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wayne dyerWayne Dyer
aus dem Buch „Mit Absicht“

Absicht und Unendlichkeit

Die Ewigkeit ist nicht das Jenseits … dies hier ist sie.
Wer sie hier nicht erfährt, erfährt sie nirgendwo.
– Joseph Campbell

Bitte tun Sie mir den Gefallen und führen Sie jetzt an Ort und Stelle eine kleine Übung durch. Legen Sie das Buch weg und sagen Sie laut: Ich bin nicht von hier. Machen Sie sich den Sinn dieses Satzes klar. Er bedeutet, dass Sie in dieser Welt sind, aber nicht von dieser Welt. Sie haben gelernt, sich mit einem Körper zu identifizieren, der Ihren Namen trägt und aus Molekülen, Knochen, Gewebe, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff besteht. Sie kennen sich selbst als eine bestimmte Person mit einem eigenen Namen, und als solche identifizieren Sie sich mit den Errungenschaften und Leistungen, die Sie angesammelt haben. Dieses Ich ist aber auch im Besitz von erschreckenden Informationen.

Es weiß, dass es ihm, wenn es Glück hat, beschieden ist, alt zu werden, nur um dann schwach und krank zu werden, alles zu verlieren, woran es sein Herz gehängt hat, und zu sterben. Das ist eine Kurzfassung dessen, was die Welt Ihnen zu bieten hat, und wahrscheinlich sind Sie jetzt perplex und kommen ins Grübeln über die Absurdität dessen, was wir Leben nennen. Dieses düstere Bild, das Angst oder gar Entsetzen auslöst, möchte ich mit einer Idee aufhellen, die das Grauen vertreibt. Sie müssen nämlich wissen, dass Sie sich nicht mit dem Gedanken abzufinden brauchen, Sie wären ein Haufen Fleisch und Knochen und dazu verdammt, sich im Laufe eines Alterungsprozesses allmählich aufzulösen.

Sie entspringen einem universellen Schöpfungskraftfeld, das ich bisher Absicht genannt habe. In gewisser Weise ist dieser universelle Geist vollkommen unpersönlich. Er ist reine Liebe, Güte, Schönheit und Kreativität, dabei fortwährend in Ausdehnung begriffen und unerschöpflich. In diesem universellen Bewusstsein haben Sie Ihren Anfang genommen. Und wie ich unentwegt betonte, bedeutet »universell« überall und allezeit. Mit anderen Worten: unendlich.

Solange Ihre eigenen Wünsche mit der Entfaltung dieses ewigen Prinzips übereinstimmen, kann nichts in der Welt Sie an deren Erfüllung hindern. Nur wenn Sie zulassen, dass Ihnen das Ego in die Quere kommt und sich gegen die fortschreitende, alles in sich aufnehmende Bewegung der universellen Absicht sperrt, finden Sie keine Erfüllung in der Verwirklichung Ihrer Wünsche. Das Leben selbst ist ewig, und Sie entspringen diesem unendlichen Nichts namens Leben. Ihre Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu leben und sich dabei mit dem Ewigen zu verbinden, entscheidet darüber, ob Sie mit der universellen Absicht verbunden bleiben.

Das Leben ist ewig

Wir alle leben auf einer Bühne, die sich auf allen Seiten zum Unendlichen hin öffnet. Sie brauchen nur heute Abend einmal einen Blick nach draußen zu werfen und über die Unendlichkeit des Raums nachzusinnen. Es gibt dort Sterne, die so weit weg sind, dass ihre Entfernung nach der Zahl der Jahre gemessen wird, die ihr Licht benötigt, um die Erde zu erreichen. Jenseits der sichtbaren Sterne gibt es Galaxien ohne Ende, die sich bis in etwas erstrecken, das wir Ewigkeit nennen. Tatsächlich ist der Raum, in dem wir leben, unendlich. Er ist allerdings so riesig, dass wir es nicht erkennen können. Wir befinden uns in einem unendlichen Universum ohne Anfang und Ende.

