Dingen dieser Erde, bei weltlichen Dingen. Und freien und sich freien lassen ist so sehr Teil dieser Art des Lebens.
Und Leute, die dieses Leben führen, werden das wirkliche Leben versäumen. Im entscheidenden Augenblick wird das Verderben sie überfallen. Sie werden das große Abendmahl verpassen. Wenn die Einladung kommt, werden sie zu sehr mit ihren weltlichen Dingen beschäftigt sein und sie werden Ausreden haben und sagen, „Ich habe ein Weib genommen, darum kann ich nicht kommen“ (Lukas 14,20). Das beschäftigt sein mit dem Denken über Liebesabenteuer, mit der leiblichen Anziehungskraft andere Menschen, mit dem Wunsch nach Freundschaft zum anderen Geschlecht, mit Freien und mit dem Lesen und Sehen von Liebesgeschichten, wird uns davon abhalten, die Dinge die droben sind zu suchen. Diese Tätigkeiten werden uns daran hindern, Jesus zu folgen. Offenbarungen des Johannes 14,3-5 : „3Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Gestalten und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen außer den Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. 4 Diese sind’s, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; die folgen dem Lamm nach, wohin es geht. Diese sind erkauft aus den Menschen als Erstlinge für Gott und das Lamm, 5und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig.“
Wenn wir wirklich des Lammes Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an unserer Stirn haben wollen (Offenbarung 14,1), dann müssen wir uns auf das Reich Gottes konzentrieren. Wenn wir wirklich unseren Sinn und Verstand und unser Denken, das sich in unserer Stirn befindet, auf geistige Dinge ausrichten wollen, dann müssen wir schon Abstand nehmen von weltlichen Beschäftigungen und Interessen. Unser Denken muss in eine Richtung gehen und sollte nicht gespalten sein.1 Joh 2,15-17: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht. Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“.1. Timotheus 5,6: „Welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig tot. „Römer 13, 11-14: „Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf. So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes. Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus und wartet des Leibes, doch also, dass er nicht geil werde.“
Gal 6,8 : „Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“
1. Korinther 9,11: So wir euch das Geistliche säen, ist’s ein großes Ding, wenn wir euer Leibliches ernten? (Der heilige Hieronymus sagte über die heilige Paula: „Sie säte im Fleische, um im Geiste zu ernten.“)
Jakobus 1, 13-14: „Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird. Darnach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“
2 Petrus 2,9-19 : Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen, die Ungerechten aber zu behalten zum Tage des Gerichts, sie zu peinigen, allermeist aber die, so da wandeln nach dem Fleisch in der unreinen Lust… Sie achten für Wollust das zeitliche Wohlleben, sie sind Schandflecken und Laster…, haben Augen voll Ehebruchs, lassen sich die Sünde nicht wehren… Sie haben verlassen den richtigen Weg und gehen irre… Das sind Brunnen ohne Wasser, und Wolken, vom Windwirbel, umgetrieben, welchen behalten ist eine dunkle Finsternis in Ewigkeit. Denn sie reden stolze Worte, dahinter nichts ist, und reizen durch Unzucht zur fleischlichen Lust… und verheißen Freiheit, ob sie wohl selbst Knechte des Verderbens sind.
Siehe auch: Was sagt die Bibel zur Enthaltsamkeit?
Ende Einfügung des Übersetzers.
Hast du, mein lieber Freund, die Bedeutung von Brahmacharya begriffen? Habt ihr, meine lieben Brüder, die wahre Bedeutung und die Glorie von Brahmacharya erkannt? Wie kannst du erwarten, stark und gesund zu sein, wenn du die sexuelle Energie, die du mit großer Schwierigkeit und unter einem hohen Preis erworben hast, täglich vergeudest? Es ist unmöglich, gesund und stark zu sein, es sei denn, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, praktizieren Brahmacharya oder legen das Gelübde des Zölibats ab. Sogar unter Elektronen, gibt es Junggesellen-Elektronen und verheiratete Elektronen. Verheiratete Elektronen offenbaren sich als Paare. Junggesellen-Elektronen leben einzeln. Es sind allein die Junggesellenelektronen, die magnetische Kraft erzeugen. Die Energie des Brahmacharya ist ebenfalls in Elektronen zu finden. Liebe Freunde, ihr solltet von diesen Elektronen eine Lektion lernen. Übst du Brahmacharya und entwickelst du Energie und geistige Kraft? Die Natur ist dein bester Lehrer und geistiger Führer. Erhebe dich durch Brahmacharya über das Elend des weltlichen Lebens und erlange Gesundheit, Stärke, Frieden des Verstandes, Ausdauer, Tapferkeit, materiellen Wohlstand, spirituellen Fortschritt und ein langes Leben. Wer eine perfekte Kontrolle über die sexuelle Energie hat, erreicht Energien, die durch andere Mittel unerreichbar sind. Darum verschwende nicht deine sexuelle Energie durch sinnliche Vergnügen. Bewahre die Energie. Führe ein nobles Leben und praktiziere Meditation. Und schon bald wirst du ein Supermann sein. Du wirst Göttlichkeit erreichen und mit Gott kommunizieren.
9. Die Bedeutung von Brahmacharya im spirituellen Leben
Brahmacharya ist ein göttliches Wort. Es ist die Summe und der Kern des Yoga. Durch Unwissenheit wurde es vergessen. Der Wert von Brahmacharya wurde durch die großen Rishis (Weisen) bewahrt. Es ist das höchste Yoga, das Lord Krishna wiederholt in seinem „Lied der Unsterblichkeit“ in der Bhagavad Gita (der „Bibel“ des Hinduismus), aus dem ja letzten Endes der Buddhismus hervorging, besingt. Im Kapitel VI, Vers 14, wird sehr deutlich gesagt, dass das Gelübde von Brahmacharya für die Meditation unbedingt notwendig ist: „…ungestört im Geist, frei von Furcht, im Gelübde des Zölibats befindlich….“ (prasantatma vigata-bhir – brahmacari-vrate sthitah). In Kapitel XVII, Vers 14 der Gita, sagt er, dass Brahmacharya eins der Erfordernisse für die Askese des Körpers ist: „… Brahmacharya und Gewaltlosigkeit sind ebenfalls Enthaltungen des Körpers.“ (brahma-caryam ahimsa ca – sartram tapa ucyate). Wir haben eine andere Aussage in Kapitel VIII, Vers 11, dass Yogis Brahmacharya praktizieren, um das Ziel zu erreichen, das von den Kennern der Veden als Ziel betrachtet wird: „Die mit den Veden vertraut sind, sagen, dass große Weise im Lebensstandart der Entsagung Brahmacharya praktizieren.“ (yad aksaram veda-vido vadanti – visanti yad yatayo vita-raga – yad icchanto brahmacaryarh caranti). Eine ähnliche Aussage wird auch im Kathopanishad (poetischer Text der Upanishaden, indische Heilige Schrift) gefunden. Im Raja Yoga von Patanjali Maharshi wird die Bedeutung des Brahmacharya ebenso betont. Yama ist der erste Schritt.Yama ist die Praxis von Ahimsa (Nichtverletzen), Satya (Ehrlichkeit), Asteya (Nichtstehlen), Brahmacharya (Enthaltsamkeit) und Aparigraha (Unbestechlichkeit). Unter diesen ist Brahmacharya das wichtigste Gebot. Im Mahabharata, dem bedeutendsten und umfangreichsten Epos der Hindus, findest man im Santi Parva: „Das Dharma, hat viele Zweige, aber Dama, die Sinneskontrolle, ist die Basis von allem.“ Im Jnana Yoga (Yoga des Wissens) gilt: Dama (Sinneskontrolle) ist die Grundlage für den Yogaschüler. Brahmacharya ist das lebenswichtige Thema für alle, die sich Erfolg im materiellen und geistigen Leben wünschen. Ohne Brahmacharya ist ein Mensch für die spirituelle Praxis absolut ungeeignet.
Anmerkung des Übersetzers:
Ich habe hier noch einmal die Aussagen der Bhagavat Gita, die Teil des Mahabharatas ist, zusammengefasst. Dabei füge ich die Sanskrittexte mit ein, weil man daraus sehr gut ersehen kann, dass die Bhagavat Gita auf das Brahmachrya(m) verweist:
Kapitel 6, Vers 14
prasantatma vigata-bhir
brahmacari-vrate sthitah
manah samyamya mac-citto
yukta asita mat-parah
Übersetzung
Mit beherrschtem Geist, ohne Furcht und völlig frei von Sexualität (fest im Gelübde des Brahmacharya) sollte man über mich meditieren und mich zum endgültigen Ziel des Lebens machen.
Kapitel 8, Vers 11
yad aksaram veda-vido vadanti
visanti yad yatayo vita-ragah
yad icchanto brahmacaryam caranti
tat te padam sangrahena pravaksye
Übersetzung
In den Veden bewanderte Persönlichkeiten, die das Omkara (Om) chanten und große Weise im Lebensstand der Entsagung sind, gehen in das Brahman ein. Mit dem Wunsch nach dieser Vollkommenheit leben sie im Zölibat. Ich werde dir jetzt diesen Vorgang erklären, durch den man Erlösung erlangen kann.
Kapitel 17, Vers 14
deva-dvija-guru-prajña
pujana. saucam arjavam
brahma-caryam ahimsa ca
sariram tapa ucyate
Übersetzung
Die Enthaltung des Körpers besteht in der Verehrung des Höchsten Herrn, der Brahmanas (heiligen Schriften), des spirituellen Meisters und Höherstehender wie Vater und Mutter. Sauberkeit, Einfachheit, sexuelle Enthaltsamkeit und Gewaltlosigkeit sind ebenfalls Enthaltungen des Körpers.
Nun sollen die Äußerungen Patanjalis etwas näher betrachtet werden. In Kapitel 2, das sich mit der spirituellen Praxis beschäftigt, ist zu finden:
Vers 27: „Erleuchtung wird durch sieben Stufen erreicht. (Yama, Nyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana).“ (Tasya saptadhâ prânta-bhûmih prajnâ) – Hier ist das Brahmacharya im Yama, im Gebot der Enthaltungen, der Selbstkontrolle, enthalten. (Yama setzt sich nämlich aus folgenden Gliedern zusammen: Gewaltlosigkeit, Ehrlichkeit, Nichtstehlen, Enthaltsamkeit, Unbestechlichkeit)
Vers 29: „Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi sind die acht Glieder.“ (Yama-niyamâsana-prânâyâma-pratyâhâra -dhâranâ-dhyâna-samâdhayo ¢shtâv angâni) – Auch hier ist das Brahmacharya im Yama enthalten.
Vers 30: „Die Yamas (Gebote der Enthaltung, Selbstkontrolle) bestehen aus Ahimsa (Nichtverletzen), Satya (Wahrhaftigkeit), Asteya (Nichtstehlen), Brahmacharya (Enthaltsamkeit) und Aparigraha (Aufgabe von Gewinnsucht).“ (Ahimsâ-satyâsteya-brahamacharyâparigrahâ yamah)
Vers 38: „Wenn Brahmacharya, sexuelle Enthaltsamkeit, fest begründet ist, wird kraftvolle Lebenskraft (Vitalität) erlangt.“ (Brahmacharya-pratishthâyâm vîrya-lâbhah)
Ende Anmerkung des Übersetzers
9.1 Das Zölibat in den verschiedenen Religionen
Durch die Jahrhunderte war das Gelübde auf sexuelle Enthaltsamkeit in jeder Religion die schwerste Prüfung. In der volkstümlichen Folklore setze sich die Idee durch, das Hellsehen und andere übernatürliche Fähigkeiten, ausschließlich das Privileg von sexuell enthaltsam lebenden Menschen ist. Edvard Alexander Westermack (1862-1939), ein finnischer Anthropologe (Völkerkundler), Philosoph und Soziologe, bevorzugte die Erklärung, dass Pollutionen (unbeabsichtigte nächtliche Samenergüsse im Schlaf) die Heiligkeit zerstören. Ein Stamm auf dem Rio Negro (Nebenfluss des Amazonas) erlegte ihren Schamanen (Medizinmännern) das Zölibat auf, weil sie glaubten, dass die Medizin wirkungslos sein würde, wenn sie durch einen verheirateten Mann verabreicht wird. In ihrer Autobiographie, schreibt die im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca bei den Mazateken lebende Schamanin, María Sabina (1894–1985), die sich selbst als Weise bezeichnet, dass sie bereits mit vierzehn Jahren heiratete, aber enthaltsam lebte, da eine Weise enthaltsam leben sollte.
Lambichus (syrischer Philosoph?) gibt an, dass die Götter es nicht hören können, wenn sie von jemanden angerufen werden, der durch sexuelle Kontakte verunreinigt ist. Im Islam wird strenges Zölibat auf der Pilgerfahrt nach Mekka gefordert. Das Zölibat ist ebenso für die hebräische (jüdische) Versammlung während der göttlichen Erscheinung im Sinai (ägyptische Halbinsel) erforderlich und bevor der Tempel betreten wird. Das antike Indien, Ägypten und Griechenland stellten die Regel auf, dass Kirchgänger sich vor und während der Heiligen Messe sich jeglicher sinnlicher Gedanken enthalten sollten. Im Christentum wurde das Zölibat als Vorbereitung auf die Taufe und das Abendmahl gefordert. Die höchste Form des Christentums findet sich im Zölibat. Christliche Lehrer priesen immer schon das Zölibat. In ihren Augen ist die Ehe nur ein untergeordnetes Gut, die für die bestimmt ist, die nicht imstande sind, im Zölibat zu leben. Die Bischöfe der griechischen Kirche lebten immer zölibatär und wurden aus dem Kreis der Mönche gewählt. Ein Mönch, der mit sinnlichen Gedanken eine Frau berührt, der ihre Hand umklammert, ihr Haar oder einen anderen Teil ihres Körpers in sinnlicher Absicht berührt, bringt Schande und Erniedrigung auf den Orden. Bei der gegenwärtigen Priesterweihe schwört der Priester (Mönch), sich lebenslang von jeglichem sexuellen Verkehr zu enthalten.
