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Kriya-Yoga
Paramahansa Yogananda

Die Wissenschaft des Kriya Yoga
Die Methoden des Kriya Yoga
Die Geschichte und Tradition des Kriya Yoga
Vorbereitende Techniken für den Kriya Yoga
Teil I – Die Kunst der Konzentration und Meditation
Teil II – Vier Bewusstseinsstadien
Teil III – Weitere Anleitungen zur Konzentration
Hong-So Meditationsmethode von Yogananda
Die Yogoda Aufladeübungen von Yogananda
Übungen zur Kräftigung und Heilung

Gurus:

Linie der Kriya Yoga Gurus
Mahavatar Babaji Maharaj
Paramhansa Yogananda
Swami Sri Yukteswar Giri
Lahiri Mahasaya
Paramhansa Hariharinanda
Sri Panchanan Bhattacharya
Paramahamsa Prajnananada
Yogi Dhirananda


Die Wissenschaft des KRIYA-YOGA

Aus: „Das Vermächtnis des Meisters“ Vorträge und Texte von Paramhansa Yogananda (S. 273 – 283)

Aufgrund bestimmter, seit alters bestehender Yogavorschriften kann ich den Kriya-Yoga in diesem für eine weite Leserschaft bestimmen Buch nicht in allen Einzelheiten erklären. Die eigentliche Technik wird von einem bevollmächtigten Kriyaban (Kriya-Yogi) gelehrt. Hier soll ein umfassender Überblick genügen.

Kriya-Yoga ist eine einfache, psychophysische Methode, mit deren Hilfe dem menschlichen Blut Kohlendioxyd entzogen und Sauerstoff zugeführt wird. Diese zusätzlichen Sauerstoffatome werden in einen „Lebensstrom“ verwandelt, der das Gehirn und die Rückenmarkszentren neu belebe. Dadurch, dass der Yogi die Anhäufung venösen Blutes verhindert, kann er den Verfall der Zellen reduzieren oder sogar aufheben. Ein fortgeschrittener Yogi verwandelt seine Körperzellen in reine Energie. Elias, Jesus, Kabir und andere Propheten der Vergangenheit waren Meister im Kriya oder in einer ähnlichen Technik, die es ihnen ermöglichte, ihren Körper beliebig zu materialisieren oder zu entmaterialisieren.

Kriya ist eine uralte Wissenschaft, die Lahiri Mahasaya von seinem großen Guru Babaji empfing. Dieser hatte die im Dunklen Zeitalter verlorengegangene Technik wiederentdeckt, neu erklärt und ihr die einfache Bezeichnung Kriya-Yoga gegeben.

«Der Kriya-Yoga, den ich der Welt in diesem I9. Jahrhundert durch dich übergebe», sagte Babaji zu Lahiri Mahasaya, ist eine Wiederbelebung derselben Wissenschaft, die Krishna vor mehreren Jahrtausenden Arjuna vermittelte und die später auch Patanjali und Christus sowie Johannes, Paulus und anderen Jüngern bekannt wurde.»

Der Kriya-Yoga wird von Krishna, dem größten Propheten Indiens, zweimal in der Bhagavad-Gita erwähnt. Ein Vers lautet wie folgt: «Indem der Yogi die Einatmung der Ausatmung und die Ausatmung der Einatmung darbringt, hebt er sie beide auf; damit befreit er das Prana vom Herzen und gewinnt Herrschaft über seine Lebenskraft.“. Diese Worte sind so zu verstehen: «Der Yogi hält den Verfall seines Körpers auf, indem er sich durch Beruhigung der Lungen- und Herztätigkeit einen zusätzlichen Vorrat an Prana (Lebenskraft) verschafft. Außerdem wirkt er den wachstumsbedingten Veränderungen im Körper durch Beherrschung des Apana (ausscheidenden Stromes) entgegen. Indem der Yogi auf diese Weise Verfall und Wachstum neutralisiert, erlangt er Herrschaft über seine Lebenskraft.»

Ein anderer Gita-Vers lautet: «Wer der Meditation kundig ist (der Muni), wer das höchste Ziel verfolgt und sich von allen äußeren Erscheinungen abkehrt, indem er den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen richtet und die gleichmäßigen Ströme des Prana und Apana (die) innerhalb der Nase und der Lunge (fließen) neutralisiert, wer sein Sinnesbewusstsein und seine Geisteskräfte beherrscht und Begierde, Furcht und Zorn überwindet, erlangt ewige Freiheit.“

Außerdem berichtet Krishna, dass er es war, der (in einer früheren Inkarnation) die zeitlose Yoga-Technik Vivasvat, einem erleuchteten Seher des Altertums, übermittelte, der sie an Manu, den großen Gesetzgeber, weitergab. Dieser lehrte sie seinerseits Ikshvaku, den Begründer der indischen Krieger- und Sonnendynastie. So wurde der königliche Yoga von einer Generation an die andere weitergegeben und von den Rishis bis zum Beginn des materialistischen Zeitalters bewahrt. Von da ab jedoch wurde die heilige Lehre immer unzugänglicher, was einerseits an der zunehmenden Gleichgültigkeit der Menschen lag und andererseits durch die Tatsache bedingt war, dass die Priester diese Technik geheim zu halten begannen

Der Kriya-Yoga wird zweimal von dem ehrwürdigen Weisen Patanjali, dem hervorragendsten Yogainterpreten, erwähnt, der folgendes schreibt: «Der Kriya-Yoga besteht aus der Disziplinierung des Körpers, Herrschaft über die Gedanken und Meditation über OM. » Patanjali spricht von OM als dem Gott offenbarenden Wort, das man in der Meditation hören kann. OM ist das Schöpferwort, das Summen des kosmischen Motors, der Zeuge der Göttlichen Gegenwart. Selbst der Anfänger im Yoga kann in seinem Inneren bald den wundersamen Laut OM erklingen hören und gewinnt aufgrund dieses freudigen geistigen Erlebnisses die Überzeugung, mit übernatürlichen Bereichen in Verbindung zu stehen.

Ein andermal erwähnt Patanjali die Kriya-Technik (Herrschaft über die Lebenskraft) wie folgt: «Befreiung kann durch jenes Pranayama erlangt werden, in dem man den Fluss der Einatmung vom Fluss der Ausatmung trennt.» Auch dem Apostel Paulus war der Kriya-Yoga oder eine ähnliche Technik bekannt, mit deren Hilfe er die Lebensströme in den Sinnesorganen beliebig an- oder abschalten konnte. Deshalb behauptete er: „Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn, ich sterbe täglich.».

Aufgrund dieser Methode, welche die ganze Lebenskraft des Körpers (die gewöhnlich nach außen auf die Sinnenwelt gerichtet ist und ihr somit eine scheinbare Gültigkeit verleiht) nach innen lenkt, erlebte Paulus täglich die wahre Yogavereinigung mit dem «Ruhm» (der Glückseligkeit) des Christusbewusstseins. In diesem glückseligen Zustand fühlte er, dass er in der Welt der Sinnestäuschungen (Maya) abgestorben», das heißt ihrer ledig geworden war.

In den anfänglichen Stadien der Gottvereinigung (Savikalpa Samadhi) verschmilzt das Bewusstsein des Meditierenden mit dem Kosmischen GEIST; seine Lebenskraft wird vom Körper zurückgezogen, der «tot», das heißt starr und leblos, erscheint. Dabei ist sich der Yogi der aufgehobenen Lebenstätigkeit seines Körpers vollkommen bewusst. Wenn er jedoch höhere geistige Bewusstseinsstadien erreicht (Nirvikalpa-Samadhi), ist er auch im normalen Wachzustand, ja, selbst bei intensiver weltlicher Tätigkeit, mit Gott verbunden, ohne dass der Körper dabei erstarrt.

«Mit Hilfe des Kriya-Yoga kann die menschliche Entwicklung erheblich beschleunigt werden», erklärte Sri Yukteswar seinen Schülern. «Die Yogis des Altertums entdeckten, dass der Schlüssel zum Kosmischen Bewusstsein hauptsächlich in der Herrschaft über den Atem liegt.» Hierin besteht Indiens einzigartiger und zeitloser Beitrag zum Wissensschatz der Welt. Die Lebenskraft, die gewöhnlich durch die Herztätigkeit verausgabt wird, muss mit Hilfe einer atemberuhigenden Methode für höhere Funktionen frei gemacht werden.

Im Kapitel ‚Die Wissenschaft des Kriya Yoga‘ in der Autobiografie von Paramhansa Yogananda wird erklärt: „Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs Rückenmarkszentren auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-, Herz-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen Tierkreiszeichen, das heißt dem symbolischen Kosmischen Menschen, entsprechen. Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des Menschen fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.“

Tausend in achteinhalb Stunden geübte Kriyas ermöglichen es dem Yogi, an einem einzigen Tag den gleichen Fortschritt zu erzielen, für den er auf dem natürlichen Entwicklungsweg tausend Jahre gebraucht hätte; mit anderen Worten: 365.000 Jahre geistiger Entwicklung in einem Jahr. In drei Jahren kann der Kriya-Yogi daher durch anhaltende geistige Bemühungen dasselbe Ergebnis erzielen, wozu die Natur eine Million Jahre benötigt. Dieser abgekürzte Kriya-Weg kann selbstverständlich nur von hoch entwickelten Yogis beschritten werden, die ihren Körper und ihr Gehirn unter der Führung eines Gurus sorgfältig vorbereitet haben und somit der Energie, die durch ein derartig intensives Üben erzeugt wird, standhalten können.

Der Anfänger im Kriya übt seine Yogatechnik morgens und abends nur I4- bis 24mal. Eine Anzahl von Yogis erreicht ihre Befreiung nach 6, 12, 24 oder 48 Jahren. Wenn ein Yogi stirbt, bevor er höchste Verwirklichung erreicht hat, strebt er aufgrund seines guten Karmas (das er durch gewissenhaftes Üben des Kriya erworben hat) im nächsten Leben ganz von selbst wieder dem höchsten Ziel entgegen.

Der Körper des Durchschnittsmenschen kann mit einer 60-Watt Birne verglichen werden, die nicht auf eine Stromstärke von Milliarden Watt, wie sie bei einem übermäßigen Kriya-Üben erzeugt würde, eingestellt ist. Wenn dagegen die einfachen und absolut ungefährlichen Kriya-Übungen allmählich und regelmäßig gesteigert werden, finden täglich astrale Veränderungen im menschlichen Körper statt, bis dieser schließlich die unbegrenzte kosmische Energie – die erste physische Ausdrucksform des GEISTES – zu offenbaren vermag.

Kriya-Yoga hat nichts mit den unwissenschaftlichen Atemübungen gemein, die von einer Anzahl irregeleiteter Fanatiker gelehrt werden. Jeder Versuch, den Atem gewaltsam in der Lunge zurückzuhalten, ist unnatürlich und ausgesprochen unangenehm. Den Kriya dagegen begleitet von Anfang an ein Gefühl des Friedens und eine angenehme, belebende Empfindung in der Wirbelsäule.

Durch diese von alters her überlieferte Yoga-Technik wird der Atem in Geiststoff verwandelt. Bei höherer geistiger Entwicklung kann man den Atem als einen rein geistigen Vorgang oder eine geistige Vorstellung, das heißt als «Traum-Atem», erkennen.

Viele Beispiele für die mathematische Beziehung zwischen der Atemgeschwindigkeit und den unterschiedlichen menschlichen Bewusstseinsstadien könnten hier angeführt werden. Wer sich tief auf etwas konzentriert, wer zum Beispiel einer anstrengenden geistigen Debatte folgt oder ein schwieriges körperliches Kunststück versucht, wird ganz automatisch viel langsamer atmen. Anhaltende Aufmerksamkeit ist immer von verlangsamter Atmung abhängig.

Dagegen ist schnelles oder unregelmäßiges Atmen ein untrügliches Zeichen schädlicher Gemütsbewegungen wie Furcht, Wollust oder Zorn. Der ruhelose Affe atmet 32mal in der Minute, der Durchschnittsmensch jedoch nur 18mal. Die Atemgeschwindigkeit des Elefanten, der Schildkröte, der Schlange und anderer für ihre Langlebigkeit bekannter Tiere liegt noch unter der des Menschen. Die Riesenschildkröte, die ein Alter von 3oo Jahren erreichen kann, atmet nur 4mal in der Minute.

Die verjüngende Wirkung des Schlafs beruht darauf, dass der Mensch seinen Körper und seinen Atem vorübergehend vergisst. Der Schlafende wird also zu einem Yogi und vollzieht jede Nacht unbewusst einen Yoga-Ritus, wobei er sich von jeder Identifizierung mit dem Körper frei macht und seine Lebenskraft in die heilenden Ströme der Haupthirnregion und ihrer sechs Nebendynamos, der Rückenmarkszentren, führt. Auf diese Weise wird der Schlafende, ohne dass er es weiß, von der lebensspendenden kosmischen Energie aufgeladen.

Der «freiwillige» Yogi hingegen wendet voll bewusst (und nicht unbewusst wie der Schläfer) ein einfaches und natürliches Verfahren an. Wenn der Kriya-Yogi seine Technik übt, erfüllt er all seine Körperzellen mit unvergänglichem Licht und erhält sie dadurch in einem geistig magnetisierten Zustand. Er macht also mit einer wissenschaftlichen Methode das Atmen überflüssig, ohne dass er während des Übens in einen passiven Zustand (Schlaf, Unterbewusstsein oder Tod) eingeht.

In Menschen, die unter dem Einfluss der Maya (der Naturgesetze) stehen, fließt die Lebenskraft nach außen und wird durch die Sinne vergeudet und missbraucht. Beim Üben des Kriya aber fließen die Lebensströme in umgekehrter Richtung, das heißt, die Lebenskraft wird auf geistigem Wege zum inneren Kosmos gelenkt, wo sie sich mit den feinen Energien der Wirbelsäule verbindet. Derart verstärkt, wirkt sie wie ein geistiges Elixier, das die Körper- und Gehirnzellen des Yogis neu belebt.

Menschen, die sich nur von der im All wirkenden natürlichen Kraft führen lassen, werden nach einer Million Jahren Selbstverwirklichung erlangen, wenn sie sich richtig ernähren, genug Sonnenlicht aufnehmen und harmonische Gedanken hegen. Man braucht zwölf Jahre, um nur die geringste Verfeinerung in der Gehirnstruktur zu bewirken, und eine Million Sonnenjahre, um das Gehirn so weit zu veredeln, dass es Kosmisches Bewusstsein auszudrücken vermag. Ein Kriya-Yogi jedoch, der eine wissenschaftliche geistige Technik übt, braucht sich nicht mehr für derart lange Zeit den Naturgesetzen zu unterwerfen.

Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt; Kriya aber durchtrennt dieses Band und bewirkt somit eine Verlängerung des Lebens und eine unendliche Erweiterung des Bewusstseins. Das ständige «Tauziehen», das zwischen dem Geist und den körperverhafteten Sinnen stattfindet, kann durch Anwendung der Yoga Technik beendet werden. Dann ist der Gottsucher endlich frei und kann das Erbe seines ewigen Reiches antreten. Dann weiß er, dass sein wahres Selbst weder an die körperliche Hülle noch an den Atem – Sinnbild seiner Versklavung durch den Sauerstoff und die natürlichen Triebe – gebunden ist. Hat der Kriya-Yogi einmal Herrschaft über Körper und Geist erlangt, siegt er schließlich auch über seinen «letzten Feind», den Tod. Du lebst vom Tod so, wie vom Menschen er, Und wenn der Tod stirbt, gibt’s kein Sterben mehr.

Innenschau oder «schweigendes Stillsitzen“ sind unwissenschaftliche Methoden, mit denen man versucht, den Geist von den Sinnen (mit denen er durch die Lebenskraft verknüpft ist) zu lösen. Denn der kontemplative Geist, der sich bemüht, zu Gott zurückzukehren, wird durch die Lebenskraft ständig wieder zu den Sinnen hingezogen. Das einfachste, wirkungsvollste und wissenschaftlichste Mittel, sich dem Unendlichen zu nähern, ist der Kriya, der durch seine direkte Einwirkung auf die Lebenskraft auch Herrschaft über den Geist ausübt. Im Vergleich zu dem langsamen, unsicheren «Ochsenkarren“ der Theologie kann der Kriya-Yoga mit Recht als der «Flugweg» zu Gott bezeichnet werden.

Die Yogawissenschaft beruht auf einer Anzahl erprobter Konzentrations- und Meditationsmethoden, mit deren Hilfe man den Strom der Lebenskraft willkürlich in die fünf «Sinnestelephone» (Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn) leiten und ihn wieder von ihnen zurückziehen kann. Wenn der Yogi seine Sinne derart «an- und abschalten» kann, ist er auch in der Lage, sich nach Belieben auf die göttlichen Sphären oder auf die irdische Welt einzustellen; das heißt, er kann nicht mehr gegen seinen Willen in den Bereich sinnlicher Empfindungen und ruheloser Gedanken zurückgezogen werden.

Das Leben eines fortgeschrittenen Kriya- Yogis wird nicht von den Auswirkungen seiner früheren Taten, sondern nur noch von der Seele regiert. Ihm genügt es nicht, lediglich aus den Folgen seiner guten und bösen Taten zu lernen und sich dadurch allmählich höherzuentwickeln; denn ein solches Schneckentempo ist dem Adlerflug seines Geistes nicht angemessen.

Dank seinem geistigen Lebenswandel vermag der Yogi aus dem Kerker seines eigenen Ichs hinauszutreten und die reine Luft der Allgegenwart zu atmen. Damit verglichen ist das «natürliche Leben. ein Sklavendasein, in dem die Entwicklung beschämend langsam voranschleicht. Wer sich nur auf den normalen Evolutionsvorgang verlässt, kann von der Natur keine Eile verlangen. Selbst wenn er nie gegen irgendein physisches oder geistiges Gesetz verstößt, muss er sich dennoch eine Million Jahre immer wieder in neue Körper kleiden, bis er seine endgültige Befreiung erlangt.

Die weitsichtigen Yogamethoden, die einem dazu verhelfen, sich weder mit seinem Körper noch mit seinem Geist, sondern nur noch mit seiner Seele zu identifizieren, sind daher all denen zu empfehlen, die sich gegen die tausend und abertausend Jahre auflehnen. Und diese Zeitspanne verlängert sich noch für den Durchschnittsmenschen, der nicht einmal mit der Natur, geschweige denn mit seiner Seele in Einklang ist, sondern ein naturwidriges Leben führt und den physischen und geistigen Gesetzen zuwiderhandelt. Ihm genügen kaum zwei Millionen Jahre für die Befreiung.

Primitive Menschen erkennen selten oder nie, dass ihr Körper ein Königreich ist, das von der Seele regiert wird; sie wissen nicht, dass die Seele auf dem Thron des Großhirns sitzt und über sechs Hilfsregenten in den Rückenmarkszentren (Bewusstseinssphären) befiehlt. Diese Theokratie herrscht über eine Menge gehorsamer Untertanen: 27 Billionen Zellen (die mit einer untrüglichen, wenn auch scheinbar «bloß» automatischen Intelligenz begabt sind und das Wachstum, den Stoffwechsel und den Zerfall im Körper bewirken) und 50 Millionen primäre Gedanken, Gemütsbewegungen und wechselnde Bewusstseinsphasen bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 60 Jahren.

Jede sichtbare Auflehnung des Körpers oder Geistes gegen die Regentin Seele in Form von Krankheit oder Unvernunft kann nicht etwa den treuen Untertanen zur Last gelegt werden, sondern nur dem Menschen selbst, der jetzt oder früher keinen richtigen Gebrauch von seiner Individualität, das heißt seinem freien Willen, gemacht hat. Dieser wurde ihm gleichzeitig mit seiner Seele verliehen und kann ihm nie wieder genommen werden.

Solange sich der Mensch mit seinem oberflächlichen Ich identifiziert, glaubt er auch, dass er es ist, der denkt, will, fühlt, Nahrung verdaut und sich am Leben erhält. Nie wird er zugeben (obschon ihm nur ein wenig Nachdenken diese Einsicht vermitteln könnte), dass er im täglichen Leben nichts als eine Marionette ist, deren Verhalten vom Karma (ehemaligen Handlungen), von der Natur und von der Umgebung bestimmt wird. Alle verstandesmäßigen Reaktionen, Gefühle, Stimmungen und Gewohnheiten sind nichts anderes als die Wirkungen der jetzt oder in früheren Leben von ihm selbst erzeugten Ursachen.

Die königliche Seele jedoch ist über all diese Einflüsse erhaben. Darum kämpft sich der Kriya-Yogi, der an keiner ephemeren Wahrheit oder Freiheit interessiert ist, durch alle Täuschungen hindurch, bis er zum Selbst – zur wahren Freiheit – vorgedrungen ist. Die heiligen Schriften aller Religionen erklären, dass der Mensch kein vergänglicher Körper, sondern eine lebendige Seele ist. Im Kriya Yoga findet er eine Methode, die den Beweis dafür liefert.

«Man kann die Unwissenheit nicht durch religiöse Riten aufheben, weil diese nicht im Gegensatz zu ihr stehen», schrieb Shankara in seinen berühmten Hundert Versen. «Unwissenheit kann nur durch wahres Wissen beseitigt werden. Und Wissen gewinnt man nur durch Nachforschen. „Wer bin ich? Wie ist dieses Universum entstanden? Wer hat es erschaffen? Wie entstand die Materie?“ Von dieser Art Nachforschung spreche ich.» Da der Intellekt keine Antwort auf diese Fragen geben kann, entwickelten die Rishis die geistigen Forschungsmethoden des Yoga.

Der wahre Yogi, dessen Denken, Wollen und Fühlen nicht mehr von körperlichen Trieben bestimmt wird, verbindet seinen Geist mit den überbewussten Kräften in der Wirbelsäule und lebt in dieser Welt so, wie Gott es für ihn geplant hat: Er lässt sich weder von seinen alten Gewohnheiten noch von neuen unvernünftigen Beweggründen zwingen. Er hat seine höchste Erfüllung gefunden und ruht geborgen im letzten Hafen – in der unerschöpflichen Glückseligkeit des GEISTES.


Die Methoden des Kriya Yoga

(Studie der Kriya Sangha, 2002/2003)

Es gibt verschiedene zuverlässige Varianten des Kriya Yogas, je nach der Übertragungslinie der Tradition. Manche Varianten enthalten mehr und andere weniger Techniken, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Lahiri Mahasaya eine sehr individuelle Formen, stets auf den Schüler abgestimmt, bei seinen Initiationen anwandte. Die grundlegende Methode, der Kern der Kriya Praxis – Kriya Pranayam oder auch Kriya Proper genannt, ist jedoch in allen originalen und traditionellen Kriya Linien dieselbe. Im Kapitel ‚Die Wissenschaft des Kriya Yoga‘ in der Autobiografie von Paramhansa Yogananda findet man die Technik so beschrieben:

„Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs Rückenmarkszentren auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-, Herz-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen Tierkreiszeichen, das heißt dem symbolischen Kosmischen Menschen, entsprechen. Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des Menschen fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.

Das astrale Nervensystem des Menschen mit seinen sechs (durch Polarität zwölf) inneren Konstellationen, die um die Sonne des allwissenden geistigen Auges kreisen, steht in Wechselbeziehung zur physischen Sonne und den zwölf Tierkreiszeichen. Alle Menschen unterliegen daher dem Einfluss eines inneren und eines äußeren Universums. Die alten Rishis entdeckten, dass der Mensch sowohl durch seine irdische als auch durch seine himmlische Umgebung in einer Reihe von Zwölf-Jahres-Zyklen auf dem natürlichen Entwicklungsweg vorangetrieben wird. Den heiligen Schriften zufolge benötigt der Mensch normalerweise eine Million Jahre krankheitsfreier Entwicklung, um sein menschliches Gehirn zu vervollkommnen und in das Kosmische Bewusstsein einzugehen.“

Die Lehre von Yogiraj Lahiri Mahasaya war aber immer individuell und variierte in den Instruktionen, je nach Entwicklungsgrad und Aufnahmefähigkeit des jeweiligen Schülers. Manche Schüler brauchten einfach mehr Übungen und andere weniger, man kann also nicht verallgemeinernd sagen, mehr sei besser, oder weniger sei schlechter. Lahiri Baba hat die Methoden des Kriya Yoga sorgfältig in vier Stufen aufgeteilt, welchen er folgende Bezeichnungen gab: 1. Bhutashuddhi; 2. Omkar; 3. Thokar o. Dharana; und 4. Dhyana Kriya.

In diesen Tagen tendiert der Kriya Yoga jedoch dazu, zu einem ‚Hybrid Kriya‘ zu mutieren welcher in Wirklichkeit ein ‚irreführender Kriya‘ ist. Dies bedeutet, dass eine Methode von einer Linie, sagen wir z. B. Navi Kriya, genommen wird und den Techniken einer anderen Linie beigefügt wird, in der Navi eigentlich nicht benutzt wird und möglicherweise auch gar nicht benötigt wird, aufgrund der anderen vorhandenen Methoden. Aber auch Atemtechniken werden so ‚getauscht‘.) Das Ergebnis davon ist, das der ‚reine Kriya‘ zu einem entstellten und verzerrten Kriya wird. Kriya muss jedoch rein gehalten werden. Und reiner Kriya ist der Kriya den der Guru weitergibt.

In dieser Zeit gibt es viel zu viel Raum für Spekulationen. Der regelrechte Überfluss an betrügerischen Lehrern und ‚falschen Propheten‘, welche die leichtgläubigen Massen in die Irre führen, macht es notwendig, die Lehren des Kriya Yoga in der Allgemeinheit öffentlich zu besprechen. Wie gesagt, es gibt kleine Unterschiede zwischen den verschiedenen Linien, die meisten davon sind jedoch mehr oder weniger unbedeutend. Die eigentlichen, grundlegenden Methoden, die nur von einem Guru weitergegeben werden können, bleiben aber dieselben. So gibt es zum Beispiel nicht in allen Linien vier Einweihungsstufen – bei manchen sind es nur drei, bei anderen sechs oder sieben – doch ist hier nur die Unterteilung eine andere, und nicht die Methoden selbst.

Es gab einmal einen Mann, de fest davon überzeugt war, dass Paramhansa Yogananda die Atemtechnik abgeändert hatte. Und er erzählte seinen Verdacht verschiedenen modernen ‚Autoritäten‘ erstaunt musste er dann jedoch, als er in einem traditionellen Kriya Ashram in Indien war, feststellen, dass diese dieselbe Methode lehrten, wie es auch Yogananda tat.

Wir wollen hier auf die unterschiedlichen aber auch auf die gemeinsamen Methoden ein wenig näher eingehen. In den meisten Fällen differenzieren die Haupttechniken nicht voneinander, alles was sich unterscheidet, sind die Methoden, die rund um die Praxis des eigentlichen Kriya Yoga herum miteinbezogen werden.

So wird z. B. einigen gelehrt, Navi Kriya als Bestandteil des ersten Kriyas zu praktizieren und anderen nicht. Paramhansa Yogananda hat allem Anschein nach Nabhi gar nicht gekannt oder zumindest nicht gelehrt. Manche lehrten eine Methode im ersten Kriya mit der Bezeichnung ‚Nad Kriya‘, andere wieder nicht. Darüber hinaus gibt es aber noch einige Variationen mehr. Einigen wurden beispielsweise von Lahiri Baba geheime Wege erklärt, um den Körper auf Pranayama einzustimmen.

Manche üben auch ein Maha Mudra für alle zehn oder zwölf Pranayamas, während andere dazu angewiesen wurden, Maha Mudra nur einmal (oder teilweise auch dreimal) auszuführen. In manchen Linien ist Navi Bestandteil der Diksha der ersten Stufe. In anderen Linien ist es eine zusätzliche Methode, die nur von kranken Menschen ausgeführt wird, denen es nicht möglich ist, die regulären Techniken anzuwenden (es gibt auch Linien die in diesem Falle oder auch z. B. bei schwangeren Frauen das ‚mentale Pranayama‘ anwenden.) und wieder andere Linien haben nie etwas gehört von Navi Kriya.

Aber auch Navi Kriya ist nicht gleich Navi Kriya. Auch bei dieser Methode gibt es Unterschiede von Linie zu Linie. Einige lehrten Navi ohne Atemkontrolle, andere mit, dann gibt es solche, die lehren, man solle Japa im Rhythmus des Pulses ins Navi Chakra chanten. Eine weitere, recht starke Abweichung besteht in der Anweisung, Navi Kriya sowohl vorne als auch hinten zu praktizieren. Demgegenüber stehen zahlreich Aussagen, denen zufolge Navi im authentischen Kriya ausschließlich auf einer Seite gemacht wird.

Ein weiterer Punkt wäre noch Kechari Mudra und auch das damit verbundene Talavya. Hier gehen die Meinungen auch weit auseinander und es verhält sich mit dieser Methode ähnlich wie mit Navi Kriya – während die einen Kriya stets mit Kechari praktizieren gibt es andere, die noch nie etwas von dieser Technik gehört haben. Einigen Aussagen zufolge soll Paramhansa Yogananda nur einige wenige ernsthafte und bereits weit fortgeschrittene Schüler in Kechari Mudra eingeweiht haben, während er dem Großteil den Kriya ohne Kechari lehrte. Viele Informationen betätigen jedoch, dass Kechari Teil des Kriya Yogas von Lahiri Mahasaya und Sri Yukteswars war. Die wohl wahrscheinlichste Erklärung hierzu ist, dass, da die Ausführung von Kechari nicht etwas für jedermann ist, Yogananda diese Technik wirklich nur einem ausgewählten Kreis von Schülern weitergab.

Dazu gibt es die Geschichte, die Norman Paulsen in seinem Buch ‚Christ Consciousness‘ beschreibt.

Er behauptet dort, in der Zeit in der er im Mutterzentrum der SRF am Mount Washington lebte, mit einem anderen Mönch namens Daniel Boone gesprochen zu haben, welcher ihm von Kechari erzählte. Zur Überraschung dieses Mönchs war es Norman bereits beim ersten Versuch möglich dieses schwierige Mudra auszuführen. Von da an begann Norman Kechari immer in seine Praxis miteinzubeziehen.

Eines Tages erhielt er Besuch von Yogananda der ihm sagte: „Ich höre, dass du Kriya auf eine andere Weise ausführst.“ – „Ja, Sir, das tue ich“ antwortete Norman. „Kannst du deine Zunge verschlucken?“ – frage ihn Yogananda – „Ja das kann ich“ erwiderte Norman, und nachdem er es Yogananda gezeigt hatte, meinte dieser: “Mein Gott! Du weißt gar nicht, wie gesegnet du bist.

Praktizierst du Kriya mit nach oben gedrückter Zunge?“ – „Ja, das tue ich, Sir“ – war die Antwort und Yogananda erklärte ihm: “Dies ist die Weise welche Babaji die Technik zuerst an Lahiri Mahasaya weitergegeben hat…“

Yogananda bemerkte auch, dass es zu dieser Zeit nicht hilfreich wäre, wenn die Leute denken würden, dass es notwendig sei, seine Zunge verschlucken zu können, um zu Gott zu finden, und er deshalb eine einfachere Variante lehrte.

Interessant hier zu erwähnen ist noch, dass Yogananda und Hariharananda zwei der wenigen Kriya Meister waren, welche in ihrem System auf Kechari verzichteten. Yogananda lehrte jedoch eine andere Methode welche als Nabho Mudra bekannt ist und von der Sivananda Sarasvati* in seinem Buch ‚Kundalini Yoga‘ sagt, dies sei eine Methode sich auf Kechari vorzubereiten, wenn man über keine speziellen Vorbereitungstechniken verfügt. Diese Technik der Erweiterung der Kehle wird jedoch nicht in allen Linien als vorbereitende Kechari Methode angesehen.

Gewissen Quellen zufolge lehrte Paramhansa Yogananda aber noch eine weitere Variation des ersten Kriyas, indem man einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf Trikuti fixiert lässt, während man die restliche Konzentration in die Sushumna leitet. Diese Quellen besagen außerdem, dass zum ersten Kriya Japa gehört, welches in jedes Chakra miteinbezogen wird.

Dazu findet man in den Briefen von Lahiri Mahasaya folgendes: „Es gibt viele, die nicht Mantra Japa in den Chakras ausführen. Geschieht dies jedoch nicht, ist das Ergebnis tamasartiges Kriya (Kriya mit negativen Qualitäten), und seine Früchte sind ebenfalls tamasartig. Man muss seine Aufmerksamkeit während des Pranayama auf die sechs Chakren im Sushumna lenken und dort dann in jedem Japa wiederholen“, in einem weiteren Brief schrieb er: “ Man muss vor allem seine Aufmerksamkeit darauf richten, dass keine Fehler mit Japa geschehen – Chakra für Chakra, während Pranayama ausgeführt wird. Wenn der Geist an keine anderen Dinge denkt und keine Fehler mit Japa geschehen, dann wird Frieden von selbst in den Geist einkehren.“ – Swami Satyeswarananda Giri bestätigt dies in seinem Buch Babaji & Lahiri Mahasay, Teil II.

Wollen wir einmal zusammenfügen, was wir bisher festgestellt haben:

Selbst wenn im Grunde keine zwei Kriya Yoga Linien genau dasselbe lehren, bleibt der Kern, die eigentliche Methode doch immer dieselbe, und solange dies der Fall ist, kann man auch von authentischem Kriya Yoga ausgehen. Die Grundlage des Kriyas ist, neben dem Pranayama, das lenken der Lebenskraft. Dabei wird während Puraka die Lebensenergie durch Sushumna hochgezogen um anschließend wieder abwärts geleitet zu werden.

