Samādhi und Sammlung
Zweite Reinheitsstufe: Reinheit des Geistes
Es geht hier nicht allein Samādhi als das achte Pfadglied des Yoga, sondern um das ganze Gebiet der Sammlung (samādhi-kkhandha; s. Kap. 1; 58 f), welches die drei letzten Pfadglieder umfasst. Der Begriff Sammlung erstreckt sich hier also auf den gesamten Bereich methodischer geistiger Schulung und Entwicklung (bhāvanā; s. u.).
Das Pali-Wort samādhi (sam-ā-√ dhā) bedeutet wörtlich: Festzusammengefügtsein und wird erklärt als das Gerichtetsein des Geistes auf ein einziges Objekt (citt’ckaggatā, wörtlich: Einspitzigkeit des Geistes). Ein gewisser Grad der Sammlung gehört zu den mit allem Bewusstsein untrennbar verbundenen sieben Geistesfaktoren (Kap. 179 Anm.).
Rechte Sammlung ist die mit allem karmisch-heilsamen Bewusstsein (kusala-citta) verbundene Sammlung; verkehrte Sammlung (micchā-samādhi) die mit allem unheilsamen Bewusstsein verbundene. Wenn die buddhistischen Texte ohne weiteren Zusatz bloß von Sammlung sprechen, so ist damit stets die rechte Sammlung gemeint.
In den Kommentaren werden drei Stadien oder Entwicklungsgrade der Sammlung unterschieden:
- die vorbereitende Sammlung (parikamma-samādhi), d. i. die bei Beginn der Übung noch ganz schwach entwickelte Sammlung;
- die der ersten Vertiefung sich annähernde angrenzende Sammlung (upacāra-samādhi), die bei gewissen Übungen durch das Auftreten des geistigen Gegenbildes (patibhāga-nimitta) gekennzeichnet ist;
- die durch Eintritt in die Vertiefung (s. u.) erreichte volle oder ekstatische Sammlung (appanā-samādhi).
Über die Sammlung siehe auch Kap. 56, 57, 199.
Zweifache Geistesentfaltung:
Geistesentfaltung (bhāvanā, wörtlich: Ins-Dasein-Bringen, Erwecken, Entfalten) ist das, was man meistens in ungenauer Weise als Meditation bezeichnet. Man unterscheidet zweierlei Geistesentfaltung:
- Entfaltung der Gemütsruhe (samatha-bhāvanā), d. i. Entfaltung der Sammlung (samādhi-bhāvanā);
- Entfaltung des Hellblicks (vipassanā-bhā-vanā), d. i. Entfaltung des Wissens (paññā-bhāvanā). Gemütsruhe und Hellblick sind Begriffe, die sowohl in den Sutten wie auch in den Abhidhamma-Texten häufig vorkommen.
Gemütsruhe (samatha) ist der durch intensive geistige Sammlung gewonnene gefestigte, friedvolle und lautere Zustand des Geistes. Hellblick (vipassanā) dagegen ist der auf Grund anschaulicher und methodisch entfalteter Erkenntnis auftauchende intuitive Einblick in die Vergänglichkeit, das Elend und die Nicht-ich-Natur aller körperlichen und geistigen Daseinsvorgänge, d. i. der alles Dasein umfassenden fünf Daseinsgruppen, nämlich Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein.
Die Gemütsruhe oder Sammlung hat nach dem Kommentar Sankhepa-vannanā einen dreifachen Segen: günstige Wiedergeburt, glückliches Leben und die für den Hellblick nötige Lauterkeit des Geistes. Die Sammlung nämlich bildet die nötige Grundlage und Voraussetzung für den Hellblick, dadurch nämlich, daß sie den Geist von den Hemmungen läutert, die die wirklichkeitsgemäße Erkenntnis verhindern. Der Hellblick aber ist es, der unmittelbar zu den vier Stufen der Heiligkeit (Kap. 258) und der Erlösung führt.
