Die Lehre vom Karma-Gesetz besagt, dass jedes Tun eines Menschen eine Kraft in Bewegung setzt, die für den betreffenden Menschen früher oder später auch eine Folge hat. Die durch Taten vergangener und auch des jetzigen Lebens geschaffene latente Kraftpotenzen heißen Samskaras. Diese schlummern so lange in der Tiefe unserer Wesenheit, bis sie in einem Leben zur Auswirkung kommen. Sie haften als Schmutz oder Zierde unserem feinstofflichem Körper an, und sind somit Bestandteil unserer Persönlichkeit. Unter Taten versteht man nicht nur Handlungen (grobstofflich), sondern auch Gefühle (astral) und Gedanken (mental), diese überdauern den physischen Tod!
Der zweite wichtige Begriff der Karmalehre ist der der Vasanas. Diese sind die dem Menschen innewohnenden Eigenschaften und Eigenheiten und können – im Gegensatz zu den Samskaras – im Laufe der Zeit verändert werde. Vasanas sind das Ergebnis der Gefühle und Gedanken, die Summe aller inneren Kräfte, die unsere Persönlichkeit und unseren Charakter formen. Im Christentum werden die Vasanas in zwei gegensätzliche Begriffe gegliedert – die Tugenden und die Laster!
Die Karmakräfte (Samskaras und Vasanas) haften einer Wesenheit an und begleitet sie im irdischen Leben, im Jenseits und auch im nächsten Leben, man kann ihnen nicht entkommen. Egal, ob wir gute Taten („Heil“) oder böse Taten („Sünde“) begangen haben, wir ernten die Saat, die wir gesät haben. Das Karmagesetz ist unerbittlich. Wir selbst belohnen oder bestrafen uns, und nicht ein zürnender und strafender Gott. Wie oft höre ich von Freunden immer wieder dieselbe Frage: „Wie kann ein gütiger Gott nur soviel Leid in unserer Welt zulassen, warum muss gerade ich soviel ertragen und leiden?“ Die Antwort ist einfach, aber die Menschen könne es oft nicht fassen: „Man ist selbst für alles verantwortlich!“
Ob einem Gutes (Segen: Glück, Freude, Wohlstand, Gesundheit etc.) widerfährt oder Böses (Fluch: Pech, Armut, Krankheit, Leid, etc.), alles ist gerecht. Denn ein göttliches Gesetz regiert den Kosmos, das Karmagesetz! Alles in der Schöpfung ist ein Spiel der Kräfte (ind. LILA). Das Gesetz der Polarität beherrscht den Kosmos. Wie die Waage, die die Göttin Justitia in Händen hält, senkt sich die Waagschale durch böse Taten und hebt sich erst wieder durch gute Taten. Ein Gedicht formuliert diesen Gedanken sehr nachdrücklich:
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Das göttliche Gesetz des Karma ist weise und gerecht, es belohnt die Guten und bestraft die Bösen (Märchen von „Frau Holle“). Wenn man anderen Wesen Leid zufügt, wird man Leid ernten (, wenn man Gutes tut, wird man Güte ernten. Allein der Mensch in seinem Hochmut glaubt dieses Gesetz ignorieren zu können, das vor langer Zeit als die „10 Gebote Gottes“ den Israeliten vom Propheten Moses verkündet wurde. Auch wenn es scheint, dass die irdische Gerechtigkeit zu versagen scheint, das Gesetz des Karma ist unfehlbar und wirksam; kein lebendes Wesen kann sich dieser Ordnung entziehen. Auch in Indien wurden im Yoga die sittlich, ethischen Gebote und Verbote in den ersten beiden Stufen (YAMA, NIYAMA) des Raja-Yoga (>>8 Stufen des Raja-Yoga) beschrieben um Leid zu vermeiden und Glückseligkeit zu erlangen.
In unserer westlichen Kultur, die so stolz auf ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse ist, gibt es sogar eine „Rechtswissenschaft“, die darüber rätselt, ob es ein sog. „Naturrecht“ (= göttliches Recht) gibt. Das von Menschen geschaffene Recht nennen sie „Positives Recht“. Dieses wird immer wieder geändert (novelliert) und neu formuliert zum Vorteil und Stütze der Machthaber. Ändern sich die Machtverhältnisse, so ändert sich auch das Recht, d.h. Es gibt kein absolutes (göttliches) Recht, sondern nur ein relatives, den Umständen angepasstes Recht, das oft genug UN-Recht war und ist. Das positive Recht ist somit nur das Recht des Stärkeren: Das Gesetz des Dschungels – fressen und gefressen werden! Doch ist der Mensch mehr als ein Tier und so gilt das Recht der Welt nur bedingt für ihn.
Das Karma steht über allen menschlichen Gesetzen und Ordnungen. Es ist ein besonderes Privileg als Mensch auf dieser Welt geboren zu werden, dazu bedarf es schon eines sehr guten Karmas (= Guter Taten und positiver Eigenschaften). Jedes Karma, egal ob gut oder schlecht, muss auch abgetragen werden und wirkt sich entweder im Diesseits oder Jenseits einmal aus.