Die Jains, eine in Indien beheimatete Religionsgemeinschaft, fordert von ihrem Munis (Sadhu, Asket, Mönch, Einsiedler), sich aller sexuellen Beziehungen zu enthalten; nicht über Frauen zu besprechen, und sich keine Gedanken über die Schönheit der Frauen zu machen. Sinneslust wird folglich verurteilt: „Von allen Lastern, ist Sinneslust die schlechteste.“ Es gibt andere Regeln, die das Zölibat unterstützen. Sie sollen vor allem jene Redensarten unterbinden, die zu einem Verstoß der Keuschheit führen könnten. Ein Mönch sollte nicht mit einer Frau zusammen in einem Raum schlafen oder ihr allein in ausführlicher Form die Worte der heiligen Schrift übermitteln. Er sollte auch nicht zu den Nonnen sprechen, es sei denn, er ist dazu besonders delegiert. Ebenso sollte er nicht allein mit einer Frau verreisen. Auf seinem Bettelgang für Almosen, sollte er vorschriftsmäßig gekleidet sein und mit gesenkten Augen gehen. Er sollte nur unter ganz speziellen Bedingungen eine Robe von einer fremden Frau annehmen. Er sollte nicht an einem abgeschiedenen Platz mit einer Frau sitzen, sie in unreiner Absicht berühren oder mit ihr sprechen.
Der buddhistische „Orden der Bettelmönche“ wurde durch 227 Regeln für die Mönche geregelt. Von diesen waren die ersten vier von besonderer Bedeutung. Ein Bruch einer der vier Regeln hatte den Ausschluss vom Orden zur Folge; und sie wurden folglich als die Regeln über Vergehen, die jegliches Erlösungsstreben vereiteln, bezeichnet.
Die erste Regel für die Mönche lautet:
1. Jeder Mönch, der die Übung und die Lebensweise der Mönche auf sich genommen hat und der sich von dieser Übung nicht zurückgezogen und sein Unvermögen kundgetan hat, obwohl er sich dem Geschlechtsverkehr, auch mit einem Tier hingibt, dessen Erlösungsstreben ist vereitelt; er ist aus dem Orden ausgestoßen.
Dazu sollte vielleicht erwähnt werden, dass alle Mönche an allen Vollmond- und Neumondtagen, den so genannten Uposatha-Tagen, zusammentreten, um ihre Verfehlungen vor der versammelten Mönchsgemeinde kund zu tun. Verschweigt ein Mönch dort seine Verfehlungen, dann kann das Folgen für ihn haben. An diesen Tagen fasten die Bhikkhus (Mönche) und halten die Patimokkha-Feier ab, d. h. sie rezitieren die 227 Mönchs-Regeln, wie Buddha sie festgelegt hat. Die Laien beachten an den Uposatha-Tagen die fünf Silas (sittliche Übungsregeln) und die acht Tugendregeln. Wenn möglich, nutzen die Laien diese Tage, um ihr örtliches Kloster zu besuchen, dort Dhamma-Vorträgen der Mönche anzuhören und mit Gleichgesinnten bis spät in die Nacht hinein zu meditieren.
Die 5 Silas – sittliche Übungsregeln
1. Nichtverletzen
2. Nichtstehlen
3. Nichtlügen
4. Brahmacharya
5. keine berauschenden Mittel
Die acht Tugendregeln (Atthangasila) für den Uposatha-Feiertag ergänzen die fünf Silas um folgende 3 Vorschriften:
6. Nach 12 Uhr nichts mehr essen (bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr)
7. Keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen besuchen, keine Blumen, keine Duftstoffe, keine Kosmetika, kein Schmuck und andere Verschönerungsmittel benutzen
8. Nicht auf hohen und üppigen weichen Betten schlafen
König Numa Pompilius gründete im antiken Rom, den „Orden der vestalischen Jungfrauen“. Die Priesterschaft der Vestalinnen bestand aus sechs jungfräulichen Priesterinnen, die im Alter von sechs bis zehn Jahren für eine 30-jährige Dienstzeit berufen wurden. Ihre Hauptaufgabe war das Hüten des Herdfeuers im Tempel der Vesta, der Göttin des Herdes, das niemals erlöschen durfte, sowie das Wasserholen von der heiligen Quelle der Nymphe Egeria, das zur Reinigung des Tempels verwendet wurde. Daneben stellten sie die mola salsa (eine Mischung aus Salzwasser und Getreideschrot) sowie das Suffimen (Asche ungeborener Kälber) her, die bei bestimmten Kulthandlungen benötigt wurden. Während ihrer Dienstzeit waren die Vestalinnen zu absoluter Keuschheit verpflichtet. Der Verlust der Jungfräulichkeit einer Vestalin galt als schweres Unheil für das römische Gemeinwesen. Eine unkeusche Vestalin wurde aus der Priesterschaft entfernt und lebendig begraben.
Gelegentlich wurde in der Forschung angenommen, dass die Vestalinnen ursprünglich für Menschenopfer bereitgehaltene Jungfrauen waren oder dass sie in republikanischer Zeit die kultischen Pflichten übernahmen, die zuvor die Töchter des Königs ausgeübt hatten. Diese Hypothesen werden heute jedoch als überholte Spekulation angesehen. Bereits vor der Gründung Roms existierten Vestalinnen in verschiedenen Gemeinwesen, zum Beispiel in Alba Longa (etwa 20 Kilometer süd-östlich von Rom), und auch für die historische Zeit liegen schriftliche Belege für ihre Existenz außerhalb Roms, zum Beispiel in Tibur (ungefähr 20 km östlich vom Stadtrand Roms), vor. Da keine Parallelen in nicht-italienischen Kulturen nachgewiesen werden konnten, war die Priesterschaft der Vestalinnen vermutlich eine in Italien, wahrscheinlich in Latium, eine Region in Mittelitalien, wichtigste Stadt in Latium ist die italienische Hauptstadt Rom, entstandene Institution.
In Darjeeling, im Vorder-Himalaya (Westbengalen), leben einige Hundert Ex-Lamas, die als Kulis (Lastenträger) ihre Arbeit verrichten. Ein Lama ist ein spiritueller Lehrer, ein Mönch, aus dem tibetischen Buddhismus. Die Lamas sind entweder allein, oder zusammen mit ihrer Geliebten aus Tibet geflohen, um den strengen Strafen zu entgehen, die der Bruch des Zölibats mit sich bringt. Wird der Mönch bei einer sexuellen Verfehlung erwischt oder wird er von anderen angezeigt, so fällt er in Ungnade, erfährt öffentlich körperliche Züchtigung, wird zusätzlich mit einer schweren (Geld-)Strafe bestraft und aus dem Orden entfernt.
Die peruanischen „Jungfrauen der Sonne“, eine Art von Priesterinnen, wurden mit lebender Beerdigung bestraft, wenn sie beim sexuellen Fehltritt entdeckt wurden.
9.2 Brahmacharya, die Grundlage des spirituellen Lebens
Brahmacharya ist eine notwendige Voraussetzung des spirituellen Lebens. Es ist von großer Bedeutung. Ohne vollkommenes Brahmacharya wirst du keinen erheblichen spirituellen Fortschritt haben. Enthaltsamkeit ist die Basis, auf der die Erleuchtung beruht. Wenn die Basis nicht stark genug ist, dann wird der Überbau mit dem nächsten schweren Regen davon geschwemmt. Wenn du allerdings nicht fest im Brahmacharya verankert bist, wenn dein Verstand durch sinnliche Gedanken aufgeregt wird, dann sind spirituelle Fortschritte kaum möglich. Du kannst nicht den Gipfel auf der Leiter des Yoga erklimmen oder das höchste Samadhi (Erleuchtung) erreichen. Es gibt keine Hoffnung für die Selbstverwirklichung oder das Wissen um das Selbst, die Seele, wenn du nicht fest im Brahmacharya verwurzelt bist. Brahmacharya ist der Schlüssel zum ewigen Glück. Brahmacharya ist die Grundlage von Yoga. Geradezu wie ein Haus, das auf einem morschen Fundament errichtet wurde, eines Tages in sich zusammenfällt, so fällt man eines Tages von der Meditation ab, wenn keine vernünftige Basis, wenn kein Brahmacharya, vorhanden ist. Selbst wenn du zwölf Jahre meditiert hast, wirst du keinen Erfolg erlangen, wenn du nicht die subtile Sinneslust besiegt hast, die sich im Innersten deines Unterbewusstseins eingenistet hat.
Brahmacharya ist die Grundlage für körperliche Vollkommenheit. Dazu ist allerdings vollkommenes Brahmacharya erforderlich. Sie ist von überragender Bedeutung. Durch die Praxis von Yoga, wird der Samen in Ojas Shakti, in spirituelle Energie, umgewandelt. Dadurch bekommt der Yogi einen perfekten Körper. Dadurch bekommt er Charme und Anmut in seinen Bewegungen und er wird ein langes, gesundes und zufriedenes Leben führen. Die Praxis von Brahmacharya ist die wichtigste Qualifikation für einen spirituellen Menschen, egal welchen Weg er eingeschlagen hat: Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Hatha Yoga oder Vedanta. Die Disziplin der kompletten Enthaltsamkeit wird von allen verlangt. Nur ein aufrechter Brahmachari kann Bhakti, die Verehrung Gottes, richtig kultivieren. Nur ein wahrer Brahmachari wird Yoga richtig praktizieren. Nur ein echter Brahmachari kann Jnana, den Yoga des Wissens, erfassen. Ohne Brahmacharya ist kein geistiger Fortschritt möglich. Die Leidenschaften führen einen tödlichen Krieg gegen die spirituellen Bestrebungen des Menschen. Es ist nicht möglich auf dem spirituellen Pfad voran zu kommen, der zu einer Vereinigung mit Gott führt, es sei denn, man kontrolliert die Sinneslust und praktiziert Brahmacharya. Solange die Sinneslust in deinen Nasenlöchern süß riecht, kannst du keine erhabenen, göttliche Gedanken in deinem Verstand hegen. Der Mann, in dem die Leidenschaften tief verwurzelt sind, wird immer nur davon träumen, Vedanta zu verstehen, und er wird die reine Liebe Brahmans selbst in zehn Millionen von Geburten nicht erfahren. Die Wahrheit kann nicht dort verweilen, wo die Leidenschaften existieren.
Sexuelle Hingabe ist ein großes Hindernis im geistigen Weg. Sie verhindern definitiv die spirituelle Praxis. Das sexuelle Drängen muss durch erhabene Gedanken und regelmäßige Meditation kontrolliert werden. Es sollte komplette Sublimation der sexuellen Energie stattfinden. Nur dann ist der Yogaschüler absolut sicher. Die vollkommene Vernichtung des sexuellen Wunsches ist das spirituelle Ideal. Sexuelle Anziehung, sexuelle Gedanken und sexuelles Drängen sind die drei großen Hindernisse auf dem Weg zur Gottrealisierung. Selbst wenn das sexuelle Drängen verschwindet, bleibt die sexuelle Anziehung für eine lange Zeit bestehen und beunruhigt den Yogaschüler. Die sexuelle Anziehung ist sehr, sehr stark. Die sexuelle Anziehung bindet den Menschen an diese Welt. Jede Zelle im Körper eines Mannes oder einer Frau beinhaltet ein sinnliches Begehren. Der Verstand und die Sinne sind von einem sexuellen Fluidum durchtränkt. Ein Mann hat immer den Wunsch, eine Frau zu bewundern, mit ihr zu sprechen, sie kennen zu lernen. Er findet in ihrer Gesellschaft Vergnügen. Ebenso schauen die Frauen den Männern nach und haben den Wunsch, einen Mann kennen zu lernen. Sie fühlen sich in der Gesellschaft von Männern sehr geborgen. Der ist der Grund, warum es für sie oder für ihn so schwierig ist, die sexuelle Anziehung zu besiegen. Die Leidenschaften können nur durch die Gnade Gottes besiegt werden. Keine menschliche Bemühung kann die mächtige Kraft der sexuellen Anziehung besiegen. Das Sehorgan richtet dabei großen Schaden an. Vermeide lüsterne Blicke, den Ehebruch des Auges. Versuche, Gott in allen Gesichtern zu sehen. Konzentration, Unterscheidungskraft und Selbsterforschung werden Fortschritte auf dem spirituellen Wege ermöglichen. Schließlich wirst du mit Brahman, mit dem Ewigen vereint. Entwickle erhabene göttliche Gedanken und praktiziere Japa und Meditation und die sinnlichen Begierden werden allmählich verschwinden.
Von welchem Nutzen ist das Wissen der Künste und der Wissenschaften, von welchem Nutzen ist ein Titel oder das Ansehen, von welchem Nutzen ist die Wiederholung des Namen Gottes, der Meditation oder die Selbstergründung der Frage „Wer bin ich?“, wenn du ein Sklave der Sinneslust bist? Kontrolliere dieses starke Bedürfnis durch ein rigoroses Zurückdrängen der Sinne. Du wirst nur in der Meditation Fortschritte erzielen, wenn du ein strenges Zölibat erfüllst. Dann werden die Bemühungen in der geistigen Keuschheit Vollkommenheit erlangen. Unter uns allen kann sich ein versteckter Shakespeare, ein Kalidasa (indischer Dichter des 4. Jahrhunderts), ein versteckter William Wordsworth (englischer Dichter – 1770 bis 1850) oder ein Valmiki (indischer Dichter des 2. Jahrhunderts), ein möglicher Jesuit wie der Heilige Francis Xavier, ein Akhanda Brahmachari (ein Brahmachari der 12 Jahre keinen Tropfen Samen abgegeben hat) wie Bhishma Pitamaha (Person aus der Mahabrarata, ein bedeutendes Epos der Hindus), ein Hanuman (Affengott) oder ein Lakshman (Bruder des Hindugottes Rama), ein Visvamitra oder ein Vasishtha (Heilige aus dem indischen Ramayana – das Ramayana ist nach dem Mahabharata das zweite indische Nationalepos), ein großer indischer Wissenschaftler wie Dr. J. C. Bose (Physiknobelpreisträger von 1977) oder Sir Chandrasekhara Venkata Raman (indischer Physiknobelpreisträger von 1930), ein Yogi wie Jnana Deva oder Gorakhnath, ein Philosoph wie Sankara oder Ramanuja, ein Bhakta (Yogi, der die Liebe zu Gott praktiziert) wie Tulsidas, Ramdas oder Eknath, befinden.
