Swami Sivanandas Buch „Die Praxis des Brahmacharya“ von 1934 plus Anmerkungen des Übersetzers und aktuelle Ergänzungen und Bilder – ein sehr gutes Buch darüber, wie man gesund mit der Sexualität umgehen kann und wie man Sex und spirituelle Entwicklung unter einen Hut bringt.
Brahmacharya bedeutet übersetzt „Lebensführung im Sinne des Absoluten“.
Die Praxis des Brahmacharya beinhaltet Enthaltsamkeit von sexuellen Leidenschaften, jedoch nicht unbedingt Zölibat, so gibt es auch Kapitel über den Mann als Familienvater, die Frau als Mutter, Kindererziehung, Sex in der Ehe etc.
Inhaltsverzeichnis
Anmerkung des Verlegers
Gebet für Reinheit
Abschnitt I. Das Phänomen der Sexualität
1. Die heutige Entartung
1.1 Die Welt ist so sexy
1.2 Spirituelle Praxis ist die Antwort auf sexuelle Anziehungskraft
1.3 Brahmacharya – die Notwendigkeit der Stunde
2. Die Funktion des Geschlechtstriebs
2.1 Der blumige Bogen des Amors
2.2 Eindrücke im Unterbewusstsein
2.3 Wie man seine geistige Reinheit misst
2.4 Die Ausrottung der Lust
3. Die Intensität der Begierden
3.1 Leidenschaften in der Kindheit, in der Jugend und im Alter
3.2 Sexuelle Gedanken in Weisen, Spirituellen und Familienvätern
3.3 Die Lust in Mann und Frau
3.4 Die enthaltsam lebenden Dani
4. Sex ist eine Einbildungskraft
4.1 Schönheit ist ein Trick der Natur
4.2 Irreführende Beschreibungen der Schönheit einer Frau
4.3 Die Leidenschaft blendet den Intellekt
5. Der verhängnisvolle Nachteil des sexuellen Genusses
5.1 Feuchte Träume und normaler Geschlechtsverkehr
5.2 Jugend mit blutleeren Gesichtern
5.3 Das männliche Sperma (Energieverlust)
5.4 Mantak Chias taoistische Sexualpraktiken
6. Der Wert des Samens
6.1 Moderne medizinische Auffassungen
6.2 Verstand, Prana und Samen
6.3 Männliche Sterilisation (Vasektomie)
Abschnitt II – Die Glorie des Brahmacharya
Abschnitt III: Die Technik der sexuellen Sublimation
Instinkte und der Hunger nach sinnlicher Lust sind Teil dieser Welt. Sinnliche Impulse und biologische Antriebe sind sowohl beim Tier als auch beim Menschen vorhanden. Die Sexualität ist eine der wesentlichsten Aspekte im menschlichen, tierischen und pflanzlichen Leben. Während die Sexualität bei den Pflanzen und Tieren weitgehend durch die Natur geregelt wird (Brunftzeit, Pollenpflug), bleibt es dem Menschen selber überlassen, sie zu regeln. Die umfangreichen und alten Heiligen Schriften der Welt bieten der menschlichen Gesellschaft spezifische Richtlinien und Regelungen in dieser Hinsicht an. In Indien folgten unsere Vorfahren den vedischen Schriften, die ausführlich beschreiben, wie man sich eine gute Gesundheit, ein langes Leben und geistiges Wohlergehen erhalten kann. Aber leider werden in der heutigen Welt und besonders unter den gebildeten Leuten, in allen Schichten der Gesellschaft und in allen Altersklassen, die Normen der Führung der Heiligen Schriften abgelehnt, so dass die Zahl der körperlich und geistig Erkrankten täglich zunimmt. Ein Grund für diese traurige Sachlage, ist die Unwissenheit des modernen Menschen bezüglich der Schätze seiner Heiligen Schriften.
Swami Sivananda kam in den frühen dreißiger Jahren aus Indien, um diese Unwissenheit der Leute zu beenden, indem er die alten Weisheiten der Menschen des Altertums durch seine Schriften verbreitete. Es ist weithin bekannt, dass Swami Sivananda, dessen Liebe für die Menschheit keine Grenzen kannte, eine Anzahl von Büchern hinsichtlich der Gesundheit, der Hygiene und der Medizin schrieb. Eines seiner Bücher war das vorliegende Buch „Die Praxis des Brahmacharya“, das sich größtenteils mit dem Thema von Ehelosigkeit (Zölibat) beschäftigt und dort, wo Ehelosigkeit nicht möglich war, sich für ein reguliertes Sexualleben einsetzt.
Dieses Buch ist seit der Veröffentlichung sehr populär. Die Gedanken über die Sexualität und die sexuelle Sublimation (Umwandlung) sind in diesem Buch ausführlich von Swami Sivananda beschrieben. Im vorliegenden Buch sind alle Gedanken und Empfehlungen Swamijis bezüglich der Sexualität und der Ehelosigkeit beschrieben und redigiert worden. Damit soll der Öffentlichkeit und besonders der jüngeren Generation, ein Leitfaden zum wichtigen Thema der sexuellen Sublimation in die Hand gegeben werden. Dieses sollte als ein Akt der Nächstenliebe für die moderne Jugend verstanden werden, die häufig tastend in der Dunkelheit von einer verantwortungslosen Gesellschaft allein gelassen wird. Heutzutage hören wir häufig von jugendlicher Gesetzesverletzung. Aber diese jugendliche Gesetzesverletzung ist das Resultat der Verantwortungslosigkeit der Erwachsenen. Die Jugend der Welt sehnt sich nach Anleitung, die häufig aber nicht von den Eltern, von den Lehrern oder von der Gesellschaft vermittelt wird. Wir hoffen, dass dieses Buch von Swami Sivananda die oben erwähnte Wissenslücke schließen und der Jugend der Welt das Wissen und die Anleitung bieten kann, die sie so reich in diesem lebenswichtigen Bereich verdient, der ihr körperliches, geistiges und ethisches Wohl beeinflusst. Wir beten, dass der Segen des heiligen Meisters sich auf alle ergießen kann, die es wagen wollen, die folgenden Seiten durchzulesen und ein neues Kapitel in ihrem Leben zu erschließen. Mögen alle gesund, glücklich und spirituell gesegnet sein.
8th September, 1988. – The Divine Life Society
O liebevoller Lord des Mitleids! He Prabhu! (Gott) Die Seele meiner Seele, das Leben meines Lebens, Verstand meines Verstandes, das Ohr meiner Ohren, Licht der Lichter, Sonne der Sonnen! Schenk mir Licht und Reinheit. Lass mich in körperliches und geistiges Brahmacharya fest etabliert sein. Lass mich in Gedanken, Worten und in der Tat rein sein. Gib mir die Kraft, meine sinnlichen Wünsche zu beherrschen und Brahmacharya zu beachten. Schütze mich vor allen Versuchen dieser Welt. Lass alle meine Sinne auf dich gerichtet sein. Lösche alle meine sexuellen Gewohnheiten und Begierden, auch die geheimen subtilen Wünsche. Lösche das Begehren aus meinem Verstand. Mach mich zu einem aufrechten Brahmachari. Lehre mich, tugendhaft und rechtschaffen zu sein. Lehre mich die Reinheit, die du anderen Swamis vor mir gelehrt hast. Verzeihe mir alle meine Vergehen. Ich bin dein. Schütze mich, führe mich, erleuchte mich. Om.
Geweiht der Jugend der Welt
Abschnitt I: Das Phänomen der Sexualität
Es gibt eine große Verwirrung unter den Männern. Die Verwirrung liegt darin, dass sie die Frauen nicht verstehen. Es gibt eine ebenso große Verwirrung unter den Frauen. Sie liegt darin, dass sie die Männer nicht verstehen. Gleichgültig wo du auch hingehst, ob nach Amsterdam, London oder New York. Überall auf der Welt wirst du die gleichen Erfahrungen machen. Du wirst nur zwei Dinge finden, Sex und Ego. Der sexuelle Instinkt ist der größte Antrieb im menschlichen Leben. Sexuelle Energie oder Sinneslust, ist der am tiefsten im Menschen verwurzelte Instinkt. Die sexuelle Energie fesselt vollständig den menschlichen Verstand, die Sinne, den ganzen Körper. Es ist der älteste Faktor, der in das menschliche Dasein eingegangen ist. Ein Mann hat viele Wünsche. Aber der stärkste Wunsch ist der Wunsch nach sexuellen Kontakten. Der grundlegendste Wunsch ist der Wunsch nach einer Partnerin. Alles hängt von diesem zentralen Wunsch ab. Der Wunsch nach Geld, der Wunsch nach Nachkommen, der Wunsch nach Eigentum, der Wunsch nach einem Haus, der Wunsch nach Viehhaltung und andere Wünsche kommen später.
Damit die Schöpfung weiterhin aufrecht erhalten werden kann, hat Gott den sexuellen Wunsch sehr stark ausgeprägt. Andernfalls würde es den Verwirklichten, die die Verhaftung an die Sexualität überwunden haben, nicht so leicht fallen, einen Universitätsabschluss zu erlangen. Es ist nicht schwer, einen Universitätsabschluss zu erlangen. Es verlangt ein wenig Geld, Gedächtnis, Intelligenz und ein wenig Fleiß. Aber es ist ein schwieriges Unternehmen, den sexuellen Impuls zum Stillstand zu bringen. Derjenige, der vollständig die Sinneslust abgelegt hat und geistiges Brahmacharya verwirklicht hat, ist Brahman oder Gott selbst. Diese Welt ist nichts als Sex und Ego. Ego ist die Hauptsache. Ego ist die Basis. Sex und Ego hängen zusammen. Ist das Ego durch die Beantwortung der Frage „Wer bin ich?“ zerstört, nehmen die sexuellen Ideen reiß aus. Der Mensch, der Meister seines Schicksals, hat seinen göttlichen Ruhm verloren und ist durch Unwissenheit zum Sklaven, zum Werkzeug, in den Händen der Sexualität und des Egoismus geworden. Sex und Ego sind das Produkt der Unwissenheit. Der Beginn des Wissens des Selbst vernichtet diese zwei Feinde von Atman (der Seele), die zwei Räuber Sex und Ego, die uns das illusorische „Ich“ vortäuschen.
Der Mensch hat sich in hohem Grade selbst degradiert, indem er zur Marionette seiner Neigungen wurde. Leider! Er ist zu einer nachahmenden Maschine geworden. Er hat seine Kraft zur Unterscheidung verloren. Er ist in eine erniedrigende Form der Sklaverei gesunken. Was für ein trauriger Zustand. In der Tat, eine beklagenswerte Lage. Wenn er sich wünscht, seinen verlorenen göttlichen Zustand wieder zurück zu gewinnen, muss sein vollständiges Sein, müssen seine sexuellen Wünsche, vollständig durch göttliche Gedanken und regelmäßige Meditation umgewandelt werden. Die vollständige Umwandlung der sexuellen Wünsche ist eine sehr starke, wirkungsvolle und zufriedenstellende Weise, ewiges Glück zu verwirklichen.
Leidenschaften regieren die Welt. Der Verstand der Leute ist mit sexuellen Gedanken gefüllt. Die Welt ist so sexy. Die ganze Welt befindet sich in einem enormen sexuellen Rauschzustand. Alle werden permanent getäuscht und bewegen sich mit einem kollektiv pervertiertem Intellekt durch die Welt. Es gibt keine Gedanken an Gott. Es gibt kein Reden über Gott. Statt dessen wird über Mode, Restaurants, Hotels, Abendessen, Tanzen, Autorennen und Kino geredet. Es wird über Essen, Trinken und Sex gesprochen. Das ist schon fast alles, worüber die Menschen reden. Die Leidenschaft nach äußerer Schönheit hat nicht nur in London, Paris und in Lahore Einzug gehalten. Sie ist selbst in Madras unter den jungen Brahmanenfrauen der orthodoxen Familien zu finden, die ihre Gesichter mit Kirschblütenpuder und Hazeline-Schnee (Hautcreme) schminken, anstelle mit heiligem Gelbwurzpuder und die ihr Haar wie die französischen Mädchen tragen. Diese Art der Nachahmung ist in den Verstand unserer Jungen und Mädchen in Indien gekrochen. Die heiligen Empfindungen und Lehren der alten Weisen wurden total ignoriert. Was für ein bedauernswerter Zustand!
Sie nehmen alles an, wenn nur ein Johnson oder Russel etwas über die Theorie der Evolution, der Bewegung des Atoms, der Relativität oder die Transzendentalphilosophie vortragen. Beschämend in der Tat! Ihre Gehirne werden alle mit ausländischen Partikeln verstopft. Sie unterscheiden nicht zwischen gut und schlecht. Sie saugen einfach alles auf. Dadurch gibt es heutzutage eine Verkümmerung unter den jungen Leuten in Indien. Dieses ist das Zeitalter, in dem man zu bequem ist, einen kurzen Weg, ohne eine Rickschah, ein Auto, eine Straßenbahn, ein Fahrrad oder eine Kutsche, zu Fuß zu gehen. Was für ein schreckliches künstliches Leben! Junge Männer ahmen heutzutage wahllos den Westen nach. Dieses endet mitunter in ihrem Ruin. Sie werden durch die Sinneslust beeinflusst. Sie verlieren den rechten Sinn für Rechtschaffenheit. Sie unterscheiden nicht mehr zwischen richtig und falsch. Sie verlieren jedes Schamgefühl.
Seht, wie die Kriminalität zugenommen hat. Raub, Entführung, Kidnapping, Körperverletzungen, Morde. Das sind die Verbrechen, die immer öfter von den Gerichten verurteilt werden. Die Sinneslust ist die Wurzel dieses Übels. Es kann Sinneslust für Geld oder Sinneslust für sexuelles Vergnügen sein. Sinneslust ruiniert das Leben, den Glanz, die Stärke, die Vitalität, das Gedächtnis, den Reichtum, den Ruhm, die Heiligkeit, den Frieden, die Klugheit und die Hingabe. Mit einem übermütigen Intellekt sollte man vielleicht einige Lektionen von den Tieren lernen. Tiere haben oftmals mehr Selbstkontrolle als der Mensch. Es ist nur der so genannte Mensch, der sich durch seine sinnliche Schwäche verschlechtert hat. In der Hitze der sexuellen Aufregung, wiederholt er die gleiche unwürdige Tat immer und immer wieder. Er hat kein bisschen Selbstkontrolle. Er ist ein Sklave seiner Leidenschaft. Er ist wie eine Puppe in der Hand der Leidenschaft. Wie ein Kaninchen pflanzt er sich fort und zeugt dabei unzählige Kinder, so dass die Zahl der Bettler auf der Erde immer weiter zunimmt.
Löwen, Elefanten, Stiere und andere Tiere haben oftmals eine bessere Selbstkontrolle als Menschen. Löwen kopulieren nur einmal im Jahr. Die weiblichen Tiere würden es niemals zulassen, dass die männlichen Tiere sich ihnen nähern, bis die jungen Tiere abgestillt und gesund und stark sind. (Anmerkung Übersetzer: Das gilt allerdings nur für weibliche Löwen, die soeben Kinder bekommen haben. Bei ledigen Weibchen und bei männlichen Löwen dagegen sieht es etwas anders aus. Ich gehe in Kapitel 27.1 näher darauf ein. Ende Anmerkung). Nur der Mensch verletzt diese Naturgesetze und leidet infolgedessen unter unzähligen Krankheiten. Er ist zu einem Niveau degeneriert, das in dieser Hinsicht weit niedriger als das der Tiere ist. Wie ein König kein König ist, ohne ein Finanzministerium, ohne Untertanen und ohne eine Armee, eine Blume keine Blume ist, ohne Duft, ein Fluss kein Fluss ist, ohne Wasser, so ist auch ein Mann kein Mann, ohne Brahmacharya. Nahrung, Schlaf, Furcht und Geschlechtsverkehr sind für Tiere und Menschen üblich. Das, was den Menschen von einem Tier unterscheidet, ist die Lehre Buddhas, die Unterscheidungskraft und die Kraft zur Selbsterforschung. Das Wissen und die Unterscheidungskraft können nur durch die Bewahrung von Veerya, den männlichen Samen, gesichert werden. Wenn ein Mann sich diese Qualifikation nicht erhalten hat, kann man ihn eigentlich nur als ein Tier betrachten.
Wenn die Sinneslust, die die Quelle aller Genüsse in dieser Welt ist, aufhört, dann hört alle weltliche Knechtschaft, die ihre Basis im Verstand hat, auf. Sogar das bösartigste Gift ist kein Gift, wenn es mit der Sinneslust verglichen wird. Der erste schändet nur seinen Körper, während der letzte viele Körper in den aufeinanderfolgenden Geburten verdirbt. Du wirst zum Sklaven deiner Leidenschaften, deiner Wünsche, Gefühle und von erotischen Reizen. Wann wirst du dich aus diesem miserablen Zustand erheben? Jene Personen, die trotz besseren Wissens, das Nichtvorhandsein von Glück in der unheilvollen Sinneslust nicht erkennen, haben sich bereits gedanklich tief in die Sinneslust verstrickt. Sie verdienen die Bezeichnung eines Esels. Wenn du keine Unterscheidungskraft besitzt, wenn du nicht versuchst, das Beste aus deinem Leben zu machen, wenn du dein Leben nur mit Essen, Trinken und Schlafen verbringst, dann lebst du nicht spirituell und solltest vielleicht einige Lektionen von jenen Tieren lernen, die weit mehr Selbstbeherrschung besitzen.
