Wirbelsäule rauf und runter atmen
Das Pranayama der Wirbelsäulenatmung hat sehr positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und jeden Aspekt unseres täglichen Lebens. Darüber hinaus reinigt uns diese einfache regelmäßige Übung, schließt uns unser ekstatisches inneres Reich auf und nimmt uns mit auf eine spannende Reise zum Weltraum im Inneren. Die Ergebnisse dieser Reise sind von tiefgreifendem Nutzen.
Wir wollen nun mit einer fortgeschrittenen Pranayama-Technik, dem Atmen durch die Wirbelsäule, beginnen. Sie setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen und wir führen sie unmittelbar vor der Meditationssitzung durch. Die Vorgehensweise bei der Meditation ändert sich dadurch nicht. Zuerst machen wir Pranayama und danach meditieren wir.
Übungsablauf
Setze dich bequem hin (wenn nötig, mit Rückenunterstützung) und schließe die Augen. Nun atme, während du den Mund geschlossen hältst, langsam und tief durch die Nase ein und aus. Übertreibe es aber nicht. Bleibe entspannt und fühle dich wohl dabei.
- Atme der Wirbelsäule entlang von Bauch bis zum Schlüsselbein und zurück
Atme so langsam und tief wie du kannst, ohne dass es unbequem wird. Betätige die Muskeln so, dass jeder Atemzug im Bauch beginnt und sich über die Brust bis ganz oben beim Schlüsselbein mit Atemluft anfüllt und dann bei der Ausatmung wieder zum Bauch zurückkehrt.
Im nächsten Schritt erlaube deiner Aufmerksamkeit mit jeder aufsteigenden Einatmung (die Lunge vom Bauch zu den Schlüsselbeinen füllend) im inneren eines winzigen Fadens oder einer Röhre zu wandern, die du dir als am Perineum (Damm zwischen Genitalien und Anus) beginnend und im Zentrum des Rückgrates nach oben durch den Hirnstamm bis zum Zentrum des Kopfes verlaufend vorstellst.
- Mit der Einatmung lass die Aufmerksamkeit von Perineum bis zum Punkt zwischen Augenbrauen wandern und bei der Ausatmung zurück
Im Zentrum des Kopfes ändert sich die Richtung des winzigen Nervs und er endet vorne im Punkt zwischen den Augenbrauen. Mit einer langsamen, tiefen Einatmung lass die Aufmerksamkeit Schritt für Schritt im Inneren des Nervs vom Perineum ausgehend den ganzen Weg zum Punkt zwischen den Augenbrauen wandern. Bei der Ausatmung verfolge denselben Pfad vom Punkt zwischen den Augenbrauen den ganzen Weg zurück hinunter zum Perineum. Dann komme bei der nächsten Einatmung wieder zurück zum Punkt zwischen den Augenbrauen und bei der nächsten Ausatmung wieder hinunter zum Perineum. Und so weiter.
Beginne damit, diese Atemübung durch die Wirbelsäule fünf Minuten lang vor deiner regulären Meditation zu machen. Wir stehen zwischen dem Pranayama und der Meditation nicht auf. Behalte deine Sitzhaltung ganz einfach bei und beginne mit der Meditation, sobald die Zeit für das Pranayama abgelaufen ist. Lass dir ungefähr eine Minute Zeit, bevor du ganz ohne Anstrengung mit dem Mantra beginnst. Sobald du dich in deiner Routine mit dem Pranayama und der Meditation wohl fühlst, dehne die Zeit für Pranayama auf zehn Minuten aus. So machst du dann zehn Minuten Pranayama und zwanzig Minuten Meditation. Behalte diese Übungsweise bei.
Ujjayi-Atmung
Dann, nach ungefähr einer Woche täglicher Übung oder sobald du dich gut gefestigt in deinem zehnminütigen Pranayama vor der Meditation fühlst, füge noch diese folgende Besonderheit hinzu:
Erlaube dem Kehlkopfdeckel sich bei der Ausatmung so weit zu schließen, dass eine kleine Einengung für die Luft entsteht, die die Lunge verlässt. Der Kehlkopfdeckel ist die Tür in der Kehle, die automatisch die Luftröhre verschließt, sobald du die Luft anhältst oder schluckst. Indem du sie teilweise bei der Ausatmung schließt, tritt im Rachen ein zarter hissender Ton auf. Das nennt man „Ujjayi-Atmung“.