Erwache und deine versteckten Fähigkeiten, das ganze Potential deiner Möglichkeiten, wird durch Brahmacharya erweckt. So kannst du das Gottesbewusstsein schnell erreichen und dich über das Elend des irdischen Lebens mit seinen Begleitumständen wie Geburt, Tod und Leid erheben. Gesegnet sei der Brahmachari, der das Gelübde des Zölibats bis ans Ende seines Lebens auf sich genommen hat. Zweimal gesegnet sei der Brahmachari, der sich aufrichtig bemüht, die Sinneslust zu besiegen, um vollkommene Reinheit zu erreichen. Dreimal gesegnet sei der Brahmachari, der vollständig die Wurzeln des Begehrens besiegt und Selbstverwirklichung erreicht hat. Glorie solchen erhabenen Brahmacharins! Sie sind die wahren Könige der Erde. Möge ihr Segen euch alle erreichen.
9.3 Brahmacharya im fernöstlichen Mönchstum
An dieser Stelle soll noch ein Blick auf fernöstliche Mönchstum geworfen werden. In verschiedenen Religionen existieren verschiedene Ausprägungen des Mönchtums. Beginnen wir mit dem Mönchstum im Hinduismus. Die Mönche des Hinduismus sind die Sadhus (Sadhu = der Gute), die mit Swami angeredet werden oder mit Baba, Vater. Sadhus, die heiligen Männer Indiens, leben häufig als umherziehende, heimatlose Bettelmönche in ständiger Askese und Heimatlosigkeit. Andere dagegen bilden Gemeinschaften in einem Ashram oder einem Tempelkomplex. Sie treten in verschiedenen religiösen Ausprägungen auf. Unter den verschiedenen hinduistischen Orden gibt es z. B. Vaishnavas, die Anhänger Vishnus, nach außen hin dadurch erkennbar, dass sie ihr Haar bis auf ein Büschel am Hinterkopf rasieren, oder Shaivas, die Anhänger Shivas, die ihr Haar wild wachsen lassen. Nach seinem Entschluss zur Entsagung schließt sich der künftige Sadhu einem Guru an, der ihn in die spirituelle Lehre sowie in Techniken der Askese und Meditation (Yoga) einführt und dem er als Schüler dient. Diese Asketen werden auch Muni genannt, ein Wort, das mit dem deutschen Mönch verwandt ist.
Ein Sadhu legt ein persönliches Gelübde ab, das je nach den Vorschriften seines Gurus verschiedene Anforderungen auferlegt. Das kann Heimatlosigkeit sein, Armut, sexuelle Enthaltsamkeit, Fasten sowie völlige Bedürfnislosigkeit. Einige Sadhus dürfen keine sozialen Kontakte zu den Mitmenschen pflegen, halten sich nie lange an einem Ort auf und leben von dem, was sie von ihren Mitmenschen erhalten. Manche von ihnen fallen durch bizarres Verhalten auf, durch extreme Formen der Askese und Selbstquälung, andere sind für ihren Rauschgiftkonsum bekannt. Viele Sadhus sehen die Welt als Trugbild, der man sich entsagt und der man sich abtöten soll, um Erleuchtung in der transzendenten Wirklichkeit zu erlangen. Sie suchen Erlösung aus dem ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt. Lebten einige hinduistische Yogis zunächst bei ihrem Guru in einem unabhängigen Ashram, einem klosterähnlichen Meditationszentrum, so kamen im achten Jahrhundert die häufig mit einem Tempel verbunden Klöster hinzu. Die ersten wurden unter Shankara, einem großen Hindu-Philosophen, gegründet, der mit seinen Mönchen den theistisch (religiös)orientierten Hinduismus dem wachsenden atheistisch orientierten Buddhismus gegenüber stärken wollte. Diein den hinduistischen Klöstern lebenden Sanyassin, die ‚Entsagenden‘, folgen noch heute dem alten Ideal der Askese, suchen spirituelles Wachstum, studieren und lehren die Heiligen Schriften. Hindumönche, beschäftigen sich neben spirituellen Aktivitäten auch mit philanthropischen (menschenfreundlichen)und humanistischen Aufgaben (Schulen, Sanitätsstationen, Armenspeisung, u.a.).
Im Buddhismus gab es die Mönchsgemeinde (Sangha) von Beginn an, also etwa seit 500 v. Chr. Zunächst nur für Mönche und später auch für Nonnen. Beide Orden wurden um 560 – 480 v. Chr.von Buddhaselbst gegründet. In den ersten Jahren wurden Anwärter nur vom Buddha selbst ordiniert. Später, mit schnell wachsender Gemeinde, übertrug er das Recht, Mönche aufzunehmen, seinen Jüngern. Das buddhistische Mönchs- und Nonnenleben ist asketischer als das in christlichen Orden. Zunächst gab es nur hauslose Wandermönche, erst später wurden Aufenthaltsstätten und Unterkünfte gestiftet. Bis dahin wurden nur zur Regenzeit Hütten gebaut, die am Ende wieder abgerissen wurden. Die große Verehrung, die den buddhistischen Mönchen entgegen gebracht wird, gilt weniger der Person selbst als vielmehr dem Respekt vor dem Dharma, der Lehre Buddhas, das der Mönch oder die Nonne verkörpert bzw. repräsentiert.
In Thailand, einem Land in dem besonders der Theravada-Buddhismus verbreitet ist, gibt es etwa 18.000 Wats (buddhistische Tempelanlagen), die vor allem in ländlichen Gebieten nicht nur Zentrum des religiösen, sondern auch des sozialen Lebens sind. Die Zahl der Mönche beträgt etwa 160.000. Traditionell tritt fast jeder männliche Thai, aber nur wenige Frauen, einmal im Leben für mehrere Wochen in ein Kloster ein, um sich in der Meditation zu üben und den Regeln der Mönchs- bzw. Nonnengemeinschaft zu unterziehen. Etwa ein Drittel der männlichen Jugendlichen zwischen 12 und 18 / 20 Jahren lebt für ein bis sechs Jahre als Novize (Ordensschüler)im Tempel. Nach Beendigung der Schule legen die meisten von ihnen die Robe ab und kehren als Laien in die Gesellschaft zurück, um zu studieren, eine Lehre zu machen oder einen Job zu suchen. Sofern ein Novize mit 20 Jahren noch im Tempel ist, muss er sich entscheiden auszutreten oder Mönch zu werden. Stirbt jemand in der Familie, ist es üblich, dass ein Familienmitglied, meist ein Sohn, Enkel oder Neffe, ordiniert wird, um die Totenfeiern als Mitglied der Sangha (Mönchsgemeinschaft) zu begleiten; meistens dauert dieser Tempelaufenthalt nur drei, fünf oder sieben Tage. Ist jemand in einer persönlichen Krise, vom Geschäftsleben gestresst, hat er seine Pflichten als Familienvater erfüllt oder ist Witwer geworden, kann er bis zu dreimal Mönch auf Zeit sein, wobei er das Kloster und die Dauer seiner Ordination frei wählen kann. Dieser Rückzug hat häufig die Dauer einer Regenzeit (drei Monate) oder eines Jahres. Ältere nehmen damit auch Abschied vom Berufsleben und bleiben Mönche für den Rest ihres Lebens. Mönche, Novizen und Nonnen werden als Vorbilder gesehen und genießen in der Gesellschaft hohen Respekt.
Auch im chinesischen Daoismus gibt es Klöster, die ab dem 12. Jahrhundert nach Vorbild des Buddhismus eingerichtet wurden. Die Schule des Daoismus, in der zölibatäre Mönche und Nonnen in Klöstern ein Leben der Meditation und Askese leben, ist das Neidan (Quanzhen). Die Schule des Quanzhen betont, dass das Ziel nicht die physische Unsterblichkeit ist, wie in den früheren Schulen des Daoismus (z. B. der Himmelsmeister oder des Shangqing), sondern dass es um rein innerliche Prozesse geht, die den Geist über die Welt setzen. Die Quanzhen-Schule stellte die erste Schule des Daoismus dar, die nach Vorbild des Chan-Buddhismus Klöster errichtete und strenge Regeln des Zölibats, der Enthaltsamkeit von Alkohol, Fleisch, Begierden, Zorn und Reichtümern einführte.
Das buddhistische Shaolin-Kloster in der chinesischen Provinz Henan wurde um 500 n.Chr. gegründet. Im Jahr 527 n.Chr. kam der Legende nach der indische Mönch Bodhidharma in das Kloster und begründete dort die Lehre des Chan (japanisch: Zen)-Buddhismus. Es ist berühmt für seine Kampfkunst sowie für Quigong, eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist und gilt außerdem als die Geburtsstätte des historischen Chan-Buddhismus, dem Vorläufer des Zen-Buddhismus. Neben Meditation und Buddhismus pflegen Shaolin-Mönche auch Kenntnisse in traditioneller chinesischer Medizin, Qigong, Kalligrafie und natürlich Kung-Fu. Die Lebensweise eines Mönches ist streng: kein Fleisch, kein Alkohol, kein Sex. Entsprechend Letzterem gilt das Zölibat. In den häufigen Wirren der dynastischen Kämpfe um den chinesischen Kaiserthron waren diese Kampfmönche beliebte Verbündete, die sich nicht nur Überfällen von Räubern auf ihr Kloster zu erwehren wussten, sondern auch aktiv in die Kämpfe zu Gunsten ihrer kaiserlichen Förderer eingriffen. Zeitweise unterhielt das Kloster eine Armee von 2.500 Mann. Das Kloster wurde mit Landschenkungen bedacht, der Abt des Klosters wurde zum kaiserlichen General ernannt, und die Kampfmönche genossen hohes Ansehen.
Der Zen-Buddhismus oder Zen ist eine in China ab dem 5. Jahrhundert nach Christus entstandene Linie des Mahayana-Buddhismus, die wesentlich vom Daoismus beeinflusst wurde. Der chinesische Name (Chan) stammt von dem Sanskritwort Dhyana (Meditation). Ab dem 12. Jahrhundert wurde das Zen nach Japan übertragen. Die im Westen verwendeten Begriff Zen kommt aus dem Japanischen. Zentrales Element der Praxis des Zen ist die Sitzmeditation Zazen, die im Lotussitz in strenger äußerer Disziplin vor allem in Klöstern ausgeübt wird. Indem der Übende alle seine Gedanken zur Ruhe bringt, ermöglicht er die mystische Erfahrung der Erleuchtung (Satori), ein oft plötzlich eintretendes Erleben universeller Einheit und Leere, das der gesamtbuddhistischen Erleuchtung entspricht. Satori ist die plötzliche Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins. Es ist ein Schlüsselkonzept des Zen-Buddhismus und kann nur in der persönlichen Erfahrung verstanden werden. Satori steht im Gegensatz zum Nirvana, denn es ist kein andauernder sondern nur ein vorübergehender Zustand. In diesem Zusammenhang ist oft vom Buddha-Werden, oder der Verwirklichung der eigenen Buddhanatur die Rede.
Der Zölibat ist in fast allen in Japan verbreiteten buddhistischen Richtungen aufgehoben, die meisten Mönche haben Familie und betreiben ihre Tempel wie einen Familienbetrieb, der später an die Kinder weitergegeben wird. Solche Familientempel sind häufig von einem kleinen Friedhof umgeben und versorgen eine lokale Gemeinde von Gläubigen mit religiösen Dienstleistungen, vor allem bei Todesfällen. Eine Randstellung unter den buddhistischen Mönchen nehmen die Bergasketen (Yamabushi) ein. Sie besitzen eine eigene Tracht und eigene Riten, die stark vom esoterischen Buddhismus beeinflusst sind. Nachdem die Yamabushi unter dem Einfluss des Staatsshinto lange Zeit verboten waren, weil sie nicht eindeutig dem Buddhismus oder dem Shinto zugeordnet werden konnten, erfreuen sie sich in letzter Zeit wieder steigender Beliebtheit.
Ursprünglichen bestanden in den Zenklöstern allerdings monastische (mönchische) Regeln, die jede Berührung mit weltlichen Dingen untersagte. Allem voran stehen die beiden Hauptthemen: Besitz und Sexualität. So leben die Mönche und Nonnen der alten Regeln gemäß nicht nur im Zölibat, sondern sie vermeiden auch jede direkte Berührung mit Geld. Garten und Küchenarbeit darf deshalb nicht gemacht werden, weil dabei lebende Wesen zu schaden kommen könnten. Einige dieser Regeln wurden schon im China des 8. Jahrhunderts von Zen-Meistern wie Pai-Chang verändert, und von ihm stammt der Ausdruck: “Ein Tag ohne Arbeit – ein Tag ohne Essen“. Weitere Reformen kamen später durch Zen-Meister wie Hakuin in Japan, oder durch den japanischen Kaiser Mutsuhito, der das Zölibat, infolge der Staatsshinto in der Zeit der Meiji-Restauration, für die Zen-Mönche seines Landes aufhob. Es wird gesagt, dass der japanische Kaiser Mutsuhito das Zölibat aufhob, weil er Angst vor den selbstbewussten der enthaltsam lebenden Mönche hatte. Heute ist zwar in den Zenklöstern das Zölibat nach wie vor offiziell aufgehoben, aber es wird vielfach stillschweigend praktiziert. Genauere Kenntnisse fehlen mir allerdings.