Dies kann nun variieren: So wird Japa (Wiederholung eines Mantras oder Namens Gottes) beispielsweise auf unterschiedliche Weise miteinbezogen – in einigen Linien ist Japa bereits ab der ersten Stufe Bestandteil von Kriya und in anderen Linien wird Japa erst in den höheren Einweihungsstufen miteinbezogen. Auch das Mantra kann unterschiedlich sein in den verschiedenen Linien. Meist wird das Vasudeva Mantra verwendet, welches in der genauen Aussprache jedoch auch wieder variiert, aber auch Omkara bzw. das Pranava Mantra wird in einigen Linien benutzt.

Andere Unterschiede beziehen sich darauf, dass manchmal ein Teil der Aufmerksamkeit während der Übung auf Kutashta fixiert bleibt, was auch nur von einigen Linien praktiziert wird.

Weitere Variationen betreffen die Atmung (durch Mund, Nase o. durch beides), auch mit den Pausen verhält es sich unterschiedlich. Einigen Anweisungen zufolge wird eine kurze Pause eingelegt, nachdem man mit der Lebensenergie oben angelangt ist, anderen zufolge wird oben eine kurze Pause gemacht und wieder andere machen oben und unten kurze Pausen. Man sollte sich jedoch nicht verwirren lassen durch diese für Außenstehende wohl schwierig zu durchschauende Lehre, denn im Grunde bleibt der Ablauf meist derselbe, wenn auch teilweise mit verschiedenen zusätzlichen Übungen und Methoden.

Im Buch ‚Kriya Yoga and Swami Sri Yuktesvar‘ beschreibt Acharya Sailendra Bejoy Das Gupta zum Beispiel folgenden Ablauf im Kriya:

1. Maha Mudra; 2. Asana; 3. Kriya Proper; 4. Dhyana; 5. Yoni Mudra.

Eine weitere Variante ist:
1. Talabya Kriya; 2. Pranayama (1. Kriya); 3. Nabhi Kriya; 4. Yoni Mudra; 5. Maha Mudra.

Lahiri Baba lehrte verschiedene Variationen, so auch z. B. diese:
1. Pranayama (1.Kriya); 2. 2nd Kriya (o. Thokar Kriya); 3. Yoni; 4. Maha Mudra; 5. 3rd Kriya (o. Omkar Kriya); 6. 4th Kriya.

Die Anweisungen von Yogananda bezüglich des ersten Kriyas sind folgende:
1.Yogoda Aufladeübungen; 2. Hong Sau; 3. OM Technik; 4. 1st Kriya.

Die Standardvorgabe für den Anfänger des Kriya Yoga beträgt 12 – 14 Kriyas pro Sitzung, diese Zahl wird jedoch den Anweisungen des Gurus folgend, fortlaufend erhöht. In ‚Light of Kriya Yoga‘ von Sri Sailendra Bejoy Dasgupta Mahasay findet man dazu folgende Tabelle:

First Category (excellent quality practice): 80 Kriya in einer Stunde (also pro Kriya etwa 45 Sekunden)
Second Category (medium quality): 100 Kriyas in einer Stunde (ca. 36 Sekunden pro Kriya)
Third Category: 120 -150 Kriyas in einer Stunde (ca. 24-30 Sek.)
Fourth Category: 175 – 200 Kriyas in einer Stunde (ca. 18-20 Sek.)

Weiter findet man folgende Angaben in ‚Light of Kriya Yoga‘:
12 Kriyas sind nötig um den Zustand von Pratyahara (zurückziehen der Sinne) zu erreichen;
144 (12 x 12) Kriyas für den Zustand von Dharana (Konzentration);
1728 (144 x 12) Kriyas für den Zustand von Dhyana (Meditation);
und 20,736 (1728 x 12) Kriyas sind als Minimum erforderlich, um Samadhi zu erreichen.

Wollen wir nun noch kurz zu einem weiteren Punkt kommen, dessen Anwendung jedoch zu starken Veränderungen der eigentlichen Methoden führen. So gibt es Aussagen von diversen Quellen, welche besagen, dass Paramhansa Hariharananda die Methoden im Laufe der Zeit mehrfach abänderte. So soll er unter anderem auch gelehrt haben, dass man das Sahasrara Chakra im ersten Kriya miteinbeziehen soll. Diese Methode erinnert an eine ähnliche, ebenfalls uralte und geheim gehaltene Praxis der mystischen Schulen der ostchristlichen Tradition, bei welcher jedoch im Gegensatz zur Kriyapraxis, von oben angefangen und ebenso kurz (für die Dauer einer Wiederholung des Gebetes: ‚Herr Jesu Christo, Gottes Sohn, erbarme dich meiner‘) in jedem Zentrum meditiert wird, wobei man, beim Zurückgehen an der Vorderseite des Körpers in den jeweiligen Stellen verbleibt.

Hierzu gibt es jedoch auch noch solche Aussagen, denen zufolge Lahiri Baba und Sri Yukteswar nicht dieselben Methoden praktizierten. Es gibt Quellen die besagen, dass es sich bei der Technik des Kriya Yogas im Grunde um dieselbe Methode handelt, die auch im Qui Gong vorhanden ist. Weiter gibt es Angaben, denen zufolge Sri Yukteswar die chinesische Variante praktizierte, während Lahiri Baba angeblich die indische Version anwendete. Yogananda soll diesen Angaben nach in beide Varianten eingeweiht worden sein, doch hauptsächlich die Variante von Sri Yukteswar praktiziert haben (obwohl er die indische Variante lehrte). Der Unterschied in beiden Versionen soll ebenfalls der sein, dass man in der chinesischen Methode bis über den Kopf hinaus geht, also Sahasrara auch miteinbezieht. Diese Angaben sind jedoch ungeprüft und können bei den derzeit vorliegenden Informationen auch weder bestätigt noch revidiert werden.

Es gibt jedoch auch Quellen, welche unter der Bezeichnung ‚Sahasrara Kriya‘ nur die normal ausgeführte Praxis des Kriyas in seiner Vollendung verstehen. Swami Pranabananda schrieb in der Einleitung seiner Pranab Gita folgendes:

“Man muss mit Sorgfalt von Chakra zu Chakra hochsteigen bis zu Bhrumadhya (dem Zentrum zwischen den Augenbrauen). Dies wird erreicht durch das kontrollieren und balancieren der Lebensenergie innerhalb von Sushumna (Hauptenergiekanal), mit Hilfe des Brahma Mantra (Pranav). Anschließend kann man durch den göttlichen Rausch (eine der Nachwirkungen von Kriya), ohne jegliche Anstrengung, in Brahmarandhra eintreten, am höchsten Punkt des Gehirns.“

Auch gibt es Aussagen, denen zufolge Yogananda selbst bzw. die SRF Änderungen an den Techniken vorgenommen hätte. Ein bekannter Fall einer solchen Ungereimtheit ist der, das in Yoganandas Autobiografie, im Kapitel über den Kriya Yoga, die Aussage zu finden ist, das die Lebensenergie im Kreis um die Wirbelsäule bewegt wird. In den Lehrbriefen findet man jedoch, dass die Lebensenergie in einer Linie auf und ab bewegt wird.

Bei unseren Nachforschungen sind wir auch auf Aussagen gestoßen, welche behaupten, dass Yogananda noch kurz vor seinem Mahasamadhi in Kontakt mit Babaji stand von welchem er Modifikationen in der Ausführung erhalten haben soll. Dies zu überprüfen ist unseres Erachtens jedoch nahezu unmöglich, es sei denn Babaji gibt irgendwann eine Stellungnahme dazu ab. Im allgemeinen können wir jedoch, so bin ich jedenfalls zu meiner persönlichen Überzeugung gekommen, den Lehrbriefen des SRF sehr wohl vertrauen, selbst wenn vieles modifiziert und geändert wurde in den Inhalten der Schriften von Yogananda, so sind die Grundlegenden Dinge wie eben die Techniken niemals vom SRF geändert worden, jedoch ist nicht ganz klar, ob nicht Yogananda persönlich Veränderungen vorgenommen hat – falls dies jedoch der Fall sein sollte, wird er bestimmt seine Gründe dafür gehabt haben.

Im großen und ganzen scheint jedoch, nach gründlicher Untersuchung, das viele Indizien dafür sprechen, dass Yogananda persönlich diverse Änderungen und Modifikationen an den Techniken durchgeführt zu haben, welche aber alle nicht von großer Bedeutung sind bzw. keinerlei nennbaren Unterschied in den Resultaten ergeben.

Ein wohl wesentlicher Grund dafür, dass Yogananda überhaupt Modifikationen in der Ausführung der Technik des Kriya Yoga vorgenommen hatte, wird wahrscheinlich darin liegen, dass zu dieser Zeit, den zwanziger Jahren, so gut wie nichts über Yoga bekannt war in der westlichen Welt und man allgemein der Überzeugung war, dass Yoga (worin man hauptsächlich verschiedene Körperübungen implizierte) nur von Menschen aus der östlichen Hemisphäre praktiziert werden könne und für Menschen aus dem Westen völlig ungeeignet sei. Swami Vivekananda war zwar bereits im Jahre 1893 in den Westen gereist, doch bis zum Jahre 1920, in dem Yogananda in den Westen kam, war die Verbreitung des Yoga und der indischen Mythologie noch nicht besonders weit fortgeschritten, und erst gegen 1960 herum, als eine ganze Welle von ‚Gurus‘ aus Indien den Westen überschwemmte, stieg die Aufmerksamkeit der Menschen langsam und Yoga wurde langsam etabliert.

Wollen wir nun etwas genauer auf die Methode des ersten Kriya eingehen, und auf deren Variationen.

Dazu vergleichen wir nun ein paar von den wenigen schriftlichen Aufzeichnungen, die zur Ausführung des ersten Kriyas existieren. Swami Nityananda Giri beschreibt die Stufen des ersten Kriya in seinem Buch ‚Kriya Yoga Vijnan‘ folgendermaßen (in der rechten Spalte ist der Vergleich von Swami Nityananda’s Anweisungen mit denen von Paramahansa Yogananda):

1. Maha Mudra
(Ferse am Perineum/an der Scheide)
2. Nabhi Kriya
(OM in Navi Chakra und Manipura Chakra)
3. Pranayama
4. Yoni bzw. Jyoti Mudra
(Y.M.=alle Kopföffng. mit den Fingern schl.)
1. Yogoda Aufladeübungen
2. Hong Sau
(Mantra: „ich bin Gott“)
3. Om-Technik     (Jyoti Mudra)
4. Pranayama (1. Kriya)

 

So, was ist nun der Unterschied zwischen beiden Variationen? Auf den ersten Blick scheinen diese zwei Varianten mehr oder weniger völlig unterschiedlich zu sein. Bei genauerer Betrachtung jedoch sind die Unterschiede eher gering. Swami Nityananda beginnt zur Vorbereitung zuerst mit der Körperübung Maha Mudra um den Körper bzw. den feinstofflichen Körper auf Kriya vorzubereiten. Es werden teils aber auch noch andere Mudras und Asanas zur Vorbereitung angewandt. Yogananda entschied sich dazu, nur wenig der traditionellen Hatha Yoga Übungen miteinzubeziehen – er entwickelte ein eigenes System von einfachen aber dennoch effizienten Körperübungen.

Nabhi Kriya und Hong Sau sind beides Techniken zur Steigerung der Konzentrationskraft und obwohl beide Methoden in ihrer Ausführung völlig unterschiedlich sind, bleib das Resultat hingegen bei beiden dasselbe. Mit Yoni Mudra bzw. Jyoti Mudra und der Methode der Om-Technik verhält es sich ähnlich. Das Resultat von beiden läuft auf die Wahrnehmung von Nada bzw. Pranava bei geschlossenen Ohren hinaus. Der einzige Unterschied dieser zwei Techniken, den wir feststellen konnten, liegt darin, dass die Stellung der Finger variiert, der Grund dafür scheint zu sein, dass es ausreichend ist, nur den Tragus und die Augen zu verschießen um Nada wahrnehmen zu können. Der einzige wirkliche Unterschied dieser zwei Variationen ist der, dass Swami Nityananda Jyoti Mudra nach der Praxis von Pranayama ausführt, während Yogananda dies auch als vorbereitende Methode miteinbezieht.

Hier nun ein kurzer Überblick von originalen und traditionellen Vorbereitungsübungen zum Kriya Yoga, wir beginnen mit den Methoden, welche Yogananda in seinen Lehrbriefen beschrieben hat und zusätzlich noch einige weitere Methoden miteinbeziehen:

· Yogoda Aufladeübungen (neununddreißig, einfach zu praktizierenden Übungen)
· Hong Sau (in anderen Linien ‚So Ham‘ bzw. ‚Hamsa‘)
· Om-Technik (dient dazu, den kosmischen Klang des OM (bzw. Amen) wahrzunehmen )
· Maha Mudra (Ferse am Perineum/an der Scheide)
· Yoni Mudra bzw. Jyoti Mudra (Y.M.=alle Kopföffng. mit den Fingern schl.)
· Nabhi bzw. Navi Kriya (OM in Navi Chakra und Manipura Chakra)
· Nada Sadhana (Nada = Klang; hier der Urlaut, aus dem das Universum entstand)

Diese sind alles vorbereitende und zusätzliche Techniken und Übungen für den Kriya Yoga, von denen es jedoch noch viele mehr gibt, einigen Quellen zufolge hat Lahiri Baba 108 verschiedene ‚Kriyas‘ gelehrt. Natürlich werden nicht alle in allen Linien praktiziert. Der Guru sucht sorgfältig die richtigen Methoden aus und passt sie auch den jeweiligen Bedürfnissen des Schülers an. Jedoch sind Konzentrationstechniken und Techniken zur Wahrnehmung von Pranava oder Nada immer Bestandteil der Vorbereitung auf den Kriya.

Wie dem aber auch immer sei, unsere Empfehlung kann nur die sein, dass ein jeder diese Techniken, die er vom Guru erhalten hat, genau praktizieren soll, dies ist der sicherste Weg. Im übrigen sei noch gesagt, dass niemals vergessen werden sollte, dass eine jede Technik oder Methode niemals mehr als ein Hilfsmittel und niemals das Ziel sein kann. Die Technik ist nebensächlich, wenn der Wille, das Vertrauen und die Hingabe da ist. Als Beispiel sei Ramana Maharshi erwähnt, der niemals einen irdischen Meister hatte und auch keine Einweihungen in geheime Techniken von solchen erhielt. Und dennoch gilt er, zu Recht, als einer der größten indischen Heiligen der Neuzeit.

* Swami Sivananda Sarasvati nennt diese Technik jedoch ‚Nabko‘ oder ‚Nauduki Mudra‘ – dies entspricht jedoch mit aller größter Sicherheit der Technik von ‚Nabho Mudra‘ da die Aussprache differenzieren kann und ‚Nauduki‘ nicht in den traditionellen Yoga Überlieferungen als ‚Mudra‘ verzeichnet ist.


Die Geschichte und Tradition des Kriya Yoga

Die Kriya-Yoga-Technik ist eine ungewöhnliche Technik und die Essenz des von Lord Shri Krishna in der Bhagavad Gita verkündeten Raja Yoga. Laut Lord Shri Krishna gab er diesen unsterblichen Yoga persönlich an Vivasvan, den Sonnengott, weiter, der ihn dann seinem Sohn Manu vermittelte. Manu gab ihn weiter an seinen Sohn Iksvaku. Indem es auf diese Weise von Vater zu Sohn weitergegeben wurde, gelangte das Wissen um diesen Yoga zu den Rajarsis, den königlichen Weisen.

Im Laufe der Zeit ging dieses Wissen jedoch mehr oder weniger verloren. Später lehrte Gott in seiner Verkörperung als Krishna diesen heiligen Yoga Arjuna und den anderen Pandavas. Yoga war im Grunde für die Selbstverwirklichung von Menschen während ihres Familienlebens gedacht. Über Jahrhunderte war er das Mittel zur Verwirklichung Gottes. Die berühmten Weisen wie Vyasa, Vasistha, Janaka, Valmiki, Parasara übten Kriya Yoga inmitten ihrer familiären Beschäftigungen und erreichten das göttliche Ziel. Die Bhagavad Gita und auch Patanjalis philosophische Abhandlungen über den Yoga beschreiben dies ausführlich.

Im Lauf der Zeit wurde der von Lord Krishna gelehrte Yoga vernachlässigt und verschwand fast gänzlich. Im gesellschaftlichen Leben Indiens entwickelten sich chaotische Zustände, da sich die Inder von der alten Tradition des Yoga abwandten. Als der unsterbliche Babaji Maharaj diesem Yoga eine wissenschaftliche Ausrichtung gab und ihn als Kriya Yoga für die spirituelle Erhebung der menschlichen Rasse zur Verfügung stellte, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Ära eingeleitet. Babaji lehrte diesen Yoga Shyama Charana Lahiri Mahasaya, der in einem vergangenen Leben bereits sein geliebter Schüler gewesen war. Er beauftragte ihn, diese Technik auch an andere an der Suche nach Gott Interessierte weiterzugeben. Shyama Charan war ein Familienvater und arbeitete als leitender Angestellter im öffentlichen Dienst. Babaji Maharaj erwählte ihn als den besten spirituellen Repräsentanten, um die Technik des Kriya Yoga unter den Familien Indiens und anderer Länder zu verbreiten.

Viele hinduistische Rituale und Praktiken wie acamanas, die äußere Reinigung des Körpers, bhuta-shuddhi, die innere Reinigung der fünf Elemente im Körper, pranayama, Kontrolle des Atems oder der Lebenskraft, und matrkanyas, Erkenntnis der Gegenwart Gottes in den verschiedenen Teilen des Körpers, stehen mit der Ausübung von Yoga in Zusammenhang. Solche Übungen sind notwendig, um innerhalb kürzester Zeit zur Gottesverwirklichung zu gelangen. Solange Gott, der dem Körper innewohnt, nicht zum Wagenlenker Ariunas wird, dem Symbol für den Weisheitskörper und Zerstörer der Unwissenheit des Menschen, symbolisiert durch die Kauravas, kann der Mensch Gott nicht erkennen.

Der wissenschaftliche Kriya Yoga ist eine wundervolle Technik, die sehr einfach und leicht durchführbar ist und schnelle Resultate zeigt. Mit Hilfe dieser Technik kann man in kurzer Zeit die tief im Verstand verwurzelten, hinderlichen Eindrücke (samskaras) seiner zahlreichen vergangenen Leben überwinden und sich im göttlichen Bewusstsein verankern. Die spirituelle Evolution eines gewöhnlichen Menschen innerhalb eines Jahres entspricht der spirituellen Weiterentwicklung, die ein Kriya-Yogi während einer Ein- und Ausatmung in wenigen Augenblicken erlangt.

Vedische Rituale und Opferzeremonien erzeugen nur spirituelle Entwicklung, Kriya Yoga hingegen bewirkt gleichzeitige Weiterentwicklung von Körper, Verstand, Intellekt und Seele. Kriya Yoga ist die Essenz und Synthese aller auf der Welt gelehrten Yoga-Techniken. Die allgemeine Form von Karma Yoga legt besonderes Gewicht auf den Dienst an der Menschheit, öffentliche, wohltätige Aktivitäten, Erziehung, Gesundheitsdienste und andere wertvolle Bemühungen zur Milderung menschlichen Leidens. Wahres Karma Yoga ist jedoch die Erkenntnis, dass Gott überall im Körper anwesend ist. Seine Gegenwart wird in jedem Objekt des Universums wahrgenommen. Welche Arbeit auch immer getan wird, wird von Gott getan. Prana Karma oder die Zirkulation der Lebenskraft durch den göttlichen Kanal in der Wirbelsäule, den Yogis als sushumna bekannt, ist die wahre Aktivität, auf der alle anderen äußeren Aktivitäten beruhen.

Dies verankert schließlich die Aufmerksamkeit des Sadhaka (Schüler) in Sahasrara (Kronenchakra) und Kutastha (Identifikation mit dem Brahman) und führt zur Gottesverwirklichung, die eine innere Sekretion eines bestimmten Lebenssaftes aus den Drüsen mit sich bringt. Diese Sekretion hat eine berauschende Wirkung, die dem Verstand hilft, völlige Auflösung in Gedanken und Erkenntnis Gottes zu erlangen.

Anders als Raja Yoga, der auch auf Atemkontrolle beruht, verlangt Kriya Yoga kein langes Anhalten des Atems und kein unangenehmes Verschließen der Nasenlöcher. In Hatha Yoga werden viele asanas und bandhas, körperliche Yoga-Übungen und bestimmte Stellungen geübt. Von all diesen hat Kriya Yoga einige essentielle Yoga-Stellungen übernommen, besonders die Yoga-Übung mahamudra, die von großen Yogis als Allheilmittel gepriesen wird. So zeigt Kriya Yoga eine enge Verbindung zu allen wesentlichen und wichtigen Charakteristika der verschiedenen indischen Yoga-Methoden.

Shri Yukteswarji kam in einem entscheidenden Moment zur Welt. Der Zeitpunkt seiner Geburt war gut gewählt, da die Zeit zu weiterer Verbreitung von Kriya Yoga reif war. Er wählte Puri, eine am Meer gelegene Stadt im indischen Staat Orissa und Stadt des Tempels von Lord Jagannath, zum Mittelpunkt seines Kriya Yoga sadhana. Puri, die Stadt Jagannaths, des Herrn des Universums, ist einer der geeignetsten Orte für spirituelle Übung und schnelle Gottesverwirklichung. Shri Yukteswarjis dortiger ashrama, Karar Ashram genannt, wurde ein aktives Zentrum von Kriya Yoga und dessen weiterer Verbreitung. Er bewährte sich als spirituelles Laboratorium für die Entdeckung der höchsten Wahrheit. So wie ein Wissenschaftler seine ganze Kraft einsetzt, um die Geheimnisse der Natur und ihre physikalischen Gesetze zu entschlüsseln, widmen sich die Aspiranten hier dem Erkennen der untrennbaren Verbindung zwischen dem Selbst und dem Göttlichen.

Während der letzten siebzig Jahre wurde die Tradition bewahrt. Unzählige Schüler aus allen Teilen der Welt machten unter der praxisbezogenen Führung von Gurus, deren Unterweisungen auf den Lehren Shri Yukteswarjis und Paramahamsa Yoganandajis beruhen, beträchtliche Fortschritte in ihrer spirituellen Entwicklung. Shri Yukteswarji liebte diesen Ashram sehr und wählte ihn als Ort für seinen mahasamadhi. Sein geliebter Schüler Paramahamsa Yoganandaji wurde von ihm sehr inspiriert und eröffnete mit seinem Segen und seiner Führung mehrere Kriya-Yoga-Zentren in Indien und anderen Ländern. Obwohl Paramahamsa Yoganandaji die meiste Zeit außerhalb Indiens verbrachte, riss seine spirituelle Verbindung zu seinem Guru und seinem geliebten Ashram jedoch nie ab. Daher war dieser Ort das eigentliche Mutterzentrum aller Kriya-Yoga-Aktivitäten von Shri Yukteswarji und seinen Schülern.

(aus ‚Kriya Yoga‘ von Paramahamsa Hariharananda)

Den alten Überlieferungen zufolge lehrte also Ishvara selbst die Technik des Kriya Yoga bereits von Urzeiten an, um allen Wesen die Möglichkeit zu geben, sich aus den Fängen der kosmischen Illusion zu befreien. In der Bhagavad Gita wird der Kriya beschrieben als „rajavidya rajaguhyam“ – das Königswissen, das Königs-Geheimnis (oder die Weisheit aller Weisheiten , das Geheimnis aller Geheimnisse) [Bhagavad Gita 9;2].

Weiters erklärt die Gita in Kapitel 4;1, das die Technik des Kriyas ursprünglich von Viviashvan, dem Sonnengott, an seinen Sohn Manu weitergegeben wurde. Manu ist in der indischen Mythologie etwa gleichbedeutend mit dem christlichen Adam der Bibel. Er gab die Technik weiter an seinen Sohn Iksvaku, den Gründer der ersten Königsdynastie des alten Indien, Krishna übergab die Technik Arjuna, und so wurde der Kriya Yoga von Generation an Generation weitergegeben, vom Vater an den Sohn, vom Guru an den Schüler. Im Laufe der Zeit jedoch, und durch die verschiedenen Wandlungen der Menschen, geriet diese Technik zu verschiedenen Perioden wieder in Vergessenheit. Den Überlieferungen zufolge gab der Herr jedoch das Versprechen, immer dann, wenn die Dunkelheit im Geiste der Menschen wieder an Überhand zu gewinnen beginnt, in Gestalt eines Avatares zurückzukehren um seine Lehren wieder und wieder zu lehren, auf das die Menschen irgendwann wieder zurück zu ihrem wahren Selbst finden.

Wie dem auch sei, es zeugen nicht nur die alten Schriften Indiens davon, dass die Technik des Kriya Yogas und dessen Tradition weit in der Geschichte zurückreicht, es gibt auf der ganzen Welt Hinweise und Belege verschiedener Traditionen und Kulturen, das diese Methode, unter unterschiedlichen Namen, weite Verbreitung findet. So wird im chinesischen Qi Gong eine beinahe identische Methode angewandt und selbst in orthodoxen ostchristlichen Kirchen findet man ähnliche Praktiken wie die des Kriya Yoga.

Yeshua ben Joseph, besser bekannt als Jesus Christus oder Jesus von Nazareth, war ein solcher Avatar, ebenso wie Babaji, Buddha, Rama oder Krishna. Sie erschienen stets in kritischen Phasen der Entwicklung der Menschheit und sie werden wieder erscheinen. So kam Siddharta Gautama und lehrte das, was man später als Buddhismus bezeichnete, und seine Lehre verbreitete sich zum einen Zeitpunkt um an einem anderen wieder in Vergessenheit zu geraten. Dann erschien Adi Shankara, um das ursprüngliche Dharma wieder zu verbreiten, aber nicht lange dauerte es, bis auch die Lehren dieses Avatares wieder vergessen waren. Jedoch geschah solches nicht nur in Asien, sondern überall in der Welt und bei einer Unzahl verschiedener Wesen, denn dies ist lila, Gottes Spiel.

Interessant hier zu erwähnen wäre noch, dass das Erscheinen von Avataren in den letzten hundert, hundertfünfzig Jahren zwar merklich zugenommen hat, seit einigen Jahren aber wieder allmählich stark abzunehmen scheint, und nun, nach dem Mahasamadhi von Paramhansa Hariharananda, ist die Zahl der in der Öffentlichkeit arbeitenden Avatare beinahe bei Null angelangt…


Vorbereitende Techniken

Hier wollen wir nun eine kleine Auswahl aus der Vielzahl von vorbereitenden Techniken und zusätzlichen Übungen rund um Kriya Yoga zusammenstellen. Neben den bekannten Konzentrationstechniken wollen wir auch Asanas und andere Körperübungen miteinbeziehen. Wir hoffen, dass jeder eine für ihn angemessene Methode hier zu finden vermag. Falls irgendwelche Fragen oder sonstige Anliegen bezüglich der Techniken und Übungen auftauchen sollten, könnt ihr uns natürlich jederzeit schreiben.

Einführung in eine spezielle Technik der Konzentration (Hong-Sau)

Teil I – DIE KUNST DER KONZENTRATION UND MEDITATION

Wenn man über die Begriffe Meditation und »Konzentration« redet oder schreibt, verwechselt man sie zuweilen miteinander. In der Lehre des Kriya unterscheiden wir diese wie folgt:

Konzentration ist die Fähigkeit, den Geist auf irgendeinen Gedankengang zu richten.
Meditation ist jene Art der Konzentration, die nur darauf ausgerichtet ist, Gott zu erkennen.

In dieser Einführung in eine spezielle Technik der Konzentration mit dem Namen Hong-So oder Hong-Sau, welche von Paramhansa Yogananda gelehrt wurde, werden die Begriffe »meditieren« und »Meditation« öfters im erweiterten Sinne angewandt, was bedeutet, dass der Schüler sich bemüht, den Geist zu beruhigen und sich ganz und gar auf Gott zu konzentrieren. Das sind Verallgemeinerungen. Der Schüler, der diese Anweisungen studiert, wird sich allmählich folgende Differenzierungen in Bezug auf diese Begriffe einprägen:
Wahre Konzentration bedeutet, den Geist voll und ganz auf nur einen Gedanken zu richten, und zwar durch bestimmte wissenschaftliche Methoden.

Wahre Meditation bedeutet, den auf wissenschaftliche Weise konzentrierten Geist nur auf Gott zu richten, und zwar durch bestimmte geistige Techniken.

Die Hong-So-Technik der Konzentration, die später hier genauer erläutert wird, wird euch helfen, diese vollkommene Konzentration zu erlangen, denn sie ist eine Voraussetzung für die wahre Meditation. Getreuliches Üben wird euch bald höhere Wahrnehmungen vermitteln, so dass ihr in immer größerem Maße göttlichen Frieden und göttliche Freude erlebt.

Die OM-Technik oder Yoni bzw. Jyoti Mudra der Meditation, ermöglicht es euch zusätzlich, euren durch Hong-So vorbereiteten Geist auf eine bestimmte Ausdrucksform Gottes zu richten – auf OM, den Kosmischen Laut des Heiligen Geistes; und auf diese Weise könnt ihr die Gegenwart Gottes in eurem Innern und in der ganzen Schöpfung wahrnehmen.

Jede Tätigkeit erfordert Konzentration, und keine wichtige Handlung kann ohne tiefe Konzentration gelingen. Geschäftsleute, Künstler und Studenten (um nur einige Beispiele zu nennen) sowie geistige Sucher müssen die Kunst beherrschen, all ihre Kraft und Aufmerksamkeit auf jeweils einen Gegenstand zu richten, wenn sie in ihrem Beruf Erfolg haben wollen. Konzentration besteht zunächst im Zurückziehen der Aufmerksamkeit von den Gegenständen der Zerstreuung und im Hinlenken dieser freigewordenen Aufmerksamkeit auf jeweils nur einen Gegenstand. Der primäre Faktor in der Konzentration besteht im Zurückziehen der Aufmerksamkeit von allen Gegenständen der Zerstreuung.

Um beste Ergebnisse mit den Konzentrations- und Meditationsübungen zu erzielen, muss man vor allem auf seine Umgebung achten. Es gibt zwei Arten von Umgebung: die innere und die äußere.
Die äußere Umgebung vor und während der Konzentrationsübungen ist physischer Art (laut, leise usw.) . Die innere Umgebung ist der eigene Geisteszustand (zerstreut oder friedlich).

Man kann auch dann noch ruhelos sein, wenn man sich an einem ruhigen Ort befindet und der Körper regungslos und entspannt ist. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch zuerst innerlich beruhigt, ganz gleich, ob die äußeren Bedingungen günstig sind oder nicht, denn sonst könnt ihr euch nicht richtig konzentrieren. Ein ruhiger Ort erleichtert es einem natürlich, innere Stille zu erlangen, doch wenn ihr euch fest vornehmt, innerlich unberührt von dem euch umgebenden Tumult zu bleiben, wird euch das auch gelingen. Gebt also eure Konzentrations- und Meditationsversuche nicht etwa auf, weil ihr keinen stillen Platz finden könnt! Eine ruhige Geistesverfassung ist der beste Altar für die Konzentration und Meditation.

MEDITATION IST DER WEG ZU GOTT

Um innerlich und äußerlich ein wirklich glückliches Leben führen zu können, müsst ihr von der gottgegebenen Kraft der Konzentration Gebrauch machen und das verlorene Ebenbild Gottes in euch wachrufen. Nur dann könnt ihr das Rätsel des Lebens lösen und euer Schicksal meistern. Durch die Kunst der Meditation und regelmäßige Anwendung der wissenschaftlich-geistigen Gesetze kann man jene göttliche Glückseligkeit, die Gott ist, tatsächlich erleben. Der Physiker macht von Gottes Gesetzen Gebrauch, um die Geheimnisse der Natur zu erforschen; und der geistige Wissenschaftler sollte wissen, wie er seine gottgegebenen Kräfte der Konzentration, Meditation und Intuition anwenden kann, um die Geheimnisse des GEISTES zu erforschen.

MEDITATION UND TÄTIGKEIT

Die Suche nach Gott befreit uns nicht – wie manche annehmen – von den verschiedenen körperlichen, geistigen und seelischen Pflichten, die uns in diesem Leben übertragen werden; auch sollte die Gottsuche nicht als Entschuldigung gelten, unsere anderen Aufgaben zu vernachlässigen. Um seine irdischen Pflichten besser erfüllen zu können, muss der geistige Sucher meditieren lernen; dann kann er das Dunkel der Unwissenheit, Schwäche und Krankheit aus dem Tempel seines Lebens vertreiben und den vollkommenen Gott darin wiederfinden.

WANN UND WO MAN MEDITIEREN SOLL

So wie das Wohnzimmer eine Atmosphäre der Geselligkeit schafft, das Badezimmer eine Atmosphäre der Säuberung, das Schlafzimmer eine Atmosphäre des Ruhens und die Bibliothek eine solche des Lesens, so schafft ein kleiner Platz, der nur zur Meditation dient, eine Atmosphäre der Stille. Ein kleines Zimmer mit einem oder mehreren Fenstern, eine kleine Kammer mit offener Tür, eine abgeschirmte Ecke, ein Zimmer, das weder zu warm noch zu kalt ist, oder im Sommer ein Platz im Gebirge oder im Wald – all diese sind für die Meditation geeignet. Selbst wenn ihr im Auto oder Zug sitzt oder mit anderen ein Schlafzimmer teilen müsst, könnt ihr vorgeben zu schlafen und derweil üben.

Wenn möglich, sucht euch einen ruhigen Platz aus – ein kleines Zimmer oder eine abgeschirmte Ecke. Stellt euch dort einen kleinen Tisch auf und davor einen geraden Stuhl ohne Armlehne, der nach Osten gerichtet ist. Das ist euer Asan, euer Meditationsplatz. Dann legt eine Wolldecke über den Stuhl, die auch die Rückenlehne bedeckt und bis unter die Füße reicht. Die Decke kann, falls gewünscht, noch mit einem Seidentuch bedeckt werden. Wolle und Seide isolieren den Körper gegen Erdstrahlen, damit diese nicht den Lebensstrom und das Bewusstsein daran hindern, sich durch die Rückenmarkszentren auf die höheren göttlichen Bewusstseinszentren im Gehirn zuzubewegen.