Die sexuelle Entartung, die die Menschheit überkommen hat, liegt in der Vorstellung der Leute, dass es so etwas wie einen natürlichen „sexuellen Instinkt“ im Menschen gibt. Den gibt es aber nicht. Der natürliche Instinkt ist die Zeugungsfähigkeit. Wenn Männer und Frauen die sexuelle Hingabe nur auf den Nachwuchs beschränken, dann ist dieses bereits die Befolgung des Brahmacharya. Wird dieses als nicht möglich angesehen, wird denen, die nach den höheren Werten des Lebens streben, empfohlen, sich vollkommene Enthaltsamkeit aufzuerlegen. Wenn ein Suchender dieses brennende Verlangen in sich spürt, ist Brahmacharya die notwendige Voraussetzung, da er es sich nicht leisten kann, seine lebenswichtige vitale Energie für die kurzfristige sinnliche Lust zu vergeuden. Die Belohnung aller weltlichen Wünsche ist sinnlich. Das Fleisch sollte aber nur der unterwürfige Sklave des Geistes sein, der sich an göttlichen Zielen orientiert. Der Mensch wurde für die spirituelle Kommunion mit Gott geboren. Er aber unterlag den Verführungen böser Dämonen, die seine Sinnesfreude nutzten, um ihn von seinen göttlichen Betrachtungen fortzulocken um ihn an ein irdisches Leben zu binden. Moralische Tugend besteht darin, alle sinnlichen Vergnügen aufzugeben, wenn man die Reinheit des Geistes und die Reinheit Gottes anstrebt. Wollüstigkeit ist aber mit Klugheit und Heiligkeit nicht vereinbar. Die Kunst des Lebens ist es, Unreinheiten zu vermeiden.
1.2 Spirituelle Praxis ist die Antwort auf sexuelle Anziehungskraft
Wirkliche Kultur besteht in der Verwirklichung von physischem und geistigem Brahmacharya. Reale Kultur ist die Realisierung der Identität der individuellen Seele und die Verbindung mit Gott durch direkte Erfahrung. Für einen leidenschaftlichen, sinnlichen Menschen aber, haben die Begriffe Selbstverwirklichung, Gott, Selbst, Leidenschaftslosigkeit, Entsagung, Tod und Gräberfeld etwas abscheuliches, erschreckendes, weil er sich zu Objekten hingezogen fühlt. Das Singen, Tanzen und das Sprechen über Frauen empfindet er dagegen als angenehm. Die Anziehung für Objekte wird allmählich verschwinden, wenn man ernsthaft beginnt, über die unwirkliche Natur der Welt nachzudenken. Die Menschen verbrennen sich am Feuer der Sinneslust. Alle Maßnahmen, die erforderlich sind, diese entsetzliche Krankheit auszurotten, sollten eingeleitet und durchgeführt werden. Alle Menschen sollten mit den unterschiedlichsten Methoden ausgebildet werden, die ihnen helfen, die Sinneslust an den Wurzeln auszumerzen. Versagt die eine Methode, so hilft vielleicht eine andere. Sinneslust ist ein brutaler Instinkt in unverbesserlichen Menschen. Man sollte beschämt sein, die sinnlichen Taten immer wieder zu wiederholen, wenn man beachtet, dass das Ziel des Lebens Selbstverwirklichung, durch die Erreichung der Reinheit und die Praxis der konstanten Meditation, ist. Ein Gegner könnte beanstanden, dass diese Themen nicht öffentlich behandelt werden sollten. Das halte ich nicht für richtig. Was ist der Sinn, diese Themen zu verschweigen? Diese Themen zu verstecken, ist eine Sünde.
In der heutigen Zeit, der Zeit der modernen Kultur und Zivilisation, in dieser Ära des wissenschaftlichen Fortschritts, finden solche Überlegungen möglicherweise nicht bei allen Menschen Anklang. Sie könnten beanstanden, dass einige dieser Begriffe anstößig, abscheuerregend, verletzend und unanständig sind und gegen den guten Geschmack verstoßen. Diese Vorstellung beruht aber auf einem Missverständnis. Gerade diese Offenheit hinterlässt bei vielen Wissenshungrigen, die sich nach Befreiung sehnen, einen tiefen Eindruck. Ihre Ansichten ändern sich zum Teil vollkommen. Es gibt nämlich keine reale spirituelle Kultur unter den Leuten der modernen Gesellschaft. Die Etikette ist eine bloße Show. Überall kannst du diesen äußeren Schein erkennen, diese Scheinheiligkeit, diese vorgetäuschte Höflichkeit. Überall gibt es diese bedeutungslosen Formalitäten und Versammlungen zu sehen. Nichts kommt wirklich aus dem Herzen. Den Menschen mangelt es an Aufrichtigkeit. Die Äußerungen der Upanishaden und die wertvollen Lehren der Heiligen Schriften hinterlassen keinen Eindruck im Verstand der leidenschaftlichen und weltlich orientierten Menschen. Sie sind wie die Samen, die in felsigen Boden geworfen werden, wie die Perlen, die man vor die Säue wirft.
Wenn jemand wirklich erkennt, welcher Schaden durch ein unreines Leben entsteht und sich entschließt, sein Leben an spirituellen Grundsätzen auszurichten, um das Ziel eines reinen Lebens zu erreichen, so sollte er seinen Geist mit göttlichen Gedanken beschäftigen, sich in die Meditation vertiefen, die Heiligen Schriften studieren und sich um die Nächstenliebe bemühen. Mangel an spiritueller Praxis ist der Hauptgrund für die sexuelle Anziehungskraft. Theoretische Enthaltsamkeit von der Sinneslust wird keine Erfolge bringen. Du musst gnadenlos alle sozialen Verbindungen abschneiden und ein spirituelles Leben führen, wenn du dich von der sinnlichen Verhaftung befreien möchtest. Nachgiebigkeit gegenüber sinnlichen Tendenzen wird dir Leid bescheren. Entschuldigungen sind in dieser Hinsicht nicht angebracht. Vielmehr wird Einsicht dir weiterhelfen. Du musst bei deiner Suche nach einem spirituellen Leben unbedingt aufrichtig sein. Halbherzigkeit belässt dich in dem alten Zustand deines Elends.
Wacht auf, Freunde, aus diesem illusorischen Sumpf des Rades von Tod und Wiedergeburt. Die Leidenschaft hat ebenso große Verwüstungen hinterlassen, wie die Unwissenheit, von der wir manchmal fast ertränkt wurden. Wie viele Millionen Väter, Mütter, Frauen und Söhne hast du in den vorhergehenden Geburten gehabt? Dein Körper ist voller Unreinheiten. Was für eine Schande ist es, diesen unreinen Körper zu umarmen. Es ist eine bloße Dummheit. Gib die Illusion von deinem Körper auf. Löse dich von der Identifikation mit deinem Körper und meditiere über den Ruhm des Atman, des alldurchdringenden Geistes. Beende die Anbetung des Körpers.
1.3 Brahmacharya – die Notwendigkeit der Stunde
Meine lieben Brüder! Erinnert euch daran, dass ihr nicht dieser vergängliche Körper aus Fleisch und Knochen seid. Ihr seid das unsterbliche, alles durchdringende Sat-Chit-Ananda (Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit), der Atman (die Seele). Du bist der Atman. Du bist die verkörperte Wahrheit. Du bist der Brahman (Gott). Du bist das absolute Bewusstsein. Du kannst diesen höchsten Zustand aber nur durch ein Leben als echter Brahmachari erreichen. Der Geist des Brahmacharya muss dein ganzes Leben durchdringen. Es wird zwar über Brahmacharya gesprochen, aber praktizieren tut es kaum einer. Ein Leben der Mäßigung ist wirklich umgeben von Schwierigkeiten. Aber der Weg ebnet sich, für einen Mann mit eiserner Entschlusskraft, Geduld und Ausdauer. Wir wünschen uns als Brahmacharis Männer und Frauen, die durch ihre starke Konstitution, ihr ideales Leben, ihren edlen Charakter und ihre spirituelle Stärke andere Menschen beeindrucken können. Es gibt genügend Leute, die darüber reden, es aber nicht verwirklicht haben. Mir sind die praktizierenden Brahmacharins lieber. Sie kommen allmählich voran und sind später in der Lage, die jungen Mönche durch ihr mustergültiges Vorbild und ihre spirituelle Aura zu führen. Lasst mich noch an etwas erinnern. Das Vorbild ist besser als ein Gebot.
Das durchschnittliche Lebensalter in Indien ist auf etwa vierzig Jahre gesunken. Normal aber wäre ein Leben von hundert Jahren. Jeder Liebhaber dieses Landes sollte über diese verhängnisvolle Sachlage sehr sorgfältig nachdenken. Das zukünftige Wohl dieses Landes liegt vollkommen in den Händen der Jugend. Darum ist es die Aufgabe der Sannyasins (der Entsagenden), der Heiligen, der Lehrer, der Professoren und der Eltern, die Jugend zum Brahmacharya zu ermuntern. Ich bete, dass die pädagogischen Behörden und die Autoritäten des Landes ihre besondere Aufmerksamkeit, zum Wohle der zukünftigen Generationen, auf dieses lebenswichtige Thema, auf das Brahmacharya, richten. Das zukünftige Wohl Indiens beruht vollkommen auf Brahmacharya. Es ist die Aufgabe von Sannyasins und Yogis, Studenten in Brahmacharya auszubilden, Unterricht in Asana (Yogaübungen) und Pranayama (Atemübungen) zu geben und das Wissen von Atman (Seele) zu verbreiten. Sie können viel tun, um die Situation zu verbessern, da sie ganztätig tätig sind. Sie sollten zur Verbesserung der Welt aus ihren Höhlen und Hütten herauskommen.
Wenn Indien in der Welt wieder einen bedeutenden Platz erringen möchte, dann sollten Indiens Kinder, und zwar die Jungen und die Mädchen, das wichtige Thema Brahmacharya in allen seinen Aspekten studieren, damit sie seine enorme Bedeutung vollkommen verstehen und das Gelübde streng befolgen. Als Schlussfolgerung bete ich inbrünstig, mit den gefalteten Händen, dass alle sich aufrichtig bemühen, ihre Leidenschaften, die Feinde des Friedens und Wohlstands, durch spirituelle Praxis zu kontrollieren. Ein aufrechter Brahmachari ist der reale mächtige Kaiser dieser Welt. Meine schweigende Verehrung für alle Brahmacharins! Mögest du wie der Mahameru (Götterberg), ohne irgendeinen unreinen, lüsternen Gedanken, fest im Brahmacharya verankert sein! Möge Gott die Brahmacharins mit Stärke und Energie für das Aufrechterhalten von Brahmacharya segnen! Mögest du, mit einem reinen, makellosen Verstand, die Herrlichkeit Atmans unmittelbar erkennen! Mögest du, ohne weltliche Wünsche, in der Mitte von Freude und Frieden ruhen! Möge der göttliche Glanz aus deinem Gesicht erstrahlen! Möge die göttliche Flamme in euch allen heller erstrahlen! Möge sich die göttliche Flamme und der Frieden für immer in dir ausbreiten! Om Santi! Santi! Santi!
2. Die Funktion des Geschlechtstriebs
Der Mensch möchte u.a. Kinder haben, um seinen Stammbaum aufrecht zu erhalten. Dies ist der Fortpflanzungstrieb. Der Wunsch, sich zu paaren, beruht auf diesem sexuellen Instinkt. Die Stärke nach sexuellem Wunsch, hängt vom sexuellen Antrieb ab. Entsprechend der Gita, der hinduistischen „Bibel“, entspricht dieser Trieb einem Verlangen, einer Kraft. Lord Krishna sagte: „Derjenige, der von dem Wunsch getragen wird, sich von seinen körperlichen Wünschen und Leidenschaften zu befreien, der wird harmonisiert, er wird ein glücklicher Mann“. Der sexuelle Antrieb ist eine mächtige Kraft. Er beeinflusst ebenfalls den Verstand. Es ist eine Kraft, die mit dem Verstand kommuniziert. Wie der Treibstoff oder Dampf die Maschine antreibt, so treiben die Instinkte und Antriebe unseren Körper an. Instinkte sind die Primärkräfte des menschlichen Antriebes. Sie geben dem Körper einen Stoß und treiben ihn voran. Die Instinkte verursachen Gewohnheiten. Die instinktiven Impulse liefern die notwendige Energie, durch die alle Geistestätigkeiten aufrecht erhalten werden. Dieser Impuls ist eine mentale Kraft. Er wirkt durch den Intellekt. Er formt das Leben des Menschen. Das Geheimnis des Lebens liegt in ihm.
Die Anziehung zwischen Mann und Frau beruht auf Leidenschaft. Diese unbekannte Anziehung und das empfundene Glück des Mannes in weiblicher Gesellschaft, ist der Samen des sexuellen Antriebes. Diese Anziehung, ist zu Beginn wie eine Seifenblase. Später nimmt sie die Form einer beeindruckenden, unkontrollierbaren, leidenschaftlichen Welle, mit der starken Neigung eines ungezügelten sexuellen Appetits an. Vorsicht! Schütze dich mit einer spirituellen Welle der Hingabe durch Japa (Mantrameditation), Satsanga (das Zusammensein mit Weisen), Meditation und Selbsterforschung (Wer bin ich?) vor der leidenschaftlichen Welle und vernichte das sinnliche Begehren in seinen Wurzeln. Du musst die psychologische Funktion des sexuellen Impulses verstehen. Wenn sich ein Jucken am Körper einstellt, ist Kratzen ein Vergnügen. Der Seximpuls ist aber nur ein „Jucken“. Die Befriedigung dieses Antriebs erzeugt ein trügerisches Vergnügen, aber es hat einen verhängnisvollen Effekt auf das geistige und körperliche Wohlbefinden der Person.
2.1 Der blumige Bogen des Amors
Sinneslust ist sehr mächtig. Sie trägt einen blumigen Bogen, der mit fünf Pfeilen ausgerüstet ist: Faszination, Betäubung, Berauschtheit, Verzehrung und Verbrennung. Der erste Pfeil verursacht in einem jungen Mann Faszination, wenn er eine hübsche Frau sieht. Der zweite Pfeil erweckt seine Aufmerksamkeit. Nach dem dritten Pfeil ist er berauscht von sinnlichem Verlangen. Der vierte Pfeil verursacht intensive Anziehung in Richtung des sinnlichen Objektes. Er verzehrt sich regelrecht danach. Der fünfte Pfeil entflammt und verbrennt das Herz. Er durchbohrt das Herz tief. Niemand auf dieser Erde hat die Kraft, dem Einfluss dieser Pfeile zu widerstehen. Diese Pfeile durchbohrten sogar das Herz von Lords Shiva und vielen Rishis (Weisen) von einst (und heute). Diese Pfeile erwogen sogar Indra (indischer Sonnen- und Kriegsgott) Ahalya (Ahalya ist in der indischen Mythologie die Ehefrau des Weisen Gautamas. Sie liebte einst Indra. Da verwandelte ihr Ehemann sie zu Stein.) sexuell zu belästigen. Amor schoss sogar einen Pfeil durch die bezaubernden Augenbrauen und die durchbohrenden flüchtigen Blicke einer jungen Dame, mit einer zarten Taille, rosigen Pobacken und roten Lippen. Eine romantische Nacht im Mondlicht, Gerüche und Düfte, Blumen und Girlanden, Sandelholzpaste, Fleisch und Alkohol, Theater und Romane sind seine mächtigen Waffen, um leidenschaftliche junge Männer zu täuschen.
Verstand und Urteilsvermögen verabschieden sich augenblicklich in dem Moment, in dem sich die Herzen mit brennender Leidenschaft füllen. Sie werden vollkommen blind. Amor macht aus intellektuellen Personen, aus großen Rednern, Ministern und Forschungsgelehrten, aus Doktoren und Rechtsanwälten, Bambys oder Kuscheltiere in den Schößen junger Frauen. Der Grund ist, dass Amor vorübergehend Platz im trockenen Intellekt eines gelehrten Pandits (religiöser Gelehrter) oder eines Professors genommen hat. Sie haben kein Stehvermögen, Amor zu widerstehen. Amor kennt seine Stärke. Er regiert überall. Er dringt in die Herzen aller ein. Er kennt das Kribbeln ihrer Nerven. Mit einem Augenaufschlag vernichtet er den Grund, das Urteilsvermögen und das Verständnis, indem er einfach die Herzen der jungen Männer entflammt. Sogar in den Träumen hat Amor vollen Einfluss, selbst wenn alle Sinne leise sind. Frauen sind sein unfehlbares Mittel! Sie folgen seinem Wink und Zuruf. Amor funktioniert durch ihr Lächeln, durch ihre bezaubernden flüchtigen Blicke und ihre süßen Wörter, durch ihre wohlklingenden Lieder und ihre verführerischen Tänze. Junge Frauen können sehr schnell den Ruin der Männer herbeiführen und den Frieden zerstören, sogar bei klugen Männern. Amor kann sogar das Nervensystem von Brahmacharins ins Delirium treiben, selbst wenn sie nur an die Abbildungen junger, hübscher Frauen denken, wenn sie die leichten Töne ihrer Armreifen und Fußketten hören oder wenn sie nur an ihre hübschen Gesichter denken. Würden sie manchmal nicht alles geben, um sie zu berühren?
