Wer eine Energiekrise vom Zaun bricht durch Energie-Boykotte, die uns nur uns selbst treffen und eine forcierte Energiewende, die gar nicht gelingen kann, selbst wenn man Deutschland von der Ostsee bis nach Bergdesgarden zu einem reinen Solar- und Windpark macht, und sich wundert, dass das erhebliche negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hat, dem kann man sein Sich-Wundern nicht im Ernst abnehmen. In diesem und ähnlichen Fällen muss man davon ausgehen, dass das Ergebnis gewollt ist.
In den letzten Jahren unserer krisengeschüttelten Zeit kommt es wieder vermehrt vor, dass die „normalen“, gutwilligen Bürger in Deutschland sich fragen, ob das oft und immer öfter (für sie und auch objektiv) Schlechte, das aus den Entscheidungen der politischen Klasse resultiert, denn wirklich von „denen da oben“ so gewollt sei. Und die Tendenz der Antworten geht ganz offensichtlich dahin, „die da oben“ zu entschuldigen, sonst wären auch die Wahlergebnisse nicht so, wie sie sind.
Das kennt man aber doch irgendwoher… schon „der Adolf“ habe ja angeblich so manches nicht gewusst, was im Reich und den eroberten Gebieten so alles passiert ist – nein, das habe er nicht gewollt! Das war wohl eher ein eigenmächtiges Handeln irgendwelcher untergeordneter Stellen, die die eigentlich richtigen Vorgaben falsch verstanden und verdreht haben. Oder ein Nebeneffekt des Weltkrieges, etwas, das den Nationalsozialisten von außen aufgezwungen wurde, sodass das, was man eigentlich vorgehabt hatte, irgendwie schieflief.
Besonders auch gegenüber den anderen, den „real existierenden“ marxistisch-leninistischen Sozialisten in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten war dieses Schema der Entschuldigung beliebt, vor allem natürlich bei den 68ern und ihren Nachfolgern, den westlichen Salonlinken, Toskanalinken und Grünen: Die Theorie war eigentlich gut, doch bei der Umsetzung gab es erhebliche Probleme, die aber entweder – was besonders die Massenmorde anging – verdrängt, übersehen und auch schon mal beschönigt oder (die Wirtschaft betreffend) der üblen kapitalistischen Quertreiberei zugeschrieben wurden.
Wie der kolumbianische Philosoph Nicolás Gómez Dávila sagte: Der Sozialismus ist die Philosophie der fremden Schuld. – Das ist die eine Seite der Wahrheit über die Sozialisten, ihr Glaube an die angebliche Alternativlosigkeit ihrer Handlungen und ihre daraus resultierende subjektive Unfehlbarkeit und Schuldlosigkeit. Die andere Seite, das Motiv betreffend, das sie antreibt, dürfte noch schlimmer sein.
Ein deutscher Philosoph, Daniel von Wachter, hat in zwei Vorträgen über den Sozialismus, die er am 30. März 2019 an verborgener Stelle, in einer Kleinstadt im Hohenlohischen, gehalten hat die Motivation westlicher und damit auch deutscher Politiker untersucht. Beide Vorträge („Die Opfer und Gefahren des Sozialismus“ und „Angriff auf die Wertordnung durch den Sozialismus“) sind nun (und erstaunlicherweise immer noch) auf YouTube zu finden. Sie sind wohl unter der für die Zensurmaßnahmen erforderlichen Aufmerksamkeitsschwelle geblieben.
Dabei sind sie von einer Luzidität, die ihresgleichen sucht. Von Wachter stellt fest, dass sehr viele Menschen viele jüngere Entwicklungen, wie Bankenkrise, Inflation, wahllos offene Grenzen, Gendern, Frühsexualisierung, Einschränkung der Meinungsfreiheit und Zensurmaßnahmen, Raub von Grundrechten usw. nicht gut finden und immer wieder überrascht sind, dass das alles passiert. Sie glauben an das Gute im Menschen und denken, dass die Politiker, die sie gewählt haben, doch auch das Gute wollen und nur die Umstände dazu führen, dass immer öfter etwas schiefgeht.