Meditiert auf jeden Fall früh am Morgen und abends vor dem Schlafengehen, weil zu diesen Zeiten gewisse wichtige Veränderungen im Körper vor sich gehen, die man sich nutzbar machen kann. Am Morgen, wenn der Körper noch ruhig und vom Schlaf erfrischt ist und seine Tätigkeit beginnt, scheidet er Toxine aus. Nachts ist der Körper wieder entspannt, so dass man die Lebenskraft leicht von den Sinnesnerven in die Zentren des Gehirns zurückziehen und auf Gott richten kann.

Betäubt euch nicht mit zuviel Schlaf, denn dadurch verliert ihr an Vitalität. Sechs Stunden Schlaf sind reichlich für die meisten Erwachsenen. Nehmt euch vor, morgens um 5.30 Uhr aufzuwachen, und meditiert dann. Das ist eine günstige Zeit, weil es im Haus und in der Nachbarschaft gewöhnlich noch ruhig ist. Auch vom metaphysischen Standpunkt aus ist diese Zeit gut, weil die Strahlen und Schwingungen der Morgendämmerung belebend wirken, so dass sich der Geist leichter erheben kann. Abends meditiert von 21 – 22 Uhr oder von 22 – 23 oder von 22 – 23.30 Uhr. Wenn alle anderen ruhig schlafen, bleibt ihr noch in Gott wach.

Je mehr Zucker man in ein Glas Wasser gibt, um so süßer wird es. Und je länger und intensiver ihr meditiert, um so schnellere geistige Fortschritte werdet ihr machen. An Sonn- und Feiertagen oder an arbeitsfreien Tagen meditiert morgens von 6 – 9 Uhr und abends von 21 – 24 Uhr. Merkt euch: Je länger und intensiver ihr übt, um so schneller werdet ihr die ersehnte, freudige Verbindung mit dem schweigenden Gott erreichen. Intensität besteht darin, dass ihr jede heutige Meditation tiefer gestaltet als die gestrige und jede morgige tiefer‘ als die heutige.

VIER INEINANDERWIRKENDE KRÄFTE

Selbst der Anfänger auf dem geistigen Weg sollte bei seinen Konzentrationsübungen die Beziehung zwischen Atem und Lebenskraft, Geist und Zeugungsflüssigkeit (Geschlechtskraft) kennen. Herrschaft über diese vier körperlichen Kräfte bringt einem schnelle geistige Ergebnisse ohne irgendwelche Rückfälle oder Hindernisse. Selbst wenn der geistige Schüler nur einen einzigen dieser vier körperlichen Faktoren unter seine Herrschaft bringt, kann er gute Konzentration erlangen. So kann man z. B. durch strikte geschlechtliche Enthaltsamkeit große Konzentrationskraft entwickeln.

Der ausgeglichene Weg der Selbst-Verwirklichung besteht jedoch darin, aufgrund bestimmter Übungen und Grundsätze gleichzeitig Herrschaft über Atem, Lebenskraft, Geist und Geschlechtskraft zu erlangen. Aus diesem Grunde sollte der geistige Sucher bestimmte Atemübungen und Techniken (die zur Beherrschung der Energie in den sensorisch motorischen Nerven führen) sowie geistige Meditationsmethoden anwenden und sich nach den Grundsätzen der Enthaltsamkeit richten, die ihn innerlich ruhig machen. (Eheleute sollten Mäßigkeit bewahren.) Schüler, die zwar regelmäßig meditieren, sich aber nicht bemühen, den ruhelosen Atem zu verlangsamen oder die Lebens- und Geschlechtskraft unter ihre Herrschaft zu bringen, haben oft mit unüberwindlichen Schwierigkeiten auf dem geistigen Weg zu kämpfen.

Menschen, deren Lebenskraft ruhelos ist, sind nervös und halten den Körper in ständiger Bewegung. Dann werden auch Geist, Geschlechtskraft und Atem ruhelos. Wer aber durch geistige Übungen und Meditation Herrschaft über seine Lebenskraft erlangt und innerlich ruhig wird, hat auch Geist und Geschlechtskraft in seiner Gewalt.

Ist der Atem ruhelos, wie z. B. beim Laufen, werden Lebenskraft, Geist und Geschlechtskraft ebenfalls ruhelos. Wenn andererseits der Atem durch das Üben dieser Technik beruhigt wird und regelmäßig fließt, hat man auch Herrschaft über die Lebenskraft, den Geist und die sexuellen Triebe. Wenn aber der Geist ruhelos ist, wird auch die Lebenskraft aufgrund von Nervosität und körperlichen Begierden ruhelos. Innere Ruhe erreicht man gewöhnlich durch ruhige Nerven, Herrschaft über die körperliche Energie und ein ausgeglichenes, sittliches Leben. Geht einem jedoch aufgrund eines ausschweifenden Lebens auf körperlicher Ebene viel Lebenskraft verloren, führt dies zu geistiger Unzufriedenheit, Melancholie, Launenhaftigkeit, Nervosität und schwerem unruhigem Atmen.

Durch richtige Atemübungen und Atembeherrschung kann man einen Zustand tiefer Konzentration erreichen. Herrschaft über die Lebenskraft in den sensorisch motorischen Nerven – Pranayama – bedeutet, dass man die Ströme von den Sinnen zurückziehen und dadurch verhindern kann, dass die störenden Sinneswahrnehmungen das Gehirn erreichen; und dadurch wird wiederum der Geist beruhigt. Durch geistige Konzentration und Selbstbeherrschung, wozu einem die Meditation verhilft, werden Atem und Lebenskraft automatisch beruhigt, und man erlangt innere Festigkeit.

Ein echter geistiger Lehrer weiß, dass die sicherste, schnellste und beste geistige Methode für den Anfänger darin besteht, diese vier körperlichen Kräfte miteinander in Einklang zu bringen. Manche Leute machen Atemübungen, ohne deren geistige Bedeutung zu verstehen. Sie können zu guten Athleten werden und ihre Lunge kräftigen, doch das ist auch alles. Andere versuchen, Gott durch Beherrschung der körperlichen Lebenskraft näherzukommen. Doch da sie die göttliche Bedeutung der astralen Technik – Pranayama – aus den Augen verlieren, finden sie an gewissen mentalen und astralen Erlebnissen Befriedigung und vergessen Gott darüber ganz. Andere wieder versuchen, Gott allein durch verstandesmäßige Meditation und Vorstellungskraft zu erkennen. Meistens haben sie dann falsche Visionen und lassen sich von ihren unterbewusst hervorgerufenen Halluzinationen beeindrucken, die nichts anderes als Trugbilder ihrer eigenen Phantasie sind.

Deshalb ist eine einseitige Entwicklung, die sich nur auf eine dieser Kräfte richtet, oft mit großen Schwierigkeiten verbunden. Doch eine ausgeglichene, harmonische Entwicklung zur Beherrschung von Atem, Lebensenergie, Geist und sexuellen Trieben bringt dem geistigen Schüler schnelle Erfolge und echte Fortschritte.

DIE RICHTIGE KONZENTRATIONSMETHODE

Die Konzentrationstechnik der Selbst-Verwirklichung ist unvergleichlich in ihrer Wirkung, denn sie lehrt den Schüler, die Kraft seines menschlichen Geistes mit dem hochkonzentrierten Bewusstsein Gottes zu verstärken. Jeder kann aus dieser wissenschaftlichen Methode der Selbst-Verwirklichung Nutzen ziehen, denn sie führt dazu, die Konzentration auf Gott zu richten und den Geist ganz mit Gott zu erfüllen: die viel beschäftigte Hausfrau, der sorgenvolle Geschäftsführer, der geistig Ruhelose, dessen unbeherrschte Gedanken ihn zu einem Hampelmann machen, der fromme Kirchgänger, der nach tieferer Erkenntnis strebt, und der echte geistige Sucher – der Yogi.

Gott antwortet auf die Gebete all Seiner Kinder, und zwar durch die Stimme des Schweigens und Friedens. Doch wird Seine Stimme meist durch die groben Sinneswahrnehmungen (Tastsinn, Geruch, Geschmack, Gehör und Gesicht) sowie durch den Tumult der Gedanken, Gefühlserregungen und Erinnerungen übertönt. Wenn Gott sieht, dass die Aufmerksamkeit Seiner Kinder auf ruhelose Empfindungen gerichtet und die Telefonzentrale ihrer Sinne wegen laufender »Anrufe« aus der Außenwelt besetzt ist, zieht Er sich schweigend zurück.

Gott wendet sich traurig ab, wenn Er sieht, dass Sein Tempel der Konzentration von den Geldwechslern materieller Begierden und Gefühle zum lauten Marktplatz gemacht wird. Dann muss der christusähnliche Guru (die Intuition) mit der Geißel der Selbstbeherrschung kommen, um die materiellen, ruhelosen Gedanken auszutreiben und den Tempel der Konzentration in einen Tempel des Schweigens zu verwandeln.

Manchen Menschen, die sich in erster Linie darum bemühen, wohlhabend zu werden, genügt es, sich auf materiellen Erfolg zu konzentrieren, während sie den Hilferufen ihrer Mitmenschen gegenüber taub bleiben. Doch wer höchste göttliche Konzentration besitzt, wünscht sich nur dann Erfolg, wenn auch andere dadurch gewinnen können. Er versucht, all seine Tätigkeit zu vergeistigen, indem er anderen Menschen dient, und findet sein höchstes Glück darin, andere glücklich zu machen.

WEGWEISENDE GEDANKEN

Verhaltet euch anderen Menschen gegenüber immer ausgeglichen. Ein ruhiger Mensch nimmt seine Umgebung mit all seinen Sinnen wahr. Ein ruheloser Mensch dagegen bemerkt nichts, gerät deshalb mit sich und seiner Umwelt in Schwierigkeiten und missversteht alles. Ein ruhiger Mensch ist geistesgegenwärtig und hat immer ein harmonisches Verhältnis zu anderen; er ist glücklich und verliert nie seine Ruhe. Lasst euch nie zur Ruhelosigkeit verleiten. Konzentriert euch tief auf jede eurer Handlungen.

Viele Leute denken, dass man nur ruhelos oder langsam arbeiten könne. Doch dem ist nicht so. Wer ruhig bleibt und sich tief konzentriert, kann all seine Aufgaben im richtigen Tempo erfüllen. Die Kunst richtiger Tätigkeit besteht darin, sowohl langsam als auch schnell arbeiten zu können, ohne seinen inneren Frieden zu verlieren. Man muss sich immer in der Gewalt haben und in Frieden arbeiten können, ohne sein inneres Gleichgewicht zu verlieren.

Das bedeutet nicht, dass ihr nur kurze Zeit ruhig sein sollt und eure Gedanken danach wieder wild umhertanzen lasst. Wer an einem Tag lange meditiert und dann mehrere Tage hintereinander gar nicht, wird keinen Erfolg auf dem geistigen Weg haben. Wer aber regelmäßig meditiert und den ganzen Tag lang an der Nachwirkung seiner Meditation festhält, wird bald göttliche Freude fühlen und das Kosmische Bewusstsein erreichen. Es gibt Tausende von Menschen, die materiell gesinnt sind und dies auch durch ihre Bewegungen verraten. Sie sind in Bewegung gesetzte Materie. Tut es ihnen nicht gleich! Bemüht euch um innere Ruhe und Ausgeglichenheit.

WAS MAN UNTER KONZENTRATION VERSTEHT

Der große Hindu-Weise Patanjali sagte, Vereinigung mit Gott wird dadurch erreicht, dass man alle ruhelosen Wellen der Gedanken und Wünsche im menschlichen Bewusstsein neutralisiert. Bildhaft kann man es sich so vorstellen: Wenn der Wind die Oberfläche des Sees kräuselt, erscheint das Spiegelbild des Mondes verzerrt. Sobald der Wind jedoch nachlässt, glätten sich die Wellen, so dass man das klare, unverzerrte Spiegelbild des Mondes erkennt. Genauso wie sich der eine Mond in Millionen Seen widerspiegeln kann, so spiegelt sich auch Gott im See von Myriaden menschlicher Wesen als Seele wider. Wenn aber der Sturm des Atems und der geistigen Ruhelosigkeit den See menschlicher Aufmerksamkeit mit Gefühlen und Gedanken aufrührt, spiegelt sich das Bild Gottes entstellt darin wider.

Wenn man diese Konzentrationstechnik richtig übt, wird das Herz und dadurch auch der Atem beruhigt. Dann legen sich die Wellen der Gefühle und ruhelosen Gedanken auf dem See menschlicher Aufmerksamkeit, so dass das unverzerrte Spiegelbild der Seele in Erscheinung tritt. Patanjali betont besonders den passiven Aspekt der Konzentration: dass unsere Aufmerksamkeit, sobald sie von den Gegenständen der Zerstreuung zurückgezogen wird, die Seele enthüllt – genauso als wenn man seine Hand von einer Scheinwerferlinse zurückzieht, so dass die Dinge, die bisher im Dunkel lagen, enthüllt werden.

Jesus sprach: »So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, dass du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehst, denn dass du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen. Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus … « (Mat. 18, 8.9)

Diese Worte sind eine biblische Definition der Konzentration. Jesus wollte zum Ausdruck bringen, dass jeder Gottsucher wissen müsse, wie er sich konzentrieren und alle Ablenkungen durch die Sinne wie z. B. den Tastsinn (»deine Hand«) oder das Gesicht (»dein Auge«) abschalten kann. Der Gottsucher muss wissen, wie er seine Sinne beruhigen, d. h. das Bewusstsein von ihnen lösen kann, und wie er die Lebenskraft von den sensorisch-motorischen Nerven, welche die störenden Empfindungen weiterleiten, zurückziehen kann.

Dann wird er erfahren, was es bedeutet, in das ewige Leben, in die ewig bewusste, ewig bestehende, ewig neue Glückseligkeit der Seele einzugehen. Die Lebenskraft in den Nerven hält die Seele mit den Sinnesbotschaften der Augen, Ohren, Hände usw. beschäftigt; doch wenn die Lebenskraft von den Augen »gerissen« und von den Händen sowie dem ganzen körperlichen Bewusstsein »abgehauen« wird ‚ dann wird die Aufmerksamkeit von den ablenkenden Sinnesbotschaften befreit. Dann erkennt die Seele ihr göttliches Wesen. Und dann erst ist der Zustand vollkommener Konzentration erreicht.

Nachstehend eine klare psychologische und wissenschaftliche Definition des Begriffes Konzentration:
Konzentration ist jene Kraft, durch die man seine Aufmerksamkeit von den Gegenständen der Zerstreuung zurückziehen und sie jeweils und jederzeit auf nur einen Gegenstand oder Gedanken richten kann.

Wenn die Aufmerksamkeit frei von nichtigen Ablenkungen wird, kann man sie positiv verwerten, d. h., man kann ihre Strahlen auf jedwedes Problem oder auf Gott richten. Es ist richtig zu sagen, dass jemand sich auf seine Arbeit – oder auf Gott konzentriert. Aber man kann nicht sagen: »Er meditiert über Geld.« Meditation ist jene besondere Art der Konzentration, die einzig und allein dazu dient, Gott zu erkennen.
Viele Schüler bemühen sich vergebens zu meditieren oder an Gott zu denken, denn sie lassen sich weiterhin von ruhelosen Gedanken hypnotisieren und können ihre Umgebung nicht vergessen. Wer die richtigen Ergebnisse erzielen will, muss lernen, seine Aufmerksamkeit von ablenkenden Gedanken und Empfindungen freizumachen und auf Gott zu richten. Meditation ist nicht eher möglich, als bis man die Kunst der Konzentration beherrscht. Alles Beten und Singen wird zu einer Farce, wenn man nicht von den positiven und negativen Faktoren der Konzentration und Meditation Gebrauch macht.

Jeder, der auf seinem Fachgebiet Erfolg haben will, muss die Kunst der Konzentration beherrschen. Niemand kann sich tief auf Gott, Kunst, Beruf oder andere Dinge konzentrieren, ohne zunächst seine Aufmerksamkeit von allen äußeren und inneren Ablenkungen frei zu machen. Daher ist eine wissenschaftliche Technik, welche die Aufmerksamkeit von den Gegenständen der Zerstreuung zurückzieht, das einzige Mittel, Erfolge zu erzielen. Wie hoffnungslos ist es dagegen für die Hausfrau, den Geschäftsmann oder den geistigen Sucher, sich durch die allgemein übliche Methode geistiger Ablenkung konzentrieren zu wollen. Der Schüler, der lernen will, sich richtig zu konzentrieren, muss sich zuerst über die beiden folgenden Punkte im klaren sein:

1. Was die Gegenstände der Zerstreuung sind

2. Wie man die Aufmerksamkeit durch wissenschaftliche Methoden von ihnen zurückziehen kann.

Viele Menschen sind der Meinung, dass das Beten die Konzentration ersetze. Das ist aber nur dann der Fall, wenn das Gesetz des Betens befolgt wird. Die meisten Menschen jedoch, die mit Gott in Verbindung treten wollen, tun dies auf unwissenschaftliche Weise – entweder durch blinde Hingabe oder intellektuelles Forschen – und bleiben daher erfolglos. Wenn das Gebet jedoch intensiv ist, löst sich die Aufmerksamkeit ganz von selbst von den Gegenständen der Zerstreuung und richtet sich auf Gott allein; wenn das der Fall ist, besitzt man bereits tiefe Konzentration. Das Gottesdienstprogramm der meisten Kirchen jedoch besteht hauptsächlich aus zeremoniellen Handlungen, Gesang und Predigten, so dass der Aufmerksamkeit keine Gelegenheit gegeben wird, sich tief in Gott zu versenken.

Gott offenbart sich weder den intellektuell Geschulten noch den gefühlvollen Schwärmern, die nicht fähig sind, klar und vernünftig zu denken. Er offenbart sich aber denen, die Ihn »wie die Kindlein« aus tiefstem Herzen und mit ganzer Aufmerksamkeit anbeten.

»Doch den Gesegneten, die Mich verehren, die festen Geistes sind und niemals wankend werden, bring‘ ich vom Jenseits die Gewissheit höchster Seligkeit.« (Bhagavad-Gita)

Gott wird in alle Kirchen und Tempel kommen, wenn Er dort offene Herzen findet, die Ihn mit echter seelischer Empfänglichkeit und konzentrierter Meditation willkommen heißen. Gott lässt sich niemals durch die Zahl der Gläubigen, den Reichtum der Kirche oder wohlgeplante Predigten beeindrucken. Er sucht nur den Altar solcher Herzen auf, die mit den Tränen der Hingabe gereinigt und von echter Liebe erleuchtet sind.

Teil II – VIER BEWUSSTSEINSSTADIEN

Das erste Bewusstseinsstadium besteht in der völligen Identifizierung des Ichs mit persönlichem Wohlergehen sowie materieller und körperlicher Befriedigung. Ein solcher Mensch bemüht sich nie, die Kraft, die hinter seinem eigenen Gehirn verborgen liegt und ohne die keine erfolgreiche oder erfreuliche Tätigkeit möglich ist, zu verstehen.

Der zweite Zustand ist dann erreicht, wenn man durch gelegentliche Konzentration auf höhere Dinge versucht, sich ab und zu von den Sinnen zu lösen, die einen sonst ständig in Anspruch nehmen.

Der dritte Zustand wird durch tiefere Konzentration erreicht. Dann gelangt der Yogi an den Punkt, wo er einen Einblick in die innere Welt der Glückseligkeit gewinnt; dann halten sich seine geistigen und materiellen Neigungen aufgrund seiner steten Bemühungen in der Konzentration und durch die Gewohnheit, in die Stille zu gehen, die Waage.

Der vierte Zustand tritt dann ein, wenn sich das Bewusstsein völlig mit dem einzig Guten oder Gott identifiziert und der Yogi über die gegensätzlichen Stadien von Gut und Böse hinausgelangt ist. Wenn der Yogi in Gott erwacht, sieht er die Träume der gegensätzlichen Zustände von Gut und Böse entschwinden, genauso wie sich die traurigen oder freudigen Traumerlebnisse von Krankheit und Gesundheit, Enttäuschung und Erfüllung beim Erwachen auflösen.

DIE KUNST DER KONZENTRATION & ZERSTREUUNGEN, DIE IN DIE STILLE EINBRECHEN

Die Menschen bemühen sich eifrig um Erfolg oder Gesundheit; doch selbst wenn sie dies erreicht haben, sind sie immer noch ruhelos. Der Hunger der Seele kann nicht durch materielle Dinge oder theologische Spreu befriedigt werden. Einige neuzeitliche religiöse Bewegungen haben eine »Schweigezeit« in ihr sonntägliches Gottesdienstprogramm einbezogen. Obgleich diese »Schweigezeit« einen gewissen Frieden mit sich bringt, lehrt sie den umhertastenden geistigen Sucher nicht, wie er mit Gott in Verbindung treten kann. Ein Schweigen, das man durch ablenkende oder beruhigende Gedanken erreicht, ist bloß ein negativer Faktor beim Erlangen von Konzentration und eine sehr langsame Methode, wenn es darum geht, Gott zu finden.

Zwischen gesprochenen Gebeten und Schweigen besteht ein wesentlicher Unterschied: Beim gesprochenen Gebet ist der Geist mit Lauten, körperlichen Bewegungen und ruhelosen Gedanken beschäftigt. Im gewöhnlichen Schweigen beruhigt man den Geist teilweise, indem man den Körper still hält, und man schaltet das optische Telefon ab, indem man die Augen schließt. Doch die Gedanken im Inneren können immer noch wild umhertanzen. Manchen Menschen gelingt es, ihre Gedanken für einige Augenblicke zu beruhigen; und durch diesen momentanen Spalt in der Wand ihrer Ruhelosigkeit gewinnen sie einen kleinen Einblick in den Frieden Gottes. Oft aber tappt ein echter Sucher im dunkeln und fühlt nur ab und zu ein wenig Frieden, der bald wieder von ruhelosen Gedanken überschattet wird. Dann fragt er sich: »Ist das alles, was ich von Gott und Seiner Inspiration erwarten kann?«

Wenn er die Augen öffnet und aus diesem Zustand negativen Schweigens heraustritt, erfüllt ihn zunächst wieder großes Staunen über die Herrlichkeit des allgegenwärtigen Sonnenlichtes, über die Elektrizität, welche die Straßenbahnen hin- und herbewegt, über die Wolkenkratzer, über die Blitze, die durch den Himmel zucken, und über das helle Licht des Mondes. Doch da ihm das Schweigen nur gelegentlich etwas Frieden bringt, findet er allmählich immer weniger Trost in den Offenbarungen der Natur. Und bald nimmt er seine geistigen Bemühungen und inneren Erlebnisse während der Schweigezeiten nicht mehr so ernst.

Hinter dem Dunkel, das man zuerst im Schweigen wahrnimmt, verbirgt sich das Kosmische Licht – oder die Kosmische Energie, der Schöpfer aller Kräfte. Wer sich aber im Dunkel negativen Schweigens befindet, versteht dies nicht. In den Lehren des Kriya Yoga erhaltet ihr jedoch wissenschaftliche Methoden, durch die ihr einen positiven Zustand meditativen Schweigens erreichen und alle Gedanken und Empfindungen abschalten könnt. Es gibt noch höhere Stadien der Konzentration, und während der Sucher sie nach und nach erreicht, gelangt er zu immer höheren Sphären unbeschreiblicher Freude, wo ihm erhebende Erlebnisse und Visionen zuteil werden. Dann kann er voller Freude sagen: »Er, den ich in den Wolken und im blauen Himmelszelt suchte, lebt in mir – in mir! Ich suchte Ihn als Kraft in der Außenwelt, um schließlich zu entdecken, dass Er, der Quell aller Naturgewalten, in meinem eigenen Inneren wohnt. Im Schweigen, unmittelbar hinter den Mauern der Dunkelheit, fühle ich Ihn und bete Ihn an.«

Um Gott wahrnehmen zu können, muss man sich zuerst über die positiven und negativen Faktoren des Schweigens im klaren sein. Man muss die Zerstreuungen eingehend untersuchen; denn diese sind die eigentlichen psychophysischen Störenfriede, die in das Schweigen eindringen, sobald man die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand zu richten versucht.

SINNESWAHRNEHMUNGEN

Um ein Beispiel zu nennen: Sowie ihr euch ins Büro setzt und euch vornehmt, euch auf eure Arbeit zu konzentrieren, wird eure Aufmerksamkeit vom Klappern der Schreibmaschinen oder anderer Büromaschinen, oder vom Lärm der Straßenbahn und Autos auf der Straße abgelenkt, der in eure Gehörnerven dringt; oder auch vom Gefühl der Behaglichkeit (angenehme körperliche Empfindungen wie Zufriedenheit nach einem guten Essen, das Gefühl überschäumender Lebenskraft, usw.) oder von körperlichem Unbehagen (unangenehme Empfindungen wie Juckreiz, Schmerzen, zu enge Kleidung, Schweiß, Hitze, Kälte, Hunger, Abgespanntheit usw., die alle durch die Drähte der Tastnerven in das Gehirn dringen.) oder eure Aufmerksamkeit wird durch den Körpergeruch einer Person, durch den Blumenduft, der das Zimmer erfüllt, oder durch das Parfüm, das jemand an sich hat, abgelenkt – Empfindungen, die durch die telefonischen Nervendrähte des Geruchssinns in euer Gehirn dringen.

Oder Eure Aufmerksamkeit ist auf sichtbare Wahrnehmungen gerichtet, die durch eure optischen Nerventelefone ins Gehirn gelangen, z. B. mit der Einrichtung des Büros oder der Kleidung der Menschen. Eure Aufmerksamkeit kann auch von angenehmen oder unangenehmen Empfindungen des Gaumens abgelenkt werden, vom Geschmack eines Pfefferminzbonbons, von Kaugummi, Tabak oder frischem Wasser, das ihr gerade getrunken habt. Ihr seht also, dass eure Aufmerksamkeit jedes Mal, wenn sie sich auf ein Problem, auf die Arbeit oder auf Gott richten will, vielen Ablenkungen begegnet, die durch die Wahrnehmungen des Gesichts, Gehörs, Geschmacks, Tastsinns und Geruchs eindringen.

GEDANKEN, DIE VON SINNESWAHRNEHMUNGEN HERVORGERUFEN WERDEN

Die vorerwähnten fünf Arten der Zerstreuung sind jedoch nicht die einzigen, die eure Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen; denn diese Wahrnehmungen erwecken wiederum Gedanken, welche die Aufmerksamkeit vom Ziel der Konzentration ablenken. Wenn ihr euch z. B. in eurem Zimmer zu konzentrieren versucht und von der Straße her das Brummen eines Autos hört, denkt ihr vielleicht an verschiedene andere Autotypen; oder der Kaugummigeschmack in eurem Mund lässt euch an andere Sorten Kaugummi denken. Der Duft der Blumen in eurem Zimmer bringt euch einen Blumenladen oder den herrlichen Garten eurer Großmutter in Erinnerung. Beim Anblick eures Büros denkt ihr an andere, größere Büroräume, in denen ihr schon gewesen seid. Und wenn ihr euch die Aufmachung der Leute um euch herum anseht, denkt ihr vielleicht an all die hübschen Kleider, die ihr selber gern hättet.

ERINNERUNGEN, DIE DURCH GEGENWÄRTIGE GEDANKEN HERVORGERUFEN WERDEN

So entstehen durch Sinneswahrnehmungen Gedanken. Und diese durch Wahrnehmungen erweckten Gedanken können dann im Unterbewusstsein Gedanken an frühere Erlebnisse hervorrufen. Das Geräusch eines Autos in eurer Nähe kann z. B. nicht nur Gedanken an andere Autotypen, sondern auch die in eurem Bewusstsein schlummernden Gedanken an frühere Zeiten erwecken, als ihr selbst diesen oder jenen Wagen gefahren habt; oder sie können euch einen bösen Unfall, den ihr mit einem prächtigen Wagen hattet, ins Gedächtnis rufen. So begegnen eurer Aufmerksamkeit zuerst Wahrnehmungen und dann Gedankenassoziationen, die aus dem Unterbewusstsein auftauchen.

Zerstreuungen – die Feinde der Aufmerksamkeit – lassen sich in drei Gruppen aufteilen:
1. Sinneswahrnehmungen,
2. Gedanken, die durch Sinneswahrnehmungen hervorgerufen werden,
3. Gedanken an frühere Ereignisse, die durch gegenwärtige Gedanken hervorgerufen werden.

Sobald sich eure Aufmerksamkeit auf dem Weg der Konzentration befindet und ihrem Ziel zusteuert, wird sie von diesen unsichtbaren Banditen der Ablenkung überfallen.

DIE ÜBLICHE ART DER KONZENTRATION IST ZERSTREUUNG

Wenn ihr jemanden fragt, wie ihr euch am besten auf ein Problem oder eine Sonntagspredigt konzentrieren sollt, so wird er euch wahrscheinlich raten, eure Gedanken von den Gegenständen der Zerstreuung abzulenken. Aber das gelingt einem nur selten; denn je mehr ihr euch bemüht, nicht an etwas Bestimmtes zu denken, um so hartnäckiger kreisen eure Gedanken darum.
Es ist so gut wie unmöglich, eure Gedanken von einem unaufhörlich schrillenden Telefon abzulenken, wenn ihr euch zu konzentrieren versucht; denn das Geräusch des Läutens wird durch die Lebenskraft in die Gehörnerven des Gehirns geleitet. Ob ihr das Geräusch der Klingel, das durch eure Gehörnerven fließt, hören wollt oder nicht, das Gehirn registriert es auf jeden Fall.

Wer versucht, seine Aufmerksamkeit durch Gedanken an andere Dinge von dem Klingelgeräusch abzulenken, wenn er sich konzentrieren will, wendet eine unwissenschaftliche Methode an. Wer allerdings über außerordentliche Konzentrationskraft verfügt, kann seinen Geist völlig nach innen lenken, so dass er die Klingel gar nicht hört. Dann erhebt sich die Frage: Was ist mit einem solchen Menschen geschehen? Was für eine physiologische Veränderung ist in ihm vorgegangen, die ihm eine solch tiefe Konzentration ermöglicht, dass er das Läuten des Telefons tatsächlich nicht hört, obgleich es an sein Trommelfell dringt?

Die einzige logische Schlussfolgerung, die hier gezogen werden kann, ist die, dass zwischen der Intelligenz (der »Telefonistin«, die an der Vermittlung der Sinnestelefone im Gehirn sitzt) und der Lebenskraft, die in die Gehörnerven fließt, eine unzertrennbare Verbindung besteht. Wenn diese Telefonistin (die Intelligenz) es so will, kann sie entweder durch Ablenkung oder durch wissenschaftliche Entspannung (wie in diesen Anweisungen gelehrt) das Läuten des Telefons abschalten, so dass es sie nicht mehr stört. Eine Telefonistin, die an der Zentrale sitzt, kann verschiedenes tun, um das störende Läuten nicht mehr zu hören:

1. Sie kann geistig so sehr mit anderen Dingen beschäftigt sein, dass sie das Läuten des Telefons nicht hört, obgleich es von den Drähten ihrer Gehörnerven übermittelt und in ihrem Gehirn registriert wird. Sie nimmt das Läuten also aufgrund von Ablenkungen nicht wahr.
2. Sie kann am Schaltbrett einschlafen. Dann hört sie das durch den Draht geleitete Läuten nicht.
3. Sie kann ganz einfach den Strom abschalten und dadurch verhindern, dass die Elektrizität in die Drähte gelangt und die Klingel in Betrieb setzt.

Ganz ähnlich kann auch jeder andere ähnliche Hilfsmittel anwenden, um zu verhindern, dass er das Telefon läuten hört.
1. Er kann durch Zerstreuungen seine Aufmerksamkeit ablenken, damit das Gehör das Signal vom Schaltbrett nicht mehr wahrnimmt. Durch diese Methode jedoch beseitigt er nicht die eigentliche Ursache, die den störenden Klingellaut in das Gehirn dringen lässt.
2. Er kann durch Einschlafen oder »unbewusste« sensorische Muskelentspannung verhindern, dass der Klingellaut das Gehirn erreicht. Im unterbewussten Zustand des Schlafs zieht sich die Lebenskraft von den Muskeln und den Telefondrähten der fünf Sinne (Tastsinn, Geruch, Geschmack, Gesicht und Gehör) zurück.
3. Er kann die Gedanken und die Lebenskraft auf wissenschaftliche Weise von den Sinnen abschalten. Eine Erklärung dieser wissenschaftlichen Methode folgt weiter unten.

DIE TECHNIK DER KONZENTRATION

Es ist vor allem wichtig, sich während der Konzentrationsversuche nicht ablenken zu lassen. Der Geist des durchschnittlichen Menschen ist ständig ruhelos, auch dann, wenn er sich wirklich bemüht, konzentriert zu sein. Denn sobald er sich auf einen bestimmten Gegenstand zu konzentrieren versucht, schweift sein Geist ab und „konzentriert“ sich auf alles mögliche andere. Wenn sich die Aufmerksamkeit auf diese Weise unbewusst von den Gegenständen der Zerstreuung versklaven lässt, bleiben alle Konzentrationsversuche erfolglos.

ATEM UND LEBENSKRAFT

Dieser Lehrbrief behandelt den wissenschaftlichen Weg zu Gott, der in der Harmonie zwischen Atem, Lebenskraft und Geist besteht und einem dazu verhilft, sich hundertprozentig auf Ihn zu konzentrieren.

Wenn der Yogi die Lebenskraft im Körper unter seine Herrschaft bringt, kann er die Ströme von den sensorischen Nerven-Telefonen abschalten und auf diese Weise verhindern, dass die störenden Wahrnehmungen das Gehirn erreichen und seine Aufmerksamkeit von ihrem göttlichen Ziel ablenken.