Der Staatsshinto ist die tragende Ideologie der Regierungsform, die sich nach der so genannten Meiji Restauration (1868) bildete und bis zur Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg (1945) Bestand hatte. Diese Regierungsform rückte die Institution und die Figur des japanischen Tenno (japanischer Kaiser) wieder ins Zentrum der politischen Macht und versuchte, diese Rückkehr zu den politischen Verhältnissen des alten Japan aus der japanischen „Urreligion“, also aus dem Shinto, zu begründen. Die Ideologie des Staatsshinto fußt auf den Ideen der Kokugaku (Nationale Schule), die sich im Laufe des 19. Jh. zunehmend politisiert hatte und den Umsturz des Shogunats (Anführer aus der Kriegerkaste der Samurai) ideologisch vorbereitete. Mit der Machtübergabe an den zu dieser Zeit 15-jährigen Tennō Mutsuhito lag die Zentralgewalt seit vielen Jahrhunderten erstmals wieder in den Händen des Tennō.
Meiji-Restauration bezeichnet den politischen Umbruch im Jahr 1868 und den Beginn einer neuen Regierungsform im Kaiserreich Japan. Sie stand am Anfang einer Epoche der rasanten Modernisierung und Verwestlichung der japanischen Gesellschaft, wiewohl sie zunächst die Rückkehr zu alten japanischen Werten propagierte, insbesondere der Wiederherstellung des Kaisertums. Die Meiji-Restauration beendete somit die über 250 Jahre währende Herrschaft der Tokugawa-Shogun-Dynastie. Eine ihrer zentralen Vorstellungen war die Wiederherstellung der Einheit von religiösem Ritus und politischem System in der Person des Tenno, die den ursprünglichen japanischen Staat des Altertums angeblich geprägt hätte. Tatsächlich wurde zum ersten Mal in der japanischen Geschichte Shinto explizit zur Staatsreligion erklärt. Jeder Bürger hatte im Tenno die vergöttlichte Personifizierung des Staates anzuerkennen. War in alten Zeiten der Tenno im Ritus als höchster Repräsentant der Menschen seinen göttlichen Ahnen entgegengetreten, so sollte nun der einfache Bürger im shintoistischen Ritus dem vergöttlichten Repräsentanten des Staates Reverenz erweisen.
Der Buddhismus passte sich der Diesseitsgläubigkeit des Shinto an, indem die Askese und das Zölibat seiner Mönche aufgegeben wurde und der Weg zur Erleuchtung durch Kunstübungen (Tuschemalerei, Schrift, Musik, japanischer Garten), Teezeremonien, Bogenschießen, Kalligraphie und Dichtungen möglich wurde. Der Staatsshinto wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Besatzung offiziell abgeschafft, die Trennung von Staat und Religion in der Verfassung verankert, sämtlichen Shinto Schreine (religiöse Stätten), wurden ihre staatlichen Förderungen entzogen. Dennoch blieb die Ideologie des Staatsshinto unaufgearbeitet. Auch in Korea, das im zweiten Weltkrieg unter japanischer Besatzung war, wurde das Zölibat verboten. Der unter japanischem Einfluss aufgehobene Zölibat für Priester wurde nach dem Krieg, nicht ohne erhebliche Diskussionen, wieder eingeführt.
Buddhistische Klöster scheinen im alten Japan bereits früh Zentren homosexueller Aktivität gewesen zu sein; der Berg Koya, der Sitz von Kukais Kloster, wurde zum Beinamen für gleichgeschlechtliche Liebe. Hingegen enthalten weder Shinto noch die japanische Lesart des Konfuzianismus irgendwelche Verbote. Genügend Mönche scheinen der Ansicht gewesen zu sein, dass ihr Keuschheitsgelübde sich nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen erstreckte, so dass Geschichten, die von den Affären zwischen Mönchen und jungen Akolythen (Begleitern) erzählen. Solche Affären wurden milde bespöttelt, solange die Leidenschaften nicht bis zu körperlicher Gewalt eskalierten, was durchaus nicht ungewöhnlich war. Jesuiten berichteten entsetzt über die Verbreitung der „Sodomie“ (Sexualität mit Tieren) unter buddhistischen Mönchen.
Quellen:
www.haustao.ch
Staatsshinto
Meiji-Restauration
Mönchstum
Homosexualität in Japan
Kapitel 9.3 ist vom Übersetzer.
10. Brahmacharya für Familienväter
Es ist über alle Zweifel erhaben, dass ein Leben im Brahmacharya erhaben und wunderbar ist. Aber ebenso kann ein maßvolles Leben für das spirituelle Wachstum eines Familienvaters gut und nützlich sein. Beide haben ihre eigenen Vorteile. Du solltest die große Stärke haben, jedem seinen Weg gehen zu lassen. Varnashrama Dharma, die Gliederung der hinduistischen Gesellschaft in vier Kasten (Varna) und vier Lebensstadien (Ashrama), ist jetzt praktisch ausgestorben. Heutzutage ist jeder ein Vaisya (Kaste der Bauern, Kaufleute und Händler) oder ein Bania (Unterkaste der Gewürz- und Getreidehändler) mit der Gier zur Anhäufung von Reichtum durch Betteln, Leihen oder Stehlen. Fast alle Brahmanen (Kaste der Priester und Gelehrten) und Kshatriyas (Kaste der Krieger, Fürsten und Könige) sind heute Banias oder Vaisyas. Es gibt heutzutage keinen wirklichen Brahmanen oder Kshatriya mehr. Heute dreht sich alles nur noch ums Geld. Sie versuchen nicht mehr, das Dharma, die Lehre ihrer Kaste, in ihrem Leben zu praktizieren.
Dies ist die grundlegende Ursache für den moralischen Absturz der Menschen. Wenn der Familienvater seine Verpflichtungen erfüllt, wenn er ein idealer Grihasthi (ein Mensch, der im Berufs- und Familienleben steht) ist, dann besteht keine Notwendigkeit, ein Leben der Enthaltsamkeit zu führen. Die Abnahme der Anzahl der Sannyasins (Mönche), in der heutigen Zeit, ist auf das Versagen der Familienväter gegenüber ihren familiären Verpflichtungen zurückzuführen. Das Leben eines idealen Familienvaters ist genau so schwierig und anstrengend wie das Leben eines idealen Sannyasin. Der Weg des Karma-Yoga des Familienvaters, ist genau so schwierig und anstrengend wie der Weg der Entsagung der Mönche. Wenn ein Familienvater ein Leben im Zölibat führt, und nur gelegentlich, um der Nachkommen willen, mit seiner Frau intim ist, dann bringt er gesunde, intelligente, starke, schöne und selbstlose Kinder hervor. Die Asketen und Gelehrten des alten Indiens, befolgten diese Regel sehr sorgfältig, wenn sie verheiratet waren. Sie lehrten diese Regeln auch ihren Schülern und praktizierten sie, durch ihr Vorbild als Familienväter und Brahmacharins. Unsere Vorfahren folgten in der Tat den asketischen Regeln bei der Erzeugung ihrer Nachkommen.
Diejenigen, die die Srimad Bhagavata, einen indischen episch-philosophischen Klassiker, gelesen haben, kennen das Leben von Devahuti, der Tochter von Manu, dem Urvater des Menschengeschlechts, und ihres Ehemannes Kardama Rishi. Kapila Muni, der Gründer der Sankhya Philosophie, wurde von Devahuti geboren, nachdem Kardama Rishi sie einmal besuchte, um mit ihr einen Sohn zu zeugen. Der Weise Parasara besuchte die Fischerstochter Matsyagandhi, die ihm darauf Sri Vyasa, den Gründer der Vedanta Philosophie gebar.Viele große Weise von damals waren verheiratet, aber sie führten nicht das Leben der Leidenschaft und Sinneslust. Ihr Leben als Familienvater war ein Leben nach dem Dharma, nach der Lehre ihrer Religion. Wenn es für dich nicht möglich ist, ihnen nachzueifern, dann solltest du ihr Leben als ein Vorbild betrachten, als ein Ideal zur Nachahmung, um ebenfalls dem Weg der Wahrheit zu folgen. Das Leben als Familienvater sollte kein Leben der Sinneslust und des losen Lebenswandels sein. Es sollte ein strenges Leben des selbstlosen Dharmas, rein und einfach sein, von Nächstenliebe, Güte, Humanität, Freundlichkeit und Selbsthilfe geprägt. Wenn du solch ein Leben führst, ist das Leben eines Familienvaters genau so gut, wie das Leben eines Sannyasin.
10.1 Was bedeutet Brahmacharya in der Ehe?
Führe eine geordnete und gezügelte Ehe. Selbst als Familienvater kannst du ein Brahmachari sein, indem du am Grihastha Dharma, den sozialen und spirituellen Pflichten der Familienväter, festhältst, ein gemäßigtes Leben führst und regelmäßig zu Gott betest. Die Ehe sollte dich auf keinen Fall in deiner spirituellen Entwicklung behindern. Du solltest das spirituelle Feuer immer am lodern halten. Deine Frau sollte ebenso vom Sinn eines spirituellen Lebens überzeugt sein. Wenn beide Eheleute Brahmacharya beachten, aber zur Zeugung von Kindern miteinander intim sind, ohne es zu Ausschweifungen kommen zu lassen, dann werden sie robuste und gesunde Kinder bekommen, die der Stolz des ganzen Landes sind. Die aufbewahrte Energie kann für höhere spirituelle Zwecke verwendet werden. Die Verhinderung einer häufigen Schwangerschaft erhält außerdem die Gesundheit der Frau. Brahmacharya im Eheleben bedeutet eine absolute Mäßigung im sexuellen Verkehr. Familienvätern sollte es gestattet sein, einmal im Monat mit ihrer Frau intim zu sein, um Nachwuchs zu zeugen. Dieses entspricht ebenfalls dem Gelübde des Brahmacharya. Deshalb kann man die Eheleute, die diese Regeln einhalten, ebenfalls als Bramacharin betrachten.
Die Eheleute sollten ebenso regelmäßig fasten und Japa, Meditation und andere spirituelle Praktiken einhalten, die es ihnen ermöglichen, das Gelübde des Brahmacharya aufrecht zu erhalten. Sie sollten vielleicht zusammen die Bhagavad Gita (hinduistische „Bibel“), die Upanishaden (philosophische Schriften), die Bhagavata (ein hinduistischer Text vishnuitischer Prägung) und das Ramayana (indisches Nationalepos) studieren und die Regeln für eine gesunde Ernährung beachten. Wenn du Brahmacharya beachten möchtest, dann stelle dir vor, dass deine Frau deine Schwester ist. Legt die Idee von Ehemann und Ehefrau beiseite, und stellt euch vor, ihr seid Bruder und Schwester. Ihr werdet eine reine und starke Liebe entwickeln, weil die Unruhen, die die Sinneslust normalerweise mit sich bringen, nicht vorhanden sind. Im Mittelpunkt eures Lebens sollte die Ausrichtung auf gemeinsame spirituelle Ziele stehen. Unterhaltungen über die Geschichten der Mahabharata oder der Bhagavata könnten euer Leben bereichern. Lest an den Feiertagen und im Urlaub zusammen spirituelle Bücher. So werdet ihr gemeinsame Interessen und Freuden für spirituelle Themen entwickeln. Richtet euer Leben an gemeinsamen spirituellen Zielen aus, um euch von den Verunreinigungen des Unterbewusstseins zu befreien und die Göttlichkeit in euch zu entwickeln.
Die heutigen jungen Männer in Indien ahmen die westlichen Menschen nach, und nehmen jedes mal ihre Frauen mit, wenn sie ausgehen. Dieses Verhalten führt zu der Gewohnheit der Männern, ständig in der Gesellschaft von Frauen zu sein. So ist selbst die kleinste Trennung bereits mit Schmerzen verbunden. Darum sind viele Männer geschockt, wenn sie ihre Frau verlieren. Weiter wird es sehr schwierig für sie, das Gelübde von Brahmacharya für einen Monat auf sich zu nehmen. Armselige Schwächlinge! Dies ist ein spiritueller Bankrott! Versuche, von deinem Partner getrennt zu sein, so oft du kannst. Verbringe nicht die ganze Zeit nur mit deiner Partnerin. Entwickle eigene Interessen. Und mache Abends einen Spaziergang, damit du zur Ruhe kommst.
Persönliche Anmerkung des Übersetzers:
Einmal eine persönliche Anmerkung zu dem Text über Brahmacharya in der Ehe. Zwar ist die sexuelle Vereinigung nur für die Zeugung von Kindern gedacht. Aber ich glaube, viele Ehepaare wären mit dieser Forderung überfordert. Darum würde ich es persönlich als einen großen Erfolg betrachten, wenn man sich zunächst darauf verständigen würde, nur einmal im Monat miteinander intim zu sein. Das würde ich als großen spirituellen Erfolg betrachten. Die intimen Stunden werden dann natürlich zu etwas ganz Besonderem.
In zweiter Linie sollte man vielleicht langfristig denken und das Gebot im Hinterkopf haben, dass man ja eigentlich nur miteinander schlafen sollte, wenn man Kinder zeugen möchte. Darum halte ich es für sinnvoll, sich selber bis zur vollkommenen Verwirklichung dieses Ziels, vielleicht einen Zeitrahmen von 12? (jeder sollte den Zeitrahmen wählen, den er für richtig hält) Jahren zu setzen, wenn man wirklich keine Kinder mehr bekommen möchte. Im ersten Jahr ist man dann nur einmal im Monat miteinander intim, im zweiten Jahr nur alle zwei Monate und nach zwölf Jahren vielleicht nur noch einmal im Jahr. So kann man vielleicht langsam vollkommenes Brahmacharya verwirklichen. Ich bin mir sicher, am Ende ist man stolz darauf, es verwirklicht zu haben.
Ende des Anmerkung.