Passen Sie jetzt gut auf. Wenn Leben unendlich ist, dann ist das hier nicht Leben. Lesen Sie diesen Satz noch einmal und bedenken Sie dabei, dass Leben wahrhaftig unendlich ist. Das ist in allem zu erkennen, was wir unter die Lupe nehmen. Daraus müssen wir schließen, dass dieses Leben mit einem Körper und all seinen Leistungen und Errungenschaften, die ohne Ausnahme aus Staub entstehen und wieder zu Staub werden, nicht das eigentliche Leben ist. Das wahre Wesen des Lebens zu erfassen kann Ihr Dasein drastisch zum Besseren verändern.

Eine gewaltige innere Wende wird sich vollziehen, Ihnen die Todesangst nehmen (wie könnten Sie etwas fürchten, was gar nicht existiert?) und Sie für immer mit dem unendlichen schöpferischen Ursprung verbinden, der Absicht hinter allem, von der unendlichen Welt des Bewusstseins bis hin zur endlichen Welt, und Sie werden sich selbst als unendliches Wesen begreifen.

Obwohl Sie in dieser endlichen Welt mit Anfang und Ende weilen, bleibt Ihnen das unendliche Wesen der universellen Absicht erhalten, weil es ewig ist. Alles, was Sie anders als ewig erfahren, ist einfach nicht das wahre Leben. Es ist eine Illusion, die Ihr Ego erzeugt, weil es sich eine eigene, vom unendlichen Ursprung getrennte Adresse und Identität zu erhalten sucht.

Sich selbst als unendliches spirituelles Wesen mit menschlicher Erfahrung zu betrachten statt umgekehrt, macht den meisten Menschen eine Heidenangst. Bitte fassen Sie diese Ängste jetzt sofort ins Auge und setzen Sie sich mit ihnen auseinander; dann werden Sie eine dauerhafte Verbindung mit der Fülle und Weite des universellen Ursprungs eingehen, aus dem die gesamte Schöpfung in ihrer jeweiligen Form entspringt.

Die Angst vor dem Unendlichen

Wir alle haben einen Körper, der sterben wird, und das wissen wir, können es uns aber trotzdem für unsere eigene Person nicht vorstellen und benehmen uns daher so, als gelte es nicht für uns. Fast scheint es, als würden wir uns einreden: Jeder stirbt, bloß ich nicht. Das passt zu den Beobachtungen, die Freud machte. Unser Tod ist unvorstellbar, und so leugnen wir ihn einfach und leben so, als würden wir nicht sterben … aus dem Entsetzen heraus, mit dem uns der Gedanke an den eigenen Tod erfüllt. Als ich an diesem Kapitel schrieb, sagte ich einem Freund, mir schwebe vor, dem Leser damit alle Todesfurcht zu nehmen. Lassen Sie es mich bitte wissen, wenn es auch nur im Mindesten ermutigend auf Sie wirkt.

Als Siebenjähriger lebten mein älterer Bruder David und ich eine Zeit lang bei Pflegeeltern in Michigan, wo uns das Ehepaar Scarf aufnahm, damit meine Mutter arbeiten konnte, um uns wieder zu sich zu nehmen. An eins erinnere ich mich noch so deutlich, als sei es erst gestern gewesen: David und ich saßen auf der Veranda hinter unserem Haus, als Mrs. Scarf mit zwei Bananen in der Hand tränenüberströmt zu uns herauskam und sagte: »Mr. Scarf ist heute Morgen gestorben.«

Es war das erste Mal, dass ich mit dem Tod eines Menschen in Berührung kam. Um die sichtlich Verzweifelte zu trösten, fragte ich sie mit der ganzen Naivität meiner sieben Jahre: »Und wann kommt er zurück?« Mrs. Scarf beantwortete meine Frage mit einem Wort, das ich nie vergessen habe. Sie sagte einfach: »Nie.«

Ich ging nach oben, schälte meine Banane, legte mich aufs Bett und versuchte, das Wort nie zu ergründen. Was bedeutete es, für immer tot zu sein? Mit tausend oder gar einer Milliarde Jahren wäre ich noch fertig geworden, aber das Nie war so ungeheuerlich, so unfassbar endlos, dass mir fast schlecht war.

Und wie wurde ich mit diesem unbegreiflichen Nie schließlich fertig? Ich vergaß die ganze Sache einfach und war wieder ganz Siebenjähriger bei Pflegeeltern. Dies meinte Castaneda, als er sagte, wir steckten alle in einem Körper, der langsam stirbt, verhielten uns aber so, als täte er das nicht, und das sei unser größter Fehler.