Der Buddha sagt daher (S. 22.5): „Übet geistige Sammlung, ihr Mönche, denn der geistig Gesammelte erkennt die Dinge der Wirklichkeit gemäß.“ Und in den „Fragen des Milinda“ heißt es: „Gleichwie, wenn man eine Lampe in ein dunkles Gemach bringt, das Lampenlicht das Dunkel verscheucht, Helle erzeugt und Licht verbreitet, so daß die Gegenstände sichtbar werden, ebenso zerstreut der Hellblick bei seinem Aufsteigen das Dunkel der Verblendung und gebiert das Licht der Erkenntnis.“
Aus dieser Funktion der Gemütsruhe oder Sammlung wird verständlich, daß die damit identische Reinheit des Geistes den folgenden, zum Gebiet des Hellblicks gehörenden fünf Reinheitsstufen (Kap. 63) vorauszugehen hat.
Im Visuddhi-Magga heißt es: „Als Reinheit des Geistes gelten die acht (meditativen) Erreichungszustände (oder Vertiefungen) zusammen mit der angrenzenden Sammlung.“
Für die Gewinnung des Hellblicks und somit der letzten fünf Reinheitsstufen ist der Konzentrationsgrad der angrenzenden Sammlung erforderlich. Die vorherige Entfaltung der vollen Sammlung oder Vertiefung ist förderlich, doch nicht notwendig. Im Zustand der vollen Sammlung oder Vertiefung selber kann es jedoch nicht zum Hellblick kommen, da darin die Geistesfaktoren Gedankenfassen und Überlegen schwach (in der ersten Vertiefung) oder abwesend sind.
Vertiefung (jhāna). Als Vertiefung gelten vor allem die vier Vertiefungen der feinkörperlichen Bewußtseins-Sphäre (rúpajjhāna), deren in den Texten häufig wiederkehrende Beschreibung in Kap. 14 gegeben wurde. Bisweilen werden aber auch die vier unkörperlichen Gebiete (arúpāyatana-āruppa) als unkörperliche Vertiefungen (arúpa-jjhāna) bezeichnet (Kap. 78, V; Kap. 128).
Die Vertiefungen sind Konzentrationszustände im Grade der vollen Sammlung, in denen die Fünfsinnentätigkeit und die fünf hauptsächlichen Hemmungen (s. u.) zeitweise ausgeschaltet sind. Obwohl in diesem Versenkungszustand weder Gesichts- und Hörwahrnehmungen noch Körperempfindungen auftreten und der Meditierende nach außen hin wie abgestorben erscheint, so ist doch sein Geist völlig wach, klar und ruhig, doch ausschließlich auf das jeweilige Objekt der Sammlung gerichtet.
„Die erste Vertiefung ist frei von fünf Gliedern, und fünf Glieder sind anwesend. Wenn nämlich der Mönch in die erste Vertiefung eintritt, so sind erloschen: Sinnenlust. Ärger, Stumpfheit und Mattigkeit, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, Zweifel (d. h. die fünf Hemmungen, nívarana), und zugegen sind: Gedankenfassen (vitakka), Überlegen (vicāra), Verzückung (píti), Glücksgefühl (sukha) und Sammlung (samādhi)“ (M. 43).
Von den letztgenannten fünf Vertiefungsgliedern (jhānanga) sind in der zweiten Vertiefung lediglich drei anwesend: Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung; in der dritten nur Glücksgefühl und Sammlung; in der vierten: Gleichmut (upekkhā) und Sammlung.
Die vierzig Übungsobjekte (kammatthāna). Für die Entfaltung der Gemütsruhe (samatha-bhāvanā) werden im Visuddhi-Magga die folgenden vierzig Übungsobjekte aufgezählt und dort (Kap. III-XI) in allen Einzelheiten besprochen:
I. Die zehn Kasinas oder „Allheiten“: 1. Erd-Kasina, 2. Wasser-Kasina, 3. Feuer-Kasina, 4. Wind-Kasina, 5. Blau-, 6. Gelb-, 7. Rot-, 8. Weiß-Kasina, 9. Licht-Kasina, 10. Raum-Kasina.