10.2 Wenn die Frau zur Mutter wird
Sobald ein Kind geboren wird, wird deine Frau zur Mutter. Im Kind verkörpert sich die Liebe von Vater und Mutter. Nach der Geburt solltest du deine Geisteshaltung ändern. Betrachte deine Frau fortan als Weltenmutter. Beginne mit deiner spirituellen Praxis und besiege die Leidenschaften. Jeden Morgen, sobald du aufstehst, berühre die Füße deiner Frau (indischer Brauch), knie vor ihr nieder und verehre sie als Göttin Kali. Schäme dich nicht. Diese Praxis entfernt die Idee der „Frau“ aus deinem Verstand. Wenn du dich nicht körperlich vor deiner Frau verneigen magst, dann tue es geistig. Sobald ein Kind geboren ist, und ihr keine weiteren Kinder haben möchtet, solltet ihr die Sinneslust einstellen. Dann solltet ihr vollkommenes Brahmacharya beachten. Du solltest deine Frau wie deine Mutter behandeln. Sobald sich dieser Gedanke gefestigt hat, wirst du deine Frau nicht mehr mit lüsternen Blicken betrachten. Dies ist eine große spirituelle Herausforderung für den Familienvater. Geht aus der Ehe kein Kind hervor, ist es nicht ratsam, eine zweite Frau zu heiraten. Dann sollten sich die Eheleute auf den spirituellen Weg konzentrieren und vollkommenes Brahmacharya praktizieren.
Anmerkung Übersetzer:
Eventuell könnten die Eheleute aber auch über eine Adoption nachdenken.
Ende Anmerkung Übersetzer.
10.3 Das Leben in einer spirituellen Partnerschaft
Die Manu, das altindische Gesetzbuch, sagt: „Das erstgeborene Kind wird durch Dharma und die folgen Kinder durch Karma, der Sinneslust, geboren. Der sexuelle Akt zum bloßen Vergnügen ist nicht vertretbar.“ Familienväter, die den Weg der Selbstverwirklichung beschreiten und älter als 40 Jahre sind, sollten den sexuellen Kontakt zu ihrer Partnerin einstellen, da ein sexueller Kontakt alle sinnlichen Ideen wiederbelebt und ihnen immer wieder neue Nahrung gibt. Die Ehe sollte als ein gottgewolltes heiliges Bündnis zweier Seelen betrachtet werden, deren Lebensziel die Selbstverwirklichung ist. Die Eheleute sollten vollkommenes Brahmacharya beachten, wenn sie schnelle spirituelle Fortschritte und Selbstverwirklichung erreichen wollen. Bist du ein Familienvater von über vierzig Jahren? Dann solltest du nun ein perfekter Brahmachari werden. Deine Frau sollte am Ekadasi, am 11. Tag nach Vollmond und Neumond, fasten. Du solltest nicht sagen: „Swami, was soll ich tun? Ich bin ein Familienvater.“ Das ist eine faule Ausrede. Wie lange möchtest du noch wie ein leidenschaftlicher Familienvater leben? Bis an dein Lebensende? Gibt es keine edlere Mission in deinem Leben als Essen, Schlafen und sich fortzupflanzen? Hast du nicht schon genug von diesem irdischen Vergnügen gekostet? Du hast das Stadium des Familienvaters bereits überschritten.
Ich kann dich entschuldigen, wenn du ein junger Mann bist, aber jetzt nicht mehr. Nun solltest du dich vom weltlichen lösen, in das Stadium eines Vanaprastha (jemand, der sich darauf vorbereitet, allein als Sanyassin in der Waldeinsamkeit zu leben) eintreten und dein Leben der Spiritualität widmen. Bringe zuerst dein Herz zum leuchten. Es wird in der Tat ein edles Leben sein. Bereite dich auf die Waldeinsamkeit als Sannyasin vor. Diszipliniere deine Gedanken. Reales Sannyasa ist geistiges Nichtanhaften. Reales Sannyasa bedeutet, das Erlöschen der Wünsche, des Egoismus, der Anhaftung an die Kinder, an den Körper, an die Frau und an den Besitz. Du brauchst dich nicht in die Himalajahöhlen zurückzuziehen. Du solltest aber einen höheren Geisteszustand entwickeln. Lebe mit der Familie und den Kindern in Frieden und Wohlstand. Lebe in der Welt, aber lass dich nicht von ihren Verlockungen verwirren. Löse dich von der Weltlichkeit. Das ist wirkliches Sannyasa. Das ist es, was ich gerne sehen würde. Dann wirst du zum König der Könige. Ich schreie diese Botschaft seit vielen Jahren in die Welt hinaus, aber nur sehr wenige folgen meiner Bitte.
Ein wertvoller Juwel, die unendliche Anmut Gottes, ist eine Frau, die dich auf diesem Weg begleitet. Harmonie auf jedem Schritt, ist ein seltenes Geschenk Gottes für ein Ehepaar. Jeder Partner, sollte langfristig für den anderen, in jedem Sinne, der passende Begleiter sein. Grihastha Ashrama und das Führen eines spirituellen Lebens, im eigenen Haus (Wohnung), ist eine sichere Sprosse auf der Strickleiter zur Entwicklung deiner Göttlichkeit. Folge den religiösen Vorschriften und genieße dein Glück. Göttliche Erkenntnis kann nur auf spiritueller Basis erlangt werden. Beide Eheleute sollten das Ziel der Gottrealisierung anstreben. Wenn andere Paare mit anderen, um ihrem Besitz und ihr Vermögen konkurrieren, und sich gegenseitig herunter ziehen, solltet ihr nicht miteinander um einen schnelleren spirituellen Fortschritt konkurrieren. Macht daraus keinen spirituellen Wettstreit. Was für ein Segen ist es, einen solchen Lebenspartner an seiner Seite zu haben!
Ein Yogaschüler schreibt: „Ich möchte gerne wissen, ob die gleiche Theorie betreffs des männlichen Samens und der Verlust desselben, entsprechend für die Frauen gilt. Sind Frauen wirklich im gleichen Umfang beeinflusst wie Männer?“ Die ist eine wichtige und angemessene Frage. Ja, die Hingabe beim sexuellen Akt erschöpft die Frau genauso wie den Mann, und führt genau so zur Abnahme der Vitalität, wie beim Mann. Die nervliche Belastung ist in der Tat sehr groß. Die weiblichen Eierstöcke, die dem männlichen Hoden entsprechen, entwickeln reife, kostbare und vitale Energie wie der männliche Samen. Das weibliche Ei, gelangt nach dem Eisprung innerhalb von 3 bis 4 Tagen von den Eierstöcken über die Eileiter zur Gebärmutter (Uterus). Obwohl die Frau dieses Ei nach dem Orgasmus nicht aus ihrem Körper verliert, wie im Falle des männlichen Samens, so verlässt es aber die Eierstöcke und wandert zur Gebärmutter und bereitet sich auf die Empfängnis eines Embryos vor. Man weiß nur zu gut, was für eine Belastung und Energieverbrauch die Schwangerschaft für eine Frau mit sich bringt. Die wiederholte Auszehrung dieser Energie und die Belastung der Geburt nagen an der Gesundheit der Frau, rauben ihr die Kraft, die Schönheit, den Anmut ihrer Jugend und ihre geistige Energie. Die Augen, die normalerweise auf die innere Stärke hindeuten, verlieren an Glanz und Ausstrahlung.
Die intensive sinnliche Aufregung des Geschlechtsaktes erschüttert das Nervensystem und verursacht Erschöpfung. Da der weibliche Körper empfindlicher und nervöser ist als der männliche Körper, werden Frauen durch den Orgasmus stärker beeinflusst als Männer. Darum sollten auch Frauen ihre kostbare vitale Energie bewahren. Das Ei und die Hormone, die durch die Eierstöcke abgesondert werden, sind für das maximale körperliche und geistige Wohlbefinden der Frau sehr wichtig. Darum sollten Frauen ebenfalls das Gelübde des Zölibats beachten. Sie können als lebenslange Brahmacharinis, wie die indische Prinzessin, Mystikerin und Dichterin Mirabai (1498 – 1546) ihr Leben dem Dienst und der Hingabe Gottes widmen. Oder sie können Brahmavichara (Gotteserforschung) wie die Yoginis Gargi und Sulabha tun. Ehe- oder Hausfrauen sollten die eheliche Moral oder das Gelübde der Keuschheit beachten. Sie sollten Lord Krishna in ihren Ehemännern sehen und Gott verwirklichen. Sie sollten sowohl Yogaübungen als auch Atemübungen praktizieren. Sie sollten häufig Mantras singen, meditieren und täglich zu Hause beten. Durch Bhakti, den Yoga der Hingabe, können sie allmählich die sinnlichen Leidenschaften auslöschen.
Viele Frauen von damals hatten übernatürliche Fähigkeiten und offenbarten so der Welt die Energie der Keuschheit. Nalayini, stoppte durch die Energie der Keuschheit das Aufgehen der Sonne, um das Leben ihres Ehemannes zu retten. Anasuya verwandelte die hinduistische Trinität, Brahma, den Gott der Schöpfung, Vishnu, den Gott der Erhaltung und Shiva, den Gott der Zerstörung, in Babys, als sie um Erleuchtung flehte. Nur durch die Energie der Keuschheit, gelang es ihr, die großen Gottheiten in Babys zu verwandeln. Savitri rettete durch ihre Keuschheit das Leben ihres Ehemannes Satyavan (Erzählungen aus der Bhagavatam). Solch eine Kraft besitzt nur das Brahmacharya. Hausfrauen und Mütter, die ein Leben in Keuschheit führen, können ebensolche Fähigkeiten entwickeln, wie Anasuya, Nalayini oder Savitri.
Zur Umwandlung sexueller Energie bei Frauen fand ich bei tao-yoga.com: Die alten Taoistinnen, die einem strengen Übungsprogramm folgten, sich ausgeglichen ernährten, ihre Emotionen harmonisierten und dadurch eine tiefe innere Ruhe und Zentriertheit erreichten, erlebten als Resultat dieses Lebenswandels ein Stoppen der Menstruation: „die Zähmung des roten Drachens“. Der Körper wird erst vollkommen geheilt, so dass schließlich die Sexualenergie umgewandelt und von der Basis in die höheren Zentren bewegt werden kann. Ich fand es sehr interessant, von einer katholischen Nonne zu hören, dass im Kloster, hinter vorgehaltener Hand, eine Nonne die noch im gebärfähigen Alter ihre Menstruation stoppt, als „erfolgreich mit Jesus vermählt“ gilt. Dies geschieht jedoch recht selten. Einerseits wird der Weg dorthin nicht erklärt und auf der anderen Seite fehlen oft die erforderlichen Lebensumstände. Notwendig sind genügend körperliche Bewegung, ausreichende Ruhe für Körper und Geist, eine ausgewogene Ernährung und als ganz wesentlicher Punkt, ausgeglichene Emotionen, die auch im Kloster nicht immer leicht zu finden bzw. zu erreichen sind.
11.1 Brahmacharinis – einst und heute
Früher gab es Brahmacharinis in Indien. Sie waren Brahmavadinis; und am Wissen über Brahman interessiert. Sie wollten nicht das Leben einer Ehefrau führen und den ehelichen Pflichten nachkommen. Sie dienten den Rishis und Weisen in ihren Einsiedeleien und praktizierten Brahmavichara, das Einssein mit Gott. König Janasruti’s Tochter diente Rishi Raikva. Du findest diese Geschichte in den Chandogya Upanishaden, eine der bekanntesten philosophischen und mystischen Schriften der indischen Kultur. Die Brahmacharini Sulabha war eine sehr gelehrte Frau. Sie wurde in einer königlichen Familie geboren. Sie wurde im Geist der Emanzipation erzogen. Sie beachtete die Praxis der Askese. Sie beschritt ihren Weg sehr konsequent und war in ihrem Gelübde sehr beharrlich. Sie äußerte nie ein Wort, ohne es auf seine Verletzlichkeit zu reflektieren. Sie war eine Yogini und führte das Leben einer Sanyassin. Sie erschien vor dem König und Asketen Janaka, in seinem Gericht, und führte mit ihm eine Diskussion über Brahmavidya, dem Wissen über Brahman, über das Selbst. Gargi war ebenso eine Brahmacharini. Sie war eine in hohem Grade kultivierte Frau. Sie hatte mit Yajnavalkya eine langatmige Diskussion über Brahmavidya. Der Dialog zwischen ihnen ist in der Brihadaranyaka Upanishad nachzulesen.
In Europa gab es viele Frauen, die zölibatär lebten und ihr Leben der Askese, dem Gebet und der Meditation weihten. Sie lebten in ihrer eigenen Einsiedelei. In Indien leben auch heute noch gebildete Frauen, die ein Leben als Brahmacharinis führen. Sie möchten nicht heiraten. Sie unterrichten die Mädchen in den Schulen, erteilen den armen Mädchen kostenlosen privaten Unterricht und bilden sie im Nähen und in anderen Hausarbeiten aus.
Sie studieren religiöse Bücher, singen Mantren und meditieren morgens und am Abend. Sie führen ein tägliches spirituelles Tagebuch, leiten spirituelle Frauengruppen und unterrichten Mädchen im Yoga und in den Atemübungen. Sie geben Darlegungen der Bhagavad-Gita und Upanishaden. Sie halten Vorträge über religiöse Texte in Englisch, Sanskrit und Hindi. Während der Feiertage und bei wichtigen Gelegenheiten halten sie im großen Stil religiöse Tagungen für die spirituelle Erweckung von Frauen ab.