Atem ist nicht gleichbedeutend mit Leben, aber er ist lebensnotwendig, weil das dunkle, venöse Blut mit Sauerstoff versorgt und gereinigt werden muss. Der Atem ist das Band, das die Seele an den physischen Körper kettet. Wer ohne Atem leben kann, wird seine Seele von der Knechtschaft des Atems und damit auch vom Gefängnis des Körpers befreien können.

Aufgrund der wichtigen Verbindung zwischen Atem und Lebenskraft, mögen manche denken, dass Pranayama (Herrschaft über die Lebenskraft) darin besteht, den Atem lange anzuhalten. Das stimmt jedoch nicht. Der Atem, der die Seele an den Körper bindet, darf nicht gewaltsam in der Lunge zurückgehalten werden, denn das ist gefährlich. Der Yogi dagegen verlangsamt den natürlichen Zellverfall im Körper und erlangt durch geistige Übungen (wie z. B. Hong-So) einen Zustand der Ruhe, so dass sich der atemlose Zustand ganz von selbst einstellt.

DIE AUFGABE DER LEBENSKRAFT

Aufgabe der Lebenskraft ist es, das Gehirn direkt mit Energie zu versorgen. Die allgegenwärtige Kosmische Energie fließt durch das verlängerte Mark ins Gehirn. Vom verlängerten Mark aus wird die Lebensenergie auch an Herz, Lunge, Zwerchfell und alle anderen Organe und Zellen des Körpers verteilt. Die Lebenskraft ist ihrer Beschaffenheit nach elektrisch; sie versorgt die Zellen unmittelbar mit Energie und erhält sie am Leben, indem sie durch das Mark in den Körper fließt und die Körperbatterie auflädt. Atem, Nahrung, Sonnenschein usw. sind nichts als Nebenquellen der Energie; wenn sie assimiliert werden, erhält die Körperbatterie zusätzliche Elektrizität.

Wenn die Batterie eines Autos leergelaufen ist, kann man sie nur dadurch wieder funktionstüchtig machen, dass man sie durch irgendeine äußere Quelle elektrisch auflädt. Ähnlich kann eine leergelaufene Körperbatterie nur durch ein frisches Aufladen mit Lebenskraft aus der kosmischen Quelle wiederbelebt werden. Es wäre zwecklos, den Magen eines Toten mit Nahrung zu füllen und Sauerstoff in ihn hineinzupumpen; Nahrung und Sauerstoff können das Leben nur dann erhalten, wenn die Lebenskraft bereits im Körper tätig ist.

Eine Batterie kann unbegrenzt lange benutzt werden, wenn sie immer wieder elektrisch aufgeladen wird und wenn die Beschaffenheit ihrer positiven und negativen Elektroden und der Elektrolyt sich nicht geändert haben. Ähnlich kann auch der Körper durch höhere Schulung von der intelligenten Lebenskraft allein erhalten werden, die dann mit einer elektrischen Ladung zu vergleichen ist und auch den Verfall der physischen Körperbatterie verhindert.

Die Tatsache, dass Menschen und Tiere, die sich in einem Zustand aufgehobener Lebenstätigkeit befinden, für unbegrenzte Zeit nur durch spinale und mentale Energie am Leben erhalten werden, beweist, dass allein die Lebenskraft ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung des Lebens ist. Es hat Hindu-Heilige gegeben, die sich mehrere Monate oder sogar Jahre lang begraben ließen, ohne Nahrung und Sauerstoff zu sich zu nehmen, und die nach ihrer Ausgrabung das Bewusstsein wiedererlangten und weiterlebten.

In unserem irdischen Dasein jedoch zieht die körperliche Lebenskraft ihre Energie nicht direkt aus ihrer eigentlichen Quelle – der unerschöpflichen Kosmischen Energie -, sondern destilliert Energie aus der Nahrung und macht sich somit von ihr abhängig. Nahrung ist aber nicht die Ursache körperlicher Lebenskraft, sondern lediglich eine der Bedingungen für die Existenz menschlichen Lebens.

Ohne Licht kann man kein Buch lesen. Aber der Lesestoff wird nicht durch das Licht hervorgerufen. Ebenso ist es in den meisten Fällen auch unmöglich, ohne Nahrung zu leben; doch die Nahrung ist nicht die Ursache des Lebens. Der Körper hat sich durch Gewohnheit von Nahrung und Atem abhängig gemacht. Je mehr man ihn aber daran gewöhnt, von der Lebenskraft erhalten zu werden, um so weniger wird er von Nahrung und Sauerstoff abhängig sein.

FUNKTION DES ATEMS

Aufgabe des Atems ist es, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Der Atem führt dem Körper indirekt Energie zu, und zwar durch die Verwandlung des Sauerstoffes in Atome der Lebenskraft. Der Sauerstoff, der durch die Lungenwände in das Blut tritt, verwandelt das dunkle, mit Toxinen beladene venöse Blut in belebendes rotes Arterienblut.

Je mehr venöses Blut vorhanden ist, um so größer der Bedarf an Sauerstoff. Wenn sich kein venöses Blut mehr im Körper befindet (wie z. B. im Zustand aufgehobener Lebenstätigkeit, wenn kein Zerfall der körperlichen Zellen erfolgt und diese eine bewusste Ruhepause erhalten) , braucht man auch nicht zu atmen. Aus diesem Grunde lehrten die Hindu-Meister, wie man Herrschaft über die Lebenskraft im Herzen erlangen und einen Zerfall der Körperzellen verhindern kann, wodurch man den atemlosen Zustand erreicht.

Wenn man die Ursachen, welche die Bildung venösen Blutes hervorrufen, beseitigt, wird die Tätigkeit des Herzens vorübergehend überflüssig. Die Yogis erreichen dies, indem sie nur reine Nahrung zu sich nehmen, die wenig Toxine im Körper hinterlassen, und indem sie wissenschaftlich-geistige Methoden anwenden, die zu körperlicher und geistiger Ruhe führen – wie z. B. die Yogoda Übungen oder die hier beschriebene Konzentrationstechnik.

RUHIGES HERZ UND ATEMSTILLE SIND VORAUSSETZUNGEN FÜR VOLLKOMMENE KONZENTRATION

Ein Aufhalten des Zellenverfalls im Gewebe bedeutet, dass das Herz kein unreines venöses Blut in die Lunge zu pumpen und auch kein sauerstoffhaltiges rotes Blut zur Versorgung des Zellgewebes in den Körper zu senden braucht. Wenn der Verfall im Körper aufhört und kein venöses Blut mehr in die Lunge gepumpt zu werden braucht, wird das Herz ganz von selbst vollkommen ruhig.

Der Yogi, der sein Herz auf diese Weise beruhigt hat, stellt fest, dass die Abwesenheit venösen Blutes in der Lunge und der Zustand aufgehobener Lebenstätigkeit in den körperlichen Zellgeweben die Sauerstoffaufnahme aus der Luft in den Blutstrom überflüssig machen; und wenn das der Fall ist, braucht er nicht mehr zu atmen.

ATEMRUHE IST SIEG ÜBER DEN TOD

Die Hong-So-Technik befähigt den Übenden, den Atem aufzuheben und ihm damit auf den Grund zu kommen. Nur wer den Atem richtig regulieren kann – d. h., wer in der Lage ist, den Atem willentlich aufzuheben, indem er eine wissenschaftliche Technik wie Hong-So übt, kann Selbst-Verwirklichung erlangen. Wer ohne Atem existieren kann, besitzt Herrschaft über seinen Körper, kann sein Leben verlängern und sein Bewusstsein soweit erheben, dass er seiner Seele gewahr wird. Ohne Atem zu leben, heißt, kein Atembedürfnis mehr zu haben, wobei man sich keinen Zwang antut; es bedeutet nicht, die Luft gewaltsam in der Lunge zurückzuhalten und den Atem zu unterdrücken.

Das Beobachten des Atems ist die Vorstufe zur Beherrschung des Atems; dann beginnt sich das Bewusstsein als getrennt vom unwillkürlichen körperlichen Atemvorgang zu fühlen. Der Yogi, der Herrschaft über den Atem erlangt hat, erkennt, dass sein Bewusstsein die einzige Wirklichkeit in seinem Leben ist. Wenn der Schüler sein Bewusstsein durch die in diesem Lehrbrief beschriebene Methode schult, beginnt er zu erkennen, dass sein Leben weder mit den Funktionen des Körpers identisch noch von ihnen abhängig und dass seine wahre Natur geistig und unsterblich ist. Dann versteht er auch, dass das Ichbewusstsein eine Täuschung ist, weil es uns irrtümlich dazu verleitet, uns mit dem Körper, statt mit unserem göttlichen Selbst zu identifizieren, d. h. mit Sat-Chit-Ananda – ewigem Dasein (Sat), ewigem Bewusstsein (Chit) und ewiger Freude (Ananda).

BIBEL UND SCHRIFTEN DER HINDUS STIMMEN ÜBEREIN

»Der Mensch (die menschliche Körperbatterie) lebt nicht (kann nicht erhalten werden) vom Brot allein (nur durch feste und flüssige Nahrung und Sauerstoff), sondern von einem jeglichen Wort (Einheit der Lebensenergie), das durch den Mund Gottes geht (das verlängerte Mark an der Schädelbasis, durch das die kosmische Energie in den Körper fließt).« (Mat. 4, 4)

Die Lebensenergie, die unsere Nahrung in Energie verwandelt, ist die eigentliche Erhalterin des Lebens. Den Hinduschriften zufolge wird die Nahrung der Zukunft fast ausschließlich aus dieser kosmischen Lebensenergie bestehen. Jedes Mal, wenn die körperliche, geistige oder seelische Batterie des Menschen leergelaufen ist, wird sie direkt mit kosmischer Energie aufgeladen.

Durch den Stillstand des Atems erreicht man folgende Ergebnisse:

1) Das Herz beruhigt sich und schaltet die Energie von den fünf Sinnestelefonen ab, was die Konzentration fördert.
2) Die Körpergeräusche verstummen.
3) Der Zerfall der inneren Organe wird aufgehalten.
4) Man erkennt, dass der Körper von kosmischer Energie lebt, die durch das verlängerte Mark eintritt.

Man lernt, von Kosmischer Energie und nicht nur von „Brot“ zu leben.
Die Seele wird von der Knechtschaft des Körpers und Atems befreit.

VORBEREITUNG AUF DIE TECHNIK

Dieser Lehrbrief zeigt euch, wie ihr den Lebensstrom willentlich von der körperlichen Glühbirne abschalten und vollkommene Entspannung erreichen könnt. Unaufmerksamkeit während des Übens führt zum Einschlafen. Bei konzentrierter Aufmerksamkeit dagegen fühlt man ein gewisses Prickeln, da jede Körperzelle von göttlichem Leben durchpulst wird.

Beim Üben dieser Konzentrationstechnik sollte man sich auf einen geraden Stuhl setzen, über den eine Wolldecke gelegt ist. Die Decke soll bis unter die Füße reichen, so dass der Körper gegen die störenden magnetischen Erdstrahlen isoliert wird. Setzt euch mit dem Gesicht nach Osten aufrecht hin, ohne dass ihr euch an den Stuhl anlehnt. Haltet Wirbelsäule und Kopf während des Übens immer in einer geraden, vertikalen Stellung. Der Körper sollte entspannt sein und die Hände sollten mit nach oben gerichteten Handflächen auf den Oberschenkeln ruhen.

DIE HONG-SO KONZENTRATIONSTECHNIK

Eine Meditationsmethode von Paramahansa Yogananda

Richtet den Blick mit geschlossenen oder halb geschlossenen Augenlidern auf den Sitz des geistigen Auges zwischen den Augenbrauen. Von diesem Zentrum der Ruhe und Konzentration aus beobachtet in Gedanken wie der Atem natürlich ein- und ausgeht. Wendet auf keinen Fall Willenskraft an und zwingt euch nicht, während ihr ein- und ausatmet. Verhaltet euch so losgelöst, als ob ihr den Atem eines anderen beobachtetet.

Während der Atem einfließt, singt in Gedanken »Hong« (Nasallaut wie bei »Gong«, wobei das »g« nicht ausgesprochen wird) und beim Ausatmen singt in Gedanken »So« (scharfes ß und dunkles »o« wie in »Sonne«, nur langgezogen).

Beim geistigen Singen der Worte »Hong« und »So« soll man die Zunge nicht bewegen.

Jeder Laut im Universum hat eine bestimmte geistige Wirkung und Entsprechung. »Hong« und »So« sind zwei heilige Sanskritworte, die schwingungsmäßig mit dem ein- und ausgehenden Atem in Beziehung stehen. Die geistige Wiederholung von »Hong« beim Einatmen und von »So« beim Ausatmen hat eine außerordentlich beruhigende Wirkung auf den Geist und erleichtert es daher dem Schüler, sich bei dieser Übung auf den ein- und ausgehenden Atem zu konzentrieren.

Bei regelmäßigem, richtigem Üben werdet ihr merken, dass ihr vollkommen ruhig werdet; allmählich werdet ihr euch dann als die Seele erkennen, die dem stofflichen Körper überlegen ist und unabhängig von ihm existiert.

HONG-SO KANN JEDERZEIT GEÜBT WERDEN

Macht diese Übung morgens und abends während eurer täglichen Meditation. Zusätzlich könnt ihr sie auch während eurer Freizeit üben oder wenn ihr euch im Bus oder in der Straßenbahn befindet, oder wenn ihr irgendwo still sitzt und nichts anderes zu tun habt. Wenn ihr diese Technik in Gegenwart anderer übt, sagt innerlich »Hong-So«, ohne den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen zu richten (was die Aufmerksamkeit anderer Leute auf euch lenken könnte). Beobachtet nur den Atem und singt bei jeder Einatmung in Gedanken »Hong« und bei jeder Ausatmung »So«. Haltet die Augen offen und schaut ruhig auf irgendeinen Punkt geradeaus. Unruhige Augen sind ein Zeichen von unruhigen Gedanken. Und wenn die Augen dauernd umherblicken und verschiedene Gegenstände oder Szenen wahrnehmen, erzeugt, das, was man sieht, weitere ruhelose Gedanken.

In müßigen Augenblicken kann man sich auch auf den Rücken legen und Hong-So üben, obgleich die liegende Stellung leicht zum Einschlafen führt. Im allgemeinen sollte man Hong-So in der richtigen aufrechten Meditationsstellung üben.

DIE BESTE ZEIT ZUM ÜBEN DER KONZENTRATIONSTECHNIK

Es gibt vier Übergangszeiten am Tage, die schwingungsmäßig den vier Jahreszeiten entsprechen. Der frühe Morgen ist der Frühling und der Mittag der Sommer, der Nachmittag ist der Herbst und Mitternacht der Winter. Während dieser vier Tageszeiten gehen jedes Mal bestimmte Veränderungen im Körper vor sich. Diese Technik neutralisiert die Wirkung der vier Übergangszeiten auf den Körper, weil sie ihn durch die Lebenskraft und das Kosmische Bewusstsein beleben und magnetisieren. Diese Strömungen halten die üblichen Veränderungen und den Verfall der Zellen auf.

Deshalb ist es ratsam, diese verjüngende (Hong-So)-Technik viermal am Tag zu üben, wenn man zufriedenstellende wissenschaftliche Ergebnisse erzielen will. Meditiert zwischen 5 und 6 Uhr morgens, zwischen 11 und 12 Uhr mittags, zwischen 17 und 18 Uhr und zwischen 23 Uhr und Mitternacht.

Zweck dieser Übung ist es, einen Zustand bewusster Passivität zu erreichen und die Aufmerksamkeit von den Sinnen zurückzuziehen. Unter dem Bann der Maya – der kosmischen Täuschung – identifiziert sich der Mensch mit seinem physischen Körper, der genauso von der Luft abhängig ist wie der Fisch vom Wasser. Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt. Wer gelernt hat, sich über den Atem zu erheben, kann in die himmlischen Gefilde der Engel aufsteigen.

Der Yogi, der seinen ein- und ausgehenden Atem beobachtet, wird feststellen, dass sich der Atem ganz von selbst verlangsamt und dadurch die relativ heftige Tätigkeit des Herzens, der Lunge und des Zwerchfells beruhigt.

HONG-SO BERUHIGT DAS HERZ

Das am meisten überarbeitete Organ des Körpers ist das Herz, das etwa 11 Tonnen Blut am Tag pumpen muss und auch nachts keine Ruhe erhält wie die anderen Organe. Die Hong-So-Technik ist eine wissenschaftliche Methode, die das Herz beruhigt. Dadurch wird das Leben verlängert und eine beträchtliche Menge an Energie frei gesetzt, die sich über den ganzen Körper verteilt, alle Körperzellen auflädt, erneuert und belebt und deren Verfall verhindert. Diese wunderbare Hong-So-Übung ist einer der größten Beiträge, den die Welt Indiens Geisteswissenschaft zu verdanken hat; denn sie lehrt, wie man sein Leben verlängern kann, und bietet eine praktische Methode, sich über das Körperbewusstsein zu erheben und als unsterblichen GEIST zu erkennen.

Im Schlaf erleben wir sensorische Entspannung. Im Tod tritt eine vollkommene, jedoch unfreiwillige Entspannung ein, weil die Herztätigkeit aufhört. Wer aber gelernt hat, seinen Herzschlag zu regulieren, kann den bewussten Tod erleben – so wie der Apostel Paulus („Ich sterbe täglich“ – I. Korinther 15, 31) und viele Yogis Indiens, die durch das Üben dieser Hong-So-Technik Herrschaft über ihre Herztätigkeit erlangten. Seit alters konnten die großen Yogis Indiens ihren Körper freiwillig, ehrenvoll und freudig verlassen. Sie wurden nicht gewaltsam hinausgeworfen oder vom Tode überrascht, wenn die Frist im Tempel ihres Körpers abgelaufen war.

Wenn das Herz ruht, wird der Atem überflüssig. Dann wird die Lebenskraft vom Herzen und den sensorischen Nerven in die Wirbelsäule und das Gehirn zurückgezogen. Dadurch werden auch die fünf Sinnestelefone abgeschaltet, die das Ich durch ständige Botschaften von der Außenwelt stören und die Aufmerksamkeit ablenken. Sobald die Sinne durch das Üben von Hong-So abgeschaltet worden sind, werden keine Gedanken mehr durch Sinneswahrnehmungen erweckt und auch keine aus dem Unterbewusstsein aufsteigenden Gedanken mehr hervorgerufen. Dann wird die Aufmerksamkeit auf wissenschaftliche Weise von allen Zerstreuungen befreit, und der Schüler ist entsprechend vorbereitet, so dass er zu fortschrittlicheren Techniken übergehen kann.

Teil III – WEITERE ANLEITUNGEN ZUR KONZENTRATION

DIE FEINE KUNST DER ATEMBEHERRSCHUNG

Wer nicht mit den Tatsachen vertraut ist, fürchtet sich oft vor allen Atemübungen. Die großen Hindu-Meister warnten lediglich Schüler mit schwacher Lunge davor, heftige Atemübungen zu machen; und im allgemeinen rieten sie allen Wahrheitssuchern dazu, jegliche Art von Atemübungen nur unter Aufsicht eines erfahrenen Lehrers zu lernen.

Doch ebenso wie nicht alle Menschen Rohkost zu vermeiden brauchen, nur weil einige Leute mit Magengeschwüren sie nicht essen können, so braucht man auch gesunde Atemübungen nicht zu unterlassen, nur weil einige Leute mit schwacher oder kranker Lunge sie nicht machen können. Lacht jeden aus, der euch weismachen will, dass alle Atemübungen gefährlich seien. Die Natur zwingt jeden dazu, ununterbrochen eine gewisse »Atemübung« zu machen, ganz gleich, ob er eine gute oder schwache Lunge hat. Forcierte Atemübungen sind natürlich gefährlich und können selbst einer scheinbar kräftigen Lunge schaden, wenn diese irgendeine latente Schwäche hat. Ihr braucht nichts zu fürchten, wenn ihr die einfachen und höchst wirksamen Atemübungen macht, die hier nach den Anweisungen von Paramhansa Yogananda gegeben werden.

WANN MAN TIEF ATMEN SOLL

Wenn ihr aufgrund schlechter körperlicher Haltung unter Sauerstoffmangel leidet, müsst ihr lernen, tief und richtig zu atmen. Wer sein Rückgrat beim Sitzen krumm hält und beim Gehen die Brust einsinken lässt, übt einen Druck auf Zwerchfell und Lunge aus und verhindert dadurch, dass diese sich weit genug ausdehnen, um den nötigen Sauerstoff aufzunehmen, der das toxinhaltige Blut in der Lunge reinigt. Wenn sich Lunge und Zwerchfell nicht richtig ausdehnen, wird das Blut nicht genügend mit Sauerstoff angereichert. Dann verbleibt das mit Giftstoffen beladene, venöse Blut ungereinigt an den Wänden der Lungenbläschen und wird in diesem Zustand wieder in den Körper zurückgepumpt. Wenn ihr aber beim Sitzen und Gehen den Brustkorb aufrecht und den Unterleib straff haltet, nehmt ihr die richtige Menge an Sauerstoff auf, so dass alles dunkle venöse Blut in helles rotes Blut verwandelt und dem Organismus neue Kraft zugeführt wird.

Wenn ihr euch ausruhen wollt, ist es besser, auf dem Rücken auf einem harten Bett zu liegen, als sich mit krummem Rücken und eingedrückter Lunge in einen Sessel fallen zu lassen. Euer Bett sollte Holzbretter statt Sprungfedern haben, über das ihr eine Matratze legt. Auf diese Weise erhaltet ihr ein festes, aber nicht zu hartes Bett, so dass das Rückgrat nicht gekrümmt und die Gesundheit gefährdet wird, wie es bei einem zu weichen Bett mit Sprungfedern der Fall ist.

WANN MAN NICHT TIEF ZU ATMEN BRAUCHT

Man muss essen, wenn man Nahrung benötigt, und man muss tief atmen, wenn der Körper nach Sauerstoff verlangt. Doch genauso wie zu vieles Essen unnötig ist, wenn sich genug Nährstoffe im Körper befinden, so ist auch zu vieles Atmen unnötig, wenn das Blut durch richtige Ernährung – viel frisches Obst und Gemüse und nur wenig Kohlenhydrate – weitgehend frei von Toxinen ist. Viele Menschen atmen schwer, weil der Körper mit Toxinen beladen ist.

Ruhige Menschen brauchen weniger zu atmen, während ruhelose Leute, die in der Regel ein Übermaß an Kohlehydraten und Fleisch zu sich nehmen, dazu neigen, wie Blasebälge zu schnaufen. Ihre Lebenskraft und ihre Gedanken werden dauernd von der körperlichen Funktion des Atmens und der Schwere und Ruhelosigkeit des Körpers belastet.

Wenn ihr ruhig seid, gibt es weniger Bewegung im Körper. Dann gibt es auch einen geringeren Zerfall der Zellen, und ihr braucht weniger oft zu atmen. Einem fortgeschrittenen Yogi ist es möglich, die meiste Zeit ohne Atem zu leben. Wenn ihr schnell atmet, schlägt auch das Herz sehr schnell. Wenn ihr lauft, atmet ihr heftig, was den Herzschlag beschleunigt.

Der Zerfall in den Zellen und Muskeln und einigen Organen kann teilweise aufgehalten werden, wenn man den Körper stillhält, aber der Prozess der Assimilation, des Kreislaufs und der Ausscheidung sowie andere Funktionen in den inneren Organen gehen weiter. Atemstille und Entspannung der inneren Organe befreit den menschlichen Geist, so dass man sich besser auf die Seele konzentrieren kann. Je größere Fortschritte ihr mit der Praxis dieser Technik habt, um so langsamer werdet ihr atmen. Vergesst nie folgende Wahrheit: Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt!

HALTET DEN ATEM NICHT ZU LANGE AN

Auch wenn man eine ganz gesunde Lunge hat, ist es töricht, den Atem bis zum Bersten in der Lunge anzuhalten. Sobald der Sauerstoffvorrat aufgebraucht ist, bemüht sich das angestaute Kohlendioxyd vergebens zu entweichen. Und weil der Sauerstoffvorrat erschöpft ist, kann das einströmende dunkle Blut nicht gereinigt werden und häuft sich weiter in den Kapillargefäßen der Lunge an, so dass diese sich ausdehnen, bis sie nahezu bersten. Das Ergebnis ist dann ein schmerzliches Gefühl des Erstickens.

Den Atem gewaltsam in einer schwachen oder kranken Lunge anzuhalten, ist offensichtlich schädlich. Menschen mit schwacher Lunge sollten einfach und natürlich atmen und den Körper dabei gerade halten. Erst wenn sie wieder geheilt sind, sollten sie versuchen, tief zu atmen. Tiefes Atmen ist für diese Menschen nicht nötig; damit müssen sie warten, bis sich ihre Lunge gekräftigt hat. Jeder sollte lernen, richtig zu atmen, indem er die Wirbelsäule gerade hält.

Zu langes Anhalten des Atems in der Lunge ist jedoch nicht lebensgefährlich. Die Natur hat es so weise eingerichtet, dass in dem Augenblick, wo das venöse Blut aus der überfüllten Lunge zum Herzen zurückdrängt, dieses heftig zu schlagen beginnt und den Lebensstrom ruckartig zum verlängerten Mark zurücktreibt. Das versetzt dem verlängerten Mark einen Schock und führt zu Bewusstlosigkeit. Und dann setzt die Atmung ganz von selbst wieder ein.

Ihr könnt jedoch der Lunge und dem Herzen durch törichtes Anhalten des Atems schaden. Wenn die Lunge bis zum äußersten mit dunklem, venösem Blut angefüllt ist, drängt das Blut durch die Arterien der Lunge zum Herzen zurück. Hieraus können sich Herzschmerzen und Herzklappenfehler oder eine Verletzung der überdehnten Lunge ergeben. Hört deshalb auf niemanden, der euch rät, den Atem lange in der Lunge anzuhalten oder heftige Atemübungen zu machen.

WICHTIGE HINWEISE ZUR HONG-SO-TECHNIK

1. Forciert das Ein- und Ausatmen während der Hong-So-Technik nicht. Atmet natürlich und beobachtet lediglich, d. h., seid euch des ein- und ausgehenden Atem bewusst, während ihr in Gedanken »Hong« und »So« sagt. Ob der Atem in der Lunge verbleibt oder ausströmt, wartet immer ab, bis er von selbst wieder fließt.

2. Vergesst nicht, dass der Zweck dieser Übung darin besteht, die Atempausen auf natürliche Weise zu verlängern. Wenn der Atem beim inneren Sprechen von »Hong« natürlich einströmt und nicht sofort wieder ausströmt, so wartet ab und genießt den atemlosen Zustand. Wenn er wieder ausströmt, sagt innerlich »So«. Wenn der Atem aus- und nicht wieder einströmt, wartet ab und genießt den atemlosen Zustand, bis ihr von selbst wieder einatmet. Wenn das geschieht, sagt innerlich »Hong«.

3. Zuerst solltet ihr bewusst ausatmen, damit ihr bei der nächsten Einatmung mit »Hong« beginnen könnt. Beim gewöhnlichen Atmen seid ihr euch selten bewusst, ob ihr ein- oder ausatmet.

4. Reguliert den Atem nicht, um die Silben in einen bestimmten Rhythmus zu bringen, sondern lasst die innerlich gesprochenen Worte dem natürlichen Ein- und Ausatmungsbedürfnis folgen.

5. Konzentriert euch auf die Atempausen, ohne jedoch diesen ruhigen, atemlosen Zustand zu erzwingen.

6. Indem ihr den Atem beobachtet, erreicht ihr auf metaphysische Weise, dass sich die Seele nicht länger mit dem Atem oder Körper identifiziert. Durch das Beobachten des Atems löst sich euer Ich vom Atem, und dann erkennt ihr, dass der Körper nur teilweise vom Atem erhalten wird.

7. Wenn ihr vor Beginn der Hong-So-Übung den Körper zuerst anspannt und dann entspannt und den Atem ausstoßt, könnt ihr zwar den Bewegungsvorgang in den Muskeln und den sich daraus ergebenden Zerfall in den Zellen, nicht aber die Tätigkeit in den inneren Organen wie Herz, Lunge, Zwerchfell usw., aufhalten. Durch Beobachten des Atems während der Hong-So-Technik wird dieser rhythmisch und ruhig, und dadurch beruhigt sich auch das Herz. Ein ruheloser und sorgenvoller Geist beschleunigt die Herztätigkeit; ein ruhiger Geist dagegen verlangsamt sie. Jede innere Erregung beschleunigt den Herzschlag. Auch ein schwerer Atem lässt das Herz schneller schlagen, während ruhiges Atmen das Herz beruhigt. Wenn ihr den Atem still beobachtet, beruhigen sich sowohl Atem als auch Geist. Ein ruhiger Geist und Atem verlangsamen und beruhigen die Tätigkeit des Herzens, des Zwerchfells und der Lunge.

Wenn man durch Entspannung und Ausstoßen des Atems gleichzeitig die Bewegung in den Muskeln und inneren Organen – wie Lunge, Zwerchfell usw. – anhält, zieht sich die Lebensenergie, die gewöhnlich das Blut durch das Herz pumpen muss – d. h., die insgesamt alle 24 Stunden 18 Tonnen Blut in Bewegung setzt -, in die Wirbelsäule zurück und wird von dort aus über die Milliarden von Körperzellen verteilt. Diese Energie lädt die Zellen elektrisch auf und verhindert ihren Zerfall, indem sie diese zu aufladbaren Batterien macht. Dann benötigen die Zellen keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr, um sich am Leben zu erhalten, denn sie brauchen keinen durch Abnutzung entstandenen Schaden im Körper mehr zu reparieren. und wenn der Zerfall in den äußeren und inneren Organen aufgehalten wird, sammeln sich keine Toxine im Blut mehr an. Folglich braucht das Blut auch nicht mehr zum Herzen und von da aus in die Lunge zurückgepumpt und durch den vom Atem aufgenommenen Sauerstoff gereinigt zu werden.

Wenn der Yogi durch Beobachten des Atems die äußeren und inneren Bewegungsvorgänge (in den Muskeln und inneren Organen) aufhält und die Bildung und Anhäufung venösen Blutes im Körper verhindert, erreicht er vorübergehend zweierlei:

1. Er macht sich weniger abhängig vom Atem; 2. er verlangsamt seinen Herzschlag.

Wenn der Mensch mehr vom »Wort Gottes« (kosmischer Energie) und weniger vom »Brot« oder Atem leben und seinen Herzschlag regulieren kann, wird seine Körperbatterie von innen her mit kosmischer Energie aufgeladen und dadurch unabhängiger von äußeren Nährstoffen (fester und flüssiger Nahrung sowie Sauerstoff).

Ihr habt nun folgendes über die Ergebnisse beim Üben der Hong-So-Technik gelernt:

a) Sie lädt die Körperzellen bis zum Überfließen mit Lebenskraft auf.
b) Sie hält den Zerfall in den äußeren und inneren Organen auf.
c) Sie verlangsamt die Herztätigkeit, d. h., sie verschafft diesem lebenswichtigen Organ Ruhe.
d) Sie beruhigt das Herz, das alsdann die Energie von den fünf Sinnestelefonen (Geruch, Geschmack, Gehör, Gesicht und Tastsinn) abschaltet. Das Herz ist die Nebenzentrale und das verlängerte Mark die Hauptzentrale der Sinne.
e) Sie befreit den Körper von der Abhängigkeit an den Atem.
f) Sie verringert das Atmen auf ein Minimum. Wer daher lange in seinem Körper verbleiben will, kann durch ständiges Üben dieser Technik sein Leben verlängern.

Wenn Lebenskraft und Bewusstsein von den fünf Sinnestelefonen zurückgezogen werden, können die Sinneswahrnehmungen des Gesichts, Gehörs, Geruchs, Geschmacks und Tastsinns das Gehirn nicht mehr durch die Drähte der Nerventelefone erreichen. Wenn die Sinneswahrnehmungen nicht mehr im Gehirn registriert werden, hören auch die damit verbundenen Vorstellungen und Ideenassoziationen auf. Und dann wird der Geist – oder die Aufmerksamkeit – frei, um sich auf einen bestimmten Gegenstand oder auf Gott zu richten.

BESONDERE ÜBUNG

Wenn ihr eine gesunde Lunge habt, aber fühlt, dass euer Körper nicht genug Sauerstoff erhält, wird euch folgende Übung helfen:

1. Atmet zweimal schnell durch den Mund aus: »Ha – ha«. (Dieses Ausatmen befreit die Lunge von toxischem Kohlendioxyd.)

2. Atmet durch die Nase frische Luft ein und zählt dabei bis 20.

3. Haltet den Atem bis 20 zählend an.

4. Atmet langsam bis 20 zählend aus.

(In dieser sowie anderen Atemübungen sollte pro Sekunde ungefähr zweimal gezählt werden.)

Wiederholt diese Übung 12mal, und zwar dreimal täglich an der frischen Luft oder auch öfter, wenn sie euch besonders gut tut. Die Zahl kann auch unter oder über 20 liegen, je nachdem, wie lange man den Atem anhalten kann oder will, ohne dass ein Gefühl des Unbehagens entsteht.

MEDITATIONSÜBUNG

Fühlt, dass ihr in allen Dingen und jenseits aller Dinge seid. Konzentriert euch fest auf die Stelle zwischen den Augenbrauen. Atmet langsam. Wenn der Atem ruhig geworden ist, atmet aus und vergesst ihn. Beobachtet innerhalb der Stirn das sich ständig ausbreitende strahlende Licht! Es dehnt sich immer mehr aus und umfasst euren Körper und den ganzen Raum. Der Raum lodert gleich einem Feuerball. Und das seid ihr! Dieser Feuerball ist unendlich glücklich. Ihr seid die freudige Flamme des Glücks, die alle Dinge in sich auflöst. Meditiert hierüber.