2.2 Eindrücke im Unterbewusstsein
Sexuelles Handeln hinterlässt, wie jedes andere Handeln, einen Eindruck im Unterbewusstsein. Dieser Eindruck regt einen Gedanken an und dieser Gedanke wiederum verursacht wieder einen Eindruck im Unterbewusstsein. Genuss verstärkt den Eindruck im Unterbewusstsein. Durch das Gedächtnis und die Phantasie kommt eine Wiederbelebung des sexuellen Wunsches zustande. Erinnerungen an das Bild einer Frau beunruhigen den Verstand. Wenn ein Tiger einmal menschliches Blut geschmeckt hat, versucht er immer wieder, Menschen zu töten. Er wird zum Menschenfresser. Genau so ist es, wenn ein Mann einmal ein sexuelles Vergnügen mit einer Frau hatte. Dann läuft er immer wieder den Frauen hinterher. Von den Eindrücken im Unterbewusstsein und von den Wünschen im Verstand strömen Gedanken und Phantasien aus. Dadurch entstehen Anhaftungen. Zusammen mit der Phantasie, dem Gefühl und dem sinnlichen Antrieb werden sie offenkundig. Gefühl und sinnlicher Antrieb gehen dabei immer Hand in Hand. Hinzu kommen erotische Phantasien, Begierden und ein loderndes Feuer im Verstand und im Körper. Die Irritationen und das Lodern der Flammen im Gehirn, sickern allmählich in den Körper ein.
Wenn du sehr aufmerksam bist, kannst du die schädlichen Phantasien schon zu Beginn erkennen und die drohende Gefahr abwenden. Selbst wenn es dem sinnlichen Dieb gelingt, durch das erste Tor zu schlüpfen, beobachte sorgfältig das zweite Tor, an der er das lodernde Feuer entzünden könnte. Hier kannst du das Feuer noch löschen. Du kannst ebenso leicht den starken sexuellen Antrieb, der von den Sinnen entfacht wird, stoppen. Ziehe die sexuelle Energie durch Uddiyana (Bild links – Hochziehen des Bauches nach der Ausatmung) und Kumbhaka (Atemanhalten) wieder hinauf zum Gehirn. Leite den Verstand um. Wiederhole konzentriert das Manta OM oder irgendein anderes Mantra. Bete, meditiere. Wenn es dir immer noch schwer fällt, dann suche Kontakt zu Weisen und bleibe nicht allein. Wenn der starke Impuls überraschend auftritt und bis zu den Geschlechtsorganen vordringt, vergisst man oftmals alle guten Vorsätze. Du wirst ein Opfer des Begehrens. Später wirst du es bereuen. Was auch immer du tust, was auch immer du denkst, ist unauslöschlich in den Schichten deines Unterbewusstseins protokolliert. Diese oftmals krankhaften Eindrücke können nur durch die Gnade des Atman, durch deine Seele, wieder geheilt werden. Wenn die sexuellen Wünsche vollständig den Verstand und den Körper füllen, nimmt das Unterbewusstsein die Form von großen erotischen Wellen an, die den Menschen immer und immer wieder bedrängen.
Er ist relativ einfach, den bewussten Verstand zu steuern. Aber es ist sehr schwer, das Unterbewusstsein zu kontrollieren. Du magst ein Sannyasin (Entsagender) sein. Du magst ein sehr moralischer Mensch sein. Aber heimlich schleichen sich unsere Wünsche in unsere Träume ein. Plötzlich beginnst du im Traum zu stehlen. Du begehst Ehebruch in deinen Träumen. Der sexuelle Impuls, der Ehrgeiz und die niedrigen Wünsche sind alle tief verwurzelt im Unterbewusstsein. Lösche die Eindrücke im Unterbewusstsein durch Unterscheidung, durch Brahma Bhavana (Liebe zum Unendlichen) und durch Meditation. Ein Mann, der im geistigen Brahmacharya fest verwurzelt ist, wird nicht durch einen einzigen bösen Traum überrascht. Er wird niemals einen bösen Traum haben. Bei einem normalen Menschen gibt es immer einen Mangel an Unterscheidungskraft in den Träumen. Das ist der Grund für schlechte Träume, obwohl du im Wachzustand durch die Kraft der Unterscheidung reine Gedanken hegst. Ein Meditierender sagte zu mir: „Wenn ich meditiere, lösen sich allmählich die Schichten der Verunreinigungen des Unterbewusstseins auf. Manchmal sind sie so stark und furchteinflößend, dass ich so fassungslos bin, dass ich nicht so recht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich habe Brahmacharya und die Wahrheit noch nicht vollkommen verwirklicht. Die alten Gewohnheiten der Sinneslust und der Unehrlichkeit lauern noch in mir. Die Lust bereitet mir mitunter enorme Probleme. Das Denken an Frauen beunruhigt meinen Verstand. Mein Verstand ist so empfindlich, dass ich nicht in der Lage bin, auf ihn zu hören. Sobald sinnliche Gedanken aufkommen, sind alle meine guten Vorsätze verschwunden, und der Frieden des ganzen Tages wird verdorben. Ich rate meinem Verstand, blocke alle sinnlichen Gedanken ab, erschrecke sie, aber es ist ohne Erfolg. Meine Sinne obsiegen. Ich weiß nicht, wie ich diese Leidenschaft stoppen soll. Reizbarkeit, Egoismus, Zorn, Habsucht, Hass und Verhaftungen lauern noch in mir. Die Lust aber ist mein Hauptfeind und sie ist sehr stark. Ich frage dich, ob du so freundlich bist und mir erklären kannst, wie ich diesen Feind besiegen kann.“
Wenn die Verunreinigungen des Unterbewusstseins mit beeindruckender Kraft zur Oberfläche des bewussten Verstandes kommen, dann versuche nicht, ihnen zu widerstehen. Wiederhole dein persönliches Mantra. Denke nicht an deine Fehler und deine schlechten Eigenschaften. Beobachte einfach nur, sei ein aufmerksamer Zuschauer. Versuche nicht, deine schlechten Eigenschaften zu bekämpfen. Denn die werden dir eine lange Nase zeigen. Entwickle positive Tugenden. Mache dir nicht allzu oft große Sorgen: „Ich habe so viele Fehler und Schwächen.“ Kultiviere reine Tugenden. Durch Meditation und die Entwicklung positiver Eigenschaften und durch die Pratipaksha Bhavana Methode (die Methode der Meditation über das Gegenteil) lösen sich alle negativen Eigenschaften allmählich in Wohlgefallen auf. Dies ist der richtige Weg. Du kannst alt werden, dein Haar kann grau werden, aber dein Verstand bleibt immer jung. Die Aufnahmefähigkeit kann nachlassen, aber die Begierde bleibt, selbst wenn du bereits im Greisenalter bist. Die Begierden sind der wirkliche Same der Geburt. Diese Begierden verursachen Gedanken, Wünsche, Träume und Vorstellungen. Die Begierden halten das Rad von Tod und Wiedergeburt am laufen. Ersticke sie im Keim. Nur dann wirst du in Frieden leben können. Nur dann wirst du Erleuchtung erfahren.
Brahma-Bhavana (Liebe zum Unendlichen), Brahma-Chintana (Meditation über Gott), Meditation auf OM und Hingabe reißen allmählich die Ursachen der Begierden heraus, die tief verwurzelt sind. Du musst sie richtig ausgraben, von verschiedenen Seiten aus, und sie verbrennen, damit sie nicht wieder nachwachsen können. Nur dann werden deine Bemühungen eines Tages die Früchte der Befreiung tragen. Ein Student schrieb mir: „Das unreine Fleisch und die Haut erscheinen mir sehr rein und gut. Ich bin sehr lüstern. Ich versuche, die Liebe einer Göttin in allen Frauen zu sehen. Ich knie mich vor einer imaginären Frau nieder, von der ich denke, dass sie die Göttin Kali ist. Doch mein Verstand ist extrem lüstern. Was soll ich tun? Ich wünsche immer wieder, einen Blick auf eine hübsche Frau zu haben.“ Offensichtlich haben Leidenschaftslosigkeit, Wunschlosigkeit und Unterscheidungskraft in seinem Geist nicht das geringste bewirkt. Die alten lasterhaften Eindrücke im Unterbewusstsein und subtile Begierden sind immer noch sehr stark. Sogar ein reiner Brahmachari hat zu Beginn Probleme mit der Neugier. Er ist neugierig und möchte immer noch wissen, welche Art des Glücks der sexuelle Genuss gibt. Manchmal denkt er: „Lass mich noch einmal das sinnliche Gefühl mit einer Frau erleben. Dann werde ich in der Lage sein, diesen sexuellen Impuls für immer abzulegen.“ Der Verstand aber möchte den Brahmachari nur täuschen. Die Illusion richtet durch Neugier nur neuen Schaden an. Die Neugier hat sich in einen starken Wunsch verwandelt. Die Sinneslust kann diesen Wunsch aber nicht befriedigen. Vielmehr ruft sie nur neue Wünsche hervor. Der Weise löscht die Welle der Neugier durch die Unterscheidungskraft und das Nachdenken über den reinen und sexlosen Atman (Seele). Er rottet den sexuellen Wunsch durch Meditation, über das Nachdenken über den Segen des Brahmacharya und die Seligkeit eines reinen Lebens, aus.
2.3 Wie man seine geistige Reinheit misst
Der Anblick eines jungen hübschen Mädchens erzeugt in einem leidenschaftlichen jungen Mann sexuelle Anziehung und Aufregung in seinem Verstand. Sie berührt sein Herz und der Gedanke an die junge Frau berauscht ihn. Sind diese Symptome nicht bei einem Mann vorhanden, so ist das ein Zeichen dafür, dass er Brahmacharya verwirklicht hat. Der Anblick von balzenden oder paarenden Vögeln und Tieren oder der Anblick des nackten Körpers einer Frau, sollte nicht die geringste Aufregung im Geiste eines Brahmachari hervorrufen. Wenn im Verstand eines Brahmachari der Wunsch nach einem Zusammensein mit einer Frau entsteht, wenn es einen starken Wunsch gibt, mit ihr zu sprechen, mit ihr zu spielen und zu scherzen, wenn es einen Wunsch gibt, junge schöne Mädchen zu betrachten, wenn der Blick lüstern und unkeusch ist und wenn es den Wunsch gibt, eine Frau zu berühren, dann lauert die Sinneslust noch in seinem Verstand. Dann gibt es noch sexuelle Begierden. Diese sollten ausgelöscht werden. Der alte Dieb versteckt sich noch. Solch ein Brahmachari muss sehr achtsam sein.
Er befindet sich immer noch in einer Gefahrenzone. Er hat noch nicht den Status der vollkommenen Reinheit erlangt. Selbst im Traum sollte nicht das Verlangen entstehen, eine Frau berühren zu wollen oder mit einer Frau zusammen sein zu wollen. Die Reinheit eines Brahmachari kann an der Art seiner Träume gemessen werden. Wenn ein Brahmachari vollkommen frei von sexuellen Träumen ist, dann hat er die höchste Stufe der Reinheit erreicht. Selbstanalyse und Selbstbeobachtung sind unentbehrliche Erfordernisse, um den Status der Reinheit zu ermitteln. Ein befreiter Weiser wird nicht einen feuchten Traum haben. Derjenige, der Brahmacharya verwirklicht hat, wird nicht einen schlechten Traum haben. Der Traum ist das Kriterium, um den Status unserer geistigen Reinheit zu beurteilen. Hast du keine unreinen Träume, dann nimmt deine Reinheit zu. Der Wunsch nach Sex sollte vollkommen aus dem Verstand verschwinden. Sukadeva (indischer Heiliger) hatte diese Erfahrung. Sukadeva heiratete nicht. Er verließ sein Haus und wanderte splitternackt durch die Welt. Die Trennung war für seinen Vater, Vyasa, sehr schmerzlich. Vyasa streifte umher, um seinen Sohn zu suchen. Während er an einem Wasserbecken vorbei kam, in dem weibliche Nymphen sich dem freien Spiel hingaben, erschraken diese und zogen beschämt und eilig ihre Kleider wieder an. Vyasa sagte: „Sehr merkwürdig in der Tat! Ich bin alt. Ich trage Kleidung. Aber wenn mein Sohn nackt hier vorbei kommt, dann bleibt ihr ruhig und lauft nicht davon.“ Und die Feen antworteten: „Oh, ehrwürdiger Weiser, dein Sohn macht keinen Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau, du aber sehr wohl.“
Du musst diesen entsetzlichen Feind, die Sinneslust, die die Lügen sehr sorgfältig in den verschiedenen Ecken deines Herzens versteckt, sehr aufmerksam suchen. So wie der Fuchs sich in den Büschen versteckt, so versteckt die Lust sich in den Ecken des Geistes. Du kannst ihre Anwesenheit nur ermitteln, wenn du aufmerksam bist. Intensive Selbstbeobachtung ist daher sehr wichtig. Genau so wie mächtige Feinde nur besiegt werden können, wenn man sie von allen Seiten angreift, genau so kann man auch die mächtigen Sinne nur besiegen, wenn man sie ebenfalls von allen Seiten angreift, von innen und von außen, von oben und von unten. Die Sinne sind sehr unruhig. Das mächtige Virus, das Syphilis verursacht, wird vom Arzt von allen Seiten in Angriff genommen. Dabei werden die verschiedensten Methoden angewandt, wie Einölen oder lokales Reiben, Spritzen, Mixturen und Puder. Genau so müssen auch die Sinne durch verschiedene Methoden kontrolliert werden. Zu diesen Methoden zählt das Fasten, das Einhalten einer Diät, Atemübungen, Mantrameditation, das Singen religiöser Lieder, Selbsterforschung durch die Frage „Wer bin ich?“, Meditation, das Zurückziehen der Sinne von der Außenwelt, Selbstbeherrschung, Yogaübungen, Bandhas (Muskelverschlüsse), Mudras (Fingeryoga), Gedankenkontrolle und die Vernichtung der subtilen Wünsche und Neigungen, helfen, die Leidenschaften zu besiegen.
Hüte dich vor der törichten Vorstellung, dass du die Lust ablegen könntest, indem du ein paar Jahre alleine lebst oder in dem du für kurze Zeit das Gefühl von Gelassenheit und Reinheit erfährst. Du solltest dich auch von der Vorstellung lösen, dass du die Sinneslust vollständig ausrottest, indem du ein wenig Diät einhältst, ein wenig Pranayama (Atemübungen) und ein wenig Japa (Mantrameditation) praktizierst, und das es sonst nichts mehr zu tun gibt. Die Versuchung kann dir jederzeit eine Falle stellen. Rigorose Wachsamkeit und permanente spirituelle Praxis sind unbedingt erforderlich. Durch begrenzte Bemühungen wirst du kein vollkommenes Brahmacharya erlangen. So wie ein Maschinengewehr notwendig ist, um einen mächtigen Feind zu besiegen, so ist auch eine konstante und sinnvolle spirituelle Praxis notwendig, um die Lust zu besiegen. Du solltest mit deinen Erfolgen im Zölibat zurückhaltend sein. Sollte dein Bestreben einem Test unterzogen werden, könnte es leicht sein, dass alle deine guten Vorsätze schnell dahinschwinden. Du solltest dir immer deiner Fehler bewusst sein, und du solltest immer bemüht sein, sie abzulegen. Dazu sind enorme Anstrengungen erforderlich. Nur dann wird sich Erfolg einstellen.
Es ist leicht, einen wilden Tiger, einen Löwen oder einen Elefanten zu zähmen. Es ist leicht mit einer Kobra zu spielen. Es ist leicht, über glühende Kohlen zu gehen. Es ist einfach, Feuer zu verschlingen und das Wasser des Ozeans zu trinken. Es ist leicht, den Himalaya zu erklimmen. Es ist einfach, einen Sieg in einem Schlachtfeld zu erlangen. Aber es ist sehr schwierig, die Sinneslust auszurotten. Im Laufe der Evolution konnte die Aufrechterhaltung der Arten nur durch die Energie der Sinneslust ermöglicht werden. Aus diesem Grund ist sie bemüht, sich allen Versuchen zu widersetzen, sie zu kontrollieren oder zu überwinden. Darum versucht die Sinneslust sich kraftvoll durchzusetzen und die Bestrebungen des Brahmachari zu bekämpfen. Aber es gibt keinen Grund zu verzweifeln. Vertraue auf Gott, in seinen Namen und auf seine Gnade. Die Lust kann nur durch die Gnade Gottes vollständig entwurzelt werden. Wenn du auf Gott vertraust, wird er dich zum Erfolg führen. Mit seiner Hilfe kannst du die Lust mit einem Augenzwinkern besiegen. Er lässt Stumme wieder sprechen und Lahme wieder steile Hügel aufsteigen. Menschliches Bemühen allein genügt nicht. Die göttliche Anmut ist erforderlich. Gott hilft denen, die sich selber helfen. Regelmäßige Meditation und Japa (Mantrameditation), eine gesunde Ernährung, das Zusammensein mit Weisen, die Praxis von Pranayama (Atemübungen), das Praktizieren des Kopfstandes und des Schulterstandes, das Studieren spiritueller Literatur, Selbstergründung und die Abgeschiedenheit für drei Monate an den Flussufern der heiligen Flüsse, vernichten völlig die Sinneslust, gleichwohl wie mächtig die alten Wünsche und Eindrücke im Unterbewusstsein auch sein mögen. Das Positive überwindet immer das Negative. Du brauchst auf keinen Fall entmutigt zu sein. Tauche ernsthaft in die Meditation ein, löse dich von falschen Vorstellungen und komme siegreich aus dem Kampf hervor. Glänze wie ein brillanter Yogi. Du bist immer reiner Atman. Vertraue darauf.