Sozialismus als Zerstörung der bestehenden Welt
Von Wachter meint nun, dass man seine Voraussetzungen überprüfen solle, wenn man ständig von den Entwicklungen überrascht sei. Man muss also versuchen, ein Motiv hinter den politischen Entscheidungen zu finden.
Er analysiert dann, dass all diese Entwicklungen mit dem Sozialismus zu tun haben. Der Begriff „Sozialismus“ soll so breit verstanden werden, dass er neben dem Marxismus-Leninismus auch die Postmoderne, die Frankfurter Schule, die Achtundsechziger und die Grünen, also die Linke insgesamt, umfasst. Dieses breite Verständnis des Begriffs ist empirisch gut begründet und orientiert sich an den über 60 bisherigen sozialistischen Machtergreifungen und ihren jedesmal fast identischen, also genau definierbaren Folgen.
Wichtig ist also nicht, was Sozialisten in ihrer rein taktisch bedingten Diversität jeweils vorzuhaben behaupten, sondern dass das zuverlässig monochrom-destruktive Ergebnis ihrer Handlungen ihre Absichten viel besser zeigt.
Falls jemand nun meint, das sei völlig ausgeschlossen, denn wir würden doch in einem durch und durch kapitalistischen System leben, der sollte bedenken, dass von den 10 Forderungen, die Karl Marx 1848 im „Kommunistischen Manifest“ für die Errichtung einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft erhoben hat, sieben in Deutschland bereits ganz oder teilweise erfüllt sind. Dass fast alle Parteien im Bundestag einschließlich der von Merkel sozialdemokratisierten CDU sozialistische Ziele haben, ob nun mitglieder- und anhängerseits aktiv oder als Mitläufer handelnd, dürfte gänzlich unstrittig sein.
Man muss also begreifen, dass die zunehmend destruktiven Ergebnisse der Politik tatsächlich von sozialistischen, also revolutionären Absichten bedingt sind. Es geht beim Sozialismus immer um die Zerstörung der jeweils bestehenden und mal besser, mal schlechter funktionierenden Welt, ja, um die Zerstörung der natürlichen Wertordnung schlechthin – bis hin zum Transhumanismus.
Vorhersehbare Folgen von Maßnahmen sind Absicht
Dabei hat sich die linke Strategie in den letzten Jahrzehnten geändert: weg von den Arbeitern, mit denen sich keine Revolution hat machen lassen; hin zu anderen Minderheiten, die angeblich unterdrückt sind und sofort befreit werden müssen, und immer neu entdeckten Missständen, die angeblich uns und die Welt bedrohen und deren Behebung sofort drastische Mittel erfordert. Und hier kommt von Wachter auf den Punkt: Vorhersehbare Folgen von Maßnahmen sind Absicht. Es ist falsch, stets gute Absichten anzunehmen. Wenn eine Handlung also an der Zerstörung der Ordnung mitwirkt, dann ist das ein mögliches Motiv.
Nun werden viele Leute auf die zunehmend fehlende Kompetenz der Politiker hinweisen. Sie werden auf das beklagenswert schlechte Personal deuten, das heute flächendeckend in den Entscheidungspositionen sitzt und, muss man leider sagen, dort hineingewählt worden ist, genau wegen der genannten Bereitschaft der Wähler, es immer wieder für seine Taten zu entschuldigen.
Selbst wenn wir davon ausgingen, dass diese Politiker wirklich die Entscheider und nicht nur Marionetten sind, denen globalistische Milliardäre Weisungen geben, was sie zu tun haben – könnte es unmöglich nur Unfähigkeit oder Dummheit sein, die für die Fehlentwicklungen ursächlich sind.
Es gibt ja noch den ganzen Mittelbau der Staatssekretäre und der Verwaltung, die die Inkompetenz auffangen könnten. Freilich ist der Apparat schwerfällig, wie schon der Jakobiner Saint-Just beklagte: „Die Regierung ist revolutionär, die Verwaltung nicht!“, aber wie schon die Jakobiner auch mit der Verwaltung Ludwigs XVI. ihre Terrormaßnahmen durchsetzen konnten, weil sie die Spitzen mit gefügigen Leuten besetzten und neben der Angst um Pensionen auch mit der Loyalität und dem guten Willen der Staatsdiener rechnen konnten, so können auch heute putschähnliche Anordnungen von ganz oben durchgesetzt werden, obwohl sie schlimme Folgen haben.