DIE HONG SO-TECHNIK
(Zusammenfassung der Technik)

1.Setzt euch mit aufrechter Wirbelsäule in die Meditationsstellung. Die Hände sollen mit nach oben gekehrten Handflächen in der Leistengegend ruhen, um zu verhindern, dass sich der Körper nach vorn neigt.
2.Richtet die geschlossenen oder halbgeschlossenen Augen nach oben, so dass der Blick im Christuszentrum oder geistigem Auge zwischen den Augenbrauen ruht.
3.Beobachtet in Gedanken das Ein- und Ausströmen des Atems, und zwar mit derselben Losgelöstheit, mit der ihr den Atem eines anderen Menschen beobachten würdet. Versucht in keiner Weise, den Atem zu regulieren, sondern schaut ihm lediglich zu. Diese Übung verhilft euch dazu, euer Ichbewusstsein vom Körper zu lösen und – genau wie die Seele – ein »schweigender Zeuge« der körperlichen Tätigkeit zu werden.
4.Wenn der Atem einströmt, sagt innerlich (nicht hörbar) »Hong«. Wenn der Atem wieder ausströmt, sagt innerlich »So«. (»Hong« und »So« sind zwei heilige Sanskritworte, die schwingungsmäßig mit dem ein- und ausgehenden Atem in Beziehung stehen. Die wörtliche Übersetzung lautet: »Ich bin Er.«)
5.Während der Pausen, wenn der Atem von allein aussetzt, konzentriert euch auf den Frieden der Atemstille und genießt ihn.

WICHTIGSTE PUNKTE:

1.Ehe ihr mit der Konzentrationstechnik beginnt, übt Körperpraktiken wie die Yogoda Methoden.

2.Setzt euch bequem in die Meditationsstellung und bleibt dann regungslos sitzen. Vermeidet jede Muskelbewegung. Versucht bewusst, jeden Körperteil zu entspannen. Überprüft euch von Zeit zu Zeit in Gedanken, um sicher zu sein, dass der Körper wirklich entspannt ist.

3.Bevor ihr mit »Hong-So« beginnt, macht 6-12mal folgende Atemübung:
Atmet bis 20 zählend ein; haltet den Atem bis 20 zählend an; und atmet bis 20 zählend aus.
Wenn euch die Zahl 20 zu hoch ist, nehmt zum Einatmen, Atem anhalten und Ausatmen eine niedrigere Zahl. Ganz gleich, welche Zahl ihr wählt, es muss immer die gleiche für Einatmung, Anhalten des Atems und Ausatmung sein.

4.Nach der oben beschriebenen Atemübung atmet wieder ein, spannt den ganzen Körper an und stoßt allen Atem aus (und zwar mit einem doppeltem Atemzug: »Hah Hah«) und entspannt euch. Wiederholt diese Übung 6mal. Sie bereitet euch wunderbar auf die Hong-So-Konzentrationstechnik vor.

5.Betet von ganzem Herzen zu Gott und den Gurus.

6.Haltet die Gedanken ruhig. Das ist für ein erfolgreiches Üben wichtig.

7.Richtet die geschlossenen oder halb geschlossenen Augen während des Übens dieser Technik immer nach oben (denn die Augen haben die Neigung, sich nach einer gewissen Zeit zu senken).

8.Ehe ihr mit der Konzentrationstechnik anfangt, atmet kräftig aus, damit ihr beim ersten, einströmenden Atem mit der Silbe »Hong« beginnen könnt.

9.Wenn es euch schwerfällt, beim einströmenden Atem »Hong« und beim ausströmenden Atem »So« zu denken, kann euch folgende Übung helfen: Bewegt den rechten Zeigefinger zum Handinneren, wenn der Atem einströmt; und wenn er ausströmt, lasst den Finger wieder in die entspannte Ausgangsstellung zurückkehren. Die kleine Fingerbewegung hat nichts mit der Technik selbst zu tun; sie dient lediglich als Gedächtnisstütze für die richtige Reihenfolge von »Hong« und »So«.

10. Beobachtet ruhig den Atem, ohne euch darum zu kümmern, ob er ein oder ausströmt. Wendet auf keinen Fall Willenskraft an, um ein- und auszuatmen oder den Atem anzuhalten.

11.Sagt »Hong« und »So« nur in Gedanken. Bewegt während des Übens weder Zunge, Mund noch Kehle. (Das kann leicht unbewusst geschehen.)

12.Lasst die Worte dem natürlichen Atemfluss folgen. Stellt den Atem nicht auf einen bestimmten Rhythmus der Worte ein. (Man neigt dazu, dies unbewusst zu tun.)

13.Seid mit ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache. Konzentriert euch auf den Atem, die Worte und das Gefühl des Friedens, das sich beim richtigen Üben dieser Technik einstellt.

14.Genießt den Frieden der Atemstille besonders während der Pausen zwischen Ein- und Ausatmung. Zwingt diese Pausen aber nicht herbei und versucht auch nicht, sie willentlich zu verlängern.

15.Übt diese Technik möglichst lange, um beste Ergebnisse zu erzielen.

16.Nach Beendigung des Übens stoßt allen Atem aus der Lunge aus und genießt den Zustand der Atemstille, solange es euch kein Unbehagen verursacht. Wiederholt dies dreimal.

17. Sofort nach dem Üben dieser Konzentrationstechniken aufzustehen, ist, als ob man einen Eimer Milch gleich nach dem Melken wieder umstößt. Bleibt danach noch lange sitzen und betet oder meditiert tief, um das erwachende Gefühl der göttlichen Gegenwart in euch immer mehr zu vertiefen.

HONG SO – DER LAUTLOSE KRIYA-YOGA

Jeder, der sich auf den Kriya Yoga vorbereiten will, sollte wissen, dass Kriya-Yoga eine Wissenschaft ist, die aus verschiedenen Stufen besteht; nur eine davon ist die besondere Technik, die Kriya-Yoga genannt wird (nämlich die von Lahiri Mahasaya gelehrte und geheime Technik). Man kann Hong-So den lautlosen Kriya-Yoga nennen. Einen Vorteil, welche die Hong-So-Technik im Vergleich zum Kriya hat, ist dieser: Man kann sie vor und nach dem Essen, allein oder inmitten einer Menschenmenge üben. Den Kriya dagegen kann man nur üben, wenn der Magen ganz oder zum größten Teil leer ist und wenn man allein und ungestört ist. Hong-So kann jederzeit geübt werden, wenn sich die Gedanken nicht auf irgendeine Tätigkeit richten müssen und sich das Bewusstsein verinnerlichen kann. Deshalb sollte man diese Technik nicht nur während der regelmäßigen Meditationszeiten, sondern auch oft während der Mußestunden üben.

Regelmäßiges Üben dieser Technik wird die guten Wirkungen der Kriya-Yoga-Technik noch erhöhen. Darum sollte man die Hong-So-Technik auch nach Empfang der Kriya-Technik auf keinen Fall vernachlässigen; denn die Hong-So-Technik bezweckt dasselbe wie der Kriya: durch konzentriertes Üben den Zustand göttlicher Ekstase zu erlangen. Der einzige Unterschied zwischen Hong-So und Kriya-Yoga besteht in der Schnelligkeit, in der man die entsprechenden Wirkungen erzielt. 24 Stunden Meditation mit Hilfe irgendeiner anderen Technik (ausgenommen Kriya-Yoga) sind nicht so wirkungsvoll wie eine Stunde Hong-So-Übung. Und in ähnlicher Weise erlangt man durch eine Stunde Kriya-Yoga-Übung dieselben Ergebnisse wie durch 24 Stunden Hong-So-Übung.

Niemand sollte glauben, dass ihm erst mit dem Empfang des Kriya-Yoga ein wirksames Mittel in die Hand gegeben wird. Ebenso wie man die höhere Schule besucht haben muss, ehe man mit dem Universitätsstudium beginnen kann, so muss man auch Hong-So geübt haben, wenn man mit der höheren Technik des Kriya-Yoga die gewünschten Erfolge erzielen will.

Maha Mudra – das ‚große Mudra‘

Maha Mudra ist ebenfalls eine Technik, die nicht in allen Linien praktiziert wird, und wenn sie gemacht wird, unterscheidet sich ihre Ausführung auch meist ein wenig. Die Hatha Yoga Pradipika erklärt in Kapitel III die Ausführung von Maha Mudra folgendermaßen:

10. Man drückt die Ferse des linken Fußes zu Yoni (Perineum) und streckt den rechten Fuß nach vorne. Dann werden die Zehen des rechten Fußes zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten.
11.-12. Durch das Verschließen der Kehle (durch Jalandhara Bandha) wird die Luft von außen nach innen und dann nach unten gezogen… Auf diese Weise wird Shakti (Sushumna) gerade und Kundalini verlässt Ida und Pingala und tritt in Sushumna ein… 14. Die großen Übel und Leiden wie der Tod werden dadurch zerstört, und aus diesem Grund nannten weise Männer diese Methode Maha Mudra….

Jalandhara Bandha

Jalandhara Bandha wird in der Hatha Yoga Pradipika folgendermaßen beschrieben:

69. Man ziehe die Kehle zusammen und drücke das Kinn gegen die Brust. Dies wird Jalandhara Bandha genannt, welches Alter und Tod auflöst.
70. Es verschließt die Öffnungen (Höhlen) der Nadigruppen, durch welche der himmlische Nektar (von Soma oder Chandra, im Gehirn) heruntertröpfelt…
71. In Jalandhara Bandha sind die konkretesten Hinweise für eine perfekte Ausführung des Zusammenziehens der Kehle jene, das der Nektar nicht in das Feuer (Surya, im Bauchnabel) fällt, und die Luft nicht unterbrochen wird.
72. Die zwei Nadis sollten durch das Zusammenziehen der Kehle fest verschlossen werden. Die wird dann der mittlere Kreis oder das Zentrum (Madhya Chakra) genannt…
73. Durch das zusammenziehen der Anusmuskeln wird Uddhiyana Bandha ausgeführt, dabei wird der Atemstrom in Sushumna gelenkt indem Ida und Pingala verschlossen werden.

Eine weitere Variante ist folgende:
Maha Mudra beginnt mit Pratishta, dann sitzt du auf einer Ferse, so wie im Bild unten gezeigt. Mit welchem Bein du beginnst ist egal.

Maha Mudra
Jetzt – mit OM in der Kutashta und deine ganze Aufmerksamkeit auf Gott gerichtet – beugst du dich vorwärts über das ausgestreckte Bein – soweit es bequem und locker geht.

Maha Mudra
Mit den Händen greifst du soweit wie möglich nach vorne – wie oben im Bild gezeigt. In dieser Position wiederholst du nun 12 x das Mantram OM in das Muladhara Chakra. Das Muladhara Chakra befindet sich anatomisch genau dort wo die Ferse, auf der du sitzt sein sollte – am unteren Ende des Steißbeins.
Nachdem du einen Zyklus von 12 OM beendet hast, wechselst du das Bein wie im Bild unten, beugst dich über das andere Bein und wiederholst erneut 12 Mal das Mantram OM in das Muladhara Chakra.

Beachte, dass du die ganze Zeit deine Aufmerksamkeit auf Gott richtest und Gott alle deine Erfahrungen, Erinnerungen, Emotionen und Handlungen schenkst bzw. widmest. Diese Einstellung sollte dir zur Gewohnheit für das ganze sein auf Erden und jenseits werden.

Maha Mudra
Jetzt nach der zweiten Serie von 12 OM streckst du beide Beine nach vorne, beugst dich erneut wie im Bild unten gezeigt nach vorne über beide Beine und wiederholst ein drittes Mal 12 Mal das Mantram OM in das Muladhara Chakra.

Maha Mudra
Als Zusammenfassung: du wiederholst für jedes Maha Mudra jeweils 3 Mal das Mantram OM in den drei verschiedenen Positionen wie oben gezeigt in dein Muladhara Chakra. Insgesamt also 36 Mal OM. Jedes einzelne Maha Mudra beginnt mit Pratishta und endet mit Visarjan. Nach einem ganzen Zyklus von jeweils 3 Mal 12 OM in das Muladhara Chakra beendest du EIN Maha Mudra mit Visarjan bevor du weiterfährst oder das Maha Mudra wiederholst. Jedes Maha Mudra fängt immer mit Pratishta an und hört mit Visarjan auf!

Einführung in Yoni bzw. Jyoti Mudra

yoni mudraSowohl in verschiedenen spirituellen Traditionen wie auch aus dem Hatha Yoga sind viele Mudras bekannt. Im Kriya Yoga werden nur wenige Mudras benutzt. So betrachten wir hier das Yoni oder auch Jyoti Mudra – benutzt um Ablenkung von Außen zu verringern. Die Verringerung der Ablenkung besteht nun keineswegs nur aus dem physischen Verschluss von Augen und Ohren, sondern auch aus einem energetischen Verschluss von Nadis wie wir gleich sehen werden. Dadurch wird eine innere Ruhe und Harmonie in den Anfangs-Jahren unserer Meditationspraxis leichter und schneller hergestellt.

Unten sehen wir das Bild einer Hand mit den typischen und wichtigsten Chakras auf der Hand-Innenfläche und den Fingerspitzen. Auf jeder Fingerspitze sehen wir ein Chakra und im Bereich der Handfläche 2 Chakras – eine zum Ausstrahlen und eine zum Empfangen. Natürlich sind auch die Chakren-Systeme der Fingerspitzen im Detail viel komplexer als hier gezeigt. So hat jede Fingerspitze auch ein empfangendes und ein sendendes Chakra.
Empfangen und Senden – zum feinstofflichen Fühlen und für die heilenden Berührungen zu denen JEDER Mensch von Natur aus in der Lage ist wenn er für alle Menschen reine Liebe empfinden kann. Den feinstofflichen Tastsinn benutzt du unter anderem, um Krankheiten an einem Lichtkörper zu ertasten oder die Eigenschaften von Energien zu erfühlen.

Yoni MudraDie nächste Grafik unten zeigt die dazugehörenden 5 Punkte im Gesicht, die mit den 5 Fingern versiegelt werden um das Yoni Mudra auszuführen. Die Punkte sind genau da wo abgebildet. Wenn sich deine Wahrnehmungsfähigkeit auf feinstoffliche Energien ausweitet – als direktes Resultat deines spirituellen Fortschrittes – dann wirst Du Tausende von kleinen Chakren und Nadis bewusst fühlen, sehen oder anderweitig wahrnehmen können. Das eine Chakra aus dem Zentrum deiner Pupille ist sehr stark – und strahlt gleich einem Laserstrahl. Es sendet und empfängt fortlaufend – Liebe und Informationen. Wenn du mit offenen Augen einen gestreckten Finger ca. 10 cm vor den Augen auf und ab bewegst, dann solltest du mit Leichtigkeit diesen „Augenstrahl“ fühlen können.

Die Augen sind das Tor der Seele zur Außenwelt während der Gefangenschaft im physischen Körper. Menschen mit reinem Gewissen können ALLEN anderen Menschen beliebig lange und zu jedem Zeitpunkt vor, während oder nach einer Konversation IMMER direkt in die Augen schauen. Das heißt sie sind voll bereit ganz zu allem zu stehen wie und was sie tun. Sie können sich lieben lassen und stehen zu all ihren Handlungen, Gedanken und Gefühlen. Menschen die innere oder bewusste Gewissenskonflikte haben – werden dabei öfters auf Schwierigkeiten stoßen. Diese direkten Augenkontakte sind jedoch sehr hilfreich beim Auflösen in Liebe von allem was die betroffenen Menschen belastet oder trennt – d. h. auf Grund des momentanen Egos zwischen ihnen „steht“. Beim Yoni Mudra wird auch diese Kommunikation mit der Außenwelt gedämpft, damit während der Meditation innere Ruhe und Harmonie entstehen kann. Die einzig wirklich wichtige Kommunikation ist die stetig wachsende Verbindung zu Gott. Als Resultat dieser immer reineren und offeneren Kommunikation wird immer mehr direkt von Gott in Liebe aufgelöst. Du fühlst dich erleichtert und freier – von Mal zu Mal immer mehr.

Alle im obigen Bild gezeigten Chakren sind für den Austausch von Informationen bestimmt. Das Versiegeln dieser Chakren begünstigt das Erlangen der inneren Ruhe bei der Einleitung der Meditation. Wie im Bild unten gezeigt, legst du beidseitig alle 5 Finger jeder Hand an die genau gezeigten Punkte. Ganz sanft. Der Gehörgang wird dabei mit dem Daumen sanft zugedrückt. Achte auch darauf dass du besonders auf deinen Augen nur ganz sanft berührst. Wahre und dauerhafte innere Ruhe jedoch entsteht erst durch vollkommenes Verwirklichen von Yama und Niyama, vollkommenes Auflösen in Liebe ALLER Konflikte und des gesamten Karma, sowie durch vollkommenes Lieben und lieben lassen in allen Situationen. Durch zunehmende und gewissenhafte Praxis des gesamten und korrekten Kriya Yoga wird somit eine vollkommen natürliche innere Ruhe hergestellt. Das Yoni Mudra dient ausschließlich dem Anfänger während seinen ersten mehreren Jahren der intensiven Meditationspraxis zur Erleichterung der Meditations-Einleitung.

Yoni Mudra

Das Yoni Mudra wird mit beiden Händen gleichzeitig ausgeführt. So wie im Bild unten gezeigt. Deine gesamte Aufmerksamkeit ruht dabei in der Kutashta. Du bist dauernd für Gott geöffnet und lässt göttliches Licht und Liebe in dich und durch dich fließen. Durch deinen ganzen Lichtkörper ebenso wie durch alle Zellen deines physischen Körpers. In dieser Position verweilst du solange wie vollkommen bequem möglich. Üblicherweise 15 bis 30 Minuten oder länger. Gott wird deine Arme hochhalten, während du vollkommen auf ihn konzentriert bleibst !! Das Bild unten zeigt die vollkommene Position des Yoni Mudra.

Yoni Mudra

Maha Mudra und Kechari Mudra sind jeweils in einem eigenen Kapitel erklärt. Wir betrachten im Bild unten noch kurz ein sehr verbreitetes Mudra zum Gebet, während der Meditation und oft auch während Unterhaltungen zwischen Menschen. Es führt zu innerer Ausgeglichenheit und Ruhe durch Reduktion des Energieaustausch mit der Außenwelt durch die Chakren der Hände. Diese Gebetshaltung erleichtert dir die Zuwendung nach Innen, um eins mit dir selbst zu sein und die Wahrnehmung der inneren intuitiven Führung zu erleichtern. Wie im Bild unten gezeigt schließt sich der Kreislauf aller Fingerchakren und Handflächenchakren nach innen. dies erleichtert das „in sich ruhen – sich sammeln“.

Yoni Mudra

Im fortgeschrittenen Stadium der Meditationspraxis wirst du vermutlich nur noch dieses Mudra für deine Hände verwenden. Ebenso kannst du dieses Mudra nach Beendigung des Yoni Mudra anwenden, um die Meditation fortzuführen. Falte die Hände dabei aber ganz locker – so im Bild oben gezeigt.

Die Technik von Nabhi Kriya

Wollen wir nun etwas genauer auf Navi oder Nabhi Kriya eingehen.

In manchen Linien ist diese Technik Bestandteil der ersten Initiation, in anderen Linien ist dies eine optionale Methode, welche nur von Kranken, denen es nicht möglich ist, den normalen Kriya zu praktizieren, angewandt wird (so z. B. von TBC Erkrankten oder Schwangeren). Dort wird es meist in Zusammenhang mit dem ‚mentalen Pranayama‘ verwendet, und wieder andere Linien haben auch von dieser Technik noch nichts gehört.

Kommen wir nun zu den Unterschieden der Anwendung von Nabhi Kriya in jenen Linien, in denen sie praktiziert wird. Manche lehren Navi ohne Atemkontrolle, andere lehren geheime Methoden der Atemregulierung für diese Technik. In einer weiteren Variante wird Japa im Rhythmus des Herzschlages miteinbezogen.
Ein weitere drastischer Unterschied scheint folgender zu sein: In manchen Linien wird gelehrt, das Nabhi Kriya vorne und hinten gemacht wird, während jedoch die meisten lehren, man soll Nabhi nur an der Vorderseite machen. Man sieht also, auch hier gibt es eine Vielzahl an Variationen und die oben genannten sind nur einige Beispiele dafür.
Hier folgt nun eine der verbreitetsten Variationen von Nabhi Kriya:

Navi Kriya wird vorne in das Navi Chakra gemacht – das Navi Chakra sitzt da wo sich anatomisch auch der Bauchnabel befindet, und hinten in das Manipura Chakra (Solarplexus).
Um Navi Kriya zu praktizieren beginne zuerst mit Pratishta um die Übung einzuleiten, dann – mit all deiner Aufmerksamkeit in deiner Kutashta und deiner ganzen Hingabe und Öffnung zu Gott – wirst du den Kopf nach vorne beugen bis das Kinn das Brustbein berührt. Es entsteht so ein Mudra beim Berühren des Brustbeines.
Jetzt wiederholst du das Mantram OM 100 Mal in das Navi Chakra. Zum Zählen kannst du das bereits früher beschriebene Mala mit 2 x 25 Perlen verwenden.
Dann neigst du deinen Kopf weit in den Nacken – so weit wie angenehm und wiederholst 25 Mal das Mantram OM in das Manipura.
Nachdem du die 100 OM in das Navi Chakra vorne und 25 OM in das Manipura Chakra hinten durchgeführt hast – wird Navi Kriya beendet durch Visarjan

Pratishta und Visarjan

Pratishta – das Gegenstück zu Visarjan

pratishta Pratishta wird nur zur Einleitung bestimmter Pranayama – Übungen gemacht. Es wird EIN MAL gemacht pro Übung und beginnt jeweils im Muladhara Chakra (Wurzelchakra) – führt über alle Chakren bis zum Ajna Chakra (Stirnchakra) und dann direkt in die Kutashta (Kronenchakra).
Es wird genau so ausgeführt wie in der animierten Grafik links. EINMAL. Es wird bei all den Übungen ausgeführt, bei denen es ausdrücklich als Einleitung der Übung erwähnt ist! Du wiederholst das Mantram OM entlang der Wirbelsäule in die jeweiligen Chakren – in das Muladhara Chakra, Svadhisthana Chakra, Manipura Chakra, Anahata Chakra, Vishuddha Chakra, Ajna Chakra und dann in die Kutashta. Genau so wie unten gezeigt. Alle Aufmerksamkeit sollte auf Gott gerichtet sein, damit durch deine Zuwendung an Gott dein Sahasrara Chakra immer geöffnet ist.

Lerne immer offen für Gott zu sein und Gott in dich fließen zu lassen mit all seiner heiligen Energie der Liebe, Gnade und Erlösung. Deine Hingabe und Liebe zu Gott wird dein Sahasrara Chakra immer geöffnet halten. Nur Deine Liebe zu Gott kann dies tun. Liebe ist der Schlüssel zu Gott. Lerne Gott in alle Teile und Aspekte deiner jetzigen Persönlichkeit – deines Ego – fließen zu lassen. Heiße Gott willkommen in deinem Leben – in allen Teilen deines Lebens. IN ALLEN.

Mache aus deinem Körper einen Tempel Gottes – einen Tempel der Liebe und des Lichtes – dann wird diese allmächtige Liebe Gottes alles auflösen, was dich je von Gott getrennt hat, noch trennt oder künftig noch trennen könnte. Lass dauernd göttliche, heilige Liebe durch dich fließen – durch alle Zellen deines Körpers, durch alle Gedanken und Emotionen aber auch durch deine gesamte Vergangenheit und allem damit verbundenen Karma. Schenke alles Gott und du wirst frei sein – in Liebe – aus Liebe.

Visarjan – das Gegenstück zu Pratishta

Einige Pranayama Übungen erfordern Visarjan als Abschluss der Übung. In der Regel all diejenigen Übungen, die mit Pratishta beginnen. Visarjan ist genau das spiegelbildliche Gegenstück von Pratishta – genau wie im animierten Bild oben gezeigt.
Du beginnst mit OM in der Kutasthta – dann zum Ajna Chakra und entlang der Wirbelsäule hinunter bis in das Muladhara Chakra Immer entlang des Rückens in das Chakra.

Die Yogoda Aufladeübungen von Yogananda

Die Übungen sollten draußen in frischer Luft oder zumindest vor einem offenen Fenster gemacht werden, und zwar langsam und mit tiefer Konzentration. Es ist besser, jede Übung wenige Male korrekt als viele Male hintereinander schnell und geistesabwesend zu machen.

Jede dieser Übungen kann auch öfter als angegeben gemacht werden. Wenn Sie jedoch die Zahl erhöhen, achten Sie darauf, dass Sie die Übungen nicht zu flüchtig machen. Man kann einige oder alle Übungen auch öfter als zweimal täglich machen, um Müdigkeit oder körperliches Unwohlsein zu bekämpfen.

Wenn man die Reihenfolge einmal auswendig kann und jede der 38 Übungen so oft wie angegeben macht, braucht man dazu nicht länger als 15 Minuten. Auf diese Weise können Sie feststellen, ob Sie sie zu langsam oder zu schnell machen.

Wenn Sie einen Körperteil anspannen, achten Sie darauf, immer mit schwacher Spannung zu beginnen und allmählich zu mittlerer und starker Spannung überzugehen. Entspannen Sie danach in umgekehrter Reihenfolge: stark, mittel, schwach.

Spannen Sie niemals mit einer schnellen und ruckartigen Bewegung an!

Spannen Sie nie so stark an, dass Sie ein unbehagliches Gefühl haben!

Man braucht die »starke« Spannung nicht länger als 3 Sekunden anzuhalten. Ein kranker oder schwacher Körperteil sollte nur »schwach« angespannt werden.

Doppeltes Einatmen« bedeutet, dass man einmal kurz und einmal lang durch die Nase einatmen soll. »Doppeltes Ausatmen« bedeutet, dass man einmal kurz und einmal lang durch den Mund ausatmen soll: »Hah – Hahhhhh« Das »Hah« wird nicht ausgesprochen, sondern nur geatmet – so, wie ein kräftiger Seufzer. »Doppeltes Atmen« bedeutet, dass man in dieser Weise fortlaufend ein- und ausatmen soll.

Wo keine besonderen Anweisungen zum Atmen gegeben werden, soll man ruhig und natürlich atmen, ohne zu versuchen, den Atem mit der Spannung oder Entspannung in Einklang zu bringen.

Wir empfehlen, zuerst eine Übung zu lernen und dann so viele hinzuzunehmen, wie man während der 15 oder 20 Minuten schaffen kann. Jeden Tag sollte man eine oder einige neue Übungen dazulernen – (wobei man die Zeit auf 15 bis 20 Minuten beschränken sollte) bis einem alle Übungen geläufig sind und man sie in sein morgendliches oder abendliches Programm aufgenommen hat.

Nachfolgend ein Auszug aus den insgesamt 38 Übungen:
Yogoda2. Aufladen der Beine
(3 bis 5mal mit jedem Bein wiederholen)
Verlagert das Gewicht auf den rechten Fuß. Beugt das linke Knie, so dass der linke Fuß leicht angehoben wird, und schwingt das Bein (nur vom Knie abwärts) langsam vor und zurück, wobei ihr vor allem die Muskeln des Oberschenkels anspannt. Entspannt die Muskeln nach dem Vor- und Zurückschwingen, d. h., spannt sie nur so leicht an, dass ihr das erhobene Bein in dieser Stellung halten könnt. Wenn ihr diese Übung 3 – 5 mal gemacht habt, geht sofort zu Übung 3 über (Kreisen der Fußgelenke) und übt erst danach das Aufladen des rechten Beines mit anschließendem Kreisen des rechten Fußgelenkes .
Yogoda
3. Kreisen der Fußgelenke
(5 mal in beiden Richtungen kreisen)
Verlagert das Gewicht auf das rechte Bein, spannt das linke Fußgelenk an und kreist den Fuß langsam 5 mal in der einen und 5 mal in der anderen Richtung. Tut dasselbe mit dem rechten Fußgelenk, sobald ihr Übung 2 mit dem rechten Bein beendet, habt.

Yogoda4. Aufladen der Unterschenkel und Unterarme, Oberschenkel und Oberarme
(3mal mit dem linken und 3mal mit dem rechten Arm und Bein; 3mal mit beiden Armen und Beinen)
Verlagert das Körpergewicht auf den rechten Fuß, so dass der linke Fuß – etwas nach links vorgesetzt – leicht auf den Boden ruht. Spannt gleichzeitig den linken Unterschenkel und den linken Unterarm und entspannt sie wieder. Danach spannt den linken Oberschenkel und den linken Oberarm an und entspannt. Dies zählt als einmal. Nach 3maligem Üben verlagert das Gewicht auf den linken Fuß und spannt, den rechten Unterschenkel und den rechten Unterarm an; entspannt. Spannt danach den rechten Oberschenkel und den rechten Oberarm an und entspannt. Wiederholt dies 3mal. Dann spannt gleichzeitig beide Unterschenkel und Unterarme an und entspannt. Spannt gleichzeitig beide Oberschenkel und Oberarme an; entspannt, wiederholt dies 3mal.

Yogoda9. Aufladen des Halses
(3 – 5mal wiederholen)
Senkt den Kopf, so dass das Kinn auf der Brust ruht. Dann spannt die Muskeln des Halses und der Kehle an und zieht das Kinn gegen die Spannung hoch, bis der Kopf nach hinten geneigt, ist. Entspannt vollkommen, so dass der Kopf durch sein eigenes Gewicht wieder nach vorn fällt und das Kinn auf die Brust zurücksinkt. Das Vorwärtsfallen des Kopfes endet in einem leichten Ruck.

Yogoda10. Justieren des Halses
(3 – 5mal in beiden Richtungen kreisen}
Spannt die Muskeln in Hals und Kehle leicht an. Kreist den leicht gespannten Hals und Kopf langsam 3 – 5mal in der einen und 3 bis 5mal in der anderen Richtung. Dann entspannt und kreist den Kopf ein paar Mal ohne Spannung in beide Richtungen.

Yogoda11. Justieren der Wirbelsäule
(6 – 8mal)
Beugt die Ellbogen leicht, bis sich die Unterarme ungefähr parallel zum Erdboden befinden, und haltet die Oberarme dicht an den Körper. Dann dreht den Oberkörper mit einer schnellen Bewegung nach links und die Hüften nach rechts; anschließend den Oberkörper nach rechts und die Hüften nach links. (Eine Drehung nach einer Richtung zählt als einmal.)

Yogoda12. Kreisen der Wirbelsäule
Setzt die Füße 30 – 40 cm auseinander, spannt die Beine leicht an und legt die Hände auf die Hüften. Konzentriert euch darauf, die Rückenmuskeln beiderseits der Wirbelsäule anzuspannen. Dann beugt den Rumpf leicht nach vorn und haltet die Spannung beiderseits der Wirbelsäule an. Kreist den Rumpf oberhalb der Hüfte 5mal in der einen und 5nal in der anderen Richtung. Bewegt nicht die Hüfte-, sondern kreist nur den Oberkörper. Haltet die Wirbelsäule oberhalb der Taille gerade.
Yogoda16. Übung zur Anregung des Gedächtnisses
(mehrere Male)
Klopft mit den Knöcheln über die ganze Schädeldecke. Konzentriert euch bei jedem Klopfen und fühlt, wie die Gehirnzellen erweckt und angeregt werden. Dies ist eine hervorragende Übung, um Gehirn und Nerven zu beleben.

Yogoda17. Massage der Kopfhaut
Setzt die Fingerspitzen fest, auf die Kopfhaut, damit die Finger nicht auf dem Haar ausgleiten, und bewegt die Kopfhaut in kleinen Kreisen. Massiert auf diese Weise den ganzen Schädel. Durch diese Übung werden die Muskeln der Kopfhaut gelockert und der Blutkreislauf angeregt.

Yogoda18. Massage des verlängerten Marks
(2 – 3mal wiederholen)
Legt die drei mittleren Finger einer jeden Hand auf das verlängerte Mark an der Schädelbasis. Drückt die Finger fest gegen das verlängerte Mark und bewegt sie in kleinen Kreisen 3mal in der einen und 3 mal in der anderen Richtung. Dann spannt Kehle und Kopf wie beim. »Aufladen des Halses«, an und beugt den Kopf zurück. Entspannt und drückt den Kopf rasch mit den Fingern nach vorn, so dass das Kinn schnell (aber sanft) auf die Brust fällt.

Yogoda19. Aufladen der Bizepsmuskeln
(mit jedem Arm abwechselnd 3mal)
Faltet die Hände über dem Kopf (oder lasst sie auf dem Kopf ruhen und spannt und entspannt abwechselnd den einen und dann den anderen Bizeps

Yogoda20. Vierteiliges Aufladen des Körpers
(alle vier Teile 1 -2mal)
Siehe ausführliche Beschreibung dieser Übung in Lehrbrief 8 (Technik der Aufladung der zwanzig Körperteile) und ihre Variationen.
1) Atmet mit einem kurzen und einem langen Atemzug tief ein, und spannt den ganzen Körper langsam von schwach bis stark an. Haltet die vibrierende Spannung drei Sekunden lang an. Stoßt den Atem mit (…)

Yogoda21. Aufladen der Arme auf und ab (3 – 5mal)
Haltet die Ellbogen seitlich an den Körper und hebt die gespannten Unterarme hoch, als ob ihr ein Gewicht anhebt, bis sich die Fäuste in Schulterhöhe befinden, entspannt kurz; dann spannt wieder an und senkt das imaginäre Gewicht herab. Entsannt und wiederholt. Die Übung sollte so ausgeführt werden, als ob man ein Gewicht in rhythmischer Bewegung hebt und senkt. Die Innenseiten der Fäuste sollten sich gegenüberliegen.