Verfehlungen gegen das karmische Gesetz haben Konsequenzen. Im Unterschied zur negativen Vorstellung von Schuld und Sühne gibt es positiv formuliert auch die Belohnung für gute Taten (Pfadfinder – „Jeden Tag eine gute Tat“). Der Glaube der kath. Kirche, dass dem Sünder in der Beichte bei der Lossprechung seine Sünden vergeben wurden, ist nur zum Teil richtig. Der Priester spricht den Sünder los, jedoch ohne den guten Willen und einem festen Vorsatz hat die Beichte nur symbolischen Charakter. „Normalerweise können Samskaras nicht vergeben werden, da sie abgetragen werden müssen!“ Trotzdem gibt es Ausnahmen von dieser Regel:
Durch Reue, Vergebung, Fürbitten und Gebete kann Gnade gewährt werden, kann ein Mensch von der Last eines Samskara befreit werden (auch ohne dass der Betreffende etwas davon weiß). Durch die Fürbitte werden positive Kräfte (Gedanken, siehe Psychogone) dem Schützling gegeben, die die negativen Kräfte kompensiert und später sogar auflöst (durchlichtet).
Durch Meditation auf AUM ( = Licht und Ton, christl. Hl. Geist) und durch gute Taten kann das schlechte Karma bis zu einem gewissen Grad gelindert werden. Wenn man z.B. vorher (in früheren Leben) viele Fehler gemacht hat, aber jetzt einen Meister hat und nach den Gesetzen Gottes lebt, dann kann man das Karma, das ansteht, auch in einem Traum abtragen, oder durch sehr intensive Meditation und Gebet oder karitative Arbeit bewirken, dass es weniger schlimm ausfällt. (Man hätte z.B. einen sehr schweren Unfall haben sollen, aber man träumt jetzt von Unfällen und hat im Traum Schmerzen und hat dann in der Realität nur einen leichten Unfall (Meisterin Ching Hai und Fon-Fon, ein taiwanesischer hellsichtiger Autor).
Ein Beispiel zur Vergebung in einem Traum: „Ich sah mich selbst in einem anderen Leben, tief einem besonderen Freund ergeben. Dieser nützte meine Hingabe aus und behandelte mit mich mit großer Unfreundlichkeit. Mit der zeit entwickelte ich ihm gegenüber Gefühle tiefer Bitterkeit. Als sich das Ende dieser Inkarnation näherte, sah ich ein, dass meine Bitterkeit als Magnet wirken würde, der uns in ähnliche, aber umgekehrte Umstände zurückziehen werde, sollte ich mit dieser Einstellung sterben. Dieser Rollenwechsel würde mich dann in die Lage versetzen, ihn ebenso unfreundlich zu behandeln, wie er mich jetzt. Wir würden so aneinander gekettet sein und immer wieder Vergeltung üben wollen (Vergeltungskarma: Opfer – Täter).
„Warum es so lange hinausziehen“ fragte ich mich. „Ist es nicht möglich, diesem Knäuel hier und jetzt zu entrinnen? Welche Lektionen auch immer mein Freund zu lernen hat – gewiss kann wenigstens ich mich befreien.“ Dann rief ich aus der Tiefe meines Herzens: „Ich vergebe ihm !“ In diesem Augenblick erwachte ich mit einem sich ausbreitenden Gefühl unbeschreiblicher Erleichterung. Im einfachen Akt des Verzeihens fand ich mich von einer tatsächlichen karmischen Bürde befreit“ (Vater Unser: .. und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern… oder … und vergib uns unsere Verfehlungen, wie auch wir verzeihen aus Liebe denen, die gegen uns gefehlt haben)! von Swami Kriyananda, Jünger von Paramahansa Yogananda
Nach buddhistischen Lehren kann man auch als Tier, Geistwesen etc. wiedergeboren werden, wenn man zu schweres Karma schafft. In den buddhistischen Schriften und anderen chinesischer spiritueller Literatur gibt es viele ziemlich erhellende Geschichten über Karma, von denen leider kaum etwas übersetzt ist.
Oder in besonderen Fällen, wenn ein Meister für seine Schüler schlechte Samskaras übernimmt, brauchen die Folgen (Flüche) der bösen Taten (Sünden) nicht abgetragen werden. So starb Jesus Christus für die „Sünden“ seiner Jünger, damit sie schon zu seinen Lebzeiten Heilige werden und seine Nachfolge antreten konnten. Gibt es einen größeren Liebesbeweis als diesen?
Eng verbunden mit dem Gesetz des Karma ist die Lehre von der Reinkarnation. Denn oft erfolgt der Karmaausgleich nicht sofort im selben Leben, sondern wird aufbewahrt und entfaltet seine Wirkung erst in einem späteren Leben.
siehe auch => Reinkarnation!
Quelle: www.solarisweb.at