Sexuelle Impulse können nur sehr schwer kontrolliert werden. Es findet ein Aufstand statt, wenn du versuchst, diesen sexuellen Impuls zu kontrollieren. Konstantes Japa und Meditation während einer langen Periode sind notwendig, um die sexuelle Energie in spirituelle Kanäle zu leiten. Eine komplette Sublimation (Umwandlung) der sexuellen Energie in Ojas (Ojas = spirituelle, sublimierte Energie – die Sublimation wird später noch ausführlich erklärt) ist erforderlich. Nur dann kannst du vollkommen sicher sein, dass die sexuelle Energie nicht durch irgendein Schlupfloch entweicht. Nur dann wirst du in Samadhi (Erleuchtung) fest verankert sein, da der Geschmack am sinnlichen Genuss völlig verschwindet. Geduld, Wachsamkeit, Ausdauer und rigoroses Sadhana (spirituelle Praxis) sind notwendig, um die sexuellen Antriebe auszurotten und vollkommene Reinheit im Gedanken, Worten und in der Tat zu erreichen. Brahmacharya und geistige Reinheit können nur durch konstante Bemühungen erreicht werden. Sie können nicht an einem Tag oder in einer Woche erreicht werden. Die Sinneslust ist zweifellos sehr mächtig. Sie ist gewissermaßen dein Todfeind. Aber dein ebenso mächtiger Freund, ist der Name des Herrn. Er wird die Lust mitsamt seiner Wurzeln ausrotten. Darum rezitiere und singe: „Ram, Ram, Ram“. (Ram(a) ist der Name Gottes.)
Die yogische Praxis und Meditation vermindern oder verdünnen den sexuellen Wunsch in einem sehr großen Ausmaß. Aber auch die Selbstverwirklichung kann vollkommen die sexuellen Wünsche und Eindrücke des Unterbewusstseins auslöschen. Wie die Bhagavat Gita (hinduistische „Bibel“) mit Recht unterstreicht: „Die Objekte der Sinne wenden sich vom abstinent lebenden Mann ab, der das sinnliche Verlangen hinter sich lässt. Aber das Verlangen verschwindet ebenso, wenn er Selbstverwirklichung erreicht.“ Der sexuelle Drang ist eine kreative Kraft. Wenn du nicht durch spirituelle Ideale angeleitet wirst, wird es schwierig, den sexuellen Instinkt zu kontrollieren. Leite die sexuelle Energie in höhere spirituelle Kanäle. Dieser Vorgang nennt sich Sublimation. Dabei wird sexuelle Energie in göttliche Energie umgewandelt. Die komplette Auslöschung der Sinneslust kann nicht nur durch persönliche Bemühungen erfolgen. Sie kann nur durch die Anmut Gottes vollendet werden.
3. Die Intensität der Begierden
Leidenschaft ist ein sehr starker Wunsch. Schon ein milder Wunsch wird durch häufige Wiederholung oder durch häufigen Genuss zu einer starken Leidenschaft. Im breitesten Sinne versteht man jeden starken Wunsch als Leidenschaft. Religiöse Menschen haben eine Leidenschaft zu Gott. Schriftsteller haben die Neigung, Romane zu schreiben. Sie tun das oft mit großer Leidenschaft. Ebenso gibt es die Leidenschaft, religiöse Bücher zu lesen. Aber im allgemeinen Sprachgebrauch, bedeutet Leidenschaft Sinneslust oder einen starken sexuellen Appetit. Dies ist eine physische Begierde nach sexueller oder sinnlicher Befriedigung. Wenn eine sexuelle Handlung sehr häufig wiederholt wird, wird der Wunsch nach weiteren sexuellen Handlungen sehr groß und stark. Der sexuelle Instinkt oder der Fortpflanzungsinstinkt im Mann fordert ihn auf, sich durch sexuelle Handlungen für den Fortbestand der menschlichen Rasse zu engagieren. Leidenschaft ist das instinktive Drängen zur Artenerhaltung. Leidenschaft ist aber ebenso ein Produkt der Unwissenheit. Sie ist eine negative Haltung des Unbewusstseins. Atman, die Seele, dagegen, ist ewige Reinheit und Vollkommenheit. Avidya Shakti, die göttliche Energie der Unwissenheit, hat die Gestalt der Leidenschaft angenommen, um uns das Universum, der aus göttlicher Sicht wie ein Spiel betrachtet wird, in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen. So findet man zum Beispiel in der heiligen Schrift des „Chandipath“ die Aussage: „Ich verbeuge mich vor der Göttin, die die Gestalt der Leidenschaft in allen diesen Wesen angenommen hat.“
Sogar Brahma, der Schöpfer, kennt offenbar nicht den genauen Sitz, der Leidenschaft. In der Bhagavad Gita findest du es erwähnt, dass die Sinne, der Verstand und der Gedanke die Sitze der Leidenschaften sind. Die Wünsche durchdringen offenbar den gesamten Körper. Jede Zelle, jedes Atom, jedes Molekül, jedes Elektron ist offensichtlich von Leidenschaften durchdrungen. Im Ozean der Leidenschaften sind offensichtlich Unterströmungen, Gegenströme und Zwischenströme zu finden. Du musst jeden von ihnen vollständig vernichten. Leidenschaft ist eine Neigung, die aus dem Verstand entsteht, wenn die Unruhe vorherrscht. Ungesunde Nahrung wie Fleisch, Fisch und Eier, aufreizende Kleider und eine unruhige Art zu Leben, betörende Gerüche, erotische Romane, Filme, Gespräche und andere sinnliche Dinge, schlechte Gesellschaft, Alkohol, Rauschmittel aller Art und Tabak regen die Leidenschaften an.
3.1 Leidenschaften in der Kindheit, in der Jugend und im Alter
Die Leidenschaften sind als Same in den Jungen und Mädchen bereits angelegt. Aber er bereitet ihnen keine Sorgen. Genau so wie der Baum bereits im Samen enthalten ist, so ist die Leidenschaft bereits in den Kindern angelegt. In alten Männern und Frauen dagegen, wird die Leidenschaft unterdrückt. So kann sie keinen Schaden anrichten. Nur den jungen Männern und Frauen bereitet die Leidenschaft Probleme. Sie werden vielfach zu Sklaven der Leidenschaft. Oft sind sie vollkommen hilflos dieser Leidenschaft ausgeliefert. Es gibt keinen großen Unterschied in der Sexualität zwischen einem Mann und einer Frau, einem Jungen und einem Mädchen, wenn sie sehr jung sind. Kommen sie aber in die Pubertät, dann gibt es eine bedeutende Veränderung. Gefühle, Gesten, Körper, Gang, Gespräche, Blicke, Bewegungen, Stimme und Benehmen, alles verändert sich. Der vollständige Mangobaum, mit allen seinen Zweigen, Blättern und Früchten, ist bereits in einer subtilen Form im Samen enthalten. Es dauert seine Zeit, bis der Baum in voller Blütenpracht erblüht. Ebenso lauert die Begierde der Sinneslust in einem jungen Mann von achtzehn Jahren, der dann bis zu seinem fünfundvierzigsten Lebensjahr seinen Leidenschaften nachgeht, um dann allmählich etwas kürzer zu treten. Verschiedene Formen falschen und unverantwortlichen Handelns ist oft bei Menschen dieser Altersgruppe anzutreffen. Dieses ist die kritischste Periode im Leben des Menschen.
Anmerkung Übersetzer:
Wie früh bei jungen Männern offensichtlich die sexuelle Fixierung eintritt, zeigt folgende Aussage: „Einige Untersuchungen ergaben, dass nur bei rund 13 Prozent aller untersuchten Pubertierenden eine erste Ejakulation als nächtliche Pollution auftrat.“ Mit anderen Worten, schon vor der eigentlichen Geschlechtsreife, also quasi noch im Kindesalter sind 87 Prozent aller Jungen sexuell aktiv. Man könnte auch sagen, die Sexsucht beginnt bereits im Kindesalter und hält dann meistens ein Leben lang an. Die meisten Menschen aber glauben, diese Fixierung auf die Sexualität sei naturgegeben. Dabei haben sie sie erst durch ihr eigenes Verhalten hervorgerufen. Ein Erleuchteter hat kein erotisches Begehren.
3.2 Sexuelle Gedanken in Weisen, Spirituellen und Familienvätern
In einem Jnani (Yogi des Wissens), einem befreiten Weisen, sind die sexuellen Wünsche vollkommen beseitigt. Bei einem Sadhaka, einem spirituellen Schüler, bleiben die sexuellen Wünsche sehr kontrolliert. Bei einem Familienvater dagegen, können die sexuellen Wünsche großen Schaden anrichten, wenn sie nicht kontrolliert werden. Die Leidenschaften äußern sich beim Familienvater in einer verstärkte Begierde, der er nicht immer widerstehen kann. Er fühlt sich immer wieder wegen seines schwachen Willens und seiner Unentschlossenheit zur Sinnlichkeit hingezogen. Bei einem Jnani, einem Weisen, treten keine sinnlichen Gedanken auf. Bei ihm gibt es keinen Unterschied in seiner Empfindung, egal ob er ein hübsches junges Mädchen, ein Kind oder eine alte Dame sieht. Er sieht ein ewiges, unsterbliches Selbst in einer Frau und einem Mann. Er hat kein unterschiedliches Empfinden, egal, ob er ein Buch, einen Stapel Holz, einen Stein oder den Körper einer Frau berührt. Es gibt keinerlei erotische Gedanken in einem Jnani. In dieser Verfassung sollte das Bewusstsein eines Menschen sein, der Brahmacharya praktiziert. Bei einem spirituellen Schüler gibt es gelegentliche sexuelle Gedanken, aber sie werden unter Kontrolle gehalten. So können sie keinen Schaden bei ihm anrichten.
Ein leidenschaftlicher Familienvater wird jedoch häufiger ein Opfer seiner Sinneslust. Ein leidenschaftlicher Mann sehnt sich nach permanenter Gesellschaft einer Frau. Der Wunsch nach Sex ist tief in ihm verwurzelt. Dieser Wunsch ist normalerweise sehr stark. Er möchte, dass seine Frau ihm alle Wünsche erfüllt. Nur dann ist er zufrieden. Dies ist das Ergebnis seiner Leidenschaft. Solche Personen sind für spirituelle Wege normalerweise vollkommen ungeeignet. Hat sich bei einem Mann Leidenschaftslosigkeit eingestellt, dann wird er nicht mehr zum Opfer der Sinneslust. Wenn man Zitronesaft oder Tamarindesaft in eine goldenen Schale füllt, dann verderben sie nicht. Füllst man sie dagegen in einen Kupfer- oder Messingbehälter, dann verdirbt der Saft und wird giftig. Erwachen in einer Person, die regelmäßig meditiert, sinnliche Gedanken, dann werden sie ihn nicht beunruhigen oder in leidenschaftliche Aufregung versetzen. Wenn solche Gedanken aber in einer Person mit unreinem Verstand auftreten, dann herrscht dort sofort große Aufregung, sollten sie zufällig auf sinnliche Objekte stoßen. In der großen Mehrheit der Menschen ist das sinnliche Begehren sehr stark ausgeprägt. Sie haben extremes sexuelles Verlangen. Bei einigen kommt der sexuelle Wunsch gelegentlich, klingt aber schnell wieder ab. Dann entsteht nur eine kurze Aufregung. Mit der geeigneten spirituellen Methode, kann auch diese Aufregung beseitigt werden.
Obwohl eine Frau sehr sanft und weich erscheint, kann sie dennoch sehr grob und rau und deutlich männlich sein, wenn sie verärgert wird. Die weibliche Anmut verschwindet, wenn sie unter den Einfluss des Zorns, des Protestes, der Wut und des Grolls kommt. Hast du jemals Frauen gesehen, die in den Straßen miteinander kämpften? Frauen sind eifersüchtiger als Männer. Sie besitzen eine stärkere Bindung und Leidenschaft. Sie sind viel leidenschaftlicher als Männer. Frauen haben mehr Energie und Ausdauer. Sie sind emotionaler. Männer sind dagegen rationaler. Obwohl Frauen leidenschaftlicher sind als Männer, haben sie dennoch mehr Beherrschung als Männer. Nachdem sie einen Mann angelockt haben, halten sie auf eine Art still. Der wirklich Handelnde ist der Mann. Er ist aggressiv. Er ist es, der die verbotene Frucht zuerst kosten darf. Er ist der Aktive. Er gerät außer Kontrolle und verliert seinen Verstand und sein Urteilsvermögen, wenn er unter dem Einfluss der Leidenschaft steht. Sobald ein Mann in die Falle zappelt, in dem Netz, das von der Frau gesponnen wird, gibt es für ihn kein Entweichen. Die Frau dagegen ist passiv. Sie reizt ihn und spielt mit seinen Illusionen. Sie entflammt ihn und setzt sein Herz in Brand. Sie lächelt, blickt ihn verliebt an und hält dann still. Sie wartet. Der Mann ist der Angreifer. Er ist der wahre Schuldige.
Der Mann ist der wahre Verführer. Er übertritt die Regeln. Alle Frauen würden zu Miras, Madalasas und Sulabhas, verehrten Persönlichkeiten der Mythologie werden, gäbe es da nicht die gemeine Natur des Mannes. Er muss zuerst verbessert und geformt werden. Er hat nicht soviel Selbstbeherrschung, wie Frauen sie normalerweise besitzen. Man sagt, Frauen sind achtmal leidenschaftlicher als Männer, aber sie besitzen achtmal mehr Stärke in der Steuerung der sexuellen Antriebe. Dieses ist die Schwäche des Mannes, obwohl er einer Frau physisch und intellektuell überlegen sein kann. Frauen schmeicheln, überreden und verleiten dich. Sie sind Expertinnen in der Kunst der Schmeichelei. Sie machen dich durch ihre gewinnenden Redewendungen, Tätigkeiten, durch ihren jugendlichen Charme, ihre koketten flüchtigen Blicke und Gesten und durch ihr Lächeln zum Sklaven. Einen beträchtlichen Teil deines Lebens hast du mit der Jagd nach der Sinneslust vergeudet. Frauen können für kurze Zeit ganz bezaubernd aussehen. Diese Schönheit kann aber auch sehr schnell wieder vergehen. Vor diesen Versuchungen, die dich durch ihre Schmeicheleien einwickeln, solltest du aufpassen. Verbringe deine restlichen Tage lieber an den heiligen Sandbänken des Ganges mit leisem Japa und in der Meditation.
Das Skorpion hat das Gift in seinem Schwanzende, die Kobra in ihren Reißzähnen, der Moskito in seinem Speichel und der Phrasendrescher auf seiner Zunge. Frauen können dich mit ihren Blicken verführen. Sie senden Botschaften der Zuneigung zu lüsternen jungen Männern und durchbohren mit ihren verführerischen Blicken ihr Herz und entflammen die Leidenschaften. Aber sie können keinen Schaden bei einem aufmerksamen Weisen anrichten, dessen Aufmerksamkeit auf das Sat-Chit-Ananda (Sein-Bewusstsein-Seligkeit) und die reine Natur des Atman gerichtet ist. Es gibt Zungen und telegraphische Instrumente in den Augen junger leidenschaftlicher Frauen. Sie schicken durch ihre lächelnden flüchtigen Blicke leidenschaftlichen jungen Männern ihre Liebespfeile und Liebesbotschaften, ziehen sie dadurch in ihren Bann und bezaubern sie. Diese jungen Männer, die kein Unterscheidungsvermögen besitzen, werden durch solche Liebesbotschaften zum Opfer ihrer Leidenschaften. Sie werden zum Schoßhündchen junger Frauen, selbst wenn sie eine akademische Ausbildung, eine hohe Position und einen Titel besitzen. Was für eine Schande!
Der Grund für dieses Verhalten des Mannes liegt darin, dass sein Wille und sein Intellekt offensichtlich versagen. Oh, ihr Yogaschüler, haltet euch von den Frauen zurück, solange ihr nicht im Brahmacharya gefestigt seid. Ihr solltet euer nobles ideales Leben nicht für die flüchtigen Momente mit einer bezaubernden Frau opfern. Denkt an die Beschaffenheit des Körpers. Das, was heute noch so begehrlich erscheint, kann morgen schon allen Glanz verloren haben. Vergegenwärtigt euch das Bild des toten Körpers einer Frau oder ihres Skeletts, wann immer euch die Leidenschaft überfällt. So werdet ihr allmählich an Stärke gewinnen und die Leidenschaft besiegen. Die Leidenschaftslosigkeit wird sich immer weiter ausbreiten. Die Ursache für die sexuelle Anziehung zu den Frauen ist das Vorhandensein von unbewussten subtilen Wünschen und von sinnlichen Begierden im Verstand. Löscht sie aus. Dann haben sie keine Anziehungskraft mehr. Diejenigen, die auf Frauen und Geld verzichtet haben, haben auf die Welt verzichtet.
3.4 Die enthaltsam lebenden Dani aus Neuguinea
Die Dani sind ein Volk aus Neuguinea (Nord-Zentral-Iran Jaya, Indonesien, nördlich von Australien), mit 370.000 Einwohnern. Sie hatten in den ersten beiden Jahren nach der Heirat keinen Geschlechtsverkehr und lebten für 4 bis 6 Jahre nach der Geburt eines Kindes vollkommen enthaltsam. Vorehelicher und außerehelicher Geschlechtsverkehr sind praktisch unbekannt, und es gibt scheinbar keine Homosexualität oder andere sexuelle Formen der sexuellen Befriedigung (Onanie). Darüber hinaus scheint niemand irgendwelche Anzeichen von Unglück oder Stress zu zeigen. Übermenschen? Eine Erfindung, die der Phantasie eines Science Fiction Autors entsprungen ist? Tatsächlich leben die Dani ziemlich schön, im großartigen Tal von Westirian (früher West-Neuguinea), wo sie für 2 ½ Jahre von Karl Heider, einem Anthropologe von der Universität South Carolina (USA), studiert wurden. Heider, der an den amerikanischen Universitäten von Harvard, Brown und Stanford lehrte, beschreibt das enthaltsame sexuelle Verhalten der 5.000 Mitglieder des Stammes in der aktuellen Ausgabe des „The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain“.