Yogoda22. Doppeltes Atmen mit Berühren der Ellbogen
(3 – 5mal)
Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe aus und beugt die Ellbogen im rechten Winkel, so dass sich die Unterarme senkrecht zum Erdboden befinden. Dann bringt die Arme mit schwingender Bewegung bis sich Ellbogen, Unterarme und Fäuste seitlich berühren. Gleichzeitig atmet mit einem doppelten Atemzug aus, entspannt den Körper und beugt leicht die Knie. Haltet inne und zählt bis drei. Atmet mit einem doppelten Atemzug ein und spannt die zwanzig Körperteile in einer fortlaufenden Spannungswelle von unten nach oben (wie in Übung 1) an, während ihr die gebeugten Arme wieder in die Ausgangsstellung zurückführt. Haltet inne und zählt bis drei. Atmet mit einem doppelten Atemzug aus und entspannt die zwanzig Körperteile in umgekehrter Reihenfolge, während ihr die Unterarme wieder nach vorn führt und leicht die Knie beugt. Haltet inne und zählt bis drei. Achtet darauf, dass die ganze Zeit die Wirbelsäule gerade, die Ellbogen in Schulterhöhe und die Unterarme senkrecht zum Erdboden gehalten werden müssen. Die Innenseiten der Fäuste sollen während der Spannungsphase dieser Übung zum Kopf hin gerichtet sein. Während der entspannten Stellung zeigen die Innenseiten der Fäuste zur Stirn.

Yogoda23. Aufladen der Arme
(3 – 5mal)
Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe aus und beugt die Ellbogen, so dass die Fäuste beiderseits seitlich des Kopfes liegen. Dann spannt die Unterarme an, während ihr sie zu beiden Seiten hin ausstreckt; haltet die Oberarme dabei in Schulterhöhe. Entspannt kurz. Spannt wieder an und führt die Arme in die Ausgangsstellung zurück. Entspannt kurz. Diese Übung soll so ausgeführt werden, als ob man schwere Gewichte zu den Seiten des Kopfes anhebt und wieder senkt. Die Innenseiten der Fäuste sind in der ausgestreckten Haltung nach oben gerichtet und, wenn sie seitlich des Kopfes ruhen, nach unten.

Yogoda24. Armkreisen (kleine Kreise)
(mehrere Male in beiden -Richtungen! Streckt die Arme seitlich in Schulterhöhe aus. Ballt fest die Fäuste und spannt den ganzen Arm an, wobei die wobei die Handflächen nach oben gedreht sind. Bewegt die Arme von den Schultern aus in kleinen Kreisen und steigert die Spannung. Entspannt kurz. Darm kreist mit steigender Spannung mehrere Male in die entgegengesetzte Richtung.

Yogoda25. Aufladen der Arme von der Stirn aus
(3 – 5mal)
Streckt die Arme in Schulterhöhe nach vorn und beugt die Ellbogen, bis die Fäuste leicht die Stirn berühren. Spannt beide Arme an und streckt sie nach vorn. Entspannt kurz; dann spannt sie wieder an und führt sie zum Kopf in die Ausgangsstellung zurück. Entspannt kurz und wiederholt. Die Übung soll so ausgeführt werden, als wenn ein schweres Gewicht zur Stirn gehoben und wieder gesenkt wird. Die Innenseiten der geschlossenen Fäuste sollten sich während dieser Übung gegenüberliegen.

Yogoda26. Vierteiliges Aufladen der- Finger
{mehrere Male in jeder Stellung)
Lasst die Arme seitlich herabhängen, spannt die Finger an und öffnet und schließt die Fäuste rasch nacheinander, wobei ihr die Finger gespannt haltet. Wiederholt dasselbe mit seitlich in Schulterhöhe ausgestreckten Armen, wobei die Handflächen nach unten zeigen. Wiederholt mit gerade nach vorn ausgestreckten Armen, wobei die Handflächen wieder nach unten zeigen. Wiederholt mit über den Kopf erhobenen Armen, wobei die Handflachen nach vorne zeigen.
Yogoda30. Geh-Übung
(25 – 50mal)
Hebt, die Füße abwechselnd an wie beim Marschieren (nur übertrieben) und spannt dabei das ganze Bein einschließlich der hinteren Muskeln des Oberschenkels. Spannt gleichzeitig den Arm der gegenüberliegenden Seite an und führt die Faust zur Brust. Dann entspannt und senkt den Arm, während ihr den Fuß aufsetzt und das Bein entspannt. Diese Übung soll rhythmisch auf der Stelle gemacht werden.

Yogoda31. Lauf –Übung
(25 – 50mal wiederholen)
Lauft mit leichtem, federndem Schritt an Ort und Stelle, wobei ihr die Fersen nach hinten werft, als ob ihr das Gesäß berühren wolltet. Lauft auf den Zehenspitzen, um eine Erschütterung des Körpers zu vermeiden, versucht, einen natürlichen Rhythmus einzuhalten. Die Arme sollten während der ganzen Zeit angewinkelt gehalten werden.

Yogoda32. Fecht-Übung
(3 bis 5mal jede Seite abwechselnd)
Beugt die Arme im Ellbogengelenk, so dass die Fäuste auf der Brust ruhen. Spannt das linke Bein an und setzt es 25 – 35 cm vorwärts. Das linke Knie soll leicht gebeugt sein. Das rechte Bein soll gerade und gespannt gehalten werden, mit der Ferse flach auf den Boden. Gleichzeitig ballt die rechte Faust und spannt den rechten Arm an. Streckt den rechten Arm in Brusthöhe gerade nach vorn und atmet mit doppeltem Atemzug aus. Die Brust soll ebenfalls angespannt sein. Entspannt langsam und führt Fuß und Arm in die Ausgangsstellung zurück; dann atmet, mit doppeltem Atemzug ein. Wiederholt abwechselnd mit dem entgegengesetzten Fuß und Arm. Während der ganzen Übung sollen Wirbelsäule und Kopf aufrecht und senkrecht zum Erdboden gehalten werden. Wenn der Arm nach vorn gestreckt wird, sollen Handgelenk und Arm in gerader Linie, d. h. nicht gebeugt sein; die Handflache der rechten Faust soll zur linken und die Handfläche der linken Faust zur rechten Seite weisen; mit anderen Worten; die Faust soll weder nach oben noch nach unten gedreht werden.
Übungen zur Kräftigung und Heilung

WICHTIGE ÜBUNGEN ZUR KRÄFTIGUNG UND ZUR HEILUNG
(von Paramhansa Yogananda)

Wir wissen, dass ein Toter keinen Sauerstoff einatmen, keinen Sonnenschein aufnehmen und keine Nahrung verdauen kann, weil er keine Lebenskraft mehr hat. Lebenskraft ist also die erste und unmittelbare Voraussetzung für unser körperliches und geistiges Wohlergehen. Gedanken, Wille, Gefühl, Muskelkraft, die Tätigkeit des Herzens und Gehirns, der Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber, Galle und anderer Verdauungsorgane sowie der Drüsen sind alle von diesem lebenswichtigen Prinzip abhängig. Die Lebenskraft ist die innere Elektrizität, die das Gehirn in Gang hält, welches wiederum schöpferische Ideen erzeugt, neue Eindrücke aufnimmt und den ganzen Körper aufrechterhält.

Das Herz hat die Funktion, zur Reinerhaltung des Körpers beizutragen und die Nahrung an die Milliarden hungriger Körperzellen zu verteilen. Magen und Darm entnehmen der Speise die erforderlichen Nährstoffe, die zur Wiederherstellung oder zum Aufbau verschiedener Gewebe (Knochen, Nerven, Schleimhaut, Fettgewebe und Muskeln) gebraucht werden. Sie sind die »Großküche«, in der die richtige Nahrung für die verschiedenen Gewebe zubereitet wird. Die Milliarden Körperzellen, die inneren Organe und die sensorischen Nerven werden allein durch die Lebenskraft erhalten. Scheinbar wird der physische Körper nur durch Nahrung aufrechterhalten, doch jede physische Nahrung wäre zwecklos, wenn sie nicht durch die geheimnisvolle Kosmische Lebenskraft in Energie umgewandelt würde.

Nachdem man die Schule abgeschlossen hat, ist es mit regelmäßiger Körperertüchtigung meist vorbei; dann beginnt die Zeit des »guten Essens« und der daraus entstehenden Krankheiten. Viele Menschen wissen nicht, dass gute und dauerhafte Gesundheit von der Befolgung einiger grundsätzlicher Regeln abhängt:

1. richtige Ernährung, mäßiges Essen und gelegentliches Fasten 2. gute Verdauung 3. genügend körperliche Bewegung, frische Luft und Sonnenbäder 4. Herrschaft über die Sexualkraft 5. gute Gedanken und Frohsinn 6. Meditation

Missbraucht eure Sinne nicht, legt eure schlechten Gewohnheiten ab, hütet euch vor Ausschweifungen und sorgt für ausreichende körperliche Bewegung.
Nehmt so oft wie möglich ein Sonnenbad, etwa zehn Minuten bis eine halbe Stunde lang, je nach der Intensität der Sonnenstrahlen.

Macht mindestens sechsmal am Tag drei tiefe Atemzüge an der frischen Luft:

a) Atmet zuerst schnell durch Mund und Nase aus.
b) Atmet dann langsam nur durch die Nase ein und zählt dabei bis 12.
c) Haltet den Atem an, während ihr bis 6 zählt.
d) Atmet aus, während ihr wieder bis 6 zählt.

Macht euch dies zur festen Gewohnheit, damit ihr es ganz automatisch tut, wenn ihr draußen im Freien seid. Die Zahl während des Einatmens, Atemanhaltens und Ausatmens kann notfalls abgeändert werden, doch das Zahlenverhältnis muss dasselbe bleiben. Wenn ihr z. B. beim Einatmen bis 8 zählt, haltet den Atem bis 4 zählend an und atmet bis 4 zählend aus. Wer gesund ist und eine gute Lunge hat, dürfte allerdings keine Schwierigkeiten mit dem Rhythmus 12-6-6 haben.


MAGEN-ÜBUNG

Diese Übung fördert die Verdauung und Peristaltik und verhütet Verstopfung und Fettleibigkeit. Man sollte sie täglich machen – am besten morgens nach dem Aufwachen oder zu irgendeiner anderen Tageszeit, wenn der Magen verhältnismäßig leer ist. (Nach dem Essen sollte man auf jeden Fall eine Stunde warten.)

1. a) Stellt euch vor einen Sessel, beugt euch mit ausgestreckten Armen nach vorn und fasst beide Armlehnen.
b) Stoßt allen Atem aus.
c) Während ihr dann den Atem anhaltet, zieht den Unterleib so weit wie möglich ein; dann drückt ihn so weit wie möglich heraus.
d) Wiederholt dies dreimal, ohne dabei zu atmen.
e) Atmet wieder ein.

Wiederholt die ganze Übung fünfmal. Bei Verdauungsstörungen oder Verstopfung wiederholt sie zehnmal.
2. a) Stellt euch aufrecht hin und schließt die Augen.
b) Legt beide Hände übereinander auf den Unterleib und drückt sie leicht an.
c) Spannt den unteren Teil des Bauches an.
d) Während ihr die Spannung im unteren Teil anhaltet, spannt auch den oberen Teil des Bauches an.
e) Entspannt den oberen und unteren Teil gleichzeitig.

Wiederholt diese Übung sechsmal.


GEH- UND LAUFÜBUNG

Wer die Geh- und Laufübung (auf der Stelle) zweimal täglich an der frischen Luft macht, trägt viel dazu bei, seinen Körper gesund zu erhalten. (Wer jedoch ein schwaches Herz hat, sollte die Laufübung unterlassen.) Selbst wenn ihr müde seid, könnt ihr eure Müdigkeit durch diese und andere Aufladeübungen oder durch sie alle schnell überwinden.

Für die Gehübung zieht die Schuhe aus, und übt möglichst dicht vor einem offenen Fenster – oder noch besser auf einer offenen Veranda. Bleibt auf derselben Stelle und macht die üblichen Gehbewegungen, nur mit übertriebener Bewegung der Beine, d. h., ihr hebt die Füße nicht nur einige Zentimeter vom Boden, sondern so hoch wie möglich, wobei das gebeugte Knie bis zur Höhe des Gesäßes gezogen wird. Während ihr den linken Fuß hochhebt, hebt gleichzeitig den angewinkelten rechten Unterarm an, wobei der Ellbogen seitlich am Körper liegt. Dann setzt den linken Fuß auf den Boden und senkt den rechten Unterarm wieder herab. Hebt den rechten Fuß hoch, wobei ihr das Knie bis zur Höhe des Gesäßes zieht, und hebt den angewinkelten linken Unterarm hoch, während der Ellbogen seitlich am Körper liegt. Macht diese Bewegung abwechselnd links und rechts – ungefähr 25-100 Schritte – auf der Stelle.

Die Laufübung wird ebenfalls auf derselben Stelle mit den üblichen Laufbewegungen gemacht. Dabei sollten die Fersen fast das Gesäß berühren. Die Arme werden seitlich des Körpers stillgehalten. Lauft mit federndem Schritt – etwa 50 Schritte.

ANDERE WIRKSAME ÜBUNGEN

Jedes Mal, wenn ihr einen Körperteil entspannen wollt, spannt ihn zuerst leicht und haltet dann die Spannung an, während ihr bis drei zählt; dann entspannt ihn schnell und fühlt, wie sich die Energie aus diesem Körperteil zurückzieht. Haltet den entspannten Teil ruhig, und vergesst ihn.

Dann steht auf, schließt die Augen, und spannt den ganzen Körper an – d. h. alle Körperteile gleichzeitig – und entspannt ihn wieder, wobei ihr den Atem kräftig ausstoßt. Bleibt ruhig stehen. Nach einigen Augenblicken spannt den ganzen Körper wieder an und entspannt ihn dann, während ihr ausatmet. Dadurch erreicht ihr völlige Entspannung (mit Ausnahme der Muskeln, die ihr anspannen müsst, um euch aufrecht zu halten) . Diese Übung kann auch im Liegen gemacht werden, wenn man sich völlig entspannen will. Wenn man die Energie durch das Üben dieser Technik zurückzieht, entspannen sich alle Körperteile, und der Körper wird ganz still.

Jedes Mal, wenn ihr müde seid oder Sorgen habt, spannt den ganzen Körper an und entspannt ihn dann, während ihr ausatmet; das hat eine beruhigende Wirkung. Wenn ihr vor dem Entspannen nur wenig oder teilweise anspannt, wird nicht alle Spannung beseitigt. Doch wenn ihr stark anspannt, so dass ihr vor Energie vibriert, und dann schnell »loslasst«, erreicht ihr völlige Entspannung. Folgende Übungen solltet ihr immer dann machen, wenn ihr euch entspannen oder irgendeinen Körperteil heilen wollt:

1. a) Spannt den rechten Arm an, bis er vibriert.
b) Legt den Ellbogen seitlich an den Körper und hebt den Unterarm an, bis sich die Faust in Schulterhöhe befindet – so als ob ihr ein Gewicht von 5-10 Pfund anhebt.
c) Entspannt den Arm und senkt ihn herab.
d) Wiederholt die Übung mit dem linken Unterarm, und fahrt dann abwechselnd mit dem rechten und linken Arm fort. Danach hebt und senkt beide Arme gleichzeitig.
2. a) Streckt die Arme seitlich aus, so dass sie sich parallel zum Erdboden befinden, und spannt sie – mit geballten und nach oben gekehrten Fäusten – an, bis sie vibrieren.
b) Beugt die Ellbogen und führt die Fäuste an die Schultern. Spannt sie genug an, bis sie vibrieren, so als ob ihr auf jeder Seite ein schweres Gewicht anhebt.
c) Entspannt die Arme und senkt sie seitlich herab.

Wiederholt das Ganze.
3. a) Streckt die Arme seitlich aus, so dass sie sich parallel zum Erdboden befinden; dann atmet aus und bringt die Arme nach vorn, bis sich die Handflächen berühren, und entspannt gleichzeitig alle Körperteile.
b) Atmet ein, spannt alle zwanzig Körperteile an und bringt die Arme wieder in die Ausgangsstellung.
c) Entspannt alle Körperteile, senkt die Arme seitlich herab und atmet langsam aus.

Wiederholt das Ganze.
4. a) Stellt euch vor einen Sessel, und greift mit beiden Händen die Armlehnen.
b) Atmet aus, entspannt euch und setzt euch schnell in die Hocke, so dass das Gesäß auf den Fersen ruht.
c ) Atmet ein und spannt gleichzeitig den ganzen Körper an; dann haltet ihn gespannt, während ihr bis 20 zählt.
d) Haltet die Spannung, steht auf und spannt den Körper an, bis er vibriert.
e) Atmet aus, entspannt euch und setzt euch wieder in die Hocke.

Wiederholt das Ganze.

HEILÜBUNGEN

Richtige Ernährung ist ein wichtiger Faktor, wenn man Gesundheit, gutes Aussehen, Jugendlichkeit und das richtige Körpergewicht anstrebt oder beibehalten will. Doch oft kann nur die Lebenskraft eine sofortige und völlige Heilung bewirken. Mit den nachfolgenden Übungen kann man die Lebenskraft bewusst in den Körper lenken, was sich sehr vorteilhaft auf schwaches Bindegewebe oder geschwächte körperliche Organe auswirkt.

Um Schmerzen im Arm oder Bein zu beseitigen, um die Glieder zu stärken oder erschlaffte Muskeln zu kräftigen, macht folgende Technik mit dem betreffenden Körperteil:

a) Zieht den Muskel (oder die Muskeln) leicht und mit tiefer Konzentration zusammen, während ihr bis 20 zählend ausatmet.
b) Entspannt die Muskeln, und atmet ein.

Wiederholt diese Übung 6mal morgens oder auch zu jeder anderen Tageszeit. Schwache Waden und Oberschenkel können durch das Üben dieser Technik gestärkt werden.

ÜBUNG FÜR DIE KNIE

a) Setzt euch in die Hocke, so dass ihr auf den Fersen sitzt, und atmet aus.
b) Erhebt euch schnell und atmet ein.
c) Haltet den Atem an und spannt die Muskeln des ganzen Körpers leicht an.
d) Atmet aus und entspannt euch.

Wiederholt dies morgens und abends 10mal.

ZWEI ÜBUNGEN FÜR DAS RÜCKGRAT

1. a) Setzt euch aufrecht auf einen Stuhl, und kreist den Kopf 5mal im entgegengesetzten Uhrzeigersinn. b) Kreist den Kopf 5mal im Uhrzeigersinn.
2. a) Setzt euch aufrecht auf einen Stuhl, und legt die gefalteten Hände um den Hinterkopf.
b) Biegt Kopf und Wirbelsäule ruckartig zurück.
c) Löst die Hände und beugt euch nach vorn, indem ihr mit den Händen die Zehen berührt.

Wiederholt dies morgens und abends 6mal.

ZUR FÖRDERUNG DER VERDAUUNG

a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Während ihr den Atem anhaltet, zieht Unterleib und Magen ein und konzentriert euch auf den Nabel. Zählt bis 20.
c) Entspannt Magen und Unterleib, und atmet ein.

Wiederholt dies morgens und abends 6- bis 12mal.

GEGEN KOPFSCHMERZEN

a) Presst die eine Handfläche gegen den Hinterkopf und die andere leicht gegen die Stirn.
b) Atmet ein und haltet den Atem an, während ihr mit tiefer Aufmerksamkeit die Muskeln am Scheitel leicht zusammenzieht.
c) Atmet aus und entspannt die Muskeln.

Wiederholt dies 4- bis 6mal.

ZUR ANREGUNG DER GEHIRNTÄTIGKEIT

a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Spannt die Muskeln des Kopfes leicht an und haltet sie bei voller Konzentration gespannt, während ihr bis 15 zählt.
c) Atmet ein und entspannt die Muskeln.

Wiederholt dies 6mal.

FÜR DIE NERVEN

a) Atmet ein und haltet den Atem an.
b) Spannt den ganzen Körper an, d. h. alle Muskeln gleichzeitig.
c) Haltet die Spannung an, während ihr bis 20 zählt und euch tief auf den ganzen Körper konzentriert.
d) Atmet aus und entspannt euch.

Wiederholt dies 3mal. Macht die Übung jederzeit, wenn ihr euch schwach fühlt oder nervös seid.

FÜR DIE AUGEN

a) Atmet aus, ohne wieder einzuatmen.
b) Schließt die Augen und zieht Augenlider und Brauen leicht zusammen.
c) Haltet die Augen gespannt, während ihr euch tief darauf konzentriert, und zählt dabei bis 20.
d) Entspannt sie und atmet ein.

Wiederholt dies morgens und abends 7mal.

Eine kurze Erläuterung zu Kechari Mudra

Die Auffassung über diese Methode scheint von Linie zu Linie eine sehr unterschiedliche zu sein. Es gibt da solche, die den Wert von Kechari als sehr hoch einstufen, andere, die dieser Methode keinerlei Aufmerksamkeit schenken und wieder andere, denen zufolge Kriya gar nicht praktiziert werden kann, ohne Kechari. Ronald T. schreibt in seiner ‚online Referenz für Kriya Yogis‘:

„Einige Organisationen die vorgeben, den originalen Kriya Yoga von Lahiri Mahasaya zu lehren, lehren wieder Nabhi Kriya noch Talabya Kriya (welches eine Vorbereitung für Kechari Mudra ist). Und in manchen Fällen wird zwar Pranayama gelehrt, jedoch in einer modifizierten Form.“ Ein Zitat von Sri Yukteswar lässt jedoch eher darauf schließen, dass das Gegenteil, zumindest in seiner Linie, der Fall war: „Der Pfad des Kriya ist schon eigentümlich genug, auch ohne dass die Schüler mit Zungen wie von Hunden enden.“

Auch Yogananda scheint Kechari der Allgemeinheit nicht gelehrt zu haben. Zwar gibt es einige Aussagen, welche anderes behaupten, doch braucht es nicht allzu viel Recherchen, um festzustellen, dass Yogananda Kechari höchsten wirklich sehr vereinzelten, weit fortgeschrittenen Schülern lehrte, in seinen Lehrbriefen jedoch findet man, bis auf eine wage Andeutung, nichts von dieser Technik. Hingegen lehrt der ehemalige Vizepräsident der SRF, Swami Kriyannanda in seiner Ananda Sangha, Kechari sehr wohl, jedoch ebenfalls erst weiter fortgeschrittenen Schülern.
Es gib viele Spekulationen um das Thema Kechari, vor allem über den wirklichen Nutzen dieser Technik, da selbst in jenen Organisationen, in denen sie gelehrt wird, meist nur eine abgeschwächte Variante gezeigt wird, wohingegen das Original aus den alten Yoga Überlieferungen eine doch sehr drastische Maßnahme beinhaltet, die wohl nur für eine sehr begrenzte Zahl von Menschen geeignet ist.

kechari mudraIn der Hatha Yoga Pradipika III;32 wird Kechari Mudra folgendermaßen erläutert:
„Kechari Mudra erreicht man, wenn die Zunge aufwärts in die Kehle gedrückt wird, indem sie nach hinten gerollt wird. Um dies zu erreichen, wird die Zunge verlängert, indem die untere Sehne der Zunge fortwährend eingeschnitten wird. Wenn die Zunge soweit verlängert wurde, dass sie den Bereich zwischen den Augenbrauen erreicht, dann kann Kechari ausgeübt werden. Mit einem scharfen, glatten und sauberen Instrument in der Form eines Kaktusblattes wird die Zunge so ein wenig eingeschnitten. Dann nimmt man Steinsalz und Gelbwurzpuder um diese Stelle einzureiben. Nach sieben Tagen wird die Zunge dann erneut ein wenig eingeschnitten. Dies sollte sechs Monate lang praktiziert werden. Am Ende wird die untere Sehne der Zunge komplett durchgetrennt sein … Der Yogi, welcher nur eine Minute sitzt und Kechari praktiziert, ist befreit von Gift, Krankheit, Tod, Alter usw. …“ Folgende Grafik soll die oben erwähnte Erklärung bildlich veranschaulichen:

Beim Durchlesen dieser Erläuterung kommen jedoch ein paar Fragen auf. So erwähnte beispielsweise Yogananda mehrfach die Einfachheit der Technik des Kriyas – obiger Methode folgend ergibt sich jedoch das genaue Gegenteil davon – eine der wohl kompliziertesten Techniken im Yoga überhaupt (zumindest auf den körperlichen Aspekt bezogen). Beim Studieren des gesamten Abschnitts in der Hatha Yoga Pradipika, der sich mit Kechari Mudra befasst, stellt sich jedoch auch bald die Frage, ob diese Technik im Grunde nicht einfach Teil von rituellen Handlungen war und ist, und ihre Bedeutung in Bezug auf den geistigen Fortschritt bzw. zur Erlangung von Samadhi, nicht eher nur ein metaphorischer ist. Da die Pradipika z. B. ganz eindeutig darauf eingeht, dass durch die Praxis von Kechari mehr oder weniger alle körperlichen Leiden wie Alter, Tod Krankheit usw. besiegt werden, was jedoch genaueren Untersuchungen nicht standhalten kann. Als Beispiel hierfür sei nur der Tod von Hariharandana im Dezember letzten Jahres vermerkt – auch er musste seinen Körper in Folge von Krankheit (die offizielle Todesursache war Lungenentzündung) aufgeben, obwohl er Kriya praktizierte und mit Sicherheit auch weit fortgeschritten war auf diesem Pfad.

Nebenbei ist die Aussage der Pradipika diesbezüglich allein schon aufgrund der Tatsache unhaltbar, dass kein einziger Kriyaban oder Guru in der Neuzeit jemals wirklich den Beweis dafür erbrachte, frei von Krankheit, Alter, Tod usw. zu sein (ausgenommen natürlich Mahavatar Babaji) – sie alle Alterten in Folge von körperlichen Defekten, an welchen sie schlussendlich dann auch starben. Zwar ist nicht bei allen Kriya Gurus eindeutig klar, inwieweit sie Kechari praktiziert haben oder nicht. Falls jedoch angenommen keiner der Gurus der Neuzeit Kechari praktizierte, wie lässt sich dies dann mit den Angaben übereinstimmen, denen zufolge Kechari essentiell notwendig ist zur Ausführung des Kriya?
Einer der wenigen mir bekannten Kriya Gurus unserer Zeit, Shri Shailendra, behauptet, Kechari zu praktizieren, jedoch veröffentlichte er auf seiner Webseite den eindeutigen Beweis dafür, das auch er, wenn überhaupt, nur eine abgeschwächte Variante von Kechari anwendet, da auch ihm es anscheinend nicht möglich ist, diese Technik komplett und korrekt auszuführen. Als Vergleich zu obiger Grafik hier nun eine Röntgenaufnahme von Shailendra:

kechari Auf diesem Bild ist ersichtlich, dass die Zunge nicht hoch genug reicht, und im Vergleich mit obiger Darstellung des korrekt ausgeführten Kechari wird deutlich, dass dies entweder nur eine abgeschwächte Variante von Kechari ist, oder gar überhaupt nichts mit dieser Methode zu tun hat. Eine weitere Frage besteht darin, ob die von Yogananda gelehrte Methode der ‚Erweiterung der Kehle‘ in der ersten Initiation eine vorbereitende Methode zu Kechari sein könnte. Dies schließen wir jedoch schon allein aus diesem Grund aus, da er auch in den höheren Stufen diese Technik nicht erörtert. Das momentane Ergebnis unserer Untersuchungen diesbezüglich geht jedoch nicht davon aus, das Kechari eine essentielle Technik des Kriyas ist, da ein doch überwiegend erscheinender Teil der Praktizierenden Kechari als nicht unbedingt erforderlich ansieht, dies unterscheidet sich jedoch leicht zwischen den westlichen und den östlichen Aussagen. Im großen und ganzen gesehen ist dies jedoch ‚nur‘ eine weitere Methode zur Beruhigung der Gedanken, was man auch folgendem entnehmen kann:

„Ein normaler Intellekt springt hin und her wie eine Horde wilder Frösche – während der göttliche Geist ruhe und Liebe ausstrahlt. Die hüpfenden Gedanken können auf vielfältige Weise zur Ruhe gebracht werden. Eine davon ist Kechari Mudra. Durch Kechari Mudra erlangte Gedankenruhe dient dem Erlangen eines tieferen Meditations-Zustandes. Diese Errungenschaft geht jedoch durch den „Tod“ automatisch verloren. Diese Ruhe ist also nur von vorübergehender Natur – solltest du in der aktuellen Inkarnation den dauerhaften Weg zu Gott noch versäumt haben. Von dauerhafter Natur ist das Erlangen von Gedankenruhe durch vollkommenes Auflösen in göttlicher Liebe. Schaffe vollkommenen Frieden und Harmonie mit allen Menschen in allen Situationen. Löse alle noch vorhandenen Konflikte dieser aktuellen und aller früheren Inkarnation in göttlicher Liebe auf und die dadurch entstehende Ruhe wird ewiger Natur sein. Denn durch die Fähigkeit alles in Liebe auflösen zu wollen und können, wirst du auch die Fähigkeit erlangen, auch in Zukunft immer frei und in Harmonie zu bleiben. In den verschiedenen Traditionen des Yoga gibt es viele erfolgreiche und bewährte Methoden Gedankenruhe herzustellen. Kechari Mudra ist eine wirkungsvolle Methode – in Liebe auflösen eine andere, sehr göttliche, dauerhafte und direkte. Der Autor dieser Seiten empfiehlt die letztgenannte Methode – alles in Liebe aufzulösen – Gott wird dir dabei helfen – denn Gott ist Liebe.

Kechari Mudra in dieser Perfektion zu beherrschen bedarf vieler Tausender Stunden des Übens. Eine vollkommene Ausführung des Kechari Mudra führt zu tiefer Ruhe in deinen Gedanken und erleichtert das ständige Vertiefen deiner Meditation. Alle Energie des Vishudda Chakra wird direkt Gott gewidmet. Kechari Mudra ist ein Trick um auf effiziente Weise Gedankenruhe herzustellen – aber es gibt göttlichere Methoden die in verschiedenen Kapiteln ausführlich besprochen wurden.“

Hier gilt natürlich wie bei allen anderen Bereichen auch: Die richtige Methode ist die, welche der Guru lehrt, und allein diesen sollte man folgen.

 

Linie der Kriya Yoga Gurus

Es folgt nun die Übertragungslinie der Tradition des Kriya Yogas in neuerer Zeit, jedoch ist die Liste bei weitem noch nicht vollständig.

Die Übertragungslinie beginnt mit Mahavatar Babaji,
welcher die uralte Technik wiederentdeckt hat und sie 1861 seinem Schüler Lahiri Mahasaya weitergab,
mit dem Auftrag, sie an alle ernsthaft Suchenden weiterzugeben.

1. Lahiri Mahasaya: der ‚Vater des Kriya Yogas‘ (1928 – 1895)
2. Swami Mahabir, Schüler von Babaji
3. Swami Satyeswarananda Giri Babaji (wurde anfangs eingeweiht von Swami Satyananda, Sriyukteswar’s Schüler.)