Im Einer-Buch des Aṅguttara-Nikāya wird noch als elftes das Bewußtseins-Kasina erwähnt, das gleichfalls in unserem Text (Kap. 80) enthalten ist, wo aber das Licht-Kasina fehlt. Das Licht-Kasina ist offenbar identisch mit der „Schauung des Lichts“ (āloka-saññā; Kap. 82).
II. Die zehn Unreinheiten (asubha): Eine aufgedunsene Leiche, eine blauverfärbte Leiche, eine eiternde Leiche, eine aufgespaltene Leiche, eine angenagte Leiche, eine umhergestreute Leiche, eine zerstückelte und umhergestreute Leiche, eine blutige Leiche, eine mit Würmern bedeckte Leiche, ein Knochengerippe.
Mit diesen Übungen sind die neun Leichenbetrachtungen in M.10 (Kap. 145) teilweise identisch, ebenso die Betrachtungen in Kap. 83.
III. Die zehn Betrachtungen (anussati): 1. über den Buddha, 2. die Lehre, 3. die Jüngerschaft, 4. die Sittlichkeit, 5. die Freigebigkeit, 6. die Himmelswesen, 7. den Tod, 8. die Körperbetrachtung, 9. Ein- und Ausatmung, 10. den Frieden.
Während 1-6 meist in ein und derselben Sutte erklärt werden, scheinen 7-10 stets nur getrennt beschrieben zu sein, und zwar die 7. Betrachtung in A.VIII.73 f (Kap. 91 f), die 8. in M.119 (s. hierzu Kap. 101); die 9. in M.118 (Kap. 104), die 10. in A.IX.52-61, X, 26 sowie in den Texten von Kap. 105 f.
IV. Die göttlichen Verweilungszustände (brahma-vihāra): Güte, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut.
V. Die vier unkörperlichen Gebiete (arúpāyatana): Raumunendlichkeitsgebiet, Bewußtseinsunendlichkeitsgebiet, Nichtheitsgebiet, Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung.
VI. Die Vorstellung von der Widerlichkeit der Nahrung.
VII. Die Analyse der vier Elemente.
Von den obengenannten Übungen führen
- zur angrenzenden Sammlung: III, 1-7, 10; VI; VII;
- zur ersten Vertiefung: II; III, 8;
- zur dritten Vertiefung: IV, 1-3;
- zur vierten Vertiefung: I; III, 9, IV, 4; V.
Zur Entstehung des aufgefaßten Bildes (s. u.) und des Gegenbildes (s. u.) kommt es nur durch I, II, III, 8 und 9, also bei zweiundzwanzig Übungen.
In den folgenden Abschnitten werden nun diese vierzig Übungsobjekte im Einzelnen behandelt.
Die zehn Kasinas
Die Kasina-Übungen sind ein rein äußerliches Verfahren, die Sammlung und die vier Vertiefungen herbeizuführen. Sie bestehen darin, dass man seine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit auf einen der oben gegebenen Gegenstände konzentriert, etwa auf eine bunte Scheibe (Blau-, Gelb-, Rot-, Weiß-Kasina), einen Fleck Erde (Erd-Kasina), einen Teich (Wasser-Kasina) u. ä., bis man schließlich einen geistigen Reflex sowohl bei offenen als auch bei geschlossenen Augen wahrnimmt, das sogenannte ,aufgefasste Bild’ (uggaha-nimitta).
Indem man nun fortfährt, seine konzentrierte Achtsamkeit darauf gerichtet zu halten, entsteht das klare, unbewegliche ,Gegenbild’ (patibhāga-nimitta), und damit ist die angrenzende Sammlung (upacāra-samādhi) erreicht. Indem man aber seine volle Aufmerksamkeit noch immer auf das geistige Objekt gerichtet hält, erreicht man schließlich einen Zustand, wo alle Sinnentätigkeit ausgeschaltet ist, wo es kein Sehen und Hören, keine körperlichen Eindrücke mehr gibt, nämlich den Zustand der ersten Vertiefung.
Zehn Allheitsgebiete (kasināyatana) gibt es, ihr Mönche: Welche zehn?
Da nimmt einer die Erde als Allheit wahr, über sich, unter sich, ringsherum, ungeteilt, unermeßlich.