Manchmal besuchen sie nahe gelegene Dörfer und verteilen kostenlos Medizin für die Armen. Sie sind mit der Ersten Hilfe, der Homöopathie, der Allopathie (Schulmedizin) und der Biochemie vertraut. Sie sind ebenfalls darin ausgebildet, Kranke zu pflegen. Es gibt gut ausgebildete Brahmacharinis, die Mädchenschulen leiten und die in Sanskrit, Englisch und in Hindi sehr erfahren sind. Sie unterhalten auf eigene Kosten eine freie private Schule für arme Mädchen. Das ist wirklich eine edle Tat. Solche Mädchen und Frauen sind wirklich ein Segen für Indien. Sie führen ein Leben in Reinheit und Nächstenliebe. Sie genießen Glück, Wohlstand und Ansehen und werden einst mit Seligkeit belohnt werden. Indien könnte mehr Brahmacharinis dieser Art gebrauchen, die ihr Leben dem Dienst am Nächsten, der Meditation und dem Gebet widmen. Es gab eine Maharani, eine weibliche Maharaja (Fürstin), in den einstigen vereinigten Provinzen, die einfache Kleidung trug, einfache Nahrung aß, Sadhus (Bettelmöche) und arme Leute bediente und unter Sannyasins (Entsagenden) lebte. Sie hatte ein großes Wissen der Heiligen Schriften und praktizierte regelmäßig Meditation und Gebet. Sie beachtete monatelang das Schweigegelübde und verbrachte einige Zeit in Abgeschiedenheit, um zu sich zu finden. Es gibt eine gebildete Frau, die eine Mennonitin (reformierte christliche Konfession) ist. Ihr Ehemann hat eine gut bezahlte Stellung. Sie behandelt die Patienten kostenlos und leistet einen sehr guten Dienst an der Gesellschaft. Sie ist frei von Besitzgier und leistet medizinische Hilfe, um ihr Herz zu reinigen, um Gott zu danken. Sie kümmert sich um das Haus, dient ihrem Ehemann, studiert religiöse Bücher, meditiert und betet. Sie ist eine ideale Frau, die ein prachtvolles und frommes Leben führt.
11.2 Ein lockeres Leben ist kein Freiheit
Die Welt hat solche idealen Frauen dringend nötig. Ich wünsche mir, die Welt hätte solche wunderbaren Frauen im Überfluss. Ich verurteile keine Frauen. Ich bin nicht dagegen, ihnen Ausbildung und Freiheit zu geben. Ich habe große Achtung vor Frauen. Ich verehre sie als Göttinnen. Aber ich befürworte nicht die Freiheit für Frauen, die sie ruiniert. Ich bin mit der Ausbildung und Kultur einverstanden, die sie prachtvoll und unsterblich macht, so wie die idealen Frauen Sulabha, Mira und Maitreyi, wie Savitri und Damayanti. Das ist es, was ich möchte. Das ist es, was jeder sich wünscht. Ein lockeres Leben bedeutet keine Freiheit. Einige Frauen aus Indien haben sich selbst ruiniert, indem sie diese falsche Freiheit nutzten. Es gibt keine Grenzen in der Freiheit, die die so genannte gebildete Frau jetzt genießt. Diese Freiheit hat viele Familien zerstört. Sie hat viele Störungen in der Gesellschaft verursacht. Sie hat Schande über viele angesehene Familien gebracht. Die heutigen jungen Frauen, mit ihren unersättliches Begierden nach Freiheit, haben die Begrenzung überschritten und den unbezahlbaren Besitz der Reinheit, den die Frauen der Vergangenheit sich erhalten haben, verloren.
Indem sie von einem Mann zum nächsten wechselt, verliert die Frau ihre Würde, ihre Bescheidenheit, ihre weibliche Anmut und die Heiligkeit ihrer Person und ihres Charakters. Eine Frau, die häufig den Partner wechselt, kann ihre Keuschheit nicht lange aufrecht erhalten. Es kann und es wird Ausnahmen geben. Eine Frau, die frei mit Männern in der Öffentlichkeit verkehrt und dennoch rein bleiben möchte, muss zweifellos übermenschlich sein. Eine gewöhnliche Frau mit ihrer natürlichen Neigung wird schon bald den Verlockungen erliegen. Was gibt es noch im Leben einer Frau, wenn ihre Reinheit verloren ist? Sie ist nur ein lebender Leichnam, wenn es keine Reinheit in ihrem Leben gibt, obgleich sie sich im Reichtum sonnen und sich in hohen gesellschaftlichen Kreisen bewegen mag. Häufiger Partnerwechsel führt zu verheerenden Resultaten. Sogar Weise und Yoginis, die in Lumpen gekleidet und in Abgeschiedenheit leben, würden durch die dunklen Kräfte der Natur herunter gezogen werden, wenn sie unvorsichtig wären. Was soll man über Frauen sagen, die täglich Leckereien und Konfekt essen, die in parfümiertem Samt und Seide mit Spitzerändern gekleidet sind, die häufig ihre Partner wechseln, die keine Selbstkontrolle haben, keine religiöse Orientierung und Disziplin, die keine Idee des Seelenlebens und der Gleichberechtigung haben? O kluger Leser! Ich überlasse dir die Beantwortung.
Frauen sollten nichts tun, das Schmach oder Schande auf sie und ihre Familie bringt. Ohne Charakter ist ein Mann oder eine Frau so gut wie tot. Frauen sollten in der Öffentlichkeit sehr achtsam und vorsichtig sein. Sie sollten zu viel reden, zu viele männliche Kontakte, zu viel schallendes Gelächter und Gekichere vermeiden. Sie sollten sich in einer würdevollen Weise bewegen und nicht mit den Hüften schwingen. Sie sollten nie Männer mit einer musternden Geste betrachten. Ihre Kleidung sollte nicht zu eng ansitzen oder halboffen getragen werden. Verzichte auf Schminke.
11.3 Der Ruf zum spirituellen Leben
O Göttinnen! Verschwendet euer Leben nicht mit Mode und Leidenschaften. Öffnet eure Augen und geht einen rechten Weg. Bewahrt die eheliche Moral und seht die Göttlichkeit in euren Ehemännern. Studiert die Bhagavad Gita, die Upanishaden, die Bhagavata und das Ramayana. Werdet gute Ehefrauen und Gottessucher und bringt viel Glück und Liebe hervor. Das Schicksal der Welt liegt in euren Händen. Mit eurer Liebe könnt ihr die ganze Welt verändern. Die Tür des himmlischen Glücks steht euch offen. Holt das Paradies in euer Haus. Führt eure Kinder auf den spirituellen Weg. Sät den spirituellen Samen, wenn sie noch jung sind. Oh, ihr Göttinnen dieser Welt! Solltet ihr euch nicht um ein höheres, um ein großartiges, erhabenes, um das einzig wahre Seelenleben bemühen? Stellen dich allein die materiellen Dinge des Lebens wirklich zufrieden? Erinnerst du dich, was Maitreyi, die Ehefrau des Weisen Yajnavalkya, zu ihm sagte? Sie sagte zu ihm: „Was soll ich mit dem Reichtum dieser ganzen Welt? Werde ich dadurch glücklich?“ Wie viele Frauen dieser Welt sind klug genug, diese weise Aussage einzusehen?
Das Geburtsrecht der Frauen besteht darin, sich von den Ketten des Samsara, den Ketten der Reinkarnation, zu befreien. Das Anhaften an die Familie, die Kinder und Verwandte sollte nicht das Ideal der mutigen und intelligenten Frauen sein. Jede Mutter dieser Welt sollte es als ihre Pflicht empfinden, sich selbst, ihre Kinder, ihre Familie und ihren Ehemann, zum wahren Licht, zum Glanz des spirituellen Lebens zu führen. Was für eine wunderbare Mutter war Königin Madalasa (aus den alten Geschichten der hinduistischen Puranas). Sagte sie ihren Kindern, sie sollten sich nach beendetem Studium eine Beschäftigung suchen? „Ihr seid rein, Bewusstsein, unbefleckt, ihr seid leer von Maya (Täuschungen, Illusionen), von Samsara“. Das war die Belehrung, die Madalasa ihren Kindern erteilte, als sie sie in der Wiege schaukelte. Wie viele Mütter der heutigen Zeit haben das Vermögen, ihren Kindern solch ein tiefsinniges Wissens beizubringen? Die heutigen Mütter würden vielmehr versuchen, die spirituellen Tendenzen ihrer Kinder zu unterbinden, selbst wenn sie nur gering vorhanden wären! Was für ein trauriger und bemitleidenswerter Zustand! Wacht auf, ihr Mütter und Schwestern! Wacht auf, aus eurem Tiefschlaf. Erkennt eure Verantwortlichkeit. Lebt spirituell. Führt eure Kinder, eure Ehemänner zur Spiritualität, wenn ihr in einer Familie lebt! Erinnert euch daran, wie Königin Chudala ihren Ehemann, König Shikidwaja, erleuchtete (aus der Yoga Vashishtha). Mütter, ihr seid die Schöpfer der Nation, die Schöpfer der Welt! Darum lebt ein Leben in Spiritualität. Entwickelt euch im Geiste Sulabhas, Maitreyis und Gargis. Seid mutig. Trennt euch von euren Illusionen und Eitelkeiten!
Werdet zu wahren Sannyasinis und bereichert die Welt mir eurer Glorie, mit eurer wahren Größe. Dafür braucht ihr Mut, Intelligenz und Einsicht. Eine Frau ist keine Frau, wenn in ihr nicht das spirituelle Feuer brennt, wenn ihre Seele nicht nach dem höheren Leben strebt. Die Mutter sollte es nicht nur als ihre Aufgabe ansehen, die Familie materiell zu versorgen, sondern ebenso spirituell. Ihr Interesse sollte nicht den Kleidern, dem Schmuck, den Jacken, den Pudern und den Düften gelten. Ihre Aufgabe sollte darin bestehen, das Selbst, den Atman (Seele), den Brahman, zu finden. Solch eine Frau ist ein reales Symbol Gottes. Sie sollte verehrt und angebetet werden!
12. Brahmacharya und die pädagogische Arbeit
Wenn du das heutige Schulsystem mit dem traditionellen Ausbildungskonzept im alten Indien vergleichst, bei dem der Schüler die Lehrinhalte seines Lehrers/Meisters dadurch verinnerlichte, indem er längere Zeit in seiner Nähe lebte, gibt es einen klaffenden Abgrund zwischen diesen zwei Unterrichtsmethoden. Das heutige Schulsystem ist sehr teuer und die moralische Seite der Erziehung, wird vollkommen vernachlässigt. Jeder Schüler im alten indischen Bildungssystem war dagegen rein und hatte eine vollkommene moralische Schulung. Dieses war eine vorherrschende Eigenschaft der alten Kultur. Jeder Schüler hatte ein Wissen über Pranayama (Atemübungen), Meditation, Yogaübungen, Verhaltensregeln, über die Bhagavad Gita, das Ramayana, das Mahabharata und die Upanishaden. Jeder Schüler besaß Bescheidenheit, Selbstbeherrschung, Gehorsam, Hingabe, Nächstenliebe, gutes Benehmen, Höflichkeit, Freundlichkeit und nicht zuletzt den Wunsch, göttliches Wissen zu erwerben.
12.1 Die Nachteile der heutigen Erziehung
Die Schüler von heute besitzen keine der oben genannten Tugenden. Selbstbeherrschung ist ihnen unbekannt. Das luxuriöse Leben und die Genusssucht beginnen schon in der frühen Kindheit. Arroganz, Unverschämtheit und Missachtung werden tief in ihnen verwurzelt. Sie werden im Geist des Atheismus und Materialismus erzogen. Viele sind beschämt, zu sagen, dass sie an einen Gott glauben. Sie haben kein Wissen über Brahmacharya und keine Selbstkontrolle. Modische Kleidung, ungesunde Ernährung, schlechte Gesellschaft, häufige Theater- und Kino-Besuche und die Übernahme westlicher Lebensweisen, haben sie schwach und leidenschaftlich gemacht. Das Wissen über Brahmann (Gott), über die Glorie der Erleuchtung, über die Leidenschaftslosigkeit, über den Frieden und das Glück in Atman sind ihnen ziemlich fremd.Mode, moderner Lebensstil, Genusssucht, Schlemmerei und Luxus beschäftigen ihren Verstand. Es ist sehr bemitleidenswert die Lebensgeschichte einiger dieser Schüler zu hören. Die Schüler an den alten indischen Schulen waren gesund und stark und sie lebten lange. Es ist in der Tat ermittelt worden, dass sich die Gesundheit der Schüler in Indien verschlechtert hat. Bewegungsmangel, übergewicht und schlechte Gewohnheiten ruinieren zunehmend die Gesundheit der Schüler. Es gibt keine ethische Kultur mehr in den modernen Schulen und an den Hochschulen. Im heutigen Bildungssystem wird die moralische Seite der Erziehung streng vernachlässigt.
Die moderne Zivilisation hat unsere Jungen und Mädchen moralisch geschwächt. Sie führen ein künstliches Leben. Kinder zeugen Kinder. Das Kino bringt nicht nur Segen. Es erweckt Emotionen und Leidenschaften. Heutzutage werden im Kino vulgäre Szenen, Gewalt und unmoralische Spiele gezeigt, selbst wenn sie Geschichten aus der Mahabharata (indisches Epos) und vom Ramayana (bezüglich Rama) zeigen. Ich möchte mit Nachdruck darauf hinweisen, dass das gegenwärtige indische Schulsystem sofort vollständig überholt werden sollte. Jedes Bildungssystem, das nicht auf den Grundregeln von Brahmacharya basiert und keine Lehrinhalte religiöser Literatur in seinem Lehrplan hat, wird nicht gut für die Menschen sein. Es ist zum Scheitern verurteilt! Die, die für das Bildungssystem verantwortlich sind, sind in diesem wichtigen Punkt unwissend. Daraus resultieren zahlreiche unglückliche Experimente in der Erziehung.