Die Übertragungslinie der Schüler von Lahiri Mahasaya:

4. Panchanan Bhattacharya (Schüler von Lahiri Mahasay)
5. Swami Kebalananda
6. Swami Pranabananda
7. Brahmachari Kesavananda
8. Tinkori Lahiri (ältester Sohn von Lahiri Mahasaya, geb. 1863)
9. Dukori Lahiri (jüngster SohnLahiri Mahasaya, geb. 1865)
10. Swami Sri Yukteswar (1855 – 1936)
11. Brajalal Adhikari
12. Prasad Das Goswami
13. Kali Kumar Banerjee
14. Kesav Chandra Banerjee
15. Ram Dayal Mazumder
16. Hari Narayan Palodhi
17. Bhupendranath Sanyal (1877-1962)
1.1 Brajalal Adhikari [Nadia, West Bengal]
1.2 Joyram Bhattacharya
1.3 Ramarupa Bhattacharya
1.4 Kailash Chandra Benerjee
1.5 Kanti Acharya

Linie der Schüler von (4) Panchanan Bhattacharya:
18. Sris Mukherjee (Schüler von 4)
19. Nagendranath Choudhuri (Schüler von 4)
20. Hari Mohan Bandopadhyaya (Schüler von 4)
21. Bodhisatta Bhattacharya (Sohn von 4)
22. Baman Das Bandopadhyaya (Schüler von 4)
23. Adyanath Roy (Schüler von 18)
24. Sibamoya Bhattacharya (Sohn von 21)
25. Nitai Charan Bandopadhyaya (Schüler von 22)

Schüler von (5) Swami Kebalananda:
26. Panchkori De (Brahmachari Santananda) [Sevayatan, Midnapore, West Bengal, India]
27. Tinkori De [Sevayatan, Midnapore, West Bengal, India]

Schüler von (6) Swami Pranabananda Giri:
28. Jnanendra nath Mukherjee
29. Brahmachari Sananda

Schüler von (7) Brahmachari Kesavananda:
30. Swami Satyananda
31. Swami Nityananda
32. Swami Vidyanada [Radhabag, Katyayani pith, Vrindaban, Uttar Pradesh, India]

Schüler von (8) Tinkori Lahiri (Shri TeenKodi Lahiri):
33. Tara Charan Lahiri
34. Satya Charan Lahiri (Shri Satyacharan Lahiri) [Satyalok, D/22/3 Chausatti ghat, Varanasi-1, Uttar Pradesh, India] (Enkel von Lahiri)
35. Abhaya Charan Lahiri
36. Banamali Lahiri (Enkel von Lahiri) [D/31/58 Madanpura, Varanasa-1, Uttar Pradesh, India]

Schüler von (9) Dukori Lahiri:
37. Ananda Mohan Lahiri

Schüler von (10) Swami Sri Yukteswar:
38. Motilal Mukherjee (1885-1992)
39. Swami Satyananda (initiated by Kebalananda) (1896-1971)
40. Paramhansa Yogananda (1893 – 1952)
41. Swami Bhabanada (-1984)(Swami Bhabhananda Giriji?) [ashram: Swami Sri Yukteswar Math in Chandrakona road , Midnapore, West Bengal]
42. Swami Paramananda (-1984)[Nimpura, Midnapore, West Bengal, India]
43. Swami Narayana (Swami Narayana Giri) („Prabhujee“)
44. Amulya Charan Santra [Kipperpore Center]
45. Bijoy Kumar Chatterjee
46. Bipin Chandra Bhumia (Dr. Bipin Bihari Bhumia)
49. Swami Satyeswarananda Giri
65. Swami Dhirananda (Basu Kumar Bagchi), initiated by Kebalananda
10.1 Sri Sailendra Bejoy Das Gupta
10.2 Golakananda Giri
10.3 Dasarathi Chatterjee

Enkelin von (16) Hari Narayana Palodhi:
69. Binapani Devi

Schüler von (17) Bhupendranath Sanyal:
70. Nikhil Dey
71. Sailendranath Mukherjee (8-A Haisova St., Calcutta – 700023)
72. Jwala Prasad Tiwari [Gurudham, Mandar Hill, Bhagalpore, Bihar, India]
73. Sunil Kumar Ghosh
17.1 Sri Girijapati (Gurudham ashram , Puri) (Sohn von 17)
17.2 Kashipati Sanyal (Gurudham ashram , Puri) (Sohn von 17)

Schüler von (34) Satya Charan Lahiri:
34.1 Shailendra Sharma
34.2 Dr. Ashoke Kumar Chatterjee (geb. 1933)

Schüler von (38) Motilal Mukherjee:
47. Tripurari Har [Lachhipur, Radhanagar via Ghatal, Midnapore, West Bengal, India]
48. Brahmachari Anilananda [Chatra, Serampore, Hooghly, West Bengal, India] )

Schüler von (39) Swami Satyananda: 50. Swami Sudhhananda (eingeweiht durch Kebalananda) [Sevayatan, Midnapore, West Bengal, India]
51. Swami Hariharananda/Ushananda [Karar Ashram, Swargadwar, Puri, Orissa, India] (s/a #58)
52. Swami Dhirananda
53. Swami Niranjanananda
54. Swami Jagadananda (Gadrasini, Belpahari, Midnapore, West Bengal, India)

Schüler von (40) Paramhansa Yogananda (PY):
57. Swami Atmananda
58. Swami Hariharananda (Robindranath Bhattacharya) (1907 – 2002) (s/a #51)
59. Swami Sevananda [Bholagiri Sanyas Ashram, Hardwar, Uttar Pradesh, India]
60. Swami Sadananda [Kriya yoga Kutir, Risikesh, Uttar Pradesh, India]
61. Swami Binayananda
62. Swami Bidyananda [Lakhanpur, Purulia, West Bengal, India]
63. Swami Satchidananda [Dhanyasol, Salboni, Midnapore, West Bengal, India]
64. Swami Premananda [Brahmachari Jotin)(4748 Western Ave., N.W., Washington, D.C.]
40.1 Srimati Kamala
40.2 Yogoda Satsanga Society of India (YSS) & Self-Realization Fellowship (SRF) [Sri Daya Mata, President]

Schüler von (51) Swami Hariharananda/Ushananda:
55. Swami Jnanananda [Bajitpur, Birbhum, West Bengal, India]
56. Brahmachari Bhubaneswarananda
68. Swami Premananda
58.1 Swami Atmananda Paramhansa
58.2 Swami Shankarananda Giri (disciple of 43?)
58.3 Paramhamsa Prajnanananda (Trioki Dash) (Brahmachari Triloki Dash )(Swami Prajñanananda Giri – Gründer der Prajnana Mission)

Schüler von (57) Swami Atmananda:
66. Swami Sradhhananda
67. Swami Brahmananda [Narkeldanga, Calcutta]

Schüler von (72) Jwala Prasad Tiwari:
72.1 Shrimati.Chandrakanta Agarwala (disciple Sanyal mahasay 17.2) [207-A , Rash Behari Avenue, Calcutta 700019, India]
72.2 Padmakant Thakur [Shyamacharan sangh, Guru ashraya, 231/B Patliputra Colony, Patna 800013]
72.3 Dr.Indranath Chakraborty
72.4 Sunil Kumar Ghosh

Schüler von (41) Swami Bhabananda:
74. Swami Sadhanananda

 

Mahavatar Babaji Nataraj

Babaji NatarajBabaji. Generell verwenden die Inder die Anrede Babaji, wenn sie einen Mönch oder einen älteren Mann ansprechen. Als Eigenname gebraucht, bezeichnet Babaji den unsterblichen spirituellen Meister Lahiri Mahasayas und Förderer des Kriya Yoga in moderner Zeit, Babaji Maharaj. Da über seine Geburt, seine spirituelle Ausbildung und seinen Wohnort praktisch nichts bekannt ist, ist und bleibt er ein Mysterium. Was wir an spärlichen Informationen über ihn besitzen, stammt aus Erzählungen anderer Kriya Yoga Meister, wie Lahiri Mahasaya, der ihm mehrmals begegnete, sowie Swami Sri Yukteswar und Paramhamsa Yogananda, denen er ebenfalls erschien.

Viele spirituelle Persönlichkeiten beschreiben sein geheimnisvolles Auftauchen und Verschwinden sowie seine einzigartige Methode zu lehren. Babaji weihte unter anderem auch Acharya Shankara, den spirituellen Reformer des antiken Indiens, und Kabir, einen berühmten mittelalterlichen Dichter, Mystiker und Heiligen, in den Weg des Kriya Yoga ein. Seine Botschaft, wie man mit Hilfe der wissenschaftlichen Kriya Yoga Technik ein spirituelles Leben führen kann, gelangte durch Lahiri Mahasaya, seinen wichtigsten Schüler, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in die moderne Welt und fand weithin Verbreitung.

Babaji erscheint seinen Schülern in einer von ihm gewählten Form. Daher ist es äußerst schwierig, ihn zu erkennen. Es existiert auch kein Foto von ihm. Das oben gezeigte Bild wird allgemein als äußere Form des gestaltlosen Meisters Babaji verehrt, dessen göttliche Energie allen Menschen, die ernsthaft nach Gott suchen, zur Verfügung steht.


Paramhansa Yogananda

YoganandaParamhansa Yogananda wurde am 5. Januar 1893 in Gorakhpur, am Fuße des Himalaja-Gebirges, geboren und erhielt den Namen Mukunda Lal Ghosh. Schon in seiner Kindheit ging die Tiefe seiner Wahrnehmungen und geistigen Erfahrungen über das übliche Maß hinaus. In seiner Jugend suchte er viele Heilige und Philosophen Indiens auf – in der Hoffnung, einen erleuchteten Lehrer zu finden.

Im Jahr 1910, im Alter von 17 Jahren, begegnete er dem indischen Heiligen Swami Sri Yukteswar und erkannte in ihm seinen Meister. Er verbrachte den größten Teil der nächsten 10 Jahre mit ihm und empfing Sri Yukteswars strenge, aber liebevolle geistige Schulung. Nachdem er 1915 sein Staatsexamen an der Universität Kalkutta bestanden hatte, legte er das Mönchsgelübde ab und erhielt den Namen Yogananda.

1917 begann er sein Lebenswerk mit der Gründung einer Knabenschule, in welcher neuzeitliche Erziehungsmethoden durch eine Schulung in Yoga und geistigen Idealen ergänzt wurden. Heute gibt es 21 Schulen dieser Art in Indien.

Drei Jahre später vertrat er Indien am Internationalen Kongress der Freireligiösen Bewegung in Boston, wo seine Ansprache über das Thema „Religion als Wissenschaft“ begeistert aufgenommen wurde. Während der nächsten Jahre hielt er Vorträge und Seminare in Amerika und weihte tausende von Menschen in die Technik des Kriya-Yoga ein. 1925 errichtet er in Los Angeles ein internationales Mutterzentrum der Self-Realization Fellowship, jener Organisation, die er bereits 1920 gegründet hatte, um seine Lehre über die Wissenschaft und Philosophie des Yoga und dessen Meditationsmethoden zu verbreiten.

Ab 1936 schränkte er seine Vortragstätigkeit in Amerika ein und begann Bücher zu schreiben. Sie sind sehr zu empfehlen! Sein bekanntestes Buch Autobiographie eines Yogi wurde als Bestseller in 18 Sprachen übersetzt und gilt als eines der besten spirituellen Bücher aller Zeiten. Weil das Buch sehr gut als Einstieg in sein Werk geeignet ist, empfehle ich dir, das Buch hier in der ersten Online-Ausgabe herunterladen und zu lesen. Die 2,1 MB große selbstentpackende Datei entspricht wortgenau der ersten Ausgabe des Buches im englischen Original (einschließlich aller Fotos), wie sie 1946 vor sämtlichen Korrekturen durch Yoganandaji selbst und durch andere Personen erschien.

Bei der Self-Realization Fellowship kann man neben allen seinen Büchern in diversen Sprachen auch Lehrbriefen von Yogananda bekommen (auch in deutscher Übersetzung), die ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Meiner Meinung nach sind sie noch tiefgehender und lehrreicher als seine überall erhältlichen Bücher, und es hat mir großen Spaß gemacht, alle zwei Wochen spirituelle Post einer derartigen Qualität zu bekommen.

Außerdem sind dort Musikkassetten mit Vorträgen und selbstkomponierten spirituellen Liedern von Paramhansa Yogananda (auch von ihm selbst gesungen!), Bilder, Poster und vieles mehr erhältlich. Und man kann sich dort nach Erfüllung einiger Vorbedingungen in die Technik des Kriya-Yoga einweihen lassen.

Yogananda im Alter von sechs JahrenBild links: Mukunda Lal Ghosh (Yogananda) im Alter von sechs Jahren

Am 7. März 1952 hielt Paramhansa Yogananda in Los Angeles auf einem Bankett zu Ehren des indischen Botschafters Sri Binay R. Sen eine Ansprache und ging daraufhin in den Mahasamadhi ein, dem bewussten und endgültigen Austritt aus seinem Körper. Daraufhin stellte er die westlichen Wissenschaftler vor ein Rätsel, indem er seinen physischen Körper noch über mehrere Wochen frei von sämtlichen Verwesungserscheinungen hielt!

So etwas war im Westen noch nie da gewesen und bewies unübersehbar die Wirksamkeit seiner Lehren.
Yogananda hat es wunderbar verstanden, eine Brücke zu schaffen zwischen Ost und West. Durch seine universelle Lehre und sein beispielhaftes Leben hat er Menschen aller Glaubensbekenntnisse, Rassen und Kulturen geholfen inneren Frieden zu finden und in Freude zu leben. Inzwischen findet er als einer der wahrhaft großen geistigen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts allgemeine Anerkennung, in Indien wurde ihm sogar eine Briefmarke gewidmet. Neben der Self-Realization Fellowship und ihrer indischen Ausgabe Yogoda Satsang Society gibt es noch Ananda, eine spirituelle Organisation, die von Yoganandas direkten Schüler Swami Kriyananda (J. Donald Walters) gegründet wurde und geleitet wird.

Für alle, die in einer westlichen, christlichen Kultur aufgewachsen sind, ist Paramhansa Yogananda einer der wenigen selbstverwirklichten Meister, die den Yoga und damit östliches Gedankengut in einer für Christen annehmbaren Form gelehrt hat. Als Vermittler zwischen Ost und West hat Yogananda ein Zeichen gesetzt. Er ging nach Amerika, um die Botschaft des Yoga zu verkünden, damit alle, die ein offenes Herz dafür haben, Mut und Kraft schöpfen ein sinnvolles Leben zu führen.

Jesus selbst war es, der Babaji erschienen ist, und ihn bat, diese Lehre der Gottesverwirklichung in den Westen zu senden. „Meine Anhänger“, stellte Jesus fest, „haben die Kunst göttlicher innerer Vereinigung verlernt. äußerlich tun sie gute Werke, aber sie haben das Wichtigste aus den Augen verloren, nämlich, „zuerst nach dem Königreich Gottes zu trachten.“ (Matt. 6,33)

Die Botschaft, die er durch Meister in den Westen gesandt hat, besteht darin, den Leuten zu helfen, innerlich mit Gott in Verbindung zu treten. Babaji hat als Sendboten unseren verehrten Satguru Paramhansa Swami Yogananda auserwählt, damit er uns Vorbild, geistiger Führer und ein Licht auf unserem Weg sein kann. Babaji, der geheimnisvolle Heilige aus dem Himalaya, ist eine Inkarnation des größten indischen Propheten, Krishna. Yogananda selbst war Krishnas engster Freund und Jünger gewesen: Arjuna („Prinz der devotees“ nennt ihn die Bhagavad Gita). Während eines Gespräches über diese Inkarnation sagte Yogananda: „Das ist der Grund, warum ich in diesem Leben Babaji so nahe bin.“

Yogananda sagte: „Mahavatar Babaji hat mich nach Amerika gesandt, damit ich die Lehre Christi richtig deute und dadurch beweise, dass sie mit der von Krishna in Indien verbreiteten Yoga-Lehre übereinstimmt. In den unsterblichen Wahrheiten, die diese beiden Avatare offenbarten, liegt die Lösung aller Fragen, die die Zukunft stellen mag. Deshalb hat mir Babaji, der in göttlicher Verbindung mit Christus steht, die besondere Aufgabe übertragen, diese Botschaft im Abendland zu verbreiten.“

Die Linie der Meister unserer geistigen Familie, zu der wir uns zählen können, beginnt mit Jesus Christus und Bhagawan Krishna setzt sich fort mit Lahiri Mahasaya, Swami Sri Yukteswar und endet in unserem verehrten Satguru Paramhansa Yogananda. Mahavatar Babaji wachte über Yogananda, damit er in diesem Leben zu seinem Guru, Sri Yukteswar, finden konnte. Während eines Kumbha-Mela begegnete Sri Yukteswar dem Mahavatar, ohne ihn zu erkennen. Während des Gespräches sagte Babaji: „Auch du, Swamiji, hast in den kommenden, harmonischen Austausch zwischen Ost und West eine Rolle zu spielen. In einigen Jahren werde ich dir einen Jünger senden, den du darauf vorbereiten sollst, den Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten.

Die Schwingungen vieler nach Wahrheit dürstender Seelen kommen von dort wie eine Flut zu mir herüber. Ich weiß, dass es in Amerika und Europa potentielle Heilige gibt, die nur darauf warten, erweckt zu werden.“ Jahre später, als Yogananda endlich bei seinem Guru Yukteswar lebte und bei ihm lernte, erzählte ihm dieser von jener damaligen Begebenheit: „Mein Sohn“, sagte er lächelnd, während das volle Mondlicht auf sein Antlitz fiel, „Du bist der Jünger, den Babaji mir vor vielen Jahren versprochen hat.“ Yogananda war glücklich zu hören, dass Babaji seine Schritte zu Sri Yukteswar gelenkt hatte, konnte sich aber nur schwer vorstellen, dass er später einmal im fremden Westen sein sollte fern von seinem geliebten Guru und dem friedlichen Leben in der Einsiedelei.“

GurujiBild links: Swami Sri Yukteswar Giri & Paramhansa Yogananda

Als aber die Zeit gekommen war und Yogananda klar wurde, dass er seinen Meister, sowie Indien verlassen würde, wuchs seine Sehnsucht Gottes Trost und Zustimmung zu erlangen und Gewissheit um seiner Berufung.
„Ein orientalischer Lehrer, der sich in die Atmosphäre des Westens wagt“, dachte ich, „muss abgehärteter sein als einer, der in die schneebedeckten Regionen des Himalaja zieht.“

Eines Morgens in aller Frühe begann ich zu beten und war fest entschlossen, solange damit fortzufahren, bis ich die Stimme Gottes hörte selbst wenn ich darüber sterben müsste.

Ich wollte Seinen Segen und Seine Zusicherung haben, dass ich mich nicht im Nebel des modernen Utilitarismus verirren würde. Innerlich war ich bereit, nach Amerika zu gehen, aber größer noch war mein Verlangen, Gottes Trost und Zustimmung zu erhalten. Ich betete ununterbrochen und versuchte, mein Schluchzen zu unterdrücken. Doch keine Antwort kam. Gegen Mittag hatte ich den Höhepunkt erreicht, und der Kopf schwindelte mir von der übergroßen Anstrengung. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gehirn bersten würde, wenn ich noch einmal meine ganze Kraft zusammennahm, um Ihn verzweifelt anzurufen. In diesem Augenblick klopfte es an der Haustür. Ich öffnete und ließ einen jungen Mann eintreten, der in das dürftige Gewand der Entsagenden gekleidet war. „Das muss Babaji sein“, dachte ich halb benommen, denn der Mann der mir gegenüberstand, hatte die Züge des jugendlichen Lahiri Mahasaya.

Er antwortete in melodischem Hindi auf meine Gedanken: „Ja, ich bin Babaji. Unser Himmlischer Vater hat dein Gebet erhört und mir aufgetragen, dir diese Botschaft zu bringen: Folge dem Geheiß deines Guru und gehe nach Amerika. Fürchte dich nicht; du wirst beschützt sein.“

Nach einer beredten Pause fuhr Babaji fort: „Du bist es, den ich auserwählt habe, die Botschaft des Kriya-Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten. Vor langer Zeit begegnete ich deinem Guru Yukteswar auf einem Kumbha-Mela und sagte ihm, dass ich dich zu ihm senden werde, damit du seine Schulung empfängst.“

Ich war von Ehrfurcht und Hingabe derart erfüllt, dass ich kein Wort hervorbringen konnte. Tief bewegt, aus dem eigenen Munde des unsterblichen Guru zu hören, dass er mich zu Sri Yukteswar geführt hatte, warf ich mich stumm zu seinen Füßen nieder. Er richtete mich liebevoll auf und sagte: „Kriya-Yoga, die wissenschaftliche Technik der Gottesverwirklichung, wird sich schließlich über die ganze Erde verbreiten und den Menschen dazu verhelfen, persönlich mit dem transzendenten Gott, ihrem Ewigen Vater, in Verbindung zu treten. Auf diese Weise wird der Kriya dazu beitragen, die Völker einander näher zu bringen.“

Yoganandas Mission in Amerika hat viele Wahrheitsucher angezogen. Eine Menge von Menschen kam zu seinen Vorträgen und hörte die ewige frohe Botschaft. Immer wieder sprach er über Christus und versuchte aufzuzeigen, dass die letzte Wahrheit des Christentums und des Sanatana Dharma (ewiges Gesetz des Anbeginns der Schöpfung) übereinstimmt. „Alle heiligen Schriften der Welt, solche, die die Jahrhunderte überdauert haben, sagen im wesentlichen dasselbe aus und ermutigen den Menschen in seinen idealistischen Bestrebungen. Eine besonders glückliche Zeit meines Lebens verbrachte ich mit der Deutung verschiedener Teile des Neuen Testaments, die ich für das „Self-Realization Magazine“ diktierte.

Inbrünstig bat ich Christus, dass er mir helfen möge, die wahre Bedeutung seiner Worte zu erfassen, von denen viele während der letzten zwanzig Jahrhunderte gröblich missverstanden worden sind. Eines Nachts, als ich in der Einsiedelei zu Encinitas saß und schweigend betete, wurde mein Wohnzimmer von einem opalblauen Licht erfüllt, und ich erblickte die strahlende Gestalt des Herrn Jesus. Er sah aus wie ein junger Mann von etwa 25 Jahren und trug einen spärlichen Bart und Schnurrbart. Sein langes, schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt und von einem schimmernden, goldenen Licht umgeben. Seine Augen waren unbeschreiblich wundersam und wechselten ständig ihren Ausdruck. Und mit jedem Ausdruckswandel erfasste ich intuitiv die göttliche Weisheit die sie mir vermittelten.

In seinem strahlenden Blick fühlte ich die Macht, die Myriaden von Welten aufrechterhält. Ein Heiliger Gral erschien an seinem Mund, kam zu meinen Lippen herab und kehrte dann zu Jesus zurück. Nach einigen Augenblicken begann er zu mir zu sprechen; seine Worte waren jedoch so persönlich, dass ich sie in meinem Herzen verschlossen halte.“

Schon in Indien hatte Yogananda ein Erlebnis mit Jesus Christus: „Eines Tages, als ich in Rantschi mit den Jungen meiner Schule zusammensaß, sah ich jemanden hinter den Jungen auf uns zukommen und fragte mich wer das wohl sei. Dann sah ich, dass es Jesus war. Seine Füße berührten den Boden nicht, als er sich uns näherte. Er kam ganz nahe heran und entschwand dann. Einige Jahre später, in Boston, sah ich Jesus wieder. Ich meditierte und betete aus tiefstem Herzen zu Gott, denn ich fühlte, dass ich Ihn drei Tage lang vergessen hatte; so sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die von ihm übertragenen Pflichten zu erfüllen.

Ich sagte dem Herrn: „Ich möchte diese Arbeit aufgeben.“ Eben weil ich fühlte, dass meine missionarische Tätigkeit mich von Gott entfernte, betete ich: „Ich habe mich entschlossen abzureisen. Ich will nicht in Amerika bleiben und für dich arbeiten, außer wenn ich weiß, dass Du bei mir bist.“ Da kam gleich einem Lichtstrahl eine Stimme aus dem Äther: „Was wünscht du dir ? Ich kann dich nicht gehen lassen.“ Ich antwortete der Stimme: „Lass mich auf einem goldfarbenen Meer Krishna und Jesus mit ihren Jüngern erblicken.“ Im selben Augenblick sah ich eine Vision Christi und Krishnas.

yoganandaIch schaute ein weites, blaues Tal umgeben von Bergen, die wie Juwelen funkelten. Um die schimmernden Gipfel bewegten sich leuchtende Nebelschleier. Ein diamantener Strom des Schweigens floss still dahin. Und dort erblickte ich Jesus und Krishna, wie sie Hand in Hand aus der Tiefe der Berge kamen: der Christus, der am Jordanflusse gebetet und der Krishna, der seine Flöte am Dschamnaflusse gespielt hatte. Sie tauften mich in den leuchtenden Wassern, und meine Seele zerfloss in unergründlichen Tiefen. Aus allen Dingen begannen astrale Flammen zu lodern. Mein Körper und die Gestalten von Christus und Krishna, die schimmernden Hügel, der leuchtende Strom und der ferne Feuerhimmel wurden zu tanzenden Lichtern, während ringsumher feurige Atome sprühten. Schließlich blieb nichts als ein sanftes Leuchten zurück, in dem die ganze Schöpfung vibrierte.

Während ich noch zweifelte und Gott bat, meinem Unglauben abzuhelfen, sprach die Stimme: „Wenn ich gehe, wird sich das Zimmer mit dem Duft von Lotosblüten füllen, und jeder, der hier her kommt, wird ihn wahrnehmen können.“

Als die Vision entschwand, war der ganze Raum von wunderbarem Lotosduft erfüllt. Andere, die noch nach mehreren Stunden das Zimmer betraten, bemerkten den Duft.“

Paramhansa Yogananda weihte viele Menschen in den Kriya-Yoga ein und seine Anhänger, die sich um ihn versammelt hatten, verbreiteten diese, seine Botschaft. Eine der Jüngerinnen (Sri Daya Mata) fragte ihn, kurz bevor er in den Mahasamadhi ging: „Meister, wenn der Guru nicht mehr da ist, dann wächst auch die Gemeinschaft meist nicht weiter an, sondern beginnt sich aufzulösen. Was wird uns zusammenhalten und uns inspirieren, wenn du nicht mehr in deinem Körper bist?“ Nie werde ich seine Antwort vergessen: „Wenn ich diese Welt verlassen habe, kann nur die Liebe mich ersetzen. Seid so trunken von Gottes Liebe Tag und Nacht dass ihr von nichts anderem wisst. Und schenkt diese Liebe allen Menschen.“

Liebe zu Gott und zu allen Menschen, in denen Gott ja gegenwärtig ist, lautet das ewige Gebot, das alle großen geistigen Meister auf Erden gepredigt haben: Die Botschaft göttlicher Liebe. Dabei ist nicht die enge, selbstsüchtige, persönliche und besitzergreifende Liebe gemeint, wie sie gewöhnlich zwischen Menschen besteht, sondern bedingungslose göttliche Liebe. Die Liebe, die wir eigentlich allen anderen schenken sollten, denn auch wir selbst verlangen zutiefst danach. Es gibt keinen unter uns, der sich nicht nach dieser Liebe, nach etwas Güte und Verstehen sehnt. Wir sind Seele, und das Wesen der Seele ist Vollkommenheit; deshalb können wir uns nie mit irgendetwas zufrieden geben, das nicht vollkommen ist. Doch werden wir nie wissen, was Vollkommenheit ist, ehe wir Ihn die vollkommene Liebe erleben, Ihn, den Vater, die Mutter, den Freund, den Geliebten: Unseren Gott !


Srimat Swami Sri Yukteswar Giri Maharaj

YukteswarSwami Sri Yukteswar Giri, ein ideales Beispiel des altindischen Erbes – der erleuchteten Rishis wird von Menschen in allen Teilen der Welt, die er durch sein Leben und seine Lehre inspiriert hat, als Jnanavatar (Inkarnation der Weisheit«) verehrt. Er verkörperte jene Herrschaft über sich selbst und jene göttlichen Errungenschaften, die von alters her das höchste Ziel aller Wahrheitssucher sind.

Sri Yukteswarji wurde 1855 in Serampur (bei Kalkutta) als einziger Sohn von Kshetranath und Kadambini Karar geboren und erhielt den Namen Priya Nath Karar. Sein Vater Kshetranath war ein wohlhabender Geschäftsmann, und die Familie besaß in der Umgebung große Ländereien.
Schon im Knabenalter zeichnete sich Priya durch einen scharfen Verstand und großen Wissensdurst aus. Wie es jedoch oft bei großen Menschen der Fall ist, fand er die herkömmliche Ausbildung mehr hinderlich als hilfreich; seine akademische Laufbahn war deshalb nicht umfassend.
Kshetranath Karar starb, als sein Sohn noch ein Kind war.

Folglich musste Priya Nath sehr früh die Verantwortung für die Verwaltung des Landbesitzes übernehmen, welcher der Familie gehörte. Schon im jugendlichen Alter wurde er verheiratet, doch seine Frau starb bereits nach wenigen Jahren; und ihr einziges Kind, eine Tochter, starb kurz nach ihrer Vermählung.

Priya Naths Suche nach der Wahrheit führte ihn zu dem großen Meister Lahiri Mahasaya von Benares, der die heilige Wissenschaft der KriyaYoga-Meditation als das wirkungsvollste Mittel zur Gottverwirklichung pries. Er war auch der erste, der diese altüberlieferte Wissenschaft in der Neuzeit öffentlich lehrte. Unter der Führung Lahiri Mahasayas und durch das Üben des Kriya-Yoga erreichte Sri Yukteswar den höchsten geistigen Bewusstseinszustand, in dem »man die nichtige Vorstellung vom getrennten Dasein seines SELBST für immer aufgibt und sich mit dem ewigen GEIST, Gottvater, vereinigt. Diese Vereinigung mit Gott heißt Kaivalya und ist das höchste Ziel des Menschen«, wie er in seinem Buch Die Heilige Wissenschaft erklärt.

Sri Yukteswar hatte erkannt, dass eine Verschmelzung des geistigen Erbes aus dem Orient mit der Wissenschaft und Technologie des Abendlandes viel dazu beitragen würde, die Leiden des neuzeitlichen Menschen auf materieller, geistigen und seelischer Ebene zu lindern. Er war überzeugt, dass sowohl der einzelne Mensch als auch ganze Nationen gewaltige Fortschritte erzielen könnten, wenn sie sich die besten positiven Eigenschaften beider Kulturen zu eigen machten. Durch seine bedeutsame Begegnung mit Mahavatar Babaji, dem Guru von Lahiri Mahasaya, im Jahre 1894 nahmen diese Ideen konkrete Formen an. Sri Yukteswar berichtet wie folgt über dieses denkwürdige Ereignis:

»Willkommen, Swamiji!« sagte Babaji liebevoll. »Sir«, erwiderte ich mit Nachdruck, »ich bin kein Swami!« »Diejenigen, denen ich auf göttliches Geheiß den Swami-Titel verleihe, weisen ihn niemals zurück.« Der Heilige sprach diese einfachen Worte mit großer Überzeugungskraft, und im selben Augenblick fühlte ich mich von seinem geistigen Segen Überflutet. Ich lächelte über meine unerwartete Erhebung in den alten Mönchsorden und verneigte mich vor dem zweifellos großen und engelhaften Wesen, das mir diese Ehre erwiesen hatte.

»Ich wusste, dass du an der westlichen Hemisphäre ebenso interessiert bist wie an der östlichen«, sagte Babaji mit anerkennendem Lächeln. »Auch wusste ich, dass dein fühlendes Herz mit der ganzen Menschheit mitleidet. Darum habe ich dich rufen lassen. Morgen- und Abendland müssen einen goldenen Mittelweg finden, der Tatkraft und Geistigkeit miteinander vereint«, fuhr er fort. »Indien kann im Hinblick auf materielle Errungenschaften viel vom Abendland lernen; und als Gegengabe kann Indien dem Abendland die universellen Yoga-Methoden schenken, die es diesem ermöglichen, seinen religiösen Glauben wissenschaftlich zu untermauern. Auch du, Swamiji, hast in dem kommenden, harmonischen Austausch zwischen Ost und West eine Rolle zu spielen. In einigen Jahren werde ich dir einen jünger senden, den du darauf vorbereiten sollst, den Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten. Die Schwingungen vieler nach Wahrheit dürstender Seelen kommen von dort wie eine Flut zu mir herüber. Ich weiß, dass es in Amerika und Europa potentielle Heilige gibt, die nur darauf warten, erweckt zu werden.«

»Übernimm bitte noch eine andere Aufgabe, Swamiji«, sagte der große Meister. »Schreibe ein kurzes Buch über die grundlegende Übereinstimmung zwischen der christlichen Bibel und den heiligen Schriften des Hinduismus. Ihre fundamentale Einheit wird heute wegen der konfessionellen Unterschiede so vieler Menschen verkannt. Du sollst nun durch eine Gegenüberstellung von Zitaten beweisen, dass alle inspirierten Gottessöhne dieselbe Wahrheit verkündet haben.«

Als er nach Serampur zurückgekehrt war, begann Sri Yukteswarji mit dem Schreiben des Buches. »Viele stille Nächte brachte ich damit zu, den Inhalt der Bibel und des Sanatana Dharma miteinander zu vergleichen«, berichtete er später, »und durch Jesu eigene Worte zu beweisen, dass seine Lehre in allen wesentlichen Punkten mit der Offenbarung der Veden übereinstimmt. Durch die Gnade meines Paramgurus konnte ich mein Buch ‚Die Heilige Wissenschaft‘ in verhältnismäßig kurzer Zeit fertig stellen.«

Im Laufe der Jahre begann Swami Sri Yukteswar, Jünger aufzunehmen, um sie geistig zu schulen. Das Haus seiner Vorfahren in Serampur wurde zur Einsiedelei; später errichtete er einen zusätzlichen Ashram am Strand von Puri, 480 km südlich von Kalkutta.

Im Jahre 1910 begegnete Sri Yukteswar dem Jünger, den Babaji ihm versprochen hatte und der den Yoga in westlichen Ländern verbreiten sollte, nämlich Mukunda Lal Ghosh, dem Sri Yukteswar später den Mönchsnamen Paramhansa Yogananda verlieh. In seiner Autobiographie eines Yogi hat Paramhansaji ausführlich die vielen Jahre seiner geistigen Schulung unter Swami Sri Yukteswar beschrieben und eine faszinierende, biographische Schilderung seines Gurus gegeben, der die folgenden kurzen Auszüge entnommen sind:

»Das Leben im Ashram floss gleichmäßig dahin und brachte nur selten eine Änderung. Mein Guru erwachte vor Morgengrauen. Noch im Liegen oder auf dem Bett sitzend ging er in den Zustand des Samadhi ein. Er befand sich in tiefer Yoga-Ekstase. Noch wurde nicht gefrühstückt, denn zuerst kam ein langer Spaziergang am Ganges. Oh, diese morgendlichen Wanderungen mit meinem Guru – wie lebendig sie mir in Erinnerung sind! Oft noch sehe ich mich an seiner Seite dahingehen, während die Morgensonne den Strom erwärmt und er uns mit seiner klangvollen Stimme tiefe Weisheit vermittelt. Dann folgte ein Bad und anschließend das Mittagsmahl, das nach den täglichen Anweisungen des Meisters von einigen Jüngern zubereitet wurde. Mein Guru war Vegetarier, hatte aber, ehe er Mönch wurde, auch Eier und Fisch gegessen. Er empfahl seinen Schülern eine möglichst einfache Kost, die sich nach ihrer jeweiligen Konstitution richtete.

Am Nachmittag kamen gewöhnlich Besucher. Ein steter Strom von Menschen ergoss sich aus der Welt in die stille Einsiedelei. Mein Guru behandelte alle Gäste gütig und zuvorkommend. In den Augen eines Meisters, der sich aufgrund eigener Verwirklichung nicht mehr mit dem Körper oder dem kleinen Ich, sondern nur noch mit seiner allgegenwärtigen Seele identifiziert, sind sich alle Menschen auffallend ähnlich.

Um 20 Uhr gab es Abendbrot, an dem gelegentlich auch Gäste teilnahmen, die noch dageblieben waren. Mein Guru zog sich nie zurück, um allein zu essen; keiner verließ seinen Ashram hungrig oder unbefriedigt. Auch wenn unerwartete Besucher kamen, geriet Sri Yukteswar niemals in Verlegenheit. Unter seiner praktischen Anleitung zauberten die Jünger aus wenigen Nahrungsresten ein Bankett hervor. Und dennoch war er sparsam; seine bescheidenen Mittel reichten weit. Lebt nie über eure Verhältnisse, sagte er oft. Verschwendung bringt stets Verdruss. Ob es sich um Unterhaltung und Bewirtung der Gäste, um Bauprojekte und Reparaturen oder um andere praktische Dinge handelte, der Meister offenbarte in allem, was er tat, seinen originellen, schöpferischen Geist.