Er fand keine starken Bestrafungen gegen sexuelle Betätigungen oder irgendeine brauchbare Erklärung für eine unterentwickelte Libido (sexuelles Verlangen) der Dani. Nach der Befragung, sagten die Stammesangehörigen, die Verletzung der Enthaltsamkeit nach der Schwangerschaft würde Probleme mit den Geistern des Stammes verursachen. Dennoch wirkten die Dani keineswegs gezwungen gegenüber ihren Geistern, und Heider stellt fest, dass die Befolgung dieser übernatürlichen Bestimmungen als ziemlich zwanglos verstanden werden muss. Das Dani scheinen einfach keinen größeren Drang zu kennen, weder sexuell noch in anderer Weise. Es gibt kaum starke Gefühle, wenig künstlerische Ambitionen und nur wenig Streit. Anstatt seiner Wut Ausdruck zu verleihen, entfernt sich der Dani lieber von der belastenden Situation. Kriege haben, laut Heider, den emotionalen Charakter der Rotwildjagd in Amerika. Die Krieger unterhalten sich eine längere Zeit, kämpfen dann eine Stunde lang, und setzen danach die Unterhaltung fort. Wut und Rache spielen dabei nur selten eine Rolle. Die Dani wollen einfach nur ihre Geister besänftigen und den Kampf so schnell wie möglich beenden. Ihr einzig wirkliches Interesse gilt der Schweinehaltung und dem Anbau der Süßkartoffel.
Heider kann es sich nicht erklären, warum das Energieniveau der Dani so „niedrig“ ist. Der Stamm scheint eine niedrige Kindsterblichkeitsrate, eine ausreichende Ernährung und keine ernsten Krankheiten zu haben. Heider glaubt nicht, dass genetische oder biologische Faktoren die Ursachen für dieses „niedrige Energiesystem“ der Dani sind, sondern dass sie kulturell bedingt ist. Wenn das so ist, dann müsste die westliche Theorie über den angeborenen sexuellen Trieb, der vor allen Dingen von Freud postuliert wurde, neu überdacht werden.
Ein Bericht aus dem Time Magazine – Montag, Aug. 2, 1976(Abschnitt 3.4 ist nicht aus dem Buch Swami Sivanandas. Ich habe ihn hier zur allgemeinen Information eingefügt. – Der Übersetzer.)
4. Sex ist eine Einbildungskraft
Sex ist der Unterschied zwischen Mann und Frau. Es ist eine mentale Schöpfung. Es ist eine Schöpfung des Geistes, eine Phantasie. In den fünf Elementen, aus denen der Körper besteht, gibt es keinen Sex. Der menschliche Körper besteht aus fünf Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere bzw. Äther). Woher kommt also die Idee vom Sex? Die Sexualität ist eine Illusion. Sie ist ein Trick des Geistes. Sie ist eine Gaukelei der Maya, der Täuschung. Die Idee vom Sex ist tief in uns verwurzelt. Der Mann wird niemals denken, dass er eine Frau ist. Und die Frau wird niemals denken, dass sie ein Mann ist. Für einen befreiten Weisen, besteht die Welt nur aus Brahman (Gott). Für einen leidenschaftlichen Mann ist diese Welt voller Frauen, die erobert werden wollen. Er verliebt sich in einen hölzernen Pfosten, um den ein seidenes Kleid oder ein hübsches Tuch mit einer attraktiven Umrandung gewickelt wurde. Leidenschaft ist ein schrecklicher Fluch. Steht ein Mann unter dem Einfluss der Leidenschaft, dann zerstören der sexuelle Impuls und die Aufregung sein Verständnis und machen ihn ziemlich hilflos.
Ein Familienvater, der das Leid des Samsara, des Rades von Tod und Wiedergeburt, verstanden hat, ist bemüht, das samsarische Leben zu beenden. Er wird zum Brahmachari. Ein Junggeselle dagegen, der sich vorstellt, wie einsam das Leben ohne Frau und Kinder sein könnte, wird versuchen, zu heiraten. Dahinter steht Maya, die Illusion, die uns zu täuschen versucht. Es ist ein mentaler Trick. Man sollte sich davor hüten. Ein leidenschaftlicher Junggeselle wird immer denken: „Wann kann ich endlich mit einer Frau zusammen leben.“ Ein leidenschaftlicher Familienvater, in dem die Unterscheidungskraft gedämmert hat, denkt: „Wann kann ich mich endlich ablösen von den sinnlichen Begierden zu meiner Frau und mich in die Wälder zur Betrachtung des Atman zurückziehen?“ Man sollte einmal über den Unterschied nachdenken.
Tausende von jungen Akademikern und jungen Doktoren kommen zu mir mit Tontöpfen in ihren Händen, bekleidet in den orangefarbenen Roben, in der Suche nach Höhlen in Uttarakashi und in Gangotri für tiefe Meditation und in der Praxis von Pranayama. Und einige junge Studenten aus der wissenschaftlichen Forschung gehen nach Punjab und Kaschmir in seidenen Hosenanzügen mit steifem Kragen auf der Suche nach Mädchen für die Heirat. Gibt es Vergnügen oder Schmerz in dieser Welt? Wenn es Vergnügen gibt, warum ziehen sich dann die jungen gebildeten Männer in Wälder zurück? Wenn es Schmerz gibt, warum laufen junge Männer dann dem Wohlstand, den Frauen und beruflichen Position hinterher? Maya ist wirklich geheimnisvoll. Versuche das Rätsel des Lebens und das Rätsel des Universums zu verstehen.
4.1 Schönheit ist ein Trick der Natur
Maya, die Illusion, die Täuschung, führt den Verstand permanent in die falsche Richtung. Die Frau ist nicht schön, aber in der Phantasie ist sie schön. Der Zucker ist nicht süß, aber in der Phantasie ist er süß. Nahrung ist nicht schmackhaft, aber in der Phantasie ist sie schmackhaft. Der Mann ist nicht schwach, aber in der Phantasie ist er schwach. Verstehe die Natur der Maya, der Täuschung und des Verstandes und lerne daraus. Zügele deine Phantasie durch Unterscheidungskraft und rechtes Denken und Ruhe im Brahman, wo es weder Phantasie noch Gedanken gibt. Schönheit und Hässlichkeit sind falsche Phantasien des Verstandes. Der Verstand selbst ist ein illusorisches Produkt. Auffassungen des Verstandes müssen folglich auch falsch sein. Sie sind wie Trugbilder in der Wüste. Was für dich schön ist, ist für andere hässlich. Schönheit und Hässlichkeit sind relative Bezeichnungen. Schönheit ist nur ein Geisteskonzept, eine Geistesprojektion. Sie ist wie ein zivilisierter Mann, der viel von der Symmetrie der Form, den guten Eigenschaften des würdevollen Ganges sowie der Eleganz von weisen und würdevollen Formen, spricht.
Ein Afrikaner hat bestimmt ganz andere Vorstellungen über Schönheit, als ein Amerikaner, ein Europäer oder ein Asiate. Wahre Schönheit ist nur im Selbst, in Gott. Schönheit liegt im Verstand und nicht in den Objekten. Mangos sind nicht süß, die Idee von der Mango ist süß. Es sind alles nur Gedanken. Es sind alles nur geistige Täuschungen, geistige Auffassungen, geistige Kreationen, geistige Schöpfungen. Zerstöre die Gedanken und die Schönheit verschwindet. Der Ehemann dehnt seine Idee der Schönheit auf seine weniger hübsche Frau aus, und findet sie dank seiner Leidenschaft auf einmal sehr attraktiv. Shakespeare hat dieses zu Recht in seinen „Mitt-Sommer-Nachts-Träumen“ ausgedrückt: „Amor wird blind gemalt. Er findet die Schönheit Helens in der Augenbraue von Ägypten“. Die Wünsche und der Verstand täuschen dich jeden Moment. Sie sind deine wirklichen Feinde. Schönheit ist ein Produkt der geistigen Schöpfung. Schönheit ist ein Produkt der Phantasie. Eine hässliche Frau sieht in den Augen ihres Ehemanns vielleicht sehr schön aus. Wo ist die Schönheit, meine lieben Freunde, in der verrunzelten Haut einer alten Frau geblieben? Wo ist die Schönheit, wenn deine Frau krank und bettlägerig ist? Wo ist die Schönheit, wenn deine Frau wütend oder ängstlich ist?
Schönheit im Gesicht ist eine bloße Betrachtung. Die unverdorbene Schönheit, der Jungbrunnen der Schönheit, kann nur im Atman gefunden werden. Du hast den Ursprung der Schönheit vergessen und klammerst dich an die Scherben eines zerbrochenen Glases. Was für ein Fehltritt hat dich verleitet, das Leben durch deine unreinen Gedanken, deinen unreinen Verstand, deinen unreinen Geist und deine unreine Lebensweise zu betrachten? Hast du diesen Fehler mittlerweile erkannt? Bist du bereit, deine Augen wenigstens jetzt zu öffnen? Eine schöne Frau ist sehr bezaubernd. Sie ist sehr süß, wenn sie jung ist, wenn sie lächelt, wenn sie ein schönes Kleid trägt, wenn sie singt und auf dem Klavier oder der Violine spielt oder wenn sie tanzt. Aber sie ist schrecklich zu betrachten, wenn sie ihr Temperament verliert, wenn sie mit ihrem Ehemann streitet und hysterisch wird, weil sie keine seidenen Kleider und Goldketten bekommt, wenn sie an einer Krankheit leidet oder wenn sie alt wird.
Für einige Jahre schenkt die Natur der Frau die Schönheit, den Charme und die Eleganz, so dass sie die Herzen der Männer gefangen nehmen kann. Schönheit ist nur oberflächlich. Sie wird schon bald verblassen, das Haar wird Grau und die Haut wird bald mit Falten übersät sein. Der Schneider, der Weber, der Sticker, der Frisör, der Kosmetiker und der Goldschmied schenken uns äußere Attraktivität. In seiner Aufregung, Verliebtheit und Verblendung, übersieht der Mann mitunter diesen Punkt. Dies ist Maya, die Illusion. Vertraue niemals dieser Maya. Vorsicht, Mann, wach auf. Entdecke die Schönheit der Schönheit, die in dir ist, die dein innerstes Selbst ist. Hast du jemals darüber nachgedacht, von welcher grundlegenden Beschaffenheit die Frauen sind, die die Sinneslust in dir wachrufen? Ein Bündel Knochen, Fleisch, Blut, Urin, Fäkalien, sowie Schweiß, Schleim und anderer Schmutz! Willst du es zulassen, dass solch ein Bündel der Meister deiner Gedanken wird? Willst du dein Geburtsrecht auf ewigen Glück und Frieden für solch eine flüchtige Sinnestäuschung verschenken? Schande über dir, wenn du diese Torheit nicht erkennst. Sollten dein Wille, deine Vernunft und dein mangelndes Unterscheidungsvermögen, dir solch ein unrühmliches Ende bereiten? Hast du nicht verstanden, dass körperliche Schönheit nur äußerlich ist und an der Gnade der Gesundheit und der Jugend gebunden ist?
4.2 Irreführende Beschreibungen der Schönheit einer Frau
Poeten haben die Schönheit der Frauen beschrieben. Aber diese Dichter sind fehlgeleitete Menschen, die junge Männer auf den falschen Pfad führen. Beschreibungen wie „Jungfrauen mit dem bezaubernden Blick“, „ein Gesicht wie der Mond“ oder „rosige Wangen und Honiglippen“ sind irreführend. Wo bleibt die Schönheit im toten Körper, bei alten oder kranken Frauen? Wo ist die Schönheit geblieben, wenn eine Frau wütend ist? Du bist dir dessen bewusst und doch haftest du ihren Körpern an! Bist du nicht ein unverbesserlicher Narr? Die Schönheit einer Frau ist falsch, künstlich und vergänglich. Wirkliche Schönheit ist rein und ewig. Der Atman ist die Quelle aller Schönheit. Seine Schönheit ist ewig und rein. Es ist der Schmuck, die seidenen Kleider mit phantasievollen Spitzen und Säumen, das Verzieren der Haare mit goldenen Haarnadeln oder Blumen, der Gebrauch von Puder und Parfüm, der Lippenstift und die Wimperntusche, die den Frauen eine vorübergehende Schönheit und ein künstliches Glitzern verleihen. Beraube sie ihres Gesichtspuders, ihres Schmuckes und ihrer farbenprächtigen Kleider und bitte sie, ein einfaches weißes Tuch zu tragen. Wo bleibt dann die Schönheit? Die äußere Schönheit ist nur eine Illusion.
Dichter beschreiben in ihren phantasievollen, leidenschaftlichen Stimmungen, dass Honig von den Lippen einer jungen, schönen Frau fließt. Entspricht das der Realität? Was siehst du wirklich? Die übelriechende Zahnspange, den unangenehmen Gerüche des Rachen, das Sabbern des Speichels in der Nacht. Ist es das, was die Poeten mit Honig und Nektar beschreiben? Und doch, der leidenschaftliche, lüsterne und sexberauschte Mann schluckt diese schmutzigen Ausscheidungen, wenn er unter dem Einfluss der sexuellen Erregung ist! Gibt es etwas, das abscheulicher ist als dieses? Sind diese Poeten nicht mit schuld, wenn sie solche falschen Beschreibungen geben, die so große Zerstörungen bei den leidenschaftlichen jungen Männern verursachen? Hinter der glänzenden Haut gibt es das rohe Fleisch. Hinter dem Lächeln einer jungen Dame ist ein verstecktes Stirnrunzeln und ärger. Hinter den rosigen Lippen lauern die Mikroben der Krankheiten. Hinter der Sanftheit und den freundlichen Worten stehen oftmals versteckte raue Wörter und Beschimpfungen. Das Leben ist flüchtig und, O leidenschaftlicher Mann, unsicher! Lerne die Schönheit des Atman im Herzen verwirklichen. Der Körper ist der Wohnsitz für Krankheiten. Das Netz der Zuneigung wird durch Genuss verstärkt. Es schlingt sich wie eine stark geknotete Schnur um deinen Nacken. Ohne ihre Haut, ohne ihre bunten Kleider, ohne ihren Schmuck bleibt nicht viel von der Frau. Stelle dir für einen Moment vor, sie hätte keine Haut. Du musst mit einem Stock an ihrer Seite stehen, um die Krähen und Geier fortzujagen. Körperliche Schönheit ist oberflächlich, illusorisch und vergänglich. Lass dich nicht durch Äußerlichkeiten blenden. Es ist eine Gaukelei der Maya. Geh‘ zur Quelle, zu Atman, der Schönheit der Schönheiten, der ewigen Schönheit.
4.3 Die Leidenschaft blendet den Intellekt
Sexuelles Vergnügen ist eine Illusion. Es ist eine Täuschung. Es ist nicht wirklich ein Vergnügen. Es ist nur ein Nervenkitzel. Alle weltlichen Vergnügen erscheinen am Anfang als Nektar. Aber am Ende werden sie zu Gift. Denke darüber nach, O Saumya, mein geliebter Sohn! Lass dich nicht von sinnlichen Impulsen und von der Leidenschaft entführen. Am Ende sind die Menschen traurig. Frag‘ jeden Familienvater, ob er auch nur einen Jota Glück in seinem Leben findet. Die Fliege fliegt zum Feuer oder zur Lampe, denkt, dass es eine Blume ist, und verbrennt sich daran. Ebenso läuft der leidenschaftliche Mann einer hübschen Frau nach, denkt, dass er dort das wahre Glück findet, und verbrennt im Feuer der Leidenschaft. Ebenso, wie die Seidenraupe sich in ihrem selbstgesponnenen Kokon einwickelt, so hast auch du dich in die Maschen deiner sinnlichen Wünsche eingesponnen. Zerschneide die Maschen durch das Messer der Unterscheidungskraft und steige auf den Flügeln der Hingabe und des Wissens ins Reich des ewigen Friedens.
Ein leidenschaftlicher Mann ist ein blinder Mann. Obwohl er ein Intellektueller sein kann, wird er blind, wenn er unter dem Einfluss der sexuellen Erregung steht. Sein Intellekt erweist sich als unbrauchbar, wenn er unter dieser Art der Blindheit leidet. Er ist bemitleidenswert! Satsanga (das Zusammensein mit Weisen), Gebet, Japa, Studium und Meditation rotten diese entsetzliche Krankheit aus und schenken ihm das Licht der Weisheit. Es gibt kein Sex in den Körpern. Aber es gibt den Verstand im Körper, der den Sex entstehen lässt. Es gibt Geistesschöpfungen, Wünsche und Phantasien im Verstand. Und diese Phantasien, dieser Wunsch nach Sinneslust ist ein sexueller Wunsch. Bringst du dieses Bündel an Phantasien zum Schweigen, so schweigt auch die Sinneslust. Dann endet das sinnliche Begehren. Du hast die Lust besiegt. Die Sexualität ist eine geistige Schöpfung. Die Maya (Illusion) und die Unwissenheit sind nichts anderes als die Täuschung der Verkörperung der Sexualität, der Vorstellung, die Sexualität manifestiere sich im Körper. Die ganze spirituelle Praxis wird ausgeführt, um diese eine Idee zu zerstören. Allein durch die Beseitigung dieser einen Idee erlangt man Befreiung.