Einige Professoren an den Hochschulen erwarten von den Studenten eine moderne Bekleidung. Sie lehnen sogar Kursteilnehmer ab, die eine saubere aber einfache Kleidung tragen. Das ist eine Schande! Sauberkeit ist eine Sache und Mode eine andere. Die so genannte „Mode“ schlägt Wurzeln im Materialismus und in der Sinnlichkeit. Sauberkeit, Reinheit, sind aber für das körperliche und spirituelle Wachstum erforderlich. Jungen und Mädchen leiden wegen dieser Unwissenheit seelisch und körperlich still vor sich hin. Dieses führt zu einem definitiven Abfluss ihrer Vitalität und Lebensfreude. Es verzögert das normale geistige und körperliche Wachstum. Wird der Mensch seiner Gesundheit beraubt, so hat darunter auch das Nervensystem zu leiden. Aus diesem Grund, entwickeln sich immer mehr Lernbehinderungen. Die Zahl seelischer und körperlicher Erkrankungen unter den Schülern nimmt zu. Junge Studenten leiden unter Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen), schlechtem Gedächtnis und Erschöpfung. Sie müssen ihre Studien einstellen. Die Erkrankungen nehmen zu. Tausende von Spritzen sind in die Apotheken, in die Krankenhäuser und in die Armenapotheken gekommen. Tausende von Ärzten haben Kliniken und Praxen eröffnet. Jedoch erhöht sich das Elend Tag für Tag. Die Menschen haben keinen Erfolg in ihren Unternehmen und Geschäften. Was ist der Grund dafür? Nach dem Grund braucht man nicht lange suchen. Es ist die Verschwendung der vitalen Kraft, des Samens, durch schlechte Gewohnheiten und übertriebenen sexuellen Verkehr. Es entsteht durch einen unreinen Körper und durch einen unreinen Geist.
12.2 Die Aufgabe der Lehrer und Eltern
Eine große und schwere Aufgabe der Lehrer besteht darin, den Schülern und Studenten einen spirituellen Weg und richtiges Benehmen zu vermitteln, sowie ihren Charakter richtig zu formen. Brahmacharya beinhaltet die Charakterbildung. Man sagt, Wissen ist Macht. Aber ich behaupte mutig, dass Charakter Macht ist, und dass der Charakter dem Wissen sogar weit überlegen ist. Jeder sollte sich bemühen, seinen Charakter richtig zu formen. Das ganze Leben und der Erfolg im Leben, hängen vollkommen von der Entwicklung des Charakters ab. Alle Großen dieser Welt haben ihre Größe durch ihren Charakter, allein durch ihren Charakter erzielt. Die leuchtenden Gestirne dieser Welt haben die Lorbeeren ihres Ruhmes, ihr Ansehen und ihre Anerkennung, durch ihren Charakter, allein durch ihren Charakter, gewonnen. Die Lehrer selbst sollten absolut moralisch und rein sein. Sie sollten mit ethischer Vollkommenheit ausgestattet sein. Andernfalls wird es so sein, als ob der Blinde die Blinden führt. Bevor man den Beruf eines Lehrers ausübt, sollte sich jeder Lehrer der hohen pädagogischen Verantwortung seiner Position bewusst sein. Bloßer intellektueller Erfolg und der Besuch von Vorlesungen sind nicht ausreichend. Dies allein überzeugt keinen Professor.
Wenn Schüler die Geschlechtsreife erreichen, finden verschiedene Wachstumsprozesse und Veränderungen im Körper statt. Die Stimme verändert sich. Neue Gefühle und Interessen erwachen. Natürlich werden die jungen Menschen neugierig. Sie fragen ihre Freunde um Rat. Aber in der Regel werden sie schlecht beraten. Sie ruinieren ihre Gesundheit durch schlechte Gewohnheiten. Das Richtige Wissen über die sexuelle Gesundheit, über die Hygiene und über Brahmacharya sollte ihnen vermittelt werden. Sie sollten lernen, wie man ein langes glückliches Leben führt und die Leidenschaften kontrolliert. Eltern sollten ihre Kinder in den verschiedenen Geschichten der Mahabharata und Ramayana unterrichten, die sich auf Brahmacharya und eine rechte Lebensführung beziehen. Eltern sollten ihre Kinder, immer und immer wieder, bezüglich Brahmacharya beraten. Das ist ihre Pflicht. Offene Gespräche zu den Jungen und Mädchen sind notwendig, wenn sie beginnen, die ersten Zeichen der Pubertät zu zeigen. Es macht keinen Sinn, um der heißen Brei herum zu reden. Das Wissen über die Sexualität, sollte nicht versteckt gehalten werden. Es ist falsche Bescheidenheit, wenn Eltern nicht offen mit ihren Kindern über dieses wichtige Thema sprechen. Schweigen regt nur die Neugier der Jugendlichen an. Verstehen die Jugendlichen dagegen allmählich diese Dinge, können sie nicht von falschen Beratern irregeführt werden und entwickeln keine schlechte Gewohnheiten.
Eltern und Lehrer sollten den Jungen und Mädchen korrekte Ratschläge erteilen, wie sie ein reines Leben in Brahmacharya führen sollten. Sie sollten sie über die richtigen Vorstellungen von Scham und Bescheidenheit aufklären. Sie sind für das Wissen der Jungen und Mädchen mitverantwortlich. Es wurde mehr Leid durch Unwissenheit beim Thema Sexualität verursacht, als bei irgendeinem anderen Thema. Du zahlst den Preis der Unwissenheit und der falschen Scham, für die Fragen der Sexualität und der sexuellen Physiologie, die nicht besprochen wurden. Eltern und Lehrer sollten das Verhalten der jungen Leute sorgfältig beobachten, sie auf die große Bedeutung eines Lebens im Brahmacharya und die Gefahren eines zügellosen Lebens hinweisen. Aufklärungsschriften über Brahmacharya sollten frei verteilt werden. Magische Lichtspiele (mit Hilfe einer Lichtquelle, zum Beispiel einer Kerze, werden transparente Bilder auf eine Fläche projiziert) aus den Leben der Brahmacharins von einst, aus den Geschichten des Mahabharata und des Ramayana, sollten an den Schulen und Hochschulen regelmäßig geleitet werden. Dieses wird den Teilnehmern eine große Hilfe beim Ansporn zu einem hohen moralischen Standard sein.
Ihr Lehrer und Professoren! Wacht auf! Leitet die Schüler und Studenten auf dem Weg des Brahmacharya, der Rechtschaffenheit und Moral. Erzieht sie zu wahren Brahmacharins. Vernachlässigt diese göttliche Arbeit nicht. Ihr seid für diese schwere Aufgabe moralisch verantwortlich. Dies ist euer Yoga. Ihr könnt Selbstverwirklichung erlangen, wenn ihr diese Arbeit mit der rechten Aufrichtigkeit auf euch nehmt. Seid aufrichtig und zuversichtlich. Erläutert den Jungen und Mädchen den Wert von Brahmacharya und unterrichtet sie in den verschiedenen Methoden, wie sie ihren Samen erhalten können. Lehrer, die selber Brahmacharya verwirklicht haben, sollten private Gespräche mit Studenten führen und ihnen regelmäßige praktische Lektionen über Brahmacharya geben. Der Geistliche Packenham Walsh, der vor einigen Jahrzehnten Rektor an der SRG Hochschule in Tiruchirapalli, der viertgrößten Stadt des indischen Bundesstaats Tamil Nadue, war, und später dort Bischof wurde, hielt regelmäßig mit seinen Studenten Gespräche über Brahmacharya und Selbstkontrolle. Das zukünftige Schicksal der Welt untersteht vollkommen den Lehrern und Studenten. Führen die Lehrer die Studenten auf den rechten Weg, dann wird die Welt voller zuversichtlicher Bürger, Yogis und Weiser sein, die Licht, Frieden, Glück und Freude ausstrahlen. Gesegnet sei der Lehrer, der sich aufrichtig bemüht, seinen Schülern und Studenten aufrichtiges Brahmacharya zu vermitteln. Zweimal gesegnet sei der, der versucht, ein aufrichtiger Brahmachari zu werden. Möge der Segen Lord Krishnas bei ihm sein. Glorie den Professoren, Lehrern, Studenten und Schülern.
13. Einige ideale Brahmachrins
Hanuman ist eine Verkörperung Shivas. Er ist eine lebendige Verkörperung der Verehrung des Namens Ramas, ein selbstloser Diener, ein wahrer Karma-Yogi, der ohne Erwartungen dynamisch und kraftvoll handelte. Er ist das Ideal eines großen Gottesverehrers und ein vorbildlicher Brahmachari. Er diente Rama mit reiner Liebe und Hingabe, ohne irgendeine Belohnung dafür zu erwarten. Er lebte, um Rama zu dienen. Er war bescheiden, tapfer und weise und besaß alle göttlichen Eigenschaften. Er besaß Hingabe, Stärke, Wissen, den Geist des selbstlosen Dienens, die Kraft der Enthaltsamkeit und der Wunschlosigkeit. Niemals prahlte er mit seinem Mut und seiner Intelligenz.
Hanuman wurde als Sohn des Windgottes Pavana (Vayu) und seiner Mutter Anjana Devi geboren. Andere Namen für Hanuman sind Pavanasuta (Sohn des Windgottes), Marutsuta (Sohn des Windes), Pavankumar (Sohn des Windgottes), Bajrangabali (Großer Held) und Mahavira (Großer Krieger). Er wurde nach der Stadt Hanuman benannt, in der sein Onkel Parti Surya herrschte. Hanumans Körper war so hart wie Stein. Darum nannte seine Mutter Anjana ihn Vajranga (steinharte Glieder). Die Welt hat bisher keinen größeren Helden als Sri Hanuman gesehen und wird dies auch zukünftig nicht. Während seines Lebens bewirkte er Wunder und zeigte übermenschliche Kräfte und Tapferkeit. Er hat in der Welt einen Eindruck hinterlassen, der auch heute noch einen großen Einfluss auf Millionen Menschen ausübt.
Hanuman ist einer der sieben Chiranjivis (ewig Lebenden) unter den Yogis. Er ist der einzige Gelehrte, der die neun Vyakaranas (Grammatik der Veden) kennt. Er lernte die Sastras (heiligen Schriften) vom Sonnegott. Er ist die Personifizierung von Brahmacharya. Er ist der Weiseste der Weisen, der Stärkste der Starken und der Tapferste der Tapferen. Er ist die Shakti, die Energie von Rudra (ein vedischer Gott und wahrscheinlich der Vorgänger von Shiva, außerdem Gott der Stürme). Wer auf Hanuman meditiert und seinen Namen wiederholt erlangt Energie, Stärke, Ruhm, Wohlstand und Erfolg im Leben. Hanuman wird in allen Teilen Indiens angebetet, besonders im Maharashtra (Westindien). Hanuman, der weiße Affengeneral von Affenkönig Sugrivas, der wie ein Vogel durch die Luft fliegen kann, hatte die Kraft, alle Formen anzunehmen, die er wollte, seinen Körper enormen anschwellen zu lassen oder ihn auf die Größe eines Daumennagels zu verkleinern. Er besaß übernatürliche Kräfte. Er war der Schrecken der Dämonen. Er war mit den vier Veden und anderen Heiligen Schriften sehr vertraut. Sein Mut, seine Klugheit, sein Wissen über die Heiligen Schriften und seine übermenschlichen Kräfte zogen jeden an, der sich ihm näherte. Er hatte außerordentliche Fähigkeiten in der Kriegsführung.
Hanuman war der auserkorene Kurier, Krieger und Diener von Sri Rama (hinduistischen Gott). Er war ein Verehrer und eifriger Anhänger Ramas. Rama war das Ziel seiner Verehrung. Er lebte in Rama, er lebte für Rama. Er lebte, um Rama zu dienen. Er war ein Minister und ein vertrauter Freund Sugrivas (Affenkönig). Hanuman wurde am Morgen des 8. Tages des Mondmonats, an einem Dienstag geboren. Seit seiner Geburt besaß Hanuman außerordentliche körperliche Stärke und bewirkte viele Wunder. Als er ein Kind war, sprang er auf zur Sonne und hielt sie für etwas Essbares. Alle Götter wurden sehr besorgt. Sie kamen mit gefalteten Händen zum Kind und baten bescheiden, die Sonne wieder freizugeben. Nach dieser Bitte, gab Hanuman die Sonne wieder frei. Darauf sprach ein Weiser einen Fluch gegen Hanuman aus. Für sein falsches Handeln verlor Hanuman seine große Kraft und seinen Mut solange, bis er Sri Rama traf und ihm mit Hingabe diente. Hanuman traf Rama zum ersten Mal in Kishkinda (Südindien). Sri Rama und sein treuer Bruder und Freund Lakshmana kamen im Verlauf ihrer Suche nach Prinzessin Sita, der Frau Ramas, die der Dämonenkönig Ravana entführt hatte, nach Kishkinda. Sobald Hanuman Sri Rama erblickte, erlangte er wieder seine alten Kräfte und seine Energie zurück.
Hanuman brannte die Hauptstadt von Lanka (Ceylon) nieder und brachte Rama Neuigkeiten von seiner entführten Frau Prinzessin Sita. Im großen Krieg zwischen Rama und dem Dämonenkönig Ravana tötete Hanuman viele Helden der Rakshasa Armee (böse Geister). Er vollbrachte viele übermenschliche Taten. Das Forttragen eines großen Berges und andere große Taten waren nichts für Hanuman. Alles dies war auf Brahmacharya zurückzuführen. Als der große Krieg vorüber war, wurde Vibhishana (Bruder des Dämonenkönigs Ravana; stand im Krieg auf Ramas Seite) auf den Thron von Sri Lanka gesetzt. Die Zeit der Verbannung war vorüber (Rama hatte zusammen mit seiner Frau Prinzessin Sita und seinem Bruder Lakshmana 14 Jahre lang in einer Waldeinsiedelei gelebt.). Sri Rama, Lakshmana, Sita und Hanuman flogen mit einem Pushpaka Vimana (Luftfahrzeug) und erreichten rechtzeitig Ayodhya, der Ort in dem Rama wohnte, er zählt zu den sieben heiligen Orten des Hinduismus. Die Krönungzeremonie von Lord Rama wurde mit großem Jubel und Pomp gefeiert. Prinzessin Sita schenkte Hanuman eine Halskette aus wertvollen Perlen. Aber Hanuman warf sie fort. Glorie für Hanuman, dem gesegneten Anhänger Lord Ramas. Glorie, Glorie für Sri Anjaneya (Name für Hanuman), dem mächtigen Helden, unerschrockenen Krieger und gelehrten Brahmachari, einem Yogi, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat und niemals wieder sehen wird. Mögen wir Inspirationen aus Hanumans idealem Leben für unser Brahmacharya beziehen!