Der eigene Tod. Im Wesentlichen gibt es zwei Ansichten über das Dilemma des eigenen Todes. Die eine lautet, dass wir physische Existenz haben in einem Körper, der geboren wird und mit dem wir eine Zeit lang leben, bis er immer mehr ver¬fällt, sodass wir schließlich sterben und für immer tot sind. Diese Aussicht kann einen lebendigen Menschen, ob er bewusst oder unbewusst daran festhält, nur entsetzen. Wenn Sie dieser statt der zweiten Ansicht sind, ist es vollkommen verständlich, dass der Tod Ihnen Angst einflößt. Vielleicht heißen Sie ihn auch willkommen, weil Sie das Leben hassen oder fürchten.

Die zweite Ansicht lautet schlicht, dass wir ewig sind und dass unsere unendliche Seele sich für eine gewisse Zeit in unserem Körper eingerichtet hat. Nach dieser Auffassung stirbt nur der physische Leib; wir selbst sind heil und ganz geschaffen, und unsere Körperlichkeit verdanken wir der schöpferischen Absicht des universellen Bewusstseins. Dieses universelle Bewusstsein war und ist formlos – es ist die reine Energie der Liebe, Schönheit, Güte und Kreativität und kann nicht sterben, da es keine Form hat —, ohne Form kein Tod, keine Grenzen, kein Verfall, ohne Fleisch keine Möglichkeit der Verwesung.

Welche dieser beiden Auffassungen ist für Sie am tröstlichsten? Welche spricht für Liebe und Frieden? Und welche weckt Angst und Unruhe? Bestimmt hilft Ihnen die Vorstellung der eigenen Unendlichkeit, sich mit der Ewigkeit zu arrangieren Es ist Ihnen sicher angenehmer zu wissen, dass Sie vor allem und in erster Linie ein unendliches Wesen sind, das sich bewusst mit dem eigenen ewigen und allgegenwärtigen Ursprung verbindet. Aufgrund seiner Unendlichkeit ist dieser überall, woraus folgt, dass der göttliche Geist in seiner Gesamt¬heit jeden Augenblick an jedem Punkt im Raum gegenwärtig sein muss.

Der göttliche Geist ist also überall gegenwärtig, einschließlich Ihrer selbst. Sie können sich nie und nimmer von ihm trennen. Irgendwann werden Sie lachen über die absurde Idee, jemals vom universellen Bewusstsein getrennt sein zu können. Es ist Ihr Ursprung. Sie sind eins damit. Gott ist der Geist, durch den Sie denken und existieren. Er ist immer mit Ihnen verbunden, auch wenn Sie das nicht glauben. Ein Atheist braucht nicht an Gott zu glauben, um Gott zu erfahren. Die Frage ist folglich nicht, ob der Körper stirbt, sondern auf welcher Seite der Unendlichkeit Sie zu leben wünschen. Sie haben die Wahl zwischen der inaktiven und der aktiven Seite der Unendlichkeit. In jedem Fall haben Sie eine Verabredung mit der Unendlichkeit, um die Sie nicht herumkommen.

Die Verabredung mit der Unendlichkeit. Lesen Sie noch einmal die Zeilen von Joseph Campbell zu Beginn dieses Kapitels. Dies hier ist die Ewigkeit! Genau jetzt, genau hier sind Sie ein unendliches Wesen. Sobald Sie die Angst vor dem Tod, dem Ende, überwunden haben, verschmelzen Sie mit dem Unendlichen und empfinden den Trost und die Erleichterung, die diese Erkenntnis mit sich bringt. In der materiellen Welt identifizieren wir alles mithilfe eines Raum-Zeit-Kontinuums.

Die Unendlichkeit hat jedoch keine Vorliebe für Zeit oder Raum. Wir bestehen nicht aus den Elementen, aus denen sich der Körper zusammensetzt; wir machen nur Gebrauch von diesen Elementen. Wir gehen über Zeit und Raum hinaus und sind mit dem unendlichen universellen Geist vereint. Wenn Sie das noch nicht erkannt haben, liegt es an Ihrer Angst. Aber Sie können Ihre Verabredung mit der Unendlichkeit einhalten, während Sie in diesem vergänglichen Körper verweilen, der so sklavisch an Zeit und Raum haftet. Mein Anliegen ist es, Ihnen zu den entsprechenden praktischen Erkenntnis zu verhelfen. Sobald Sie mit der Unendlichkeit eins sind, werden Sie ohne Todesfurcht leben, das versichere ich Ihnen.