Da nimmt einer das Wasser als Allheit wahr . . . das Feuer . . . den Wind . . . das Blaue . . . das Gelbe . . . das Rote. . . das Weiße. . . den Raum . . . das Bewußtsein, über sich, unter sich, ringsherum, ungeteilt, unermeßlich.
Das, ihr Mönche, sind die zehn Allheitsgebiete. Als höchstes aber, ihr Mönche, von diesen Allheitsgebieten gilt es, wenn einer das Bewußtsein als Allheit wahrnimmt, über sich, unter sich, ringsherum, ungeteilt, unermeßlich. Solcherart wahrnehmende Wesen gibt es, ihr Mönche. Aber auch bei den solcherart wahrnehmenden Wesen, ihr Mönche, da zeigt sich Veränderung und Wechsel. Solches erkennend empfindet der wissende edle Jünger Ekel davor. Indem er aber Ekel davor empfindet, wendet er sich ab vom Höchsten, um wieviel mehr gar vom Niedrigen.
Acht Überwindungsgebiete (abhibhāyatana) gibt es, ihr Mönche: Welche acht?
1. Am eigenen Körper (blaue, rote, gelbe oder weiße) Formen wahrnehmend, sieht da einer nach außen hin begrenzte Formen (das geistige Gegenbild), schöne oder häßliche; und diese (durch Eintritt in die Vertiefung) überwindend versteht er (nachdem er wieder aus der Vertiefung ausgetreten ist): ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das erste Überwindungsgebiet.
2. Am eigenen Körper Formen wahrnehmend, sieht da einer nach außen hin unbegrenzte Formen, schöne oder häßliche; und diese überwindend versteht er: ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das zweite Überwindungsgebiet.
3. Am eigenen Körper keine Formen wahrnehmend, sieht einer nach außen hin begrenzte Formen, schöne oder häßliche; und diese überwindend versteht er: ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das dritte Überwindungsgebiet.
4. Am eigenen Körper keine Formen wahrnehmend sieht einer nach außen hin unbegrenzte Formen, schöne oder häßliche; und diese überwindend versteht er: ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das vierte Überwindungsgebiet.
5. Am eigenen Körper keine Formen wahrnehmend, sieht einer nach außen hin blaue Formen, von blauer Farbe, blauem Aussehen, blauem Glanze; und diese überwindend versteht er: ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das fünfte Überwindungsgebiet.
6/7/8. Am eigenen Körper keine Formen wahrnehmend, sieht einer nach außen hin gelbe Formen . . . rote Formen . . . weiße Formen, von weißer Farbe, weißem Aussehen, weißem Glanze; und diese überwindend versteht er: ,Ich weiß, ich erkenne.’ Dies ist das achte Überwindungsgebiet.
Diese acht Überwindungsgebiete gibt es, ihr Mönche. Als höchstes aber, ihr Mönche, von diesen acht Überwindungsgebieten gilt es, wenn einer am eigenen Körper keine Formen wahrnehmend, nach außen hin weiße Formen sieht, von weißer Farbe, weißem Aussehen, weißem Glanze. Auch solcherart wahrnehmende Wesen gibt es, ihr Mönche. Aber auch bei den solcherart wahrnehmenden Wesen, ihr Mönche, da zeigt sich Veränderung und Wechsel. Solches erkennend, ihr Mönche, empfindet der wissende edle Jünger Ekel davor. Indem er aber Ekel davor empfindet, wendet er sich ab vom Höchsten, um wieviel mehr gar vom Niedrigen.
In der ersten und zweiten Übung wählt man als vorbereitendes Kasina-Objekt am eigenen Körper eine begrenzte (kleine) oder größere Stelle, schön oder häßlich, und konzentriert darauf seine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit, so daß einem nach einiger Zeit dieses Objekt als geistiges Bild wiedererscheint, und zwar gleichsam als etwas außerhalb Befindliches. Solche an sich ganz mechanisch erscheinende Übung ermöglicht, wenn richtig durchgeführt, einen hohen Grad von geistiger Sammlung und die Erreichung aller vier Vertiefungen (jhāna).