König Dasaratha hatte drei Ehefrauen, Kausalya, Kaikeyi und Sumithra. Die drei Ehefrauen des Königs Dasaratha bekamen vier Söhne. Kausalya gebar Rama, Kaikeyi gebar Bharata und Sumitra schenkte dem König die Zwillingsbrüder Lakshmana und Shathrughna. Lakshmana war der Avatar (Inkarnation) von Adisesha (Adisesha ist die Schlange auf der Lord Vishnu schlief). Lakshmana war der konstante Begleiter seines älteren Bruders Rama in Freud und Leid. Rama und Lakshmana lebten, speisten, spielten und studierten zusammen. Einer konnte die Trennung vom anderen nicht ertragen. Lakshmana war ein liebevoller Diener Sri Ramas. Er führte die Anweisungen Sri Ramas genau aus. Er lebte im vollkommener Ergebenheit zu Sri Rama. Lakshmana empfand eine reine und makellose brüderliche Liebe zu Rama. Der Sinn seines Lebens war der Dienst an seinem älteren Bruder. Gehorsam zu den Befehlen seines Bruders war das Motto seines Lebens. Er wollt nichts ohne Ramas Erlaubnis tun. Er betrachtete Sri Rama als seinen Gott, seinen Guru, seinen Vater und seine Mutter. Er folgte Rama wie ein Schatten.
Lakshmana war selbstlos im Herzen. Er verließ allen königlichen Komfort, nur um in der Gesellschaft seines Bruders Rama zu sein. Er diente Rama auf vielfältige Weise. Er machte Ramas Sache zu seiner eigenen. Er opferte seine persönlichen Ansichten auf dem Altar brüderlicher Liebe. Sri Rama war sein Ein und Alles. Lakshmana würde sogar sein Leben für Rama opfern, wenn Rama dies wünschte. Lakshmana verließ von einem Moment auf den anderen seine Mutter, seine Frau und seinen königlichen Besitz, nur um Sri Rama und Ramas Frau Sita ins Exil zu folgen. Was für eine großartige Seele! Was für ein großer Tyagi (Entsagter) er war! Hier ist ein einmaliges Beispiel einer selbstlosen, edlen und ergebenen Seele aus der Vergangenheit, die nur lebte, um seinem Bruder zu dienen. Das ist der Grund, warum die Leser des Ramayana (indisches Epos), Lakshmana für seine reine und einzigartige Liebe zu seinem Bruder preisen. Einige preisen Bharata (Ramas Bruder), während andere in hohem Grade von Hanuman sprechen, aber Lakshmana war keineswegs geringer als Bharata oder Hanuman. Lakshmana folgte Sri Rama über eine lange Periode von vierzehn Jahren, obwohl er sich der Gefahren des Waldes bewusst war. Er begleitete Rama mit Pfeil und Bogen, obwohl seine Hilfe nicht von dem Weisen Visvamitra angefordert wurde, der Rama in die Waldeinsiedeleien geführt hatte. Es lag an seiner Hingabe und Liebe zu seinem Bruder Sri Rama. Sri Rama liebte Lakshmana ebenso stark. Als Lakshmana bewusstlos durch den tödlichen Pfeil von Meghanada hinfiel, war Ramas Herz gebrochen. Er weinte bitterlich. Als er seinen geliebten Bruder verlor, fasste er den Entschluss, Ayodhya nicht noch einmal zu besuchen. Er sagte, „eine Frau wie Sita kann ersetzt werden, aber ein ergebener Bruder wie Lakshmana kann nicht ersetzt werden. Die Welt bedeutet mir nichts, ohne meinen Bruder.“
Lakshmana war rein in Gedanken, im Wort und in der Tat. Er führte, während der vierzehn Jahre des Exils, das Leben eines idealen Brahmachari. Er betrachtete nie das Gesicht oder den Körper von Ramas Frau Sita. Seine Augen waren immer auf ihre Lotosfüße gerichtet. Als der Affenkönig Sugriva Sitas Umhang und Juwelen holte, und sie versehentlich auf die Erde fallen ließ, sahen die Affen verschämt auf dem Berg. Rama zeigte sie Lakshmana und fragte, ob er sie erkannte. Lakshmana sagte: „Ich kenne die Armreifen und Ohrringe nicht; ich kenne nur die Fußketten, denn ich betete allein ihre Füße an.“ Sieh, wie Lakshmana Sita als Mutter und Göttin verehrte. Meghanada, der Sohn von Ravana, hatte sogar Indra, den König der Götter besiegt. Wegen dieses Sieges, wurde Meghanada auch als Indrajit bekannt. Er hatte über vierzehn Jahre die Gabe, für alle unbesiegbar zu sein, bis auf die, die sich aller sinnlichen Genüsse enthielten. Er war unbezwingbar. Aber Lakshmana besiegte ihn durch die Energie seiner Reinheit, durch die Energie Brahmacharyas. Oh Lakshmana! Wir singen zu deinem Ruhm und wiederholen „Ram Lakshman Janaki, Jai Bolo Hanuman Ki!“ Führe uns zu unserem geliebten Lord Rama, deinem lieben Bruder und Meister. O Lakshmana, hilf uns, in Einklang mit Lord Rama zu kommen. Sei mit jenen barmherzig, die noch in der Dunkelheit der Unwissenheit herumtasten! Lehre uns das Geheimnis des Erfolges, und hilf uns, bis ans Ende unserer Leben standhafte Brahmacharins zu werden. Noch einmal Grüße an dich, O Lakshmana, der Liebling von Sumitra (Lakshmanas Mutter) und der Augapfel Sri Ramas!
Bhishmas Vater König Santanu, war der Herrscher von Hastinapura (heute Delhi). Seine Mutter war Ganga Devi (Ganges). Der frühere Name Bhishmas war Devavrata. Er war eine Inkarnation von Vasu Devata. Eines Tages ging König Santanu zum Jagen in die Wälder, nah bei den Sandbänken des heiligen Stromes Yamuna (heute Yumna), der dem Himalaya entspringt. Dort traf er zufällig eine hübsche Jungfrau. Er sagte zu ihr: „Wer bist du? Was machst du hier?“ Sie geantwortet, „Ich bin die Tochter von Dasaraja, dem Oberfischer. Ich heiße Satyavati. Ich bin bei ihm angestellt, um die Menschen mit dem Boot über den Fluss zu rudern.“ Sie gefiel König Santanu so sehr, dass er sie heiraten wollte. Er ging zu ihrem Vater Dasaraja und bat um seine Zustimmung. Der Fischer antwortete: „Ich bin bereit, dir meine Tochter zur Heirat zu geben. Aber zuerst musst du mir ein Versprechen geben“. Der König antwortete: „O Dasaraja, was für ein Versprechen? Ich tue alles, was in meiner Macht liegt.“ Der Fischer sagte: „Der Sohn meiner Tochter soll dich beerben.“
König Santanu wollte dem Fischer dieses Versprechen aber nicht geben, weil dann sein tapferer und intelligenter Sohn Devavrata, den er sehr liebte, auf den Thron verzichten müsste. Er würde dann nicht mehr sein Erbe sein. Aber das Feuer der Liebe zu der Jungfrau brannte in ihm. Er war in einem großen Dilemma. Er wurde blass und vergaß alle Staatsangelegenheiten. Er öffnete sein Herz seinem obersten Minister, dem er vertraute. Der aber sah sich nicht in der Lage, ihn in dieser Angelegenheit zu beraten. König Santanu versuchte, seine Liebe für die Jungfrau, vor seinem Sohn Devavrata, dem späteren Bhishma, zu verbergen. Devavrata war klug und sehr stark. Er ahnte etwas und vermutete, dass sein Vater unglücklich sei. Er sagte zu seinem Vater: „O geliebter Vater! Du bist wohlhabend. Du hast alles. Es sollte keinen Grund für deine Sorgen geben. Warum bist du so betrübt? Du verlierst deine Vitalität und Stärke. Was ist der Grund für dein Leid? Ich bin bereit, alles zu tun, um es zu beseitigen.“
Der König antwortete: „O geliebter Devavrata! Du bist mein einziger Sohn. Wenn irgendein Unheil auf dich fällt, bin ich ohne Sohn. Dann werde ich meines Himmels beraubt. Du bist hundert Söhnen gleich. Folglich möchte ich nicht wieder heiraten. Aber ein Sohn ist kein Sohn, sagen die Weisen. Diese Gedanken bereiten mir Sorgen.“ Darauf ging Devavrata, vom Minister und einigen angesehenen Kshatriyas (Krieger und Adel) begleitet, zum Fischer Dasaraja und plädierte im Namen seines Vaters. Er bat ihn, dass Dasarajas Tochter seinen Vater heiraten möge. Der Fischer antwortete: „O freundlicher Prinz! Ich habe bereits deinem Vater erklärt, unter welchen Bedingungen meine Tochter deinen Vater heiraten kann.“ Devavrata antwortete: „O Fischer! Ich gebe die feierliche Erklärung ab, dass der Sohn deiner Tochter, meinem Vater auf dem Thron folgen soll. Ich werde alles tun, was du wünscht.“ Darauf sagte der Fischer: „Ich schätze deinen edlen Charakter und deine hohen Ideale. Aber deine Söhne könnten den Sohn meiner Tochter jederzeit wieder vertreiben. Ich hege Zweifel an eurer Aufrichtigkeit“.
Devavrata betete: „O Wahrheit! Verweile in mir für immer. Komm und erfülle mein ganzes Sein! Gib mir innere Stärke um das Gelübde des vollkommenen Brahmacharyas einzuhalten, das ich jetzt in Anwesenheit dieser Leute ablegen möchte!“ Dann sagte er entschlossen zum Fischer: „O Dasaraja! Höre, was ich zu sagen habe. Von heute an, bis zum Ende meines Lebens, werde ich ein strenges Brahmacharya führen. Alle Frauen dieser Welt sind von nun an meine Mütter. Ich bin der ergebenste und treueste Untertan des Königs von Hastinapura. Sterbe ich ohne Sohn, dann werde ich den Wohnsitz des ewigen Glücks und der Unsterblichkeit erreichen.“ Vom Himmel ließen die himmlischen Jungfrauen, die Götter und die Versammlung der Heiligen Blumen auf ihn nieder regnen und sagten: „Dieses ist der wahrhaftige Bhishma, der Schreckliche!“
Der Fischer sagte: „O Prinz! Jetzt bin ich bereit, der Heirat meiner Tochter mit deinem Vater zuzustimmen.“ Darauf begleiteten der Fischer und seine Tochter Devavrata zum Palast von König Santanu. Der Minister informierte den König über alles, was geschehen war. Die Monarchen, die in der Halle versammelt waren, würdigten den außerordentlichen Geist der Selbstaufopferung und Entsagung von Devavrata und sagten: „Devavrata ist wirklich Bhishma, der Schreckliche.“ Seitdem trägt Devavrata den Namen Bhishma. König Santanu war unermesslich erfreut über das großmütige Verhalten seines Sohns und verlieh ihm die Gabe, den Zeitpunkt seines Todes nach seinem eigenen Willen zu bestimmen. Er sagte: „Mögen die Götter dich beschützen! Der Tod soll nie zu dir kommen, solange du leben möchtest.“ Was für eine erhabene Seele! Dieses prächtige Beispiel ist einmalig in der Geschichte. Niemand hat in so jungen Jahren aus Pflichtgefühl solch ein großes Opfer gebracht, wie Bhishma. Bhishmas Kindespflicht und Frömmigkeit könnten mit der von Lord Rama verglichen werden.
Bhishma war seinen Prinzipien treu. Er war absolut frei von Egoismus. Er war eine Verkörperung von Selbstverleugnung und Selbstaufopferung. Seine Kraft und Ausdauer und seine Geduld in schwierigen Lebenslagen waren beispiellos. Er war unvergleichlich in seiner Tapferkeit und in seinem Mut. Alle Männer verehrten ihn. Alle Kshatriya, die Krieger und der Adel, erwiesen ihm ihre Ehrerbietung. Er war ein mächtiger Yogi und Weiser. Er lebte über dem Körperbewusstsein und ruhte in seiner Glückseligkeit. Der ist der Grund, warum er friedlich und gelassen war, obwohl er am ganzen Körper von scharfen Pfeilen durchbohrt war. Liegend auf einem Bett aus scharfen Pfeilen, das sich so weich wie ein Bett aus Blumen für ihn anfühlte, gab er König Yudhishthira wundervolle Darlegungen über politische, philosophische, religiöse, soziale und moralische Themen.
Hast du jemals von jemanden, außer von Bhishma, gehört, der in der Lage war, vornehme und erhabene Reden auf seinem Sterbebett zu halten? Bhishma lebte sein Leben für andere. Er lebte, um zu dienen und andere auf ihrem spirituellen Weg zu unterstützen. Das edle Leben, welches Bhishma durch seine starke Willenskraft führte, sollte alle die anspornen, die seine Darlegungen in der Santi Parva (Mahabharata, indisches Epos) studieren. Bhishma starb bereits vor langer, langer Zeit. Aber seine Stimme in der Santi Parva und sein ideales und erhabenes Leben, ermuntern heute noch schlummernde Gemüter zur Askese und Meditation. Ruhm für Bhishma, dessen vorbildliches Leben im Brahmacharya, unsere Herzen und unseren Verstand sogar heute noch zu den Höhen der göttlichen Glorie führen.
Abschnitt III: Die Technik der sexuellen Sublimation