5. Der verhängnisvolle Nachteil des sexuellen Genusses
Das am stärksten entkräftende und entmutigende Vergnügen ist das sexuelle Vergnügen. Es geht einher mit Schmerzen, Schwächen, Anhaftungen, mit einem schwachen Willen, einer Sklavenmentalität, mit großer Anstrengung im Kampf gegen die sinnliche Begierde und mit Nervosität. Aber sinnliche Menschen kommen niemals zur Vernunft, obwohl sie harte Schläge, Tritte und Prügel aus allen Richtungen beziehen. Der streunende Straßenhund schleicht sich immer wieder in die Häuser, obwohl er dort jedes mal mit Steinen beworfen wird. Bedeutende westliche Mediziner sagen, dass verschiedene Arten von Krankheiten aus dem Verlust des Samens entstehen, besonders im jungen Alter. Sie zeigen sich als Blutgeschwüre auf dem Körper, Bläschen oder Akne auf dem Gesicht, als blaue Linien unter den Augen, als Fehlen von Barthaaren, als eingefallene Augen, als Bleichgesicht mit Blutarmut, als Gedächtnisverlust, als Verlust des Sehvermögens, als Kurzsichtigkeit, als Verlust des Samens zusammen mit dem Urin, als Vergrößerung der Hoden, als Schmerz im Hoden, als Erschöpfung, Schläfrigkeit, Trägheit, Depression, Herzklopfen, als Atemnot oder Schwierigkeit mit der Atmung, als Schwindsucht (Tuberkulose), als Rückenschmerzen, Lendenschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, als schwache Nieren, als Urinieren im Schlaf, als Wankelmütigkeit, Denkfaulheit, als schlechte Träume, feuchte Träume (Pollutionen), als Unruhe und Rastlosigkeit.
Du solltest dir die schlechten Nachwirkungen des Samenverlustes sorgfältig merken! Die Menschen sind durch das Vergeuden der Samenenergie physisch, geistig und moralisch geschwächt. Dem Körper und dem Verstand fehlt dann die Energie um zu arbeiten. Man verfällt in physische und mentale Lethargie. Du empfindest Schwäche und Erschöpfung. Du möchtest am liebsten zu Milch, Früchten und Aphrodisiakum Zuflucht nehmen, um den Verlust der Energie wieder auszugleichen. Du solltest daran denken, dass diese Dinge diesen Energieverlust niemals ersetzen können. Einmal verloren, ist für immer verloren. Du wirst in einem trostlosen und freudlosen Leben dahinkriechen. Deine körperliche und geistige Stärke wird von Tag zu Tag abnehmen. Die, die viel von ihrem Samen verlieren, werden sehr reizbar. Schon Kleinigkeiten regen sie auf. Diejenigen, die nicht das Gelöbnis des Brahmacharya beachtet haben, werden die Sklaven des Zornes, der Eifersucht, der Trägheit und der Furcht. Wenn du deine Sinne nicht unter Kontrolle hast, riskierst du, dumme Taten zu tun. Der, der diese lebenswichtige Energie vergeudet, wird leicht erregbar, er verliert seine Ausgeglichenheit und lebt in einen Zustand der explosiven Wut.
Wenn ein Mensch wütend wird, benimmt sich er sich unkontrolliert. Er weiß nicht, was er genau tut, während er seine Energie in zornigen Wutausbrüchen und Vorwürfen vergeudet. Er tut alles, was er möchte, aber ohne zu überlegen. Er beleidigt seine Eltern, seine Freunde und selbst Respektspersonen. Es ist folglich erforderlich, dass der Brahmachari, der versucht, spirituelle Fortschritte zu erlangen, diese lebenswichtige Energie konserviert. Die Bewahrung dieser göttlichen Energie führt zu Erreichung eines starken Willens, eines vorbildlichen Verhaltens, zu spiritueller Begeisterung und irgendwann zur Befreiung und Erleuchtung. übermäßiger sexueller Verkehr vermindert diese Energie enorm. Junge Männer kennen vielfach nicht den Wert dieser lebenswichtigen Flüssigkeit. Sie vergeuden diese dynamische Energie durch übertriebene Selbstbefriedigung oder durch übertriebenen Geschlechtsverkehr. Ihre Nerven sind köstlich darüber amüsiert. Sie werden regelrecht berauscht davon. Was für einen Fehltritt sie begehen! Es ist ein Verbrechen, das nach Bestrafung verlangt. Sie sind Mörder des Atman.
Wird diese Energie einmal vergeudet, dann kann sie nie wieder ersetzt werden. Sie ist die leistungsfähigste Energie der Welt. Eine sexuelle Tat erschüttert vollständig das Gehirn und das Nervensystem. Die Menschen glauben fälschlicherweise, dass sie die verlorene Energie zurückgewinnen können, indem sie Milch, Mandeln und Potenzmittel zu sich nehmen. Dies ist ein Irrtum. Du solltest dich bemühen, jeden Tropfen zu konservieren, selbst wenn du ein verheirateter Mann bist. Selbstverwirklichung ist das Ziel. Die Energie, die während eines sexuellen Aktes vergeudet wird, ist gleichwertig mit der Energie, die in 10 Tagen für körperliche Schwerstarbeit aufgewendet wird, oder mit der Energie, die in drei Tagen für Geistesarbeit aufgebracht wird. Erkenne, wie kostbar diese lebenswichtige Flüssigkeit ist! Verschwende diese Energie nicht sinnlos. Bewahre sie mit großer Sorgfalt. Dann wirst du eine wunderbare Vitalität besitzen. Wenn der Samen nicht vergeudet wird, wird er in Ojas Sakti oder geistige Energie umgewandelt und im Gehirn gespeichert. Westliche Mediziner wissen wenig über diesen bedeutsamen Punkt. Die meisten deiner Unpässlichkeiten liegen an der übermäßigen Samenverschwendung.
5.1 Feuchte Träume und normaler Geschlechtsverkehr
Ein sexueller Akt erschüttert das Nervensystem. Das ganze Nervensystem wird durcheinander gerüttelt und aufgewühlt. Es gibt einen enormen Verlust von Energie. Sehr viel Energie wird während des Geschlechtsaktes vergeudet. Dies ist aber nicht so, wenn der Samenerguss während des Schlafes geschieht. In einem feuchten Traum kommt es im wesentlichen nur zu einem Ausfluss der Prostataflüssigkeit.
Anmerkung des Übersetzers:
Ich bin mir nicht sicher, ob die Aussage Swami Sivanandas stimmt, dass bei einer Pollution der größte Teil des Ejakulats aus Prostataflüssigkeit besteht. Immerhin besteht beim normalen Orgasmus der größte Teil des Ejakulats aus der Drüsenflüssigkeit der Samenbläschendrüse. Das Drüsensekret aus der Samenbläschendrüse macht etwa 50 bis 70 Prozent des Ejakulats aus. Die Prostata dagegen liefert nur etwa 10 bis 33 Prozent des Ejakulats (siehe: Sperma). Vielleicht war dieses 1934, als das Buch von Swami Sivananda geschrieben wurde, noch nicht bekannt. Ich habe bei Wikipedia noch etwas gefunden, was meine Vermutung bestätigt: Die Kapsel der Prostata zieht sich ebenso wie das Samenbläschen während der Ejakulation zusammen, so das die Flüssigkeit der beiden Organe vermischt und ausgestoßen wird. Unter Punkt 5.2 und 5.3 wird noch ausführlich auf die männlichen Geschlechtsorgane eingegangen.
Beim Orgasmus des Mannes steigt Samenflüssigkeit aus dem Hoden und dem Nebenhoden (Spermien) über den Samenleiter aufwärts, wird dann mit den Drüsensekreten aus der Samenleiterampulle, der Samenbläschendrüse, der Prostata und der Bulbourethraldrüse (Cowpersche Drüse) vermischt und anschließend durch die Harnröhre ausgeschieden (siehe Bilder unter 5.2 und 5.3). Die Prostata produziert ein milchig-klares Sekret, das gemeinsam mit den Samenzellen, sowie mit den Drüsensekreten aus der Samenleiterampulle, der Samenbläschendrüse und der Bulbourethraldrüse das Ejakulat bildet. Die alkalische Flüssigkeit der Vorsteherdrüse (Prostata) sorgt für die Beweglichkeit der Samenzellen. Ohne dieses Sekret könnten diese die Scheide, in der ein saures Milieu vorherrscht, nicht passieren und in die Gebärmutter aufsteigen.
Ende Anmerkung Übersetzer.
Selbst wenn es bei einem nächtlichen Orgasmus (Pollution) einen Verlust der lebenswichtigen Flüssigkeit gibt, läuft nicht so viel aus. Es tritt also während der feuchten Träume nicht viel Samenflüssigkeit aus. Es ist nur die wässrige Prostataflüssigkeit mit ein wenig Samen, der während der nächtlichen Pollution entladen wird. Wenn ein nächtlicher Samenerguss stattfindet, arbeitet der Verstand auf Astralebene und entführt den physischen Körper in ein aufregendes erotisches Abenteuer. Das ist der Grund, warum der Samenerguss plötzlich stattfindet. Der nächtliche Samenerguss kann möglicherweise nicht einmal einen sexuellen Wunsch anregen. Ein freiwilliger Geschlechtsverkehr dagegen ist für einen aufrichtigen Brahmacharya für seinen geistigen Fortschritt in hohem Grade schädlich. Die Eindrücke durch den Geschlechtsakt dagegen sind normalerweise sehr tief und sie beeinflussen die bereits bestehenden Eindrücke im Unterbewusstsein und sie regen verstärkt die sexuelle Phantasie an. Es ist wie Öl, das ins Feuer gegossen wird. Jeder neue Geschlechtsverkehr wird die Verhaftung an die Sexualität noch weiter verstärken und die Arbeit erschweren, sich von diesen sinnlichen Begierden zu befreien. Du solltest den Geschlechtsverkehr vollkommen aufgeben. Dein Verstand wird versuchen, dich auf vielfältige Weise zu täuschen, indem er dir falsche Ratschläge gibt. Sei alarmiert. Höre nicht auf seine Stimme, höre auf die Stimme des Gewissens, die Stimme der Seele, die Stimme der Unterscheidung.
5.2 Jugend mit blutleeren Gesichtern
Ein großer Anteil an Energie wird während des Geschlechtsaktes vergeudet. Ein schlechtes Gedächtnis, vorzeitige Alterung, Impotenz, verschiedene Augenkrankheiten, verschiedene Nervenkrankheiten, sind die Folgen von schweren Verlust dieser lebenswichtigen Flüssigkeit. Es ist wirklich ein Schock, viele Jugendliche zu sehen, wie sie mit torkelndem Schritt, mit einem blassen und blutleeren Gesicht, infolge des Verlustes dieser lebenswichtigen Samenflüssigkeit, daher gehen, anstelle mit agilen, flinken Schritten hierhin und dorthin, mit der Stärke und der Vitalität eines Eichhörnchens, zu springen. Einige Männer sind so leidenschaftlich und schwach, das sogar der Gedanke, der Anblick oder die Berührung einer Frau einen Samenerguss bei ihnen verursacht. Ihr Los ist bemitleidenswert! Was sehen wir aber in diesen Tagen? Jungen und Mädchen, Männer und Frauen, ertrinken im Ozean unreiner Gedanken, lüsterner Wünsche und sinnlicher Vergnügen. Es ist in der Tat in hohem Grade bedauernswert. Es ist wirklich schockierend, die Geschichten von einigen dieser Jungen zu hören. Viele Schüler und Studenten kommen persönlich zu mir und berichten mir von ihrem bemitleidenswerten Leben, einem Leben aus Trübsinn und Depression durch schweren Samenverlust, resultierend aus Selbstbefriedigung und Geschlechtsverkehr. Ihre Energie der Unterscheidung ist verloren gegangen, infolge von sexuellen Ausschweifungen und lüsterner Berauschtheit. Warum verschwendest du deine Energie für ein kurzes sinnliches Vergnügen, die viele Wochen und Monate brauchte um zu wachsen?
Calcium- und Phosphormangel durch Samenerguss
Die wenigsten wissen um die chemischen Vorgänge beim Geschlechtsverkehr, genauer gesagt, beim Samenerguss, sei er willkürlich herbeigeführt oder als Pollution im Schlaf auftretend. Man hat festgestellt, dass der menschliche Same nicht nur die Hormone der Geschlechtsdrüsen enthält, sondern auch Nährstoffe wie Lecithin, Phosphor, Calcium, Eisen und Vitamin E sowie Cholesterin. Die chemische Zusammensetzung ist ähnlich wie die der Nerven- und Hirngewebe.
Dr. Raymond Bernard schreibt darüber:
»Lorand weist darauf hin, dass Überaktivität der Geschlechtsdrüse mit starker Ausscheidung von Phosphor und Calcium verbunden ist. Während der Pubertät entsteht ein ähnlicher Calcium- und Phosphormangel im Blut, weil unter dem Einfluss des Wachstumshormons die Knochen wachsen und das Skelett sich streckt. Gerade diese beiden Stoffe werden dem Körper durch Samenerguss entzogen.
Havelock Ellis hat die Beobachtung gemacht, dass frühzeitig und ausgiebig Masturbierende im Wachstum zurückbleiben. Der junge Organismus wird über Gebühr beansprucht, bevor er voll entwickelt ist. Laut McCallum und Voegtlin führt Calciumentzug aus den Nervenzellen zu Übererregbarkeit, die nur durch erhöhte Calciumzufuhr beigelegt werden kann. Da beim Samenerguss viel Calcium verloren geht, erklären sich einerseits die nervösen Symptome und andererseits die schwere Müdigkeit nach dem Orgasmus. Das gleiche gilt für den Phosphorverlust. Phosphor ist wesentlich für die Ernährung der Nerven- und Hirngewebe, und ausgesprochener Mangel kann Neurosen und Psychosen verursachen.«
Energieverlust beim männlichen Orgasmus
Wie viel Energie bei einem männlichen Orgasmus verloren geht, geht aus einem Artikel von Mantak Chia hervor: »Jedes mal, wenn der Mann ejakuliert (einen Samenerguss hat), nimmt der Körper an, dass er ein neues Leben zeugen soll. Dem Tao zufolge opfern sämtliche Organe und Drüsen dafür ihre beste Energie. Ein durchschnittliches Ejakulat enthält zwischen 50 und 250 Millionen Spermien. Wenn der Körper diesen Spermavorrat nicht ständig auffüllen muss, kann er der taoistischen Lehre zufolge die eingesparten Energien verwenden, um Körper und Geist zu stärken, um Gesundheit, Kreativität und geistiges Wachstum zu fördern.«
Das, was die Männer als Orgasmus erfahren, sind die 5 bis 10 Kontraktionen der Prostata. Der Samen, der im Hoden produziert wird, wird anschließend im Nebenhoden gelagert. Die Reifezeit der Spermien im Hoden beträgt etwa 72 Tage. Der Nebenhoden dient im wesentlichen zur Lagerung der vom Hoden produzierten Spermien und geht in den Samenleiter über. Beim Samenerguss wird ein wenig Sperma durch Kontraktion des Samenleiters von Hoden und Nebenhoden hinaufgesaugt, wird dann mit den Drüsensekreten der Samenleiterampulle, der Samenbläschendrüse, der Prostataflüssigkeit und dem Sekret der Cowperschen Drüse vermischt und als Ejakulat durch die Harnröhre ausgeschieden.
Bildliche Darstellung:
1. Hoden (paarig vorhanden)
2. Nebenhodengang (paarig)
3. Samenleiter (paarig)
4. Ampulla ductus deferentis (paarig)
5. Samenblase (paarig)
6. Ductus ejaculatorius (paarig)
7. Prostata (einfach)
8. Ausführungsgänge der Prostata (mehrfach vorhanden)
9. Cowpersche Drüsen (paarig)
10. Littré Drüsen (mehrfach)
11. Harnröhre (einfach)
12. Harnblase (einfach)
Vorgänge im männlichen Genitaltrakt
Zum obigen Bild: Hoden (= Bildungsort der Spermien), Nebenhoden (=Lagerplatz der Spermien). Der Ejakulationsweg der Spermien wird durch beide Samenleiter (3), beide Ductus ejaculatorii (6) und die Urethra (11) gebildet. Als Ductus ejaculatorius wird die Passage durch die Prostata in die Urethra bezeichnet. Entlang des Ejakulationsweges fügen verschiedene Drüsen (4+5+7+9+10) ihre Sekrete dem Ejakulat bei.