Betrachten wir einmal die beiden Hauptelemente des Raum-Zeit-Gefängnisses, in dem sich der materielle Körper und alles was an ihm kostbar ist, befindet. Der Faktor »Raum« bedeutet dass wir uns von allem und jedem getrennt erfahren. Dies hier ist mein Raum, definiert durch meine Begrenzungen; das dort ist dein Raum. Selbst der Mensch, der seelenverwandt mit Ihnen ist und den Sie am meisten schätzen, ist Welten von Ihnen entfernt. Wie nahe Sie sich im Raum auch kommen mögen, jeder hat seine Grenzen. Im Raum sind wir stets getrennt voneinander. Sich eine unendliche Welt ohne räumliche Trennung vorstellen zu wollen ist extrem schwierig, bis wir der Unendlichkeit begegnet sind.

Auch die Zeit ist ein solcher Trennungsfaktor. Wir sind von allen Ereignissen und Erinnerungen unserer Vergangenheit getrennt. Alles, was einmal geschehen ist, ist getrennt von dem, was jetzt gerade geschieht. Die Zukunft ist ebenfalls getrennt vom Hier und Jetzt, in dem wir leben. Die Zukunft kennen wir nicht, und die Vergangenheit ist unwiederbringlich vorbei. So sind wir durch diese mysteriöse Illusion, die wir Zeit nennen, von allem abgeschnitten, was je war und je sein wird.

Wenn Ihre unendliche Seele Ihren Körper verlässt, ist sie nicht länger den Beschränkungen von Raum und Zeit unterworfen. Die Illusion der Trennung kann Ihnen nicht mehr im Weg stehen. Ich frage Sie also nicht, ob Sie glauben, dass Sie mit der Unendlichkeit verabredet sind, sondern wann Sie zu dieser unausweichlichen Verabredung gehen werden. Sie können es entweeder jetzt tun, in der Illusion von Raum und Zeit, während Sie noch lebendig sind und einen Körper haben, oder wenn Sie tot sind. Falls Sie sich dazu entschließen, Ihre Verabredung mit der Unendlichkeit einzuhalten, während Sie noch leben und at¬men, lernen Sie das Sterben, während Sie leben. Wenn Sie den Übergang zur aktiven Seite der Unendlichkeit schaffen, löst sich Ihre Angst vor dem Tod auf, und Sie lachen nur noch da¬rüber, so töricht gewesen zu sein.

Erkennen Sie Ihr wahres Wesen, schauen Sie dem Tod direkt ins Auge und zerbrechen Sie die Ketten der Sklaverei, die Sie an diese Angst fesseln! Sie sterben nicht. Sagen Sie das laut. Me¬ditieren Sie darüber. Betrachten Sie es aus diesem Blickwinkel: Welchen Sinn hätte Ihr Leben, wenn Sie kein unendliches Wesen wären? Bestimmt kann der Sinn nicht das ganze Trara von Geburt, Arbeitsleben, Besitzanhäufen, Verlust, Krankheit und Tod sein. Indem Sie zu Ihrem unendlichen Wesen erwachen und mit den sieben Gesichtern der universellen Absicht verbunden bleiben, befreien Sie sich allmählich von den Beschränkungen, die Ihr Ego Ihnen auferlegt hat.

Dann setzen Sie die Führungsmacht und den Beistand des unendlichen universellen Bewusstseins für sich ein. Vor allem aber fühlen Sie den Frieden, der Sie überkommt, wenn Sie Ihre Angst vor Sterblichkeit und Tod überwinden. Ich bin immer tief berührt von den Biographien großer spiritueller Lehrer, die glückselig und ohne Furcht aus diesem Erdenleben geschieden sind. Sie haben allen Zweifel verbannt, sich von aller Angst befreit und sich bereitwillig und ohne Umschweife auf die Begegnung mit der Unendlichkeit eingelassen. Hier die letzten Worte von einigen Menschen, die ich immer bewundert habe:

Die Stunde, die ich lang ersehnt, ist jetzt gekommen.
Theresia von Avila

Lasst uns freundlicher zueinander sein.
Aldous Huxley

Wenn das der Tod ist, ist er leichter als das Leben
Robert L. Stevenson

Das ist der Schluss des Irdischen! Ich bin zufrieden
John Quincy Adams

Im Himmel werde ich hören können.
Ludwig van Beethoven

Mehr Licht! Mehr Licht!
Johann Wolfgang von Goethe

Ich gehe in jenes Land, das ich all mein Leben sehen wollte.
William Blake

Es ist wunderschön da drüben.
Thomas Edison

Ram, Ram, Ram [Gott, Gott, Gott]
Mahatma Gandhi

 

Warum schreiben Sie nicht jetzt schon Ihre letzten Worte nieder und verwandeln sich, solange Sie noch einen Körper wohnen, in ein unendliches Wesen? Schauen Sie einmal, während Sie Sie über Ihre Verabredung mit der Unendlichkeit nachdenken, wie die meisten von uns ihr Leben leben. Wir wissen, dass wir in einem Körper stecken, der sterben wird, benehmen und jedoch so, als würde uns das nicht betreffen.

Mit dieser Ansicht stellen wir uns auf die inaktive Seite der Unendlichkeit, wo wir blind sind für unsere Verbindung mit der universellen Absicht und unsere Fähigkeit, mit dem schöpferischen Bewusstsein im Einklang zu bleiben. Untersuchen wir einmal, welch einen Unterschied es macht, ob wir unsere Verabredung mit der Unendlichkeit jetzt wahrnehmen oder erst bei unserem Tod. Im einen Fall finden wir uns auf der aktiven Seite der Unendlichkeit, im anderen meiden wir diese und halten uns an die inaktive Seite.

Die aktive und die inaktive Seite der Unendlichkeit

Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit sind Sie sich voll und ganz der Tatsache bewusst, dass Ihr Körper sterben wird. Darüber hinaus haben Sie die innere Gewissheit, dass Sie nicht dieser Körper oder dieser Geist mit all seinen Leistungen und Erfolgen sind. Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit haben Sie guten Zugriff zu der Halteschlaufe der universellen Absicht, von der zuvor bereits die Rede war, und sind Beobachter all Ihrer Sinneserfahrungen. Das mag in Ihren Ohren nicht un¬bedingt großartig klingen; aber ich versichere Ihnen, dass Ihnen, sobald Sie Ihre innere Aufmerksamkeit auf die aktive Seite derr Unendlichkeit richten, wundersame Dinge in Ihrem Lebensalltag auffallen werden.

Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit sind Sie zuerst und vor allem ein unendliches spirituelles Wesen, das für eine gewisse Zeit menschliche Erfahrungen macht, und leben in jeder Beziehung aus dieser Sicht der Dinge. Auf der inaktiven Seite der Unendlichkeit machen Sie genau gegenteilige Lebenserfahrungen. Hier sind Sie zuerst und vor allem ein Mensch mit gelegentlichen spirituellen Erfahrungen. Ihr Leben ist von Todesfurcht gekennzeichnet, einem Gefühl der Getrenntheit von anderen, von Konkurrenzdenken und dem Bedürfnis, dominant und erfolgreich zu sein. Die inaktive Seite der Unendlichkeit trennt Sie von der Kraft der universellen Absicht.

Im Folgenden zähle ich ein paar der Unterschiede auf zwischen denen, die meines Erachtens auf der aktiven Seite der Unendlichkeit leben, und denen, die ihr göttliches Wesen ver¬leugnen und sich für die inaktive Seite der Unendlichkeit entscheiden.

Sinn für die eigene Berufung. Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit betrachten Sie die Verbindung zur universellen Absicht nicht länger als bloße Möglichkeit, sondern als Ruf, den Sie beachten müssen. Von der inaktiven Seite der Unendlich¬keit aus sehen Sie im Leben ein sinn- und bedeutungsloses Chaos, während Sie von der aktiven Seite aus die Bestimmung erfüllen werden, die Sie im tiefsten Innern spüren.

Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückschaue, wird mir klar, dass ich schon in frühester Kindheit meine Berufung ahnte. Ich weiß seit meinen Kindertagen, dass mein Leben übervoll sein würde. Während mich in der Highschool und später im College die öden, völlig trockenen Vorträge von Lehrern und Professoren zu Tode langweilten, träumte ich davon, einmal zu einem großen Publikum zu sprechen. In jenen Jugendtagen schwor ich mir, immer meinem Herzen zu folgen, und ich wusste irgendwie, dass ich aus einem bestimmten Grund hier bin.

Ich war entschlossen, mich durch nichts und niemanden von meinem Weg abbringen zu lassen. Ich habe im-mer gespürt, dass ich in Wirklichkeit eine unendliche Seele bin, die sich zeitweise als Ehemann, Vater, Autor, Vortragsredner und einsachtzig großer Amerikaner mit beginnender Glatze verkörpert. Da ich auf der aktiven Seite der Unendlichkeit lebe, habe ich einen Sinn für meine Berufung, der nicht zulassen wird, dass ich sterbe, »ohne meine Musik gespielt zu haben«.

Sie können eine ebensolche Wahl treffen. Lassen Sie einfach die Vorstellung fahren, dass Sie ein Körper sind, der sterben muss, und machen Sie sich lieber Ihr unsterbliches Selbst bewusst. Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit werden Sie Ihr höheres Selbst finden, von dem sich nur ein kleiner Teil als Ihr Körper materialisiert hat. Ich garantiere Ihnen, dass durch die bloße Erkenntnis Ihrer selbst als unendliches und daher unvergängliches Wesen Ihre Verbindung zur höheren Absicht und die Fähigkeit, innerhalb der Grenzen Ihres universellen Ursprungs alles zu verwirklichen, was Sie sich wünschen, Realität für Sie wird. Anders geht es gar nicht.

Ihr Sinn für die eigene Berufung macht Ihnen klar, dass Sie beim Spiel des Lebens auf der aktiven Seite der Unendlichkeit stehen. Ehe Sie Ihre Berufung erkennen, lassen Sie sich davon leiten, was Sie vom Leben erwarten und wonach Ihnen gerade der Sinn steht. Auf der aktiven Seite der Unendlichkeit geht Ihnen auf, dass es Zeit wird, das zu tun, was Ihre Berufung von Ihnen verlangt.

Dann empfinden Sie es als falsch, sich durchzulavieren und zu hoffen, dass die Dinge sich zum Besten wenden werden, oder abzuwarten, dass das Glück Ihnen endlich hold ist, oder darauf zu bauen, dass andere etwas für Sie tun. Vielmehr lässt der Sinn für Ihre Berufung Sie zu der Erkenntnis kommen: Ich bin ewig, und das heißt, dass ich aus der Unendlich¬st der spirituellen Absicht hier aufgetaucht bin, um meiner Berufung zu folgen, und mich entsprechend verhalten muss. Sie beginnen damit, Ihre Ziele in der Sprache der universellen Absicht abzufassen, und sind gewiss, dass sie sich realisieren werden.

Sie greifen auf die Kraft der Intention zurück, um nicht von Ihrem Weg abzukommen. Sie kann nicht fehlgehen, denn es gibt keinen Fehler im Unendlichen.
Das folgende Gedicht eines persischen Dichters aus dem 13. Jahrhundert wird Sie in der Gewissheit stärken, dass Sie eine Bestimmung haben:

Du bist mit großen Möglichkeiten geboren.
Du bist mit Güte und Vertrauen geboren.
Du bist mit Idealen und mit Träumen geboren.
Du bist mit Größe geboren.
Du bist mit Flügeln geboren.
Du bist nicht zum Kriechen bestimmt, also lass es.
Du hast Flügel.
Lerne, sie zu gebrauchen, und flieg.
Jelaluddin Rumi

Wenn Rumi sein Gedicht von der inaktiven Seite der Unendlichkeit aus geschrieben hätte, wäre unter Umständen etwas in folgender Art dabei herausgekommen:

Du bist ein Unfall der Natur.
Du bist den Gesetzen des Glücks und des Zufalls unterworfen.
Du kannst leicht herumgestoßen werden.
Deine Träume sind bedeutungslos.
Du bist dazu bestimmt, ein gewöhnliches Leben zu führen.
Du hast keine Flügel.
Also vergiss die Sache mit dem Fliegen und bleib auf dem Teppich.
(…)

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