Gehe locker damit um. Überanstrenge dich nicht. Behalte den langsamen, tiefen Atemrhythmus, den du dir angewöhnt hast, bei, während du bei der Ausatmung diese kleine Verengung in deiner Kehle hinzufügst. Erlaube der Kehle während der Einatmung sich zu entspannen und sich mehr als gewöhnlich zu öffnen. Beschränke nicht die Luft, die hereinkommt. Erlaube vielmehr dem unteren Teil deiner Kehle sich weit zu öffnen, ohne dass es unbequem wird. Verändere den langsamen, tiefen Atemrhythmus nicht, den du vorher beibehalten hast. Halte den Mund während der Pranayama-Übung geschlossen.
Wenn all diese mechanischen Handlungen anfangs auch als kompliziert erscheinen mögen, werden sie mit der täglichen Übung schnell zur Gewohnheit werden. Sobald die mechanischen Gewohnheiten einmal eingerichtet sind, wird deine einzige Aufgabe während dieser Pranayama-Übung sein, deiner Aufmerksamkeit ganz locker zu erlauben, bei deinen automatischen langsamen und tiefen Atemzügen innerhalb des Wirbelsäulennervs (Sushumna) nach oben und unten zu wandern.
Wenn du bemerkst, dass deine Aufmerksamkeit von diesem lockeren Auf- und Abwärtsverlauf innerhalb des Nervs während der Wirbelsäulenatmung abgeschweift ist, kehrst du ganz locker und leicht wieder dahin zurück – kein Zwingen und kein Anstrengen. Wir kommen ganz einfach und leicht auf den vorgeschriebenen Pfad der Aufmerksamkeit im Pranayama zurück, genau so wie wir locker und leicht in der Meditation zum Mantra zurückkommen.
Dieses Pranayama beruhigt das Nervensystem und bereitet einen fruchtbaren Boden für die tiefe Meditation. Mit dem Beginn der Atmung durch die Wirbelsäule legen wir gleichzeitig das Fundament für zusätzliche Übungen, die den Pranafluss im Körper stark verbessern.
Patanjali sagt auch im Yoga Sutra: „Durch Konzentration auf die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule, entsteht Festigkeit.“ So ist die Wirbelsäulenatmung zum einen etwas, was mehr Energie gibt, die Chakras aktiviert, die aber auch eine innere Festigkeit und Stärke gibt.
Blockaden auflösen
Im Bereich unserer Wirbelsäule verlaufen unglaublich wichtige Energieströme, zum Beispiel aus der Akkupunkturlehre das Lenkergefäß. Dieser Meridian hat großen lenkenden Einfluss auf das gesamte Körpergeschehen. Er ist die wichtigste und zentralste Verbindung in dir zwischen deinem unteren und oberen Körper, große Energieströme des Ausgleichs können über ihn fließen. Und genau dafür ist es aber wichtig dass sich keine Blockade in ihm befindet.
Wenn du nun spürst, dass es einen Punkt oder Bereich in deinem Rücken gibt, wo es dir nicht so recht gelingt die Energie weiter nach unten oder oben zu steuern, dann hast du im Prinzip einen Punkt gefunden wo du eine Blockade hast. Fokussiere dann deine Geisteskraft besonders auf diese Stelle und versuche einfach immer besser die Energie an dieser Stelle zu bewegen (rauf und runter), so dass diese Stelle wieder energiedurchlässiger wird.
Solche Energieblockaden aufzulösen ist wichtig, weil wann immer jemand einen Unfall mit Wirbelverletzungen hat, das geschieht immer genau an solchen Blockadepunkten, weil hier im Extremfall dann jeweils die unfallverhindernde (also ausgleichende) Energie nicht weiterfließen konnte. Das Lenkergefäß hat eine enorme energieausgleichende Funktion und gerade in extremen Unfallsituationen ist es absolut entscheidend, ob ein solcher Ausgleich hergestellt werden kann oder nicht.
Weitere Seiten über Pranayama:
Kapalabhati – die Schnellatmung