In den stillen Abendstunden hörten wir oft eine seiner Ansprachen, in denen er uns unvergängliche geistige Schätze vermittelte. jede Äußerung war von tiefer Weisheit geprägt. Seine Rede zeichnete sich durch überlegene Selbstsicherheit aus – sie war einzigartig! Er sprach, wie ich nie wieder jemanden habe sprechen hören. Ehe er seine Gedanken in das äußere Gewand der Sprache kleidete, wog er sie auf der inneren Waage seiner Unterscheidungskraft ab. Gleich einem zarten Hauch drang die Essenz der Wahrheit aus seiner Seele und erfüllte den ganzen Raum, ja, schien fast körperlich wahrnehmbar. Ich war mir jederzeit bewusst, dass ich mich einer lebendigen Verkörperung Gottes gegenüber befand. Das Gewicht seiner Göttlichkeit beugte mein Haupt ganz von selbst vor ihm nieder.

Mit Ausnahme der heiligen Schriften las Sri Yukteswar nur wenig. Und dennoch war er stets mit den neuesten Entdeckungen der Wissenschaft und anderen modernen Errungenschaften vertraut. Er war ein ausgezeichneter Gesellschafter und ließ sich gern auf einen Meinungsaustausch mit seinen Gästen ein, wobei die verschiedensten Themen zur Sprache kamen. Die Schlagfertigkeit und das ansteckende Lachen meines Gurus belebten jede Unterhaltung. Obgleich der Meister oft ernst war, wirkte er jedoch nie finster. Wer Gott sucht, braucht sein Angesicht nicht zu verstellen, pflegte er zu sagen, indem er auf ein Bibelwort anspielte. ‚Gott zu finden, bedeutet das Ende aller Sorgen!‘

Unter den Philosophen, Professoren, Rechtsanwälten und Wissenschaftlern die zum ersten Mal in die Einsiedelei kamen, befanden sich auch einige, die den Meister für einen orthodoxen Frömmler hielten. Oft verrieten ein hochmütiges Lächeln oder ein halb belustigter, halb toleranter Blick, dass sie nicht mehr als ein paar fromme Redensarten erwarteten. Sobald sie aber mit Sri Yukteswar ins Gespräch kamen und merkten, dass er auch genaue Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet besaß, nahmen sie nur ungern Abschied.«

Unter den Jüngern des Meisters waren auch viele Ärzte. Wer Physiologie studiert hat, soll danach einen Schritt weitergehen und die Wissenschaft der Seele studieren“ sagte er ihnen. Hinter der körperlichen Form verbirgt sich ein feiner geistiger Mechanismus. Das ganze Universum ist bestimmten Gesetzen unterworfen, sagte er. Die Kräfte, die das sichtbare, von der Wissenschaft erforschbare Universum regieren, werden Naturgesetze genannt. Doch es gibt feinere Gesetze, welche die verborgenen geistigen Bereiche und die inneren Räume des Bewusstseins regieren; diese können von der Yoga-Wissenschaft erforscht werden. Nicht der Physiker, sondern der erleuchtete Meister kennt das Wesen der Materie. Aufgrund dieses Wissens konnte Christus das Ohr des Knechtes heilen, das einer seiner Jünger abgeschlagen hatte.«

»Der Meister erläuterte auch die christliche Bibel mit kristallener Klarheit. Durch meinen Hindu-Guru, der keiner christlichen Gemeinschaft angehörte, lernte ich den zeitlosen Gehalt der Bibel kennen. Nie wieder bin ich im Osten oder Westen jemandem begegnet, der die christliche Bibel mit einer solch tiefen göttlichen Einsicht erläutern konnte wie Sri Yukteswar.«

»Sri Yukteswar riet seinen Schülern, die Tugenden des Abend- und Morgenlandes in sich zu vereinen. Er selbst war in seinen äußeren Gewohnheiten ein ausgesprochener Abendländer; innerlich aber war er der geistige Orientale. Er pries das Abendland für seine Fortschrittlichkeit, Gründlichkeit und Hygiene und das Morgenland für seine religiösen Ideale, denen es seit Jahrhunderten seinen geistigen Ruhm zu verdanken hat.«

Sri Yukteswarji war von Natur zurückhaltend und nüchtern und erging sich nie – wie viele einfältige Visionäre – in vagen Andeutungen. Er stand mit beiden Beinen fest auf der Erde, während sein Haupt in den Himmel ragte. Praktische Menschen erregten seine Bewunderung: ‚Heiligkeit bedeutet nicht Dummheit, und göttliche Wahrnehmungen machen den Menschen nicht unbeholfen‘, pflegte er zu sagen. ‚Wer der Tugend tatkräftig Ausdruck verleiht, wird auch seinen Verstand aufs höchste entwickeln.‘

»Yukteswarjis Intuition war unfehlbar. Oft ignorierte er unsere Bemerkungen und antwortete statt dessen auf unsere unausgesprochenen Gedanken. … Was der göttliche Scharfsinn schonungslos aufdeckt, ist oft recht peinlich für weltliche Menschen. Bei oberflächlichen Schülern war der Meister daher nicht beliebt. Doch die einsichtsvollen, von denen es immer nur wenige gibt, verehrten ihn zutiefst. Ich wage zu behaupten, dass Sri Yukteswar der beliebteste Guru in ganz Indien hätte sein können, wenn er in seinen Äußerungen nicht so offen und kompromisslos gewesen wäre.« Es war erstaunlich, wie ein Meister mit solch feurigem Willen innerlich so ruhig sein konnte. Auf ihn trifft die vedische Definition eines Gottmenschen zu: ‚Sanfter als die Blume, wo Güte am Platz ist; stärker als der Donner, wenn es um Grundsätze geht.‘ Ich habe oft denken müssen, dass mein majestätischer Meister mit Leichtigkeit ein Kaiser oder berühmter Feldherr hätte werden können, wenn er nach Ruhm oder weltlichen Errungenschaften getrachtet hätte. Statt dessen hat er es vorgezogen, die innere Festung des Zorns und des Egoismus zu stürmen, durch deren Fall der Mensch seine wahre Größe erlangt.

Im Jahre 1920 sandte Sri Yukteswar Paramhansa Yogananda nach Amerika, damit dieser die Mission erfülle, von der Mahavatar Babaji viele Jahre zuvor gesprochen hatte: den Wahrheitssuchern auf der ganzen Welt die befreiende Technik des Kriya-Yoga zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck gründete Sri Yogananda die Self-Realization Fellowship, eine internationale Vereinigung mit Hauptsitz in Los Angeles. Während der drei Jahrzehnte, die er im Westen verbrachte, hielt er in den meisten amerikanischen Hauptstädten Vorträge in voll besetzten Sälen, schrieb zahlreiche Bücher und bereitete eine umfangreiche Serie von Yoga-Lehrbriefen für das Selbststudium vor; außerdem schulte er Ordensjünger, die das geistige und humanitäre Werk, mit dem Mahavatar Babaji und Swami Sri Yukteswar ihn betraut hatten, fortführen sollten.

Mit anerkennenden Worten dankte Sri Yukteswar Yoganandaji mehrere Male für dessen aufopferungsvolle Arbeit in Amerika und für alles, was er dort zustande gebracht hatte. Folgende Auszüge aus zwei Briefen, die er in der Mitte der zwanziger Jahre schrieb, geben einen tiefen Einblick in die göttliche Beziehung und innige Verbundenheit, die zwischen diesen beiden großen Seelen bestand:

‚Oh Yogananda, Kind meines Herzens! Mit tiefer Rührung habe ich mir [auf den Bildern] Deine Yoga-Schüler in den verschiedenen Städten des Landes angesehen. Auch für den Bericht über Deine Methoden des Singens, des positiven Denkens, der Heilschwingungen und göttlichen Heilgebete danke ich Dir von ganzem Herzen. Wie sehr freue ich mich über das Foto vom Mt.-Washington-Gebäude; ich kann es in Worten gar nicht ausdrücken. Meine Seele wünscht sich, dort hinzufliegen, um es selbst zu sehen. Du hast Dich bei dieser Aufbauarbeit redlich bemüht, ein Werkzeug Gottes zu sein. Fahre mit deiner Arbeit fort, so wie es dich gut dünkt.

Zwischen uns kann es nie Meinungsverschiedenheiten geben. Wenn ich nach Serampur zurückkehre, werde ich versuchen, mir einen Pass für eine Weltreise zu beschaffen, aber so wie es um meinen Körper steht, mag mir das nicht möglich sein. Gern würde ich meinen Körper in Deiner Nähe aufgeben, dort, wo du jetzt bist. Dieser Gedanke bereitet mir große Freude. Was Puri anbelangt, so bestimme Du, wer die Leitung übernehmen soll. Durch Gurus Gnade geht es mir gut. Aber ich ziehe mich von allen Verwaltungsangelegenheiten zurück, die mit den verschiedenen Zentren zusammenhängen. Um diese Einzelheiten kann ich mich nicht mehr kümmern. Dies ist eine meiner letzten Bemühungen in Bezug auf Verwaltungsarbeiten. … Ich warte mit großer Vorfreude auf Dich.‘

Wie Sri Yukteswar vorausgesehen hatte, war es nicht Gottes Wille, dass er nach Amerika reiste. Ebenso war es Yoganandaji nicht möglich, seine vielfältigen Pflichten im Stich zu lassen, um Indien zu besuchen. Schließlich erreichte ihn 1935 eine dringende intuitive Botschaft seines Gurus – ein Vorzeichen, dass dessen Tage gezählt seien. Daraufhin kehrte Yoganandaji für ein Jahr nach Indien zurück. Zwei seiner amerikanischen jünger begleiteten ihn. Einer von ihnen, Herr C. Richard Wright, schrieb folgenden Bericht über Sri Yukteswar – eine der wenigen Beschreibungen seiner Person aus der Sicht eines Abendländers:

»In demutsvoller, feierlicher Stimmung folgte ich Yoganandaji in den von Mauern umgebenen Hof der Einsiedelei. Dann stiegen wir klopfenden Herzens einige ausgetretene Zementstufen empor, über die zweifellos schon unzählige Wahrheitssucher geschritten waren, die innere Spannung wuchs mit jedem Augenblick. Und nun erschien am oberen Ende der Treppe der große Meister Swami Sri Yukteswar; in der edlen Haltung eines Weisen stand er ruhig da jetzt, da ich ihn leibhaftig vor mir sah, wollte mir das Herz vor Seligkeit zerspringen. Von unaussprechlicher Liebe und Dankbarkeit erfüllt, fiel ich auf die Knie und berührte seine Füße, die durch viele ,Jahre selbstlosen Dienens schwielig geworden waren. Nachdem ich seinen Segen empfangen hatte, stand ich auf und blickte in seine wunderschönen Augen, die tief nach innen schauten, aber große Freude ausstrahlten. Ich konnte die Heiligkeit des großen Meisters fühlen, wenn ich sein warmes Lächeln und das Leuchten in seinen Augen sah. Besonders bemerkenswert ist die Bestimmtheit, mit der er seine Aussagen macht, seien sie ernst oder scherzhaft; sie kennzeichnen den Weisen der weiß, dass er weiß, weil er Gott kennt. Seine große Weisheit, Kraft und Zielstrebigkeit sind unverkennbar.

Er trug ein einfaches Hemd und Dhoti, die einst mit Ocker gefärbt worden waren, jetzt aber nur ein verwaschenes Orange aufwiesen. Von Zeit zu Zeit musterte ich ihn ehrfürchtig und bemerkte, dass sein Körper von kräftigem, athletischem Wuchs ist – gestählt durch ein hartes und aufopferungsvolles Leben der Entsagung. Er hat eine majestätische Haltung und einen aufrechten, würdevollen Gang. Sein Lachen kommt tief aus der Brust und ist so fröhlich und ausgelassen, dass es seinen ganzen Körper schüttelt.

Sein Antlitz ist streng und von eindrucksvoller göttlicher Kraft. Das in der Mitte gescheitelte Haar ist um die Stirn herum weiß und fällt dann in silbergoldenen und silberschwarzen Locken auf seine Schultern herab. Sein dünn gewordener Bart und Schnurrbart scheinen seine kraftvollen Gesichtszüge noch zu unterstreichen. Die Stirn verläuft schräg nach oben, als wolle sie den Himmel stürmen; um seine dunklen Augen liegt ein ätherischer blauer Ring, der wie ein Strahlenkranz wirkt. … Wenn er nicht spricht, wirkt sein Mund streng, drückt aber dennoch eine verhaltene Zärtlichkeit aus.«

Obgleich sich Sri Yukteswar dem äußeren Anschein nach ausgezeichneter Gesundheit erfreute, rückte die Zeit, da er seinen Körper verlassen sollte, immer näher. Gegen Ende des Jahres 1935 rief er Paramhansaji zu sich. »Mein Werk auf Erden ist nun beendet, und du musst es weiterführen«, sagte der Meister, indem er mich ruhig anblickte. »Sende bitte jemanden nach Puri, der dort die Verwaltung des Ashrams übernehmen kann« , fuhr Sri Yukteswar fort. Ich lege alles in deine Hände. Du wirst das Schiff deines Lebens und das der Organisation sicher zu den göttlichen Ufern steuern.«

Der große Guru ging am 9. März 1936 in Puri in den Mahasamadhi ein (das ist der letzte bewusste Austritt eines Yogis ans seinem Körper). Die führende Tageszeitung von Kalkutta, Amrita Bazar Patrika, brachte ein Bild von ihm und schrieb dazu folgenden Bericht:

»Die Bhandara-Begräbnisfeier für Srimat Swami Yukteswar Giri Maharaj, der ein Alter von 81 Jahren erreicht hat, wurde am 2 1. März in Puri abgehalten. Viele seiner Jünger kamen an diesem Tage nach Puri, um der feierlichen Handlung beizuwohnen. Swami Maharaj war einer der hervorragendsten Erläuterer der Bhagavad-Gita und ein großer Jünger des Yogiraj Sri Shyama Charan Lahiri Mahasaya von Benares.

Swami Maharaj hat mehrere Yogoda-Satsanga-Zentren [Zentren der Self-Realization Fellowship in Indien gegründet und auch die Anregung zu der Yoga Bewegung gegeben, die sein bedeutendster Jünger, Swami Yogananda, im Westen ins Leben rief. Die von göttlicher Verwirklichung zeugenden Prophezeiungen Sri Yukteswars hatten Swami Yogananda veranlasst, über das Meer zu fahren und in Amerika die Botschaft der indischen Meister zu verbreiten. Seine Auslegungen der Bibel und anderer heiliger Schriften zeugen von seinen umfassenden Kenntnissen in der östlichen und der westlichen Philosophie und sind besonders aufschlussreich, da sie uns die Gemeinsamkeiten vor Augen führen, die zwischen Morgenland und Abendland bestehen.

Sri Yukteswar Maharaj, der von der Einheit aller Religionen überzeugt war, gründete – in Zusammenarbeit mit den Leitern verschiedener Glaubensbewegungen – die Sadhu-Sabha (Gemeinschaft der Heiligen), die das Ziel verfolgt, Religion und Wissenschaft einander näher zu bringen. Kurz vor seinem Ableben ernannte er Swami Yogananda zu seinem Nachfolger und zum Präsidenten der Sadhu-Sabha. Indien ist heute durch den Heimgang dieses großen Mannes wahrlich ärmer geworden. Mögen alle diejenigen, die das Glück hatten, ihn zu kennen, von dem wahren Geist des Sadhana und der indischen Kultur, den er so vorbildlich verkörperte, erfüllt werden.«

GurujiDie erwachte Seele, die sich dem Absoluten nähert, erkennt Gott als die einzige Wirklichkeit und betrachtet die vorübergehenden Szenen von Leben und Tod als einen Teil der Maya (Täuschung) – als göttliches Drama, das sich in der Allgegenwart des Kosmischen Schöpfers abspielt. Nach seinem Heimgang legte Sri Yukteswar der Welt gegenüber ein letztes, tiefgründiges Zeugnis von den Wahrheiten ab, die er in der Heiligen Wissenschaft so prägnant beschrieben hatte.

Während Yoganandaji, der über den Verlust seines geliebten Gurus trauerte, Vorbereitungen traf, nach Amerika zurückzukehren, erschien ihm Sri Yukteswar in auferstandener Gestalt. Dieses wunderbare Erlebnis – und Sri Yukteswars Offenbarungen über das wahre Wesen der kosmischen Schöpfung, des Lebens nach dem Tode und der ständigen geistigen Weiterentwicklung der unsterblichen Seele – ist das Thema eines ganzen Kapitels in Paramhansa Yoganandas Autobiographie eines Yogi.

»Ich habe dir nun die Wahrheit über mein Leben, meinen Tod und meine Auferstehung mitgeteilt, Yogananda,« sagte Sri Yukteswarji zu seinem geliebten Jünger.
»Trauere nicht um mich, sondern verbreite überall die Kunde von meiner Auferstehung. … Neue Hoffnung wird in die Herzen der irdischen Träumer einkehren, die noch unter Kummer und Todesfurcht leiden.«

»Zu lange hat sich der Mensch von seinen pessimistischen Ratgebern einreden lassen: ‚Du bist Erde‘, anstatt sich auf seine unsterbliche Seele zu besinnen«, schrieb Paramhansji, als er über dieses göttliche Erlebnis mit Swami Sri Yukteswar berichtete. Der große Jnanavatar hat der ganzen Menschheit durch sein Leben und seine Weisheit, durch seinen Tod und den wunderbaren Beweis seiner Auferstehung eine erhabene Vision geschenkt – eine Vision von der göttlichen Natur des Menschen, der ein unsterbliches Kind Gottes ist.

(aus ‚Die Heilige Wissenschaft‘ von Swami Sri Yukteswar Giri)


Lahiri Mahasaya

Lahiri Mahasaya Lahiri Mahasya wurde in Ghurni, Bengalen, mit dem Namen Shyama Charan Lahiri Deva Sharman geboren, dass genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt, einigen Aussagen zufolge soll es um den 28. September 1828 herum gewesen sein. Mahasaya ist ein religiöser Sanskrit-Titel und bedeutet „großherzig“. Lahiri Mahasaya war ein Jünger von Mahavatar Babaji und der Guru von Swami Sri Yukteswar (dem Guru Paramhansa Yoganandas). Seinem Wesen nach stets sanft und demütig allen Menschen gegenüber, verfügte er als christusähnlicher spiritueller Lehrer über große Wunderkräfte und trug zugleich als Familienvater auch weltliche Verantwortung. Auf dem einzigen Foto, das von ihm existiert, ist er mit halb geöffneten, halb geschlossenen Augen zu sehen. Dies zeigt seine Haltung, zugleich in der alltäglichen äußeren Welt der Menschen und in der inneren Welt des Geistes zu sein. Durch sein beispielhaftes Leben lehrte er die Menschen eine uralte und doch moderne Form des Yoga, die den richtigen Ausgleich zwischen Meditation und der Erfüllung weltlicher Pflichten zeigt. Lahiri Baba war ein Yogavatar, eine „Inkarnation des Yoga“. In seinem 33. Lebensjahr begegnete er seinem Guru Babaji in der Nähe von Ranikhet im Himalaya, der ihm die alte verschollene Form des Kriya-Yoga wieder enthüllte und ihm auftrug, aufrichtige Sucher darin einzuweihen. So begann im Jahre 1861 eine neue Blütezeit des Kriya Yoga.

Neben seinen geistigen Pflichten und seiner verantwortungsvollen Tätigkeit im Beruf und seiner Familie übernahm er noch Aufgaben auf dem Gebiet der Jugenderziehung, gründete Studiengemeinschaften und beteiligte sich aktiv am Bau eines großen Gymnasiums im Bengalitola-Bezirk von Benares. Er weihte tausende von Menschen aller Religionen und Glaubensrichtungen in den Kriya ein und unternahm damit einen kühnen Vorstoß gegen den Kastengeist seiner Epoche.

Im Jahre 1886, 25 Jahre nach seiner Einweihung durch Babaji, wurde er pensioniert und verbrachte von nun an die meiste Zeit im überbewussten Zustand schweigender Meditation. Am 26. September 1895 verließ er seinen physischen Körper in Benares endgültig, nicht aber ohne einigen seiner Jünger am folgenden Tag in einer sehr lebendigen, nur jüngeren und strahlenderen Form zu erscheinen und mit ihnen zu sprechen. Unter anderem teilte er ihnen mit, dass er jetzt einige Zeit mit Babaji im Himalaya verbringen werde.

Mehr über Lahiri Mahasayas Leben ist in dem berühmten Buch Autobiografie eines Yogi von Paramhansa Yogananda nachzulesen.


Paramhansa Hariharananda –

Paramhansa HariharanandaParamhamsa Hariharananda ist ein direkter Schüler von Swami Sri Yukteswar und Paramhamsa Yogananda. Nach Jahren intensiver Meditation erlangte er bereits im Alter von vierzig Jahren nirvikalpa samadhi, den puls- und atemlosen Zustand, in dem alle Aktivitäten von Körper, Verstand, Intellekt und Ego aufgelöst sind.

Paramhamsa Hariharananda wurde am 27. Mai 1907 als Sohn einer hochgebildeten Brahmanenfamilie, mit dem bürgerlichen Namen Robindranath Bhattacharya in Habibpur am Ufer des heiligen Ganges im Bezirk Nadia im indischen Staat Bengalen geboren. Als Elfjähriger legte er das Gelübde des Zölibats ab und wurde somit zum Brahmachari, dessen Leben ausschließlich dem Erlangen des Gottesbewusstseins geweiht ist. Als Zwölfjähriger erhielt er die Einweihung in den Weg des Jnana Yoga und erlangte in den darauffolgenden Jahren aufgrund seines außerordentlichen weltlichen und spirituellen Wissens hohes gesellschaftliches Ansehen.

Im Jahre 1932 traf er seinen Satguru Shri Yukteswar und erhielt von ihm die Einweihung in den Kriya Yoga. Unter dessen Führung erwarb er neben strenger Disziplin und tiefer Meditation auch umfangreiche Kenntnisse in Astronomie, Astrologie, Chirologie und Cheromantie. Als Paramhamsa Yogananda 1935 aus den USA nach Indien zurückkehrte, wurde er Zeuge dessen samadhi-Zustandes und erhielt von ihm die Einweihung in die zweite Kriya Stufe.
Im Jahre 1938 trat er in Shri Yukteswars Karar Ashram in Puri ein. Er zog sich für mehrere Jahre in die Stille zurück, um sich nahezu ausschließlich ernsthafter Meditation zu widmen. Innerhalb kurzer Zeit erlangte er Vollendung in drei yogischen Mudras – khechari, brahmachari und sambhavi – wonach ein übernatürliches, göttliches Licht von seinem Körper ausstrahlte, das von vielen Menschen bezeugt wurde.

Anfang der vierziger Jahre wurde er vom damaligen Oberhaupt des Karar Ashrams, Shrimat Satyananda Giri, in die dritte Kriya Stufe eingeweiht. In der darauf folgenden Zeit lernte er alle anderen höheren Kriyas von Shri Sanyal Mahasaya, dem jüngsten Schüler von Yogiraj Lahiri Mahasaya. In den folgenden Jahren verwirklichte er sechs Stufen von samadhi und erlangte 1948 schließlich das höchste spirituelle Ziel, nirvikalpa samadhi, und den Zustand des Paramhamsa.

1951 erhielt er von Paramhamsa Yogananda den Auftrag, Einweihung in den Kriya Yoga zu erteilen. Von nun an widmete er den Großteil seiner Zeit der Verbreitung dieser uralten Lehre. Menschen aller Klassen, Glaubensrichtungen und sozialer Schichten versammelten sich um ihn, um seiner liebevollen und göttlichen Interpretation der Schriften auf neue metaphorische Weise zu lauschen. Er begann weite Teile Indiens zu bereisen und etablierte ein Netzwerk von Kriya Yoga Zentren.

Anfang der siebziger Jahre hielt er in Cuttack anlässlich der Konferenz der Weltreligionen unter dem Vorsitz der „Divine Life Society“ zwei Reden in englischer Sprache: „Die Essenz aller Religionen“ und „Die Botschaft des spirituellen Lebens“. Viele spirituelle Organisationen luden ihn daraufhin in ihre Ashrams und zu ihren Konferenzen ein. Hunderte Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt versammelten sich im Ashram Shri Yukteswars in Puri und akzeptierten Paramhamsa Hariharananda als ihren göttlichen Meister.
Im Jahre 1974 reiste er aufgrund zahlreicher Bitten und Einladungen im Alter von fast 70 Jahren erstmals in den Westen.

Er besuchte zunächst die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, England und andere europäische Länder und lehrte im Jahre 1975 auch in den USA, Kanada und Südamerika. Durch die Begegnung mit ihm erfuhren tausende Menschen innere Wandlung. Paramhamsa Hariharananda besitzt sowohl umfangreiche Kenntnis aller heiligen indischen Schriften als auch tiefes Wissen über die Thora, die Bibel, den Koran, die buddhistischen Schriften und die ethischen und metaphysischen Lehren aller Religionen der Welt. Die enorme Bandbreite seines Wissens ist in seinen Büchern wie „Kriya Yoga“, „The Bhagavad Gita in the Light of Kriya Yoga“, „Isa Upanishad“, und diversen Abhandlungen über westliche und östliche Philosophien und Glaubenssysteme eindrucksvoll dokumentiert. Als Meister aller Yogasysteme ist er ein einzigartiger spiritueller Lehrer, der durch seinen einfachen Lebensstil und sein liebevolles Wesen die wissenschaftliche Technik des Kriya Yoga in Theorie und Praxis lehrt.

In der Nacht des dritten Dezembers 2002 ging er im Baptist Hospital in Miami, Florida um 6:48 pm EST in den Mahasamadhi über, während er das Gayatri Mantra chantete.

Paramhamsa Hariharanandas Biographie ist ein vollendetes Beispiel für ein ideales Leben in Liebe, Hingabe und ständigem Gottesbewusstsein.


Sri Panchanan Bhattacharya Mahasaya

Sri Panchanan Bhattacharya Mahasaya Panchanan Bhattacharya wurde 1853 in Kalkutta geboren und er war einer der größten Schüler von Lahiri Mahasaya. Er war auch der erste Schüler, dem es gestattet wurde, Kriya Initiationen zu geben, und durch ihn verbreiteten sich die Lehren von Lahiri Baba anfänglich in Bengalen.
Bhattacharya Maharaj erhielt bereits in jungen Jahren die Weihe zum Brahmacharya, welche es ihm untersagte, ein Familie oder jeglichen Luxus zu besitzen, und so zog er von einem Ort zum nächsten, bis ihn sein Weg eines Tages nach Benares führte.
Dort traf er dann auf Lahiri Mahasaya, und er wurde sich schnell klar, dass sein umherwandern nun ein Ende hatte.

Nach seinem Treffen mit Lahiri Baba brach der junge Panchanan auf zum Ganges, dem heiligen Fluss, setzte sich hin und sagte zu sich selbst: ‚Gerade habe ich einen Menschen kennen gelernt, der Gott tatsächlich gesehen hat, der sogar selbst zu Gott geworden ist, und er ist ein Familienvater mit eigener Frau und Haus!‘
Er ist mein Meister, und als sein Schüler will ich seinem Beispiel folgen.
Der junge Mönch legte sein ockerfarbenes Gewand ab und warf es in den Fluss.

Später kehrte er in seinen Geburtsort zurück und heiratete Suradhani Devi, die später selbst zu einer erleuchteten Yogini wurde, und begann, unter der Aufsicht von Lahiri Baba, mit dem Praktizieren des Kriya Yogas. Er arbeitete als einfacher Blumenverkäufer, doch schon bald erfüllte sich sein Herz mit göttlichen Blumen.

Panchanan Bhattacharya war der erste von Lahiri Baba’s Schülern, der den Auftrag und die Bewilligung erhielt, den Kriya Yoga weiter zu verbreiten. Um das Jahr 1885 erhielt er dann einen weiteren Auftrag, und zwar die Gründung der Arya Mission, um die Öffentlichkeit zu inspirieren, mit den Disziplinen des Yogas.

Paramhansa Yoganandaji schrieb: ‚Der Meister gestattete nun seinem Jünger Panchanan Bhattacharya, in Kalkutta ein Yoga-Zentrum, die Arya-Mission, zu gründen, die Ayurvedakräuter vertrieb und die ersten preiswerten Ausgaben der Bhagavadgita in bengalischer Sprache veröffentlichte…‘

Sri Panchanan Bhattacharya ist ebenfalls unter dem Namen Devghar Baba bekannt. Dies aufgrund davon, dass er ein kleines Häuschen besaß, an einem Ort mit dem Namen Devghar, welches er zur Praxis seiner Sadhana aufsuchte und auch dort Kriya Einweihungen abhielt.


Paramahamsa Prajñanananda Giri

Prajñanananda Giri Swami Prajnanananda, der designierte Nachfolger Paramahamsa Hariharanandas, wurde 1960 in Orissa, Indien geboren. Von frühester Kindheit an war er ernsthaft auf der Suche nach Wahrheit. Nach einer von Gebet erfüllten Kindheit und einer durch Meditation und ernsthaftes Studium geprägten Jugend war er als Professor der Ökonomie tätig, der viele seiner Studenten auch spirituell inspirierte und unterwies. Ständig auf der Suche nach spiritueller Führung besuchte er zahlreiche Ashrams und Heilige im Himalaya, bis er noch als Student in Cuttack seinen Meister Paramahamsa Hariharananda traf, der ihn in den Kriya Yoga einweihte. Diese Begegnung transformierte sein Leben.

Bald nach seiner Einweihung gab ihm sein Meister den Auftrag neben seiner Tätigkeit an der Universität den Kriya Yoga zu lehren. In Cuttack, Orissa, gründete er einen Ashram, der heute eines der Hauptzentren seiner zahlreichen Aktivitäten bildet. Im Jahre 1995 trat er in den Swami Orden ein und erhielt bereits im Jahre 1998 von seinem geliebten Meister den Titel des Paramahamsa, den höchsten Titel für Mönche, die den Gipfel der Selbstverwirklichung erklommen haben.
Auf Wunsch seines Meisters gründete er im Jahre 1999 die Prajnana Mission. Das Anliegen dieser Institution, die sich unter anderem Aufgaben auf dem Gebiet der Erziehung, Berufsausbildung und humanitären Hilfe widmet, ist die physische, psychische, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Erhöhung der Gesellschaft. Ein Zweig der Prajnana Mission, das Hariharananda Charitable Health Center, widmet sich der medizinischen Versorgung Bedürftiger.

Als dynamischer und mehrsprachiger Gelehrter ist er auch der Autor zahlreicher Bücher über yogische Themen. Er ist ein in den Schriften des Westens und des Ostens außerordentlich versierter Lehrer und begehrter Gastprofessor an bekannten Universitäten in Ost und West. Im Jahre 1999 hielt er als Delegierter zum Kongress der Weltreligionen in Kapstadt/Südafrika eine viel beachtete Rede vor einer spirituellen Zuhörerschaft aus aller Welt. Sein enormes Wissen und seine rhetorische und intellektuelle Begabung werden brillant genutzt, indem er seine tiefen psychologischen Einsichten im Lichte der modernen Wissenschaft interpretiert. Seine metaphorischen Erläuterungen der Schriften sind einzigartig. Die Kraft seiner Lehren liegt in ihrer Schlichtheit und praktischen Gültigkeit und seiner tiefen Hingabe an Gott.

Paramahamsa Prajnanananda verbreitet nur eine Lehre: die Lehre der Liebe. Nicht durch Studium der Schriften und Meditation allein, sondern in jeder Handlung und mit jedem Atemzug, legt er uns nahe zu erkennen, dass wir alle die Kinder Gottes sind und den Zustand der Glückseligkeit und der Zufriedenheit mit Hilfe von Selbstdisziplin und dem Praktizieren einfacher yogischer Prinzipien erlangen können. Seine liebende Führung und sein tiefes Mitgefühl sichern ihm die Hingabe und das Vertrauen unzähliger Schüler auf der ganzen Welt.

siehe auch www.prajnanamission.org


Yogi Dhirananda

Yogi DhiranandaYogi Dhiranandaji, Yogalehrer und Astrologe, wurde 1937 als Samir Kumar Ghosh in Kalkutta, Indien geboren. Schon seit frühester Kindheit wurde er mit der klassischen Form des Yoga vertraut gemacht. Unter der geistigen Führung eines des herausragendsten Kriya Meister der modernen Welt, und durch eine fünfjährige Ausbildung zum Yoga Acharya eignete er sich ein fundiertes Wissen speziell im Gebiet des Kriya Yogas, aber auch in allen anderen Gebieten und Formen des Yoga.

1959 wurde Dhiranandaji von Paramhansa Hariharananda im Puri Ashram in die Technik des Kriya-Yoga eingeweiht und unter der Führung seines Gurus konnte er schnell die höheren Kriya-Stufen vollenden.
1977 erhielt Dhirananda den Auftrag, als autorisierter Lehrer den Kriya-Yoga, mitzuhelfen, die heilige Lehre des Kriya Yoga im Westen zu verbreiten. Seit 20 Jahren leitet er regelmäßig verschiedene Kriya-Yoga-Seminare in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und von 1977 – 81 auch Seminare in Holland, Belgien, England, Schweden, Finnland, Curacao (Niederländische Antillen) und in Süd- und Nordamerika.

1982 erreichte er den Zustand des Nirvikalpa-Samadhi, dem höchsten Ziel des Yoga-Weges. Seit 1986 bildet er auch Schüler und Schülerinnen zu Yoga-Lehrern des klassischen Yoga (Astanga-Yoga) aus.

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