1. Ductus deferens
2. Ampulla ductus deferentis
3. Vesicula seminalis
4. Ductus ejaculatorius
5. Prostata
6. Ausführungsgänge der Prostata
7. Cowper Drüsen
8. Littre Drüsen
9a.Pars prostatica Urethrae
9b.Pars membranacea Urethrae
9c.Pars spongiosa Urethrae
Männliche Urethra mit akzessorische Drüsen
01. Harnblase (Vesica urinae)
02. Schambein (Ospubis)
03. Penis
04. Schwellkörper (Corpus cavernosum)
05. Eichel (Glans penis)
06. Vorhaut (Präputium)
07. äußere Harnröhrenöffnung
08. Sigmoid
09. Mastdarm (Rectum)
10. Samenblase (Vesica seminalis)
11. Ductus ejaculatorius
12. Vorsteherdrüse (Prostata)
13. Cowpersche Drüse
14. Anus
15. Samenleiter (Vas deferens)
16. Nebenhoden (Epididymis)
17. Hoden (Testis, orchis)
18. Hodensack (Scrotum)
Diese alkalische Flüssigkeit der Vorsteherdrüse (Prostata), ein milchig-klares Sekret, sorgt für die Beweglichkeit der Samenzellen. Ohne dieses Sekret könnten diese die Scheide, in der ein saures Milieu vorherrscht, nicht passieren und in die Gebärmutter aufsteigen. Die Prostata liefert etwa 10 bis 33 % am Volumen der Samenflüssigkeit. Ihr Sekret fungiert dabei als Nährlösung für Samenzellen und enthält alles, was diese auf ihrem beschwerlichen Weg zur Eizelle brauchen: Fruchtzucker zur Verpflegung, Wasser, um darin zu schwimmen, und Säure, welche die Spermien aus ihrer Hodenstarre erweckt. Dazu erhalten Samenzellen die Mineralstoffe Natrium, Kalium, Zink und Magnesium. Nur wenn die Prostata für die richtige Mischung im Ejakulat sorgt, ist die Fruchtbarkeit des Mannes gewährleistet.
Muskelkontraktionen beim männlichen Orgasmus
Bei der Ejakulation werden in der Regel ab Beginn der Pubertät ca. 2 bis 6 ml Sperma (Ejakulat) mit von Mann zu Mann oder Ejakulation zu Ejakulation sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit über koordinierte Kontraktionen des Nebenhodengangs (ductus epidedymidis), des Samenleiters (ductus deferens), der Bläschendrüse (vesicula seminalis), Prostata und Harnröhre (urethra) sowie über die Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur über die äußere Harnröhrenöffnung meist in mehreren Fraktionen – entsprechend der reflexgesteuerten Muskeltätigkeit – ausgestoßen. Bei der Ejakulation sind mehrere Kontraktionswellen der Muskeln dafür verantwortlich, dass die Ejakulation in mehreren Schüben erfolgt.
5.3 Das männliche Sperma (Energieverlust)
Weil immer wieder behauptet wird, ein Orgasmus stelle keinen Energieverlust da, soll einmal der ungeheure Aufwand dargestellt werden, der betrieben wird, um das männlichen Sperma zu produzieren. Das Sperma ist geradezu ein kleines hormonelles Wunderwerk und mit einem Orgasmus wird das Sperma, an deren Produktion sehr viele Drüsen und Organe beteiligt sind, vergeudet. Der Körper muss nun alle seine Energien darauf richten, neues Sperma zu produzieren. Diese Energie geht dem Wohlbefinden, der Vitalität, verloren und der Mensch fühlt sich schlapp, müde und ausgelaugt.
Das Sperma setzt sich aus Spermien, Epithelzellen der Hodenkanälchen und der eigentlichen Samenflüssigkeit, dem Samenplasma, zusammen. Im Schnitt beträgt das Volumen einer menschlichen Ejakulation 2 bis 6ml (ca. 5 Kilokalorien), wobei 1ml durchschnittlich 20 bis 30 Millionen Spermien enthält (vgl. beim Hengst 22 Milliarden). Das sind 0,5% des gesamten Ejakulats, der Rest ist Samenflüssigkeit. Die Samenflüssigkeit ist zudem meist leicht salz- und proteinhaltig, (durch die Spermien) und enthält Dopamin, Noradrenalin, Tyrosin, die Bindungshormone Oxytocin und Vasopressin sowie verschiedene östrogene, Pheromone (Geruchsstoffe) und ß-Endorphin. Es gibt Hinweise darauf, dass Bestandteile der Samenflüssigkeit die Produktion von Zytokinen (zuckerhaltige Wachstumsproteine) in der Gebärmutter anregen. Diese begünstigen die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut
Samenplasma
Das Samenplasma (Ejakulat) wird aus Sekreten der folgenden Geschlechtsdrüsen gebildet:
1. Hoden und Nebenhoden
2. Samenleiterampulle
3. Samenbläschen
4. Vorsteherdrüse (Prostata)
5. Cowpersche Drüse (Bulbourethraldrüse)
Hier die bildliche Darstellung:
Hoden und Nebenhoden (Testis): Der Hoden ist die männliche Keimdrüse. Er besteht aus etwa 250 Läppchen, die durch Bindegewebe voneinander getrennt sind. Jedes Läppchen besteht aus einigen stark geschlängelten Hodenkanälchen. Im Hodenkanälchen erfolgt die Entwicklung der Spermien. Bis zur vollständigen Reife der Spermien (Spermatozoen) verbringen sie ungefähr 72 Tage im Hodenkanälchen, wo sie über verschiedene Vorstufen im Keimepithel (Keim- und Stützzellen) der Hodenkanälchen gebildet werden. Die reifen Spermien gelangen anschließend in den Nebenhoden, ihrem Speicherplatz. Der Samenleiter hat eine Länge von etwa 50 – 60 cm und führt vom Nebenhoden ausgehend, im Samenstrang durch den Leistenkanal und mündet gemeinsam mit dem Ausführungsgang der Samenbläschen innerhalb der Prostata in die Harnröhre. Im Hoden und Nebenhoden, die nur 3–5% des gesamten Volumens eines Samenergusses beisteuern, wird neben den Spermien unter anderem auch Testosteron, das regulierend auf die Produktion der Samenzellen wirkt und eine Flüssigkeit ist, die zum Reifen und Ruhigstellen der Samenzellen beiträgt, produziert.
Die Hoden – Thermoschrank für die Samenreife: Die Hoden (in der medizinischen Fachsprachrache Testis genannt) sind die männlichen Keimdrüsen. Das paarig angelegte, eier– oder pflaumenförmige Organ hat ca. fünf Zentimeter Durchmesser und ein Gewicht von 25 bis 30 Gramm. Die Hoden hängen am so genannten Samenstrang, einem Bündel aus Muskeln, Gefäßen, Nerven und Samenleitern frei beweglich im Hodensack. Sie produzieren Spermien (etwa 2.500 Stück pro Sekunde) und Testosteron. Testosteron ist das männliche Sexualhormon, das für die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, z. B. die männliche Stimmlage, den Bartwuchs, die Achsel-, Kopf- und Schambehaarung sowie die Muskelverteilung und den Knochenbau verantwortlich ist. Das Testosteron reguliert auch die Samenproduktion. Die Spermien (Samen) reifen in etwa 250 Kammern (Hodenläppchen) heran, in die jeder Hoden unterteilt ist. Die Hodenläppchen entstehen durch ein Knäuel von Hodenkanälchen, in denen die Spermien gebildet werden. Insgesamt machen die Kanälchen eines Hodens eine Länge von fast 200 Metern aus. Männliche Samenzellen sind während der Reifephase sehr temperaturempfindlich, weshalb sie in kühlere Regionen ausgelagert werden: Im Hodensack ist die Temperatur etwa zwei bis zweieinhalb Grad niedriger als im Bauchraum.
Nebenhoden – Basislager vor dem Einsatz: Hinter den Hoden liegt der Nebenhoden. Er besteht aus einem sechs Meter langen, zu einem engen Knäuel gewickelten Röhrensystem, in dem die von den Hoden gebildeten Spermien bis zu ihrem Einsatz aufbewahrt werden. Die Nebenhoden produzieren für die Lagerung ein bestimmtes Sekret, durch das die sehr bewegungsfreudigen Spermien vorübergehend „ruhig gestellt“ werden. Wird das Basislager zu voll, hilft sich die Natur durch einen unkontrollierten Samenabgang (Pollution). Dies geschieht meist nachts im Schlaf.
Samenleiterampullen: In die Wand des Endabschnitts des Samenleiters (im Bereich der Prostata) sind Drüsenpakete eingelagert. Beim Menschen führen diese Drüseneinlagerungen auch zu einer äußerlich sichtbaren Auftreibung des Samenleiters, die als Samenleiterampulle bezeichnet wird. Die Samenleiterampulle produziert einen Teil der Samenflüssigkeit.
Samenbläschen: Die Samenbläschen sind paarig angelegte Drüsen, die aus einer verschlungenen Röhre besteht. Die Innenwand dieser Röhre besteht aus sekretorischem Drüsengewebe. Das Sekret der Samenbläschen steuert das meiste Volumen, ca. 50–70%, des Ejakulats bei. Sie dient der Verflüssigung des Ejakulats und enthält Fruktose (Fruchtzucker) und andere Stoffe die der Ernährung der Samenzellen dient, außerdem große Mengen an Prostaglandinen (Hormone mit hoher Wirkungsvielfalt, schmerzbekämpfend, gerinnungshemmend, entzündungshemmend, fiebersenkend) und Fibrinogen (gerinnungshemmendes Protein). Die Prostaglandine tragen zur Befruchtung bei, in dem sie die Gebärmutterschleimhaut empfänglicher für die befruchtete Eizelle machen, und möglicherweise in dem sie die glatte Muskulatur in der Gebärmutterwand zu peristaltischen (wellenförmige Einschnürungen von Ringmuskeln) Bewegungen anregen, die die Spermien in Richtung Eierstöcke bringen. Außerdem verhindern sie Infektionen im männlichen Geschlechtstrakt.
Wikipedia: Ebenfalls als Samenblasen werden im Tierreich Behältnisse zur Aufbewahrung der Spermien benannt, die sowohl beim Weibchen (etwa bei Ameisen) als auch beim Männchen (etwa bei den Libellen) vorkommen können. Beim Menschen scheint es aber so zu sein, dass die fertigen Spermien ausschließlich im Nebenhoden gelagert werden.
Vorsteherdrüse (Prostata): Die Prostata ist ein etwa kastaniengroßes Organ, das den Anfangsteil der Harnröhre unter der Harnblase umgibt. Beim Orgasmus steuert die Prostata (Vorsteherdrüse) noch 10–33% in Form einer dünnflüssigen, milchigen Flüssigkeit bei. Die Kapsel der Prostata zieht sich ebenso wie das Samenbläschen während der Ejakulation zusammen, so das die Flüssigkeit der beiden Organe vermischt und ausgestoßen wird. Das Sekret der Prostata enthält Ionen (Natrium, Kalium, Zink und Magnesium, Kalzium, Citrationen (Zitronensäure), Phosphationen), ein Gerinnungsenzym und Profibrinolysin (zur Blutgerinnung). Der pH-Wert der Prostataflüssigkeit ist leicht basisch (pH 7,2) und dient als Ausgleich für die leicht saure Flüssigkeit aus den Samenbläschen, metabolische (stoffwechselbedingte) Abbauprodukte der Spermien, und die zu erwartende Milchsäure der Scheide. Dies ist besonders bedeutsam, da Spermien erst bei einem pH-Wert von 6.0 bis 6.5 optimal beweglich werden. Weiterhin ist PSA (Prostataspezifisches Antigen) enthalten, um die Spermien beweglich zu machen. Die Prostata entlässt außerdem weiße Blutkörperchen, verschiedene Granulozyten (dienen zur Abwehr von Bakterien, Parasiten und Pilzen) ins Samenplasma, normalerweise 1 (max. 2) Millionen pro 1ml. Daher auch die Infektiösität (Anhaften und Vermehren von Krankheitserregern) des Spermas (z. B. HIV, (Aids)).
Cowpersche Drüse (Bulbourethraldrüse): Vorab, ausgelöst durch die Erregung, innerviert (mit Nervenimpulsen versorgt) der Parasympathikus (vegetatives Nervensystem) die Cowperschen Drüsen (beim Menschen etwa 5 cm lang, der Ausführungsgang mündet in die Harnröhre) und regt sie zur Sekretion eines verhältnismäßig kleinen Anteils von 2–5% klaren Schleims, auch Lusttropfen (auch Lusttröpfchen, Vorlusttropfen, Sehnsuchtstropfen, Glückstropfen, liquor of love, medizinisch: Präejakulat, können in der späten Plateauphase, kurz vor dem Orgasmus, aus dem männlichen Glied schon vor der Ejakulation austreten.) genannt, an. Die Lusttropfen bestehen aus einem klaren Schleim aus verschiedenartigen Drüsenzellen und können schon mit Sperma vermischt sein. Deshalb können Frauen auch durch den darin enthaltenen Samen schwanger werden. Das Sekret der Bulbourethraldrüse wird meist vor der eigentlichen Ejakulation abgegeben (Vorsekret des Spermas). Das schleimige Sekret dient vermutlich vor allem der Neutralisierung von Harnresten, eventuell auch des sauren Scheidenmilieus.
Abschnitt 5.3 ist vom Übersetzer, nicht von Swami Sivananda.
5.4 Mantak Chias taoistische Sexualpraktiken
Die meisten Männer (und auch die Mehrzahl der Frauen) im Westen gehen davon aus, dass der Samenerguss unvermeidlich den Höhepunkt der männlichen Erregung darstellt, der Geschlechtsverkehr also natürlicherweise in einem Orgasmus mit Ejakulation mündet. Das bedeutet in der Regel auch, dass das Liebesspiel mit dem Samenerguss des Mannes endet. Orgasmus und Ejakulation scheinen beim Mann also immer zusammen zu gehören.
Die Taoisten in China entdeckten jedoch schon vor über zweitausend Jahren, dass dies keine unumstößlichen Tatsachen sind. Sie beschäftigten sich intensiv mit der sexuellen Energie und fanden heraus, dass Orgasmus und Ejakulation nicht dasselbe sondern zwei voneinander unabhängige Prozesse sind – dass Männer sogar multiple Orgasmen haben können, ohne zu ejakulieren.
Die von Mantak Chia vorgestellten Übungen dienen der Kultivierung der Sexualenergie, generiert in unseren „Liebesorganen“. Eng verbunden mit dem Drüsensystem können unsere Geschlechtsorgane große Mengen von Sexualenergie erzeugen, eine äußerst feurige Energie, kraftvoll, lebendig, aber nicht von Dauer. Um sie zu speichern, muss sie zu den anderen Organen geleitet werden und darf nicht ausschließlich in den Sexualorganen bleiben oder „vergeudet“, d. h. ohne sie zirkulieren zu lassen, entladen werden. Da die sexuelle Energie von Männern und Frauen sehr unterschiedlich ist und ein gemeinsames Üben, die „Paarkultivierung“, zu den fortgeschrittenen Techniken zählt, werden die Übungen zunächst einzeln praktiziert. Neben der Kräftigung der gesamten Beckenbodenmuskulatur kann auch auf Beschwerden vor und während der Menstruation, Organsenkungen, Hormonschwankungen und auf die Erhöhung der sexuellen Sensibilität eingewirkt werden.
Der Mann erlernt die „Hodenatmung“, sowie die Technik des „Großen Emporziehens“, mit der die Ejakulation kontrolliert werden kann und trotzdem ein Orgasmus erfahren wird. Dadurch kann positiv auf Probleme wie Impotenz, Prostatabeschwerden, Gesundheit und Lustempfinden eingewirkt werden. Ziel ist es, die Energie des Ching Chi zu kultivieren, die verfeinerte Liebesenergie für die Selbstheilung, Verjüngung, kreative Erweiterung und spirituelles Wachstum zu nutzen. Dadurch ist es möglich, pulsierende Lebensfreude zu erleben. Gefördert wird auch ein tieferes Verständnis unserer Sexualität ebenso wie unsere Fähigkeit, Liebe, Respekt, Intimität und Unabhängigkeit in unserer Liebesbeziehung zu erfahren.
PC-Muskel und der „Millionen-Dollar-Punkt“ (auch Jen-Mo-Punkt)
Mantak Chia stellt eine Methoden vor, bei der keine Energie beim Orgasmus verloren geht. Er spricht von einem Orgasmus ohne Samenverlust und erklärt, dass die Menschen, die seine taoistischen Sexualpraktiken anwenden, keinen Samenerguss haben. Dazu solle man, laut Mantak Chia, kurz vor dem Orgasmus den PC-Muskel (Pubo-Coccygeus-Muskel, Beckenbodenmuskel) anspannen und/oder per Finger auf den so genannten Millionen-Dollar-Punkt, einen Punkt zwischen Hoden und Anus (siehe Bild) drücken.
Grundsätzlich kann man sagen, ist es eine gute Sache, sich der Sexualität auf diese positive Weise zu nähern, anstatt, wie es manche leider versuchen, sie aus einer falsch verstandenen Spiritualität heraus zu unterdrücken, mit dem Ergebnis, dass sie ihrer Lust nur noch mehr verfallen.
Also auch hier gilt, dass man durch den Widerstand genau das Gegenteil erreicht, so wie es bei „Gespräche mit Gott“ heißt: Etwas, dem ihr euch widersetzt, das bleibt bestehen, was ihr anschaut, verschwindet.
Und so verhält es sich auch mit der Sexualität: Durch die Annahme der Sexualität und durch einen natürlichen Umgang mit ihr verliert sie auch die übertriebene Wichtigkeit (siehe Natürliche Nacktheit und Sexualität und Sex und Religion).
Es erfordert aber sehr viel Selbstbeherrschung und Übung, den Drang zur Ejakulation zu transzendieren.
Mehr Informationen zu diesem Thema erfahren Sie in den Artikeln Tantra-Masturbation. und Ejakulationskontrolle und der multiple Orgasmus.
Abschnitt 5.4 ist nicht von Swami Sivananda, sondern wurde als Ergänzung eingeschoben.