Es wäre ein grober Fehler, diese Politiker zu unterschätzen, weil sie anscheinend dumm und unfähig sind – sie haben Lehrgänge beim World Economic Forum (WEF) absolviert und wissen, was sie tun bzw. nicht zu tun haben. Vorhersehbare Folgen von Maßnahmen sind Absicht. Wer zum Beispiel eine Energiekrise vom Zaun bricht und sich wundert, dass das erhebliche negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hat, dem kann man das Sich-Wundern nicht im Ernst abnehmen.
Wer zwei Millionen Menschen aus fremden Kulturkreisen, meist junge Männer, in kürzester Zeit ins Land lässt und sich wundert, dass es erhebliche „Verwerfungen“ (wie Yascha Mounk es nennt) gibt, dem ist das doch nicht wirklich zu glauben. Wer die Zensur an private Unternehmen „outsourct“ und die Grundrechte wegen einer mit Lügen erzeugten, konstruierten Notlage zur Disposition stellt und sich dann wundert, dass die Demokratie bedroht ist, dann ist es einfach extrem unwahrscheinlich, dass hier die Wahrheit gesagt wird.
Von Wachter schließt deshalb, dass alle diese absehbaren Folgen politischer Entscheidungen genau so gewollt sind. „Denn sie wissen genau, was sie tun“. Wenn eine Handlung an der Zerstörung der Ordnung beteiligt ist, aktuell die Sanktionen gegen Russland an der Zerstörung der deutschen Energiesicherheit, dann muss man vernünftigerweise davon ausgehen, dass das mit Absicht geschieht. Es handelt sich einfach um zu gravierende Dinge, als dass man davon ausgehen könnte, dass hier jemand etwas übersehen habe.
Es geht nicht schief, es ist so gewollt
Nein, die Entscheider wissen, was sie tun, und die untergeordneten Stellen in den Parteien und der Verwaltung machen eben mit, aus welchen Gründen auch immer. Aber auch sie wissen letztlich, worauf das alles hinausläuft. Man muss einfach damit rechnen, dass es Menschen gibt, die etwas Böses wollen, und andere, die dem gutgläubig oder desinteressiert keinen Widerstand entgegensetzen und deshalb mitschuldig werden. Es ist leider naiv, an das Gute im Menschen zu glauben und zu denken, dass die Politiker, die man gewählt hat, doch auch das Gute wollen und nur die Umstände dazu führen, dass immer öfter etwas schiefgeht. Nein, es geht nicht einfach schief, es ist so gewollt.
Von Wachter führt das nicht primär auf Überzeugungen zurück, denn die sozialistische Theorie ist für die Sozialisten nicht wirklich der Beweggrund, sondern eher nebensächlich. Das erkennt man vor allem daran, dass die von Sozialisten behaupteten Missstände nie wirklich von ihnen jemals verbessert wurden. Deshalb führt von Wachter das Handlungsmotiv in einem Rückgriff auf den russischen Mathematiker und Theoretiker Igor Schafarewitsch auf einen Trieb zurück, nämlich auf eine Aversion gegen die Wertordnung.
Es geht um die destruktive Kritik und in der Folge um die Destruktion der bestehenden Ordnung und die Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft. Damit sollten alle „normalen“, gutwilligen Bürger in Deutschland endlich rechnen.
Man wird den Sozialisten nicht entkommen können, in einer digitalen Welt schon gar nicht. Irgendwann werden sie auch auf diejenigen aufmerksam, die – ohne zwingenden Grund, von sich aus – schweigen. Man wird nicht nur nicht frei reden können, man wird nicht einmal „frei schweigen dürfen“ (Sándor Márai). Und irgendwann gehen sie auch über die Gewalt gegen Sachen hinaus. Man muss endlich aufhören, dem Sozialismus, welcher Couleur und welcher Benennung auch immer, irgendeinen Glauben zu schenken.
Quelle: achgut.com
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