In der dritten und vierten Übung gewinnt der Mönch durch ein äußeres Kasina-Objekt das geistige Bild und die Vertiefungen.
Von den Kasina-Objekten soll ein kleines heilsam sein für eine geistig unstete Natur (vitakka-carita), ein großes für eine verblendete Natur (moha-carita), ein schönes für die zum Zorn neigende Natur (dosa-carita), ein häßliches für die zur Begierde neigende Natur (rāga-carita).
Als Objekte der letzteren vier Übungen soll man klare, leuchtende Farben wählen, Blumen, Stoffe usw.
Die Schauung des Lichts
Welche Entfaltung der Sammlung aber, ihr Mönche, geübt und häufig gepflegt, führt zur Gewinnung des Erkenntnisblickes?
Da, ihr Brüder, erwägt der Mönch die Schauung des Lichts (āloka-saññā), heftet seinen Geist auf die Vorstellung des Tags, und wie bei Tage so des Nachts, wie des Nachts so bei Tage. Auf diese Weise übt er wachen, ungetrübten Geistes den von Licht begleiteten Bewußtseinszustand. Diese Entfaltung der Sammlung, ihr Brüder, also geübt und häufig gepflegt, führt zur Gewinnung des Erkenntnisblickes.
„Er übt und entfaltet den mit Licht verbundenen Bewußtseinszustand zwecks Erreichung des Wissens vom himmlischen Auge (dibba-cakkhu-ñāna; vgl. Kap. 170). Wenn aber gesagt wird, daß er die Schauung des Lichts übt, so ist das wegen der die Stumpfheit und Mattheit vertreibenden Schauung des Lichts gesagt und nicht als des ,himmlischen Auges Wissenslicht’ aufzufassen.“ (Vis.) Mit dem Erkenntnisblick ist nach dem Kom. hier das himmlische Auge gemeint.
Die Ekel- oder Leichenbetrachtungen
Gleichsam, o Ehrwürdiger, als sähe der Mönch eine auf das Leichenfeld geworfene Leiche, ein, zwei oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, blauverfärbt, in Eiterung übergegangen, so schließt er auf seinen eigenen Körper: ,Auch dieser Körper hat ein solches Schicksal, ein solches Los, kann dem nicht entgehen.’ Oder ferner, als sähe er eine auf das Leichenfeld geworfene Leiche, wie sie von Krähen, Seeadlern, Geiern, Hunden, Schakalen oder von vielerlei Wurmerarten gefressen wird, so schließt der Mönch auf seinen eigenen Körper: ,Auch dieser Körper hat ein solches Schicksal, ein solches Los, kann dem nicht entgehen.’
Oder ferner, als sähe er eine auf das Leichenfeld geworfene Leiche, ein von Sehnen zusammengehaltenes Knochengerüst, an dem noch Fleisch und Blut klebt . . . ein von Sehnen zusammengehaltenes blutbeflecktes Knochengerüst, von dem das Fleisch geschwunden ist . . . Knochen, von den Sehnen losgelöst, nach allen Richtungen zerstreut, hier einen Handknochen, da einen Fußknochen, da einen Beinknochen, da das Rückgrat, da einen Schädelknochen . . . gebleichte, wie Muscheln aussehende Knochen . . . aufgehäufte Knochen nach Verlauf vieler Jahre . . . vermoderte, in Staub zerfallene Knochen; als sähe er das, schließt er auf seinen eigenen Körper: ,Auch dieser Körper hat ein solches Schicksal, ein solches Los, kann dem nicht entgehen.
Dieses Gebiet aber, o Ehrwürdiger, entfaltet und häufig geübt, führt zur Zerstörung des Ichdünkels.
Da, ihr Mönche, hält der Mönch einen aufgestiegenen günstigen Gegenstand der Vertiefung im Geiste fest, wie die Vorstellung eines Knochengerippes, die Vorstellung einer von Würmern angefressenen Leiche, die Vorstellung einer in Fäulnis übergegangenen Leiche, die Vorstellung aufgedunsenen Leiche.
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