Meine lieben Brüder! Die vitale Energie, der Samen, der dein Leben unterstützt, der in deinen funkelnden Augen erstrahlt, der sich in deinen lachenden Wangen widerspiegelt, ist ein großer Schatz für dich. Bedenke diesen Punkt gut. Der Samen ist die Quintessenz des Blutes. Ein Tropfen des Samens ist aus vierzig Tropfen des Blutes hergestellt. Daran kannst du erkennen, wie wertvoll diese Flüssigkeit ist. Ein Baum bezieht seine lebenswichtige Versorgung von der Erde. Diese lebensnotwendige Essenz verteilt sich im ganzen Baum, in seinem Zweigen, Ästen, Blättern, Blüten und Früchten. Die leuchtenden Farben und das Leben in den Blättern, in den Blüten und in den Früchten sind Ausdruck göttlicher Ekstase. Der Samen, der durch die Zellen des Hodens aus dem Blut erzeugt wird, verleiht dem menschlichen Körper und seinen Organen Gesundheit, Schönheit und Vitalität.
Entsprechend Ayurveda ist der Same das letzte Körpergewebe wie z. B. Muskel- oder Fettgewebe, die aus Nahrung heraus gebildet werden. Aus der Nahrung heraus wird ein Milchsaft produziert. Aus dem Milchsaft heraus entwickelt sich Blut. Aus Blut heraus entwickelt sich Fleisch. Aus dem Fleisch entwickelt sich Fett. Aus Fett heraus entstehen Knochen. Aus Knochen heraus kommt Mark. Aus Mark heraus entsteht Samen. Dies sind die sieben Dhatus (Körpergewebearten) des Ayurveda, die unser Leben und unseren Körper unterstützen. Mark ist also ebenso wertvoll wie Samen. Aber der Samen ist die letzte Essenz. Er entspricht der letzten Umwandlungsstufe der Nahrung. Der Samen entwickelt sich aus dem Mark, der geschützt innerhalb der Knochen verborgen ist. Es gibt drei Bereiche in jedem Dhatu. Der Samen ernährt den physischen Körper, das Herz (die Liebe) und den Intellekt. Nur derjenige, der den physischen Körper, das Herz und den Intellekt benutzt, kann vollkommenes Brahmacharya verwirklichen. Ein Catcher, der nur seinen physischen Körper benutzt, aber seinen Intellekt und das Herz vernachlässigt, kann nicht erwarten, Brahmacharya zu verwirklichen. Er kann gewissermaßen nur das Brahmacharya des Körpers verwirklichen, nicht aber das Brahmacharya des Herzens und des Verstandes. Der Samen, der zum Herzen und zum Verstand gehört, fließt dabei allerdings heraus.
Praktiziert ein Schüler nur Japa (Mantrameditation) und Meditation, entwickelt dabei allerdings nicht die Liebe und vernachlässigt den Körper, so praktiziert er nur geistiges Brahmacharya. Der Teil des Samens, der eigentlich das Herz und den Körper ernähren solle, fließt heraus. Aber ein fortgeschrittener Yogi, der tief in die Meditation eintaucht, hat volles Brahmacharya, selbst wenn er keine Yogaübungen macht. Samen ist die Quintessenz der Nahrung oder des Blutes. Entsprechend der modernen medizinischen Wissenschaft wird ein Tropfen Samen aus vierzig Tropfen Blut hergestellt. Laut Ayurveda wird ein Tropfen Samen sogar aus achtzig Tropfen Blut hergestellt. Die zwei Hoden, die im Hodensack angeordnet sind, werden ausscheidende Drüsen genannt. Die Zellen dieser Hoden sind mit der eigenartigen Eigenschaft des Absonderns des Samens aus dem Blut ausgestattet. Gerade so wie Bienen Tropfen für Tropfen den Honig in Bienenwaben sammeln, genau so sammeln die Zellen des Hodens Tropfen für Tropfen des Samens aus dem Blut. Dann wird die Samenflüssigkeit durch die zwei Samenleiter zu den vesiculae seminalis (Samenbläschen) transportiert (und vermischt sich mit dem Drüsensekret des Samenbläschens). Durch einen Ejakulationsreflex (Kontraktion des Samenleiters) wird der Samen, nachdem er sich anschließend mit der Prostataflüssigkeit vermischt hat, schließlich aus der Harnröhre heraus geschleudert. Anmerkung Übersetzer: Hier erwähnt Swami Sivananda die Drüsensekrete aus den Samenleiterampullen, aber aus der Cowperschen Drüse nicht. Vielleicht hat er es vergessen. Ende Anmerkung.
Der Samen ist in einem subtilen Zustand in allen Zellen des Körpers zu finden. Genau so wie Zucker im Zuckerrohr, Butter in der Milch, so ist auch der Samen im ganzen Körper vorhanden. Gerade so wie die Buttermilch dünnflüssig wird, nachdem man ihr den Butteranteil entzogen hat, so wird auch der Samen verdünnt, wenn man ihn verschwendet. Um so mehr der Samen verschwendet wird, um so schwächer wird man. Das heißt: Der Verlust des Samens bringt den Tod; das Bewahrung des Samens schenkt das Leben. Der Same beherbergt die wahre Vitalität der Männer. Es ist der versteckte Schatz im Mann. Er verleiht dem Gesicht einen brahmischen Glanz und dem Intellekt Stärke.
6.1 Moderne medizinische Auffassungen
Hervorragende europäische Mediziner stützen die Aussage der indischen Yogis. Dr. Nicole sagt: „Es ist eine medizinische und physiologische Tatsache, dass das beste Blut im Körper, die Elemente der Fortpflanzung (Spermien, Eizellen) in beiden Geschlechtern bilden. In einem reinen und geordneten Leben wird diese Substanz resorbiert. Es geht zurück in den Blutkreislauf, bildet ein leistungsfähiges Gehirn, starke Nerven und ein muskulöses Gewebe. Diese vitale Samenflüssigkeit diffundiert durch den männlichen Körper, macht ihn männlich, stark, tapfer und heroisch. Wird er vergeudet, macht es den Mann unmännlich, labil und physisch schwach, anfällig für sexuelle Reize, verleiht ihm ein bemitleidenswertes Nervensystem, Epilepsie, viele Krankheiten und letzten Endes den Tod. Die Enthaltsamkeit sorgt für eine bemerkenswerte Zunahme der körperlichen und geistigen Stärke.“
Wenn die Samenproduktion beim Mann kontinuierlich ist, muss er entweder ausgeschieden oder resorbiert werden. Resultierend aus geduldigen und beharrlichen wissenschaftlichen Untersuchungen kann gesagt werden, dass, wann immer der Samen konserviert wird, er vom Körper resorbiert wird. Er reichert das Blut an und stärkt das Gehirn. Dr. Dio Louis denkt, dass die Erhaltung des Samens zur Stärke des Körpers, zur Stärke des Verstandes und zur Schärfe des Intellekts beiträgt. Ein anderer Autor Dr. E. P. Miller sagt: „Jede Vergeudung von Samen, ob freiwillig oder unfreiwillig, ist eine direkte Vergeudung der Lebenskraft. Es wird allgemein zugestimmt, dass die auserlesensten Elemente des Blutes am Aufbau des Spermas beteiligt sind. Wenn diese Zusammenfassungen zutreffen, dann folgt daraus, dass ein tugendhaftes Leben wesentlich zum Wohl des Mannes ist.“
Verstand, Prana (Atmung) und Samen sind die drei Glieder einer Kette. Sie sind die drei Pfeiler der Seele. Zerstöre einen der Pfeiler, Verstand, Prana oder Samen und das Gebäude fällt in sich zusammen. Verstand, Prana und Samen sind eins. Indem du den Verstand kontrollierst, kannst du das Prana und den Samen steuern. Indem du Prana kontrollierst, kannst du den Verstand und den Samen steuern. Kontrollierst du den Samen, dann kannst du den Verstand und das Prana steuern. Verstand, Prana und Samen sind an einem göttlichen Stromkreis angeschlossen. Wenn der Verstand kontrolliert wird, dann wird auch die Atmung und der Samen automatisch gesteuert. Derjenige, der seinen Atem zurückhält, beruhigt seinen Verstand und hält ebenfalls seinen Samen zurück. Noch einmal. Wenn der Samen kontrolliert wird und wenn er durch reine Gedanken, durch die Praxis von Viparita Karani (Vorstufe zum Schulterstand), durch Sarvangasana (Schulterstand), durch Sirshasana (Kopfstand), durch Pranayama (Atemübungen) und durch Mudras (Fingeryoga) aufwärts ins Gehirn fließt, dann wird der Verstand und das Prana automatisch gesteuert.
Der Verstand wird vor allem durch zwei Dinge beunruhigt, durch die Erschütterungen des Prana und durch subtile Wünsche. Wo der Verstand beruhigt wird, wird auch das Prana zurückgehalten; und wo das Prana beruhigt ist, dort kommt auch der Verstand zur Ruhe. Verstand und Prana sind vertraute Begleiter, wie ein Mann und sein Schatten. Wenn der Verstand und das Prana nicht zurückgehalten werden, werden alle Sinne aktiviert und bringen Unruhe ins Leben. Macht sich bei einem Mann die Leidenschaft breit, dann wird das Prana durch eine erhöhte Atemfrequenz aktiv. Dann befolgt der ganze Körper die Befehle des Verstandes, genau so wie der Soldat den Befehl seines Kommandanten befolgt. Der Atem, das Prana, bewegt den Samen. Der Samen wird in Bewegung gesetzt. Er fällt abwärts, so wie die Wolken als Regen herabfallen, oder wie die Früchte, Blüten und Blätter der Bäume, durch die Kraft des tosenden Windes zu Boden fallen.
Geht der Samen verloren, dann wird die Atmung unruhig. Das Prana wird aufgewühlt. Der Mann wird nervös. Dann kann auch der Verstand nicht richtig arbeiten. Der Mann wird wankelmütig. Es stellt sich geistige Schwäche ein. Wird das Prana wieder beruhigt, dann kehrt auch wieder Ruhe im Verstand ein. Wird der Same bewahrt, dann herrscht Ruhe im Verstand. Wenn die Konzentration stetig ist, dann wird der Verstand ruhig. Folglich kontrolliere das Prana, den Samen und die Konzentration. Gott ist das Wesen der Freude. Gott ist der lebenswichtige Samen. Du kannst nur durch Gott und durch die Bewahrung des Samens ewiges Glück erlangen. Erfasse die volle Bedeutung dieser Lebensweisheit. Der Same ist eine lebenswichtige Energie. Gott selber ist dieser Same. Der Same ist Sita (Ehefrau von Rama, Sita gilt als Vorbild für eheliche Treue), Radha (Geliebte des Krishna) und Durga (Göttin der Vollkommenheit). Der Same ist dynamischer Wille, die Kraft der Seele, Gott in Bewegung, göttliche Kraft. Gott sagt in der Gita: „Ich bin der Same, die Zeugungskraft in den Männern“. Der Same ist das Wesentliche des Lebens, der Gedanken, der Intelligenz und des Bewusstseins. Daher konserviere diese lebenswichtige Flüssigkeit sehr, sehr sorgfältig!
6.3 Männliche Sterilisation (Vasektomie)
Abschnitt 6.3 gehört nicht zum Buch von Swami Sivananda. Er ergab sich zufällig durch eine Diskussion in einem Forum und ich hielt es für angebracht, diese Information hier einzufügen. Sie stellt gewissermaßen das Ergebnis einer längeren Diskussion dar, die ich einfach einmal hier so stehen lassen möchte.
Ich stellte im Forum folgende Frage: Ich bin da eben auf etwas gestoßen, das besonders für Männer von Interesse sein könnte, die sich aus Gründen der Familienplanung sterilisieren lassen wollen. Bei der Sterilisation wird normalerweise der Samenleiter des Mannes durchtrennt, so dass der Samen nicht mehr aus dem Hoden aufsteigen kann. Und damit ist der Mann nicht mehr zeugungsfähig. Nun gibt es aber einen Umstand, der in der westlichen Medizin scheinbar nicht so bekannt ist. Nämlich das die Erleuchtung im wesentlichen auf der Umwandlung des sexuellen Energie, sprich des männlichen Samens, beruht. Wenn aber die Samenproduktion infolge der Sterilisation sich einstellt, dann wird natürlich kein Same mehr produziert. Und damit ist auch die Erleuchtung nicht mehr möglich. Im folgenden gebe ich einfach ein paar Informationen wieder, die ich über dieses Thema gesammelt habe.
Bei der Sterilisation des Mannes durchtrennt der Chirurg nur die Samenleiter, bei der Kastration dagegen werden die gesamten Hoden entfernt. Noch mehrere Monate nach der Operation können befruchtungsfähige Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sein. Sie überleben beispielsweise in der Samenblase. Deshalb untersucht der Arzt nach dem Eingriff mehrmals Proben des Ejakulats und überprüft den Operationserfolg. Bis das Ejakulat frei von Spermien ist, müssen Paare zusätzlich verhüten.
Lässt sich eine Sterilisation rückgängig machen?
Theoretisch lässt sich die Durchtrennung der Samenleiter durch eine komplizierte mikrochirurgische Operation beheben. Je länger der Eingriff zurückliegt, desto geringer sind allerdings die Chancen, den Mann wieder fruchtbar zu machen. (netdoktor.de)
Vasektomie: Operatives Durchtrennen der Samenleiter bei Sterilisation des Mannes. Wobei die endgültige Zeugungsunfähigkeit erst mit der Einstellung der Samenproduktion nach neun Monaten eintritt. (Vasektomie)
So, ich habe noch einmal nachgeschaut. Es sieht einerseits so aus, als ob normalerweise der Samenleiter durchtrennt wird. Aber natürlich ist auch das Abbinden des etwa 50 bis 60 cm langen Samenleiters möglich. Andererseits können sich durch die Sterilisation Antikörper gegen die Samen bilden, die den Samen unfruchtbar machen. Dies kommt offensichtlich dadurch zustande, dass bei der Sterilisation die Blut-Sperma-Schranke (unbeabsichtigt) durchbrochen wird. Es gelangen also Spermien in die Blutbahn, die daraufhin Antikörper gegen den Samen bilden.
Sterilisation beim Mann
Nach Desinfektion und örtlicher Betäubung wird die Haut an der Stelle geöffnet, wo die beiden Samenleiter vom Hoden in den (inneren, unsichtbaren Teil des) Penis übergehen (siehe Bild unter gyn.de). Aus den Samenleitern wird ein kleines Stück herausgetrennt. Dann werden die Enden zugenäht und/oder verschweißt und der winzige Schnitt in der Haut geschlossen.
Sicherheit, Folgen und Risiken der Sterilisation
Es wird zwar kein Samen mehr abgegeben, aber es erfolgt dennoch beim Orgasmus eine Ejakulation. Das Ejakulat besteht dann aus der in der Prostata gebildeten Flüssigkeit. Insofern hat eine Sterilisation keinerlei Auswirkung auf die Qualität der Sexualität und auf den Hormonhaushalt des Mannes. Im Gegensatz zur Sterilisation der Frau ist die Möglichkeit, die Samenleiter mikrochirurgisch irgendwann wieder zu vereinigen einfacher. Allerdings sinkt die Erfolgsaussicht einer Refertilisation (Wiederfruchtbarmachung), je länger die Sterilisation zurückliegt.
Dies liegt vor allem an der zunehmenden Bildung von Autoantikörpern gegen Spermien, die bei 50-80 % der sterilisierten Männer nachgewiesen werden können. Normalerweise sind Sperma und Blutkreislauf streng getrennt (Blut-Hoden-Schranke). Gelangen jedoch nach einer Verletzung der Blut-Hoden-Schranke (z. B. bei der Sterilisation, aber auch nach Genitaltraktinfektionen, bei Hodenverletzungen oder Gefäßfehlbildungen) Spermabestandteile in den Blutkreislauf, kann dieses die Bildung von Autoantikörpern veranlassen. Je nach Art der Antikörper können diese entweder die Spermien direkt zerstören, unbeweglich machen oder die Interaktion von Spermium und Eizelle blockieren. Je länger die Sterilisation zurückliegt, umso höher ist der Antikörperspiegel und umso fraglicher der Erfolg einer Refertilisation.
Leute, ich möchte mich bei euch bedanken. Dank eurer Kritik ist es mir gelungen, das Thema Sterilisation aus mehreren Seiten zu betrachten. Gerade durch die Einwände, das Kinder und Frauen nach der Menopause (nach der letzten Menstruation) dann nämlich nicht erleuchtet sein könnten, wenn der Same bzw. die weibliche Eizelle für die Sublimation zuständig sein würden. Das aber kann nicht sein. Kinder sind im allgemeinen ohnehin erleuchtet (jedenfalls nach meinen Vorstellungen von Erleuchtung), wenn sie eine glückliche Kindheit hatten und die Gesellschaft keinen allzu schädlichen Einfluss auf sie hatte. Und Frauen können nach der Menopause selbstverständlich ebenfalls Erleuchtung erlangen. Davon gehe ich jedenfalls aus. Oder?
Für mich stellt sich die Situation jetzt also so dar, dass die Sublimation also nicht mittels des Samens bzw. der Eizelle geschieht, sondern durch sexuelle Energie, wie sie zum Beispiel bei einen Orgasmus zu spüren ist. Und darum halte ich auch die ganze taoistische Philosophie für falsch (Mantak Chia), der mittels technischer Tricks den Samen zurückhält, aber den Orgasmus zulässt. Der wesentliche Punkt, der für mich aber eigentlich von Bedeutung war, ist wohl die Erkenntnis, dass man Samen und Eizelle bzw. deren Sublimation nicht gleichsetzen darf. Hier gilt wohl eher die Formel sexuelle Energie = spirituelle Energie = Erleuchtung.
Abschnitt II – Die Glorie des Brahmacharya
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